Das Gleichnis vom Kamel und Nadelöhr. Die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge (Mk. 10,25)


Hausarbeit, 2021

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitendes

2 Inhaltliche Annäherung
2.1 Exegeti scher Kommentar

3 Systematisch-theologischer Annäherungsversuch
3.1 Schlussplädoyer

Literaturverzeichnis

1 - Einleitendes

„ Genugtuung, Geld auf der Bank zu haben, macht vielleicht im Moment glücklich, doch mit der Zeit hat der Besitzende immer mehr Angst, dass er alles verlieren könnte. Der große Lehrer (Buddha) predigte deshalb Armut, da er darin eine Art von ,Erlösung‘ sah.“1

Mit diesen Worte beschrieb der buddistische Dalai Lama das Reichtum. Eine Sicht der Weltanschauung, welche auch im frühen Christentum umarmt wurde. Im ursprünglichen christlichen Glauben predigte Jesus Christus: ,,, Leichter ist es für das Kamel durch das Auge der Nadel hindurchzugehen als ein Reicher das Königreich von Gott betreten kann"2 (Mk 10,25)

Viele Religionen, Weltanschauungen, Philosophen und indigene Kulturen betrachten materiellen Reichtum skeptisch.

So wird es auch in der Markuserzählung Mk 10, 17-31 unterbreitet. Jedoch geht es hier vielmehr um die Tatsache, dass man sich nicht auf seinen Reichtum verlassen soll, wenn es darum geht das ewige Leben zu erben. In der Geschichte geht es weniger um den Reichtum als solches. Unter Jesu Anhängern waren auch reiche Personen dabei. Es gab vermutlich auch wohlhabende Menschen die Jesus und seine Jünger, finanziell unterstützten. Es geht vielmehr um das Hinterfragen der eigenen Prioritäten. Richte ich mein Leben nach dem materiellen Besitztümern aus oder nach Gott? Was steht an erster Stelle? Sozialer Status, Prestige, Kraft, Geld oder mein Vertrauen und Glaube an Gott?

Somit ist Anliegen dieser Arbeit sich mit der Thematik des Reichtums auseinanderzusetzen, ausgehend von Mk 10,25 und nicht zuletzt, das verknüpfende Verständnis des Lohns der Nachfolge aufzuzeigen.

In einem ersten Schritt wird eine kurze und knappe Annäherung an das Inhaltliche gewagt, um so die zentralen Ideen herausdestillieren zu können und so ein besseres Bild des Aufbaus und der Zusammenfassung der Bibelerzählung darstellen zu können.

In einem nächsten Schritt wird anhand von verschiedenen Methoden der biblischen Exegese versucht analytisch diese kanonische Erzählung des Neuen Testaments, effizienter und performativer zu verstehen.

Anschließend wird versucht, unter Berücksichtigung der exegetischen Resultate und der anvisierten Fragestellungen, durch das Aufzeigen ausgewählter theologischer Ansätze, die thematischen Schwerpunkte aufzuzeigen und nicht zuletzt die Relevanz der Erzählung für die heutige Diskussion aufzuzeigen.

Nach der Grundlagenschaffung wird in dem vorletzten Teil der Arbeit die aktuelle Lebenswelt mitintegriert, unter der Frage des Umgangs des modernen Menschen mit dem Reichtum.

Der Abschlussteil widmet sich dem Sinns und Zwecks der Problematik betreffend der Gefahr des Reichtums und dem Schatz im Himmel, indem man die bisher genannten Aspekte zusammenfassend konkludiert, und gewährt abschließend ein Fazit.

2 - Inhaltliche Annäherung

Mk 10, 17-313

Der Text beginnt mit einleitenden Worten, welche beschreiben, dass Jesus auf den Weg hinausgeht. Über den Ort und der Begebenheit wird nichts ausgesagt.4 In diesem Kontext tritt eine Person auf, welche kurz und knapp als „einer" bezeichnet wird. Diese unbekannte Person läuft zu Jesus, kniet vor ihm und fragt ihn was er machen kann und soll, um ewiges Leben zu erwerben. Jesus antwortet mit einer Gegenfrage welche nicht beantwortet wird. Anschließend erklärt Jesus dass niemand Gut sei außer Gott und präsentiert die Gebote.5 Daraufhin sagt die unbekannte Person zu Jesus, dass er alle Gebote befolgt hat.

Anschließend blickt Jesus die Person an, gewinnt ihn lieb und spricht zu ihm. Er fordert die unbekannte Person auf, alles was er hat zu verkaufen und den Armen zu geben, also auf seinen Reichtum zu verzichten, um so einen Schatz im Himmel zu haben. Es generiert sich eine Spannung.

Die Reaktion der Person auf das was Jesus gesagt hat, ist negativ6 und er verzichtet quasi Jesus zu folgen und geht entsetzt weg.

In einen nächsten Schritt, blickt Jesus umher und spricht zu den Jüngern. Er macht den Jüngern deutlich, wie schwer die Reichen in das Reich kommen werden.7 8 Die Jünger reagieren verunsichert und entsetzt und stellen sich gegenseitig die Frage wer nun gerettet werden könne. Der Höhepunkt spiegelt sich in den Vers 25 demnach es für das Kamel leichter ist durch das Auge der Nadel hindurchzugehen als ein Reicher das Königreich von Gott betreten kann. Daraufhin interveniert Petrus und sagt Jesus, dass sie, die Jünger quasi alles aufgegeben haben um Jesus nachzufolgen. Jesus macht anschließend den Jünger den Lohn der Nachfolge klar und endet seinen Diskurs mit den Worten ,, [v]iele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.'®

2.1 - Exegetischer Kommentar

Untersuchungshypothesen und Untersuchungsfragen

Die vorliegende Untersuchung beruht auf folgenden Hypothesen, die zu beweisen und zu begründen sind:

1 - Ausgehend von den Gleichnissen vom Kamel und vom Nadelöhr (Mk 10,25; Mt 19,24; Lk 18,25) lassen sich auch in anderen Erzählungen des Neuen Testaments thematische und literarische Verbindungen aufweisen.

2- Die thematischen und literarischen Verknüpfungspunkte weisen daraufhin,
a - dass die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge ein bewusst gestaltetes und betontes Thema des Neuen Testaments ist;
b- dass dieses Motiv, Ausdruck des christlichen Glaubens zu implementieren versucht.
Somit lässt sich die vorliegende Untersuchung als Antwort folgender Fragen verstehen:
1- Wie lässt sich ausgehend von den Gleichnis vom Kamel und vom Nadelöhr, als Dreh- und Angelpunkt des frühchristlichen Denkens, das Verständnis des Reichtums für das ewige Leben explizieren?
2 - Worauf will das Gleichnis hinaus bzw. was sagt es im engeren Sinne aus ?

Exegetischer Annäherungsversuch

In dieser exegetischen Betrachtung von Markus 10,17-31, kann man anhand der analytisch­deskriptiven Methode Folgendes festgehalten werden:

- Der Textabschnitt ist klar, einfach und deutlich gestrickt. Es fallen auf den ersten Blick keine unbekannten Begriffe auf. Eine Ausnahme ist die Aussage in Mk 10,25 und Mk 10,31, welche in den nächsten Abschnitten erläutert werden.
- Die Charakterisierung der unbekannten, reichen Person, spielt für das Verständnis der Bibelstelle, eine wichtige Rolle. Die unbekannte Person beschreibt sich selbst als eine Person die seit seiner Jugend fehlerfrei ist bzw. dass er einen fehlerfreien Verhalten hat. Im Judentum bedeutet quasi von Jugend an der Eintritt der Geschlechtsreife bzw. der bar mizwa. Bar Mizwa ( ) bezeichnet de facto im Judentum die religiöse Volljährigkeit, ab dem eine natürliche Person von Rechts wegen als erwachsen gilt. Jungen erreichen sie im Alter von dreizehn Jahren, Mädchen im Alter von zwölf Jahren. Mit dem Eintritt dieses Zustandes wird der Mann als eigenverantwortlicher Sohn des Gottesgebotes verstanden, das heißt de facto dass er die Gesetze der Tora befolgen muss und eine bedingungslose Gesetzestreue einhalten muss.9 Die Gerechtigkeit Gottes durch die Gesetzestreue der Tora des Alten Testaments wird in dieser Textstelle, als auch in anderen Textstellen aus dem neuen Testaments, durch die Ausübung der Gerechtigkeit Gottes ausgedehnt. Jesus weist den unbekannten Mann auf die Gebote aber auch auf die Tatsache dass er seinen Reichtum abgeben soll, um Christus zu folgen, um so Zugang zum ewigen Leben, haben zu können. Die Gesetzestreue des Mannes reicht somit nicht aus. Er muss auch tätig werden bzw. handeln. Die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge wird klar und deutlich in Mk 10,25 , Mk 10,30 und Mk 10,31 ausgedrückt. Durch den Verlust von Reichtum, Familie oder Sonstiges wird das ,, hundertfältige Ausgleich" angesprochen. Die christliche Gemeinde ist der Ausgleich für alles andere und nicht zuletzt wird versucht das Materielle zu minimalisieren um das Geistliche zu stärken, also den Glauben an Christus, den Wegweiser zum Reich Gottes.10

Ein systematischer Überblick der alttestamentlichen und neutestamentlichen Erzählungen hat, mittels der komparativen Methode, zu folgenden Ergebnissen geführt:

- Im Alten Testament gibt es viele Beispiele, wo Gott seinem Volk Reichtümer gab. Salomon, beispielsweise, wurden Reichtümer versprochen und er wurde der reichste aller Könige auf der Erde.11 Viele wurden durch Gott mit Reichtum gesegnet:12 Abraham, Jakob, Joseph oder König Joschafat. In l.Chronik 29,12 werden Davids Worte wiedergespiegelt: „Reichtum und Ehre kommt von dir, du herrschst über alles.“ Somit spiegelt das Alte Testament die Tatsache dass die Juden auserwählte Volk mit irdischen Versprechen und Belohnungen waren. Das verheißene Land, Reichtümer usw. war das A und O an dieser Stelle.
- Im Neuen Testament aber spiegelt sich ein anderes Vorhaben bzw. Thematik. Epheser 1,3 sagt uns: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. “ Christus sprach in Matthäus 13,22 bezüglich der Saat von Gottes Wort und wie sie unter die Dornen fällt und „die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht. “ In Markus 10,23 heißt es: „Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! “ Das Reichtum hier wird anders interpretiert, als Gefahr. Man muss das mit Vorsicht genießen. Es ist nicht unbedingt unmöglich als Reicher in das Reich Gottes zu kommen, weil quasi alle Dinge mit Gott möglich sind, aber es würde schwer werden. In Lukas 16,13 sprach Jesus über den „Mammon“ (das aramäische Wort für „Reichtum “): „Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. “ Und wieder präsentieren die Worte von Jesus den Reichtum als negativen Einfluss auf die Geistlichkeit und als etwas, das uns von Gott femhalten kann. In 1. Timotheus 6,17 wird der Sachverhalt gut punktiert: „Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen”. Auch Jakobus 5,1-3 macht es deutlich: „ Wohlan, ihr Reichen: Weint und heult über das Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen!“ Als Zwischenfazit kann folgendes festgehalten werden:
- Das Neue Testament verneint den Reichtum nicht. Reichtum kann aus vielen Quellen zu den Menschen kommen. Es wird aber gewarnt davor, den Reichtum mehr anzustreben als Gott. Wir müssen quasi den Blick auf höhere Dinge richten und nicht auf Dinge auf dieser Welt: „Mein Gott aber wird all eurem Mangel abhelfen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. “ ( Philipper 4:19)

Im synoptischen Vergleich zwischen Markus 10,17-31, Matthäus 19,16-30 und Lukasl8,18-30 hat zu folgenden Ergebnissen geführt:

[...]


1 Dalai Lama, Tenzin Gyatso in : Británica. 14th Dalai Lama. Tibetan Buddhist monk: https://www.britannica.com/biography/Dalai-Lama-14th

2 Eigene Übersetzung. Siehe dazu Anhang 1

3 „ Und da er hinausgegangen war auf den Weg, lief einer herzu, kniete, vor ihn und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe? Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der einige Gott.Du weißt ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand täuschen; ehre Vater und Mutter. "Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. Er aber ward unmutig über die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Jünger aber entsetzten sich über seine Rede. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, daß die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen, ins Reich Gottes kommen! Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins Reich Gottes komme. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann denn selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. Da sagte Petrus zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, so er verläßt Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kind oder Acker um meinetwillen und um des Evangeliums willen,der nicht hundertfältig empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Acker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind."

4 In Mk 10,1 findet sich ein Anhaltspunkt über den Ort: „ Und er machte sich auf und kam von dannen an die Örter des jüdischen Landes jenseits des Jordans." In Mk 10,10 wiederum war die Rede von „ Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger darum." Bis Mk 10,17 wird nichts näheres über den genauen Ort geschrieben.

5 Du weißt ja die Gebote wohl: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand täuschen; ehre Vater und Mutter." Mk 19,19

6 Vgl. Mk 10,22

7 Vgl. Mk 10, 23

8 Mk 10,31

9 Vgl. Zvi Kaplan, Norma Baumei Joseph .Bar Mitzvah, Bat Mitzvah.ln: Encyclopaedia Judaica. Band 3. Macmillan Reference USA, Detroit, 2007, S. 165

10 Vgl. STOLLE 2015, S. 246-247

11 Vgl. 1 Könige 3,11-13

12 Vgl. 1. Mose 17-20,1. Mose 30-31 , 1. Mose 41,2. Chronik 17,5 usw.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Gleichnis vom Kamel und Nadelöhr. Die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge (Mk. 10,25)
Hochschule
Universitatea Lucian Blaga din Sibiu
Autor
Jahr
2021
Seiten
19
Katalognummer
V1039699
ISBN (eBook)
9783346455949
ISBN (Buch)
9783346455956
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gleichnis, kamel, nadelöhr, gefahr, reichtums, lohn, nachfolge
Arbeit zitieren
Mihai Daniel Udrea (Autor:in), 2021, Das Gleichnis vom Kamel und Nadelöhr. Die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge (Mk. 10,25), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039699

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