„Die ganze Welt ist ein einziger Geist“ (Zen-Meister Fa Yen). Dass dem
ganzen Universum eine Einheit zugrunde liegt, scheint der
grundlegende Konsens der östlichen spirituellen Schulen zu sein. Das
indische Advaita lehrt uns, dass es nichts außer Bewusstsein gibt. Alle
Dinge des Lebens, ganz gleich wie verschiedenartig sie sein mögen,
haben gemeinsam, dass sie in unserem Bewusstsein erscheinen. Im
Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der heutigen Zeit
wird deutlich, dass Objekte nur innerhalb der Wahrnehmung existieren
und außerhalb davon keine eigenständige Existenz besitzen. Das
bedeutet, dass das Universum bzw. unser ganzes Leben lediglich als
eine Erscheinung innerhalb unseres Bewusstseins besteht. Was wir als
unsere Person, definieren, ist Teil der Erscheinung. Wir sind nicht die
Person, für die wir uns halten, sondern das Bewusstsein, das
wahrnehmende Element, in dem unser Leben, das heißt das ganze
Universum einschließlich unserer eigene Person erscheint. Die
tiefstmögliche Erkenntnis dieser Tatsache ist das, was mit dem Wort
„Erleuchtung“ oder „Erwachen“ ausgedrückt werden soll.
Inhalt
Vorwort
„Wer bin ich?“ oder das „Erwachen“
Bewusstsein ist alles, was es gibt
Befreiung
Unsere wahre Natur
Der Suchende
Identifikation mit dem Körper
Das Leben ist bereits geschrieben
Nachwort: Leben und Tod
Literaturverzeichnis
Vorwort
„Die ganze Welt ist ein einziger Geist“ (Zen-Meister Fa Yen). Dass dem ganzen Universum eine Einheit zugrunde liegt, scheint der grundlegende Konsens der östlichen spirituellen Schulen zu sein. Das indische Advaita lehrt uns, dass es nichts außer Bewusstsein gibt. Alle Dinge des Lebens, ganz gleich wie verschiedenartig sie sein mögen, haben gemeinsam, dass sie in unserem Bewusstsein erscheinen. Im Einklang mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der heutigen Zeit wird deutlich, dass Objekte nur innerhalb der Wahrnehmung existieren und außerhalb davon keine eigenständige Existenz besitzen. Das bedeutet, dass das Universum bzw. unser ganzes Leben lediglich als eine Erscheinung innerhalb unseres Bewusstseins besteht. Was wir als unsere Person, definieren, ist Teil der Erscheinung. Wir sind nicht die Person, für die wir uns halten, sondern das Bewusstsein, das wahrnehmende Element, in dem unser Leben, das heißt das ganze Universum einschließlich unserer eigene Person erscheint. Die tiefstmögliche Erkenntnis dieser Tatsache ist das, was mit dem Wort
„Erleuchtung“ oder „Erwachen“ ausgedrückt werden soll.
„Wer bin ich?“ oder das „Erwachen“
Stellt man sich die Frage: „Wer bin ich?“, so scheint diese aus der Perspektive des Alltagsbewusstseins recht leicht zu beantworten sein. So könnte sich die Antwort aus Aspekten wie Körpergröße, Körpergewicht, Körperform, Haar- und Augenfarbe und verschiedenen psychischen Merkmalen zusammensetzen. Das scheint auf den ersten Blick eine akzeptable Antwort zu sein, doch ist sie bei näherem Hinsehen höchst unvollständig. Erstens können die angeführten Merkmale den Menschen nie in seiner Komplexität erfassen, und zweitens befinden sich alle Merkmale, die man anführen kann, in einem ständigen Wandelprozess. Körperform, Haarfarbe und sogar die Augenfarbe verändern sich im Älterwerden. In der Tat ist mittlerweile allgemein bekannt, dass sich innerhalb eines Zeitraums von sieben Jahren, der Körper all seine Zellen vollständig erneuert hat. Was die Psyche eines Menschen angeht, so gibt es auch hier kein einziges Merkmal, das einen Menschen von seiner Geburt bis zu seinem Tod begleitet.
Aus der Perspektive des Alltagsbewusstseins kann man auf die Frage
„Wer bin ich?“ also nur mit einem Konzept antworten, das erstens den Menschen auf einige Merkmale reduziert und zweitens im nächsten Augenblick, aufgrund der ständigen Veränderung, nicht mehr aktuell ist.
An diesem Punkt stellt sich die Frage, ob – wenn alles, was eine Person ausmacht, sich in einem ständigen Prozess der Wandlung befindet – es irgendeine Konstante gibt, die den Mensch von seiner Geburt bis zu seinem Tod begleitet. Bei näherem Hinsehen ist „Bewusstsein“ die einzige Konstante, die sowohl dem neugeborenen Baby, als auch dem alten Greis innewohnt, obwohl uns Bewusstsein aufgrund der unendlichen Mannigfaltigkeit der Bewusstseinsinhalte am allerwenigsten als konstant erscheint.
Bewusstsein ist alles, was es gibt
Sowohl das neugeborene Baby als auch der alte Greis nehmen die Welt durch das Bewusstsein wahr. Bewusstsein ist das einzige Mittel, durch das wir sie wahrnehmen können. Tatsächlich ist Bewusstsein das, was das Leben überhaupt ausmacht. Ohne Bewusstsein gäbe es das Leben nicht, da sich das Leben durch Bewusstsein definiert, das heißt, Leben ist Bewusstsein. Geht man noch einen Schritt weiter, so gibt es ohne Leben, also ohne Bewusstsein, gar keine Welt, da es in dem Fall niemanden gibt, in dessen Bewusstsein die Welt erscheinen könnte. Wie die Erkenntnisse der heutigen Wissenschaft zeigen, sind Objekte davon abhängig, dass sie wahrgenommen werden. Die Welt, wie wir sie kennen, bestehend aus Himmel und Erde, Bergen und Flüssen … ist davon abhängig, dass sie in der Wahrnehmung erscheint. Führt man sich das vor Augen, so ergibt sich ein Weltbild, das von dem unseres Alltagsbewusstseins abweicht. Geht man in seinem Alltag davon aus, dass die Welt unabhängig von uns als feste Materie existiert und auch nach unserem Tod weiter existieren wird, so bedeutet das, dass die Welt, so wie wir sie kennen, lediglich als eine Erscheinung in unserer Wahrnehmung existiert (und mit unserem Tod verschwindet, wobei sie in dem Bewusstsein lebendiger Wesen weiterhin existiert). Nehmen wir an, es gäbe nur ein einziges Lebewesen auf dieser Erde, so würde die gesamte Welt mit dem Tod dieses Lebewesens verschwinden, da es niemanden mehr gäbe, in dessen Bewusstsein die Welt erscheinen würde. Kurz gesagt: Die Welt existiert nicht außerhalb von uns, sondern in uns.
Betrachtet Lebewesen X einen Stuhl und fragt sich, ob der Stuhl existiere, so lautet die Antwort demgemäß: „Ja, aber nur innerhalb der Wahrnehmung.“ Der Stuhl besitzt in diesem Sinne nur eine relative Existenz, so wie die Wiese auch nur bei Tageslicht grün ist. Verfolgt man diesen Gedanken weiter, so kommt man zu dem Schluss, dass nicht nur die Welt, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, sondern auch unsere Gedanken und Gefühle, das heißt absolut alles, woraus unser Leben besteht, ausschließlich im Bewusstsein existiert. Das Leben besteht ausschließlich aus Bewusstsein, in dem die ganze Mannigfaltigkeit (so wie wir das Leben kennen) erscheint. Aus dieser Perspektive unterscheidet sich das Leben in keiner Weise von einem Traum. Genauso wie es in unseren Träumen alte Berge und Flüsse gibt – doch nichts von dem, was da geträumt wird, eine eigenständige Existenz besitzt, das heißt, alles lediglich eine Erscheinung innerhalb des Traumes ist –, ist alles, was wir in unserem Leben wahrnehmen, lediglich eine Erscheinung innerhalb unseres Bewusstseins.
Befreiung
Als Menschen streben wir nach Glück. Wenn materielle Dinge oder gesellschaftlicher Erfolg etc. uns nicht mehr zufriedenstellen, begeben wir uns auf die spirituelle Suche. Uns wird bewusst, dass es mehr geben muss, als durch die Erfüllung materieller und gesellschaftlicher Wünsche erlangt werden kann. Im Rahmen der Suche gelangen wir zu der Erkenntnis, dass das Glück, wonach wir streben, nicht in abhängigkeit von äußeren Umständen irgendwo in der Zukunft zu finden ist, sondern bereits jetzt vorhanden sein muss. Dass, was uns davon hindert, unser gegenwärtiges Glück zu erkennen und zu genießen, sind die Beschränkungen, die wir uns durch unsere Weltsicht selbst auferlegen. In Folge dessen suchen wir nach der Befreiung von diesen selbst auferlegten Beschränkungen, in manchen spirituellen Schulen auch „Erwachen“ oder „Erleuchtung“ genannt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Hauptfokus des Textes "Inhalt"?
Der Text konzentriert sich auf die Erforschung des Bewusstseins und die Suche nach Befreiung durch das Verständnis unserer wahren Natur. Er argumentiert, dass Bewusstsein die Grundlage aller Existenz ist und dass die Welt, wie wir sie kennen, eine Erscheinung innerhalb unseres Bewusstseins ist.
Was bedeutet "Erwachen" oder "Erleuchtung" im Kontext dieses Textes?
"Erwachen" oder "Erleuchtung" bezieht sich auf die tiefstmögliche Erkenntnis der Tatsache, dass wir nicht die Person sind, für die wir uns halten, sondern das Bewusstsein selbst, in dem unser Leben und das gesamte Universum erscheinen.
Wie beantwortet der Text die Frage "Wer bin ich?"
Der Text argumentiert, dass die Frage "Wer bin ich?" aus der Perspektive des Alltagsbewusstseins nur mit einem Konzept beantwortet werden kann, das den Menschen auf einige Merkmale reduziert, die sich ständig verändern. Stattdessen wird vorgeschlagen, dass "Bewusstsein" die einzige Konstante ist, die uns von Geburt an bis zum Tod begleitet.
Was bedeutet es, dass "Bewusstsein alles ist, was es gibt"?
Dies bedeutet, dass die Welt, wie wir sie kennen, einschließlich unserer Gedanken, Gefühle und Sinneswahrnehmungen, ausschließlich im Bewusstsein existiert. Ohne Bewusstsein gäbe es keine Welt, da es niemanden gäbe, in dessen Bewusstsein die Welt erscheinen könnte.
Wie wird die Beziehung zwischen der Welt und unserem Bewusstsein beschrieben?
Die Welt existiert nicht unabhängig von uns als feste Materie, sondern als eine Erscheinung in unserer Wahrnehmung. Ähnlich wie in einem Traum besitzt nichts eine eigenständige Existenz, sondern ist lediglich eine Erscheinung innerhalb des Bewusstseins.
Was versteht man unter "Befreiung" im spirituellen Kontext des Textes?
Befreiung bezieht sich auf die Suche nach Glück, das nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern bereits in uns vorhanden ist. Sie beinhaltet die Überwindung der selbst auferlegten Beschränkungen unserer Weltsicht, die uns daran hindern, unser gegenwärtiges Glück zu erkennen und zu genießen.
Welche Rolle spielt die Identifikation mit dem Körper in der spirituellen Suche, die im Text beschrieben wird?
Der Text erwähnt die Identifikation mit dem Körper als ein Thema, das im weiteren Verlauf des Textes wahrscheinlich untersucht wird, und deutet an, dass die Überwindung dieser Identifikation ein Schlüsselelement auf dem Weg zur Befreiung sein könnte.
Was ist die Quintessenz des Textes "Inhalt"?
Die Quintessenz des Textes ist, dass wir durch die Erforschung unseres Bewusstseins und das Erkennen unserer wahren Natur, jenseits unserer persönlichen Identität, Befreiung und wahres Glück finden können.
- Arbeit zitieren
- Nicolas Alschibaja (Autor:in), 2001, Wer bin ich? Das Advaita-Konzept, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103983