Digitale Medien und Jugend. Welchen Einfluss hat die Mediennutzung auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen?


Bachelorarbeit, 2019

61 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Lebensphase Jugend

3 Die Offene Jugendarbeit als Treffpunkt für Jugendliche

4 Lebenswelten der Jugendlichen

5 Entwicklungsaufgaben im Jugendalter

6 Persönlichkeitsentwicklung im Jugendalter

7 Mediennutzung Jugendlicher

8 Anforderungen an das Heranwachsen mit Medien

9 Medienkompetenz als Resilienzfaktor

10 Fazit

11 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Aufwachsen in der Medienwelt- die neue Generation Jugendliche

„Über unangenehme Dinge informieren und warnen wir uns über die Social Media. Das wird von >> Erwachsenen << ja gerne unterschätzt: dass wir nicht in offenen Kreisen verkehren, wo jeder zu einer Facebook-Party eingeladen ist, sondern uns unsere Freunde und Kontakte sehr sorgfältig aussuchen. Wir sind die, die von der Generation Immigrants gewarnt wurden, sich auf gewisse Dinge nicht einzulassen. Ihr seid abgeklärt. Wir sind aufgeklärt. Aber sind wir deshalb schon erwachsen, bevor wir Teenies sind?“ (Riederle, 2013:120).

Die Phase der Jugend hat sich im Gegensatz zu den vergangenen Jahren stark gewandelt. Es werden immer weniger Kinder geboren und die Alterung der Bevölkerung nimmt zu. Während im Jahr 1950 noch 30% der Bevölkerung unter 20 Jahre alt war, liegt der Anteil der jungen Menschen unter 20 Jahren heutzutage nur noch bei etwa 18 Prozent (vgl. Hurrelmann und Quenzel, 2013: 11). „Die frühere Bevölkerungs-„Pyramide“ steht also gewissermaßen auf dem Kopf und hat ihre größte Ausdehnung bei den alten und nicht mehr wie früher bei den jungen Bevölkerungsgruppen“ (Hurrelmann und Quenzel, 2013:14). Durch die damit einhergehenden sozialen, ökonomischen und kulturellen Veränderung, wir die Jugend als eigenen Lebensphase neu strukturiert. Die Jugend hat sich im Verlauf der Zeit als eigenständige Phase im Lebenslauf etabliert. Mit dieser Phase gehen Entwicklungsaufgaben einher, welche von den Heranwachsenden bewältigt werden müssen. Die Entwicklungsphasen werden von den gesellschaftlich gestimmten Erwartungshaltungen der jeweiligen Altersphase bestimmt. Diese Entwicklungsaufgaben werden nach Hurrelmann in 4 Zentrale (Qualifizieren, Binden, Konsumieren und Partizipieren) unterteilt (vgl. Hurrelmann und Quenzel, 2013: 25). Doch müssen diese Entwicklungsaufgaben von den jungen Menschen alleine bewältigt werden? Und welchem Bezug steht die Mediennutzung zur Bewältigung der Entwicklungsaufgaben?

Jugendliche bekommen bei dem Aufgaben des Heranwachsens, und die damit verbundenen Pflichten, Unterstützung vom sozialen Umfeld und sozialen Institutionen. Die außerschulische Jugendarbeit als offener Kinder- und Jugendtreff bietet eine dieser Unterstützungsmöglichkeiten. Jugendliche nutzen das Angebot der offenen Jugendarbeit in ihrer Freizeit, und in dieser ist der Medienkonsum allgegenwertig. Die aktuelle JIM-Studie zeigt, dass über 93 % der Jugendlichen täglich ein Smartphone benutzen. Dies natürlich Hauptsächlich in ihrer Freizeit (vgl. JIM-Studie 2017). Die Nutzung der Medien ist für Jugendliche heutzutage allgegenwertig. Phillip Riederle schreibt in seinem Buch „wer wir sind und was wir wollen, ein Digital Nativ erklärt seine Generation“:

Wir sind im Internet unterwegs, dort, wo durch schonungsloses Offenbaren und zeigen die letzen Geheimnisse und Zeigen die letzen Geheimnisse der Kindheit aufgelöst werden, wo alles unverschlüsselt ist. Wir wachen mit YouPorn auf; Sex ist für uns, wie Ihr sagen würdet >> nur ein Mausklick entfernt<<. Wir werden schneller erwachsen, weil wir Zugang zu allem haben. Das wiederum bedeutet nicht, dass wir >>reizüberflutet<< sind. Wir suchen und selektieren. Wir entdecken und tauschen aus- immer dann, wenn ihr denkt, wir starren seit Stunden nutzlos auf den Monitor“ (Riederle, 2013:12).Doch was machen Jugendliche mit den Medien? Wie werden sie von ihnen genutzt? Wie eignen sie sich die notwenigen Kompetenzen mit den Medien an? Und reicht es wirklich, nur mit ihnen technisch umgehen zu können? Zunächst ist es wichtig zu verstehen, warum Jugendlichen die Medien nutzen und wie diese, bei der Bewältigung der Entwicklungsaufgaben hilfreich oder schädlich sind.

Die vorliegende Bachelorarbeit beschreibt die zunächst die Lebensphase der Jungend nach Prof. Klaus Hurrelmann sowie die offene Jugendarbeit als Treffpunkt für Individuen in der Jugendphase. Die Offene Jugendarbeit soll dahingehend als Vermittlungsstelle Medienkompetenzen dienen und beschreibt die Notwendigkeit für Medienpädagogisches Handeln in der sozialen Arbeit. Anschließend werden die verschiedenen Entwicklungsaufgaben in der Jugendphase beschrieben und damit die Bildung des „psychischen Kerns“ eines Jugendlichen (vgl. Hurrelmann und Quenzel 2016;37). Weiter wird die Nutzung der Medien durch Jugendliche anhand der JIM- Studie aufgezeigt und die Hintergründe der Mediennutzung beschrieben. Die Jugendlichen stehen vor einigen Herausforderungen bei der Nutzung von Medien, Risikofaktoren sind zum einen die Gefahr von Cybermobbing, Gewaltdarstellungen im Internet und der Pornografie in den Medien. Die Risikofaktoren und wie Jugendliche diesen Risikofaktoren entgegen wirken können, wird im letzen Abschnitt der Thesis erläutert.

Anhand der, in der Thesis aufgeführten Studien- und Forschungsergebnissen soll im Anschluss die Problemfrage beantwortet werden:

Haben die Medien einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen?

2 Lebensphase Jugend

Jugendliche werden in ihrem Heranwachsen von kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren beeinflusst. Als Jugend bezeichnet man den Zeitabschnitt zwischen Kindheit und dem Erwachsenenalter. Nach dem Jugendschutzgesetz Abschnitt 1 §1 Abs.1 ist jede Person, die 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist, als jugendlich zu bezeichnen.

Nach Klaus Hurrelmann wird die Jugend nicht mehr als eine Übergangsphase angesehen, sondern als eigenen Lebensabschnitt mit Rechten und Pflichten, welche sich im Laufe der Zeit immer weiter ausgedehnt hat. Nach Prof. Dr. Klaus Hurrelmann umfasst die Jugendphase ca. 15 Jahre, die persönliche Dauer ist dabei abhängig von verlängerter Schul– oder Berufsausbildung und dem Beginn des Berufseinstieges. Klaus Hurrelmann hebt hervor, dass sich durch den demokratischen Wandel, die Anzahl junger Menschen verringert habe, und es die junge Generation zunehmend schwer hat, sich gesellschaftpolitisch Gehör zu verschaffen. Gerade im Bezug zu den finanziellen Unterstützungen (Schulausbildung, Studium) müssen die Interessen der jungen Menschen immer mehr durchgesetzt werden. Nach Hurrelmann hat Generation im Alter von über 60 Jahren auf Grund von zahlenmäßiger Überlegenheit in der Gesellschaft, es leichter, finanzielle Ressourcen zu besitzen und politische Aufmerksamkeit zu erhalten (vgl. Hurrelmann, 2016.9ff).

Die Jugendzeit ist in der heutige Zeit fast ausschließlich von dem Schulbesuch und dem Bildungssystem geprägt. Hurrelmann und Quenzel sehen das Bildungssystem als „biografischen Warteraum auf dem Weg ins Erwachsenenalter“ (a.a.O.: 22). Dieser „Warteraum“, so Hurrelmann und Quenzel, verkürzt sich aber zunehmend. Jugendliche treten im Schnitt, durch die verkürzten Bildungs- und Ausbildungszeiten, früher in ein Erwerbsleben als noch vor zehn Jahren (vgl. ebd.).

Neben den ökonomischen Veränderungen, haben auch soziale und kulturelle Faktoren Einfluss auf die Ausdehnung der Jugendphase. Jugendliche müssen noch „keine volle gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“(vgl. ebd.) was damit begründet wird, dass sie sich noch in Bildung und Ausbildung befinden aber zugleich in einigen Bereichen der Gesellschaft vollwertig partizipieren können. Gerade im Bezug auf den Umgang mit Medien entwickeln sie eigenständige Verhaltensformen, um mit ihnen umgehen zu können und diese, nach ihren eigenen Bedürfnissen und Interessen zu nutzen. Jugendliche werden nach Leven und Schneekloth durch den Ausbildungs- und Qualifikationsfaktor von der Produktion und wirtschaftlichen Reproduktion abgekoppelt und sich können so auf ihre Aktivitäten im Konsum-, Freizeit-, und Mediensektor konzentrieren. Junge Menschen erlernen in Schul- und Ausbildung nicht nur für den Beruf relevante fachliche Fertigkeiten und Tätigkeiten, sondern stärken auch ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen (vgl. a.a.O.: 23).

3 Die Offene Jugendarbeit als Treffpunkt für Jugendliche

Jugendliche müssen sich in ihrer Entwicklung verschiedenen Herausforderungen stellen. Sie müssen ihren Entwicklungssaufgaben nachgehen und diese bewältigen. Diesen Aufgaben müssen sie sich aber nicht alleine Stellen, sie haben die Möglichkeit, vielfältige Unterstützung zu erfahren. Nach der 17. Shell Jugendstudie, welche im Jahre 2015 durchgeführt wurde, gehört zu liebsten Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen das Treffen mit Leuten. Dabei ist nicht ersichtlich, an welchen öffentlichen oder teil-öffentlichen Orten das Treffen stattfindet. 4% der Befragten gaben an, dass sie in ihrer Freizeit Jugendfreizeittreffs besuchen. (vgl. Shell Jugendstudie, 2015; 113) Jugendfreizeittreffs sind Organisationen und Einrichtungen mit dem Konzept der offenen Jugendarbeit

„[Offene Jugendarbeit meint] […] ‚offen‘ zu sein, Jugend ‚geschehen’ zulassen, d.h. eben nicht pädagogisch vorstrukturiert und damit gegenüber den Jugendlichen selektiv [zu sein] […].“ (Böhnisch/Münchmeier, 1999:. 223).

Jugendliche können sich in den sogenannten Jungendtreffs, Jugendfreizeittreffs oder Jugendzentren frei entfalten und ihren Bedürfnissen nachgehen.

„Da die Jugendarbeit kein inhaltliches Curriculum […] kennt, kann sie sich strukturell auf das einlassen, was die Kinder und Jugendlichen in ihr tun […].“ (Sturzenhecker, 2013: 328).

Was während der Öffnungszeiten mit und für die Jugendlichen angeboten wird, und was Inhaltlich geschieht liegt in der Entscheidung der Fachkräfte und der Jugendlichen. Es liegt an den päd. Fachkräften die Bedürfnisse, Interessen und Anliegen der Besucher zu erkennen und auf diese mit möglichen Projekten und Angeboten einzugehen. Demnach schafft die offene Jugendarbeit Räume für die Jugendlichen und stellt ihnen damit die Möglichkeit offen, ihre Persönlichkeit zu erweitern und zu entfalten. Durch die Mitwirkung im laufenden Betrieb der offenen Jugendarbeit durch die Jugendlichen und das Jugendtreff als Begegnungs- und Bewegungsstätte wird die Entwicklung der Jugendlichen gefördert. Sie erlangen die Kompetenz, Einfluss auf sich selbst und ihre Umwelt zu nehmen. Sie werden in ihrer Freizeit begleitet. (vgl. Krafeld, 2004. 44) „Freizeit dient zum einen der Erholung. Zum anderen ist die Freizeit der Raum, in dem sich wesentliche Bereiche der sozialen Integration vollziehen, (Familie, Partnerschaft, Freundschaft), innerhalb deren man Neigungen und Interessen ausbilden und vertiefen kann und in dem nicht zuletzt gesellschaftliche Teilhabe stattfindet.“ (Leven, Schneekloth, 2015:111)

„Da die Lebenswelt von Jugendlichen medial durchdrungen ist und die Mediennutzung bei Jugendlichen zur wichtigsten Freizeitaktivität gehört, […] ist die Jugendarbeit aufgefordert, Medien in ihre Arbeit zu integrieren und Jugendlichen medienpädagogische Angebote zu unterbreiten (Tillmann, 2013:.53). Die Außerschulische Jugendarbeit ist im Freizeitbereich der Jugendlichen angesiedelt und damit äußerst für die Medienkompetenzvermittlung geeignet. Die außerschulische Jugendarbeit in Jugendtreffs arbeitet nach dem Konzept der offenen Jugendarbeit. Diese basiert auf der Freiwilligkeit der Jugendlichen.. Um wertvolle Jugendarbeit leisten zu können, sind die Pädagogen angehalten, sich mit den aktuellen Kommunikationsformen der jungen Menschen auseinanderzusetzen und diese in ihrer Arbeit mit einzubringen. Unabdingbar ist dabei, die Auseinandersetzung mit den Medien durch die Fachkräfte. Um dies gewährleisten zu können, ist eine medienpädagogische Grundausbildung für alle Pädagogen in der Jugendarbeit notwendig. Die nötigen Ressourcen für Weiterbildungs-, Fort,- und Ausbildungsangeboten müssen gegeben sein (vgl. Tillmann, 2013: 52ff). Neben der Fachlichen Qualifikation der Pädagogen, ist aber auch das notwendige Equipment erforderlich. Nicht nur Gesellschaftsspiele und Billardtische dürfen zur der Ausstattung der Räumlichkeiten gehören, sonder auch z.B. Videokameras und Internetzugang müssen zur Ausstattung gehören.

Die „offene Jugendarbeit“ arbeitet, lebensweltorientiert. Lebensweltorientiert bezieht sich dahingehend „auf die Bewältigungs- und Bearbeitungsformen von Problemen der Adressaten, gewissermaßen auf die Spielregeln, in denen die Vorgaben, Themen und Strukturen bearbeitet werden, die sich aus der gesellschaftlichen Situation , den biografisch geprägten Lebenserfahrungen und den normativen Ansprüchen ergeben“ (Thiersch 1993,12). Somit ist es Notwendig, auf die jeweiligen kulturellen, biografischen und persönlichen Unterschiede der Jugendlichen einzugehen. Die Offene Jugendarbeit ist gesetzlich §11 SGB VIII Abs. 1 dazu verpflichtet, die Entwicklung der Jugendlichen zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern. Dafür sollen Angebote zur Verfügung gestellt werden, welche an den Interessen der jungen Menschen anknüpfen und von ihnen mitgestimmt und mitgestaltet werden. „Alle und insbesondere für die Jugendarbeit relevanten Lebensbereiche Freizeit, Arbeit, Kultur, Beziehungen sind durch Medienentwicklung und Medienkommunikation beeinflusst. Die Förderung von kommunikativer Kompetenz bzw. der Medienkompetenz stellt daher einen wichtiges Aufgabenfeld der außerschulischen Jugendarbeit dar“ (Tillmann, 2013,53).

Die aktuelle Studie „Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit“ untersucht neben der Personalstruktur, Finanzierungsmöglichkeiten und Trägerschaften auch die Angebotsstrukturen der offenen Jugendarbeit. 40 % der befragten Einrichtungen, geben dabei an, Medienpädagogische Angebote anzubieten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abbildung 1: Deutsches Jugendinstitut, Angebote: offener Treff nicht selbstverständlich)

Tillman ist der Meinung, dass die eigene pädagogische Profession und der eigenen Praxisbereich ausschlaggebend für den Medienpädagogischen Bezug in der außerschulischen Jugendarbeit sind. „Wenn Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen lebensweltorientiert arbeiten, nutzen sie Medien z.B. als Werkzeug zur Sozialraumerkundung; liegt der Schwerpunkt im ästhetischen- kulturellen Bereich entsteht ggf. ein künstlerisches Produkt wie ein Tanzfilm. Ist der Fokus auf den Bereich der politischen Bildung gerichtet wird die journalistische Eigenproduktion gefördert und Öffentlichkeit für eigene Belange hergestellt. Spiel- und erlebnispädagogische Angebote stellen das spielerische Lernen mit Medien in den Vordergrund und setzen z.B. Computerrollenspiele als Live Rollenspiele um. Medien dienen somit zu Lebenserkundung, zum Selbstausdruck, für die Kommunikation und Artikulation politischer Vorstellung oder zur Erweiterung des sozialen Handlungsrepertoires“ (Tillmann, 2013:56). Demnach ist es also von Fachkraft zu Fachkraft unterschiedlich, wie Medienpädagogik in der außerschulischen Jugendarbeit praktiziert wird. Nach Tillmann werden so, zwar wichtige Medienkompetenzen gefördert werden, die kritische und selbstreflexive Auseinandersetzung fehlt aber gänzlich. Dabei geht es ihr gezielt um die eigenen Medienerfahrungen, dem Datenschutz, die Thematisierung der eigenen Privatsphäre sowie die grundlegenden medienethischen Fragestellungen (vgl. ebd.) Tillmann stellt die Förderung von Medienkompetenz in der außerschulischen Jugendarbeit weiterhin als problematisch dar.

Nach Prof. Dr. Oliver Steiner ist die Soziale Arbeit aufgefordert, „Herausforderungen, Potenziale und Risiken globalisierter Medienkommunikation […] stets neu zu beurteilen und insbesondere auf Zielsetzung der Steigung von Verwirklichungschancen für Individuum und Gesellschaft hin zu orientieren (Steiner, 2015:34).

Die Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte besteht darin, ihre eigenen Kompetenzen im Umgang mit den Medien auszubauen und sich stätig aus- und weiterzubilden.

Im Zuge der eigenen Medienkompetenz ist es dann möglich, pädagogische niedrigschwellige Angebote zur Förderung von Medienkompetenz in der außerschulischen Jugendhilfe anbieten und durchzuführen.

Bernward Hoffmann führt in seiner Literatur zur Medienkompetenz in der soziallen Arbeit neun zentrale Punkte auf, und bestimmt damit das Verständnis von Medienkompetenz in der sozialen Arbeit:

Punkt 1: „Soziale Themen und Probleme sind durch Medien geprägt. Medieninhalte und –formate müssen durch Berufsrollenträger als ein Bedingungsfeld Sozialer Arbeit kontinuierlich und Kritisch wahrgenommen werden“ (Hoffmann,2010 :64). Der Sozialarbeiter muss in der Lage sein, von den Medien dargestellten soziale Probleme und Lebensweisen deuten zu können und diese in seine Pädagogische Arbeit einbeziehen (vgl. ebd).

Punkt 2: „Soziale Arbeit ist ein Kommunikationsberuf, als solcher der Öffentlichkeit verpflichtet und auf die Nutzung medialer Kommunikation angewiesen.“ Hoffmann, 2010 : 65). Die Medien müssen von Sozialarbeitern für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, Medien dienen als Kommunikationsmittel zwischen Klienten und Fachpersonal. Die soziale Arbeit hat die Aufgabe, dem Klientel gesellschaftliche Partizipation zu ermöglichen und sich mit ihnen zu solidarisieren. Zu all dem, sollen Medien genutzt werden (vgl. ebd).

Punkt 3: „Soziale Arbeit muss Begleitung, z.T. auch Schutz für (bevorzugt junge, heranwachsende) Menschen gegenüber den Risiken der Medienwelt bieten (Hoffmann, 2010: 65). Das Aufwachsen mit der Medienwelt bringt neben einer neuen Lebenswelt auch Risiken und Gefahren für die jungen Menschen. Die Soziale Arbeit hat den Auftrag, diese potentiellen Risiken kritisch entgegenzuwirken. Das bedeutet, dass die Jugendarbeit im außerschulischen Raum die gegen Gefährdung von jungen Menschen durch die Nutzung von Medien arbeiten muss (vgl. ebd).

Punkt 4: „Soziale Arbeit muss die Funktion von Medien als Hilfsmittel für Menschen zur Lebensbewältigung in besonderen Problemlagen deutlich machen und unterstützen“ (Hoffmann, 2010:66). Durch die Medien sind bspw. Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund geprägt, durch diese wird ihr Sonderstatus definiert. Allerdings, ermöglichen Medien diesen Menschen das alltägliche Leben und können für verschiedenste Formen der Benachteiligung eine Hilfe sein. Dieser Aspekt sollte nach Hoffman in der sozialen Arbeit berücksichtigt werden, auch wenn er im Alltag der sozialen Arbeit keine große Beachtung bekommt (vgl. ebd).

Punkt 5: „Soziale Arbeit muss dazu beitragen, soziale Benachteiligungen in Sachen Mediennutzung und Medienkompetenz auszugleichen“ (Hoffmann, 2010:66) Verschiedene Studien zeigen, dass Medien schichtspezifisch genzuz werden und Zugänge zu den Medien unteranderem durch die finanzielle Situation abhängig ist. Gerade im Bezug zur Jugendarbeit wird deutlich, dass Jugendliche mit einem sozial schwachen familiären Hintergrund schlechtere Zugang zur Mediennutzung haben. Durch die unterschiedliche Mediennutzung werden Bildungsunterschiede verschärft. Die Aufgabe der sozialen Arbeit liegt darin, mit geeigneten Programmen auf die Ungleichheit einzuwirken (vgl. ebd).

Punkt 6: „Soziale Arbeit soll dazu beitragen, Medien stärker als didaktische Hilfsmittel für Lernprozesse, auch außerhalb der Schule zu nutzen (Hoffmann, 2010: 67). Die Bildungschancen in Deutschland sind unter anderem stark von dem Bildungshintergrund und Herkunft des Individuums anhängig. Diese Benachteiligungen, welche durch das Schulsystem verstärkt werden, sollten durch die soziale Arbeit ausgleichen. Diese Angebote und Förderprogramme sollen sich von den Bildungsangeboten im schulischen Kontext unterscheiden, dafür sollen die Medien sinnvoll genutzt werden (vgl. ebd).

Punkt 7: „Grundsätzlich allen Menschen sollte durch soziale Pädagogik ermöglicht werden mit technischen Medien zu gestalten und Kreativität auszuleben Hoffmann, 2010: 67). Die modernen Medien dienen insbesondere jungen Menschen einen großen Raum zu kreativen Entfaltung und Gestaltung. Aus dieser Raum bieten den Jugendlichen Möglichkeiten, ihre eignen Medienkompetenz zu stärken. Durch praktische Medienarbeit in Form von gezielten Angeboten, können Nutzerinnen und Nutzer Kompetenzen über die Nutzung und Wirkungsweisen der Medien erlernen. Medien dienen als technisches Hilfs- und Ausdrucksmittel, und sollten auch als diese angesehen werden (vgl. ebd).

Punkt 8: „Soziale Arbeit soll der globalen Medienwelt eine lokale Kulturarbeit zur Seite stellen“ (Hoffmann, 2010:67). Die Institutionen, in welcher soziale Arbeit geleistet wird, sind meist lokal verankert. Jugendliche und junge Erwachsene nutzen diese Institutionen ihrer Freizeit. Die Jugendarbeit im außerschulischen Kontext, sollte aber nicht nur ihre Einrichtung als Räumlichkeit für Jugendarbeit ansehen, sondern auch das Medienangebot als neuen sozialraum der Jugendlichen akzeptieren und in ihrer Arbeit einbinden (vgl. ebd).

Punkt 9: „ Medienpädagogik soll die Ressourcen von Menschen stären, meist geschehe dies in Form von Projektarbeit mit Medien und wird auch als asthetische Erziehung und soziale Kulturarbeit bezeichnet“ (Hoffmann, 2010:68/69). Demnach ist die soziale Arbeit angehalten, soziale Kulturarbeit zu leisten und die Sinne der Nutzerinnen und Nutzer der Medien zu erziehen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen ihre eigene Kreativität aktivieren und sich an ihrer Lebensgestaltung aktiv beteiligen. Die Medienkompetenz soll dadurch gestärkt werden (vgl. ebd).

Nach Hoffmann bedeuten Medienkompetenz im der Sozialen Arbeit also nicht, mit den Medien technisch umgehen zu können, sondern vielmehr die Medien kommunikativ und sozial einsetzen zu können. Nach dem Erziehungswissenschaftler liegt das Ziel der Medienkompetenz in der Lebensbewältigung, der Bedürfnisbefriedigung und dem Interessensausgleich der Klienten. (vgl. Hoffmann, 2010: 69)

4 Lebenswelten der Jugendlichen

Das SINUS-Institut hat im Jahre 2016 zum dritten Mal in Folge eine Jugendstudie vorgelegt, bei welcher sie ihre Ergebnisse aus einer „detailierten qualitativen Nachzeichnung der Lebenssituation einzelner Jugendliche“ (SINUS-Studie, 2016: 8) gewinnt. Diese Studie gibt ein typisches Bild für die Jugendgeneration aus diesem Jahr.

Nach dieser Studie sind soziale Werte am wichtigsten: Zusammenhalt, Gemeinschaft, Hilfsbereitschaft und Familie. Gefolgt werden diese kollektiven und sozialen Werte von Werten wie Bodenständigkeit, Standhaftigkeit, Vernunft und Disziplin, Pflichtbewusstsein, Harmonie, Sauberkeit, Ordnungsliebe, Fleiß, Treue und Beständigkeit. Diese Werte sind den traditionell- bürgerlichen Tugenden einzuordnen. Am schwächsten ausgeprägt sind die Werte, welche sich um Selbstdisziplin handeln.

Die SINUS-Studie 2016 unterteilt die große Generation Jugend in verschiedene kleine Untergruppen und ordnet die Jugendlichen nach Verhaltensweisen und Wertvorstellungen in diese ein. Die folgende Abbildung zeigt jeweiligen Untergruppen im Gesamtbild des Ganzen. In dieser Darstellung wird deutlich zeigt deutlich die Überschneidungsmöglichkeiten der einzelnen Lebenswelten. Was bedeutet, dass keine Lebenswelt klar definiert ist und sich nur an bestimmten Verhaltensweisen, Werteorientierungen, und Zukunftspläne orientiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Darstellung der Lebenswelten der Jugendlichen als Ganzes

(SINUS Jugendmilieus, 2016)

4.1. Konservativ- Bürgerliche

Diese sogenannten konservativ- bürgerlichen Jugendlichen, bei welchen es eher um Selbstdisziplin statt um Selbstentfaltung geht, beschreiben sich nach der SINUS –Studie 2016 als sozial, häuslich und unauffällig. Diese Eigenschaften werden von vielen Jugendlichen als langweilig angesehen. Die konservativ bürgerlichen sind regional verwurzelt und sehr heimatnah, einige legen auch viel Wert auf das Ursprungsland der Eltern. Diesen Jugendlichen ist Sicherheit sehr wichtig und sie vermeiden Risiken, dies sowohl im Freizeitbereich als auch im ihrer Alltagsorganisation. Sie kennen feste Tagesabläufe und Routinen dabei scheuen sie Veränderungen und halten an ihren Gewohnheiten fest. Die Jugendlichen dieser Lebenswelt sind starke Lebensplaner, sie haben den Wunsch nach Familie und betrachten Ehe und Partnerschaft als einen Grundpfeiler in der Gesellschaft. Diese Jugendlichen legen viel Wert auf Familienleben und genießen die Zeit mit ihren Eltern und Geschwistern. Eltern und Großeltern werden oft als Vorbilder genannt. Ein sicherer Arbeitsplatz ist für die Jugendlichen eine wichtige Voraussetzung für die Gründung einer Familie und sie legen keinen Wert auf die neuesten Trends und definieren sich nicht über Äußerlichkeiten. Konservativ- bürgerliche Jugendliche beobachten selbst, dass sie mit ihren Wertevorstellungen, ihrer Haltung und ihrer Ästhetik zu einer soziokulturellen Minderheit zählen. Dies liegt aber nicht daran, dass sie nicht in der Lage wären, sich dem schnellen Wandel und den Werten und Stilen anderer anzupassen, sie setzen ihrer Prioritäten anders (vgl. SINUS-Studie, 2016: 39ff)

4.2. Adaptiv – pragmatische Lebenswelt

Die Adaptiv-pragmatischen Jugendlichen legen Wert auf die Tugenden: Ehrlichkeit, Vertrauen, Pünktlichkeit, Respekt und Fleiß sowie Humor, Spaß und Unvoreingenommenheit. Ihnen ist die Familie sehr wichtig und die eigenen Familienmitglieder sind oft die Vorbilder. Dies ist unabhängig davon, ob die Familie zusammen oder getrennt lebt, bzw. wie das gesamte Familienkonstrukt aufgebbaut ist. Sie zählen, nach der SINUS Studie 2016, Kompromissbereitschaft, Anpassungsbereitschaft sowie Realismus zu ihren Stärken. Ihre eigenen Werte und der eigene Lebensstil sind für sie der Maßstab für Realität. Sie kommen mit den ihnen gestellten Anforderungeninnerhalt der Gesellschaft zurecht und versuchen in ihr einen Platz zu finden. Ihnen ist bewusst, dass in der Zukunft ein hohes Maß an Selbstmanagement und Flexibilität gefordert ist, möchten aber für sich ein sicheres und geordnetes Leben. Sie sind sich den Ernst des Lebens bewusst und klagen nicht über dessen Aufgaben und Herausforderungen. Sie haben ein ausgeprägtes Verständnis für Normen und Regeln und identifizieren sich über das Belohnungssystem (wer eine Straftat begeht wird sanktioniert, macht jemand etwas sehr gut, wird er gelobt). Diese Jugendlichen legen Wert auf einen rücksichtsvollen Umgang. Sie sind heimatverbunden aber gleichzeitig flexibel und bereit, die Familie auf Grund von beruflichen oder familiären Gründen zu verlassen. Diese Jugendlichen würden auf keinen Fall etwas Gesetzeswidriges tun, brechen aber hin und wieder aus ihren Routinen aus. Materielle Gegenstände wie ein Auto oder ein Haus, haben bei ihnen einen hohen Stellenwert und ein gutes und modisches Äußeres ist ihnen wichtig (vgl. SINUS-Studie, 2016:59ff)

4.3.Pekäre Lebenswelt

Als prekäre Jugendliche werden in der SINUS- Studie diejenigen beschrieben, welche sich um Orientierung und Teilhabe bemühen, aber durch ihre schwierigen Startvoraussetzungen dahingehend gehindert sind. Die Biografie dieser Jugendlichen weist bereits erste Brüche auf. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die meisten Jugendlichen dieser Lebenswelt sich dauerhaft in dieser prekären Situation bewegen. Bei ihnen liegen verschiedene Risikofaktoren für diese Vermutung vor. Als ein Risikofaktor ist an dieser Stelle die Kinderarmut zu erwähnen. Der Deutsche Bundestag veröffentlichte im Mai 2017 einen aktuellen Sachstand zur Kinderarmut in Deutschland. Dieser zeigte auf, dass nach den aktuellen Studien der Hans-Böckler-Stiftung, rund 2,55 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland von Kinderarmut betroffen sind (vgl. Deutscher Bundestag, WD9-3000-017/17). Den Jugendlichen in den prekären Lebenswelten ist ihre soziale Benachteiligung bewusst und sie sind bemüht ihre Situation zu verbessern. Dennoch sind Ängste wie in dieser Lebenswelt dominant. Sie haben Angst, dass Chancen verbaut sein könnten oder dass sie sie durch Drogen oder Alkoholkonsum noch verbauen. Diese Jugendlichen legen viel Wert auf Familie, allerdings haben ihre Vorstellungen mit der eigenen Realität kaum etwas zu tun. Die Jugendlichen haben den starken Wunsch dazuzugehören und suchen nach Anerkennung. Aus den Ängsten und der subjektive Wahrnehmung einiger Jugendlichen im Bezug auf ihre Aufstiegsperspektiven resultiert eine innerliche Prokrastination, es lohnt sich ihrer Meinung nach nicht, etwas zu tun. Ein anderer Teil der prekären Jugendlichen haben fast kindliche Zukunftsträume und möchten Fußballstar werden oder als Musiker bei „Deutschland sucht den Superstar“ Karriere machen. Diese Jugendlichen berichteten während der Befragung des SINUS-Institutes von Gewalterfahrungen sowohl als Täter wie auch als Opfer. Sie suchen sich Vorbilder, welche es aus ähnlichen Lebenssituationen herausgeschafft haben. Oft wählen sie Boxer oder Rapper, welche in ihrer Musik von ihrem Kampf berichten. (vgl. SINUS-Studie, 2016:75ff)

4.4. Materialistische Hedonisten

Die materialistischen Hedonisten sind jene Jugendlichen, welche in der SINUS – Studie als „freizeit- und familienorientierte Unterschicht mit ausgeprägten markenbewussten Konsumwünschen“ (SINUS- Studie, 2016: 91) beschrieben werden. Diese Jugendlichen legen viel Wert darauf, einen (wenn auch nur angestrebten und nicht vorhandenen) Status zu repräsentieren. Dabei sind sie keinesfalls bescheiden und ihr Umgang mit Geld ist überwiegend unkontrolliert. Sie bezeichnen es als Stärke, wenn sie mit ihren Äußerlichkeiten Eindruck hinterlassen. Sie grenzen sich deutlich von schlecht gekleideten und ungepflegten Personen ab. Ihre Konsumwünsche sind orientiert an der Mode, und haben in ihrer Peergroup einen hohen Stellenwert. Die Jugendlichen aus dieser Lebenswelt erzielen oft niedrigere Bildungsabschlüsse, worunter sie nach eigenen Aussagen selbst leiden. Die niedrigen Bildungsabschlüsse haben in der Gesellschaft einen eher schlechten Ruf, so die befragten Personen, und werden sie nicht so hoch angesehen. Generell haben sie zur Bildung ein distanziertes Verhältnis, sie sind froh, wenn sie die Schule verlassen können. Durch den niedrigen Bildungsabschluss werden die Handlungsmöglichkeiten für den beruflichen Weg eingeschränkt. Familie stellt den Bezugspunkt für diese Jugendlichen dar, sie legen viel Wert auf Zeit in der Familie. Der Freundeskreis steht für die materialistischen Hedonisten für „Fun und Action“. Für die Jugendlichen gehört es zum Alltag, mit Freunden raus zu gehen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Ebenso gehören Aggressivität, Vandalismus und Drogenkonsum zum Alltag dieser Gruppe. Regeln und Pflichten werden eher als entmündigend und abstrafend erlebt, sie zeigen eine Abneigung gegen Autoritäts-und Kontrollwerte. Neben den eigenen Eltern sind Stars aus dem Entertainmentbereich Vorbilder für die Jugendlichen (vgl. SINUS-Studie, 2016: 91ff).

4.5. Experimentalistische Hedonisten

Die Jugendlichen aus folgender Lebenswelt werden in der SINUS-Studie als experimentalistische Hedonisten bezeichnet. Sie gelten als „die spaß- und szeneorientierten Nonkonformisten mit Fokus auf das Leben im Hier und Jetzt. Diese Lebenswelt ist geprägt von Werten wie Spaß, Freiheit, Selbstverwirklichung und Risikobereitschaft. Ihr Ziel ist es, dass Leben in vollen Zügen genießen zu können ohne sich dabei Sorgen um den Ernst des Lebens machen zu müssen. Sie möchten Grenzen überschreiten und Regeln brechen und lehnen Vorschriften ab. Diese Jugendlichen möchten sich ungehindert selbst entfalten und beschreiben sich selbst als widerspenstig, eigenwillig und eigensinnig. Diese Jugendlichen legen kaum Wert auf Schule oder Bildung und. Sie versuchen sich vom Mainstream zu distanzieren und bemühen sich um ein „anderssein“. Mit ihren provokanten Wertvorstellungen ecken sie in der Gesellschaft oft an. Sie möchten sich von der Gesellschaft abheben um zusammen mit ihrer Peergroup ihren Interessen nachgehen. Ihr Gruppengefühl ist dabei sehr ausgeprägt. Sie sind oft kreativ, provokant und originell und möchten ihren eigenen szenenspezifischen Stil verfolgen, dies bringen sie unter anderem mit ihrem Kleidungsstil zum Ausdruck. Für viele Zugehörigen dieser Lebensphase gehört es schon recht früh dazu, extreme Positionen einzunehmen oder Drogen und Alkohol zu konsumieren. Routinen empfinden experimentalistische Hedonisten als langweilig, sie halten nichts davon, wenn andere Menschen immer auf Nummer sicher gehen wollen und nicht offen für Veränderungen sind. Aus diesem Grund sind sie bereits im frühen Jugendalter bemüht, aus dem Familienalltag auszubrechen, etwas neues zu erleben und sich Freiräume zu schaffen (vgl. SINUS-Studie,2016: 113ff).

4.6. Sozialökologische Lebenswelt

Die sozialökologische und damit vorletzte Lebenswelt der SINUS-Studie aus dem Jahr 2016 beschreibt die nachhaltigkeits- und gemeindewohlorientierten Jugendlichen, welche sozialkritisch und offen gegenüber Lebensentwürfen sind. Diese Jugendlichen ist Demokratie, Sorgsamkeit gegenüber dem Mensch und Tier, Tolerant und Freiheit sehr wichtig. Sie möchten andere von ihren Ansichten überzeugen und engagieren sich daher in sozialen Projekten oder lassen sich als Schüler/ Klassensprecher aufstellen. Die Jugendlichen fühlen sich verpflichtet, Verantwortung für Schwächere zu übernehmen und fordern deren Rechte ein. Karriere ist ihnen nicht so wichtig, sie definieren sich eher darüber, was sie gutes für die Welt tun. Für Sozialökologische Jugendliche sind alle Menschen gleich,sie sind Befürworter von Diversity. Diese Jugendlichen setzen sich kritisch mit sozialpolitischen Systemen auseinander und sind Befürworter von gewaltfreien Protestaktionen. Ihre Vorbilder sehen sie in Schriftstellern, Dichtern und Künstlern, sie lassen sich von glücklichen Menschen inspirieren und erfreuen sich daran, wenn andere ein selbstbestimmtes Leben genießen. Die Jugendlichen distanzieren sich von materiellen Werten und verurteilen Luxus und übermäßigen Konsum. Im Gegenteil zu anderen Lebenswelten, legen sie viel Wert auf ihre Bildung. Ihnen ist es wichtig, ihr Wissen und ihren Horizont zu erweitern, dabei haben sie großes Interesse an anderen Kulturen und Ländern. Sie sehen die Schule als Bildungsort, an welchem der Grundstein für die späteren beruflichen Perspektiven gesetzt wird. Die Jugendlichen aus dieser Lebenswelt haben eine enge Bindung zu ihren Eltern, sie sind sehr dankbar und zeigen Respekt und Anerkennung. Zeit mit der Familie ist für sie zweitrangig, lieber verbringen sie ihre Freizeit mir ihren Freunden (vgl. SINUS. Studie, 2016: 131ff).

4.7. Expeditive Lebenswelt

Die Expeditive, und somit letzte Lebenswelt der Jugendlichen beschreibt die „erfolgs- und lifestyleorientiertenNetworker, welche auf der Suche nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen sind. Diese Jugendlichen legen einen großen Wert auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Selbständigkeit, Selbstentfaltung und Erfolg sowie Zielstrebigkeit. Ihnen ist es ein Bedürfnis, ihren eigenen Erfahrungshorizont ständig zu erweitern und sie möchten sich in keine bestimmte Richtung zwängen lassen. Sie stehen für freie Entfaltungsmöglichkeiten ein und möchten selbst entscheiden, wann und wie sie ihren Interessen nachgehen. Ihr Ziel besteht darin, Freiheit zu erreichen und als Erwachsene finanzielle Spielräume zu haben und am kulturellen Leben teilzunehmen. Ihre Vorbilder sind meist Künstler oder jene, die etwas aus ihrem Leben gemacht haben. Die Expeditiven Jugendlichen möchten sich von der Masse abheben, sie haben einen eigenen Kleidungsstil und lieben es, für diesen bewundert zu werden. Sie sind gerne in der Naturoder gehen in Clubs und Locations, in welchen sie verstanden werden. Die Familie ist ihnen wichtig, spielen aber während ihrer alltäglichen Lebensweise eine eher geringere Rolle (vgl. SINUS-Studie, 2016: 150ff).

Zusammenfassend lässt sich formulieren, die Lebenswelten der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich und facettenreich. Zwischen den Lebenswelten gibt es aber immer wieder Schnittstellen.

Jugendliche haben den Wunsch nach Halt aus ihren Familien. Die Familie ist nach wie vor ein Rückzugsort und ein Ort der Geborgenheit und Orientierung. Die Eltern zählen in fast allen Lebenswelten als Bezugsperson und nehmen einen großen Stellenwert im Leben und Aufwachsen der Jugendlichen ein. Zudem haben Jugendliche das Bedürfnis nach emotionaler und finanzieller Sicherheit. Sie haben das Bedürfnis nach Wohlstand, Gemeinschaft und Stabilität in ihrem Leben. In Zusammenhang mit diesen, recht gesellschaftlichen Werten, ist ihnen die Möglichkeit nach Selbstdarstellung, Selbstverwirklichung und Einzigartigkeit ein großes Bedürfnis. Entscheidend dabei ist aber, dass die Gewichtigkeit sehr unterschiedlich ist. Jeder Jugendliche ist als Individuum zu betrachten und somit als eigenständiger Menschen mit eigenen Werte und Normenvorstellungen. Nicht hinter jedem Wert steckt auch die gleiche Auslebung. Möchten die Jugendlichen, die nach Freiheit und Selbstverwirklichung streben eventuell die Welt erkunden, drücken andere Jugendlichen diesen Gedanken in Mode aus.

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Titel
Digitale Medien und Jugend. Welchen Einfluss hat die Mediennutzung auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen?
Hochschule
Hochschule Fulda
Note
1,7
Jahr
2019
Seiten
61
Katalognummer
V1039841
ISBN (eBook)
9783346456793
ISBN (Buch)
9783346456809
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitale Medien, Jugend, Facebook, social media, soziale medien, Persönlichkeitsentwicklung, Jugendliche, Digital Native, Generation, Medien, Auwirkungen, Jugendarbeit, Lebensraum, Digitalisierung, Digital, Lebensphase, Resilienz, Medienkompetenz
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Digitale Medien und Jugend. Welchen Einfluss hat die Mediennutzung auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1039841

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Titel: Digitale Medien und Jugend. Welchen Einfluss hat die Mediennutzung auf die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen?



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