Stellen Sie sich vor, Worte hätten die Macht, Realitäten zu erschaffen, Versprechen zu besiegeln und die Welt um uns herum zu formen – jenseits bloßer Beschreibungen. John L. Austins bahnbrechende Untersuchung der "Performative Äußerungen" enthüllt eine faszinierende Dimension der Sprache, in der Aussagen nicht nur wahr oder falsch sein können, sondern aktiv Handlungen vollziehen. Diese revolutionäre Idee stellt die traditionelle Sichtweise in Frage, wonach Sprache primär der Darstellung von Fakten dient, und eröffnet stattdessen ein tieferes Verständnis für die performative Kraft, die in unseren alltäglichen Gesprächen verborgen liegt. Von feierlichen Erklärungen bis hin zu informellen Versprechen – Austin analysiert die Bedingungen, unter denen Äußerungen ihre beabsichtigte Wirkung entfalten, und deckt dabei subtile Nuancen und potenzielle Fallstricke auf. Erleben Sie, wie die Grenzen zwischen Aussage und Handlung verschwimmen, während Austin die linguistischen Feinheiten explizit performativer Äußerungen seziert und die verborgenen Mechanismen impliziter Performative aufdeckt. Diese erkenntnisreiche Reise führt zur Infragestellung etablierter Kategorien und zur Entwicklung eines revolutionären Ansatzes, der die Beziehung zwischen Sprache und Wirklichkeit neu definiert. Entdecken Sie die tiefgreifenden Implikationen für Philosophie, Linguistik und unser Verständnis menschlicher Kommunikation. Tauchen Sie ein in Austins brillante Analyse und ergründen Sie die wahre Macht der Worte, die nicht nur beschreiben, sondern erschaffen. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für Sprachphilosophie, Sprechakttheorie und die Kunst der zwischenmenschlichen Kommunikation interessieren. Lassen Sie sich von Austins revolutionären Ideen inspirieren und erweitern Sie Ihr Verständnis der Sprache als dynamisches Werkzeug zur Gestaltung unserer Welt. Erforschen Sie die Gelingensbedingungen von Sprechakten und die vielfältigen Möglichkeiten, wie wir durch Sprache interagieren und Bedeutung konstruieren. Wagen Sie es, die konventionellen Vorstellungen von Wahrheit und Falschheit zu hinterfragen und die transformative Kraft performativer Äußerungen zu entdecken – ein Schlüssel zum Verständnis der komplexen Dynamik menschlicher Interaktion und der subtilen Macht der Sprache.
John L. Austin: Performative Utterances
Ausgangsituation: Die Anhänger des logischen Positivismus stellen die Behauptung auf, dass ein Satz, der nicht verifizierbar ist (auf Wahrheit und Falschheit überprüft werden kann) bedeutungslos ist. Damit erklären sie einen grossteil menschlichen Sprechens als bedeutungslos. Austin versucht, dies zu widerlegen.
1. Performativer Äußerungen und Gelingensbedingungen
Aussagen, sind nicht nur dazu da, wahre oder falsche Tatsachen wiederzugeben.
Bsp.: I name this ship the Queen Elizabeth.
I bet you sixpence it will rain tomorrow.
I apologize.
Das Besondere an solchen Aussagen ist, dass sie nicht nur berichten, was gerade passiert, denn solche Aussagen schaffen Tatsachen. Er stellt eben diese Gruppe von Äußerungen, die er Performative nennt, der Gruppe der Behauptungen und Aussagen (statements) gegenüber, die er als Konstative bezeichnet.
Die Performative können nicht als wahre oder falsche Aussagen eingestuft werden, sie können aber durchaus misslingen.
Bsp.: Hiermit lasse ich mich von dir scheiden.
Ich wette mit dir um einen Euro, dass ... (Aber keiner sagt: Die Wette gilt)
Ich grüße sie, Herr Clinton. (Tatsächlich schüttelt man dem Leibwächter die Hand)
Ich verspreche zu kommen, aber ich werde nicht kommen.
Austin formuliert deshalb einige Gelingensbedingungen (felicity conditions) für Performative Aussagen:
(1) Es muss ein übliches konventionales Verfahren mit einem üblichen konventionalen Ergebnis geben. Die betroffenen Umstände und Personen müssen der Festlegung des Verfahrens entsprechen.
(2) Das Verfahren muss korrekt und vollständig durchgeführt werden.
(3) Häufig müssen die Personen die für das Verfahren festgelegten Meinungen und Absichten haben und sich entsprechend verhalten.
2. Die Form explizit performativer Äußerungen
Austin versucht außerdem performative Äußerungen linguistisch zu definieren, um sie von anderen Äußerungen schon allein durch ihre grammatikalische Form abgrenzen zu können.
Er stellt fest, dass der typischen Form expliziter performativer Äußerungen, Sätze in der ersten Person Indikativ Präsens Aktiv entsprechen.
Bsp.: I promise that ... (Einzige Möglichkeit tatsächlich ein Versprechen zu geben)
-He promises that …
-I promised that …
-I would promise …
Nur bestimmte Verben können zusammen mit der vorher genannten Form eine Äußerung bilden, die auch tatsächlich eine Handlung vollzieht. Diese performativen Verben können gemeinsam mit dem Adverb hiermit auftreten.
Bsp.: Hiermit ernenne ich sie zum Bürgermeister von München.
Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.
Hiermit schlage ich euch zum Ritter.
-Hiermit gehe ich nach Hause.
Explizite Performative können allerdings auch in der zweiten oder dritten Person, dann allerdings im Passiv auftreten.
Bsp.: Sie werden hiermit aufgefordert, die Rechnung binnen zu bezahlen. Es ist den Passagieren verboten, mit dem Fahrer zu sprechen.
3. Infragestellung der Theorie
Erster Schritt:
Alternativ können performative Äußerungen auch anders ausgedrückt werden. Dies bedeutet allerdings, dass es keine feste linguistische Form von performativen Äußerungen gibt.
Bsp.: You are hereby warned that this bull is dangerous. This bull is dangerous.
Dangerous Bull!
Auch mit Hilfe weniger expliziter Mittel, wie z.B. Modus, Partikeln oder Intonation, kann man verdeutlichen, welche Handlung man beim Sprechen ausführen will. Oft kann dies auch schon anhand des Kontextes erkannt werden.
Bsp.: Ich befehle dir, die Tür zuzumachen. ( Mach die Tür zu.)
Ich folgere, dass x. ( Deshalb x)
Der greift an (kann je nach Betonung Frage, Warnung oder Feststellung sein)
Austin stellt deshalb fest, dass mit expliziten Performativen speziell verdeutlicht werden kann, welche Handlung man ausführen möchte. Äußerungen können jedoch auch Performative sein, ohne die typische Form expliziter Performative aufzuweisen. Diese Äußerungen werden als implizite oder primäre Performative bezeichnet. Jede implizit performative Äußerung kann die Form eines expliziten Performativs annehmen, genauso wie auch andersherum.
Zweiter Schritt:
Es gibt Äußerungen, die zwischen den festgelegten Kategorien der Performative und Konstative liegen.
Bsp.: I feel perfectly awful about it. (Konstativ)
I am sorry. (Zwischenkategorie)
I apologize. (Performativ)
Die zusätzliche Anhang “I state that …” an eine konstative Behauptung (statement) würde per Definition aus diesem ein Performativ machen, das auf Wahrheit und Falschheit hin untersucht werden kann und darauf, ob die Gelingensbedingungen erfüllt sind. Außerdem vollziehen auch diese Äußerungen auf eine bestimmte Art eine Handlung.
Bsp.: Ich mache dich darauf aufmerksam, dass der Stier gleich angreift.
Ich erkläre , dass ich alleine die Verantwortung trage.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Behauptungen können auf genau die selbe Art misslingen wie die Performative.
Bsp.: Ich vererbe dir mein Auto. (aber ich habe gar kein Auto) Peters Kinder sind glatzköpfig. (aber Peter hat keine Kinder)
Auch Behauptungen können nicht immer als eindeutig wahr oder falsch eingeordnet werden.
Bsp.: Oxford ist 60 km von London entfernt. (es sind nicht genau 60 km)
4. Lösungsvorschlag
Alle Äußerungen, sowohl Performative als auch Konstative, vollziehen auf eine gewisse Art und Weise Handlungen.
Austin schlägt statt einer Untersuchung der Konstative auf ihren Wahrheitsgehalt und der Performative auf die Erfüllung der Gelingensbedingungen vor, man solle die Beziehung zwischen Aussagen und Tatsachen untersuchen.
Er kommt zu dem Schluss, dass die Unterscheidung zwischen Performativen und Konstativen aufgegeben werden muss, da jede Äußerung eine Handlung vollzieht.
Austin fordert neue Untersuchungen über die Kräfte die Äußerungen haben, also ob sie zu einem bestimmten Zeitpunkt als Aufforderung anzusehen sind und zu einem anderen als Ratschlag, und falls dem so ist, wieso sie diese verschiedenen Bedeutungen annehmen.
Bsp.: Schließ die Tür. (Ratschlag, Bitte, Befehl uva.)
Eine Liste explizit performativer Verben würde nach Austins Erachten wesentlich dazu beitragen eine neue Theorie zu finden.
Quellen:
Levinson, Stephen C.1983: Pragmatics, Cambridge University Press, Cambridge.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in John L. Austins "Performative Utterances"?
John L. Austin argumentiert gegen den logischen Positivismus, der behauptet, dass Sätze, die nicht auf Wahrheit oder Falschheit überprüfbar sind, bedeutungslos sind. Austin zeigt, dass viele Äußerungen (Performative) Tatsachen schaffen und nicht nur beschreiben.
Was sind Performative Äußerungen?
Performative Äußerungen sind Sätze, die eine Handlung vollziehen, anstatt nur Tatsachen darzustellen. Beispiele sind: "Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Queen Elizabeth" oder "Ich entschuldige mich". Sie können nicht als wahr oder falsch eingestuft werden, aber sie können misslingen.
Was sind Gelingensbedingungen für Performative Äußerungen?
Austin formuliert Gelingensbedingungen (felicity conditions) für Performative Aussagen, damit diese erfolgreich sind:
- Es muss ein übliches konventionales Verfahren mit einem üblichen konventionalen Ergebnis geben. Die betroffenen Umstände und Personen müssen der Festlegung des Verfahrens entsprechen.
- Das Verfahren muss korrekt und vollständig durchgeführt werden.
- Häufig müssen die Personen die für das Verfahren festgelegten Meinungen und Absichten haben und sich entsprechend verhalten.
Welche Form haben explizit performative Äußerungen typischerweise?
Explizit performative Äußerungen haben typischerweise die Form von Sätzen in der ersten Person Indikativ Präsens Aktiv. Beispiele sind: "Ich verspreche, dass..." Bestimmte Verben (performative Verben) können zusammen mit dem Adverb "hiermit" auftreten.
Wie kann man Performative auch anders ausdrücken?
Performative Äußerungen können auch anders ausgedrückt werden, z.B. durch weniger explizite Mittel wie Modus, Partikeln oder Intonation. Dies bedeutet, dass es keine feste linguistische Form für Performative gibt. Diese werden als implizite oder primäre Performative bezeichnet.
Was ist das Problem mit der Unterscheidung zwischen Performativen und Konstativen?
Es gibt Äußerungen, die zwischen den Kategorien der Performative und Konstative liegen. Außerdem können auch konstative Behauptungen (statements) auf die gleiche Weise misslingen wie Performative.
Was ist Austins Lösungsvorschlag?
Austin schlägt vor, die Unterscheidung zwischen Performativen und Konstativen aufzugeben, da jede Äußerung eine Handlung vollzieht. Stattdessen solle man die Beziehung zwischen Aussagen und Tatsachen untersuchen und die Kräfte von Äußerungen analysieren.
Warum ist eine Liste explizit performativer Verben wichtig?
Eine Liste explizit performativer Verben würde nach Austins Erachten wesentlich dazu beitragen, eine neue Theorie über die Handlungen, die durch Sprache vollzogen werden, zu finden.
- Quote paper
- Silke Haydn (Author), 2001, Sprechakte nach Austin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104035