Jugendsprache am Beispiel der sozialen Netzwerke Facebook und YouTube


Bachelorarbeit, 2021

35 Seiten, Note: 1

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Jugendsprache
1.1 Definition des Begriffes Jugendsprache
1.2 Funktion der Jugendsprache

2. Besonderheiten des jugendsprachlichen Sprachstiles
2.1 Schriftliche Merkmale bezüglich der Jugendsprache
2.2 Anglizismen
2.3 Vulgarismen
2.4. Emoticons und Emojis

3. Das Verhältnis von Jugendsprache und Medien
3.1 Die Bedeutung der sozialen Netzwerke für die Jugend
3.2 Arten von Social Media-Plattformen
3.2.1 Facebook
3.2.2 YouTube
3.3 Einfluss der digitalen Medien auf die Jugendsprache
3.4 Die Kommunikation in den sozialen Netzwerken

4. Analyse der Jugendsprache am Beispiel der Kommentare von Facebook und YouTube
4.1 Ziel der Analyse
4.2 Die Ergebnisse der Analyse der Jugendsprache in Deutschland
4.2.1 Untersuchung der YouTube-Kommentare
4.2.2 Untersuchung der Facebook-Kommentare

Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Tiefgreifende Veränderungen in fast allen Lebensbereichen, einschließlich der Jugendsprache, sind seit langem Gegenstand vielfältiger Untersuchungen und Beschreibungen. Die Jugendsprache ist sehr dynamisch und verändert sich ständig. Das Internet verbreitet Abkürzungen und Ausdrücke, die von jungen Menschen sofort aufgegriffen werden. Sie werden dann in der alltäglichen Kommunikation zwischen Gleichaltrigen verwendet und ersetzen auch die üblichen Sprüche. Sie geben Ausdrücken neue Bedeutungen, und der Prozess der Schaffung eines neuen Wortes ist augenblicklich. Ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Ort für die Schaffung neuer Wörter, Verwendung von Fremdworten oder Abkürzungen ist in letzter Zeit der Raum der Internetkommunikation geworden. Mails oder unterschiedliche Chat-Räume fördern das Ausleihen von Akronymen und Begriffen, die eine schnellere Kommunikation ermöglichen. Die Zeit, in der wir leben, ist untrennbar mit dem Cyberspace verbunden, und Elemente des realen Lebens und des virtuellen Funktionierens vermischen sich zunehmend. Das zeigt sich besonders in der Sprache, die die Jugend täglich verwendet. Sie nutzen das Internet auf Schritt und Tritt, oft ohne es zu merken.

Die Arbeit besteht aus zwei Teilen: aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. In dem ersten Teil der Arbeit wird auf die Theorie der Jugendsprache eingegangen. Zunächst wird der Begriff Jugendsprache, als auch die Funktionen der Jugendsprache erläutert. Des Weiteren werden die wichtigsten Merkmale des Phänomens berücksichtigt, und zwar handelt es sich dabei um die schriftlichen Eigenschaften der Jugendsprache, Anglizismen als auch Vulgarismen und. In dem dritten Kapitel wird das Verhältnis von Jugendsprache und sozialen Netzwerke verdeutlicht. Der zweite Teil der Arbeit ist der praktische Teil, in dem eine Analyse der Jugendsprache erfolgt. Zu der Untersuchung wurden zwei Social – Media – Plattformen ausgewählt, d. h. Facebook und YouTube. Die Analyse bezieht sich genau auf die Kommentare, welche durch die Jugend verfasst wurden. Das Ziel der Analyse ist es, nachzuweisen, ob die im theoretischen Teil erwähnten Merkmale wirklich von der Jugend verwendet werden, und wie oft.

1. Jugendsprache

Das Phänomen der Jugendsprache wird in der Soziolinguistik neben der Fachsprache und Dialekten am meisten analysiert, obwohl die Untersuchungen dieser Erscheinung relativ spät begonnen haben (Femers-Koch, Molthagen-Schnöring 2018: 113). Bemerkenswert ist jedoch, dass obwohl die Sprache der Jugend so intensiv in die Diskussion genommen wird, wurde bis heute der Termin durch die moderne Jugendsprachforschung noch nicht theoretisch deutlich geklärt.

1.1 Definition des Begriffes Jugendsprache

Das Phänomen der Jugendsprache ist eng mit dem Begriff Jugend verbunden. Um die Erscheinung genauer zu schildern, sollte zunächst die Lebensphase der Jugend näher in Betracht gezogen werden. Nach dem deutschen Gesetzt wird es davon ausgegangen, dass Jugendphase vom 14. Bis zum 18. Lebensjahr dauert. Sie unterscheidet sich von anderen Lebensphasen durch individuelle Bedingungen wie: Hobbys, Freundeskreis, Lebenserwartungen als auch durch die Sprache. Tenbruck (1965) beschreibt Jugend als eine soziale Gruppe, die im gleichen Alter ist und eine ähnliche Lebensart aufweist (Tenbruck 1965: 66 in: Bahlo 2019: 2). Für die Forschungen an der Jugendsprache interessieren sich nicht nur Linguisten, sondern den Untersuchungsstand fördern auch Soziologen, Psychologen und Pädagogen.

Nils Bahlo geht in seiner Arbeit aus dem Jahr 2019 auf das Werk von Helmut Henne zurück. In der Mitte der 80er Jahre hat Helmut Henne in seinem Werk „Jugend und ihre Sprache“ ein erstes Modell der Jugendsprache dargestellt, welches vier Ebenen der Jugendsprache darlegt und zwar:

1. Strukturelle Ebene des Jugendstils, die u.a. Syntax, Redensarten, Wortbildung und Lexik umfasst. Diese Ebene weist folgende Merkmale auf: Menschenbezeichnungen wie Tussi, Macker oder Schwachmatt (Dummkopf); Redensarten u.a. ganz coll bleiben, alles easy; Metaphern Sklaventreiber (Chef oder Lehrer); Prosodische Redensweisen Wahnsinn, Irre; Wortbildungen, Worterweiterungen z.B. Keule (Neubedeutung für Mädchen), Mucke (Neuwort für Musik).
2. Funktionale Ebene – als Funktion wird hier eigene Identität, Identifikation mit einer Gruppe oder Abgrenzung von anderen Gruppen in dem gleichen Alter gemeint.
3. Pragmatische Ebene, die, die inhaltlichen Räume der Jugendsprache umfasst. Henne unterscheidet hier verschiedene Sektionen, welche bei der Entwicklung der Jugendsprache wichtige Rolle spielen z. B. Beziehungen im Beruf, in der Schule, Freizeit; Objekte wie Disco, Kneipe, Kleidung, Medien oder Sport.
4. Innere Mehrsprachigkeit welche durch Code-Switching möglich ist und erlaubt mehrere Varianten der Muttersprache zu sprechen (Bahlo 2019: 5,6).

Janich (2013: 239 in: Femers-Koch, Molthagen-Schnöring 2018: 114) erklärt Jugendsprache als ein „abstrakter Überbegriff, der für eine Sammlung von Sprechstilen benutzt wird, die sich weniger durch ganz besondere lexikalische Merkmale als vielmehr durch den spielerischen und experimentellen Umgang mit Sprache auszeichnen und von einer bestimmten Altersgruppe bzw. verschiedenen auch sozial definierbaren Gruppen gesprochen werden“.

Dittmar und Bahlo (2009) ergänzen die oben erwähnte Definition von Janich. Die Sprachwissenschaftler definieren die Jugendsprache nachfolgend:

„ist die Jugendsprache (oder der Juventulekt) eine generationsspezifische Übergangsvarietät, die den Aufbruch der Jugendlichen zum Erwachsenenstatus auf der Suche nach individueller und sozialer Identität in der Altersspanne zwischen 10 und 30 sprachlich zum Ausdruck bringt. Die überregionalen und kollektiv-sozialen Gemeinsamkeiten jugendsprachlicher Repertoires bezeichnen wir als ‚sekundäre Varietät‘ […], die in der sekundären Sozialisation erworben, in der alltäglichen informellen Kommunikation im sozialen Alter der Jugend habituell verwendet und als solche identifiziert wird“ (Dietmar, Bahlo, 2009:302 zit. in: Femers-Koch, Molthagen-Schnöring, 2018:114).

Weiterhin erläutern die Autoren, dass es sich bei der Jugendsprache im Deutschen vor allem um die mündliche Variante handelt, auch wenn sie schriftlich in z. B. Briefen, E-Mails, SMS oder Chats ebenso oft verwendet wird (Femers-Koch, Molthagen-Schnöring, 2018:114).

In der medialen Öffentlichkeit wird Jugendsprache als eine ziemlich neue Erscheinung dargestellt, die Jugendlichen verfügen jedoch seit einer langen Zeit über ihre eigene Sprache. In Deutschland bezieht sich die historische Jugendsprache vor allem auf die Schüler und Studenten. Die ersten wissenschaftlichen Forschungen werden auf das Ende des 19. Jahrhunderts datiert. z. B. 1894 wurden Meiers Untersuchungen der „Hallischen Studentensprache“ und 1895 Kluges „Deutscher Studentensprache“ dokumentiert. Die älteren Untersuchungen des 18. Und 19. Jahrhunderts bezüglich der Studentensprache wurden von Henne und Objartel (1984) in einer Sammlung umfasst. Insgesamt wurden 21 Wörterbücher, Wörterbuchfragmente, als auch Monographien und kurze Beiträge zusammengestellt (Bahlo 2019: 14).

1.2 Funktion der Jugendsprache

Jugendsprache hat im Wesentlichen zwei Grundfunktionen. Erstens dient sie der Identifikation mit der Generation Jugend, was sie von Erwachsenen und Kindern unterscheidet. Zweitens bedeutet es die Identifikation mit der eigenen Gruppe, d.h. der Gruppe, der man angehört. Ehemann ist der Meinung, dass

„Sprachunterschiede entwickeln sich meist aus dem Bedürfnis heraus, dass Mitglieder einer bestimmten Gruppe, beziehungsweise Subkultur, aufgrund ihrer Individualität in der Standard- sprache keine passenden Ausdrucksformen für ihre Gruppenwelt, beziehungsweise zur sinn- gemäßen Beschreibung und Formulierung ihrer Bedürfnisse, Interessen, Aktivitäten und Mei- nungen finden“ (Ehemann 1992: 26).

Für einen einzelnen jungen Menschen hat die Jugendsprache eine wichtige Bedeutung in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft von Gleichaltrigen. Aus diesem Grund spielt der Aspekt der Abgrenzung von sprachlichen und gesellschaftlichen Normen und Konventionen eine wichtige Rolle bei der Verwendung der Jugendsprache. Aus dem Grund, dass Jugendliche als Subkultur definiert werden, nutzen sie eigene Ausdrucksmittel wie individuelle Musik, Mode, Bräuche und eine eigene Sprache, um ihre Individualität auszudrücken. Durch diese individuellen Stilmittel und Ausdrucksformen wird innerhalb der Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen, das jedoch nach außen hin eher einschränkend wirkt. Ehemann geht davon aus, dass die Funktion der Jugendsprache auch eine Provokation sein kann. Seines Erachtens

„Die Jugendsprache mit ihren bewusst evozierenden Sprachunterschieden spiegelt außer ihrer Abgrenzungshaltung noch eine Protesthaltung gegenüber den aktuell herrschenden sprachlichen und gesellschaftlichen Normen wider“ (Ehemann 1992: 22).

Junge Menschen brechen manchmal gerne die Standardnormen und wollen mit ihrer eigenen Sprache gegen bestehende Konventionen protestieren. In diesem Fall wird also die Sprache im Sinne Provokation verwendet.

Eine Funktion der Jugendsprache ist es auch, die Vermittlung von Gedanken und Gefühlen zu erleichtern. Um dem Gegenüber die eigene Gefühlswelt besser zu vermitteln und sich direkt äußern zu können, ist es hilfreich, die Sprache kreativ und spontan einzusetzen, wie in der Jugendsprache. In manchen Fällen bringt der jugendliche Ausdruck von Empfindungen und Gefühlen viel besser auf den Punkt, als es die Standardsprache könnte (Ehemann 1992: 22).

2. Besonderheiten des jugendsprachlichen Sprachstiles

Die Jugendsprache kennzeichnet spezifische Sprech- und Schreibweise, mit der Jugendliche u. a. ihre Identität finden können. Früher wurde in der Sprachwissenschaft vor allem die mündliche Variante der Jugendsprache analysiert, es ist jedoch bemerkenswert, dass die Schreibweise der Jugend sich auch von der Standardsprache sehr unterscheidet. Unten wird näher auf die Merkmale eingegangen, die sowohl in der mündlichen als auch schriftlichen Variante der Jugend vorkommen.

2.1 Schriftliche Merkmale bezüglich der Jugendsprache

Die komplexen deutschen Rechtschreibregeln waren mehr als einmal Gegenstand langwieriger Diskussionen. Das Schreiben wird von der jüngeren Generation eher als unnötig distanzierend, das direkte Erleben verhindernd und verkrustend empfunden. Wenn es um die Kommunikation von Jugendlichen in Chaträumen geht, ist es erwähnenswert, dass die Schreibweise von Großbuchstaben am Anfang von Wörtern und Sätzen oft übersehen wird. Dieses Konzept wird jedoch nicht immer konsequent umgesetzt. Einige Chatter verwenden konsequent Kleinbuchstaben, während andere sie nur beiläufig verwenden. In Bezug auf die Normen der Schriftsprache ist in den Gesprächen der Jugendlichen oft ein unangemessener Gebrauch von Interpunktion zu beobachten (Bader 2002: 97f.). Die folgende Abbildung zeigt, dass meist Kommata übersehen werden, z. B. wenn es sich um eine Grußpartikel handelt. Auch Hauptsätze werden sehr selten oder gar nicht durch Kommas getrennt. Andere Satzzeichen wie Punkte oder Fragezeichen werden allerdings ebenso weggelassen, z. B. ein Konversationssatz in der Regel wird mit keinem Satzzeichen beendet. Die Verwendung von Interpunktion wird daher von Fall zu Fall behandelt und nicht so sehr, um Grammatikregeln zu folgen. Des Weiteren soll die folgende Tabelle auch die Regelverstöße bei der Groß- und Kleinschreibung sowie Rechtschreibfehler aufzeigen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Interpunktion (Bader 2002: 99).

Im Zusammenhang mit der Rechtschreibung von Jugendlichen ist nicht zu übersehen, dass die Schreibweise mancher Wörter an ihre Aussprache, also an ihre Phonetik, angepasst wird. Dies bedeutet also, dass manche Menschen so schreiben, wie sie sprechen. Sie schaffen neue Schreibweisen, die sich stark an der Aussprache der jeweiligen Sprecher orientieren. Dazu zählen sowohl dialektale als auch umgangssprachliche Schreibweisen, z. B. bei dem Wort oder, das als oda ausgesprochen wird und deshalb wird auch oft in der Jugendsprache auf solche Weise geschrieben: aber nicht auf dauer...oda? (Bader 2002: 100). Bezüglich schriftlicher Eigenschaften der Jugendsprache sollte auch das Phänomen der Kürzwörter berücksichtigt werden. Die Zeitersparnis durch Abkürzungen ist kein neues Phänomen, sie gibt es schon lange. Heute gibt es mindestens 50 000 - 60 000 Wortkürzel in der deutschen Sprache und diese Zahl wächst ständig. Aufgrund der großen Anzahl können einige früher verwendete Abkürzungen nicht mehr verstanden werden oder ihren Sinn und Zweck verloren haben, früher verwendete Abkürzungen können durch andere, neue Abkürzungen ersetzt werden (Koblishke 1985: 2). Nach Donalies „Die Kurzwörter sind immer Varianten zu weiterhin existierenden Langformen. Das unterscheidet sie von allen anderen Wortbildungsprodukten: das Kurzwort und auch seine Langform existieren parallel im Wortschatz“ (Donalies 2005: 139). Kurzwörter werden vor allem wegen sprachlicher Ökonomie verwendet, als auch, um die Zeit beim Schreiben zu sparen, denn das Schreiben viel aufwendiger ist als das Sprechen.

2.2 Anglizismen

Über dem Gebrauch von Anglizismen wird heutzutage immer öfter in der Öffentlichkeit als in den linguistischen Kreisen diskutiert. In Themenbereichen wie Wirtschaft, Werbung, Sport, Musik usw. spielen englische Entlehnungen eine wesentliche Rolle. Zindler (1959) definiert Anglizismus als linguistisches Phänomen schon Mitte der 50er Jahre folgendermaßen:

„Ein Anglizismus ist ein Wort aus dem britischen oder amerikanischen englisch im Deutschen oder eine nicht übliche Wortkomposition, jede Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung (Lehnbedeutung, Lehnübersetzung, Lehnübertragung, Lehnschöpfung, Frequenzsteigerung, Wiederbelebung) nach britischem oder amerikanischem Vorbild“ (Zindler 1959: 2 in: Doeppner 2007: 4).

Heutzutage lassen sich Anglizismen in vielen Bereichen des Lebens sehen. Viele fachliche Termini aus dem Englischen werden z. B. in der deutschen Sprache in Bezug auf die Computerbranche in Gebrauch genommen. Die Verwendung von Begriffen wie: chatten, Browser, Homepage oder E-Mail ist bei der Nutzung des Rechners bzw. Computers keine außergewöhnliche Erscheinung mehr. Außerdem ist auch in der Chat-Kommunikation das Vorkommen von Anglizismen üblich z.B. einloggen: ich musste meine Studenten erst wieder holen, aber einige loggen sich jetzt wieder ein (Bader 2002: 82). Selbstverständlich bezieht sie die heutzutage sehr populäre Erscheinung der Anglizismen auch auf die Jugendsprache. Jugendliche wurden schon immer mit englischsprachigen Texten im Radio, auf Viva und anderen Musiksendungen konfrontiert. In Frankreich zum Beispiel hat die Regierung den so genannten Kampf gegen die sprachliche Amerikanisierung aufgenommen und verpflichtende Beschränkungen für französische Musik und Filme eingeführt (Jörges 2004:3). In Deutschland ist die junge Generation allerdings ständig mit den englischen Ausdrücken konfrontiert. Sie erleben es vor allem durch die Medien. Darüber hinaus findet man aber beim Einkaufen in der Fußgängerzone und auf Produkten und Plakaten englische Werbeslogans und sogar Produktbeschreibungen in englischer Sprache. Der wichtigste Faktor jedoch, der den Gebrauch von Anglizismen in der Jugendsprache beeinflusst, ist seit langem die Musik. Anhand u. a. der Hip-Hop-Szene lässt sich feststellen, warum so viele junge Menschen zu populären englischen Slogans greifen. Hip-Hop ist nämlich eine Musikrichtung, die ihren Ursprung in der afroamerikanischen Mutterkultur hat (Jörges 2004:3). In der Sprache der Jugend werden englische Wörter eher direkt in das deutsche grammatikalische System eingefügt. Die Verben, die aus diesen Wörtern gebildet werden, entstehen in der Regel dadurch, dass man englischen Verben ein deutsches Infinitivsuffix gibt, wie u.a. die folgenden Beispiele zeigen: to jump -> jumpen (springen), to chill -> chillen (entspannen) oder to check -> checken (überprüfen). Verben, die aus dem Englischen entlehnt sind, entsprechen in der Regel der deutschen Konjugation und können mit verschiedenen Präfixen erweitert werden. Adjektive werden oft mit „-ig" ergänzt, zum Beispiel freakig, chillig. Eingebürgerte Adjektive werden oft mit deutschen Substantiven kombiniert, z. B. "coole Sache", geschwätzige Meinung. Auch beleidigende Ausdrücke aus dem Englischen werden von Jugendlichen in ihre Sprache übernommen, z.B.: abgefuckter Typ (Scholz 2020: 10).

2.3 Vulgarismen

Am auffälligsten in der Sprache der Jugendlichen scheint sicherlich die Verwendung von Vulgär- und Schimpfwörtern zu sein, also von Ausdrücken, die durch ihre Bedeutung tabuisiert sind und daher starke Emotionen hervorrufen können, sowohl positive als auch negative. Diese Funktion behalten Vulgarismen bei Jugendlichen, während sie ihren begrifflichen Inhalt, also den Tabu-Grund, weitgehend verlieren. Ursprünglich waren sie auch zur Provokation geeignet, heute haben sie sich weitgehend daran gewöhnt, ja sie scheinen sogar ein gewisses Bedürfnis der Gesellschaft zu befriedigen. Sehr viele vulgäre Ausdrücke stammen von einem Wort, das auf unterschiedliche Art und Weise mit anderen Worten kombinierbar ist. Typische Beispiele hierfür sind:

- „Scheiße, Zusammensetzungen damit: Scheißbahn, Scheißkohle, Scheißbürger, Scheißer, Scheißkultur, Scheißdichter
- scheißen, scheiß drauf, mach kein Scheiß etc.
- beschissen, verschissen, scheißegal
- Arsch, Zusammensetzungen damit: Arschloch, arschklar, Arschgeist“ (Altmann 1896: 313)

Viel provokanter, vor allem aus Unwissenheit, scheinen die Wörter aus dem sexuellen Wortschatz zu sein, die heutzutage in der Sprache der Jugendlichen mehr oder weniger ihre sexuelle Bedeutung verloren haben, aber starke affektive Konnotationen, sowohl im positiven als auch negativen Sinne, vermitteln. Einige Bepiele dafür, sind Folgende:

- „Nomina: Hirnfick d. h.: sinnlose intellektuelle Anstrengung,W i c h s e r bzw. erwachsener Mann, dem nicht zu trauen ist, auf die Eier/den Sack gehen bzw. psychisch schwer treffen (das können auch Frauen von sich sagen)
- Verben: sich abgeilen ,sich beruhigen', spitz sein auf etwas,etwas haben wollen', abschlaffen »psychisch und physisch kraftlos werden', sich etwas reinziehen .sich etwas einverleiben, aneignen', fick dich ins Knie ,laß mich in Ruhe', auf jemanden/etwas stehen .Sympathie empfinden für jemanden/etwas.
- Adjektiva: abgewichst/abgefuckt bzw. körperlich und seelisch dauerhaft am Ende; „moralisch" zweifelhafter Mensch (Mann oder Frau)', geil, scharf reine Verstärkungselemente“ (Altmann 1986: 314).

2.4. Emoticons und Emojis

Ein untrennbares Element der Internetsprache ist die Verwendung von Smileys bzw. Emoticons. Smileys sind graphisch zusammengesetzte Interpunktionszeichen, die typische Gesichtsausdrücke darstellen. Der Chatter verwendet solche Zeichen, um dem Adressaten seine Stimmungslage zu zeigen bzw. eine bestimmte Emotion. Der Begriff Emoticon ist also eine Kombination aus Wörtern Emotion und Icon. Auf die Idee, ein lachendes Gesicht mithilfe der Tastatur darzustellen, ist als erster Anfang 1980-er Jahre der Informatiker Scott Fahlmann aus den USA gekommen. Er entdeckte, dass aus einem Doppelpunkt, einem Bindestrich und einer Klammer ein Zeichen erstellt werden kann, das gute Laune schildert und somit hat sich das erste Emoticon entwickelt, d. h. der berühmte Smiley (Internet 1). Später mit der neuen Technologie und dem Einsatz von Smartphones ist eine neue Art von Emoticons erfunden worden, die nicht mehr aus Interpunktionszeichen erstellt werden müssen, sondern als separate Tastatur auf dem Telefon erscheinen. Mithilfe einer solchen Tastatur kann ein bestimmtes Emoticon ausgewählt und in den Text eingefügt werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache am Beispiel der sozialen Netzwerke Facebook und YouTube
Hochschule
Uniwersytet Slaski
Note
1
Jahr
2021
Seiten
35
Katalognummer
V1041187
ISBN (eBook)
9783346462787
ISBN (Buch)
9783346462794
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Autor dieser Arbeit ist kein Deutsch-Muttersprachler. Bitte haben Sie Verständnis für grammatikalische Fehler und Uneinheitlichkeiten im Ausdruck.
Schlagworte
jugendsprache, beispiel, netzwerke, facebook, youtube
Arbeit zitieren
Anonym, 2021, Jugendsprache am Beispiel der sozialen Netzwerke Facebook und YouTube, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1041187

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