Der Diakonat und seine Chancen für die Pastoral. Geschichtliche Verifikation


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Hinführung:

Der Diakon wird in Zukunft für unsere Kirche noch wichtiger werden, Grund hierfür ist der allgegenwärtige und oft diskutierte Priestermangel in Deutschland, der sich seit Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich fortsetzt. Allein ein Blick auf die Anzahl der aktiven Priester in den letzten 20 Jahre reicht, um sich diese Entwicklung zu vergegenwärtigen.1 Gleichzeitig gibt es einen Zuwachs der ständigen und nebenberuflichen Diakone in Deutschland seit der Einführung durch das II. Vatikanischen Konzils.2

In dieser Hausarbeit soll es zunächst darum gehen, das Diakonat geschichtlich zu verifizieren, verorten und einzuordnen, vom Neuen Testament, der frühen Kirche bis hin zum II. Vatikanischen Konzil. Anschließend soll die pastorale Situation des Diakons heute beleuchtet und in den Blick genommen werden. Des Weiteren soll die Zukunft des Diakonats in den Gemeinden in Deutschland analysiert und verdeutlicht werden.

1. Der Diakon im Testament

Die ersten schriftlichen Erwähnungen des Diakons finden sich an folgenden Stellen des Neuen Testamentes: Apg. 6,3/1. Tim. 3,8-13/ Phil. 1,1.

Zunächst muss ermittelt werden wie diese Stellen zu verstehen und gemeint sind. Um eine zu weitverzweigte Argumentation von pro et contra nicht zu überspannen, versuche ich die folgenden Darstellungen bei Definitionen und Erklärungen stehen zu lassen. Im corpus paulinum werden mehrere verwandte Begriffe auf den Diakon angewendet, „dienen“ (ospßfpiopa) und „Amt“ / „Dienst (uKqpeofa) und „Diener“ (uKr|pÉn%).3 Nun gilt es diesen, in einen exegetischen Aufbau zu setzten und ihn sinnvoll zu erklären und einen Zusammenhang zwischen diesen herzustellen um die entsprechende Semantik zu erhalten. Hierzu kann auf zwei Studien verwiesen werden, eine von Dieter Georgi4 und jene von John Neil Collins5, dies sich mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Aufgrund des großen Umfangs verzichte ich hier auf ein näheres Eingehen auf diese Studien. Collins hat in seiner umfangreichen Studie gezeigt, dass der „Diakonos“ im griechischen, sich weder korrekt auf den „Tischdienst noch auf den allgemeinen Demutsdienst beziehen kann, sondern eher auf eine Person bezog, die ehrenvolle Aufgaben bekam, und unter der Autorität einer anderen Person stand.6

Im Philipperbrief, der etwa im Jahre 65 n. Chr. geschrieben worden ist,7 begegnet uns der Begriff Diakon. Dort heißt es:

Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, mit ihren Vorstehern und Helfern. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Ob die hier genannten „Vorsteher“ Bischöfe waren, bleibt eher zu bezweifeln, da es fraglich ist, ob es zu dieser Zeit schon Bischöfe gab. Zumindest waren und gab es Gemeindevorsteher, die von den Diakonen zu unterscheiden sind, diese werden hier klar benannt.8

Der Timotheusbrief wurde etwa zwischen 50-55 n. Chr. geschrieben.9 In diesem Brief geht es unter anderem um die moralischen Eigenschaften und die Pflichten des Diakons. Wie auch im Philipperbrief, werden auch im Timotheusbrief die Diakone erwähnt. Folgende Charaktereigenschaften sollten die Diakone mit in ihren Dienst bringen: achtbar, nicht Doppelzüngig, nicht dem Wein ergeben, und nicht gewinnsüchtig und unbescholten (1. Tim 3,8-13). Im weiteren Verlauf des Abschnittes werden auch Frauen genannt, diese sollen „ehrbar sein“ und nicht verleumderisch. Unschlüssig ist sich die Forschung ob es sich hierbei um Diakonissen (Frauen als Diakone) oder um die Frauen der männlichen Diakone handelt.10 Desweiteren darf man davon ausgehen, dass die Gemeindeleiter es waren, die diese Kriterien an den Kandidaten prüften, da dies selbst durch den 1. Timotheusbrief bezeugt ist.11

Nun kommen wir zu einer der letzten Stelle über den Diakon, dieser Bericht bezieht sich auf die Apostelgeschichte, diese entstand nach der Frühdatierung kurz nach 62 n. Chr.12 Hier wird im 6. Kapitel folgendes berichtet:

In diesen Tagen aber, als die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten 1 gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden. 2 Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger herbei und sprachen: Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und die Tische bedienen. 3 So seht euch nun um, Brüder, nach sieben Männern unter euch, von gutem Zeugnis, voll Geist und Weisheit, die wir über diese Aufgabe setzen wollen! 4 Wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren. 5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, einen Proselyten aus Antiochia. 6 Diese stellten sie vor die Apostel; und als sie gebetet hatten, legten sie ihnen die Hände auf.

Ausgesagt wird, dass die zwölf Apostel sieben Männern die Hände auflegten und Ihnen somit das Amt des Diakons übertrugen, diese wurden somit bevollmächtigt, diesen Dienst auszuüben, hier galten wieder die oben genannten Kriterien (1. Tim 3,8-13).13 Oder jene aus der Apostelgeschichte: Guter und vollem Geist und Weisheit sollen diese sein.14 Die Semantik des Textes wird nun entscheidend für deren Bedeutung und der theologischen Expertise.

Zunächst ist geschichtlich in der Apostelgeschichte festzuhalten, dass es in der Urgemeinde dazu kommt, das Hebräer und Hellenisten in einen Konflikt geraten. Konkret geht es hier um die Witwenversorgung, um die sich beide Gruppen streiten.15 Diese Sieben, denen das Amt des Diakons übertragen wurde, waren Hellenisten. Diese scheinen auch einen Einfluss darauf gehabt zu haben, warum sich die frühe Kirche vom Tempelopfer entfernte und die Torafrömmigkeit infrage stellte, vermutlich beziehen Sie sich hier auf ein Jesuswort.16 Die Hebräer hingegen hielten an der Thora und dem Tempel fest. Beide Gruppen verkündigten aber den gekreuzigten und Auferstandenen Christus, als den Messias. Ähnliche Entwicklungen beobachtet man später in anderen Themen zwischen Paulus und Petrus, die letztlich auf dem Apostelkonzil entschieden wurden.17 Diese Sieben sollten das Evangelium auch außerhalb Jerusalems verkündigen und so der weltweiten Verkündigung einen Vorschub leisten, so stellte es der Evangelist Lukas in der Apostelgeschichte dar. An dieser Stelle erkennt man die Wichtigkeit der Diakone für Missionierung und Verbreitung des frühen Christentums und deren vermittelnde Rolle in derJerusalemer Urgemeinde.

Zusammengenommen kann folgendes zum Diakon im Neuen Testament festgehalten werden.

Der Diakon in der frühen Kirche hatte zum einen, eine vermittelnde Position in den Gemeinden und hat sich durch Christus den Herrn berufen gefühlt, in die Nachfolge.

Die Urkirche hatte mehrere moralische und charakterliche Kriterien, die ein Diakon erfüllen sollte. Zum anderen waren diese nicht nur für den „Tischdienst“ oder den Dienst am Nächsten verantwortlich, sondern bekamen besondere Aufgaben mit denen Sie vertraut worden sind. Sie waren auch nicht Herren über sich, sondern wussten sich gesandt von den Aposteln, denen Sie, wie auch den Vorstehern der Gemeinden, unterstanden. Hieran wird deutlich, wie vielfältig, aber doch traditionsbewusst der Dienst des Diakones schon in der frühen Kirche verstanden worden ist.

2. Die Entwicklung des Diakones in der apostolischen Tradition

Aufgrund des Umfanges ist es nicht möglich auf alle Punkte der Entwicklung des Diakones einzugehen. Ignatius von Antiochien (110 n. Chr.) erwähnt im Rückgriff auf die Apostelgeschichte das Amt des Diakones im Brief an die Trallianer im zweiten Kapitel im Jahr 107 nach Christus. Ausgangspunkt für seine Anspielung des Diakones, ist die Klarstellung seinerseits, dass Diakone Diener der Kirche Gottes sind und nicht nur einseitig, für Austeilung von Speisen und Getränken zuständig sind.18 Bei Ignatius von Antiochien wird auch erstmals eine hierarchische Ämterstruktur festgestellt. Ignatius verdeutlicht in einem Bild der himmlischen Ordnung, dass der Diakon den Presbytern unterstellt ist und dieser den Bischöfen. Die Bischöfe repräsentieren Gott- Vater und die Presbyter die Apostel als Ratsversammlung. Weiterhin wird deutlich, dass der Diakon zwar in die Nachfolge berufen ist, aber ausdrücklich nicht für Christus in persona steht. Der Diakon bildete sozusagen die niedrigste Stufe dieser Ordnung, soll aber den Bischöfen und Priestern eine Hilfestellung einnehmen.19

Zur näheren Aufgabe und Bevollmächtigung des Diakons lässt sich geschichtlich folgendes verifizieren. Die Didascalia, das ist eine frühchristliche Gemeindeordnung des 3. Jahrhunderts. Dort wird die Aufgabe des Diakons beschrieben, dass z. B der Diakon dem Ortsbischof mitteilte, wenn ein Mitglied der Kirche sich erkrankt hatte, dass der Bischof zur Krankenkommunion kommen sollte. Und auch als Ansprechpartner sollte der Diakon gesehen, da der Bischof nicht alle Gemeindemitglieder kennen konnte, war er eine Instanz der man sich anvertrauen konnte. Zum anderen war der Diakon aber auch das Ohr des Bischofs. Aber auch in der Seelsorge um die Menschen war er im Einsatz, beispielswiese im Dienst für Armen und Nächsten, als auch für die Pflege für die Armen.20 Grundsätzlich wurde jeder Bischof, aus sieben römischen Diakonen gewählt. Dies hängt mit den sieben Diakonen in derApostelgeschichte, die berufen wurden (Apg 6,1-7). Das liegt unter anderem daran, dass die römischen Diakone sehr eng mit den Bischöfen verbunden waren. Desweiteren gab es Rangstreitigkeiten zwischen Presbytern und Diakonen, weswegen, dass Konzil von Nicäa festlegte, dass der Diakon dem Presbyter nun vollkommen untergeordnet war.21

2.2 Wiederherstellung des Diakonats im II. Vatikanischen Konzil

Im Rahmen des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) wurde das Amt des ständigen Diakons neu wiederhergestellt. Aufgekommen war dieser Gedanken erstmals durch Erfahrungen des ersten Weltkrieges. Die Gründe hierfür waren unteranderem die seesorglichen Aufgaben am Nächsten, an den Heimatvertriebenen, den Gefangenen und an den Bedürftigen wieder zu stärken. Aufgegriffen wurde dieses Amt von Papst Pius XII. bei einem Laienkongress 1957. Ein weiteres Anliegen des Papstes war es, dass dieser Dienst nicht nur der eines Laien war, sondern eines geweihten Klerikers.

Manche Theologen und Kirchenhistoriker meinen, dass die Einführung des Diakons als Amt, deswegen notwendig war, weil der Priestermangel in der Kirche der ausschlaggebende Grund war. Hier gibt es unterschiedliche Sichtweisen, die hier nicht weiter erörtert werden können.22

[...]

1 Vgl. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72953/umfrage/anzahl-der-katholischen-priester-seit- 1997/

2 Vgl. https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/Zahlen%20und%20Fakten/Kirchliche%20Statistik/Staendige%20Di akone%20%28im%20Hauptberuf%2C%20mit%20Zivilberuf%29/2018-Diakone-Hauptberuf-Zivilberuf_1990- 2018.pdf

3 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Der Diakonat, Geschichte und Theologie 14ff.

4 Vgl. Georgi (1964) Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief S. 31-38

5 Vgl. Collins (1990): Diakonia, Re-interpreting the Ancient Sources.

6 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Der Diakonat, Geschichte und Theologie S.15ff.

7 Vgl. Berger (2011): Kommentar zum Neuen Testament S. 718.

8 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Der Diakonat, Geschichte und Theologie S. 20.

9 Vgl. Berger (2011): Kommentar zum Neuen Testament S. 793ff.

10 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Der Diakonat, Geschichte und Theologie S. 22ff.

11 Vgl. Ebd. S. 24.

12 Vgl. Baum, Armin (2017): Einleitung in das Neue Testament S. 913.

13 Vgl. Hauke, Hoping (2019) Der Diakonat, Geschichte und Theologie S. 30.

14 Vgl.Ebd.S. 29.

15 Vgl. Mussner, Franz (1984): Kommentar Apostelgeschichte S. 40.

16 Vgl. Ebd. S. 43.

17 Vgl. Kuss Otto (1976): Paulus S. 109ff.

18 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Der Diakonat, Geschichte und Theologie S. 33.

19 Vgl. Lunglmayr, Bernd (2002): Der Diakonat, das kirchliche Amt zweiter Klasse? S. 63ff.

20 Vgl.Ebd.S. 66ff.

21 Vgl.Ebd.S. 69ff.

22 Vgl. Hauke, Hoping (2019): Das Diakonat, Geschichte und Theologie S. 125ff.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der Diakonat und seine Chancen für die Pastoral. Geschichtliche Verifikation
Hochschule
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V1041338
ISBN (eBook)
9783346486097
ISBN (Buch)
9783346486103
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Diakon Diakonat Pastoral Amt Kirche
Arbeit zitieren
Maximilian Sauer (Autor:in), 2020, Der Diakonat und seine Chancen für die Pastoral. Geschichtliche Verifikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1041338

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