Häufig gestellte Fragen zu "Steine und ihre Wirkung"
Was ist das Hauptthema des Textes?
Der Text befasst sich mit der Verwendung von Steinen als offenes Spielmaterial im Kindergarten und deren pädagogischem Nutzen. Es werden die Möglichkeiten der indirekten Erziehung, die Förderung der psychischen Realität und die Entwicklung verschiedener Kompetenzen durch den Umgang mit Steinen beleuchtet. Der Text reflektiert auch die praktische Umsetzung dieser Konzepte in einem Praktikum.
Welche Rolle spielen Steine in der indirekten Erziehung nach Rousseau?
Der Text interpretiert Rousseaus Konzept der indirekten Erziehung im Kontext des Spielens mit Steinen. Steine fungieren als „Dinge“, die das Kind dazu anregen, seine natürliche Neugier und sein Interesse zu entdecken und zu entwickeln. Die Interaktion mit Steinen wird als Möglichkeit gesehen, kindliche Bedürfnisse und Interessen zu erkennen und die Umwelt kindgerecht zu gestalten.
Wie wird die Bedeutung von Frustration und Enttäuschung im Zusammenhang mit Steinen erklärt?
Der Text verdeutlicht, wie der Umgang mit Steinen, beispielsweise beim Scheitern beim Bau eines Steinhauses, zum Erleben von Frustration und Enttäuschung führen kann. Dies wird als lernreicher Prozess dargestellt, bei dem Kinder lernen, mit unrealistischen Erwartungen und Grenzen umzugehen und die Unterschiede im Umgang von verschiedenen Bezugspersonen zu erkennen.
Was versteht der Text unter „psychischer Realität“ im Spiel mit Steinen?
Der Text bezieht sich auf Freuds Konzept der psychischen Realität. Im Spiel mit Steinen können Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen und intensive Gefühle erleben, ohne reale Konsequenzen tragen zu müssen. Diese „psychische Realität“ bietet den Kindern die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und verschiedene soziale Rollen auszuprobieren.
Welche methodischen Mittel werden zur Arbeit mit Steinen vorgeschlagen?
Der Text schlägt verschiedene methodische Mittel vor, um die Vielfältigkeit von Steinen im Kindergarten zu nutzen. Dies beinhaltet sowohl freies Experimentieren als auch geführte Aktivitäten, die auf die verschiedenen Bildungsbereiche (Mensch und Umwelt, Sprache, Gestaltung und Musik, Mathematisches Tun, Bewegung und Sport) abgestimmt sind. Es werden konkrete Beispiele für Aktivitäten und deren Ziele gegeben.
Wie werden prozess- und produktorientierte Angebote im Text unterschieden?
Prozessorientierte Angebote konzentrieren sich auf den spielerischen Umgang mit Steinen und die Förderung des kreativen Experimentierens. Produktorientierte Angebote hingegen zielen auf die Herstellung konkreter Produkte (z.B. Steinbilder, Steintiere) ab. Der Text betont den Vorrang prozessorientierter Angebote, um die Phantasie und Experimentierfreude der Kinder zu fördern.
Welche Erfahrungen wurden im Praktikum gemacht?
Der Text beschreibt die Schwierigkeiten, die im Praktikum aufgrund von Zeitmangel und veränderten Rahmenbedingungen auftraten. Die geplanten umfangreichen Aktivitäten konnten nicht vollständig umgesetzt werden. Trotzdem wurden positive Erfahrungen mit der Begeisterung der Kinder für den Umgang mit Steinen gemacht. Der Zeitdruck führte jedoch dazu, dass die prozessorientierten Lernziele nicht erreicht werden konnten.
Welche Rolle spielen Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld im Umgang mit Steinen als pädagogischem Werkzeug?
Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld werden als entscheidende Faktoren für den Erfolg des Einsatzes von Steinen im Kindergarten hervorgehoben. Langeweile wird als notwendige Voraussetzung für Kreativität gesehen. Die Kindergärtnerin braucht Aufmerksamkeit, um die Kinder zu beobachten und ihnen gezielte Impulse zu geben. Geduld ist nötig, um den Kindern die Zeit zum freien Experimentieren und zum selbstständigen Finden von Lösungen zu geben.
Welche Schlussfolgerung zieht der Text hinsichtlich des Einsatzes von Steinen im Kindergarten?
Der Text empfiehlt trotz der im Praktikum aufgetretenen Schwierigkeiten den Einsatz von Steinen im Kindergarten. Steine eignen sich als offenes Spielmaterial hervorragend dazu, die kreativen Fähigkeiten, die Experimentierfreude und die Problemlösekompetenz der Kinder zu fördern. Es betont aber die Wichtigkeit der richtigen Rahmenbedingungen, die ausreichend Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld von Seiten der ErzieherInnen erfordern.
Inhaltsverzeichnis
Steine und ihre Wirkung
Indirekte Erziehung
Frustration und Enttäuschung
Was haben die Steine damit zu tun?
Psychische Realität
Auf die Methode kommt es an
Methodische Mittel
Mensch und Umwelt
Sprache
Gestaltung und Musik
Mathematisches Tun
Bewegung und Sport
Steine sollen die Phantasie wecken
Was ich mir vorstelle
Wünsche, Ideen und Vorgenommenes
Prozessorientierte Angebote
Produktorientierte Angebote
Die Realität sieht anders aus
Bericht aus dem Praktikum
Was durchgeführt wurde
Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld
Schlussfolgerung
Zeit
Aufmerksamkeit
Geduld
Trotzdem!
Letztes Schlusswort
Steine und ihre Wirkung
Kleiner Ausflug in die Psychologie
Steine sind nicht nur vielseitig verwendbar. Sie können auch als ,,offenes Spielmaterial" bezeichnet werden. Offen bedeutet, dass ihnen alles und nichts zugeschrieben werden kann. Einem Stein kann jede denkbare Rolle gegeben werden. Ist er ein Auto, die Grosmutter, die Superwaffe, der kranke Hund? Ein Stein kann alles darstellen. Die einzige Bedingung dabei ist, dass sich das Kind darauf einlässt.
Indirekte Erziehung
Natur-Mensch-Dinge. Die drei Schlagworte von Rousseau, der damit die drei Bereiche der Erziehung, nach seiner Auffassung, beschreibt. Der Mensch ist nach ihm für die Erziehung verantwortlich. Er soll die innere Natur des Kindes ( seine Bedürfnisse und Interessen ) erkennen und aus dieser Erkenntnis die Dinge richten. Der Erzieher soll die Umwelt gestalten, um das Kind zum lernen anzuregen und Interessen zu wecken. Denn eigenes Interesse ist immer noch die grösste Motivation um zu lernen. Einem Kind die statischen Gesetze und die Schwerkraft zu erklären, bringt nicht viel. Braucht das Kind aber dieses Wissen, um ein Haus aus Steinen zu bauen, wird es die wichtigsten Elemente davon wohl kaum mehr vergessen.
Frustration und Enttäuschung
Wir über die Dinge erzogen, kommt schnell die logische Konsequenz. Ein weiteres Schlagwort von Rousseau. Die logische Konsequenz baut auf der Sachebene auf. Der Junge also, der gerne mit Zement und Metallbestandteilen sein Steinhaus perfekt bauen möchte, wird ziemlich schnell davon abkommen, die Kosten, der Materialaufwand und die grossen Liefermengen gezeigt werden. Denn er verdient kein eigenes Geld, kann sein Sparbuch noch nicht anrühren und müsste etliche Tonnen Zement wegwerfen, was wiederum viel Aufwand bedeuten würde. Pech für den Jungen. Dieser kleine Bauherr ist enttäuscht. Wie gerne hätte er doch einen echtes Haus gebaut. Damit währe ihm eine riesige Portion Anerkennung sicher gewesen. Was er nicht weiss, er hatte noch Glück. Währe er mit dem selben Anliegen zu einer anderen Person gegangen, hätte dieser auch ganz anders reagieren können. ,,Mein Junge, ich möchte nicht, dass du mit solchen Dingen hantierst. Das verstehst du nicht, du bist noch zu klein und das ist viel zu gefährlich. Ende der Diskussion. " Nach diesen drei Sätzen ist der Junge frustriert. Er denkt, dass es um ihn persönlich geht und er nur deshalb nicht ein echtes Haus mit Zement und Metallbestandteilen bauen kann, weil seine Eltern ihn nicht mögen.
Was haben die Steine damit zu tun ?
Steine sind eindeutig Dinge. Das erkennt jeder. Nur wird durch Rousseau klar, wozu sie gebraucht werden können. Nämlich um indirekt zu erziehen. Natürlich kann jedes Ding dazu benutzt werden. Nur Steine, die so viel verkörpern können, mit denen so viel möglich ist, eigenen sich doch ein stückweit besser als Plastikautos, wenn das Ziel dahinter die Bildung einer ganzheitlichen Persönlichkeit ist und es nur eine der beiden Varianten als Spielmaterial gäbe. Gleichzeitig sind Steine überall erhältlich, kommen aus der Natur und sind lange haltbar. Die Kinder kommen also damit auch vom materiellen ein Stück weg und lernen eher, mit scheinbar wenig Material, viel zu erleben. Zudem findet jedes Kind in den Steinen ein Spielmaterial, das seinen Bedürfnissen entspricht. Somit kann mit wenig Material viel Erziehung geleistet werden.
Psychische Realität
Wer hat es nicht geliebt. Das kleine Spiel das sich ,,wer bin ich?" nennt. In verschiedene Rollen schlüpfen, vom gehorsamen Hirtenhund bis zum herrschsüchtigen König. Alles war möglich. Was faszinierte daran? Es können wohl kaum die schönen Gewänder des Königs oder das weiche Fell des Hundes gewesen sein. Schliesslich hatte man die meistens nicht zur Verfügung.
Hier schlägt Freud zu. Er spricht beim Spiel von psychischer Realität. Die Empfindungen und die Gefühle der kleinen Ruth, die den König mimt sind echt. Sie ist jetzt herrschsüchtig und möchte dass alle ihr gehorchen und sich nach ihrem Willen richten. Sie befehlt den Bauern, alles zu ernten und ihr zu schenken, damit sie es verkaufen und sich noch mehr Goldschmuck leisten kann. Seien wir froh, spielt Ruth nur. In Wirklichkeit würden die armen Bauern früher oder später verhungern. Das ist der springende Punkt. Die Gefühle sind echt, Konsequenzen müssen aber keine getrage n werden. Ruth kann alles ausprobieren. Und dadurch, dass die Gefühle echt sind, lernt Ruth dabei.
Steine und König? Psychische Realität finden wir nicht nur beim grossen Rollenspiel das in der Puppenecke stattfindet. Bei jedem Spielplatz schlüpft das Kind in eine Rolle. Nur nicht immer so offensichtlich. Peter, der den grössten Turm bauen will, wird zum Architekten. Maria, die die Steine zu einem Mosaik zusammensetzt, wird zum Kombinierer und Jonas der seinen schönsten Stein auf Zeichenpapier festhält, wird zum Künstler. Psychische Realität in Reinkultur. Die Steine, dank ihrem riesigen Potential, sind dafür wie geschaffen. Wo beim Regelspiel die Rollen ziemlich klar vorgegeben sind, ist beim Stein alles offen --- offenes Spielmaterial.
Der Stein hat nicht nur selber die Möglichkeit jede Rolle anzunehmen, er kann dadurch auch das Kind in die verschiedensten Rollen begleiten und ihm so eine reichhaltige Palette an Erfahrungen, Impulsen, Interessen, anbieten. Womit die Voraussetzung zum Lernen geschaffen währe. Was vom Kind nämlich nicht indirekt selber gelernt wird, wie bei Peter der irgendwann selber merkt, dass es von Vorteil ist mit den grossen Steinen zu beginnen, kann direkt vermittelt werden. Das Interessen ist vorhanden. So nimmt Maria den Tipp mit den
Formen und Farben der Mosaiksteine gerne entgegen, weil sie doch erfolgreich als Kombinierer sein möchte.
Auf die Methode kommt es an
Natürlich sind die Steine allein keine Garantie für eine gute Führung des Kindergartens und das Erreichen der Ziele. Die Methode ist immer noch ausschlaggebend. Ob die Grundbedürfnisse der Kinder befriedigt werden, ob sie die wichtigen Erfahrungen sammeln können, wie weit sie die Ziele des Lehrplans erreichen, wie sie sich in Selbst-, Sach-, und Sozialkompetenzen weiterentwickeln. All das ist immer noch abhängig von der Kindergärtnerin und der Gestaltung ihrer Arbeit (Mensch). Nur eine Ecke mit Steinen einzurichten nutzt dabei nicht viel. Die Kinder müssen über die ganze Zeit begleitet werden. Steine sind aber von dahe r ein gut vorstellbares Hilfsmittel, weil sie sehr vieles ermöglichen (Dinge). Doch auch das alleine genügt noch nicht. Es geht hier immer noch um die Kinder, um ihre Bedürfnisse und Interessen (Natur). Das sollte nicht vergessen werden und gleichzeitig will ich die Steine nicht in den Himmel loben und sie als unverzichtbar im Kindergarten beschreiben. Sie sind lediglich eine Möglichkeit eines Hilfsmittel auf dem Weg um die Ziele zu erreichen und die Kinder zu einem entscheidungsfähigen Individuum zu erziehen.
Methodische Mittel
Um die Vielfältigkeit der Steine die Kindern erleben zu lassen, soll vor allem das freie Ausprobieren mit den Steinen nicht zu kurz kommen. Wichtig ist dabei vor allem, trotzdem den Überblick über das Geschehen zu behalten und genüge nd Impulse bereit zu halten. Trotzdem sollen die Kinder nicht gleich mit Ideen und Vorschlägen überhäuft werden. Sie sollen auch lernen, Langeweile zu erleben und damit umzugehen. Lässt man ihnen genügend Zeit, (er)finden sie meistens nicht weniger schlechte Spiele, Werkarbeiten, Verwendungszwecke, physikalische Zusammenhänge und vieles mehr. Bei den geführten Aktivitäten sollen die Kinder vor allem die Möglichkeiten der Steine erleben und erfahren. Hier sollen sie die Möglichkeit haben, mit anderen Kindern zu experimentieren, die Steine als etwas spezielles zu erleben und vor allem neue Ideen für das Freispiel zu tanken.
Ich möchte nun ein Ideenreservoir aufstellen. Der Einfachheit halber, gegliedert nach den Bildungsbereichen im Kindergarten. Damit dies aber nicht eine langweilige Auflistung verschiedener Ideen wird, die einem bei etwas Nachdenken selber in den Sinn kommen, werde ich mögliche Ziele und Umsetzungen dazu notieren.
Mensch und Umwelt
- Eigene Bedürfnisse erkennen und mitteilen Sich gegenseitig durch Auflegen von Steinen verwöhnen, dabei Wünsche anbringen
- Eigene Ideen einbringen und von anderen respektieren Im Stübli liegt ein spezieller Stein. Dieser darf während dem Freispiel geholt werden. Er be-rechtig den Träger, an alle Kinder zu sprechen und so Ideen, Wünsche, etc. mitzuteilen
- Den eigenen Körper bewusst spüren Mit warmen/kalten Steinen den eigenen Körper verwöhnen und reflektieren, was gefällt, was nicht, wo's kitzelt, etc.
- Physikalische und chemische Gesetze erleben Experimentierlektion zur Anziehungskraft: 1. Materialien wägen, dann Wettrennen mit herunterfallen lassen, über Rutsche, etc.
- Verschiedene Lebensweisen kennen lernen Wir suchen Bauten aus Stein auf der ganzen Welt und vergleichen sie: wo?, wie?, wie viel?, wieso? etc.
- Umgang ohne Konsumgüter üben Ideen für weiteres wertloses Material sammeln, damit auch Zuhause spielen, ein Ideenbuch für solche Spiele anfertigen
- Umgebung des Kiga kennen lernen Gemeinsam auf Steinsuche gehen. Schatzsuche mit Steinen als Wegweiser im Gelände. Steine, Felsen im Gelände untersuchen.
Sprache
- Sich kritisch mit Gehörtem auseinandersetzen Sachinhalte in Versuchen und an Beispielen kritisch überprüfen.
- Sprechhemmung abbauen Zu seinem persönlichen Stein eine Geschichte erfinden. Der Stein hilft, wenn er gehalten wird.
- Neue Begriffe begreifen und verwenden Begriffe aus der Welt der Steine kennen lernen, repetieren, üben. (Tropfsteinhöhle, Mineralien, Erz, Vulkanite, Plutonite, Kristalle, Findling, Fossilien, Diamanten,...)
- Sprachmelodien gestalten Steinvers mit Rhythmus von Steinen begleiten. Abwechseln mit der Führung (Rhythmus - Vers)
- Symbole als Schriftzeichen erkennen Höhlenzeichnungen fertigen, lesen, selber eine solche Schrift entwickeln
Gestaltung und Musik
- Mit verschiedenem Material gestalten Experimentiertisch mit vielen verschiedenen Steinen. Ki. dürfen vorhandenes Material (Papier, Farben, Leim, etc ) mitverwenden
- eigene Ideen entwickeln und umsetzen Aus GA kommt der Auftrag, ein Tier, eine Gestalt,... mit den Steinen herzustellen. Die Kinder sollen in Gruppen oder alleine zuerst eine Idee zu entwickeln und diese dann umzusetzen
- die eigene Umgebung gestalten Die Gestaltung der Verwöhnecke und des Steintisches liegt in der Hand der Kinder. Die Kigä leistet Hilfestellungen. In der Gruppe soll beraten werden, was sich die Kinder wünschen und wie dies erreicht wird
- Das eigene Liedrepertoire erweitern Steinlied, Steintanz, Steinkreisspiel,
- Geräusche ihrer Herkunft zuordnen Woher kam das Geräusch mit Steinen? Welche zwei Steine waren es? Geräusche mit einem Stein und einem Zubehör: welches Zubehör?
- Rhythmen aufnehmen, wiederholen, variieren Kreisspiele mit Rhythmen auf Steinen
- Sich von der Musik leiten lassen Freier Tanz, evtl. zu Steinmusik der Kinder (Abwechslung der Führung Musik - Tanz)
Mathematisches Tun
- Mengenbegriff entwickeln Steine verteilen, aufteilen, vergleichen
- Gewichte vergleichen mit Schalenwaage zwei gleichschwere Steine finden, Gewicht der Steine messen
- Bauen, konstruieren Türme mit grossen Steinen bauen, Steinhaus, mit kleinen Steinen berühmte Bauten nachbauen
Bewegung und Sport
- viele Bewegungsmöglichkeiten proben Steine als Begrenzungen bei Spielen, als Hindernisse, als Erschwerungen
- Wurferfahrungen sammeln verschieden grosse/schwere Steine auf Ziele werfen, vergleichen
- Drehen, Rollen, fliegen,...erleben Sich wie der grosse Stein in der Mitte fühlen und seine Bewegungen nachahmen
- Vielfältige Spielerfahrungen sammeln Selber im Freien Spiele entwickeln, Regeln hinzufügen, abändern
- Gleichgewicht erleben und damit spielen Balancierstrecke mit Steinen als Hindernisse
Steine sollen die Phantasie wecken
Was ich mir vorstelle: Ich möchte anhand der Steine die Phantasie der Kinder noch mehr wecken. Weil der Stein ein so vielfältiges Material ist, kann er jede Form annehmen, die ihm das Kind geben möchte. Doch darauf müssen die Kinder erst einmal kommen. Viele Kinder sind sich heute ein dermassen reiches Angebot an Spielwaren gewohnt, dass sie nicht mehr selber irgendwelche Gegenstände zu Spielgegenständen umfunktionieren müssen. Meistens sind allerdings diese schon vorhandenen Spielwaren nicht sehr offen. Ich meine damit, dass eine Barbiepuppe kaum mehr Möglichkeiten offen lässt, als eben Barbie zu spielen.
Besonders, weil jede Barbie ihre eigene Funktion hat. Damit eine Barbie schwimmen kann, braucht es meist die Wasser-Barbie Ausführung. So ist es mit vielen Spielsachen. Sie sind meist wunderschön anzusehen und animieren auf den ersten Blick auch sehr zum spielen. Nur
lassen sie kaum weitere Ideen zu. Steine hingegen haben von sich aus keine vorgeschriebene Rolle. Sie können daher alles mögliche sein, wenn man es ihnen gestattet.
Wünsche, Ideen und Vorgenommenes
Prozessorientierte Angebote
Ich möchte den Kindern vor allem die Möglichkeit des freien Ausprobierens geben. Sie sollen selber merken, zu wie vielen verschiedenen Spielen ein Stein möglich ist, was er alles darstellen kann und was mit diesem Material alles gemacht werden kann. Dazu würde ich natürlich am liebsten jegliches andere Spielmaterial wegräumen. Denn bekanntlich sind die Kinder nach einer kurzen Phase von Langeweile am Kreativsten. Schliesslich sollten sie sich voll und ganz auf die Steine konzentrieren, damit sie diese Phantasie, die die Steine wecken, auch so gut wie möglich wahrnehmen können.
- Ein Steinritual, das jeden Morgen stattfinden soll, würde mir sehr gefallen. Ich stelle mir das ungefähr so vor:
Jedes Kind bringt einen (seinen) besonderen Stein mit. Diese werden auf dem Steintisch (kleiner Tisch mit Tischtuch) ausgestellt. Dieser besondere Stein darf jederzeit durch einen noch schöneren ersetzt werden. Dazu besteht in diesem Ritual die Möglichkeit. Wer seinen Stein ersetzen möchte, geht ruhig zum Tisch, nimmt den alten Stein weg und erklärt, was am neuen Stein so speziell ist. Danach singen wir gemeinsam unser Lied von den Kieselsteinen und geben den grossen Stein herum. Wer ihn in der Hand hält, darf eine Beobachtung zu ihm oder ein Erlebnis mit einem Stein schildern (freiwillig) und ihn dann mit einer besonderen Bewegung weitergeben.
- Steinexperimentiertisch: Ein Tisch, mit verschiedensten Gesteinssorten, Untersuchungs- und Experimentiergeräten (Mikroskop, Wasserschale, Pinsel, etc.) um auszuprobieren und zu forschen. Die Kinder sollen ihre Erkenntnisse den anderen nach dem Freispiel mitteilen (evtl. festhalten auf einem Experimentierplakat /-Buch) Vergleich: Steinforschung, was lässt sich in Steinen alles finden, Gesteinsarten und ihr Vorkommen in der Welt;
- Steinwelt: Grosse, flasche Steine in der Bauecke (Als Ersatz für die Holzklötze). Mit diesen können Türme, Höhlen, etc. gebaut werden. Vergleich: wie wurden Steinhäuser gebaut?
- Steine>- Steine zum Gestalten: Steine, Papier, Leim, Scheren, Farben, Stoffresten, Schnur und Klebeband sind bereitgestellt. Dazu kommt noch eine Schachtel voll wertlosem Material. In was lassen sich die Steine verwandeln? Vergleich: Steintheater, Steintiere, Steinfigurenausstellung;
- Rechnen und Mengen begreifen mit Steinen
- Wunschstein: Wer auf diesem grossen Stein, der sich mitten im Kindergarten befindet, steht, darf auf den Gong schlagen. Die anderen Kinder sollen ruhig sein. Jetzt besteht die Möglichkeit, Wünsche und Anregungen allen anderen mitzuteilen. Der Stein darf allerdings nur im Ernstfall gebraucht werden.
Produktorientierte Angebote
Ich möchte bewusst nicht zu viele produktorientierte Angebote einbringen. Zum einen, weil kurz nach meiner Umsetzung im Praktikum die Weihnachtszeit beginnt und dort schon sehr viel produktorientiert gearbeitet wird, und zum anderen, weil das Experimentieren im Vordergrund steht um möglichst viele Erfahrungen mit den Steinen zu machen und diese nicht durch eine Wertung einzudämmen.
Steinwerkstatt: verschiedenste Posten stehen den Grossen zur Verfügung. Einige sind obligatorisch, andere sind freiwillig. Auf einem Postenpass können die erledigten Posten mit einem Stempel abgestempelt werden. Alle Posten sind jedoch produktorientiert. Die Grossen sollen schon früh lernen, genau zu arbeiten und ihre Leistung zu refle ktieren. Mögliche Posten:
- Stein genau abzeichnen
- Muster mit Steinen nach Vorlage legen
- Steinvers fehlerfrei aufsagen
- 10 Steine der Grösse nach ordnen
- von 2 Steinen mind. 5 Unterschiede erkennen und benennen / erklären
- Arbeitsblatt: Mauer fertig zeichnen
- Arbeitsblatt: Steinpaare finden
- Nach Vorlage auf die Steine klopfen (Anzahl, Laut-Leise, Haltung)
- Zielwerfen mit Steinen
- Stein nach Angabe bemalen
- Arbeitsblatt: Steine auf die nachgemalte Form legen
- Balancieren auf Steinparcours (zuerst selber nach Vorlage legen)
Sind die Grossen nicht im Kindergarten, stehen die Posten auch den Kleinen zur Verfügung (mit Vereinfachungen)
Steinpuzzle: Steine sind wie ein Puzzle auf oder nach einer Vorlage zusammen zu fügen. Steinmaus basteln
Die Realität sieht anders aus
Bericht aus dem Praktikum
Ich hatte viele Ideen, habe mir vieles vorgenommen und viel Material gesammelt. Mir war schon im Voraus bewusst, dass zwei Wochen nicht reichen werden, um all das, was mir vorschwebte durchzuführen und alles was möglich war zu erreichen. Die Lage hat sich dann aber immer mehr verändert:
Zu Beginn des Praktikums war folgende Situation: Zuerst wird meine Kollegin mit der Maus Frederick arbeiten und ich werde dann über Frederick in das Thema Stein einsteigen. Während dem Praktikum wurde dann klar, dass doch noch etwas zum Samichlaus eingebaut werden soll. Ein Vers genüge, damit die Kinder bei seinem Besuch etwas präsentieren können. So machte ich mich darauf gefasst, einen Samichlausvers irgendwie in Verbindung zu Frederick einzuführen.
Mit der Zeit wurden die Lektionen zum Thema Stein aber immer knapper. Zuerst sollte der Frederick noch mehr behandelt, danach abgeschlossen werden, zum Samichlaus kamen noch eine Liedeinführung und eine Sinneslektion. Für das eigentliche Thema Steine blieben dann insgesamt noch vier Lektionen übrig.
Vier Lektionen genügen bei weitem nicht, um ein solches Thema so zu den Kindern zu bringen, wie ich mir das vorgestellt habe. Leider fehlte auch die Möglichkeit, das beste, intensivste aus den Ideen herauszukristallisieren und so zu planen. Denn fortlaufend vielen weitere Lektionen weg und eine optimale Planung fiel somit weg.
Was durchgeführt wurde
Es ist schon fast nebensächlich, zu berichten, was ich mit den Kindern zum Thema Stein erarbeitet habe. Denn wie gesagt hatte ich dazu vier Lektionen Zeit und es ist nicht schwierig daraus auf die Qualität des erreichten zu schliessen. Was ich durchgeführt habe sind:
- Eine Spielstunde mit Steinen um dessen Spielcharakter kennen zu lernen
- Eine Stunde im mathematischen Tun, bei der mit Steinen erstes Rechnen ausprobiert wurde (um die Fähigkeiten einzelner Kinder zu fördern und andere zu beobachten)
- Eine Lektion Rhythmik mit Steinen
- Eine Werkarbeit, bei der die Kinder aus den Steinen ein eigenes Phantasietier herstellen konnten.
Dazu kommen die Freispielangebote zu den Steinen:
- Ein Experimentiertisch der die Kinder zum genauen betrachten und vergleichen der Steine ermunterte
- Ein Freispiel draussen, bei dem wir mit Steinen neue Spiele erfanden und alte umdachten
- Werkarbeit Phantasietier
Trotz dieser wenigen Angebote und der wenigen Zeit, die in dieses Thema investiert werden konnte, haben die Kinder sehr gut mitgemacht. Sie haben auch schon einige Ideen mit den Steinen gebracht und von Erlebnissen mit Steinen erzählt.
Nur war über diese vier Lektionen der Stein mehr als methodisches Mittel um Fähigkeiten zu fördern und vorgegebenes durchzuführen. Mein Ziel war es allerdings mehr, durch den Stein als methodisches Mittel die Kinder erfahren zu lassen, dass sie nicht viel brauchen, um etwas herzustellen und das sie mit wenig viel erreichen können. Das sie sich vertrauen sollen und ihre Experimentierfreudigkeit erwünscht ist. Diese Ziele wurden klar (leider!) nicht erreicht. Trotzdem habe ich mit den Kindern viel erlebt...
Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld Schlussfolgerung
Um die genannten Ziele zu erreichen braucht es Zeit, Aufmerksamkeit und Geduld. Sowohl von der Kindergärtnerin, als auch von den Kindern. In meinem Praktikum fehlte mir Zeit. Weil ich dadurch selber unter Zeitdruck stand, konnte ich auch nicht viel Geduld aufweisen und Aufmerksamkeit war daher kaum mehr gefragt, weil die Phase des echten prozessorientierten nicht stattfand.
Zeit
Aus Langeweile entsteht Kreativität. Viele Kinder brauchen zuerst Langeweile, bis ihnen die spannendsten Spiele einfallen und sie die grössten Kunstwerke basteln können. Doch bis diese Langeweile eintritt vergeht Zeit. Diese Zeit muss den Kindern bedingungslos gegeben werden können. Die Kindergärtnerin soll sie nicht drängen. Denn die Ideen sollen in den Köpfen der Kinder entstehen. Nur so können sie das Selbstbewusstsein aufbauen, dass SIE etwas erreicht haben, dass SIE eine Idee hatten und dass SIE mitbestimmen können.
Während einer geführten Aktivität ging ich mit den Kindern nach draussen. Wir suchten alle schöne Steine und warteten darauf, dass uns mit den Steinen interessante Spiele einfallen. Die ersten zehn Minuten waren hart. Wir sassen draussen auf dem Platz oder auf der Wiese. Jeder hatte seine Steine in der Hand, aber die Ideen fehlten. Doch wir hielten der Langeweile stand und kurze Zeit später entstanden die spannendsten Spiele und Verwendungszwecke für die Steine (Kombinations-Spiele, Steinmehl produzieren, Zeichnen mit Steinen, Steinweitwurf,...)
Dieses Beispiel zeigt, dass sich Geduld und Langeweile auszahlen. Und sei es nur in einer so kurzen Sequenz. Hat die Kindergärtnerin keine Zeit um auf die Langeweile zu warten, gibt sie den Kindern Impulse und Ideen weiter. So sind die Kinder zwar beschäftigt, werden (hoffentlich) gefördert und lernen sicherlich viel, aber sie handeln nach Ideen der Kindergärtnerin. So wir nie die selbe Wirkung erreicht, als wenn die Kinder rein von sich aus Ideen entwickeln und diese als gerngesehen erleben.
Auch in der Pause, die die Kinder draussen verbringen durften haben sich noch einige den Steinen zugewandt und weiter gearbeitet oder gespielt.
Zeit braucht es auch, um die Kinder in ihren Ideen zielgerecht zu unterstützen. Wollen sie z.B.: einen Turm bauen, erkennen aber nicht die Gesetzt die dahinter stehen (unten breiter, oben schmaler), ist es ein leichtes schnell einzugreifen und ihnen die Lösung vorzugeben. Allerdings sollte die Lösung von / mit den Kindern erarbeitet werden. Das benötigt Zeit.
Aufmerksamkeit
Ich denke, solch prozessorientierte Phasen brauchen eine noch grössere Beobachtung der Kindergärtnerin als sonst schon. Denn hier müssen Prozesse und keine Produkte beobachtet werden. Diese Beobachtungen sind sehr wichtig um abschätzen zu können, wann Impulse und Hilfestellungen eingebracht, und wann die Kinder sich selber überlassen werden sollen, damit sie die bestmöglichsten Erfahrungen machen können.
L. wollte sich nicht richtig auf die Werkarbeit einlassen. Er hatte nicht recht verstanden, welche Materialien er benutzen darf, wie sein Tier nachher aussehen soll und wie er die Steine miteinander verbinden kann. Durch beobachten habe ich dieses Missverständnis erkann und konnte ihm die Arbeit nochmals erklären. Nachdem er alles verstanden hatte, produzierte er die Fantasietiere aus Steinen in Massen.
Aufmerksamkeit ist auch verlangt, wenn es darum geht, das Angebot anzupassen. Trotz all dem Prozessorientierten sollen doch gewisse Förderangebote und Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Die Kindergärtnerin muss die Kindergruppe gut beobachten und kennen um zu wissen, welche Angebote die Kinder in ihrem Tun unterstützen und welche sie in ihrer Freiheit einschränken.
Der Experimentiertisch wurde den Kindern schnell langweilig. Sie hatten zu wenig anreize, was sie mit den Steinen experimentieren sollten. Erst wenn verschiedene Aufgaben gestellt werden, möglichst viele Experimentieranreize vorahnden sind (Wasserglas, Lupe, Wage, Messgeräte, spez. Heft um die Erkenntnisse festzuhalten, Schreiber zum markieren, etc.) interessieren sich die Kinder für das experimentieren mit den Steinen.
Geduld
Zu wichtig um bei der Zeit mit ein zu beziehen. Denn ohne Geduld läuft bei solchen Zielen nichts. Denn was Zeit und Aufmerksamkeit gleichermassen verlangen, wird von den Kindern noch mehr verlangt. Da sie zu Beginn meist kaum selber Geduld haben (sie wird scheinbar von der Langeweile im Übermasse gefordert) brauchen sie noch mehr Geduld von der Kindergärtnerin. Denn sie soll der ruhende Pol sein, wenn es die Kinder nur noch so in den Fingern zwickt. Sie soll da sein und versuchen mit ihnen Lösungen zu finden und ihnen nur als Stütze, aber nicht als Ideenreservoir dienen.
Es brauchte auch für mich sehr viel Geduld, die Kinder einfach einmal Langeweile erleben zu lassen. Denn eigentlich bin ich mir ein solches Bild von Kindern eher weniger gewohnt. Zwischendurch musste ich mich richtig Zwingen, NICHT einzugreifen. Z.B: als J. einen Turm aus den Steinen bauen wollte und der immer schon beim vierten Stein einstürzte, weil J. nicht erkannt hatte, dass er besser mit einem grösseren Stein beginnt, oder gleich eine ganze Basis aufbaut. Erst, als er das Spiel aufgeben wollte, haben wir gemeinsam eine Lösung gesucht.
Trotzdem!
Steine eigenen sich trotzdem sehr wohl als Thema im Kindergarten. Denn ich bin überzeugt, dass meine Ziele wichtige Ziele für jeden Kindergarten sind, weil sie den Bedürfnissen der Kinder entsprechen. Und ich bin überzeugt, dass diese Ziele mit einem offenen Spielmaterial, wie den Steinen, sehr gut erreichen lassen. Nur müssen die Voraussetzungen stimmen. Allerdings kann auch hier den Steinen kein Vorwurf gemacht werden. Denn bis heute mussten die Voraussetzungen noch für jedes Thema stimmen. Ich möchte hier trotz meinen Erfahrungen die Steine wärmstens weiterempfehlen. Denn sie lassen vieles zu und ich versichere allen, dass auch das Staunen bei den Steinen nicht zu kurz kommt.
Lasst die Steine sprechen!
- Arbeit zitieren
- Karin Lütolf (Autor:in), 2001, Steine - offenes Spielmaterial, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104225