Die französische Komödie im 17. Jh.


Seminararbeit, 1999

8 Seiten, Note: 6 (CH)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Ein geschichtlicher Überblick
1. 1. Italien - Die Commedia dell`arte
1. 2. Spanien - Die Comedia
1. 3. Frankreich - Die Farce

2. Die französische Komödie im 17. Jh
2. 1. Theatersituation im Paris des frühen 17. Jh.s
2. 2. Der Wandel zur französischen Komödie
2. 3. Die Einflüsse verschiedener Theatergattungen
2. 3. 1. Der Einfluss der Commedia dell`arte auf die franz. Komödie
2. 3. 2. Der Einfluss des spanischen Theaters auf die franz. Komödie
2. 3. 3. Der Einfluss der Farce auf die franz. Komödie
2. 4. Die Commédie française

3. Jean-Baptiste Molière
3. 1. Sein Leben

Quellenverzeichnis

Vorwort

Schon zu Beginn der Arbeit war ich mir bewusst, ein grosses Thema gewählt zu haben, bei welchem ich mich einschränken muss. Entschieden habe ich mich deshalb für zwei Teilbereiche: Die Entstehung der französischen Komödie und Molière als deren “Begründer”. Ich muss dabei bemerken, dass Molière, wie es in meiner Arbeit erscheinen mag, nicht der einzige französische Komödienschriftsteller seiner Zeit war. Auf jeden einzelnen einzugehen wäre jedoch zu kompliziert gewesen.

Zum allgemeinen Verständnis des Lesers würden einige Vorkenntnisse über Molières Helden und den Inhalt seiner Stücke von Vorteil sein.

Nun kann ich dem Leser nur noch viel Vergnügen wünschen und hoffen, dass auch er sich so in das Thema hinein lesen kann wie ich.

1. Ein geschichtlicher Überblick

1. 1. Italien - Die Commedia dell`arte

Seit ihrer Entstehung um die Mitte des 16. Jahrhunderts gehören die Figuren der Commedia dell`arte zur italienischen Folklore. Die Commedia dell`arte ( arte = Gewerbe / Beruf ) ist Theater mit stets gleichen Figuren, aber mit wechselnden Inhalten, die aber um die immer wiederkehrenden Motive Liebe, Hunger und Angst kreisen, Theater mit viel Akrobatik und Situationskomik. Zu den bekanntesten Typen gehören der tolpatschig-witzige Arlecchino, die kokette Colombina, der aufgeblasene Capitano, der weise Dottore und Pantalone, der geldgierige Krämer und hemmungslose Schürzenjäger.

Gastspiele italienischer Stegreifkomödianten sind in Frankreich bereits seit 1570 nachweisbar. Schon unter Heinrich III. begeisterte dieses variierende Stegreifspiel aus Oberitalien ein höfisches Publikum, doch erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts werden aus Italien kommende Schauspieler in Paris sesshaft.

1. 2. Spanien - Die Comedia

Das spanische Theater hatte seinen Höhepunkt im “Siglo de oro”, dem “Goldenen Zeitalter”, das schon die Renaissance, vor allem aber das Barock umfasst. Die Comedia der Spanier ist “Schauspiel”, nicht “Commedia” im italienischen Sinn. Tugenden wie Ehre, Treue und Hingabe an die Monarchie sind in den Werken ebenso selbstverständlich, wie spanisch- katholische Gläubigkeit.

Im späten 16. Jahrhundert gewinnt dann die Liebes- und Eifersuchtsthematik der Stücke eines Calderon, Lope de Vega und Pérez de Montalban die Oberhand. Im Mittelpunkt der Commedia steht der Gracioso, wie die einzig lustige Figur genannt wird. In ihrer Prägung war sie einerseits der italienischen Commedia dell`arte ( 1.1. ) anderseits des römisch-antiken Theater unterlegen.

1. 3. Frankreich - Die Farce

Die französische Volksüberlieferung der Komik ist die Farce. Sie hat keine grundlegende Thematik, sondern ist einfach ein derbkomisches Lustspiel, das die menschliche Schwäche auf eine kunstvolle Art ausspielt. Die volkstümliche Posse war als “Hanswurstspiel” theatralisch diskreditiert worden und sah sich in der Mitte des 17. Jahrhunderts im rationalistisch denkenden Paris vom Untergang bedroht.

2. Die französische Komödie im 17. Jahrhundert

2. 1. Die Theatersituation im Paris des frühen 17. Jahrhunderts

Paris besass in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts bereits drei bedeutende Bühnen: das Hôtel de Boubon, das Theater im Quartier du Marais und das nur vom Hofe besuchte Palais Royal. Gefragt waren damals vor allem Tragödien. Nur das von Italienern besetzte Hôtel de Bourbon spielte seinen eigenen Stil: Stegreiftheater, das bei den angesehenen Bürger zwar beliebt, am Hof der Etikette wegen jedoch nicht in Frage kam.

2. 2. Der Wandel der französischen Komödie

Die französische Komödie ist zu vergleichen mit einem einzigen grossen Mosaik, das als erstes in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Molière zusammengesetzt wurde. Überblickt man die vielfältigen Traditionen, die Molière vorfand, so kann sein Werk als die “Summe der europäischen Komödien seines Jahrhunderts” gelten.

Molière fasst die Commedia dell`arte, die spanische Comedia und die antike Farce zu einem völlig neuen Theater zusammen: der französischen Komödie.

2. 3. Die Einflüsse verschiedener Theatergattungen

2. 3. 1. Der Einfluss der Commedia dell`arte auf die französische Komödie

Präzise Einwirkungen bestimmter Einzelmuster der Commedia dell`arte auf Molières Komödie und die seiner Zeit sind kaum nachzuweisen. Man kann lediglich im allgemeineren Sinn von einer prinzipiellen Prägung des französischen Lustspiels in seinen Kunstmitteln durch den Geist der Italiener sprechen. Die Rolle, die dem Mimisch-Phantomimischen, den Gesten und Gebärden in Molières Stücken zufällt, all das Sinnfällige und Schauspielhafte, das seine Dramatik über die eines reinen Sprechtheaters hinaushebt, wäre ohne eine Schulung durch die Italiener schwer denkbar. Den Geist der Commedia dell`arte verraten auch die zahllosen Clownsscherze wie Verkleidung, Verwechslung, Aneinandervorbeireden, spassige Verdrehungen der Sprache und die verschiedenen, teilweise sehr handfesten Arten, arme Opfer zu foppen. Markante Beispiele für diesen italienischen Stil bieten “Le médicin volant”, “Monsieur le Pourceaugnac” und vor allem “Les Fourberies de Scapin”.

Die entscheidende nationale Komponente für die neue Komödie entstand aus dem deutlich rationalistischen Zug der französischen Literatur. Die Commedia dell`arte, die wohl den grössten Einfluss hatte, war spontan, frech, technisch perfekt und neigte zur Typisierung. Die französische Komödie in ihrer besten Ausführung war konzentriert, analytisch und ging auf Charakterisierung aus.

Der Unterschied der beiden Theaterauffassungen wird einleuchtend, wenn man ihre Auseinandersetzung mit dem Menschlichen vergleicht: Pantalone ist innerhalb seiner Rollenfestlegung variabel, anpassungsfähig und demonstrierte menschliches Verhalten unter verschiedenen Bedingungen. Tartuffe ist die Verkörperung einer Verhaltensweise, die bestimmte Bedingungen braucht, um zur Wirkung zu kommen.

2. 3. 2. Der Einfluss des spanischen Theaters auf die französische Komödie

Doch nicht nur den Italienern hat Molière abgeschaut, er übernahm auch die Liebes- und Eifersuchtsthematik der Spanier ( die Komödie des “Siglo de oro”). Es ist auffällig, welche zentrale Stelle der “cocu” in seinen Stücken einnimmt. Bis heute spielt in den meisten französischen Literaturerzeugnissen zumeist eine Dreiecksbeziehung die Hauptrolle.

2. 3. 3. Der Einfluss der Farce auf die französische Komödie

Zusätzlich zu den in ihr summierten fremden Traditionen knüpft die Kunst der französischen Komödie noch an einer einheimische Kunst an: der Farce. In der Provinz, wo noch das ungebrochene Farcenspiel anzutreffen war, nahm Molière einiges auf, was er ab 1659 in Paris in vollem Glanze wieder auferstehen liess.

2. 4. Die Commédie française

Oft wird die Commédie française mit der französischen Komödie verwechselt, doch obwohl beides den selben Namen trägt gibt es einen grundlegenden Unterschied: Die französischen Komödie ist, wie oben schon erwähnt, eine im 17. Jahrhundert entstandene Theaterart. Die Commédie française hat jedoch eine andere Geschichte: Molières Tod ( 1673 ) rief grosse Veränderungen im Theaterleben hervor; seine Truppe wurde, da Lully, der Begründer der französischen Oper, ihnen den Saal wegnahm, aufgelöst; das Théâtre du Marais verschwand und das Hôtel de Bourbon verlor seine besten Schauspieler. So ordnete Ludwig XIV die Vereinigung aller bestehenden Truppen zum Théâtre française an, das 1689 ein eigenes Haus, eben die Commédie française erhielt und das mit der Zeit zum Nationaltheater wurde, das noch heute existiert.

3. Jean-Baptiste Molière

3. 1. Sein Leben

Jean-Baptiste Poquelin - so sein bürgerlicher Name -wird am 15. Januar 1622 in Paris geboren.

Dem mütterlichen Einfluss vor allem ist es wohl zu danken, dass der Vater sich entscheidet dem Sohne eine Ausbildung zu gewähren, welche nur die Söhne der vornehmsten Kreise erhalten.

In dem von Jesuiten geleiteten Collège de Clermont, dem bedeutendsten Gymnasium seiner Zeit, wird Jean-Baptiste Poquelin in Logik, Mathematik, Physik und Latein unterrichtet. Doch das Wichtigste in den vier Jahren Hochschulzeit ist die Begegnung mit Gassendi, einem heute fast unbekannten Philosophen seiner Zeit. Jean-Baptiste lernt seine Werke kennen und begeistert sich für seine Ideen.

Über die Zeit nach dem Collège gibt es nur Vermutungen. Dass er Jurisprudenz und Philosophie in Orléans studiert hat ist nicht erwiesen, ebensowenig, ob er sich als Advokat in Paris einschreiben liess. Im Laufe der Zeit macht er jedoch eine entscheidende Bekanntschaft, die ihn zum Beruf führt, der ihm schliesslich Berufung wurde. Die junge Schauspielerin Madeleine Béjart findet privat wie auch beruflich gefallen am jungen Jean-Baptiste und dieser schliesst sich ihrer Privatbühne “Illustre Théâtre” ( Berühmtes Theater ) an, wobei er zum ersten Mal mit seinem Künstlernamen Moliere, damals noch ohne Akzent, unterschreibt.

Am 12. September 1643 mieten die Komödianten das Ballhaus Mestayers in Paris, können jedoch keine Erfolge ausweisen und müssen von Schulden gezwungen die Schauspielerei in der Stadt aufgeben.

Aus den Wanderjahren Molières von 1645 bis 1658 weiss man lediglich, dass er und seine Truppe sich die meiste Zeit im Süden Frankreichs aufhielten. Wie sich die Dinge in der Truppe im einzelnen entwickelt haben, so dass Molière schliesslich deren Chef wurde, ist unklar. Die dreizehn Jahre geben Molière das Fundament für sein Lebenswerk; er ist durch die Provinz gereist, so mit dem Volk in Berührung gekommen und hat sich Sprache und Dialekte des “peuple” angeeignet, was er später meisterlich als Stilmittel einsetzt.

Nach einer, in allen Schriften als geheim bezeichnete Reise Molières dürfen sich die Komödianten plötzlich “Truppe des einzigen Bruders des Königs” nennen und werden zu einer Vorstellung vor König und Hof eingeladen. Der Grund dafür ist unbekannt. Am 24.

Oktober 1658 gibt die in Paris unbekannte Truppe eine Galavorstellung des “Nikodemus” von Corneille im alten Louvre. Doch erst im zweiten Anlauf können sie mit dem Stück “Der verliebte Doktor” wirklich von sich überzeugen und auf Anordnung des jungen Monarchen darf sich Molière ab diesem Zeitpunkt mit den Italienern das Theater “du petit Bourbon” teilen.

Schon die ersten Komödien, “Der Tolpatsch”, “Immer zur Unzeit” und “Die lächerlichen Preziösen”, sind von Erfolg und einigen Skandalreaktionen gekrönt. Nur Molière, der sich scheinbar in den Kopf gesetzt hatte mit Dramen zu glänzen, ist anfänglich nicht zufrieden.

Nach dem Umzug ins Palais Royal heiratet Jean-Baptiste am 23. Januar 1662 Armande Béjart, Madeleines Schwester.

Molière schreibt weiter: Auf “Die Männerschule” folgen “Die Lästigen” und später “Die Schule der Frauen”. Seine grossen Charakterkomödien treffen so genau, dass ein Teil seiner Energie im ständigen Kleinkrieg mit der Kirche und verschiedenen Hofgesellschaften aufgebraucht wird. Die Kirche verzeiht ihm seinen bigotten Heuchler “Tartuffe” nicht und nur ein Machtwort Ludwigs sichert ihm ein christliches Begräbnis.

Doch der Druck, unter welchem er steht, hinterlässt seine Spuren. Ludwig verlangt ein Theaterstück nach dem anderen und Armande zieht sich in ihrer Ehe immer mehr zurück. Im Jahre 1668 verwendet er seinen Husten im “Der Geizige” noch schauspielerisch, doch 1673 nimmt seine Krankheit eine solch bedrohliche Wendung, dass man das Schlimmste befürchtet. Vielleicht ist es Schicksal, dass Molière in dieser Leidenszeit den “eingebildeten Kranken” dichtet und auch selber spielt. Doch nach drei Vorstellungen sind seine Kräfte so erschöpft, dass ihn am Schluss der Vierten ein Krampf erfasst. Jean-Baptiste Molière starb am 17. Februar 1673 und hinterliess ein noch nie dagewesenes Lebenswerk, das ihn für viele noch heute lebendig erscheinen lässt.

Quellenverzeichnis

- “Erläuterungen zu Molière” - Königs Erläuterungen und Materialien ( Hollfeld - 1996 )
- “Herr und Diener der französischen Komödie des 17. und 18. Jahrhunderts” - Dorothea Klenke ( Frankfurt am Main - 1967 )
- “Molière” - Friedrich Hartau ( Reinbeck bei Hamburg - 1976 )
- “Die lächerlichen Preziösen” - Jean-Baptiste Molière ( Stuttgart - 1965 )
- “Der Herr aus der Provinz” - Jean-Baptiste Molière ( Zürich - 1982 )
- “Der eingebildete Kranke” - Jean-Baptiste Molière ( Zürich - 1982 )
- “Die Schule der Frauen” - Jean-Baptiste Molière ( Stuttgart - 1965 )
- “Tartuffe” - Jean-Baptiste Molière ( Stuttgart - 1965 )
- “Der Bürger als Edelmann” - Jean-Baptiste Molière ( Zürich - 1982 )

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Die französische Komödie im 17. Jh.
Note
6 (CH)
Autor
Jahr
1999
Seiten
8
Katalognummer
V104319
ISBN (eBook)
9783640026692
Dateigröße
339 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schweizer Bewertungsskala - entspricht Note 1 in Deutschland
Schlagworte
Komödie
Arbeit zitieren
Tina Götz (Autor:in), 1999, Die französische Komödie im 17. Jh., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104319

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