Inhalt:
1. EINLEITUNG
2. DIE STASI
3. DER EINFLUSS DES SSD
4. DIE STASI IN DER LITERATUR
5. DIE STASI IN DEN „MUTMASSUNGEN ÜBER JAKOB“
6. KOMMENTAR
7. LITERATUR
1. Einleitung
Das Seminar „Uwe Johnson - Mutmaßungen über Jakob“ befasst sich mit dem Roman Uwe Johnsons aus dem Jahre 1959.
Im ersten Teil der Seminarsitzungen wurde der Roman inhaltlich besprochen, die Handlung des Romans analysiert und die handelnden Figuren erläutert. Im weiteren Verlauf des Semesters sollten daran anschließend einzelne Bausteine aus Johnsons Roman separat unter die Lupe genommen werden. Dabei handelte es sich u.a. um eine Arbeit von Eberhard Fahlke zur Darstellung des Arbeitsplatzes der Romanfigur Jakob Abs, in welcher der Beruf des Dispatchers genauer be- schrieben wird.
Des weiteren ging es um Gedanken zur Rolle der Eisenbahn und ihre Symbolik im Kontext des Romans, sowie um die Selbstreflexion des Erzählens. Dies wurde an einem Text von Benedikt Jeßing bearbeitet.
Die vorerst letzte Seminarsitzung wurde der Bedeutung der Fotografien in den „Mutmassungen“ gewidmet. Den Hintergrund für diese Sitzung bildete eine Dissertation von Jürgen Zetzsche, in der auch über den Bezug von Fotografie und Literatur diskutiert wird.
Die Grundlage dieser Arbeit bilden zwei Texte von Holger Helbig und Rudolf Gerstenberg.
In dem Text von Rudolf Gerstenberg „Wie Uwe Johnson die Staatssicherheit verfolgte“ umschreibt dieser mögliche Gründe für die sehr spärliche literarische Auseinandersetzung mit dem Thema Staatssicherheit. Gerstenberg stellt Uwe Johnson als exemplarischen DDR-Schriftsteller vor und analysiert die Einflechtung der Stasi in dessen Romane, auch im Vergleich mit weiteren Autoren.
Holger Helbig beschäftigt sich in seiner Arbeit „Zwei Ansichten: Stasi von innen und Stasi von außen“ mit der Darstellung der Staatssicherheit in Uwe Johnsons Romanen. Dies tut er unter anderem vor dem Hintergrund von zusätzlichen Sach- informationen, die Uwe Johnson im Laufe seines Lebens über die Staatssicherheit erlangte, und wie er diese mit in seine späteren Arbeiten einfließen ließ.
Ich beginne jedoch mit einer kurzen Übersicht über die Stasi, die ich aus Meyers Taschenlexikon entnommen habe. Im weiteren Verlauf der Ausarbeitung gehe ich dann zuerst auf den Einfluss der Stasi auf die in der DDR lebenden Menschen ein. Das anschließende Kapitel befasst sich mit der Darstellung der Stasi in der „erweiterten“1 DDR-Literatur. Der letzte Abschnitt befasst sich schließlich mit der Darstellung der Stasi in Uwe Johnsons Roman „Mutmassungen über Jakob“.
2. Die Stasi
Die Stasi -das ist eine Abkürzung für die Bezeichnung Staatssicherheitsdienst (SSD)- war die politische Geheimpolizei der ehemaligen DDR. Sie wurde 1950 gegründet, damals noch unter dem Namen „Ministerium für Staatssicherheit“ (MfS). Von 1953 bis 1955 wurde die Stasi vorübergehend in das Innenministeri- um eingegliedert, danach arbeitete sie wieder selbständig und war ausschließlich der SED-Führung unterstellt. In der Amtszeit von Erich Honecker wurde der SSD stark ausgeweitet, so dass er 1989 etwa 85.000 hauptamtliche und ca. 100.000 inoffizielle Mitarbeiter beschäftigte. Damit war der SSD nach der NVA der zweitgrößte Arbeitgeber der DDR.
Die Stasi hatte folgende Aufgaben:
Den Schutz der bestehenden Gesellschafts- und Staatsordnung, die Überwachung von Bevölkerung, Betrieben und Verwaltung, die Bekämpfung von Spionage und Sabotage und die Nachrichtenbeschaffung aus dem Ausland.
Für diese Zwecke wurden vor allem „Geheime Offiziere im besonderen Einsatz (OibE)“ eingesetzt, welche ihren Aufgaben u.a. in den Ministerien, Außenhan- delseinrichtungen und Abteilungen Inneres der Räte der Bezirke und Kreise nach- gingen.
Dabei entwickelte sich aus der Bekämpfung „staatsfeindlicher Tätigkeiten“ eine zunehmende Unterdrückung oppositioneller Aktivitäten im Land. Dies äußerte sich in der flächendeckenden Bespitzelung der Bevölkerung -von der Stasi wur- den mindestens sechs Millionen personenbezogene Akten angelegt- und in restrik- tiven Maßnahmen gegenüber Andersdenkenden. Festnahmen von Mitgliedern der RAF in der ehemaligen DDR im Jahr 1990 offenbarten, dass der SSD auch engen Kontakt zu international gesuchten Terroristen pflegte. Auch wurde bekannt, dass der SSD seit dem Ende der 70er Jahre Internierungslager für Systemgegner ge- plant hatte.
Mit der Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands wurde der SSD zunächst umgewandelt in ein Amt für Nationale Sicherheit, nach großen Protesten der Opposition jedoch unter Aufsicht von Bürgerkomitees und eines Sonderausschusses der Volkskammer offiziell aufgelöst. (vgl. Meyers Lexikonredaktion, 1995: S.60 f.)
3. Der Einfluss des SSD
Seit Anfang der sechziger Jahre wurde von freigekommenen ehemaligen Stasi- Häftlingen berichtet, dass bei den Verhören Methoden aus alten Gestapo-Zeiten, also von der körperlichen Folter bis zum psychologischen Terror, wieder ange- wandt wurden. Das alleinige „Wissen um die Möglichkeit der Strafe mit Schaden am eigenen Körper“ (Gerstenberg, 1994: S.47) -für den Fall der Verweigerung bei einem Verhör oder einem „Anwerbungsversuch“- brachte es mit sich, dass derar- tige Methoden gar nicht mehr gebraucht wurden. Im Extremfall wurde der Terror des SSD verinnerlicht und auf diese Weise nur noch im Unterbewusstsein wirk- sam, und zwar in der Steuerung von Handlungs- und Verhaltensmustern. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.47)
Die eben erwähnte unterschwellige Furcht war auch darin begründet, dass die gesamte Gesellschaft mit haupt- oder nebenberuflichen Spitzeln des SSD durchsetzt war. So bestand immer die Möglichkeit, mit der Stasi zu sprechen, wenn man über sie sprechen wollte. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.46)
Diese Erfahrung, dass der Geheimdienst allgegenwärtig zu sein schien, und das gleichzeitige Verbot der öffentlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema zo- gen sozusagen DDR-spezifische Bewältigungsstrategien nach sich: man akzeptierte sie größtenteils als Bestandteil des Lebens. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.45 ff.)
4. Die Stasi in der Literatur
Für die Mehrzahl der DDR-Literaten war die Staatssicherheit anscheinend so fes- ter Bestandteil des Alltags, dass über sie nahezu gar nicht geschrieben wurde (vgl. Helbig, 1997: S.358). Aber auch Ekelgefühle bei dem Gedanken an Stasiagenten verhinderten häufig eine öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Tabuthema (vgl. Gerstenberg, 1994: S.46 f.). Geschah dies doch, so liefen die Autoren sogleich Gefahr, in das Visier des SSD zu geraten. So wurden die wenigen in diesem Zusammenhang auftauchenden Texte sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR „unter den Tisch geschwiegen“, um die jeweiligen Autoren vor zu erwartenden Repressalien zu bewahren. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.46)
Wichtig ist an dieser Stelle klarzustellen, dass man jedoch nicht von einem syste- matischen Verschweigen der Stasi-Thematik in den literarischen Texten der DDR sprechen kann. Laut Rudolf Gerstenberg trifft diese Behauptung ausschließlich auf die Literaturwissenschaft der BRD und der DDR zu. Vor allem die Germanis- ten der Bundesrepublik schienen kein Interesse daran zu haben, sich mit dieser dunklen Seite der DDR-Wirklichkeit auseinander zu setzen. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.49)
Auf die Autoren trifft die eben getätigte Aussage nicht unbedingt zu. Allerdings passierte es bei vielen DDR-Autoren, welche gegen das Stasi-Phänomen literarisch angehen wollten, dass sie in ihren Texten -im Bewusstsein ihrer Machtlosigkeit- von vornherein nur noch Klischees bedienten. Dies hatte stark verzerrte Bilder von der Stasi zur Folge und berechtigt zu Zweifeln an der Realitätstreue der Darstellungen. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.49)
Gerstenberg führt für seine Arbeit an, dass er nicht nur die Autoren und Texte zugrunde legt, welche von der DDR-Literaturwissenschaft als zur DDR-Literatur gehörend bezeichnet wurden2. Vielmehr bezieht er auch Schriften mit ein, die zwar in der DDR geschrieben, aber in der Bundesrepublik verlegt wurden, oder die von Autoren verfasst wurden, welche die DDR verlassen hatten, sich aber wei- terhin mit ihrer Heimat befassten. Auch Schriften, die im Selbstverlag oder im Untergrund erschienen, werden in Gerstenbergs Abhandlung beachtet. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.49 f.)
Unter den genannten Kriterien hält Rudolf Gerstenberg Uwe Johnson für das ex- zellente Beispiel eines DDR-Autoren, der sich in seinen Werken mit dem Staats- sicherheitsdienst auseinander setzte. Johnsons „Mutmassungen über Jakob“ sei quasi der Stein des Anstoßes in Bezug auf die Behandlung des Stasi-Themas, auf den sich spätere Autoren noch bezögen. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.50/S.55)
5. Die Stasi in den „Mutmassungen über Jakob“
In Uwe Johnsons Roman „Mutmassungen über Jakob“ wird der Staatssicherheits- dienst von der Figur des Herrn Rohlfs (alias Herrn Fabian alias Herrn Mesewin- kel) verkörpert. Rohlfs bekleidet den Rang eines Hauptmanns und ist im „Referat Militärische Spionageabwehr“für den SSD tätig. Er hat einen Einzelgängerauf- trag, welcher besagt, dass er eine Angestellte der N.A.T.O. (Gesine Cresspahl) für die Sache des Sozialismus gewinnen soll. (vgl. Helbig, 1997: S.359)
Johnson hat die Figur des Herrn Rohlfs mit grundlegenden Eigenschaften ausge- stattet, die diesem für die Arbeit bei der Staatssicherheit sehr entgegen kommen. Er „weiß mit den Ergebnissen der Kontrollgänge, des Briefeöffnens und Telefon- abhörens umzugehen“ (Helbig, 1997: S.360), aber neben diesen Grundfertigkeiten ist er auch der passenden Ideologie verbunden. Hier ist vor allem der Sozialismus als Rohlfs weltanschauliches Fundament zu nennen: „... die Sache des Sozialismus wird siegen und übrigbleiben...“ (S.13)3. Er ist derart vom Sozialismus überzeugt, dass er, sobald diese bestehende Staatsform angetastet wird, mit absoluter Ver- ständnislosigkeit und großer Schärfe reagiert: „Sie stellen sich hin und reden über die künstliche Atmung der sozialistischen Moral als hätten sie Veränderungen vor. Als hätten sie ein Ministerium und einen operativen Stab, als hätten sie die Ministerien insgesamt und mein Wort gilt nicht mehr. (...) Wer sind sie denn, dass sie die Wirklichkeit ersetzen könnten.“ (S.115)
Rohlfs verkörpert das nahezu unantastbare Selbstbewusstsein der Staatsmacht. Dies gipfelt in einem Ausbruch von Selbstherrlichkeit, der aber auch die starke Identifikation Rohlfs’ mit der Partei deutlich macht (vgl. Popp, 1989: S.98): „Über die Notwendigkeit kann niemand urteilen als die Partei, wir. Gewisserma- ßen ich.“ (S.123) In diesem Bewusstsein hat er es sich u.a. zur Aufgabe gemacht, gerade junge Leute4 vom Sozialismus zu überzeugen und so in die Freiheit zu führen. (vgl. Popp, 1989: S.95)
Die Allgegenwärtigkeit, die Bedrohung durch die Stasi und das Bewusstsein über die Allmacht der Überwachung sind ebenfalls an verschiedenen Stellen in den „Mutmassungen“ gegenwärtig. Jakob ist sich der Gefahr sehr bewusst, in der Ge- sine schwebt, solange sie sich auf dem Gebiet der DDR befindet :„Wenn sie sie jetzt zu fassen kriegen, dann hat sie hier in Jerichow einen Aufstand vorbereiten wollen.“ (S. 196). Dass der Umgang mit der Stasi für die Beteiligten ein Spiel auf
Leben und Tod darstellt, macht eine Szene in Cresspahls Haus besonders deutlich. Während Jakob mit Rohlfs diskutiert, steht Cresspahl mit einem Revolver hinter Gesine für den Fall, dass Gesine trotz Rohlfs’ Versprechen festgenommen werden sollte. Jakob klärt Rohlfs über diesen Umstand auf: „Ich bring dich um wie einen tollen Hund, wenn.“ (S.217) Eine derartige Absicherung scheint unbedingt nötig zu sein, denn in der gleichen Szene heißt es: „darin war für beide enthalten, dass sieben bewaffnete Spaziergänger ausreichten für die Ecken von Cresspahls Haus und dass Herr Rohlfs in einem einzigen Zugreifen die Lampe ausschalten konn- te...“(S.215 f.) (vgl. Helbig, 1997: S.363)
Als eine Methode der Informationsbeschaffung wird im Roman z.B. beschrieben, wie in der Gastwirtschaft von Jerichow Runden geschmissen werden sollen, um die Zechkumpanen auszuhorchen. Zu diesem Zweck wird Hänschen eingesetzt, „...sich einen fröhlichen Abend (...) auf Kosten des Staates (zu machen). Öffentlich im Krug von Jerichow.“ (S.75)
Die ständige Anwesenheit der Stasi erzeugt auch in den „Mutmassungen“ ein Klima immerwährender Verdächtigungen. Die Wirkung der Stasi ist sichtbar, allerdings kann niemand ihre konkrete Tätigkeit ahnen. Jeder nimmt ihre Anwe- senheit an, aber keiner weiß, wer für sie arbeitet und wer ihr zuarbeitet. Ein Bei- spiel dafür ist die Aussage der Sekretärin am Englischen Institut. Nach dem „Aus- scheiden“ von Jonas und seinem Ordinarius von der Ostberliner Universität sieht sie keinen anderen Weg als ebenfalls die Kündigung einzureichen:“ ... ich kann da nicht allein sitzen wie übriggeblieben, dann sagen sie im Haus, ich hätt sie verpfiffen oder so...“ (S. 224).
Die Stasi-Figur Rohlfs hat jedoch auch offensichtliche Schwächen. Rohlfs hat nichts übrig für brutale körperliche Gewalt oder gar für psychischen Terror: „Es ist nicht unser Ziel die Leute einzusperren. (...) Sie sollen sich kümmern um jeden Menschen, sie sollen ihm behilflich sein“ (S.80). Auch wird eine durchaus menschliche Seite von Rohlfs im Gespräch mit Frau Abs beschrieben, in dem er Mitleid mit ihr zeigt: „Ich kann solche Ruhe mit flatterndem Blick und zitternden Händen nicht vertragen, ich bin nicht so alt, ich mag nicht sehen, wenn einer aus Not lügt.“ (S.19) Ein weiteres Indiz dafür ist auch die Einlösung seines Versprechens an Jakob, Gesine die Wiederausreise aus der DDR zu gestatten.
Gerstenberg sagt zu diesem Umstand, dass Rohlfs, sollte er tatsächlich Johnsons Zeichnung entsprochen haben, zwangsläufig auf der Karriereleiter der Staatssi- cherheit scheitern musste. Für ein derart menschenverachtendes System hatte er trotz seiner Überzeugung einen zu großen Rest an Menschlichkeit in seinem We- sen. Johnson trägt dem Rechnung, wenn er Rohlfs im letzten Teil seines Romans „Jahrestage“(1983) 1968 gestorben sein lässt. „... aber Herr Rohlfs ist tot, oder auf seine Art gescheitert an der Majorsecke.“ (aus Uwe Johnson „Jahrestage“ 1983, S. 1890 zitiert von Gerstenberg, 1994: S.50) Hierzu muss gesagt werden, dass Johnson 1983 natürlich über eine Vielzahl von Quellen und Informationen verfügen konnte, die ihm für die „Mutmassungen“ noch nicht zur Verfügung standen. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.50 ff.) Deshalb gibt Gerstenberg auch zu bedenken, wie rätselhaft es doch bis heute ist, dass Johnson in den „Mutmassungen über Jakob“ derart intime Kenntnisse über die Arbeit des Staatssicherheitsdienstes offenbart. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.50)
6. Kommentar
Die Texte von Rudolf Gerstenberg und Holger Helbig stellen sehr anschaulich vor, wie Johnson die Stasi in seinen Roman „Mutmassungen über Jakob“ einbaut. Die Gründe für den Aufgriff dieser Problematik in Johnsons Romanen liegen auf der Hand: Johnson achtet in seinen Romanen sehr darauf, „realistisch“ zu erzäh- len. Deshalb gehört in einen Roman, der in seiner Heimat -der DDR- spielt, die Stasi als wichtiger Bestandteil des Lebens mit hinein.
Unklar bleibt in der Tat, woher Uwe Johnson die vielen Detailkenntnisse nimmt, die er bei der Darstellung von Stasiaktivitäten in den „Mutmassungen“ offenlegt. Die Vermutung liegt nahe, dass sich Johnson für die Beschreibung der SSDMethoden an einem zu diesem Zeitpunkt noch nicht lange vergangenem Vorbild orientiert hat: an der Geheimen Staatspolizei des Nationalsozialismus. Diese Anlehnung wäre auch aufgrund der inzwischen gewonnenen Informationen über die Analogien der Tätigkeit von Stasi und Gestapo gerechtfertigt.
Festzuhalten ist, dass es Johnson als einer der ersten DDR-Literaten schafft, die Stasi in sein Werk einzuarbeiten, ohne dabei verbittert in Klischees abzudriften (vgl. Gerstenberg, 1994: S.57). Letztendlich jedoch erfüllt die von ihm geschaffe- ne Romanfigur Rohlfs die Kriterien für einen „realen“ Beamten des SSD anschei- nend5 nicht in vollem Umfang. Einerseits gewinnt die Geschichte in den „Mut- massungen“ auf diese Weise an Glaubhaftigkeit, denn „mit einem anderen hätte sich Jakob nicht einlassen können“ (Helbig, 1997: S.361). Aber andererseits bleibt die Frage, ob Johnson die Figur des Herrn Rohlfs anders gestaltet hätte, wenn ihm alle Angaben über die Arbeitsweisen der Stasi in vollem Umfang und Ausmaß zugänglich gewesen wären.
7. Literatur
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Siehe auch S.6
2 Diese Bezeichnung beschränkte sich auf solche Texte, die innerhalb der Staatsgrenzen verfasst und hier auch von einem offiziellen Verlag veröffentlicht wurden. (vgl. Gerstenberg, 1994: S.49)
3 Alle Seitenangaben, welche ohne weitere Textangabe geschrieben sind, beziehen sich auf die „Mutmassungen“ (Literaturangabe siehe Kapitel 4 „Literatur“)
4 Alte Menschen sind noch zu stark von alten Gesellschaftsordnungen beeinflusst (vgl. Popp, 1989: S.96)
5 vgl. Gerstenberg, 1994: S.50, auch erwähnt S.9
- Arbeit zitieren
- Andreas Schöneborn (Autor:in), 2000, Johnsons, Uwe - Mutmassungen über Jakob - Die Stasi, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104325