In der Masterthesis werden die Konstruktions- und Legitimationsprozesse in Bezug auf die bundesdeutsche Asylgesetzgebung seit dem Spätsommer 2015 einer wissenssoziologischen Analyse unterzogen und deren Auswirkungen auf die Praxis Sozialer Arbeit vorgestellt.
Zunächst wird die Wissenssoziologie nach Berger und Luckmann erläutert, um diese auf die Konstruktions- und Legitimationsprozesse bezüglich der Asylgesetzgebung anzuwenden. Dazu werden stellvertretend die gegenteiligen Konstruktionen „Willkommenskultur“ und „Flüchtlingswelle“ mit den jeweils dahinterstehenden „Alltagswirklichkeiten“ und ihren Legitimationen erarbeitet.
Von politischer Seite wurde zunächst im Öffnen der Grenze sowie dem viel zitierten Credo „Wir schaffen das!“ der Bundeskanzlerin eine „Willkommenskultur“ praktiziert. Dazu kann festgestellt werden, dass zunächst die „Willkommenskultur“ gesellschaftlich und medial überwog, es aber auch von Anfang an die Konstruktion der „Flüchtlingskrise“ gegeben hatte. Deren Bedeutung nahm allmählich immer mehr überhand, wobei die Ereignisse der Silvesternacht 2015 einen markanter Wendepunkt in der medialen Berichterstattung nach sich zogen. Die Konstruktion der „Krise“ sowie ihre Zunahme in der öffentlichen Meinung spiegelt sich in der Veränderung der Asylgesetzgebung im Sinne einer Verschärfung wider.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wissenssoziologie nach Berger und Luckmann
- Vorstellung der Autoren
- Wurzeln für die Wissenssoziologie nach Berger und Luckmann
- Die Wirklichkeit der Alltagswelt
- Gesellschaftliche Interaktion in der Alltagswelt
- Sprache und Wissen in der Alltagswelt
- Gesellschaft als objektive Wirklichkeit
- Institutionalisierung
- Organismus und Aktivität
- Ursprünge der Institutionalisierung
- Sedimentbildung und Tradition
- Legitimierung
- Institutionalisierung
- Gesellschaft als subjektive Wirklichkeit
- Primäre Sozialisation
- Sekundäre Sozialisation
- Kritik
- Zusammenfassung und Überleitung
- Konstruktions- und Legitimationsprozesse in Bezug auf die Asylgesetzgebung seit dem Spätsommer 2015
- Übertragung der vier Legitimationsebenen auf die aktuellen Ereignisse
- Historische Wurzeln
- Jüdisch-Christliche-Wurzel
- Griechische Wurzel
- Vorangestellte Informationen
- Fluchtursachen
- Definitionen der unterschiedlichen Kategorien Geflüchteter
- Definition: Asylsuchende
- Definition: „Flüchtling“
- Definition: Binnenvertriebene
- Definition: zurückgekehrte „Flüchtlinge“
- Definition: zurückgekehrte Binnenvertriebene
- Definition: Staatenlose
- Definition: andere von Flucht Betroffene
- Ausgangslage
- Konstruktion: „Flüchtlingswelle“
- Länder, in denen sich Geflüchtete befinden
- Zusammensetzung der von Flucht Betroffenen von 2013-2016
- Aufnahmeländer
- Weltweite Entwicklung der Zahlen der von Flucht betroffenen Menschen
- Asylanträge in der BRD
- Asylanträge von 2008 bis 2016
- Asylerstanträge von 2015 bis August 2017
- Wer von der „Welle“ in Deutschland bleibt
- Nicht alle bleiben
- Wartezeiten
- Bedeutung für die Konstruktions- und Legitimationsprozesse 1
- Länder, in denen sich Geflüchtete befinden
- Zur Asylgesetzgebung seit dem Spätsommer 2015
- Entwicklungen im Vorfeld zum Spätsommer 2015
- Die Top-Ten-Herkunftsländer der Asylsuchenden von 2007 bis 2016
- Interpretationen zum Verlauf der Asylerstanträge der Top Drei Herkunftsländer
- Krisenhafte Entwicklungen in Syrien
- Entwicklungen unmittelbar vor der Grenzöffnung
- Geldmangel für syrische Geflüchtete in Flüchtlingslagern
- Fluchtrouten
- Situation in der BRD für Geflüchtete vor „dem Tweet“
- Die Top-Ten-Herkunftsländer der Asylsuchenden von 2007 bis 2016
- Der Tweet des BAMF und seine Folgen
- Der Tweet
- „Wir schaffen das“
- Die Öffnung der Grenze
- Folgen für die Asylgesetzgebung
- Folgen für Schengen und Dublin-III
- Das Schengener Abkommen
- Dublin-III-Verordnung
- Rechtsgrundlagen für die Asylgesetzgebung der BRD
- Artikel 16a des Grundgesetz
- Das Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28. Juli 1951 (Genfer Flüchtlingskonvention)
- Gesetzänderungen in der bundesdeutschen Asylgesetzgebung anhand des Asylgesetzes (AsylG)
- Das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz
- Das „Köln-Gesetz“
- Das Gesetz zur Bekämpfung von Kinderehen
- Folgen für Schengen und Dublin-III
- Schließen der Fluchtrouten
- Bedeutung für die Konstruktions- und Legitimationsprozesse 2
- Bedeutung für die Gesetzgebung
- Legitimationen und Handlungskonsequenzen für die Konstruktionen
- Entwicklungen im Vorfeld zum Spätsommer 2015
- Bedeutung für die Soziale Arbeit mit Geflüchteten
- Konfliktpotenzial: Das „doppelte Mandat“
- Auswirkungen auf die Arbeit mit Geflüchteten
- Interkulturelle Orientierung und Öffnung
- Der Kulturbegriff
- Interkulturalität
- Interkulturelle Kompetenz
- Partizipation für Geflüchtete
- Partizipation durch Ästhetik
- Verwirklichung von Partizipation und anderen Grundsätzen der Sozialen Arbeit innerhalb dieser
- Weitere Folgen für die Soziale Arbeit
- Gesetzliche Grundlagen
- Arbeit mit Bürger und Bürgerinnen
- Zusammenfassung
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterthesis untersucht die Konstruktions- und Legitimationsprozesse in Bezug auf die bundesdeutsche Asylgesetzgebung seit dem Spätsommer 2015. Sie analysiert deren Auswirkungen auf die Praxis Sozialer Arbeit aus wissenssoziologischer Perspektive.
- Die Anwendung der Wissenssoziologie nach Berger und Luckmann auf die Asylgesetzgebung
- Die Konstruktionen „Willkommenskultur“ und „Flüchtlingswelle“
- Die Legitimationen und Veränderungen in der Asylgesetzgebung
- Die Auswirkungen der Asylgesetzgebung auf die Praxis Sozialer Arbeit
- Das Dilemma des doppelten Mandats in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Wissenssoziologie nach Berger und Luckmann, um diese auf die Asylgesetzgebung anzuwenden. Sie analysiert die Konstruktionen „Willkommenskultur“ und „Flüchtlingswelle“ und ihre Legitimationen. Anschließend werden die historischen Wurzeln der Aufnahme von Geflüchteten beleuchtet, bevor die Fluchtursachen, die Definitionen der verschiedenen Kategorien Geflüchteter und die Ausgangslage vor dem Spätsommer 2015 dargestellt werden.
Im weiteren Verlauf werden die Konstruktions- und Legitimationsprozesse in Bezug auf die „Flüchtlingswelle“ und die Veränderungen der Asylgesetzgebung seit dem Spätsommer 2015 detailliert analysiert. Dabei wird die Bedeutung des „Tweets“ des BAMF und die Folgen der Grenzöffnung für die Asylgesetzgebung und die Praxis Sozialer Arbeit beleuchtet.
Schließlich werden die Auswirkungen der Asylgesetzgebung auf die Arbeit mit Geflüchteten im Kontext der Sozialen Arbeit erörtert, wobei der Fokus auf dem Dilemma des doppelten Mandats, der interkulturellen Orientierung, der Partizipation und den weiteren Folgen für die Soziale Arbeit liegt.
Schlüsselwörter
Die Masterthesis konzentriert sich auf die Wissenssoziologie, die Asylgesetzgebung, die Konstruktionen „Willkommenskultur“ und „Flüchtlingswelle“, die Legitimationsprozesse, die Auswirkungen auf die Soziale Arbeit, das doppelte Mandat, die interkulturelle Orientierung und die Partizipation von Geflüchteten.
- Quote paper
- Ann Silber (Author), 2018, Konstruktions- und Legitimationsprozesse in Bezug auf die bundesdeutsche Asylgesetzgebung seit Spätsommer 2015, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1043454