Die historische Untersuchung legt die frühe Besiedlungsgeschichte des Odenwaldes von den Anfängen bis zum Hochmittelalter dar. Nach der fränkischen Landnahme entstehen Gaue und Grafschaften. Aber der Odenwald gehört, wie alle deutschen Mittelgebirge, nicht zum Altsiedelland. Erst im 8. Jahrhundert wird er in Waldmarken eingeteilt und dann planmäßig besiedelt. Die Kolonisation der Wälder erfolgt durch Mönche großer Benediktinerklöster. Sie gründen Villikationen im Gebirge und legen von dort aus Waldhufensiedlungen an. Exemplarisch werden drei Waldhufendörfer und eine Villikation untersucht.
Erste Besiedlungsspuren im Rhein-Main-Gebiet hinterlassen bandkeramische Bauern und Kelten. Die germanischen Kimbern ziehen am Odenwald vorbei; erst die Römer gehen in den Wald und bauen einen Grenzwall mitten im Gebirge. Alemannen stürmen den Limes, meiden sonst aber den Odenwald. Die Landnahme der Franken beginnt dann die Verhältnisse grundlegend zu ändern. Sie besiedeln den Raum um das Gebirge, legen Gaue und Grafschaften an.
Die Zunahme der Bevölkerung im Altsiedelland und die Gründung großer Benediktinerklöster schaffen die Voraussetzungen für eine Kolonisation des Mittelgebirges. Die Klöster Lorsch, Amorbach und Fulda werden unter königlichen Schutz gestellt, hervorragend mit Waldbesitz im Odenwald ausgestattet und können so das Kolonisationsprojekt in Angriff nehmen. Es entstehen Villikationen, von denen aus mindestens 132 neuartige Waldhufensiedlungen angelegt werden.
Exemplarisch werden Gemarkung und Struktur dreier Waldhufendörfer untersucht: die erste Gründung Zotzenbach im Vorderen Odenwald, Airlenbach im Buntsandstein-Odenwald und Boxbrunn im Amorbacher Raum.
Dann folgt die Analyse einer Villikation: Beerfelden. Ihre geographische Lage, ihr Siedlungsraum und ihre konstituierenden Bestandteile werden erarbeitet: Fronhof, Kirchengut, Feldflur, Allmende und Feudallasten. Die Arbeit schließt mit einem Ausblick auf die Besitz- und Sozialstruktur Beerfeldens im Jahr 1691.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Einführung
- Erste Besiedlungsspuren im Rhein-Main-Gebiet
- Bandkeramische Bauern der Jungsteinzeit
- Von der Bronzezeit zu den Kelten
- Wanderungen der Kimbern am Odenwald entlang
- Die Römer besetzen das Dekumatland
- Alemannische Siedlungen vor und nach dem Limesfall
- Die Landnahme der Franken im Odenwaldraum
- Fränkische Besiedlung ab 496 n. Chr.
- Fränkische Gaue und Gaugrafen
- Fränkische Königshöfe und Martinskirchen
- Einrichtung der Waldmarken im Odenwald
- Waldmark Heppenheim und Mark Michelstadt
- Die Kolonisation des Odenwaldes
- Siedlungsträger der Kolonisation und mittelalterliche Rodungsperioden
- Benediktinischer Geist, Siedler und Wirtschaftskraft
- Klosterorganisation, Villikation, Hufenbemessung für Waldhufendörfer
- Kloster Lorsch im Vorderen und Mittleren Odenwald
- Kloster Amorbach im Hinteren Odenwald
- Kloster Fulda und andere Herren im nördlichen Odenwald
- Siedlungsträger im Neckartal-Odenwald
- Beispiele für Waldhufendörfer
- Ältestes Waldhufendorf: Zotzenbach
- Waldhufendorf im Buntsandstein: Airlenbach
- Plansiedlung im Amorbacher Raum: Boxbrunn
- Beispiel einer Villikation: Beerfelden
- Geographische Lage und Namensdeutung
- Siedlungsraum der Villikation
- Hauptort der Villikation
- Wo war der Fronhof Beerfeldens?
- Martinskirche und Pastorei
- Blockgewannflur und Huben
- Allmende und Bannweide
- Leibeigenschaft, Zehnter und Fronakkord
- Ortsfestigkeit über die Jahrhunderte
- Beerfelden in der frühen Neuzeit
- Einwohnerentwicklung und Tuchmacherei
- Besitz- und Sozialstruktur 1691
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Untersuchung befasst sich mit der frühen Besiedlungsgeschichte des Odenwaldes von den Anfängen bis zum Hochmittelalter und erläutert diese anhand von Beispielen. Das Werk analysiert die Entstehung von Gauen und Grafschaften nach der fränkischen Landnahme und beleuchtet die besondere Entwicklung des Odenwaldes im Vergleich zum Altsiedelland. Die Arbeit betrachtet die Rolle der Benediktinerklöster bei der Kolonisation des Mittelgebirges und untersucht die Entstehung der charakteristischen Waldhufendörfer im Odenwaldraum.
- Fränkische Landnahme und Besiedlung des Odenwaldes
- Entwicklung von Gaue und Grafschaften
- Kolonisation des Odenwaldes durch Benediktinerklöster
- Entstehung von Waldhufendörfern
- Villikation als Form der landwirtschaftlichen Organisation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik der frühen Besiedlungsgeschichte des Odenwaldes ein. Es werden die ersten Spuren von Besiedlung im Rhein-Main-Gebiet durch bandkeramische Bauern, Kelten und Römer beschrieben. Die Kapitel 2 und 3 beleuchten die fränkische Landnahme und die damit verbundene Einteilung des Odenwaldes in Gaue und Waldmarken. Kapitel 4 widmet sich der Kolonisation des Odenwaldes durch Benediktinerklöster wie Lorsch, Amorbach und Fulda, wobei die Rolle der Villikation und die Entstehung von Waldhufendörfern hervorgehoben werden. Kapitel 5 präsentiert Beispiele für Waldhufendörfer, während Kapitel 6 die Villikation Beerfelden als Fallbeispiel analysiert.
Schlüsselwörter
Odenwald, fränkische Landnahme, Kolonisation, Waldhufendorf, Villikation, Benediktinerklöster, Lorsch, Amorbach, Fulda, Siedlungsgeschichte, Mittelgebirge, Altsiedelland, Besiedlungsspuren, Gaue, Waldmarken, Hufenbemessung, Beerfelden.
- Arbeit zitieren
- Gert Heinz Kumpf (Autor:in), 2021, Der Odenwald wird besiedelt. Historische Untersuchungen zu fränkischer Landnahme, Kolonisation der Waldmarken, Waldhufendörfern und Villikation Beerfelden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1043520