Versuch einer Synthese aus Systemtheorie und Konstruktivismus
§ Systemtheorie und Konstruktivismus haben gemeinsam, dass sie antirealistisch und beobachterzentriert sind, d.h. jede Weltsicht als Beobachtung begreifen.
§ Mit den beiden Großtheorien lassen sich die Grundbegriffe der KW neu bestimmen
Vergleich Systemtheorie & Konstruktivismus
1) Definitionen:
- Konstruktivismus: „Theorie, wie ein Beobachter eine Umwelt konstruiert“; Konstruktion individueller Weltbilder durch Beobachtungsoperationen (=Benennen von Unterscheidungen)
- Systemtheorie: Universale Gesellschaftstheorie, die Gesellschaft aus der Selbstbeobachtung von Systemen heraus versteht, die sich selbst über Kommunikation reproduzieren (Autopoeisis)
2) Gemeinsamkeiten:
- Thema ist klassisch abendländisch die Dualität zwischen Subjekt und Objekt (Systemtheorie: System und Umwelt -> Systemabhängigkeit der Weltsicht; Konstruktivismus: Beobachter und Welt -> Beobachterabhängigkeit)
- Start der Überlegungen ist die Differenz (Unterscheidung), nicht die Identität
3) Unterschiede:
- Systemtheorie: Makrotheorie, Individuen spielen keine Rolle, Systeme und Umwelt sind real
- Konstruktivismus: Mikrotheorie, Individuum/Beobachter steht im Mittelpunkt, Welt ist nicht real, sondern konstruiert
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Doppelte Differenz: Schritte zu einer konstruktivistischen Systemtheorie der Medienkommunikation
- The Message makes the event
- Ausblick am Ende des Holzweges
- Wirkungen der Massenmedien
- Die Wirklichkeit des Beobachters
- Ereignis, Nachricht, Rezipient
- Wirkungsmodelle: Die digitale Herausforderung
- Konstruktivismus als Theorie für die Kommunikationswissenschaft
- Wirkungen von Kommunikation
- Medienkommunikation- quo vadis?
- Die Beobachtung der Beobachter
- Elektronisch mediatisierte Gemeinschaftskommunikation
- Unterschiede, die Unterschiede machen: Neue Theorieentwürfe
- Die anstrengende Welt des Vielsehers
- Medienwirkungen: Dynam.-transakt. Modell
- Kommunikationswissenschaft
- Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus
- Was macht Multimedia mit den Menschen
- Mythen in der Wirkungsforschung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text widmet sich dem Bereich der Medienkommunikation und untersucht, wie sich die konstruktivistische Systemtheorie auf die Kommunikationswissenschaft anwenden lässt. Dabei werden die Kernbegriffe der Kommunikationswissenschaft, wie Kommunikation, Medien, Publizistik, Journalismus, öffentliche Meinung, Publikum und Wirkung, aus konstruktivistischer Perspektive neu definiert.
- Systemtheorie und Konstruktivismus in der Medienkommunikation
- Kritik an der traditionellen Kommunikationswissenschaft
- Redefinition der Kernbegriffe der Kommunikationswissenschaft
- Das Internet als Beispiel für konstruktivistische Medienkommunikation
- Die Rolle der Medien in der Konstruktion von Wirklichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Doppelte Differenz: Schritte zu einer konstruktivistischen Systemtheorie der Medienkommunikation: Dieses Kapitel stellt die Grundzüge der konstruktivistischen Systemtheorie vor und zeigt, wie diese Theorie die Kernbegriffe der Kommunikationswissenschaft neu definieren kann. Die Unterscheidung zwischen Systemtheorie und Konstruktivismus wird erläutert und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Theorien werden hervorgehoben. Es wird kritisiert, dass die traditionelle Kommunikationswissenschaft an einer falschen Ontologisierung, Normativität, Trivialität, Stimulus-Response-Denken, Technikgläubigkeit und Objektivitätsglaube leidet.
- The Message makes the event: In diesem Kapitel wird argumentiert, dass konstruktivistische Medientheorien den Journalismus als „Wirklichkeitskonstrukteure“ betrachten, die sich nur an ihrem eigenen Mediensystem orientieren. Die Bedeutung der „Konstruktion der Wirklichkeit“ wird aus philosophischer, neurobiologischer, soziokultureller und medienwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Es wird gezeigt, dass Medien nicht die Realität abbilden, sondern unsere Erfahrungen innerhalb unserer Wirklichkeiten organisieren.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieses Textes sind Konstruktivismus, Systemtheorie, Medienkommunikation, Wirklichkeit, Beobachtung, Information, Publizistik, Journalismus, öffentliche Meinung, Publikum, Wirkung, Selbstreferenzialität, Medienwirklichkeit, konstruktivistische Medienwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Reinhard Röde (Autor:in), 2001, Kommunikationstheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1043