Forschungsbericht "Tourismus bei den Tuareg in Agadez"


Ausarbeitung, 2000

35 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Das ursprüngliche Forschungsvorhaben

2. Die Problematik des Tourismus bei den Tuareg
2.1. Kernfragen des Forschungsvorhabens
2.2 Tourismus bei den Tuareg

3. Das Feldforschungsprojekt in seiner ursprünglichen Konzeption
3.1. Zum geplanten praktischen Ablauf des Projekts

4. Zum tatsächlichen Ablauf der Feldforschung in Agadez
4.1. Die den vorgefundenen Rahmenbedingungen angepaßten Forschungsziele
4.2. Kurzbericht über den Aufenthalt im Niger vom 8.10.1999 bis zum 21.3.2000
4.2.1. Ankunft in Niamey am 8.10.1999
4.2.2. Ankunft in Agadez am 20.10.1999: Erfassung und Befragung der Agenturen; Befragung von Touristen
4.2.3. November 99: erster Timia-Aufenthalt; Befragungen; erste Kamelexpedition in Richtung Nordost
4.2.4. Dezember 99: zweiter Timia-Aufenthalt in Begleitung; zweite Kamelexpedition auf den Baghzan; Einrichtung des “Café du Fort”
4.2.5. Jänner 2000: Agadez während der abgesagten Rallye Paris-Dakkar
4.2.6. Ende Jänner 2000: Pioniertour einer österreichischen Reisegruppe zum Hochzeitsfest nach Timia
4.2.7. Feber 2000: Abschließende Interviews in Agadez
4.2.8. März 2000: Treffen mit Schlüsselfiguren der Tourismusentwicklung in Niamey, u.a. mit der UICN

5. Zusammenfassung der Probleme im Bereich der Tourismusentwicklung in der Region Agadez
5.1. Der Tourismus in Agadez in Zahlen
5.1.1. Die touristische Infrastruktur
5.1.2. Das touristische Klientel
5.2. Probleme des Agadez-Tourismus im Allgemeinen
5.3. Probleme im Bereich der betroffenen Landbevölkerung am Beispiel von Timia

6. Abschließende Beurteilung der Förderungswürdigkeit von Tourismus in der Region Agadez.

Anhang 1: “Minister Promotes Desert Skiing”

Anhang 2 - Fragekatalog für Reiseagenturen

Anhang 3 - Fragekatalog für Agadez-Touristen

Anhang 4 - Fragekatalog für die Bevölkerung von Timia

1. Einleitung: das ursprüngliches Forschungsvorhaben

Im Rahmen der Erstellung einer Diplomarbeit aus Philosophie zum ursprünglich beabsichtigten Thema "Auswirkungen des Tourismus auf ethnische Minderheiten am Beispiel der Tuareg" fuhr der Autor auf Einladung der Nigerischen "Organisation pour la Nature" (ONAT), sowie der lokalen Tuareg-NRO1 "TILAT" und der im Niger tätigen deutschen Organisation für Entwicklungs- zusammenarbeit "Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" (gtz) für knapp sechs (6) Monate - vom 8. Oktober 1999 bis 21. März 2000 - in die Republik Niger, Westafrika, um im Siedlungsgebiet des Tuareg-Stammes der Kel Ewey in der Umgebung von Agadez und den Aïr - Bergen Felduntersuchungen zu den bisherigen und möglichen zukünftigen Auswirkungen des Tourismus anzustellen.

2. Die Problematik des Tourismus bei den Tuareg

Die Tuareg, jene in der westlichen Welt als die "Blauen Ritter der Wüste" bekannten und legendären Nomaden der Sahara, wurden infolge der klischeehaften Vermarktung durch Hochglanz-Magazine wie "GEO", zahlreicher Journalisten und Reiseveranstalter zu afrikanischen "Indianern der Wüste" stilisiert, zum Symbol für Freiheit und archaische Überlebenskunst2.

Dieses Scheinbild, das den rousseauistischen Sehnsüchten einer fortschrittsmüden westlichen Gesellschaft entgegenkommt, widerspricht dagegen der sozialen Realität der Tuareg3:

Durch die Franzosen zu Beginn dieses Jahrhunderts unterworfen und befriedet, durch willkürliche Grenzziehungen ihrer traditionellen Weide- und Handelsgebiete benommen, wurde dem zersplitterten Nomadenvolk durch politische Marginalisierung innerhalb der neuen unabhängigen Staaten (Niger, Libyen, Algerien, Mali) eine Entwicklung gemäß ihrer traditionellen, dem ariden Lebensraum ökologisch angepaßten Wirtschaftsform zunehmend untergraben. Zwei gravierende Dürreperioden in den 70er und 80er-Jahren und eine Rebellion gegen den Zentralstaat in den Jahren 1990 bis 19974 führten zu einem Modernisierungsschub, der weite Bereiche der Bevölkerung erfaßte. Aufgrund der gewandelten politischen, ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Rahmenbedingungen müssen die Tuareg heute neue Lebensformen und Identitäten finden und entwickeln, die ihnen auch weiterhin ein Überleben sichern. In Anbetracht der aktuellen Bestandsaufnahme scheinen sich den Tuareg Existenzen innerhalb eines sich ausdifferenzierenden Spektrums, das von Transhumanz über intensive Landwirtschaft, Flüchtlingslager und Slums in den Städten bis zu für eine moderne Gesellschaft typische, hochqualifizierte Berufe in den Ballungsgebieten reicht, zu ermöglichen5.

2.1. Kernfragen des Forschungsvorhabens

In Anbetracht der von der Literatur als problematisch dargestellten ökonomischen Situation und des rasant fortschreitenden Wandels der traditionellen Kultur, was sich konkret in Phänomenen wie Landflucht, Auswanderung und Urbanisierung als Reaktion auf Dürren und die sinkende ökonomische wie soziale Attraktivität des Karawanenhandels niederschlägt, stellte sich der Autor die Frage,

- ob die Förderung von touristischen Aktivitäten innerhalb der vorgefundenen ökonomischen und sozialen Rahmenbedingungen und unter bestimmten Auflagen im Sinne eines nachhaltigen, ökologisch und sozial verträglichen Tourismus einen Gewinn an ökonomischer und damit auch an politischer und kultureller Autonomie bedeuten könnte, - oder ob jegliche Form von Tourismus aufgrund etwaiger überragender negativer Einflüsse auf das soziokulturelle Gefüge den Kulturwandel in Richtung eines Zerfalls ökonomischer, soziokultureller und ökologischer Strukturen jedenfalls zusätzlich beschleunigen würde; dabei dachte der Autor an das Aufkommen neuer Konfliktquellen innerhalb der jeweiligen Bezugsgruppe - ob Nomadenlager, Familie, Dorf, Stamm oder Region - infolge der forcierten Monetarisierung und der neu aufkommenden, traditionswidrigen Verdienstmöglichkeiten, wie sie der Autor bereits 1995 in der Tunesischen Oasen-Region von Kebili untersucht hatte6.

2.2 Tourismus bei den Tuareg

Mit dem Tourismus sind die Tuareg keineswegs unvertraut. Bis vor dem algerischen Bürgerkrieg waren die Gebiete der Hoggar- und Tassili-Berge in Algerien beliebte Reiseziele, die auch der Autor auf seinen Reisen 1989 und 1990 kennen7 und lieben lernen durfte8.

Die vom Autoren gewählte Region Agadez, die von ihm in der Funktion als Journalist bereits im Oktober 1997 auf Einladung der in der Sahara als Reiseleiterin tätigen Österreicherin Eva Gretzmacher sowie des Direktors der nigerischen Reiseagentur "Tchimizar Voyages", Alhousseini Ibra, für einige Wochen besucht wurde, hatte bis 1990 eine aufblühende Tourismusökonomie. Nicht zuletzt dank des damals verbreiteten "Schrott-Tourismus", der unter europäischen Abenteuerurlaubern beliebte Transfer ausgedienter Peugeots auf der "Route du Hoggar", der Transsahara-Route von Algerien in den Niger, wurde Agadez stark von Europäern frequentiert9.

Darüber hinaus hatte der von den Aïr -Bergen stammende Tuareg Mano Dayak eine gut funktionierende Tourismusstruktur aufzubauen begonnen, nicht zuletzt dank seines diplomatischen Gespürs und seiner guten Kontakte nach Europa, wo er schon bald als "Herzeige-Tuareg" gehuldigt wurde. So war es nicht zuletzt dem mehrfache Buchautor Mano Dayak ("Geboren mit Sand in den Augen", "Die Tuareg-Tragödie") zu verdanken, daß Agadez zu einem festen Bestandteil der Rallye Paris-Dakkar wurde, wodurch bis 1990 beträchtliche Geldsummen in die Region flossen. Diese Entwicklung kam jedoch rasch zum Erliegen, als 1991 in Algerien der Bürgerkrieg und im Niger die bewaffnete Rebellion einiger Tuareg-Gruppen gegen die Zentralregierung ausbrach10. Mano Dayak, der einer der zahlreichen Rebellenfronten vorgestanden war, kam am 15.12.1995 bei einem Flugzeugabsturz in den Aïr -Bergen ums Leben.

Nach langwierigen Verhandlungen wurde im April 1995 ein Friedensvertrag zwischen der Mehrheit der Rebellenfronten und der nigerischen Regierung unterzeichnet, der die weitgehende Integration der Rebellen in die reguläre Armee vorsah. Wirklich befriedet wurde die Situation jedoch erst mit Ende des Jahres 1997, nachdem die letzten Tuareg-Fronten einen Friedensvertrag unterzeichnet hatten11.

In weiterer Folge wurde der Führer der Rebellenfront FLAA, Rhissa Ag Boula, seines Zeichens ehemaliger Buchhalter in Mano Dayaks Reiseagentur "Temet Voyage", zum Minister für Tourismus ernannt. In dieser Funktion konzentrierte er sich vorderhand auf die Wiederherstellung des internationalen Rufs des nigerischen Sahara-Tourismus12. Im Zuge seiner Promotionsaktivitäten hatte er auf der Internationalen Tourismusmesse in Paris im März 1999 verkündet, man werde durch das Promoten von "Dünen-Schifahren" aus dem Niger die "Schweiz der Wüste" machen13 (siehe angeschlossener Artikel).

Ob derartige touristische Initiativen geeignet sind, die Region Agadez und die Tuareg hinsichtlich ihrer ökonomischen und soziokulturellen Situation zu fördern, erscheint dem Autor jedoch mehr als fraglich.

3. Das Feldforschungsprojekt in seiner ursprünglichen Konzeption

Nach dem ursprünglichen Planungskonzept sollten vor Ort mittels statistischer Erhebungen und Tiefeninterviews folgende Punkte untersucht werden:

1. in welchem Ausmaß die Akkulturation der Tuareg den Aïr -Bergen am Beispiel der Bevölkerung von Timia bereits fortgeschritten sei, wobei dies u.a. am Verfall der Karawanenwirtschaft, am Maß der Landflucht und am Ausmaß der wirtschaftlichen Orientierung in Richtung einer Konsumwirtschaft beurteilt hätte werden sollen;

2. welche Möglichkeiten einer alternativen Entwicklung für die Tuareg zur Verfügung stünden, um den klassischen negativen Modernisierungserscheinungen unter traditionell geprägten Menschen wie Verarmung und Anomie zu entgehen;

3. welche Erfahrungen die Menschen in der Vergangenheit bis zum Anbruch der Rebellion mit dem Tourismus gemacht haben;

4. wer heute in welcher Form und in welchem Ausmaß von den neuerlich wachsenden

Tourismuszahlen profitiert; dazu war beabsichtigt, insbesondere die Umverteilungsstrukturen der Reiseunternehmen, der Chauffeure, der Wächter, der Hotelunternehmen, der Reiseführer, der Köche als auch der Schmuck produzierenden Schmiede zu untersuchen;

5. welche Auswirkungen in sozialer, ökonomischer und kultureller Hinsicht durch den wiederkehrenden Tourismus feststellbar seien; dazu sollten insbesondere die etwaigen Folklorisierungsphänomene14 beobachtet und analysiert werden; durch Tiefeninterviews erhoffte sich der Autor zudem Hinweise auf Konturen der Tuareg-Identität sowie deren Wandel;

6. insbesondere hinsichtlich der Frage der Tourismusauswirkungen sollte versucht werden, mittels Tiefeninterviews die Entwicklung von touristisch stärker engagierten Dörfern mit solchen ohne touristischem Engagement zu vergleichen;

7. schließlich war auch beabsichtigt, das touristische Klientel in der Region mittels Tiefeninterviews hinsichtlich der Reisemotive, des Wissensstandes zum Thema "Tuareg" und der Eindrücke zu untersuchen;

8. die Auswertung der Ergebnisse sollte anschließend im Rahmen der oben genannten Diplomarbeit stattfinden. Dabei erhoffte sich der Autor eine Antwort auf die zentrale Frage, ob es prinzipiell ethisch vertretbar sei, den Tourismus bei den Tuareg in der Region Agadez zu fördern.

3.1. Zum geplanten praktischen Ablauf des Projekts

Durch seine ersten Untersuchungen und Interviews im Oktober 1997 konnte der Autor bereits zahlreiche Kontakte mit regionalen Entwicklungsorganisationen (u.a. mit der deutschen Organisation "gtz" ("Gesellschaft für technische Zusammenarbeit"), der deutschen "EIRENE" und der lokalen Tuareg-NRO "TILAT") sowie einigen Tourismusagenturen knüpfen. Auch Kontakte zu einigen Dörfern konnten bereits vertieft werden, weshalb der Autor bei der Durchführung des Projekts mit großer regionaler Unterstützung rechnen konnte. Durch die Einladung seitens des Nigerischen Tourismusministeriums, der Tuareg-NGO “TILAT”, der Nigerischen NGO "Organisation pour la Nature" und der gtz-Niger (Tahoua) schienen dem Autor somit auch von administrativer Seite her alle Türen offenzustehen.

Um die Struktur des Tourismus als wirtschaftliches Unternehmensfeld kennenzulernen, war die systematische Erfassung aller beteiligten Akteure sowie die Befragung der Verantwortungsträger, insbesondere der Reiseagenturen beabsichtigt.

Zur Untersuchung der ruralen Bevölkerung war das im zentralen Aïr -Massiv gelegene Tuaregdorf Timia ausgewählt worden, weil sich dieses Dorf aus mehreren Gründen idealerweise anbot:

1. Das Dorf ist hinsichtlich des Ensembles von Architektur, Lage, Landschaft etc. als höchst attraktiv zu bezeichnen:

1.1. Das weitgehend geschlossene Dorf liegt eingekesselt zwischen felsigen Bergen, passiert vom breiten, zumeist trockenen Flußbett, durch das auch die zentrale Piste Agadez-Timia- Iferouane-Arlit führt.

1.2. Timia ist zudem reich an Dattelpalmen; aufgrund der zunehmenden wirtschaftlichen Attraktivität des Gartenbaus säumen zahlreiche grüne Gärten das Tal.

1.3. Überragt werden Dorf, Gärten und kleinere Berge von einem ehemaligen französischen

Fort, das 1999 von den “Amis de Timia” renoviert wurde. Von hieraus eröffnet sich einem ein phantastischen Panoramablick über eben dieses Ensemble.

1.4. Am westlichen Talausgang befindet sich das berühmte Guelta, ein natürliches Wasserbassin, das ganzjährig von einem kleinen Wasserfall gespeist wird und insofern als die touristische Hauptattraktion von Timia gilt.

2. Timia ist touristisch stark frequentiert, weil es zum einen an der zentralen Verkehrsader des Aïr -Massivs liegt, und weil es eben aus touristischer Sicht als äußerst besuchenswert gilt.

3. Über Timia gibt es bereits eine reiche Forschungsliteratur15 dank des langjährigen Wirkens des deutschen Ethnologen Gerd Spittler. Aufgrund der Untersuchungen und Hilfsprojekte des bei der älteren Bevölkerung16 schlicht als “Gerd” bekannten und beliebten Forschers erhoffte sich der Autor eine grundsätzliche Offenheit der Bevölkerung gegenüber Fremden mit wissenschaftlichen Anliegen, was sich erfreulicherweise als richtig herausstellen sollte. Zudem bestand in Gestalt von Aghali Imoumoumene, Prof. Spittlers17 langjährigen Assistenten, bereits ein persönlicher Anknüpfungspunkt: In weiterer Hinsicht sollte sich Aghali als der nunmehrige Assistent des Autors in persönlicher wie wissenschaftlicher Hinsicht als äußerst hilfreich erweisen.

4. Timia kann als quasi “isoliert” bezeichnet werden:

Es ist von 220 km von Agadez entfernt und nur über eine äußerst schlechte Piste erreichbar; seit der Zeit der Rebellion ist der Ort vom Zentralstaat immer noch weitgehend abgeschnitten, weil sich in Timia - im Gegensatz zum 180 km entfernten Iferouane, wo sich das Verwaltungszentrum des Aïr -Ténéré-Naturreservats, ein Militärstützpunkt und ein staatliches Verwaltungszentrum befindet - keinerlei Einrichtungen der (un)mittelbaren Staatsgewalt befinden18. Sogar die Telefonleitung ist seit der Rebellion gekappt.

5. Auch aus persönlichen Gründen war das Interesse des Autors an Timia groß, da er im Zuge

seiner Reise im Oktober 1997 keine Gelegenheit hatte, das Dorf selbst zu besuchen, da seine damalige (österreichische) Reisegruppe (unter österreichischer Führung) nur wenige Minuten am Brunnen vor dem Dorf zum Wassertanken gehalten hatte, um dann zum Guelta weiterzufahren - wie es übrigens der überwiegende Teil aller Reisegruppen zu handhaben pflegt.

6. Daraus ergibt sich auch ein weiterer, vielleicht sogar der zentrale Grund der Wahl von Timia:

Von der damaligen österreichischen Reiseleitung wurde auf die Frage nach dem Grund dieses extrem kurzen Aufenthalts - und dies nur am Brunnen außerhalb des Dorfes - erklärt, ein Besuch des Dorfes würde die Intimität der Dorfbevölkerung stören. Aus Respekt vor den Menschen von Timia werde auf eine Besichtigung des Dorfes verzichtet. Weil dieses Argument damals plausibel erschien, hatte sich der Autor damit zufriedengegeben, wollte aber diese Behauptung auch empirisch untermauern. Kurz, es galt zu erfahren, was die Menschen von Timia wirklich über Tourismus und Touristen denken19.

4. Zum tatsächlichen Ablauf der Feldforschung in Agadez

Bei der theoretischen Ausarbeitung von Fragestellungen und Forschungszielen können niemals sämtliche zu erwartenden Rahmenbedingungen vor Ort miteinkalkuliert werden, insbesondere wenn gerade die Feststellung von tatsächlichen Rahmenbedingungen ein zentrales Forschungsziel ist. Bezweckt doch eine Feldforschung insbesondere die Falsifizierung von Annahmen über tatsächliche Verhältnisse. Im folgenden Teil werden darum die ursprünglich formulierten den tatsächlich durchgeführten Untersuchungen gegenübergestellt. Anschließend folgt ein kurzer, chronologisch geordneter Bericht über den Aufenthalt des Autors im Niger.

4.1. Die den vorgefundenen Rahmenbedingungen angepaßten Forschungsziele

Angesichts der im Stadium der Planung - naiverweise - sehr hoch gesteckten Ziele sah sich der Autor vor Ort - nach der ersten Ernüchterung angesichts der tatsächlich vorgefundenen Rahmenbedingungen - gezwungen, einige der als praktisch undurchführbar erkannten Vorhaben in Agadez und Timia zu modifizieren.

So stellten sich die ursprünglich geplanten statistischen Erhebungen aus logistischen20 und finanziellen Gründen als undurchführbar heraus, weshalb als neue, praktikablere Methode die Befragung einer repräsentativen Gruppe von Touristen bzw. Bewohnern von Timia-Bewohnern der Vorzug gegeben wurde. Auf diese Weise wurden rund 40 Touristen, und etwa 40 Bewohner von Timia befragt.

Zu den unter Punkt 3 genannten Fragestellungen im einzelnen:

Zu 3.1. Hinsichtlich der erhofften Ergebnisse im Bereich der Akkulturationsforschung mußte der Autor erkennen, daß der vorgegebene Zeitrahmen von fünf Monaten in Niger bzw. rund 2 Monaten in Timia nicht einmal annähernd für eine solcherart aufwendige und umfassende Untersuchung hinreiche. Darum konzentrierte sich der Autor mit dem realisierbaren Ziel, durch Befragung eines repräsentativen Samples von Timia-Bewohnern wenigstens einen Einblick in dort herrschende Meinungen zu den Themen Tourismus, Fortschritt, kultureller Wandel, Identität, wirtschaftliche Lage, generelle Probleme u.a. zu erlangen.

Zu 3.2. Auch das Anliegen der Erforschung von Möglichkeiten einer alternativen Entwicklung war etwas über das erreichbare Ziel geschossen. Insofern beschränkte sich der Autor in Timia darauf, im Rahmen der Befragungen mit den Vertretern sämtlicher praktizierter Berufe deren jeweilige Wirtschaftlichkeit und Entwicklungspotentiale zu diskutieren. Vor diesem Hintergrund wurden insbesondere die konkreten Möglichkeiten einer etwaigen touristischen Engagements unter Einbindung der lokalen Bevölkerung vor Ort untersucht und einige der vorgefundenen Möglichkeiten auch praktisch getestet21. Generell konnte ein grundlegender Einblick in die Strukturen und Probleme des Tourismus als wirtschaftliches Entwicklungspotential gewonnen werden22.

Zu 3.3. Plangemäß konnten die früheren Erfahrungen der Menschen in Timia mit dem Tourismus im Zuge der Befragungen registriert und die gegenwärtigen Verhältnisse vor Ort beobachtet werden.

Zu 3.4. Wer in welcher Weise vom Tourismus profitiere, konnte im Fall von Timia durch Befragungen und eigene Beobachtungen nachvollzogen werden. Im Fall von Agadez konnte dies für den Bereich der Reiseagenturen, nicht aber für den Bereich des Kunsthandwerks nachvollzogen werden: Letzteres wäre aufgrund seiner unübersichtlichen und dynamischen Strukturen nur mittels äußerst aufwendiger Untersuchung erfaßbar.

Zu 3.5. Langfristige Auswirkungen durch den Tourismus waren aus dem einfachen Grund nicht mittelbar, weil während der Rebellion bis 1997 praktisch kein Tourismus existiert hatte. Und der neue Tourismusboom hat noch längst nicht derartige Dimensionen erreicht, wodurch spezifische Tourismusauswirkungen gegenüber jenen der allgemeinen Modernisierung durch Medien, Handel, Demokratisierung u.a. nachweisbar wären.

Das Problem der Tuareg-Identität wurde hingegen im Zuge der Befragungen in Timia wie in Agadez plangemäß behandelt.

Zu 3.6. Aus Zeit-, Mittel- und Touristenmangel wurde kein Vergleich zwischen zwei Dörfern in

Hinblick auf etwaige Einflüsse durch Tourismus angestellt.

1. sind derartige Einflüsse zu gering, um sie eindeutig nachweisen zu können;

2. reichte die Zeit kaum aus, um die Strukturen von Timia wenigstens annähernd kennenzulernen. Zumindest konnten einige, wenn auch sehr oberflächliche Beobachtungen hinsichtlich der Unterschiede von Timia und Dörfern wie El Meki oder den Dörfern auf dem Mont Baghzan festgehalten werden.

Zu 3.7. Eine beispielhafte Befragung des touristischen Klientels konnte wie geplant bei ca. 40 Besuchern durchgeführt werden.

Zu 3.8. Da Tourismus allgemein erwünscht und zudem - außer durch neuerliche bewaffnete Konflikte - kaum zu verhindern sei, stellt sich de facto nicht die Frage nach der prinzipiellen, ethischen Vertretbarkeit einer Tourismusförderung in der Region Agadez, als vielmehr die Frage nach dem “wie”, somit: nach den praktischen Möglichkeit einer Steuerung des derzeit herrschenden “wilden” Tourismusbooms in Richtung einer nachhaltigen, ökologisch und sozial verträglichen Tourismusentwicklung.

Aufgrund der modifizierten Durchführung des Forschungsvorhabens, die aber dennoch zu einer umfangreichen Fülle an Ergebnissen führte, beschloß der Autor im Einvernehmen mit seinem Diplomarbeitsbegutachter, die empirischen Forschungen zum Tourismus in Agadez zu vertiefen und im Rahmen einer Dissertation über den "ökologisch und sozial verträglichen Tourismus ("Ökotourismus") als Entwicklungsalternative am Beispiel der Tuareg-Region Agadez" auszuwerten. Dazu wird der Autor in der Saison 2000/2001 mehrere Reisen in der Funktion eines Reiseleiters in den Niger unternehmen.

Gegenwärtig werden die gesammelten Erfahrungen mit Agadez-Touristen hinsichtlich ihres konkreten Verhaltens im Rahmen einer Diplomarbeit über die "Ethik des Dritte-Welt-Tourismus: Ein praktischer Verhaltensleitfaden für Besichtigungs- und Erlebnisreisen in aride Regionen" verwertet. Diese Arbeit ist insbesondere auch als ein Beitrag für einheimische Reiseführer, ausländische Reisebegleiter und natürlich besonders für Touristen in Agadez gedacht, weil derartige Informationen bislang praktisch nicht verfügbar sind. Somit will diese Arbeit auch die Reduktion oder gar Vermeidung unnötiger Mißverständnisse und Kränkungen zwischen Touristen und heimischer Bevölkerung und somit die Dämpfung negativer soziokultureller Tourismusauswirkungen unterstützen.

Im Rahmen der nachfolgenden Dissertation will der Autor ein integriertes Gesamtkonzepts für eine nachhaltige Entwicklung der Agadez-Region durch Ökotourismus entwerfen. Damit soll ein Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung und dauerhaften Entwicklung, insofern auch zur Stabilisierung des sozialen Frieden, und zum dauerhaften Erhalt der landschaftlichen Schönheiten und der kulturellen Besonderheiten in der Region Agadez geleistet werden.

4.2. Kurzbericht über den Aufenthalt im Niger vom 8.10.1999 bis zum 21.3.2000.

4.2.1. Ankunft in Niamey am 8.10.1999

Der Autor erreichte Niamey auf dem Luftweg über Paris am 8.10.1999, wobei er sich bei seiner Ankunft vorerst völlig auf sich allein gestellt sah: Aufgrund der bevorstehenden Parlamentswahlen befanden sich beinahe sämtliche Kontaktpersonen aus der Tuareg-Szene auf Wahlkampf in Agadez.

Vom Agadez-Experten Prof. Aboubacar ADAMOU, Institut für Geographie der Universität Niamey, unterstützt, fand der Autor am "Institut de Recherche des Sciences Humaines" Zugang zur Forschungsliteratur zum Thema Tourismus in Niger.

Zudem fand sich Gelegenheit zu Interviews mit Jean-Luc Gantheil, dem Manager der französischen Reiseagentur “Croq' Nature Voyages”, die in der Region Agadez tätig ist. Das Unternehmen ist mit der von Mano Dayak gegründeten Tuareg-Hilfsorganisation "Association TOUAREGS" verknüpft, mit deren gegenwärtigen Präsidentin, Frau Marie Begel, der Autor ebenfalls sprechen konnte. Croq' Nature ist zudem mit der französischen Chartergesellschaft "POINT AFRIQUE" verbunden, die am 18.12.2000 den wöchentlichen Flugverkehr der Route Paris-Agadez aufnahm.

4.2.2. Ankunft in Agadez am 20.10.1999; Erfassung und Befragung der Agenturen; Befragung von Touristen

Der Autor erreichte Agadez am 20. Oktober 1999, wo er sich bei der Österreicherin Eva Gretzmacher für die Zeit seine vorübergehenden Aufenthalte in der Stadt einmietete.

Hier traf der Autor auch mit Birgi RAFINI, dem Präsidenten von ONAT, zusammen, um das konkrete Vorgehen im Zuge des Forschungsprojekts zu erläutern.

Der erste Teil der praktischen Arbeit in Agadez bestand nun darin, eine Liste der rund 30 in Agadez gelegenen Reiseagenturen zu erstellen, was sich als gravierendes Problem herausstellte, weil nur ein geringer Anteil der Agenturen ihre Büros als solche in wahrnehmbarer Weise gekennzeichnet hatten. Zwar war es dem Autor möglich, vom einstigen Direktor des von Diktator Baré aufgelassenen nigerischen “Office National du Tourisme” eine Liste von rund 25 Reiseagenturen zu erhalten; diese stellte sich jedoch schon bald als fragmentarisch heraus, weil

1. viele der gemeldeten Agenturen keine Tätigkeit ausüben;
2. während des Saison 1999/2000 neue Agenturen gegründet wurden.

Als weiteres Problem kam hinzu, daß die Stadt Agadez durch eine weite Ausdehnung, schlechte Staubstraßen und eine für europäische Verhältnisse ausgeprägte Unübersichtlichkeit gekennzeichnet ist.

Gleichzeitig mit der Erarbeitung einer Bestandsliste der Reiseagenturen wurden auch die ersten Interviews23 mit leitenden Persönlichkeiten der jeweiligen Reiseunternehmen geführt, um Einblick in die Struktur des Tourismus in Agadez, in die Geldflüsse und in die tourismuspolitische Stoßrichtung zu erhalten.

Zudem wurde auch mit der Befragung von Touristen24 begonnen. Da sich diese Arbeit als äußerst zeitaufwendig und logistisch schwierig zu bewerkstelligen erwies und dem Autor zudem längerfristige Aufenthalte in Timia bevorstanden, beauftragte er zwei Assistenten mit den Befragungen. Diese waren

1. der mehrfach diplomierte nigerische Pädagoge und ehemalige Direktor der Entwicklungsorganisation "EIRENE", Elkhaji KHAMEDEDÉ, ein in Agadez gebürtiger Tuareg,

2. und die französische Geographiestudentin Sophie LANDRIEN von der Université de Bordeaux. Mlle. Landrien hatte im Jahr 1998 unter der Aufsicht von Univ.-Prof. Dr. Pierre-Marie Decoudras, seines Zeichens mitverantwortlich für die Entwicklung des Niger-Tourismus in den 80er-Jahren, eine umfassende Studie über die Wirtschaftlichkeit des Nomadismus im Tal von Tidene durchgeführt und spricht fließend Tamasheq.

Beide Mitarbeiter wurden aufgrund ihrer hohen Qualifikation hinsichtlich der Kenntnisse der Tuareg-Kultur und aufgrund ihrer Erfahrungen im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens eingestellt.

4.2.3. November 99: Erster Timia-Aufenthalt; Befragungen; erste Kamelexpedition in Richtung Nordost

Anfang November 1999 begab sich der Autor mittels eines Lastwagens der landwirtschaftlichen Genossenschaft Timia von Agadez nach Timia im zentralen Aïr -Massiv, um unter der dort lebenden Bevölkerung die verbreiteten Meinungen zum Tourismus und zu Touristen zu eruieren. In Timia wurde der Autor äußerst herzlich aufgenommen, insbesondere von Spittlers einstigem Assistenten Aghali, der sich auch zur Mitarbeit am Forschungsprojekt des Autors bereiterklärte und diesen zudem in seinem Anbau, Spittlers einstigem Haus, unterbrachte.

Der erste Teil der Untersuchung bestand in der Befragung einer repräsentativen Anzahl von Dorfbewohnern25, ausgewählt nach einem Schlüssel, der alle Berufs-, Alters26 - und sozialen Gruppen berücksichtigte. Dabei erbrachte Aghali sowohl hinsichtlich der Vermittlung der jeweiligen Kontakte als auch als Übersetzer wertvolle Dienste.

Schon nach den ersten Befragungen entlarvte sich die Annahme, wonach die Bevölkerung von Timia Touristen gegenüber ablehnend eingestellt sein würden, als völlig verfehlt. Nur eine verschwindende Minderheit von Befragten äußerte sich gegenüber dem Tourismus in etwas kritischer Weise. Dagegen richtete sich die zentrale Kritik der Menschen gegen den Umstand, daß die Reisegruppen zu kurz bis gar nicht im Dorf verweilten; dadurch würde das Dorf einen gravierenden Verdienstentgang erleiden27.

Um in die Befragung auch die nomadische Bevölkerung von Timia miteinzubinden, wurde Aghali mit der Organisation einer 6-tägigen Expedition beauftragt, der seinen äußerst verläßlichen und kompetenten Cousins Mohamed als Kamelführer engagierte. Auf dieser Reise hatte der Autor u.a. Gelegenheit, mit einer Gruppen von aus Bilma zurückkehrenden Karawaniern sowie mit weiteren Nomaden beiderlei Geschlechts und sämtlicher Altersklassen zu sprechen.

Neben dieser Umfrage war ein weiteres Ziel des Autors, die Möglichkeiten für ein etwaiges touristisches Engagement im Sinne von Kamel- und Wandertouren in der Umgebung von Timia kennenzulernen. Dabei erwies sich der Paß von Gidet im Nordwesten von Timia sowie das davorgelegene Tal mit seinen Pavian-Populationen und den Gueltas in den schmalen Seitentälern als äußerst attraktiv. Zudem liegt zwei bis drei Wegstunden28 nordwestlich des Passes ein einzelner, pyramidenförmiger Berg, der von zahlreichen prähistorischen Felsgravuren umgeben ist.

Wegen des großen Erfolges dieser Reise wurde Aghali beauftragte, für die Zeit der Rückkehr des Autors nach Timia um die Weihnachtszeit eine 9-tägige Expedition auf das im Süden gelegene Hochplateau des Baghzan vorzubereiten. Zudem erhielt er den Auftrag, mit 15 ausgewählten Personen des Dorfes selbständig die Befragungen durchzuführen. Das beabsichtigte Ziel war es, die erlangten Antworten jenen gegenüberzustellen, die im Beisein des Autors gestellt worden waren, um etwaige Abweichungen feststellen zu können. Dahinter stand die Befürchtung, daß die positive Haltung der bislang Befragten gegenüber dem Tourismus auf das Beisein des ortsfremden Autors zurückzuführen sein könnte.

Damit endete der erste Timia-Aufenthalt Ende November 1999.

Um nach Agadez zurückzukommen, wurde der Autor freundlicherweise von einer Reisegruppe der US-amerikanischen Reiseagentur “Lost Frontiers” mitgenommen. Diese hatte aufgrund der Anregung des Autors mit großem Vergnügen die Nacht in Timia verbracht, obwohl der Reiseleiter der aus Niamey stammende nigerische Reiseleiter gemäß seiner massiv Tuareg-feindlich Haltung vergeblich davon abgeraten hatte.

Erwähnenswert ist dieses Vorkommnis insofern in Hinblick auf die Spannungen zwischen Tuareg- und Nicht-Tuareg-Reiseagenturen und -Führern, die auch ein österreichischer Reiseleiter-Kollege des Autors, Rainer Skrovny, bereits mehrfach im Niger erlebt hatte.

Für “Lost Frontiers” wird der Autor als Reiseleiter voraussichtlich im Dezember 2000 die Führung einer ethnologisch orientierten Niger-Reise übernehmen.

In Agadez wurden die Befragungen der Agenturen und Touristen fortgesetzt bzw. die in Timia per Tonband registrieren Ergebnisse verarbeitet.

4.2.4. Dezember 99: zweiter Timia-Aufenthalt in Begleitung; zweite Kamelexpedition auf den Baghzan; Einrichtung des “Café du Fort”

Am 18. Dezember 1999 landete in Agadez unter feierlichem Empfang des nigerischen Tourismusministers, sämtlicher führender Reiseagenturen und des nigerischen TV-Senders “Télé Sahel” die erste Chartermaschine der französischen Flugcharter-Agentur “Point Afrique”, wodurch die Saison in Hinblick auf ein relevantes Touristenaufkommen erst richtig begann.

Der Autor kehrte gemeinsam mit seiner ebenfalls per Charter angereisten Gefährtin Christiane Schriefl zurück nach Timia, um die Befragungen fortzuführen und die geplante zweite, 9-tägige Expedition auf den Baghzan durchzuführen.

Zweck dieser Reise war es,

1. die im Süden von Timia gelegenen Regionen, insbesondere aber das gelegentlich von Trekking-Gruppen besuchte, schwer zugängliche Hochplateau des Baghzan in Hinblick auf eine touristische Nutzung kennenzulernen;

2. den Expeditionsleiter, Aghali, sowie den Kamelführer, Mohamed, in Hinblick auf Organisation, Ablauf, Informationsfluß etc. zu testen, inwieweit diese auch im regulären Tourismus einsetzbar wären. Insofern war Christiane Schriefl ein geradezu perfekt geeignetes “Versuchskaninchen”, da sie sich zum ersten Mal in einem Dritt-Welt-Land befand und eine derartige Kamel-Tour unternahm29 ;

3. weitere Befragungen von NomadInnen hinsichtlich des Tourismus durchzuführen.

Hinsichtlich Punkt 2 stellte sich sehr rasch heraus, daß es Aghali, der gemäß seinen Angaben bereits als Reiseführer gearbeitet haben soll, an grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten eines geeigneten Reiseleiters fehlte. Vor allem mangelte es ihm am Verständnis für den im Tourismus hohen Informationsbedarf: Die Reiseetappen wurden ohne irgendwelche Besprechungen abgespult, ohne die Mitreisenden davon zu informieren, wie lange man zu gehen habe, wo es Rastmöglichkeiten gebe, wo man sich befinde etc.

Auch vermochte Aghali nicht einzuschätzen, welche Strecken einer jungen Frau normalerweise zumutbar seien. Vielmehr ging er auf die Bitten um entsprechende Rücksichtnahme gar nicht ein. In der Folge waren gelegentliche Mißverständnisse unvermeidbar, wodurch ein weiterer Mangel ersichtlich wurde:

Im Falle einer Meinungsverschiedenheit verschanzte sich Aghali hinter seinem “Echeq”, der Tuareg-Würde, ohne Mißverständnisse oder Irrtümer als solche zu akzeptieren. Dadurch war der Autor als “Reisebegleiter” häufig gezwungen, zwischen den unterschiedlichen Sichtweisen - hier traditioneller Tuareg, da moderne, europäische Studentin, eine für den von Timia so dringend erwünschten Tourismus höchst typische Situation - zu vermitteln.

Als weitere wesentliche Erfahrung dieser Reise sei zuletzt noch das Problem der Krankenversorgung von Nomaden durch Touristen erwähnt: So wurde offensichtlich, daß viele Nomaden beim Anblick eines Fremden sich gerne um dessen westliche Arzneimittel oder gar dessen medizinischer Behandlung bemühten. Als problematisch erkannte der Autor dabei, daß dies - abgesehen von echten, jedoch seltenen Notfällen - oft aufgrund einer Bewunderung westlicher Medizin geschehe. So scheint die Meinung verbreitet zu sein, jeder Weiße verfüge zugleich auch über besondere medizinische Kenntnisse und solche Arzneien, die den traditionellen weit überlegen seien.

Durch einen allzu leichtfertigen Umgang in der Vergabe von Medikamenten allerdings könnte eine Abhängigkeit von touristischen “Gaben” gezüchtet werden, während gleichzeitig die staatlichen Gesundheitsdienste aufgrund der sinkenden Nachfrage verkümmern. Zudem könnte der Mißbrauch von - sowie die Resistenz gegenüber Medikamenten gefördert werden30.

Aus wissenschaftlicher Sicht war dieser Reise insgesamt ein großer Erfolg beschert, weil einige wichtige potentielle Problembereiche eines zukünftigen Timia-Tourismus erkannt werden konnten.

Wieder in Timia, beschlossen der Autor und seine Gefährtin, ein von den “Amis de Timia” lange diskutiertes Projekt zu realisieren: die Umgestaltung des französischen Forts in ein traditionelles Café und eine Herberge.

Die Befragung der Bevölkerung von Timia hatte klar ergeben, daß der Tourismus stark befürwortet und nur der Umstand des kurzfristigen Verbleibs der Touristengruppen bedauert werde. Gespräche mit Touristen und Reiseagenturen hatten demgegenüber ergeben, daß ein wesentlicher Grund des kurzen Verbleibs in Timia der dortige Mangel an Einrichtungen wie Cafés oder dgl. sei, wo sich Touristen zurückziehen könnten. In der traditionellen Nomadengesellschaft der Kel Ewey war für derartiges bislang kein Bedarf und somit auch kein Platz.

Doch genau diesen Bedarf hätte das im Sommer 1999 von den “Amis de Timia” renovierte französische Fort erfüllen können - aus mehreren Gründen:

1. die exponierte Lage bietet einen phantastischen Ausblick über Dorf und Umland;

2. die gegenüber Einheimischen oft scheuen Touristen könnten sich bei Bedarf an einen Ort zurückzuziehen, wo sie allzu neugierigen Kindern unbehelligt blieben;

3. durch die Nutzung des Forts bekäme Timia selbst - und nicht, wie bisher, nur das Guelta - ein vermarktungsfähiges Image;

4. zu den zwei bestehenden neuralgischen Punkten für den Schmuckverkauf (Palaverbaum und Guelta) würde eine dritte Zone geschaffen werden - mit den besonderen Vorteilen, daß das Fort weder so exponiert wie das Guelta, noch so ungeschützt wie der Platz zwischen Piste und Palaverbaum ist; zudem hätten die Touristen in den Räumen erstmals Gelegenheit, unter dem Angebot an Produkten des Kunsthandwerks mit Muße, etwa bei einem Glas Tee, zu wählen, wodurch eine wesentliche Steigerung des Umsatzes erwartet werden könne;

5. zudem könnten im Fort auch besondere Gegenstände des Kunsthandwerks - wie Sättel, Ledertaschen und Schwerter - ausgestellt und feilgeboten werden, wodurch die Effekte der Verzierung der Innenräume des Forts mit der Werbung für das Timia-Kunsthandwerk und der Schaffung von zusätzlicher Verkaufsfläche kombiniert wäre;

6. weiters könnten im einzurichtenden traditionellen Café erstmals auch Produkte der örtlichen Land- und Viehwirtschaft wie Obst, Salate, Käse u.dgl. gezielt den Touristen verkauft werden;

7. schließlich ist mittelfristig aufgrund der attraktiven Unterkunftsmöglichkeit, hoch über dem Dorf gelegen, mit zusätzliche Einnahmen an Übernachtungsgebühren in beträchtlichem Ausmaß zu rechnen.

Vom Autor wurde dessen Assistenten Aghali aufgrund seiner herausragenden Sprachkompetenz (Französisch und etwas Deutsch), seiner langjährige Erfahrung im Umgang mit Fremden und einer gewissen Geschäftsführungskompetenz als Verantwortlicher für die Einrichtung und Leitung des “Café du Fort” vorgeschlagen. Mit dem sofortigen Einverständnis des Chefs de Village und der nachträglichen Zustimmung von Michel Belville als Vertreter der “Amis de Timia” begann Aghali, vom Autor sowie dessen Gefährtin beraten, mit den Arbeiten. Bei der konkreten Umsetzung empfahl der Autor, einem blinden jungen Schmuckhändler namens Glob das Privileg des Schmuckverkaufs innerhalb des Forts zu überlassen. So könnte Glob seine Waren im geschützten Fort belassen, wäre selbst nicht Wind und Wetter ausgesetzt und hätte schließlich durch die nächtigenden Touristen ein sehr aufgeschlossenes Klientel. Weil er zudem aber Waren der Schmiede von Timia auf Kommission verkaufen würde, kämen auch diese in ausreichendem Maße auf ihre Rechnung. Auf diese Weise würde die physische Benachteiligung von Glob kompensiert, wobei die Kunsthandwerker des Dorfes sogar noch mitverdienen können. Andererseits wären die Gäste durch Globs unaufdringliche Art nicht belästigt.

Zudem beauftragte der Autor Aghali, das Fort für den 8. Feber 2000 als Unterkunft für eine Reisegruppe von 6 Personen bereitzuhalten, ein Ziegen-Meshoui (ganze Ziege über offener Glut gegrillt) vorzubereiten und - für den nächsten Tag ein großes Hochzeitsfest mit Tanz, Gesang, Reiterspielen und einem großen Dorffestessen zu organisieren. Nach Tuareg-Zerimoniell "getraut" werden sollten der Autor und seine Gefährtin.

Absicht dieses Auftrags war es zu erforschen,

1. inwieweit sich ein derartiges Fest auch für Touristen organisieren lasse,
2. wie die Bevölkerung dabei auf die Touristen reagieren werde
3. und wie die Touristen ihrerseits auf ein solches Fest ansprechen würden.
4. Zudem sollte dieses Fest auch ein kleines Dankeschön des Autors an die Menschen von Timia für deren herzliche Aufnahme werden31.

4.2.5. Jänner 2000: Agadez während der abgesagten Rallye Paris-Dakkar

Um den 11. Jänner 2000 kehrte der Autor mit seiner Gefährtin nach Agadez zurück, um die Rallye Paris-Dakkar hinsichtlich ihres Ablaufs und ihrer diversen Auswirkungen auf Agadez und den Tourismus zu studieren - wozu es bekanntlich nicht kam. Geplant war die Ankunft der Rallye für den 12. Jänner, um nach einem Ruhetag am 14. Jänner das Spektakel in Richtung Libyen fortzuführen. Aufgrund einer Falschmeldung über angebliche islamistische Terroristen in der Ténéré durch die US-Botschaft in Niamey war allerdings der Rallye-Aufenthalt in Agadez abgesagt und die Rallye-Teilnehmer über eine Luftbrücke von Niamey nach Libyen verfrachtet worden. Für Agadez bedeutete dies enorme Verdienstentgänge unmittelbar durch die ausgebliebenen Rallye-Besucher - und mittelbar in der Höhe von mind. 50 Millionen FCFA durch stornierte Reisebuchungen32.

Dadurch kam der Autor und seine Gefährtin in den Genuß, als Sondergast des Unterpräfekten von Tchirozerine als einzige Europäer an jenen Schauveranstaltungen (Tamtam, Kamelrennen, Kunsthandwerksausstellung...) in Azzel teilzunehmen, die für die erwarteten Rallye-Besucher organisiert waren.

4.2.6. Ende Jänner 2000: Pioniertour einer österreichischen Reisegruppe zum Hochzeitsfest nach Timia

Am 21. Jänner empfing der Autor in Agadez eine österreichische Reisegruppe, für die eine Pionierreise geplant worden war.

Ziel dieser Reise war es,

1. die Qualität von “Tchimizar Voyage” in seiner Funktion als Reiseunternehmen als zu testen, um diese bei befriedigenden Ergebnissen an das österreichische Reiseunternehmen “Kneissl- Touristik / natur & reisen” weiterzuempfehlen und damit den Niger-Tourismus auch in Österreich zu forcieren;

2. die praktischen Möglichkeiten des Ökotourismus im Aï r-Massiv in Gestalt einer mehrtägigen Baghzan-Kameltour und einer mehrtägigen Durchquerung der Tamgak-Schlucht33 auszutesten;

3. das Verhalten von Crew und Touristen gegenüber der Bevölkerung zu beobachten, um auf besondere Problembereiche zu stoßen;

4. ergänzendes Fotomaterial vom Aï r-Massiv und von Timia für die beabsichtigte Erstellung eines Niger-Führers zu produzieren;

5. das Herbergsprojekt des “Café du Fort” im Timia zu erproben;

6. die Organisation der in Auftrag gegebenen Hochzeitsfest in Hinblick auf zukünftige organisierte Feste zu überprüfen; Tatsächlich verlief diese dreiwöchige Reise höchst zufriedenstellend, weshalb im April 2000 mit “Kneissl Touristik / natur & reisen” vereinbart wurde, für die Saison 2000/2001 drei Niger-Reisen mit jeweils einem Schwerpunktaufenthalt in Timia in das Produktprogramm aufzunehmen.

Der Erfolg des “Café du Fort” zeigte sich schon daran, daß bereits wenige Tage nach der “Einweihung” weitere Gruppen im Fort von Timia nächtigten und daß bereits auch einige internationale Reiseagenturen wie die US-Firma “Lost Frontiers” Nächtigungen im Fort anstreben. Ein wunderschöner Erfolg, gemessen an der Zufriedenheit der Bevölkerung als auch der Dorfbewohner, wurde auch das Hochzeitsfest34 mit der Beteiligung von 10 Kamelreitern, zahlreichen Gruppen von Sängerinnen, Tänzern etc.35. Auffällig war allerdings die Tatsache, daß sich die Zuschauer des Dorfes mehr für neu ankommende Touristengruppen als für die Zeremonien selbst interessierten.

Ein kleines organisatorisches Problem hatte sich nur anläßlich des Festessen ergeben: Weil der Autor keinerlei praktische Erfahrung mit dem technischen Ablauf solcher Feste hatte, konnte er - als Reiseleiter seiner österreichischen Gruppe - keine hinreichenden Informationen darüber weitergeben, was auf die Gruppe zukomme, wie man sich dabei verhalte etc. Insofern waren Autor wie Reisegruppe etwas überrascht, als man mit nur einer Handvoll Honoratioren des Dorfes gemeinsam etwas Reis mit Sauce als Festessen zu sich nahm - nicht wissend, daß sich die Masse der angeblich 100 - 200 Gäste auf verschiedene Häuser verteilte und zudem in mehreren Durchgängen aß. Hierin zeigte sich wieder das mangelnde Verständnis von Aghali für die zeitweise Unkenntnis von Ortsfremden, was zu bedauerlichen Mißverständnissen und unnötigen Verstimmungen führen kann.

4.2.7. Feber 2000: Abschließende Interviews in Agadez

Reisegruppe und junge Tuareg-Braut verließen Agadez am 12. Feber 2000. Um diese Zeit kam es zu einem weiteren Treffen zwischen dem Autor und den ONAT-Präsidenten Birgi RAFINI, um ihn über die bisherigen Forschungsergebnisse und das weitere Vorgehen zu informieren.

Die abschließende Zeit in Agadez verbrachte der Autor mit Interviews mit Reiseagenturen. Im Zuge dessen kam es zu Unterredungen mit Al Moustaph WOUARTA, Direktor von Abal Voyage und Präsident des Tourismusverbandes AMTG, und mit Raymond BARNET, Direktor von Agadez‘ größter Reiseagentur, “Dune Voyage”, und Vizepräsident von AMTG.

Besonders bemerkenswert war auch die Diskussion mit Sidi Mohamed ILLIES, Direktor von “Pleiades Voyage”, der gemeinsam mit einer US-NRO für Mai 2000 eine umfassende Aktion zur Ausbildung von Reiseleitern in Agadez zu planen angab.

Dem Präsidenten der "Amis de Timia", Deputé Moussana Alkabous, sowie dem Generalsekretär dieser NRO, Michel BELLEVIN, stattete der Autor genauen Bericht über seine Aktivitäten in Timia ab, um ein etwaiges weiteres gemeinsames Vorgehen besser koordinieren zu können. Insbesondere Deputé Alkabous, PDS, legte großen Wert auf eine umfassende Information über die Möglichkeit einer nachhaltigen Entwicklung der Region Agadez durch Tourismus.

Kurz vor seiner Abreise nach Niamey traf der Autor zudem noch mit Monsieur Gabriel BOUILLON, EU-Beauftragter für die Ausarbeitung eines Tourismus-Masterplans für Westund Ostafrika, zusammen. Da BOUILLON nach Agadez gekommen war, um mit den AgenturChefs die zukünftige Entwicklung des Agadez-Tourismus zu diskutieren, stellte ihm der Autor die provisorischen Ergebnisse seiner Studie über die zentralen Probleme und Risiken der Tourismusentwicklung in Agadez zur Verfügung.

4.2.8. März 2000: Treffen mit Schlüsselfiguren der Tourismusentwicklung in Niamey, u.a. mit der UICN

Als Abschluß des Forschungsaufenthalt konnte der Autor noch mehrere wichtige Kontakte in Niamey knüpfen.

So kam es zu Gesprächen mit Herrn Hans PISTOR, dem Leiter des deutschen gtz-Projekts

“Projet Niger Nord”, der sich seinerseits für die Förderung einer ökotouristischen Entwicklung im Raum Timia einzusetzen gedenkt und insofern ein grundsätzliches Interesse an den Ergebnissen dieser Studie unterstrich.

Auch Frau Marilies LINDECKE, Leiterin des “Deutschen Entwicklungsdienstes” (DED), berichtete über das beabsichtigte Engagement ihrer Organisation im Bereich der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. Auch hier wurde großes Interesse an den Ergebnissen der vorliegenden Studie betont.

Am 18. März 2000 traf der Autor mit Herrn Rhissa Ag BOULA, Minister für Tourismus und Kunsthandwerk, zusammen. Zwar hatte sich der Autor einen Einblick in die kurz- und mittelfristigen Vorhaben des Ministers in Hinblick auf eine umfassende Regelung und Förderung des Nigertourismus erhofft; tatsächlich wurden lediglich die vergangenen und laufenden Aktivitäten zur Wiederherstellung des internationalen Vertrauens in die Sicherheit im Niger - wie die unmittelbar bevorstehende Teilnahme am "Salon Mondial du Tourisme 2000" in Paris - skizziert.

Großes Interesse an den Forschungsergebnissen des Autors zeigte hingegen Jean BINO, Sektionschef des Tourismusministeriums, weshalb der Autor auch eine Zusendung der Ergebnisse in Aussicht stellte.

Zuletzt kam es am 20.3.2000 im Hauptquartier der "Union mondial pour la Nature" (IUCN) zu Gesprächen und Erfahrungsaustausch mit Herrn Alhousseini AGALHER, dem Verantwortlichen der Sektion "Amenagement et Développement au PAGRNAT/UICN Iferouane". Dabei stellte sich heraus, daß sich auch die UICN im Rahmen ihrer Aktivitäten zur Förderung einer nachhaltigen Einwicklung innerhalb des Naturreservats Aï r-Ténéré für die Förderung des Ökotourismus setze. Dies geschehe im Rahmen des "Programme d´Appui et des Gestions des Ressources naturelles dans l´Aïr et le Ténéré" (PAGRNAT).

Bei der Diskussion der konkreten Problempunkte des Tourismus in der Region Agadez wurde offensichtlich, daß viele der umfangreichen Aktivitäten der UICN zur Sensibilisierung der Tourismusverantwortlichen in Hinblick auf eine nachhaltige Tourismusentwicklung bislang keinerlei Erfolg erzielt, ja nicht einmal Spuren hinterlassen hatten:

So hatte weder irgendeiner der interviewten Agentur-Chefs - trotz der intensiven Diskussion von zukünftigen Problemen für die Region, die bei einem unkontrollierten, "wilden" Tourismusboom drohen würden - noch irgendeiner der administrativen Verantwortungsträger die grundlegenden Tatsachen erwähnt, daß im Niger

1. im Jahr 1992 ein nationaler "Plan de développement du tourisme" ausgearbeitet und im Jahr 1995 adaptiert worden sei;

2. daß im Juli 1998 in Tahoua ein nationales Forum über den Tourismus im Rahmen des "Programme de relance économique" (PRE) abgehalten wurde;

3. daß vom 24. bis 25. September 1999 in der Präfektur von Agadez ein "Atelier de concertation sur la promotion de l´ecotourisme dans l´Aï r et le Ténéré" gemeinsam mit allen wichtigen Schlüsselpersonen des nigerischen Tourismus durchgeführt wurde;

4. daß gemeinsam von den Reiseagenturen, von den zuständigen Verwaltungsstellen und dem UICN im Dezember 1999 eine Charta über den Ökotourismus im Aï r und in der Ténéré ("Charte sur l´ Ecotourisme dans l´Aïr et le Ténéré") beschlossen wurde.

Diese Tatsachen, vom Autor am letzten Tag seines Forschungsaufenthalts im Niger durch Zufall entdeckt, fundierten letztlich die prinzipielle Kritik des Autors an den Verantwortlichen im NigerTourismus: das massive Mißtrauen unter den Verantwortungsträgern des Niger-Tourismus wowie deren daraus folgende, prinzipielle Abneigung gegenüber jeglicher Kooperation untereinander36.

Nach einem abschließenden Treffen mit nahestehenden Vertretern des ONAT-Präsidenten Birgi RAFINI in dessen Privatgemächern - M. Birgi selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt noch auf Pilgerreise in Mekka - verließ der Autor am 21. März 2000 die Republik Niger in Richtung Europa.

5. Zentrale Probleme der Tourismusentwicklung in der Region Agadez

In den folgenden Betrachtungen wird die Struktur des Tourismus in Agadez anhand von Daten kurz vorgestellt. Weiters werden die zentralen Problembereiche auf der Ebene der Unternehmer in Agadez sowie auf der Ebene der betroffenen Landbevölkerung am Beispiel von Timia skizziert und Lösungsansätze angedeutet.

5.1. Der Tourismus in Agadez in Zahlen

5.1.1. Die touristische Infrastuktur

Agenturen gab es 1991 noch 11, während es heute über 30 sind; davon sind allerdings nur 70% aktiv. Allein in der Saison 1999/2000 waren mindestens drei weitere Agenturen im Gründungsstadium.

Professionelle Führer gab es vor der Rebellion an die 30, heute sind es nur noch an die 10. An Beherbergungsbetrieben gibt es in Agadez 9 Hotels mit 129 Zimmern, und 184 Betten, davon das neue luxuriöse “Agadez La Plage” mit 15 Zimmern und 50 Betten; die komfortable “Maison Azzel” mit dzt. noch drei Zimmern und 6 Betten; ein Anbau des Hotels “Tellit” mit 4 Zimmern; ein Campingplatz.

In Arlit gibt es ein 3-Stern-Hotel mit 11 Zimmern, eine Herberge mit 10 Zimmern und einen Campingplatz.

In Iferouane gibt es eine Pension mit 6 Zimmern.

Der Automobilpark wird auf 60 Autos geschätzt, die teilweise in sehr schlechtem Zustand sind, einige Agenturen haben ihre eigenen Dromedartruppen.

Für die Saison 98/99 wurden schätzungsweise an die 240 Allrad-Reisen (berechnet an Fahrten pro Wagen) durchgeführt.

Die Lufttransporte nach Niamey fielen von 900 in 1992 auf 330 in 1998.

5.1.2. Das touristische Klientel:

Kamen 1991 noch 2700 Besucher, die 630 Mio. FCFA (vor der Devaluation um 50%) ins Land brachten, so wurden am Ende der Saison 98/9 an die 800 Agenturen-Klienten gezählt, die Einnahmen idHv knapp 500 Mio. FCFA bescherten.

Die Besucher kamen überwiegend aus Frankreich, Italien, Deutschland, der Schweiz und Österreich und blieben durchschnittlich 10 Tage in Gruppen zu max. 13 Personen.

Besucher nach Agenturen geordnet37

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.2. Probleme des Agadez-Tourismus

Im Bereich des touristischen Angebots konnten folgende Probleme und Mängel festgestellt werden:

1. Durch die schlechten Flugverbindungen nach Agadez (der Point-Afrique-Charter führte aufgrund einer chaotischen Organisation und den unzuverlässigen und willkürlichen Ticket- Zusagen zu keiner wesentliche Verbesserung) ist die Region für langfristig planende Veranstalter nur umständlich und kostenintensiv über Niamey zu erreichen.

2. An Unterkünften standen bislang nur durchschnittliche Hotels zur Verfügung. Durch die neue Hotelanlage “Agadez la Plage” und die kleine “Maison Azzel” wurden erstmals auch Unterkünfte im oberen Qualitätssektor eröffnet.

3. Ein massives Problem verursacht die miserable Kommunikations-Infrastruktur zwischen Agadez und Niamey, wodurch viele Kunden einfach verloren gehen. Zudem sind die Kommunikationsgebühren von SONITEL extrem hoch.

4. Ein gravierendes Problem ist die mangelnde Qualifikation der Führer, deren Kompetenz zumeist allein im Bereich der Orientierung liegt. Mangelhaft bis nicht vorhanden sind Kenntnisse im Bereich der Menschenführung, der teilweise auch der französischen Sprache, der Organisation und insbesondere der Orts- und Landeskunde. Als besonders dramatisch erachtet der Autor auch den Mangel an Sensibilität gegenüber ökologischen und soziokulturellen Problemen hinsichtlich des Verhaltens der Touristen als auch der Fahrer.

4.1. Durch achtloses Verhalten von Touristen wie auch von Reiseveranstaltern kommt es insofern immer wieder zu Müllablagerungen, Übernutzung von Holzressourcen für Lagerfeuer, Verschmutzung von Wasserlöchern mit Shampoos, Zerwühlen der Landschaft durch Allradwägen etc.

4.2. Das Plündern historischer und archäologischen Stätten (Einsammeln von

prähistorischen Fundgegenständen) durch Touristen wird von Führern und Fahrern in gesetzwidriger Weise nicht nur geduldet, sondern auch selbst ohne jegliches Problembewußtsein praktiziert.

4.3. Die großzügige oder ignorante Duldung von unangepaßtem Verhalten der Touristen gegenüber der kontaktierten Bevölkerung (entblößte Beine, rücksichtsloses Fotografieren, willkürliche Geschenke für Kinder...) seitens der Führer gefährdet langfristig die tourismusfreundliche Haltung der Bevölkerung und könnte zu sozialem Unfrieden und Widerständen führen.

5. Der mangelhafte Ausbildungsstandard herrscht auch unter den Fahrern und Köchen.

6. Diese Kritik richtet sich auch gegen die Agenturen selbst: Bei keiner einzigen Agentur konnte

der Autor Informationsmaterial über Land und Leute für ihre Führer oder Touristen vorfinden, nicht einmal den 1995 von Jean-Marie DECOUDRAS eigens für die Region als Lern- und Informationsbehelf heraufgebrachte Agadez-Führer “Le Bonjour du Sahara du Niger”

7. Die Ausrüstung der Agenturen ist - aufgrund des mangelnden Investitionskapitals - oft überaltert und fehlerhaft, wodurch es zu gravierenden Sicherheitsrisiken kommen kann 8. Gleichzeitig behindert eine investitionsfeindliche Politik im Bereich der Kreditvergabe die baldige Verbesserung der Ausrüstung.

8. Für die Unternehmer selbst bestehen große Probleme fiskalischer und administrativer Art wie

8.1. die hohe TVA auf Beherbergung und organisierte Reisen;

8.2. das umständliche und für Touristen abschreckende System der administrativen Prozeduren für die Eintritts- Aufenthalts- und Reiseformalitäten;

8.3. die Behinderung des Tourismus durch schikanöse und korrupte militärische und amtliche Kontrollen, die dem Image des Niger als Tourismusdestination massiv schaden38.

9. Aufgrund des massiven Qualitätsmangels in verschiedenen Bereichen könnte die noch potentielle Konkurrenz durch Algerien, Libyen und andere benachbarte Bergregionen über den Umweg der Dumpingpreise zu einem existenzbedrohenden Problem werden.

10. Problematisch hinsichtlich einer kontrollierte Tourismusentwicklung, dem Steueraufkommen, der Dumping-Gefahr und damit auch der Qualitätssteigerung ist die graue Konkurrenz im Beherbergungs- wie im Agenturbereich durch Privatpersonen und NRO: Diese beherbergen fremde Personen in gesetzwidriger Weise gegen Entgelt und organisieren für diese auch Touren zu Dumpingpreisen. Schon heute werden Touren ab 30.000 FCFA pro Tag und Person angeboten, was für ein Tourismusunternehmen keinesfalls kostendeckend ist39.

11. Ein ähnliches Problem besteht auch im Bereich der Handwerksproduktion, insbesondere des Silberschmucks: Weil als wesentliche Einkommensquelle betrachtet, werden Schmuck und Souvenirs in zunehmend schlechter Qualität von unqualifizierten Handwerkern produziert und von “wilden” Händlern verkauft. Dies führt jedoch zu drohenden Qualitätsverlusten bei gleichzeitigen Dumpingpreisen, zu Vertrauensverlusten beim Klientel - und damit letztlich zu empfindlichen Einkommenseinbußen.

12. Ein eskalierender Tourismusboom, der massentouristische Züge annimmt, ist erfahrungsgemäß mit gravierenden Schäden in ökologischer, sozialer und kultureller Hinsicht verbunden, weshalb ein Plafond von max. 10 - 12.000 Besucher pro Jahr nicht überschritten werden sollte.

13. Ein grundlegendes Problem ist das massive Mißtrauen zwischen den Akteuren im Tourismus. Dies äußerst sich in einem grundlegenden Widerstand gegen jegliche Kooperation in Hinblick auf gemeinsame Initiativen - etwa zur Schaffung eines gemeinsamen Telekommunikationszentrums, eines Ausbildungszentrums, gemeinsamer Standards etc.

14. Die wirtschaftlichen Gewinne durch Tourismus konzentrieren sich - insbesondere beim Allrad- Tourismus - vor allem auf Agadez, was langfristig zu sozialen Spannungen zwischen Stadt und Land führen könnte, zudem zu Phänomenen wie verstärkter Landflucht, wachsender Kriminalität in Agadez, neuerliche Überfälle im Busch, weshalb besonders der integrierte Ökotourismus (Kamel-, Trekking-Tourismus) zu befürworten ist, bei dem Arbeitsplätze in den besuchten Regionen geschaffen werden.

Ratsame Lösungsansätze wären darum:

1. Lobbying mit den Agenturen in Hinblick

1.1. auf einen dauerhaften, ökologisch und sozialverträglichen Tourismus;

1.2. auf interne Vertrauensbildung

1.3. und auf bessere Kooperationsbereitschaft

2. Sensibilisierung, Information und Ausbildung aller beteiligten Akteuren, nämlich

1.1. der Führer, weil sie die Schlüsselpersonen im Kontakt zwischen Touristen und der Bevölkerung sowie der Natur sind;

1.2. der Touristen bzw. der Reisebegleiter des ausländischen Reiseveranstalters hinsichtlich ihres Verhaltens gegenüber der Natur und der Bevölkerung;

1.3. der Bevölkerung hinsichtlich ihres Verständnisses für den Tourismus wie für die ökologischen Ressourcen, die wirtschaftlich nutzbar sind - wenn entsprechende Integrationsbemühungen durchgeführt werden;

1.4. die Verwaltung auf allen Ebenen hinsichtlich einer fördernden, nicht behindernden Haltung;

1.5. der Investoren und Agenturen, damit sie verstehen, daß nur Qualitätssicherung, Umweltschutz und eine Integration der Bevölkerung etc. einen nachhaltig rentablen Tourismus ermöglichen;

2. die Formulierung einer neuen nationalen Tourismuspolitik, die Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Notwendigkeiten nimmt und die eine nachhaltige Tourismusentwicklung fördert; so könnte etwa das Ziel des Tourismusplafonds durch eine entsprechend flexible Visa-Politik gesteuert werden.

3. Generell bedarf es eines umfassenden Gesamtkonzepts für eine integrierte Tourismusentwicklung, die für die gesamte Region wirtschaftlich attraktiv sowie ökologisch und sozial verträglich ist;

4. Die Stärkung des touristischen Angebots durch eine weitere Ausdifferenzierung der Reisemöglichkeiten, insb. des Trekking- und Kameltourismus, wodurch gleichzeitig eine stärkere Integration der Landbevölkerung erreicht und der Anreiz zu Überfällen reduziert werden würde; gleichzeitig käme dies der Förderung der traditionellen Karawanenwirtschaft zugute, deren Erhalt nicht nur ihrer touristischen Attraktivität wegen, sondern vielmehr zur Verhinderung einer totalen wirtschaftlichen Tourismus-Abhängigkeit wichtig ist.

5. Die Schaffung eines Ausbildungszentrums für Führer, Köche und Fahrer sowie für Beschäftigte im Kunsthandwerkssektor ist eines der dringendsten Anliegen;

6. Als weitere Strategie zur Bekämpfung des Dumping-Tourismus wird die Schaffung von Anreizen für qualitativ hochwertigem Tourismus im Bereich der Agenturen, der Hotels und des Kunsthandwerks empfohlen. Denkbar wären die gesetzlich geregelte Vergabe von Qualitätssiegeln, die Ausschreibung von Wettbewerben - und auch ein entsprechende Vermarktung dieser Erfolge;

7. Dringende technische Verbesserungen sind in folgenden Bereich durchzuführen:

7.1. Kommunikationsinfrastruktur (bessere Leitungen nach Niamey, Einsatz des Internets zur Erleichterung der Kommunikations mit Europa bei gleichzeitig massiver Ersparnis von Kommunikationskosten

7.2. Renovierung des Mano-Dayak-Flughafens

8. Im Bereich der Verwaltung wären zudem stärkere Kontrollen von Gesetzen zur Sicherung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards, zum Schutz der Umwelt, zur Verhinderung von Dumping und einem schwarzen Tourismusmarkt, zum Schutz der Touristen vor aufsässigen “Chasse de Touriste” etc. wünschenswert.

5.3. Die Ebene der betroffenen Landbevölkerung am Beispiel von Timia

Weil die Daten der Feldforschung in Timia noch nicht zur Gänze ausgewertet sind, können vorerst nur einige kritische Anmerkungen und Anregungen in überblicksmäßiger Darstellung festgehalten werden.

1. Grundsätzlich ist unter der Bevölkerung von Timia ein hohes Interesse am und eine große Bereitschaft zum Engagement im Tourismus wegen der erhofften Einkommenspotentiale festzustellen, auch wenn nennenswerte Einkünfte nur für die Schmiede und Gärtner erwartet werden. Weitere positive Aspekte des Tourismus werden insbesondere in den Medikamentenspenden und anderen Geschenken gesehen.

Verbreitet ist auch die Meinung, daß (zufriedene) Touristen eine wichtige Rolle für die TimiaWerbung spielen, weshalb bislang auch die Teilnahme von Touristen an Festen als positiv empfunden wird.

Auch wird die Ansicht vertreten, daß die meisten Hilfsprojekte von ehemaligen begeisterten Touristen nach Timia gebracht worden seien, wie dies auch bei Michel Bellevin, dem VizePräsidenten der “Amis des Timia” der Fall gewesen sein soll.

2. Darum ist unter der Bevölkerung der Wunsch weit verbreitet, daß mehr Touristen nach Timia kommen mögen, und dass diese länger bleiben sollten.

3. Allerdings sind auch äußerst irrige Annahmen hinsichtlich

- der Bedürfnisse der Touristen sowie

- der Minimalanforderungen eines touristischen Unternehmens wie Verkaufsstrategien oder minimale Service-Standards verbreitet; auch unter jenen Personen, die bereits praktische Erfahrung im Umgang mit Fremden haben, mangelt es an touristisch verwertbaren Kenntnissen (etwa über interessante Fotomotive, Distanzen von Tagesetappen und deren Zumutbarkeit für Touristen etc.).

4. Auffallend ist der unter der noch sehr traditionell lebende und wirtschaftende Bevölkerung verbreitete Widerstand gegenüber Innovationen und Risiken:

So konnten sich manche Gartenbauern und Schmuckhändler zwar für die Idee des Direktverkaufs von Obst an Touristen begeistern, denn auf diesem Wege wäre die Nachfrage nach frischem Obst bei gleichzeitig höheren Preisen für Touristen stimulierbar. Umgesetzt hat diese Idee niemand außer Aghali im “Café du Fort”, und selbst er unterließ es, seine Waren auch entsprechend anzupreisen.

5. Als grundlegendes politisches Problem erwies sich die von einigen Schlüsselpersonen betriebene Verfolgung von Machtinteressen zuungunsten von Entwicklungs- und Investitionsanliegen:

So leistete der Chef der Schmiedekooperative anfänglich massiven Widerstand gegen die Realisierung des Café-Projekts aus Angst, persönliche Einflußsphären zu verlieren. Dahinter vermutet der Autor den grundlegenden Mangel an Verständnis für die Tourismusökonomie, die von der Stimulation der Nachfrage durch Schaffung von attraktiven Angeboten lebt - im Gegensatz zur traditionellen Ökonomie, die als reaktive Produktion für eine konkrete Nachfrage verstanden werden kann.

Derartige Probleme können nur durch Lobbying, Diplomatie, Aufklärung und Partizipation der Betroffenen gelöst werden.

6. Generell betrachtet der Autor das Aufkommen von neuen Konflikten als das wesentliche

Risiko touristischen Engagements in Timia:

Durch neu fließende Ressourcen könnte es zu Neid und ungeregelten Verteilungskämpfen, also zu internen Spannungen - und damit insgesamt zu einer Schwächung der Dorfsolidarität kommen40 ;

6.1. so befürchtete Aghali als Fort-Betreiber bereits zu Beginn des Projekts den Neid mancher Mitbürger; dies war auch einer der Motive des Autors, zur Eröffnung des Forts eine Art Abschiedsfest für Timia zu veranstalten, um unter den Bewohnern Verständnis und Sympathie für das “Fort-Projekt” zu gewinnen

6.2. Ursache für eine derartige Mißstimmung ist der unter der Bevölkerung verbreitete, grundlegende Mangel an Verständnis für unternehmerische Gestionen und Zwänge, weil die Monetarisierung von Timia ein noch relativ junges Phänomen ist;

6.3. Absolut notwendige Maßnahmen sind darum die Sensibilisierung der Bevölkerung für Tourismusbelange:

- die Menschen müssen durch Information und Beteiligung an wichtigen Entscheidungen aktiv in das Tourismusengagement eingebunden werden;

- sie müssen vor allem auch den direkten wie indirekten Nutzen des Tourismus spüren können; insofern bedarf es vor allem im Bereich des Fort-Managements eines hohen Maßes an Transparenz: wer investiert wieviel ins Fort, wer profitiert davon, welche Einnahmen gibt es, wieviel fällt davon auf die Dorfgemeinschaft ab; wer trägt die Verantwortung und ist somit rechenschaftspflichtig?

7. Probleme im Bereich des Fort-Managements

7.1. Für die Saison 2000/2001 sind einige dringend notwendige bauliche Maßnahmen im Bereich des Forts durchzuführen: dies sind

7.1.1. die Befestigung des Weges, um den Aufstieg für Lieferanten und Touristen zu erleichtern sowie das Verletzungsrisiko zu vermindern.

7.1.2. die Verbesserung der sanitären Anlagen: - Die Toilettenhütte sollten zumindest etwas verbreitert und rückwärts mit einem Fenster als Licht- und Frischluftquelle ausgestattet, die Bodenöffnung vergrößert werden;

6.2. Die derzeit noch fehlende Anschlag der im Fort konsumierbaren Produkte und deren Preise führt dazu, daß die Gäste noch kaum Bestellungen tätigen, weil sie das Produktangebot gar nicht kennen41. Zudem schrecken Touristen auch dann vor Bestellungen zurück, wenn sie die Preise nicht kennen, weil sie Übervorteilungen befürchten.

Zudem hat ein derartiger Anschlag auch eine Werbefunktion hinsichtlich der lokalen Produkte!

6.3. Zur Rechtssicherheit für Reiseagenturen sollte es auch eine klare Preisregelung für Übernachtungen geben, wobei ein Richtwert 5000 FCFA/Nacht und Person beim derzeitigen Standard als gerechtfertigt erscheint;

6.4. Noch unklar ist die Frage, wie die neu aufgetretene Konzentration der Schmuckverkäufer um das Fort zu bewerten ist. Wichtig ist jedenfalls, daß der FortInnenraum als privates Rückzugsgebiet respektiert wird;

7. der Innenraum des Forts sollte hinsichtlich des lokalen Kunsthandwerks besser genutzt

werden:

7.2. durch die Ausstellung von diversen handwerklichen Produkten sollte der Fort-Innenraum attraktiver dekoriert werden;

7.3. Damit würde zugleich der Effekt erzielt werden, für größere Produkte wie Sättel, Waffen,

Matten und Kreuz-Sammlungen einen Ausstellungsraum direkt bei den potentiellen Kunden zu schaffen und damit gezielte Werbung für Timias Handwerk zu betreiben!

7.4. Auf diese Weise könnte das Fort zu einem lebendigen Handwerks-Museum umgestaltet werden, wodurch sich Timia sogar überregional zu einem kulturellen Anziehungspunkt etablieren könnte;

7.5. Weiters wäre dadurch das Fort als Verkaufsraum auf Kommissionsbasis nutzbar: Der Fort-Betreiber wäre für die Waren, die auf Widerruf von den Produzenten geliehen sind, und deren Verkauf verantwortlich. Vom Verkäufer an den Produzenten abzuführen wäre ein vereinbarter Mindestbetrag oder ein Prozentsatz des erzielten Preises.

8. Anläßlich der Umgestaltung des Forts war mit Glob, Aghali, dem Chef de Village und dem

Chef der Schmiede-Genossenschaft vereinbart worden, daß Glob und eine Person seines Vertrauens das Privileg für den Schmuckverkauf auf Kommissionsbasis innerhalb der Fort-Räume erhielten. Allerdings soll Glob angeblich nicht mehr im Fort arbeite42. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, so wäre dies in mehrfacher Hinsicht bedauerlich:

8.2. Glob ist aufgrund seiner Behinderung besonders benachteiligt und hat insofern das Anrecht, bevorzugt vom Fort zu profitieren;

8.3. Glob verfügt aufgrund seiner Unaufdringlichkeit über eine besondere Qualifikation als Verkäufer innerhalb des Fortgebäudes, wovon letztlich die zufriedenen Touristen, die Schmiede aufgrund ihrer von Glob verkauften Produkte als auch Timia aufgrund seines guten Rufs profitieren würde.

9. Generelle Probleme im Bereich des Kunsthandwerks:

9.2. Die Schmuckhändler neigen dazu, ihre potentiellen Kunden anstatt mit der Qualität ihrer Produkte mit aufdringlichen, erpresserischen Verkaufsmethoden zu überzeugen: dies schadet allerdings kurzfristig dem unmittelbaren Verkaufserfolg43 und mittelfristig dem Ruf des Ortes;

9.3. Zur Steigerung der Attraktivität der Waren und damit des Verkaufserfolgs bedarf es der

Ausdifferenzierung des Angebots: nicht nur die üblichen Kreuze und Speckstein-

Tierfiguren, sondern auch diverse Lederwaren und -taschen, Flechtwaren wie Matten udgl., Lanzen sowie eine breitere Auswahl an Schmuckgegenständen sollte angeboten werden. Daß unter den Schmieden eine prinzipielle Bereitschaft für Innovationen besteht, zeigte sich bereits am Beispiel der Taschenproduktion44.

9.4. Dabei enorm wichtig ist die Qualitätssicherung der Produktion: Die Produkte müssen

auch weiterhin fein gearbeitet und von gutem Material sein. Nur so bietet Timia eine echte Alternative zum Markt von Agadez!

9.5. Gleichzeitig bedarf es eines besseren Marketings: Die Produkte müssen besser präsentiert werden - durch die Nutzung des Forts als Schauraum (siehe oben).

Auch sollte endlich das Gebäude der Schmiede-Kooperative genutzt und als kleines TimiaMuseum für Kunsthandwerk eingerichtet werden.

10. Die “Chasse de Touriste” waren in Timia bislang kein ernsthaftes Problem, wie dies in Agadez der Fall ist. Aufgrund der hohen Jugendarbeitslosigkeit könnte dies jedoch mittelfristig zu ernsthaften Probleme führen, weshalb folgende Maßnahmen empfohlen werden:

10.1. Schon heute sind junge Menschen gezielt für Tamtams als Tänzer, Sängerinnen etc. einsetzbar. Dadurch verdienen die jungen Menschen sowohl Anerkennung als auch Einkommen.

10.2. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die entsprechenden Verteilungsschlüssel bez.

der Einnahmen zu regeln, damit es zu keinen Benachteiligungen, Ungerechtigkeiten und Machtmißbräuchen kommt. Breite Integration ist anzustreben.

10.3. Mittelfristig anzustreben ist der Einsatz von qualifizierten, jungen Menschen als lokale Führer, wozu unbedingt die Ausbildung im Bereich Sprachen (Französisch, ev. auch etwas Englisch und Deutsch), Geographie, Wirtschaft, Geschichte, Kultur des Dorfes, Fauna und Flora der Region sowie im Bereich der Menschenführung notwendig ist; Dadurch wird das Selbstbewußtsein und das Verantwortungsgefühl der jungen Menschen gefördert, sie werden besser in die Dorfgemeinschaft integriert. Dies war bereits im Projektstadium des “Café du Fort” beabsichtigt; mittelfristige Ausbildungsprojekte beabsichtigt übrigens Aha ISSOUFA, der aus Timia stammt und im Jänner 2000 die Agentur “Tagelmoust Travels and Services” gegründet hat.

10.4. Jugendliche sind aufgrund ihrer Offenheit und schnellen Lernfähigkeit ideale Vermittler, ja fast “Botschafter” zwischen der Dorfbevölkerung und den Touristen, und spielen darum eine wesentliche Rolle.

11. Auch Kinder spielen wegen ihrer ständigen Präsenz eine wichtige Rolle für Timia und den

Tourismus. Hier besteht das Risiko, daß all zu neugierige Kinder die Touristen bedrängen und damit vertreiben könnten. In Faschi führten besonders aggressive, steinewerfende Kinderhorden zur Drohung von einigen Agenturen, den Ort in Hinkunft zu umfahren45. In Timia sind die Kinder zwar nicht aggressiv, sondern nur neugierig, was von Reisenden, aus der Stille der Wüste kommen, jedoch oft als äußerst lästig und unangenehm empfunden wird. Für die Zukunft stellen sich die Frage,

11.1. ob die Kinder durch einen funktionierenden Schulunterricht durch die Lehrer besser kontrollierbar sind und zu Zurückhaltung erzogen werden können;

11.2. welchen Wert die Bevölkerung dem Tourismus grundsätzlich beimessen will:

Geht die Bereitschaft soweit, zugunsten der Touristen und insofern des erhofften Einkommens mehr Kontrolle auf die Kinder auszuüben.?

Dies zu beantworten erfordert eine breite Partizipation der Eltern, da auch über die Konsequenzen jedenfalls gemeinsam zu entscheiden ist.

Jedenfalls abzulehnen sind vorschnelle, autoritären Aktionen.

12. Langfristig könnte Timia als Ausgangspunkt für Kamel- und Wandertourismus entwickelt werden. Dazu ist folgendes anzumerken:

12.1. Grundsätzlich erscheint es als erstrebenswert, den Verkauf von lokalen Waren für

Kamel- und Wandertouren mit der Integration von Kamelführern und Jugendlichen als Reiseleiter etc. zu kombinieren. Dadurch können Arbeitsplätzen geschaffen und Ressourcen für die Reinvestition in traditionelle Wirtschaftsbereiche (Gartenbau, Karawanenhandel, Ziegenzucht) erschlossen werden.

Eine zu frühe Umsetzung dieses Ziels ohne die vorherige Ausbildung der Betreffenden könnte sich jedoch sogar als desaströs für den Timia-Tourismus erweisen, denn derzeit mangelt es noch an Führern mit den notwendigen Fähigkeiten im Bereich der Menschenführung, des Verständnisses für den Informationsbedarf der Touristen u.a..

12.2. Der wichtigste Ansatzpunkt im Rahmen einer zukünftigen Tourismusentwicklung muß darum die umfassende Ausbildung von Führern und Reisebegleitern sein.

12.3. Als weitgehend qualifiziert für die Tätigkeit eines Kamelführers für Touristen erwiesen sich allerdings schon jetzt Personen wie Mohamed, der Cousin von Aghali.

13. Zentrales und wichtigstes Anliegen für nachhaltige Tourismusförderung in Timia ist jedoch die Integration aller Bevölkerungsteile durch breite Partizipation: breite Sensibilisierung für Tourismusbelange, Aufklärung über Problembereiche, gemeinsame Meinungsbildung und Entscheidung über konkrete Maßnahmen.

Dabei sollte die Sensibilisierung u.a. folgende Bereiche umfassen:

13.1. Touristen sind eine Ressource, die gepflegt werden muß wie eine Ziegenherde.

Wenn man von ihnen profitieren will, muß man sie verstehen lernen - ihre Bedürfnisse, ihre Sehnsüchte, ihre Motive, ihre Ängste, ihre Empfindlichkeiten, ihre “Feinde”.

Wer das nicht beachtet, riskiert, daß der Tourismusstrom versiegt - oder die Touristen alles “zertrampeln, wegfressen und verschwinden”, ohne dass die Hirten “Milch und Fleisch” erhalten.

13.2. Dabei sollte auch die verbreitete, naive Vorstellung, wonach eine freundschaftliche Begegnung mit allen Touristen möglich sei, hinterfragt werden. Touristen bereisen ein Land, um sich zu erholen, um etwas zu erleben, um “exotische” Landschaften und Menschen zu sehen und zu fotografieren. Nur die wenigsten sind auch ernsthaft bereit und gewillt, der Landesbevölkerung zu begegnen, um Kontakte zu knüpfen.

13.3. Darum sollte auch gemeinsam geklärt werden, welche Rechte und Freiheiten man den Touristen zugesteht:

13.3.1. Inwieweit gesteht man den Touristen das Zusehen und Fotografieren bei (religiösen) Festen zu?

Häufig findet sich die irrige Meinung, Touristen würden ihre Fotos für die Erzeugung und den Verkauf von Postkarten verwenden46 und insofern auf Kosten der fotografierten Menschen profitieren47.

Andererseits wird das Fotografieren von vielen Menschen als positiver Werbeeffekt betrachtet.

13.3.2. Wieviel Toleranz will man dem Auftreten der Touristen, ihre Kleidung, ihr Verhalten mit der Kamera etc. betreffend entgegenbringen?

Bleibt dies ungeklärt, so könnte es mittelfristig bei einzelnen Bevölkerungsteilen zur Überspannung der Toleranz - und damit zur teilweisen Ablehnung des Tourismus kommen. Dies wiederum könnte sogar zu Aktionen wie Steinewerfen, Überfällen etc. führten, was die Ressource “Tourismus” ernsthaft gefährden würde.

13.3.3. Ist man bereit, Maßnahmen zur Kontrolle der Kinder zu beschreiten?

13.3.4. Wer soll für die Umsetzung von Maßnahmen zuständig sein?

Als geeignet erscheinen gut ausgebildete Jugendliche oder Erwachsene, die mit entsprechender Autorität und Höflichkeit sowohl die Kinder als auch die Touristen in ihre Schranken weisen müßten.

14. Der wichtigste Ansatzpunkt hinsichtlich der breiten Partizipation der Bevölkerung ist die Umverteilung des Einkommens durch Tourismus.

Dies könnte durch die Einrichtung eines Timia-Fonds erreicht werden. Dieser sollte durch Abgaben vom Fort-Betreiber (“Pächter”), von Gärten mit Tourismusbeherbergung, von Handwerksverkäufen etc., also durch all jene, die direkt am Tourismus verdienen, gespeist werden.

14.1. Gerechtfertigt erscheint dies, weil Touristen wegen Timia und nicht nur wegen des

Forts oder nur wegen der Gärten kommen. Es sind die Leistungen und Beiträge der gesamten Dorfbevölkerung, die Timia für Touristen attraktiv machen und halten. Darum hat auch jedes Dorfmitglied Anrecht auf seinen mittelbaren Anteil.

14.2. Dieser Anteil sollte der Bevölkerung nur mittelbar zukommen, nämlich in Form

von

- Subvention von Medikamenten und Notfallmaßnahmen,
- Stipendien für Studenten und Kleinkrediten an Unternehmen
- aufzubauenden Kapitalreserven für den Wiederaufbau von Kamel- und Ziegenherden nach Dürreperioden.

15. Ein besonders wichtiges Anliegen ist auch die Steigerung der wirtschaftlichen Attraktivität der Karawanenwirtschaft in Form von Subventionen, weil

15.1. - Karawanen gegenwärtig eine wichtige Attraktion für Touristen darstellen;

15.2. - damit die Gefahr der einseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeit der Region vom

Tourismus gemindert und die Überlebensfähigkeit der Region auch für den Fall einer neuerlichen Tourismusflaute gesteigert wird.

16. Mittelfristig müssen auch ökologische Risiken durch steigende Tourismuszahlen bekämpft werden: Ein höheres Tourismusaufkommen führt auch zu höherem Holzverbrauch, zu höherem Abfallaufkommen, zu höherem Wasserverbrauch etc.

Darum wird schon jetzt die Sensibilisierung für Umweltbelange auch im Alltgsbereich (Plastik-, Metall- und Papiermüll) empfohlen.

6. Abschließende Beurteilung der Förderungswürdigkeit von Tourismus in der Region Agadez.

Der Tourismusboom in der Region Agadez läßt sich ernsthaft nur durch gravierende Maßnahmen zur Schädigung des internationalen Vertrauens in die regionale Sicherheit erschüttern oder gar beenden. Dabei wäre an bewaffnete Überfälle, den neuerlichen Ausbruch kriegerischer Auseinandersetzungen oder das Gerücht von islamischer Terroristen in der Ténéré zu denken. Insofern ist das Tourismusaufkommen in größerem Ausmaß kaum verhinderbar.

Zudem greift eine allgemeine Modernisierung des Bevölkerung auch infolge der Medieneinflüsse, der Warenströme, der modernen Schulbildung, der Rebellion, des Klimawandels und diverser anderer Umstände. Tourismus konnte bislang jedenfalls noch nicht als wichtiger Katalysator des kulturellen Wandels nachgewiesen werden.

Gleichzeitig hat die Region - als Folge sinkender Weltmarktpreise für Uran und vor allem als Folge der Rebellion und anderer politischen Mißständen sowie als Folge des Klimawandels - mit gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu kämpfen

Tourismus allein ist jedoch kein Allheilmittel für wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme. Insbesondere jener “wilde” Tourismus, wie er derzeit praktiziert wird, erscheint gegenwärtig nur darum als ungefährlich, weil er sich zahlenmäßig in engen Grenzen bewegt. Sollten allerdings keine der empfohlenen Maßnahmen zur Kanalisierung und sinnvollen Nutzung dieses Tourismusstroms ergriffen werden, so drohen der Region ernsthafte Gefahren wie soziale Spannungen, Kriminalität, Umweltzerstörung, kultureller Raubbau - und damit mittelfristig auch die Zerstörung der Ressource Tourismus selbst.

Zwar ist es - nach der siebenjährigen Unterbrechung des Tourismusgeschäfts - verständlich, daß die Agenturen erst selbst Investitionskapital verdienen müssen, bevor sie es in ihr Unternehmen und in die Region investieren können. Dennoch ist es absolut notwendig, so rasch als möglich begleitende Maßnahmen zur Abfederung diverser negativer Auswirkungen eines Massentourismus zu ergreifen, insbesondere Sensibiliserungs-, Aufklärungs- und Ausbildungsmaßnahmen.

Grundsätzlich wäre der Tourismus in der Region Agadez eine echte Alternative zum UraniumBergbau, um die Region wirtschaftlich zu fördern und damit auch zur Armutsbekämpfung, zur Stabilisierung des sozialen Friedens, zur Demokratisierung und zur kulturellen Stärkung beizutragen. Der Weg in diese Richtung ist allerdings noch sehr weit.

Der Autor hofft allerdings, mittels seines Beitrags die Verantwortlichen ein Stück in die richtige Richtung begleiten zu können.

Graz, am 23.5.2000

Anhang 1: “Minister Promotes Desert Skiing”

Mr Rhissa Ag Boula, General Maï nassara's minister of Tourism, has said that "le ski dans le désert" will turn Niger into an exclusive destination for western tourists in the next millenium. Speaking the week before last at the International Tourism Exposition in Paris, he said that Niger will develop both a skiing in the desert and water sports on the Niger River in an effort to boost its tourist industry, the country's third leading earner of foreign currency after mining and agricultural exports.

Joining Mr Ag Boula at a press conference was Mme Mariama Hima, Niger's Ambassador to France, who described in detail the nature of desert skiing, pointing out that skiing in the desert is not a new concept. Mr Ag Boula explained, "The paradox of the desert is that at night, it gets extremely cold, and, in certain areas, there is plenty of dew which makes the practice of skiing possible, even in the absence of the usual snow." Mme Hima predicted that Niger could become a "Switzerland in the Desert." Mr Ag Boula added that a number of people, including tourists, have already been skiing on Saharan slopes, and that ski equipment is currently available in local markets.

The minister also said that Niger would develop pirogue racing and regattas on the Niger River as a tourist attraction. He urged tour operators not to be discouraged by "the campaign of disinformation which depicts Africa as the continent of wars where there are no leisure activities." He added that Niger has taken measures to relaunch its tourist industry, which has recently suffered dramatically. In the 1998-99 season, only 3,000 tourists have visited Niger compared to 70,000 the previous season.

Anhang 2 - Fragekatalog für Reiseagenturen:

Interview Nr.

Interview am

in

mit

kam wie zum Tourismus (Kurzbiographie) Name der Agentur

Gründungsjahr Eigentümer:

Größe des Unternehmens

Hotel

Fuhrpark

Mitarbeiter fix standby

Chauffeure

Führer und Chauffeur Köche

sonstiges

Frauenanteil

Kundenzahl pro Jahr woher

bleiben wie lange

wieviele Gruppen zu wievielen Leuten

Anzahl der Mitarbeiter und deren Entlohnung

fix angestellte

gehoben Büro Informatiker Wächter

Fahrer

Guide-Chauffeur Charterfahrzeug Führer lokal Führer regional Koch

Kamelführer Kamelmiete

Ausbildungsstand für Reiseleiter Interesse an Ausbildungszentrum Informationsmaterial für Reiseleiter für Touristen

Feedback - in welcher Form?

Handhabung von Kritik, reaktive Innovationen, Verbesserungen Tourvarianten (Arten, Ziele)

Marketing (Mittel, Strategien)

welche Reisemotive angesprochen Partner in Europa

Kommunikationsmittel

Preise pro Fahrzeug inkl. Führer pro Passagier

für eine ganze Tour/2Wo

Gewinnspannen (ohne Investitionen)

Tourismuspolitik

größte Probleme für Tourismus generell

- für die Agentur insbesondere

Worin liegen für die Region die größten Vorteile

- die größten Nachteile hinsichtlich

der Umwelt

des kulturellen Erbes

Geben Sie Ihren Kunden Verhaltensrichtlinien insb. bez. des Fotografieren von Personen: bez. allgemeiner Umgangsformen bez. Geschenke

bez. der Kleidung

Zu welchen landesweiten Konsequenzen führt der Tourismus

Prinzipielle Bereitschaft, einen Fonds für die vom Tourismus betroffene Landbevölkerung nach dem Vorbild von Croq’ Nature zu speisen?

Konzeption von Tuareg?

Konzeption von Tuareg-Kultur?

Bei den im März 2000 befragten Agenturen wurden aufgrund vorgefallener Ereignisse folgende Fragen hinzugefügt:

Erwartungen an die neue Regierung bzw. an den Tourismusminister Zufriedenheit mit der Saison generell mit dem Wachstum des Touristenaufkommens mit dem Charter Agadez-Paris

Bez. der Rallye Paris-Dakkar: Vermutung über die Ursache der Absage in Agadez politische Konsequenzen persönliche Konsequenzen wie Stornierungen

Bez. des Überfalls auf Dune Voyage in El Meki im Feber 2000: Vermutungen über die Ursache politische oder persönliche Konsequenzen

Beurteilung des Timia-Projekts

Abschließend vom Interviewer selbst zu beurteilen

Besonderheiten der Agentur besondere Gesprächsumstände

Anhang 3 - Fragekatalog für Agadez-Touristen:

1 Questions générales sur la personne interrogée

Interview numéro...

1. date et temps du interview

2. lieu du interview

3. sexe

4. âge

5. Nationalité

6. habite à (nom de la ville)

7. éducation / formation

8. profession

9. employé / indépendant

10. état civil, nombre des enfants

11. venant d’ou (pays, ville, route de voyage)

12. allant à ou (pays, ville, route de voyage)

13. restant pour combien de temps en vacances en totale/ dans la région d’Agadez

14. voyage individuelle / organisée / les deux

15. voyageant en groupe/seul

16. moyen du transport

17. en cas d’une voyage organisée: quelle agence en Europe et à Agadez

18. coûtes totales de la voyage

2. motif de la voyage

19. pourquoi choisi la région d’Agadez pour le vacances? 19a. pourquoi choisi cette agence européenne/agadeziénne

20. quelles attentes, espoirs reliées avec ce Voyage?

21. Si vous êtes venu à cause du désert, pourquoi le désert?

22. Quelle signification ou quel sens a le désert pour vous?

23. Quels sont les attractions les plus importantes selon la programme de votre voyage retenu?

23a selon votre attentes personnelles?

24. Si le motif principal de votre voyage est la culture, vous vous intéressez pour quelle culture exactement?

25. Pourquoi justement pour cette culture?

25a. Si cette culture a une certaine signification pour vous, c’est laquelle exactement?

26 Quels sont les attractions culturelles les plus importantes selon la programme de votre voyage retenu

26a selon votre attentes personnelles?

Quelles particularités (culturelles) connaissez-vous...

27a au niveau de l’apparence d’un Touareg/une Targia 27b au niveau économique touarègue

27c au niveau social de la société touarègue

27d au niveau politique de la société touarègue 27e au niveau historique de la société touarègue 27f Dans quelles régions/états vivent les Touaregs?

“résultats personnels” du voyage

28. Quel aspect de votre voyage est/était le plus important, le plus joyeux?

29. Qu’est ce que vous voulez ramenez de ce voyage chez?

30. S’il sont principalement des souvenirs non-matériels: des souvenirs de quoi?

31. S’il sont des articles achetés: du quel sorte (artisanat, vêtements, cailloux trouvés ou achetés...) 31a. Où avez-vous acheté la majorité des articles?

32. S’il sont des photos, quels sont des motifs principaux?

3. Expériences précédentes

33. Combien de fois vous avez déjà voyagé le désert? 33a. C’était où exactement?

33b. Votre/vos séjour/s au désert était/étaient pour combien de temps? 33c. l’expérience la plus belle?

33d. pour quelle raison ca?

33e. Avec quelles conséquences? 33f. l’expérience la plus mauvaise? 33g. pour quelle raison ca? 33h. Avec quelles conséquences?

34. Combien de fois vous avez déjà rencontré des Touaregs?

34a. C’était où exactement?

34b. Sur quelles circonstances?

34c. Pour quelle durée/combien de temps? 34d. L’expérience la plus belle? 34e. Pour quelle raison ca? 34f. Avec quelles conséquences? 34g. L’expérience la plus mauvaise? 34h. Pour quelle raison ca? 34i. Avec quelles conséquences?

34j. (Si pas encore mentionné): Connaissez-vous un Touareg en personne/comme ami? 34k. Qu'est-ce que c’est votre impression particulière de la personnalité touarègue? 34l. Qu'est-ce que c’est votre définition d’un Touareg?

35. Si vous n’avez pas encore rencontré des Touaregs, est-ce que vous avez déjà rencontré des nomades?

35a. C’était où exactement?

35b. Sur quelles circonstances?

35c. Pour quelle durée/combien de temps? 35d. L’expérience la plus belle? 35e. Pour quelle raison ca? 35f. Avec quelles conséquences? 35g. L’expérience la plus mauvaise? 35h. Pour quelle raison ca? 35i. Avec quelles conséquences?

35j. (Si pas encore mentionné): Connaissez-vous un nomade en personne/comme ami? 35k. Qu'est-ce que c’est votre impression particulière de la personnalité touarègue? 35l. Qu'est-ce que c’est votre définition d’un nomade?

4. Les (re)sources de vôtres informations

36. Avez-vous vous préparé à votre voyage au niveau des information diverses? 36a Si oui, vous vous avez informé duquel sujet en particulier?

37. Au niveau de la région (Niger/Agadez), vous avez...

37a. lu/utilisé quel guide (nom, maison d’édition, tirage)? 37b. vu quel production télévisée?

37c. lu des articles sur quel sujet dans quels magazines?

37d. lu quels livres (roman, livre album, scientifique...)

37e. reçu quelles informations par votre agence de voyages?

37f. visité des conférences / vu des conférences avec des présentations des diapositives/filmes?

38. Au niveau du désert, vous avez...

38a. lu/utilisé quel guide (nom, maison d’édition, tirage)? 38b. vu quel production télévisée?

38c. lu des articles sur quel sujet dans quels magazines?

38d. lu quels livres (roman, livre album, scientifique...)

38e. reçu quelles informations par votre agence de voyages?

38f. visité des conférences / vu des conférences avec des présentations des diapositives/filmes?

39. Au niveau de l’ethnie touarègue, vous avez...

39a. lu/utilisé quel guide (nom, maison d’édition, tirage)? 39b. vu quel production télévisée?

39c. lu des articles sur quel sujet dans quels magazines?

39d. lu quels livres (roman, livre album, livres ethnologiques...) 39e. reçu quelles informations par votre agence de voyages?

39f. visité des conférences / vu des conférences avec des présentations des diapositives/filmes?

40. Au niveau des directives à propos du comportement:

40a. D’où avez vous reçu vôtres informations?

40b. Ces informations concernent quel domaine (tabou, ordre d’habillement, prendre des photos...)

40c. Quels directives de comportement semblent vous les plus importantes dans le tourisme en général?

40d. Quels directives de comportement respectez-vous personnellement le plus souvent?

5. Faire des photos

41. Avez vous un équipement pour faire des photos/vidéos?

41a. Quel équipement avez vous exactement (combien et quelles sortes des cameras, combien et quels objectives/zoom en mm, filtres, trépied...)

41b. Votre raison pour faire des photos (souvenir, créativité, reportage, conférence...) 41c. Combien des années de l’expérience de la photographie?

41d. Vous avez emporté combien des pellicules?

41e. Quels sont vos sujets les plus important (paysage, portraits, spectacles, amis...)

41f. Quand vous voulez faire un photo d’un homme, qu’est-ce que c’est votre manière préféré de procéder? (par télé, instantané, demander pour l’autorisation...)

41g. Payez-vous parfois pour l’autorisation de faire un photo?

41h Quel expérience avez vous fait en prenant des photos des Touaregs?

41i. Avez-vous eu aussi des problèmes quand vous avez fait des photos d’un Touareg? (des hommes en général?)

6. Agadez/Timia:

42 Aimez-vous Agadez?

43.Que c’est que vous aimez pour la plupart? 43a. Pourquoi ca?

44. Que c’est que vous aimez pour le moins? 44a. Pourquoi ca?

45. Agadez, répond-il à vos attendes?

46. Quelles améliorations, corrections dans la communauté d’Agadez conseillez vous?

7. la future...

47. Voudriez-vous visiter cette région encore?

47a. Pourquoi (pas)?

47b. Voulez-vous visiter une région pareille?

47c. Laquelle?

Anhang 4 - Fragekatalog für die Bevölkerung von Timia:

Questionnaire Timia

1. Nom

2. sexe

3. âge

4. Pour combien de temps vis-tu à Timia par an?

5. Education: Tu es allé à quelles écoles?

5.1. Si no, voudrais-tu bien visiter une école?

5.2 Quelle compétence croyais-tu trouver à l’école?

5.3. Si tu as des enfants, pourquoi tu (ne) vas (pas) les envoyer à l’école?

6. Travail: Que travailles-tu en présence?

6.1. Biographie: Quel travail as-tu fait dans ta vie jusqu'à présent?

7. Situation économique: Combien d’argent gagnes-tu par an?

7.1. Troupeau: combien des chèvres, chameaux?

8. Tu utilise cette argent pourquoi exactement?

8.1. Situation familiale: Combien des têtes à nourrir dans ta famille/campement?

8.2 Combien des propres enfants déjà?

8.3 Combien des enfants veux-tu encore avoir?

9. Gagnes-tu assez d’argent pour vivre bien, moyennement, pauvrement?

10. Si possible, combien d’argent voudrais-tu gagner?

11. Quelles choses aimais-tu d’acheter en outre?

12. Si tu aurais le choix, quel travail aimais-tu faire en outre?

12.1 S’il serait possible et assez lucratif, aimes-tu travailler toujours dans le domaine du tourisme à Agadez ou dans la région comme guide, cuisiner etc.?

13. Quand as-tu vu le premier touriste à Timia?

14. Combien des touristes sont venu l’année dernière à Timia?

15 Dans quelle année on a eu la meilleur saison touristique avec quel nombre approximatif des touristes à Timia, selon ta connaissance?

16. Quelle est la différence entre un touriste et un étranger comme Gerd Spittler ou Michel Bellevin ("Les Amis de Timia")?

17. Comment tu juge quelqu’un qui fait des voyages seulement à cause de la curiosité?

18. Combien d’argent par an gagne tu par le tourisme?

19. Qui de ta famille ou de tes amis gagne d’argent par le tourisme?

20. Combien de CFA par an?

21. La majorité des touristes, viennent-ils pour la majorité seulement au guelta, en arrêtant à coté du village ou visitent-ils aussi le village lui-même?

22. Es-tu d’accord avec cette situation ou préfères-tu, que plus des touristes restaient plus long temps au village?

23. Pour quelle raison?

24. Existe-t-il un comportement des touristes qui te dérange?

25. Ce qui concerne les vêtements? Pourquoi exactement?

26. Que penses-tu des enfants criants “Cadeaux” aux étrangers? Es-tu plutôt amusé ou plutôt dérangé?

27. Photos: Ont les touristes déjà pris des photos de toi?

28. Avec ou sans ton autorisation?

28.1 Aimes-tu, que les touristes prennent des photos de toi?

29. Pourquoi pense-toi, que les touristes prennent des photos?

29.1 Que pense-toi, que les touristes fassent avec les photos?

30. La tradition, qu’est-ce qu’elle représente pour toi? Donne-moi des exemples concrets!

30.1. Que pense-toi, que la tradition aurait quelle signification pour les gens de Timia, dont la majorité est très jeune?

30.2. Comment jugiez-vous cette situation/développement?

31. Le travail d’un caravanier, est-il réputé pour toi?

32. Quel travail est plus réputé, ce d’un caravanier ou ce d’un jardinier - et pourquoi?

33. Est le travail d’un guide touristique, d’un guide chauffeur, d’une cuisiné etc. encore plus ou moins réputé, et pourquoi?

34. Qu’est-ce que ca veut dire pour toi, d'être un Touareg/Imagher?

35. Qu’est-ce que c’est le différence entre un Kel Ewey et un Imghad?

35.1 Qu’est-ce que c’est le valeur le plus important dans la culture touareg?

35.2 As-tu observé une certaine perte de ces valeurs, surtout chez les jeunes?

35.3 Comment juges-tu cette développement?

36. Qu’est-ce que c’est le plus important dans ta vie, pour toi?

37. Le désert, qu’est-ce qu’il représente pour toi?

37.1 Et lest touristes, qu’est-ce qu'ils cherchent dans le désert?

38. Combien des gens de Timia - en pourcentage - profite du tourisme?

39. Quelles améliorations ou quelles changements positives sont venu à Timia à cause du tourisme?

40. Quelles problèmes ou changements négatives sont venu à Timia à cause du tourisme?

41. Quels sont les problèmes les plus profondes actuellement à Timia? (pour des bergers: á la brousse?)

42. Timia soi-même, qu’est-ce qu’il a changé dans les derniers 15-20 années?

43. Si tu faits le bilan de tous aspects positifs et négatifs, es-tu plutôt content du résultat ou plutôt désolé?

44. Quels autres villes que Timia connais-tu par visite?

45. Si tu juge ces expériences, aimes-tu vivre toujours à Timia ou préfères-tu de vivre d‘ailleurs?

46? Pour quelles raisons?

47. L’Europe, qu’est-ce qu’il représente pour toi?

48. Es-tu en contacte avec des étrangers, as-tu des amis en Europe?

49.1 Si oui, comment es-tu venu en relation avec eux?

49.2 Si non, aimerais-tu d’avoir des amis en Europe, et pourquoi?

50. Si tu n’a jamais visité l’Europe, es-tu le désire de le faire? 50.1 Pourquoi?

51 Comment juges-tu les Européen, surtout leur mentalité par rapport aux gens de Timia?

52. Á Timia, on a beaucoup des fêtes importantes, qui sont bien partagé par des étrangers en prennent des photos aussi avec le flash. Est-ce qu’il te dérange ou es-tu en contant, et pourquoi?

53. On a constaté la surpopulation de Timia comme un problème fondamentale. Selon 8.3, tu veut encore avoir enfants. Qu’est ce que tu vas faire pour ne pas devenir enceinte, après?

53.1 Es-tu d’accord avec ton marie/ta femme de prendre des contraceptives/condoms?

[...]


1 Nichtregierungsorganisation

2 Vgl. FRIEDL, Harald A.: Marke Tuareg. In: zum Thema: Nr. 39, 8.4.2000, http://www.zumthema.com.

3 ders.: Bruderzwist der Tuareg. Erscheint demnächst in: Südwind.

4 ders.: Rezzu. In: Der Standard-ALBUM, 7.3.1997, 1 f.; ders.: Geraubte Jahre. In: Südwind, Feber 1998, 20 f.

5. ders.: Nomaden bis in den Cyber-Raum. In: Der Standard-ALBUM, 23.1.1998, 6.

6 ders.: Jenseits vom Paradies. In: myway, Juli 1997, 22 f.

7 ders.: Wüste(n)-Reise. In: Kleine Zeitung, 7.7.1990, 15 ff.

8 ders.: Die letzte Karawane. Das leise Sterben der "Blauen Wüstenritter". In: pfeil 9/91, 8f..

9 ders.: Schrott für Skorpione. In: Kleine Zeitung, 4.5.91, 26 f.

10 ders.: Betreten auf eigene Gefahr. In: Kleine Zeitung, 30.4.1992, 48.

11 DELPHIN; Hervé: ECHO Country Profile Niger. In: COMMISSION EUROPÉENNE, OFFICE HUMANITAIRE DE LA COMMUNAUTÉ EUROPÉENNE (ECHO); Aide Humanitaire aux Pays Tiers; Afrique Caraïbes Pacifique (ECHO 1), Juli 1999, 3.

12 BOULA, Rhissa im Zuge eines Gesprächs mit dem Autor am 19.3.2000 im nigerischen Tourimsusministerium in Niamey, Niger.

13 Vgl.: Pan African News Agency: Minister Promotes Desert Skiing. Gefunden unter http://www.woya.com/cgi- bin/panapays.pl?37 am 27.3.1999.

14 Vgl. BOUGEOT, André: Folklorisation chez les Touareg. In: ders.: Les societés touarègues: nomadisme, identité, resistance. Paris: Karthala 1995, 377 - 388.

15 SPITTLER, Gerd: Handeln in einer Hungerkrise. Tuaregnomaden und die grosse Dürre von 1984. ders.: Dürren, Krieg und Hungerkrisen bei den Kel Ewey (1900-1985), Stuttgart, Wiesbaden, 1989. ders.: Hirtenarbeit : die Welt der Kamelhirten und Ziegenhirtinnen von Timia. Köln 1998.

16 Spittler hatte Timia Ende der 80er-Jahre, vor Ausbruch der Rebellion, das letzte Mal besucht.

17 Hiermit sei Univ.-Prof. Gerd Spittler von der Universität Bayreuth herzlichst für seine Empfehlung sowie generell für seine hilfreichen Hinweise gedankt.

18 Diesen wichtigen Hinweis verdanke ich meinem Freund Ibra Alhousseini, dem Direktor der Reiseagentur “Tchimizar Voyage”

19 Von seinem Assistenten Aghali wurde der Autor später aufgeklärt, daß die Bevölkerung Anfang der 90er Jahre- ganz im Gegensatz zu der von unserer Reiseleiterin dargestellten Haltung - sogar gegen diese unter den Agenturen übliche Vorgangsweise protestiert hatten, weil auf diese Weise durch den Tourismus nur wenig Geld im Dorf bliebe. Diese Proteste hätten zu Verhandlungen mit “Temet-Voyage”-Chef Mano Dayak gekommen, der daraufhin seine Intervention gegenüber seinen Fahrern versprochen hätte.

20 In der Vorsaison war es in Agadez schlicht unmöglich, ohne Fahrzeug (außer einem vor Ort gekauften minderwertigen Fahrrad) und bei fehlenden Kommunikationsmitteln herauszufinden, wo gerade irgendwelche Touristen abgestiegen waren.

21 Siehe 4.2. chronologischer Bericht bzw. 5.2. Probleme auf der Ebene der betroffenen Landbevölkerung am Beispiel von Timia

22 Siehe dazu 5.1. Probleme auf der Ebene der Tourismusunternehmen.

23 Fragekatalog siehe Anhang 2.

24 Fragekatalog siehe Anhang 3

25 Fragekatalog siehe Anhang 3.

26 Als untere Altersgrenze wurde 17 Jahre festgelegt.

27 Details siehe unter Pkt. 5.3., über die tourismusrelevanten Probleme in Timia.

28 Wegangaben beziehen sich, wenn nicht als “Autostunden” bezeichnet, auf den mit einem Kamel als Trage- oder Reittier benötigten Zeitaufwand.

29 Allerdings ist Christiane Schriefl der Tourismus sowohl praktisch - aufgrund eigener Tätigkeiten im Service - wie auch theoretisch - aufgrund ihrer Diplomarbeit zum Thema “Relevanz umweltrechtlicher Völkerrechtsnormen im Bereich des Tourismus” bestens vertraut.

30 Näheres dazu in der Diplomarbeit des Autors “Ethik des Dritte-Welt-Tourismus”.

31 Ein abschließender, nicht unwesentlicher Grund war natürlich der romantisch gefärbte Wunsch, meine Gefährtin in Timia nach traditionellen Regeln zu heiraten.

32 Lt. einer Studie des Tourismusministeriums unter Mitarbeit von BARNEY, Raymond; Interview am 25.2.2000.

33 FRIEDL, Harald A.: Das Rätsel des weis(s)en Kamels. In: Der Standard - RONDO, 19.5.2000.

34 Der Autor war ein nicht unerhebliches organisatorisches Risiko eingegangen, indem er seine Gefährtin Christiane Schriefl erst am Abend zuvor um ihre Hand angehalten hatte!

35 Ders.: Zum Geburtstag eine Tuareg-Hochzeit! In: Klipp, Mai 2000, S. 142/143.

36 Näheres siehe unter Punkt 5.2. zu den “Probleme des Agadez-Tourismus aus wirtschaftlicher Sicht”.

37 UNION MONDIAL POUR LA NATURE: Programme d´Appui et des Gestions des Ressources Naturelles dans l´Aï r et le Ténéré. Concertation d'Agadez pour la promotion d´Ecotourisme dans l´Aï r et le Ténéré. Document introductive, août 1999.

38 So pochte der Verantwortliche für die Kontrolle der Impfpässe anläßlich der Ankunft der ersten Charter-Maschine am 18.12.1999 auf die fälschlicherweise behauptete verpflichtende Meningitis-Impfung (nur verpflichtende GelbfieberImpfung) und versuchte auch gleich, zwangsweise Impfungen durchzuführen.

39 Angaben von BARNEY, Raymond vom 25.2.2000.

40 Ähnlich argumentiert auch der Anthropologen André BOURGEOT.

41 So die Kritik einer österreichischen Reisegruppe vom März 2000.

42 Information eben jener österr. Reisegruppe.

43 So zeigte sich, daß jene Händler, die aufgrund der Anwesenheit des Autors ihren Kunden beim Aussuchen Zeit beließen, höhere Verkaufserfolge erzielten als unter normalen Bedingungen.

44 So hatte die Gefährtin des Autors eine Ledertasche gemäß ihren persönlichen Entwürfen in Auftrag gegeben. Wenige Wochen später wurden bereits ähnliche Taschen im Fort angeboten.

45 Aufgrund von Interventionen von “Tidene Expeditiones” und “Eouaden Voyages” beim Chef de Village und dem Imman von Fachi habe sich die Situation mittlerweile wieder verbessert.

46 Das ist zumeist schon aus technischen Gründen unmöglich, weil dazu Fotos von einer Qualität notwendig sind, die auf einer gehetzten Gruppenreise kaum erreicht werden kann.

47 Aus diesem Grund wurden vom Autor und Mag. Franz Lindner auch nur solche Motive für Timia-Postkarten gewählt, auf denen keine Person erkennbar ist. Diese Postkarten sollen den “Amis de Timia” als Beitrag zur Tourismusförderung kostenlos zur Verfügung gestellt werden

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Forschungsbericht "Tourismus bei den Tuareg in Agadez"
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Autor
Jahr
2000
Seiten
35
Katalognummer
V104531
ISBN (eBook)
9783640028597
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bericht über die Feldforschung bei den Tuareg der Region Agadez, Niger, über Probleme des Tourismus und Haltung der Tuareg-Bevölkerung
Schlagworte
Tuareg, Tourismusfolgen, Entwicklung, Armut
Arbeit zitieren
Mag. Harald Friedl (Autor:in), 2000, Forschungsbericht "Tourismus bei den Tuareg in Agadez", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104531

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