Sind Sie bereit, sich in ein Labyrinth des Geistes zu stürzen, in dem Ironie und Unverständlichkeit zu Schlüsseln der Erkenntnis werden? Friedrich Schlegels Essay "Über die Unverständlichkeit," ursprünglich im einflussreichen "Athenäum" veröffentlicht, ist weit mehr als nur eine Auseinandersetzung mit der Kritik an vermeintlich schwer zugänglichen Texten. Es ist eine brillante Dekonstruktion des Verstehens selbst, ein spielerischer Tanz mit der Sprache und eine tiefgründige Reflexion über die Rolle des Lesers im Zeitalter der Romantik. Schlegel, ein Meister der Ironie, seziert die Klagen seiner Zeitgenossen über die Unverständlichkeit des "Athenäums" und enthüllt dabei die tieferliegenden Ursachen: die Unzulänglichkeit der Sprache, die Grenzen des Verstandes und die Notwendigkeit des fortwährenden Lernens. Er fordert uns heraus, uns nicht mit oberflächlichem Verständnis zufrieden zu geben, sondern uns aktiv mit dem Text auseinanderzusetzen, unsere eigenen Gedanken zu entwickeln und uns in einem ständigen Prozess der Bildung zu befinden. Doch Vorsicht: Schlegels Ironie ist tückisch, seine Argumentation verschlungen, und die Wahrheit oft hinter einem Schleier des scheinbar Unverständlichen verborgen. Tauchen Sie ein in dieses faszinierende Werk, das nicht nur die Unverständlichkeit ergründet, sondern auch die Freude am Denken, die Bedeutung der Ironie und die ewige Suche nach Erkenntnis feiert. Entdecken Sie die Romantik neu und lassen Sie sich von Schlegels scharfsinnigen Beobachtungen über die Sprache, die Gesellschaft und die conditio humana inspirieren. Dieser Essay ist ein Muss für alle, die sich für Philosophie, Literaturtheorie, Romantik, Ironie, Erkenntnistheorie und die Kunst des Verstehens interessieren. Wagen Sie es, sich der Unverständlichkeit zu stellen, und Sie werden mit neuen Einsichten und einem tieferen Verständnis der Welt belohnt. Erleben Sie die Brillanz Friedrich Schlegels und seine zeitlose Relevanz für unsere heutige Zeit, in der das Streben nach Wissen und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion wichtiger sind denn je. Lassen Sie sich von diesem Text dazu anregen, die Welt mit neuen Augen zu sehen und die Grenzen Ihres eigenen Verstandes zu erweitern.
Erörterung zu Friedrich Schlegel „Über die Unverständlichkeit“
Das Athenäum, dem dieser Beitrag „Über die Unverständlichkeit“ entnommen ist, erschien sechs Mal in den Jahren 1798-1801. Es wollte das Gespräch zwischen gebildeten und philosophierenden Menschen des Zeitalters vorleben.
Der Artikel bezieht sich auf die vielen Anklagen der Zeitgenossen, dass das Athenäum völlig unverständlich sei. Schlegel versucht hier - auf eine ihm typische sehr ironische Art und Weise mit vielen rhetorischen Fragen - die Ursachen dieses Unverständnisses zu erklären und Ansätze für Möglichkeiten des daraus- Entkommens zu zeigen. Hierbei geht er insbesondere auf das Zeitalter, die Ironie und die Unverständlichkeit an sich ein.
Besonders auffallend und bemerkenswert fand ich, dass dies eine der wenigen mir sofort verständlichen und (hoffentlich) im Schlegelschen Sinne witzigen Abhandlungen ist.
Schlegel beginnt damit, zu erklären, wie er dazu kommt, über manche Dinge zu schreiben (und über andere nicht). Es gebe Dinge, die es entweder in sich haben, dass man über sie nachdenkt oder dass sie irgendetwas in uns anregen, über sie nachzudenken. Wenn man erst einmal begonnen hat, sich in sie hineinzuversetzen, verstrickt man sich immer und immer tiefer in die Materie, dass man in seinen Darstellungen zum einen zwar spezieller (da man immer weiter vordringt), zum andern aber beschränkter (da man sich selbst auskennt, muss man nicht mehr soviel erklären, womit dann natürlich ein anderer Probleme bekommt zu folgen) wird. Dabei unterstützt wird man von Menschen, mit denen man in geistigem Austausch steht, was einen auf völlig neue und möglicherweise konträre Gedanken bringen kann.
Bei auf solcher Manier entstandenen Ideen findet er es am interessantesten, herauszufinden ob eine reelle Umsetzung dieser überhaupt möglich ist oder nicht. Eine perfekte Möglichkeit dafür sieht er sowohl im Schreiben als auch im Lesen des Athenäums. Für Schlegel sollte das Leben grundsätzlich nur aus Lehren und Lernen bestehen. So konnten die direkten Gesprächsteilnehmer im Laufe eines Beitrages sich gegenseitig ergänzen, zu neuen Ideen anregen und berichtigen, um sich immer weiterzubilden. Diese Gespräche, Briefe und Kommentare nachzuvollziehen, aber vor allem, sich weitergehend seine eigenen Gedanken zu machen, war der Leser des Athenäums angehalten.
Und Schlegel fand hierzu berechtigte Hoffnung, dass diesem vorgelebten Beispiel tatsächlich gefolgt würde. Das ihm moderne Zeitalter wurde begonnen „kritisches Zeitalter“ genannt zu werden. Wie er es sagte, durften die Künstler nun hoffen, dass sich die Menschheit bald erhebe und lesen lernte. Es wurde wohl alles kritisiert, was den Kritikern unter die Finger kam - bis auf das Zeitalter selbst. Um kritisieren zu können, muss man sich selber im Laufe der Zeit immer mehr bilden (andere Kritik hätte Schlegel vermutlich auch gar nicht anerkannt) und somit immer mehr lesen, in die Materie hineinsteigen und irgendwann dahinter, um diese zu durchschauen. Somit, da es ja immer mehr Menschen augenscheinlich taten, hätte es bald ein sich immer weiter bildendes, verständiges Publikum gegeben. Schlegel macht dies an einem sehr bildhaften Beispiel deutlich - der Herstellung von Gold. Gritanne meinte, dass im 19. Jahrhundert jeder Künstler und Chemiker werde Gold herstellen können.
Dazu meinte Schlegel, dass nun, da das 19. Jahrhundert so nah sei, jeder Künstler mit Freuden hungern werde, da er sicher sein könne, bald seine Werke auf Silbertafeln mit goldenen Buchstaben niederbringen könne. ABER: Gritanne ist tot und weit davon entfernt Gold herstellen zu können und höchstens eine eiserne Gedenkmünze ihm zu Ehren gestanzt werde. Diese beißende Ironie des Schicksals zeigt auch, wie es wohl mit der verständigen, sich bildenden Leserschaft aussehen wird - nicht anders als vorher. Außerdem wäre ein allzu einsichtiges und durchblickendes Publikum auch nicht der Traum Schlegels, denn verstünde es alles, würde es sich nicht mehr bilden und der Leitgedanke der Romantik ist schließlich das ewige Streben, die ewige Bewegung hin zur totalen, göttlichen Erkenntnis; und Stagnation - selbst auf der höchsten Ebene - wäre trotz aller Gebildetheit Rückschritt. - „Eine klassische Schrift muss nie ganz verstanden werden können. Aber die, welche gebildet sind und sich bilden, müssen immer mehr draus lernen wollen.“
Womit er bei der Unverständlichkeit an sich angekommen wäre, deren Ursache, logisch konstatiert, im Unverstand liegen müsse. Jedoch meint Schlegel, dass Unverständlichkeit relativ sei und vor allem auf verschiedenen Wegen und aus verschiedenen Richtungen kommen könne. So wird zum Beispiel ein dargebotenes Missverständnis nicht aufgegriffen, sondern es kommt von ganz anderer Seite, wo man nie damit gerechnet hätte, da dies eigentlich ausgeschlossen war (sei es durch vorhergehende Erläuterung oder Gewöhnung an manche Ansichten).
Die schwerwiegendste Ursache des Unverständnisses liegt in der Unzureichendheit der Sprache, die ein undurchschaubares Mysterium sei. Es gibt zwei Auswege aus diesem Debakel - zum einen eine „reelle“ Sprache, mit der alles erklärt werden könne und die dieses Mysterium Sprache entschlüsseln könne (in der Theorie von Kant angedacht), zum anderen eine derartige Überspitzung jedes Unverständnisses, dass die Wahrheit dahinter ersichtlich werden müsse. Beides sind jedoch so gut wie unmögliche Ideen (siehe Anfang), da man weder allen Menschen eine neue Sprache beibringen kann und diese außerdem niemals alles umfassen kann, denn dann wäre sie ja eben dieses Ersehnte, Göttliche, Ewige, was nie erreicht werden kann. Die zweite Variante ist schon wahrscheinlicher, jedoch würde dies einen Leser erfordern, der die Überspitzung erkennt, bzw., einen Autor, der genau den Punkt kennt, bis zu dem er es treiben muss, um erkannt zu werden. Überdies müsste dann wohl die gesamte gebildete Menge mehr oder weniger homogen sein, was aber auch wieder durch die verschiedenen, sich ergänzenden Gedankengänge (siehe Anfang) ausgeschlossen ist. Somit kann das Unverständnis nicht als etwas Schlechtes proklamiert werden, da es immer weiter zum Nachdenken, was ja im Sinne der Romantiker ist, anregt. Des weiteren ist sich Schlegel sicher, dass es für den „normalen“ Menschen erschreckend wäre, auf einmal die ganze Welt und ihre Zusammenhänge zu verstehen. Er sieht die Menschheit auch nicht als boshaft und dumm an, sondern nur als ungeschickt und neu. Sie müssen also lernen, um die Welt - ansatzweise - zu verstehen. Denn wäre jeder mit einem Mal vollständig wissend, würde sich niemand mehr bilden wollen. Jedoch ist Schlegel der Ansicht, dass die Grundsätze der Erkenntnisgelangung durchaus mitgeteilt werden dürfen. Dies tut er abschließend in einem Gedicht, dessen Quintessenz es ist, dass die gebildeten und sich bildenden Menschen bisher nur wenige sind. Sie konnten aber schon einigen beibringen, sich für ihre eigene Bildung zu interessieren und diese in Angriff zu nehmen, wobei jeder eine Art Bildung hat und nicht automatisch dumm ist, nur weil sich seine Bildung, Weltanschauung, Lebenseinstellung usw. von der eines anderen unterscheidet.
All die Unverständlichkeit des Athenäums habe aber auch einen Trost, denn, da die Zeitschrift schon als unverständlich eingestuft, dies also erkannt wurde, lässt es hoffen, dass dieser Zustand nur vorübergehend ist.
Eine weitere und grundsätzliche Ursache dafür liegt bei der sich durch das gesamte Athenäum ziehenden und schlängelnden Ironie - mal durchaus offensichtlich, mal sehr versteckt, so dass der Leser kein „Rezept“ befolgen kann, um herauszufinden, was ernst gemeint ist und was genau entgegengesetzt zu dem Geschriebenen. Hierzu eine Lösung wäre nur in einer einzigen großen, alles umfassenden Ironie zu finden - die ebenso unmöglich zu finden ist, wie eine „reelle“ Sprache. Nur hat Schlegel viel zu viel Spaßan eben jenen kleinen Spitzfindigkeiten, um die Ironievielfalt für eine offensichtliche aufzugeben. So erfreut er sich schließlich auch daran, dass Künstler wie Shakespeare noch Jahrhunderte später ihre sie vergötternden Anhänger mit eben jener kaum zu definierenden Ironie aufs Glatteis führen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in Friedrich Schlegels „Über die Unverständlichkeit“?
Der Text ist eine Auseinandersetzung mit der Kritik an der Unverständlichkeit des Athenäums, einer Zeitschrift, an der Schlegel beteiligt war. Er untersucht die Ursachen dieser Unverständlichkeit, die im Zeitalter, der Ironie und der Natur der Unverständlichkeit selbst liegen.
Was war das Ziel des Athenäums?
Das Athenäum sollte ein Forum für Gespräche zwischen gebildeten und philosophisch interessierten Menschen sein.
Wie erklärt Schlegel, dass er über bestimmte Themen schreibt?
Schlegel schreibt über Dinge, die entweder von sich aus zum Nachdenken anregen oder in ihm selbst den Impuls dazu auslösen. Er erklärt, dass man sich beim Eintauchen in ein Thema immer weiter darin verstrickt und die Darstellung dadurch spezieller, aber auch beschränkter wird.
Welche Rolle spielt das "kritische Zeitalter" in Schlegels Argumentation?
Schlegel sieht im "kritischen Zeitalter" die Hoffnung, dass die Menschen sich bilden und lesen lernen, um Kritik üben zu können. Er vergleicht dies mit der Herstellung von Gold, wobei er die Ironie des Schicksals betont.
Warum ist ein allzu verständiges Publikum nicht Schlegels Ideal?
Schlegel argumentiert, dass ein Publikum, das alles versteht, sich nicht mehr weiterbilden würde. Das ewige Streben nach Erkenntnis ist ein zentrales Element der Romantik.
Was sind laut Schlegel die Ursachen für Unverständlichkeit?
Schlegel sieht die Ursache für Unverständlichkeit im Unverstand, betont aber, dass Unverständlichkeit relativ ist und aus verschiedenen Richtungen kommen kann. Eine wesentliche Ursache ist die Unzureichendheit der Sprache.
Welche Auswege sieht Schlegel aus dem Dilemma der Unverständlichkeit der Sprache?
Schlegel nennt eine "reelle" Sprache, die alles erklären könnte, und die Überspitzung der Unverständlichkeit, um die Wahrheit dahinter zu enthüllen. Beide Ideen hält er jedoch für nahezu unmöglich.
Welche Rolle spielt Ironie im Athenäum und bei Schlegel?
Ironie ist ein durchgehendes Stilmittel im Athenäum, das mal offensichtlich, mal versteckt ist. Schlegel sieht die Lösung im Bezug auf die Ironie nur in einer einzigen großen, alles umfassenden Ironie, welche jedoch unmöglich zu finden ist.
Wie fasst der Autor des Texts Schlegels Artikel zusammen?
Der Autor fand den Artikel sehr viel zugänglicher als Schlegels „Lucinde“ und schätzt das Spiel mit dem Leser, um ihm zu zeigen, inwieweit er die Unverständlichkeit verstanden hat. Das Ziel ist, dass der Leser sein eigenes Unverständnis begreift und sich damit auseinandersetzt.
- Quote paper
- Anke Köhler (Author), 2000, Schlegel, Friedrich - Über die Unverständlichkeit - Erörterung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104568