Inhaltsverzeichnis
- Biographie
- Heutige Wohnung und ihren Lebensstil
- Entstehungsgeschichte des Buches
- Wirkungsgeschichte
- Inhaltsangabe
- Interpretation
- Meinungen
- Segherspreis
Biographie der Autorin
- Anna Seghers, eigentlich Netty Reiling, wurde am 19.11.1900 in Mainz als einzige Tochter des jüdischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Isoldor Reiling geboren
- sie war als Kind oft krank und musste deshalb oft alleine zu Hause bleiben
- ohne viele Freunde zum Spielen und ohne Eindrücke von außerhalb ihres Elternhauses, nahm sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen hauptsächlich aus Büchern
- wahrscheinlich fing Anna Seghers deshalb mit dem Schreiben an
Der erste Weltkrieg und die Oktoberrevolution beeinflussten Netty nachhaltig. Obwohl sie noch nichts von Politik verstand, trugen diese Ereignisse dazu bei, dass sie schon früh ein Sozial - und Gerechtigkeitsgefühl entwickelte und die bestehenden Klassenstrukturen der Gesellschaft als ungerecht empfand.
“ Ich hatte zum ersten Mal voll und ganz verstanden, dass es ein oben und Unten, ein Hoch und Niedrig gibt. Das, was wir heute einfach Klassen nennen, das hatte ich damals in meiner Weise als ganz junger Mensch verstanden.”
- von 1919 bis 1924 studierte sie an den Universitäten in Köln und Heidelberg in den Fächern Philologie, Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie
- 1924 erwarb sie den Doktortitel in Philosophie mit einer Doktorarbeit über "Jude und Judentum im Werke Rembrandts"
- im gleichen Jahr bringt sie ihre erste Veröffentlichung (Die Toten auf der Insel Djal) heraus
- später (1925) heiratete sie den ungarischen Schriftsteller und Soziologen Laszlo Radvanyi, und bekam mit ihm zwei Kinder
- zusammen zogen sie nach Berlin
- ihr erstes Buch ("Grubetsch") veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Anna Seghers, das sie hier zum erstenmal und später als Decknamen und Schutz vor den Nazis benutzte und worauf ein Mann als Autor vermutet wurde
Rembrandts Zeitgenossen Hercules Pieterzoon Seghers entlieh sie den Namen
- ihre Erzählung "Aufstand der Fischer von St. Barbara" wurde ein Jahr später veröffentlicht und sie erhielt dafür den Kleist-Preis
- im selben Jahr (1928) trat sie der KPD und dem Bund Proletarisch-Revolutionärer Schriftsteller (BPRS) bei
Sie sah darin eine Möglichkeit, aus der Isolation der einzelnen Schriftstellerin herauszutreten und an der Seite anderer mit ihren Mitteln zu kämpfen “Es war eine revolutionäre Gemeinschaft, die ganze Atmosphäre, die mich im Bund heimisch werden ließ. Es zeigte sich, dass das, was ich schrieb, eine Waffe war, die im Klassenkampf mitkämpfte.” Von da an war Seghers bereit, auf Kritik und Empfehlungen ihrer kommunistischen Genossen zu hören. Häufig nahm sie in ihrer Arbeit Themen auf, die von der KPD diskutiert und für wichtig gehalten wurden. Schon bald war Seghers ein angesehenes Mitglied im kommunistischen Literaturleben.
- 1930 nahm sie am Internationalen Kongress der Schriftsteller in Charkow in der UdSSR teil
- danach begann sie mit dem Buch "Die Gefährten", welches 1932 veröffentlicht wurde
- der Stoff dafür kam aus A. Seghers‘ Erfahrungen mit osteuropäischen Emigranten an der Uni in Heidelberg zu denen auch ihr Mann gehörte
- während der ersten Verfolgungswelle nach dem Reichtagsbrand (27.02.33) wurde sie verhaftet
- nach der Entlassung folgte eine Überwachung und mehrere Wohnungsdurchsuchungen durch die Polizei
- nach diesen Erlebnissen floh sie mit ihrer Familie von Berlin über die Schweiz nach Frankreich
- in dem noch unbesetzten Land fanden sie in einem Pariser Vorort eine Wohnung
- dort versuchte Anna Seghers, wie auch sonst an alle Orten ihrer Flucht, schnell eine neue Heimat zu finden und entstehen zu lassen
- sie hat regelmäßig und so lange dieselben Kaffeehäuser, Lokale und Geschäfte besucht, bis sie eine Stammkundin war
- sie hat sich bemüht sich in die Gesellschaft zu integrieren.
Das Exil stand für Seghers ganz im Zeichen des antifaschistischen Kampfes. Sie arbeitete, schrieb und beteiligte sich an jeder Aktion gegen den Faschismus. Sie pflegte Kontakte zur Volksfront und vielfältige Kontakte zu Antifaschisten und nahm an Aktionen und Kongressen teil. In der Zeit von 33 bis 47, in Exil, entstanden ihre besten Romane, denn Seghers war überzeugt: die Schriftsteller müssen Kunst gegen das Naziregime machen, um den Menschen die Augen zu öffnen.
- in Paris arbeitete sie an antifaschistischen Zeitschriften
- so zum Beispiel an den "Neuen Deutschen Blättern", die sie in Frankreich mitschrieb und zusammen mit anderen anderswo im Exil lebenden Schriftstellern in Prag herausgab
- Anna Seghers nahm auch aktiv an verschiedenen Kongressen und Versammlungen teil, auf diesen rief Anna Seghers zum Widerstand gegen Hitler auf
- in diesen Jahren veröffentlichte sie außerdem mehrere Werke, wie "Der Kopflohn" (1933), "Der letzte Weg des Koloman Wallisch" (1934), "Der Weg durch den Februar" (1935) und "Die Rettung" (1937), die alle mit der politischen Situation in Deutschland zu tun haben und sich um das treiben der Nazis drehen
- 1937 fing Anna Seghers an "Das siebte Kreuz" zu schreiben
- im März/April 1939 wurde der Roman abgeschlossen. Bevor sie aber einen Verleger finden konnte, marschierten die deutschen Truppen in Frankreich ein
- als sie im Mai 1940 Paris erreichten, musste Anna Seghers mit ihren zwei Töchtern erneut
fliehen
- es gelang ihr über die Grenze in den unbesetzten Teil Frankreichs zu fliehen, ihren Mann im Internierungslager Vernet zu finden und nach Marseille zu entkommen
- dort mussten sie dann aber mehrere Monate verbringen, bevor sie endlich Ausreisepapiere
bekamen und Ende März 1941 auf einem Dampfereinschiffen konnten
- nach Zwischenaufenthalten (unter anderem in einem Lager für Staatsfeinde) gelangte Anna Seghers mit ihrer Familie ins Exil nach Mexiko
- während des Zweiten Weltkrieges boten ihre Erfahrungen in Paris und danach in Mexiko
Stoff für ihre Romane
- sie stellte sich Fragen über ihre Identität und versuchte den Stoff ihrer Bücher so zu wählen und die „Geschichten“ so zu beschreiben, wie sich die Realität ihr an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort darstellte
- während dieser Zeit im Exil wurde Anna Seghers auch politisch aktiv.
- sie schrieb unter anderem die Zerstörung des Faschismus auf und fand darin ihre Aufgabe.
- 1943 veröffentlichte sie "Der Ausflug der toten Mädchen". Dieses Buch lässt Parallelen zu ihrem Leben erkennen..
- Jahr der Schicksalsschläge (Mutter, Mainz, Gedächtnisverlust) Den folgenden Spitalaufenthalt empfand sie „... künstlerisch für mich ausgezeichnet, denn dadurch lernte ich viele Menschen kennen und sprach mit ihnen."
- 1944 veröffentlichte sie den Roman „Transit“ welcher die Erfahrungen der Flucht und des Exils im großen und ganzen schildern
- 1947 kam Anna Seghers zurück nach Deutschland, sie entschiede sich für die DDR und somit für den Kommunismus
Doch sie fühlte sich fremd und einsam. “Ich habe das Gefühl, in die Eiszeit geraten zu sein, so kalt kommt mir alles vor.” Dennoch wollte sie bleiben und verhindern, “dass die Fehler der Vergangenheit jemals wiederholt werden.”
Gemeinsam mit ihrem Mann, der 1952 nachgekommen war, träumte sie von einem neuen Deutschland, in dem es soziale Gerechtigkeit, aber keine Gnade für Nazis gibt. Deshalb blieb sie nach der Teilung 1949 in Ost- Berlin. Im Westen gab es ihrer Meinung nach keine Veränderung der Macht- und Besitzstrukturen
- nach Seghers Meinung war es besser, die Gemeinschaft anstatt das Individuum zu fördern.
- in der DDR spielte Anna Seghers eine große künstlerische, aber auch politische Rolle und so wurde sie 1947 zur Funktionärin der SED
Enttäuscht musste Seghers aber feststellen, dass ihr Lebensziel- ein gerechtes, menschliches Deutschland- auch in der DDR nicht verwirklicht wurde. Sie sah klar den Machtmissbrauch und empfand ein tiefes Unbehagen gegen die bestehenden Verhältnisse. Trotzdem hielt sie dem Staat die Treue und nahm kritiklos Verhaftungen und Ausweisungen von Kollegen hin. Ihr Glaube, dass der Sozialismus der einzige Weg zu einer besseren Welt sei, war durch nichts zu erschüttern. Sie war überzeugt, dass sich die DDR auf dem Weg zu dieser besseren Welt befand, auch wenn noch viele
Fehler gemacht wurden
- in Ostberlin erhielt sie 1947 den Georg-Büchner-Preis
- 1950 wurde sie Mitglied des Weltfriedensrates, zwei Jahre später Vorsitzende des Deutschen Schriftstellerverbandes; 1978 ernannte man sie dann zur Ehrenpräsidentin
- für ihre politischen Bücher erhielt Anna Seghers 1951 den Stalin-Friedenspreis, 1959 den Vaterländischen Verdienstorden in Silber und in 1965 Gold und zwischen 1965 und 1974 dreimal den Karl-Marx-Orden
- außerdem wurde sie zu Ehrendoktorin der Universität in Jena und zur Ehrenbürgerin von Mainz und Berlin ernannt (1960)
- sie nahm an vielen Internationalen Kongressen teil, bzw. unternahm mehrere Reisen nach China, Brasilien und Westeuropa
- Anna Seghers starb am 1. Juni 1983 in Ostberlin.
Preise: 1951 Internationaler Lenin Friedenspreis
1965,1969,1974 Karl Marx Orden
1954 Vaterländische Verdienstorden in Silber
1960 in Gold 1954 Clara-Zetkin Medaille
1970 Stern der Volksfreundschaft in Gold
1975 Großer Stern der Volksfreundschaft
1970 Lenin Erinnerungsmedaille
1975 Kulturpreis des Weltfriedensrates
1951,59,71 Nationalpreis 1. Klasse
1975 Orden der Volksfreundschaft
Größten Werke: Die Gefährten (1932)
Der Kopflohn (1933)
Der Weg durch den Februar (1935)
Die Rettung (1937)
Transit (1943)
Die Toten bleiben Jung(1949)
Die Entscheidung(1959)
Das Vertrauen (1968)
Mehr als 65 Erzählungen u. Novellen
Bild der Anna Seghers aus Sicht der DDR
- eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der DDR
"Mit den eindeutig sozialistischen Werken der frühen dreißiger Jahre trat Anna Seghers in die vorderste Reihe der proletarisch-revolutionären Erzähler“
"Anna Seghers durchdringt die letzten fünf Jahrzehnte weltbewegenden Geschehens vom Standpunkt der Arbeiterklasse[..]"
"Sie eroberte die Gestalt des klassenbewussten Arbeiters und des kommunistischen Funktionärs für die zeitgenössische Epik[..]"
"Ihr Schaffen begleitet beispielhaft den internationalen Kampf der Arbeiterklasse und den Aufbau der sozialistischen Ordnung der DDR."
Bild der Anna Seghers aus Sicht der BRD
- wurde während des "kalten Krieges" boykottiert
- die Einstellung überwiegt, dass mit der Rückkehr aus dem Exil und der Vereinnahmung der staatlichen Kulturbetriebe der DDR die sprachliche und gestalterische Kraft von Anna Seghers deutlich nachgelassen hat und Wesentliches kaum noch entstanden ist
- ihre Ehrenbürgerschaft von Mainz findet vor allem aus Reihen der CDU Kritik nach der Wende:
- 1990 Marcel Reich-Ranicki: " Im Siebten Kreuz findet sich der Satz: "Furcht ist, wenn eine bestimmte Vorstellung anfängt alles zu überwuchern." Warum hatte sie, gerade sie soviel Angst vor Ulbricht und seinen Vollstreckern? Was immer wir in Zukunft über Anna Seghers erfahren sollten, unsere Dankbarkeit für ihre besten Bücher hat davon unberührt zu bleiben."
" [..] In der DDR [sollte sie] immer mehr [..] [das] Bedürfnis verlieren [sie selbst zu sein] und eines ihrer Hauptthemen, Auffuhr und Widerstand gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit, in der neuen Gesellschaft aufgeben."
Heutige Wohnung - sehr einfach gelebt
Die ehemalige Wohnung von Anna Seghers ist heute eine Gedenkstätte und zugleich auch der Sitz der Anna-Seghers-Gesellschaft.
- Zwei Räume, Wohn- und Arbeitszimmer, wurden im Originalzustand erhalten
- Möbel und Gebrauchsgegenstände in der Wohnung von Anna Seghers und Ihrem Mann Laszlo Radvanyi waren einzig dem Prinzip überschaubarer Zweckmäßigkeit unterworfen.
- Wichtig war, an soliden Holztischen arbeiten zu können und die umfangreiche Bibliothek bequem zur Hand zu haben
- Die darin ältesten und wertvollsten Bücher hatte Anna Seghers nach Paris hinübergerettet
- Dort wurden sie bis 1947 aufbewahrt und konnten nach der Rückkehr aus dem mexikanischen Exil wieder nach Berlin gebracht werden
- Die fast zehntausend Bände umfassende Nachlassbibliothek ist ein Anziehungspunkt für Literaturwissenschaftler und Büchernarren
- Die Erben von Anna Seghers haben diese Bibliothek wie auch die gesamte Ausstattung der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt
Entstehungsgeschichte
- 1937 fing Anna Seghers an "Das siebte Kreuz" zu schreiben
- im März/April 1939 wurde der Roman abgeschlossen
- Die ersten zuverlässigen Nachrichten, dass sie an dem Roman arbeitete stammen vom September 1938
- Anna Seghers berichtete über das Manuskript, dass sie, nachdem sie es beendet hatte, Paris verlassen musste
- sie hat mit ihren Kindern ihren Mann aus einem Internierungslager für mögliche Französische Staatsfeinde befreit und dabei das Manuskript verloren
- erst später teilte man ihr mit, dass ein französischer Lehrer ein zweites versteckt gehalten hatte („Ich hatte es kurz vor der Besetzung Frankreichs durch die Deutschen beendet, da kam plötzlich die Evakuierung von Paris
Mein Mann war in einem französischen KZ, und ich, allein mit meinen Kindern, wusste die Gestapo auf meiner Spur. Eine Zeit der Hetzjagd und des Verbergens folgte, dabei ging das Manuskript verloren, und erst nach dem ich von französischen Freunden über die Demarkationslinie gebracht wurde, erst als ich meinen Mann in Südfrankreich wiederfand, erfuhren wir, dass ein Pariser Lehrer es versteckt gehalten und gerettet hatte."(Anna Seghers in Berlin "Sonntag" 27. April 1947))
- obwohl Anna Seghers sehr früh Deutschland verlassen hatte und seit mehreren Jahren im Exil lebte, wusste sie genau Bescheid über die Situation in Deutschland
- sie hat Kontakte mit Bekannten bewahrt, die in Deutschland geblieben waren, und informierte sich bei Flüchtlingen, die kürzlich Deutschland verlassen hatten
- außerdem gab es schon 1933/34 Berichte über die KZs, meistens von Ausgebrochenen geschrieben
- nach einer Aussage von Anna Seghers hatte sie selbst von dieser "sonderbaren und zugleich schrecklichen Sache mit dem Kreuz" gehört "an das ein Häftling gebunden" wurde
- ihr Roman liefert also eine treue Darstellung der Lebensbedingungen und der Geistesverfassung der deutschen Bevölkerung unter der Nazi Diktatur
- als Materialien für den Vorgang im und außerhalb des KZs dienten ihr einige Bücher, wie die eigenen Erlebnisse aus Bredels „Prüfung“ (1934) und Langhoffs „Moorsoldaten“ (1935) und Berichte von Hans Beimlers „Mörderlager Dachau“ (1933) und Gerhart Segers „Oranienburg“ (1934)
- außerdem „Unsere Straße“ (1936) von Jan Petersen und „Dein unbekannter Bruder“ (1937) von Bredel
- die Idee für das Buch stammt aus einem ihrer eigenen Schreiben, ein Gedenkartikel für Bredel, in dem sie feststellt, dass es noch deutsche Menschen gibt, die einem Gefangenen helfen
Wirkungsgeschichte
- „Das Siebte Kreuz“ erschien zuerst im Juni 1939 in der Moskauer Zeitschrift "Internationale Literatur"
- da es Kapitelweise erschien und nach dem Hitler-Stalin-Pakt abgesetzt wurde, wurden nur 2 Kapitel abgedruckt
- trotzdem war die Wirkung auf die deutschen Flüchtlinge in Moskau überwältigend, weil sie dadurch erfuhren, was in Deutschland vor sich ging („Flüchtling Stephan Hermlin: '[Die Wirkung ist] stark, ja überwältigend gewesen, weil uns, die wir Deutschland vor nicht allzu langer Zeit verlassen hatten, die Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen mit bestürzender Wahrhaftigkeit begegnete“ (Schriftsteller der Gegenwart, Heinz Neugebauer; Seite 88; Zeile 3-7))
- in englischer Sprache erschien das Buch zuerst im Jahre 1942 in einem Bostoner Verlag.
- „The Seventh Cross“ war leicht gekürzt, wurde aber gleich, obwohl es ins Visier des FBI gerat, zu einem der größten Bucherfolge der Exilliteratur
- es erreichte eine Auflage von über 600.000 Exemplaren und wurde sogar in einer Taschenausgabe für die in Europa kämpfenden amerikanischen Soldaten herausgebracht
- mehrere andere Buchverleger und Zeitungen wurden auf das Buch aufmerksam und druckten Illustrierte oder kürzere Fassungen ab
- die erste deutsche Fassung des "Siebten Kreuzes" wurde im Januar 1943 vom Exilverlag El Libro Libré in Mexikocity herausgebracht
- auch hier setzt sich der Erfolg fort: innerhalb von zwei Wochen sollen 2000 Exemplare verkauft worden seien
- während des Krieges erscheint der Roman auch in England und Kanada und wird ins Spanische, Portugiesische, Dänische, Niederländische, Schwedische, Norwegische, Russische und Französische übersetzt
- nach dem Krieg erscheinen mehrere Auflagen verschiedener Verleger im Osten und Westen Deutschlands
- nach einer Pause von 1948 bis 1962, bedingt durch den Ost-West-Konflikt und einer niedrigen Auflage 1947, gibt es weitere Auflagen in der BRD und das Buch wird zu einem der am weitesten verbreiteten Exilromane
- in vielen Ländern gehörte es zur Standartausrüstung für Studien in Germanistik, in der DDR ist es Schullektüre und immer neue anders Aufgemachte Auflagen zeugen für ein unvermindertes Interesse
- nicht nur deswegen hat es einen Platz in der Geschichte des Romans
- bevor 1962 neue Auflagen erschienen gab es eine öffentliche Debatte über die Bücher von Anna Seghers
- es könne nicht sein, dass man Bücher veröffentliche, die Walter Ulbricht gefallen und in der kommunistischen DDR erlaubt sind
- außerdem sei Anna Seghers als Präsidentin des Schriftstellerverbandes mit Schuld an der Unterdrückung der DDR-Bürger
- daran sieht man auch was für literarische und politische Folgen der Kalte Krieg hatte
- im September 1944 verfilmte die US-Filmgesellschaft MGM Anna Seghers’ Roman unter der Regie von Fred Zinnemann, einem Flüchtling aus Wien
- einige Rollen wurden von deutschen bzw. jüdischen Flüchtlingen übernommen
- das FBI interessierte sich auch sehr für Anna Seghers
- ihre Akte begann noch ehe die Autorin 1941 den amerikanischen Kontinent betrat und endete erst 1973, als sie ihn bereits 25 Jahre wieder verlassen hatte
- ein Angestellter der Behörde vermerkte abschließend auf einem Aktenverzeichnis, er habe zwei verschiedene Exemplare von „The Seventh Cross“ vernichtet
- es ist zu lesen, wie das „Siebte Kreuz“ daraufhin untersucht wurde, ob es als Kodebuch für Spione hergestellt worden war
- aber weder eine dreifache Untersuchung des Romans durch das berühmte FBI-Labor und die Suche nach dem Schlüssel für die Geheimschrift, noch die Anstrengungen von Hoovers Special Agents in den USA und in Mexiko bestätigten den Verdacht gegen „Das siebte Kreuz“
- nach ihrer Rückkehr nach Deutschland 1947 bekam sie für den Roman den Darmstädter Georg-Büchner-Preis
Inhaltsangabe
Der Roman “Das siebte Kreuz” von Anna Seghers zeichnet ein Bild des nationalsozialistischen Deutschlands im Jahre 1937. Aus dem KZ Westhofen sind sieben Häftlinge geflohen.
Der Lagerkommandant Fahrenberg setzt alles daran, die sieben wieder einzufangen. Zur Abschreckung lässt er sieben Kreuze errichten, die als Pranger für die Geflohenen und zu ihrer Vernichtung dienen sollen. Fahrenberg kennt nur die Furcht, dass ihm einmal die Macht über Tod und Leben entzogen wird und er ins gescheiterte, armselige, private Leben zurückkehren müsste. Seine Handlanger Bunsen und Zillich sind gefügige Werkzeuge, die aus Hass oder Lust zerstören, morden, quälen und willenlos Befehle ausführen.
Beutler, ein jüdischer Lebensmittelverkäufer, wird bereits nach wenigen Stunden gefasst, zusammengeschlagen und ins KZ gebracht. Kurz darauf wird auch Pelzer aufgegriffen und den Kommissaren zum Verhör überstellt. Belloni, ein Zirkusartist, kann sich der Verhaftung nur durch einen Sprung in den Tod entziehen.
Wallau, der kommunistische Funktionär und Leitfigur Heislers, wird verraten, so dass auch seine Flucht misslingt.
Aldinger, ehemaliger Bürgermeister von Unterbuchenbach und durch Denunziationen des jetzigen Bürgermeisters ins KZ gelangt, gelingt die Flucht bis vor die Tore seines Heimatortes. Dort verlassen ihn die Kräfte und er wird als toter Mann nach Hause gebracht.
Füllgrabe, ein ehemals wohlhabender Kaufmann, der wegen einer Devisengeschichte ins KZ eingeliefert wurde, stellt sich freiwillig der Polizei. Er wird ebenfalls ans Kreuz gestellt.
Ein Kreuz allerdings bleibt leer. Dieses Kreuz ist für Georg Heisler bestimmt. Die Flucht des Kommunisten Heisler steht im Mittelpunkt des Romans. Die ersten Stunden der Flucht ist Georg völlig auf sich allein gestellt. Er hofft, sich bis zu seiner Freundin Leni durchzuschlagen, um mit ihrer Hilfe endlich zu entkommen. Während dieser Zeit verlässt den entkräfteten und geschundenen Mann öfters der Mut. Der Gedanke an Wallau, seinen geistigen Vater, richtet ihn aber immer wieder auf und gibt ihm die Kraft, die Strapazen und Ängste zu überstehen.
In der ersten Nacht findet er Zuflucht in einer Kirche. Hier spürt er neben dem Gefühl der scheinbaren Sicherheit zugleich Bedrohung, Entmutigung und den Rat zur Aufgabe der Flucht. Heisler besinnt sich seiner Ziele und seiner selbst und schöpft neue Kraft in seiner Verzweiflung. Der Pfarrer ist ihm bei der Flucht, ohne das Georg es weiß, hilfreich, indem er den Küster zur Beseitigung des blutverschmierten Lappens anweist, welcher in der Kirche zurückbleibt. Schließlich gelangt Georg zu Leni, die ihn aber aus Angst und Selbstsucht zurückweist.
So wie Leni verschließen viele ihre Augen vor den unvorstellbaren Greueln in den Konzentrationslagern und vor dem brutalen Terror und werden so zu bewussten Stützen und Helfershelfern des Faschismus. Sie entstammen meist der breiten Schicht des Kleinbürgertums und werden so ohne merklichen inneren Widerstand zu Mitläufern oder Werkzeugen des faschistischen Regimes..
Wieder auf sich allein gestellt sucht Heisler in seiner Vergangenheit nach Menschen, die ihm weiter helfen könnten. Da sich das Netz der Verfolgung durch die Nazis um ihn herum immer enger zieht, kommt keiner der alten Weggefährten in Frage. Da erinnert sich Georg an seinen Schulkameraden Paul Röder, welcher nicht im Widerstandskampf tätig ist. Dieser Paul Röder ist es schließlich, der aus Freundschaft und Menschlichkeit die erforderlichen Kontakte für Georg aufnimmt und es den Genossen ermöglicht, Heisler zu retten.
Hierbei bemüht sich Franz Marnet, Georgs ehemaliger Freund und Weggefährte, in besonderem Maße um Hilfe. Heislers Flucht reißt Franz aus seiner Isolierung heraus. Er sucht und findet die Genossen und greift wieder aktiv in den Kampf des Naziregime ein.
Heisler gelingt aufgrund der Unterstützung vieler Menschen die Flucht ins Ausland. Sein Kreuz bleibt leer. Es wird zum Symbol der Hoffnung und des Widerstandes
Sie hat die Handlung des Romans in eine Gegend versetzt, die sie aus ihrer Jugendzeit kennt : es handelt sich um die Gegend um Mainz, ihrer Geburtsstadt, zwischen dem Rhein, dem Main und dem Taunus. Georg Heisler flieht, zum Beispiel aus dem KZ Westhofen : der Name verweist eindeutig auf das KZ Osthofen bei Worms, das in den ersten Märztagen 1933 errichtet wurde und zu den Internierungslagern der ersten Stunde zählte. Außerdem beschreibt sie ausführlich den Mainzer Dom, in dem Georg Zuflucht findet, und die Landschaft um Mainz.
Sie hatte, wie vorhin schon gesagt, Kontakte mit Bekannten bewahrt, die in Deutschland geblieben waren, und informierte sich bei Flüchtlingen, die kürzlich Deutschland verlassen hatten. Außerdem gab es schon 1933/34 Berichte über die KZ, meistens von Ausgebrochenen geschrieben. Nach einer Aussage von Anna Seghers hätte sie selbst von dieser "sonderbaren und zugleich schrecklichen Sache mit dem Kreuz" gehört "an das ein Häftling gebunden" wurde.
Ihr Roman liefert also eine treue Darstellung der Lebensbedingungen und der Geistesverfassung der deutschen Bevölkerung unter der Nazi Diktatur.
- die Zahl Sieben ist im gesamten Roman allgegenwärtig
- sieben Flüchtlinge fliehen aus dem KZ Westhofen
- sieben Tage dauert die Flucht. Sieben Kreuze werden errichtet
- der Roman ist in sieben Kapiteln strukturiert. Er beginnt und endet damit, dass das siebte Kreuz leer bleibt
- die Zahl Sieben spielt in nahezu allen Weltkulturen eine bedeutende Rolle
- man kennt z.B. die sieben christlichen Tugenden, die sieben Todsünden, die sieben Weltwunder oder auch in Märchen die sieben Geißlein, die sieben Zwerge
Interpretation
Mit dieser gelungenen Flucht zeigt Anna Seghers, dass es im Nazideutschland noch Leute gibt, die gegen die Diktatur sind und bereit sind, ihr Leben zu riskieren um anderen Menschen zu helfen. Der Faschismus hat es doch nicht geschafft, menschliche Werte, wie Solidarität, Hilfsbereitschaft und Treue zu zerstören.
Das 7. Kreuz, das Kreuz, das leer bleibt, ist ein Symbol für die Hoffnung und den Widerstand. Es steht nicht wie das christliche Kreuz für märthyrerhafte Duldung, sondern für eigenständiges, mutiges Handeln. Vielleicht nicht zufällig trägt Georg den Namen vom heiligen Georg, dem Drachentöter.
Anna Seghers betrachtete es als Auftrag und Pflicht, mit der Kunst gegen den Nationalsozialismus Partei zu ergreifen. Sie wollte, nach ihren Worten, “Lehrer sein für ein ganzes Volk”, wollte wachrütteln und den Menschen die Augen öffnen. In ihren Romanen gibt sie keine Handlungsanweisungen, sondern zeigt dem Leser Situationen der Entscheidung, so dass man selbst sich fragen muss, was man getan hätte. Sie wollte in “die Hohlräume der Gefühle” vordringen, also uns gefühlsmäßig gegen Hitler Partei ergreifen lassen. Ihr Ziel war es, uns uns veranlassen, selbst mitzudenken und zu erkennen, dass Hitler sich gegen sein eigenes Volk gerichtet hat.
Aus dem Essay von Christa Wolf - Gesichter der Anna Seghers
Anna Seghers: Deutsche, Jüdin, Kommunistin, Schriftstellerin, Frau, Mutter. Jedem dieser Worte denke man nach. So viele
miteinander widersprechende, scheinbar einander ausschließende Identitäten, so viele tiefe, schmerzliche Bindungen, so viele
Angriffsflächen, so viele Herausforderungen und Bewährungszwänge, so viele Möglichkeiten, verletzt zu werden, ausgesetzt zu sein,
bedroht bis zur Todesgefahr. Ein Mensch wie sie, ihre Überzeugung, ihr Gewissen mussten in diesem Jahrhundert zum Kampffeld
scheinbar oder wirklich entgegengesetzter Kräfte werden, die ihr öfter gleich stark vorgekommen sein mögen, so dass jede Wahl
eine bittere Entscheidung wurde und ein Stück ihrer selbst ausschloss. Darüber zu klagen verbot sich in den Zeiten, in denen sie ihre
Entscheidungen zu treffen hatte, und es verbot sich mehr und mehr, auch nur darüber zu sprechen: Mit wem denn. Nie habe ich sie
darüber reden hören, was für sie der Ausschluss aus dem Volk, dem sie sich innig zugehörig fühlte, bedeutet hat
Seghers-Preis geht an zwei Autoren
Berlin - Der Anna-Seghers-Preis 1999 wird an die Schriftsteller Stefanie Menzinger und Hermann Bellinghausen verliehen. Die mit jeweils 15 000 Mark dotierten Preise wurden am 25. November in der Akademie der Künste verliehen.
- Arbeit zitieren
- Kai-Uwe Rosemann (Autor:in), 2001, Seghers, Anna - Das siebte Kreuz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104707