Fredriksson, Marianne - Hannas Töchter - Buchvorstellung


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

13 Seiten, Note: 13 Punkte


Leseprobe


Buchvorstellung: Hannas Töchter von Marianne Fredriksson Kurzbiographie

Marianne Fredriksson wurde 1927 in Göteborg geboren.

Ihre Karriere begann Ende der vierziger Jahre, als sie Journalistin einer Lokalzeitung wurde und mit einer Reportage über die Überlebenden eines Schiffsunglücks erstmals auf sich aufmerksam machte. Sie gab ihren Beruf nicht auf, als sie einen Schiffsingenieur heiratete und zwei Töchter bekam. Ihre journalistische Karriere führte sie weiter über die Zeitschrift „Allt i hemmet“ zum Magazin „Vi Föraldrar“, welches das schwedische Pendant zu „Eltern“ ist, das sie lange als Chefredakteurin leitete, bevor sie 1974 zum „Svenska Dagbladet“ wechselte.

Ende der siebziger Jahre fing sie dann „immer morgens vor der Arbeit“ (Zitat Marianne Fredriksson) an, einen Roman zu schreiben. Als erster von sieben Romanen erschien 1980 „Evas bok“, welchen sie bis 1994 veröffentlichte. Dies ließ sie nationalen Ruhm erlangen, doch mit ihrem achten Buch „Anna, Hanna och Johanna“, zu deutsch „Hannas Töchter“, wurde sie international bekannt. Für diesen Publikumserfolg wurde sie zur Autorin des Jahres 1996 gewählt.

(Anlehnung an www.Fischer.de -eine Biographie von Marianne Fredriksson)

Inhaltsangabe

Der Roman „Hannas Töchter“, geschrieben von Marianne Fredriksson, ist einer der erfolgreichsten Werke der letzten Jahre. Er brachte die Autorin an die Spitze der Bestsellerlisten, obendrein wurde sie zur „Autorin des Jahres“ in Schweden, sowie auch in Deutschland gewählt. „Hannas Töchter“ beschreibt die Geschichte dreier schwedischer Frauenleben und deren Schicksale, eingebettet in die Problematik der jeweiligen Zeit und Genration.

Der Roman beginnt mit Anna, der jüngsten der drei Frauen. Sie findet sich im Alter von sechzig Jahren im Pflegeheim ihrer Mutter Johanna wieder, die an Alzheimer leidet, und beschließt sich auf die Suche nach sich selbst zu machen, dabei stößt sie auf ihre Großmutter Hanna und den Lebensbericht ihrer Mutter. Der zweite Abschnitt des Romans ist der Bericht von Hanna. Sie ist zwölf, als sie vergewaltigt wird, dreizehn als sie einen Sohn gebärt. Als ein Müller nach Dalsland kommt heiratet er sie, trotz des unehelichen Sohnes. Hanna führt ein einfaches Leben als Müllersfrau. Sie und der Müller bekommen noch vier Kinder miteinander, doch nur die Tochter Johanna wird näher beschrieben. Als ihr Mann stirbt, zieht Hanna mit ihren Kindern nach Göteborg zu dem unehelichen Sohn. In der Großstadt tut sie sich schwer, sie ist bäuerisch und altmodisch, die Stadt jedoch ist im Umbruch zu einer neuen Zeit.

Darauf folgt ein Zwischenspiel, das sich wiederum mit Anna beschäftigt, die sich viel aus ihrem Leben zwischen ihrer Jugend bis zur Gegenwart zurück ins Gedächtnis ruft und sich mit ihrer Großmutter vergleicht.

Der nächste Abschnitt des Romans ist die Lebensgeschichte von Johanna. Sie ist ein intelligentes und hübsches Mädchen. Als sie mit der Schule fertig ist arbeitet sie bei einer Bürgerfamilie, gibt diese Anstellung wegen des Herrn des Hauses bald auf und nimmt eine Anstellung als Delikatessenverkäuferin an. Bald darauf lernt sie ihren Mann kennen und heiratet ihn. Nach zwei Fehlgeburten bekommt sie eine Tochter, Anna, erleidet jedoch danach noch einmal zwei Fehlgeburten. Sie lebt als einfache Hausfrau, erlebt, wie ihre Tochter erwachsen wird, selbst heiratet und zwei Kindern das Leben schenkt. Johanna wird alt und in ihr beginnt die Alzheimerkrankheit zu wüten, bis sie schließlich nichts mehr mit der Außenwelt zu tun hat.

Im letzten Abschnitt ist nochmals Anna dargestellt, die den Tod ihrer beiden Eltern erfahren muss und dies in Form eines Buches über die Großmutter, Mutter und sich selbst zu verarbeiten versucht.

Charakteristik der Protagonistinnen

Drei Frauen, drei Generationen, drei Schicksale. Hanna, Johanna und Anna sind uneingeschränkt die drei Protagonistinnen dieses Buches. In jedem Ressort des Romans ist eine andere der drei Frauen die Hauptfigur. So wird beispielsweise in der Hanna-Erzählung, Johanna in den Schatten ihrer Mutter gestellt, Anna nur am Rande erwähnt, was sich bei den anderen beiden Erzählungen wieder wandelt.

Hanna: Hanna ist die älteste überlebende Tochter der Familie. Ihre vier älteren Geschwistern sind vor Hunger gestorben, sie kommt auf die Welt, als diese schon im Grab liegen. Ihre Mutter Maja-Lisa hat durch den Verlust ihrer ersten Kinder gelernt, nicht mehr so viel Liebe in die Kinder zu investieren und das Herz nicht mehr so sehr an sie zu hängen. So wächst Hanna als kräftiges und gesundes Mädchen einer armen Bauernfamilie heran. Als sie einigermaßen rechnen und schreiben kann, muss sie aus der Schule wegbleiben und kommt an den Hof von Verwandten. Dort wird sie im Alter von zwölf Jahren vom Bauerssohn vergewaltigt. Mit dreizehn Jahren wird sie Mutter und dort, wo sie lebt, als Hure bezeichnet. Ihr Sohn Ragnar, den sie sehr gerne hat, wird Hurensohn genannt. Als der Müller John Broman in die Gegend kommt, heiratet er Hanna und nimmt ihr somit ihre Schande ab, von da an wird sie ehrbar, was ihr sehr wichtig ist. „Sie saßen sehr Stolz in der Kirchenbank, als der Pfarrer ihr Aufgebot verlaß, und nie, weder davor noch danach, hatte Hanna solchen Stolz empfunden.“ (Hannas Töchter, Seite 73) Das erste Glücksgefühl empfindet sie, als sie in die Mühle einzieht und das geschnitzte Sofa mit dem Seidenbezug aus Värmland ankommt und ihr Sohn von Broman Bauklötze zum Spielen geschenkt bekommt. Hanna ist eine Person, die nur vor Glück weinen kann, nicht vor Trauer. „Ich heul sonst nie. Nur wenn ich mich freue.“ (Hannas Töchter, Seite 66) Doch auch nach der Hochzeit mit dem Müller ist das Leben von Hanna hart, ihr Dasein ist von harter Arbeit und Plackerei bestimmt. Obwohl Broman soetwas ist, was man in dieser Zeit einen guten Mann nennt, muss Hanna auch Schläge und das wöchentliche Betrinken von ihm erdulden. Sie nimmt dies alles ohne Klage hin. Hanna und Broman bekommen drei Söhne und zu guter letzt noch eine Tochter. Hanna gebärt jedes ihrer Kinder unter großen Schmerzen. Als sie erfahren hat, dass sie als letztes einem Mädchen das Leben geschenkt hat, sagt sie nur: „Sie sei traurig, weil sie ein Mädchen bekommen hatte, und wo doch allen Frauen ein schreckliches Schicksal bestimmt war.“ (Hannas Töchter, Seite 134) Hanna hat sich selbst bedauert eine Frau zu sein, sie hat ein sehr zerrüttetes Männerbild, nicht zuletzt wegen der Vergewaltigung. Als ihr Mann stirbt zieht Hanna mit ihren Kindern in die Stadt nach Göteborg. Sie ist bäurisch und altmodisch, jedoch findet sie sich mit der Zeit und mit der Hilfe ihrer Schwiegertochter in der Stadt zurecht. Arbeit findet sie in einer Bäckerei, es ist schwere Arbeit, doch sie ist stolz ihr eigenes Geld zu verdienen, auch wenn es wenig ist. Als sie dann pensioniert wird, meint sie nur über die monatliche Rente: „Es ist eine Schande, wenn man Geld kriegt, dass man nicht ehrlich verdient hat.“ (Hannas Töchter, Seite 169) Hanna ist ein Mensch, der nichts geschenkt bekommen will, für alles, was sie im Leben hat, hat sie hart gearbeitet und viel ausgehalten. Das Verhältnis mit ihrer Tochter, ist zu Anfang ziemlich schlecht. Das Mädchen geht auf die Schule und betrachtet seine Mutter als dumm, was Hanna selbst von sich weiß. Doch als Johanna älter wird verstehen sie sich besser. Hanna bietet ihrer Tochter sogar Hilfe an, als diese unehelich schwanger wird, damit sie den Vater des Kindes nicht zu heiraten braucht, wenn sie nicht will. Später zieht Hanna in ein „modernes kleines Appartement“ (Hannas Töchter, Seite 170) und ruht sich von der Lebensmühe aus. Sie stirbt im Alter von fast neunzig Jahren und ist zu diesem Zeitpunkt noch „kristallklar im Kopf“ (Hannas Töchter, Seite 171).

Johanna: Johanna kommt als letztes Kind von Hanna und Broman zur Welt. Sie ist der Liebling des Vaters, der das Mädchen nach seiner verstorbenen Tochter benannt hat. Johanna ist sehr intelligent, kann im Alter von fünf Jahren schon schreiben und wird daher von den anderen Schulkindern in Dalsland nie akzeptiert. Während ihrer Schulzeit bleibt Johanna stets Außenseiterin. Als der Vater stirbt, verstummt Johanna. Erst als ihr Bruder Ragnar, den sie sehr gerne hat, und dessen Freundin Lisa sie mit nach Göteborg holen, kommt wieder Leben in Johanna. Sie beendet ihre Schulzeit und wird von ihrer Mutter gezwungen bei einer Bürgersfamilie als Dienstmädchen zu arbeiten. Jedoch versucht der Hausherr das Mädchen zu vergewaltigen und somit kann sie diesen Dienst quittieren. Johanna wird Verkäuferin, das macht ihr Spaß, dort findet sie zum ersten Mal im Leben auch Freundinnen, mit denen sie noch lange Zeit Kontakt hält. Sie engagiert sich bei den Sozialdemokraten, ist politisch aktiv, geht auf Demonstrationen und lernt in diesen Kreisen auch ihren Mann Arne kennen. Als sie schwanger wird, planen sie die Hochzeit, doch sie verliert das Kind. Johanna ist sich nicht sicher, ob sie Arne wirklich heiraten soll, denn dessen Mutter ist jähzornig, was Arne von dieser geerbt hat. Schließlich heiratet sie ihn doch, denn er birgt Sicherheit als Arbeiter in einer Werft und das ist zu dieser Zeit sehr wichtig. Johanna hört auf zu arbeiten und widmet ihre ganze Zeit ihrem Garten. Sie wird nochmals schwanger und verliert das Kind wieder. In ihrem Lebensbericht schreibt sie nicht viel darüber, nur das es ihr sehr weh getan hat. „Johanna ist wütend auf die Männer und das von ihnen dominierte System,“ sagt Marianne Fredriksson in einem Interview mit dem Spiegel. Johanna hasst die Männer ihr ganzes Leben lang, vor allem diejenigen, die sich vor ihrer Mutter ducken, sie entwirft eine regelrechte Theorie über das starke Geschlecht. Als sie ihr drittes Kind endlich austragen kann, kümmert sie sich hingebend und liebevoll um ihre Tochter. Es herrscht Krieg zu deren Kindheit, doch sie versucht alles Schlimme von ihr fern zu halten, was ihr jedoch nicht ganz gelingt. Johanna erleidet noch zwei Fehlgeburten, welches ihr Leid darstellt. Sie fühlt sich Arne gegenüber unterwürfig, kann ihm nicht stand halten, weil sie Anna schützen will. „Hätte ich noch vier weitere Kinder gehabt, ich wäre wohl demütig auf dem Boden gekrochen.“ (Hannas Töchter, Seite 295) Doch die eigentliche Unterwürfigkeit liegt darin, dass Johanna um jeden kleinen Geldbetrag bitten muss. Als sie wieder anfängt zu arbeiten, fühlt sie sich wieder als ganzer Mensch. Als die Tochter dann aufs Gymnasium geht entsteht das selbst Problem, wie damals bei Hanna und Johanna, dennoch ist die Kluft nicht ganz so groß zwischen den beiden. Als Anna dann selbst Mutter wird, ist Johanna glücklich mit ihrer Enkeltochter, sie ist eine gute Oma, so eine, wie sich jedes Kind wünschen würde. Doch sie hat auch Probleme mit dem Älterwerden, als jedoch ihr Schwiegervater stirbt, nimmt er ihr damit die Angst vor dem Tod und auch vor dem Älterwerden. Johanna leidet im Alter an der Alzheimerkrankheit, die sie nicht mehr als handelnde Person dastehen lässt. Sie flüchtet sich in die Träume ihrer Kindheit, bis sie dann endlich im Alter von fünfundachtzig Jahren verstirbt.

Anna: Anna ist das einzige Kind von Johanna und Arne, sie wird von den beiden sehr geliebt und verwöhnt. Ihre Kindheit verbringt sie in der Zeit des zweiten Weltkrieges. Sie ist ein sehr aufgewecktes und vor allem intelligentes Kind, tröstet ihre Mutter im Alter von drei Jahren, weil diese Angst hat. Als die Mutter wieder anfängt zu arbeiten, kocht Anna freitags und führt den Haushalt. Doch als sie dann aufs Gymnasium geht, beginnen die Probleme, mit dem Vater streitet sie nur noch und auch die Kluft zwischen ihr und der Mutter wird größer. Sie errichtet einen regelrechten akademischen Schutzwall um sich herum. Auf der Universität lernt sie Donald kennen, wird schwanger und lässt abtreiben. Ohne Bedenken, als sie noch jung ist, jedoch im Alter trauert sie um das Baby, das nie geboren werden durfte. Später, als sie schon als Journalistin arbeitet, lernt sie Rickard kennen. Die beiden heiraten, obwohl es heisst, dass er ein Schürzenjäger sei. Annas Problem liegt in diesem Mann, sie bekommt zwar zwei Kinder von ihm, ist auch finanziell unabhängig und als er sie während der zweiten Schwangerschaft offensichtlich betrügt, lässt sie sich scheiden. Gefühlsmäßig kommt sie jedoch nie los von ihm, er gibt ihr sogar die Schuld an seinen immer wehrenden Affären. Sie heiratet ihn wieder, als ihr drittes Kind noch im Säuglingsalter stirbt, steht sie kurz davor verrückt zu werden. Sie springt noch rechtzeitig von diesem Zug ab. Als ihre Eltern sterben, wird ihr nochmals der Boden unter den Füßen weggezogen, sie verkriecht sich in ihr Elternhaus, doch irgendwann spürt sie, dass sie zu ihrer Familie gehört und verkauft ihr Elternhaus und beschließt nie mehr dahin zurückzukehren. Sie lässt diesen Teil ihres Lebens hinter sich.

Problematik

Die Problematik dieses Buches ist eindeutig das Thema Beziehung Mann - Frau. Die Männer werden in diesem Buch degradiert, als Randfiguren und als Untergebene ihrer Mütter dargestellt. In den Augen von Marianne Fredriksson müssen die Männer Wesen sein, die sie nie verstanden hat. Es ist wahrscheinlich, dass sie aus der Erfahrung, die sie mit ihrem Mann gezogen hat, in diesem Buch ein Männerbild entworfen hat, welches jede Frau davor zurückschrecken lässt zu heiraten. Außerdem stellt sie die Frauen so dar, als ob sie den Männern völlig verfallen wären. Die einen durch finanzielle, die anderen durch emotionale Abhängigkeit. Marianne Fredriksson versucht den Frauen einen Weg aufzuzeigen, den sie gehen sollen, aber dennoch ist es kein klarer Weg, denn sie versperrt mit Anna den Weg Karriere und mit Hanna und Johanna den Weg Hausfrau und Mutter. Mit den Kindern von Anna zeigt sie, dass man am besten gar nicht heiraten sollte und die Finger von Männern am besten lassen sollte. Wie sehr muss diese Frau unter ihrem Mann und auch Vater gelitten haben, dass sie so ein Buch schreibt?

Natürlich ist auch ein Teil der Problematik des Buches, das Leben in den einzelnen Generationen, aber im Mittelpunkt steht doch immer der Mann, der von seiner Mutter nicht loskommt und somit seiner Frau Schaden zufügt. Ob es nun Broman, Arne oder Rickard ist, alle hatten sie Furien als Mütter und Engel als Ehefrauen. Jede wird anders damit fertig und alle gehen sie unter diesen Männern kaputt, dennoch lieben sie diese Kreaturen. Wahrscheinlich ist die Problematik des Buches die Verarbeitung von Marianne Fredrikssons Leiden in ihrer Ehe. „Wie in jeder Ehe hat es auch bei uns Schwierigkeiten gegeben“, meinte die Autorin in einem Interview mit dem Spiegel.

(Anlehnung an www.luise-berlin.de -Rezension)

Aufbau und Struktur

Der Roman ist in fünf Bücher unterteilt. Das erste Buch ist das von Anna, der Prolog. Es enthält sechs Kapitel. Darüber hinaus stellt er die Einleitung in das Geschehen dar. Hier ist Anna die Protagonistin. Sie besucht ihre Mutter im Pflegeheim und ihren Vater zu Hause. Anna beginnt über das Leben ihrer Großmutter, ihrer Mutter und auch über das eigene Leben nachzudenken. Sie setzt sich in diesem ersten Teil des Romans zum ersten Mal in ihrem Leben richtig mit Hanna auseinander und schildert noch den eigenen Alltag und das traurige Dasein ihrer Mutter.

Das zweite Buch ist voll und ganz dem Leben von Hanna gewidmet. Es enthält sechsundzwanzig Kapitel. Hierin ist das Leben der Hanna von Geburt bis zum Tode in seinen Wichtigkeiten und manchmal auch Einzelheiten beschrieben.

Das dritte Buch beschäftigt sich wieder mit Anna, es ist als Zwischenspiel bezeichnet und enthält elf Kapitel. In diesen Seiten wird Annas Leben zwischen ihrer Kindheit bis zur Gegenwart in Rückblenden näher beleuchtet. Der Leser erfährt nur in Schnipseln die ganze Geschichte der Anna.

Das vierte Buch ist nun die Lebensgeschichte der Johanna. Sie besteht aus einundzwanzig Kapiteln, welche die Zeit zwischen dem Umzug nach Göteborg bis hin zur Erkrankung an Alzheimer schildert. Das letzte Buch dreht sich wiederum um Anna und ist als Schlusswort bezeichnet. Es besteht aus sieben Kapiteln, welche die letzten Einblicke in das Leben von Anna gewähren. Die Geschichte des Todes von Johanna und Arne wird erzählt, mit dem Satz, mit dem das Buch endet, endet auch das chronologisch letzte Erlebnis von Anna und man hat das Gefühl, dass eine neue Ära anbricht.

Im ganzen gesehen enthält der Roman drei Romane in sich geschlossen, nämlich der von Hanna, Johanna und Anna, welcher jedoch unterbrochen dargestellt wird. Der Hanna- und auch Johanna-Bericht sind zwei in sich abgeschlossene Erzählungen, die keinerlei Erläuterung mehr bedürften.

Sprachanalyse

„Hannas Töchter“ ist weit davon entfernt, ein literarisches Meisterwerk zu sein. Das Buch ist stilistisch recht einfach geschrieben, auch die Konstruktion wirkt manchmal recht unbeholfen. Der Satzbau verläuft meist parasyntaktisch, ist aber auch durch wenige Hypotaxen bereichert. Elliptische Sätze kommen zwar vor, jedoch in einer solchen Seltenheit, dass sie beinahe gar nicht ins Gewicht fallen.

Zwar ist das Buch in poetischer und kräftiger Sprache verfasst, jedoch plätschern die Ereignisse wie ein Bächlein dahin. Rasch, gleichförmig, ja beinahe zufällig, ohne jede vertiefende Schwerpunkte, welche die Literatur eigentlich so gerne setzt, werden lebenseinschneidende Episoden dargelegt. So wird, wenn Hanna ihren Mann verliert, gerade mal mit zwei Zeilen darauf eingegangen: „Als der erste Herbststurm die Blätter von den Bäumen riß, hustete John Broman sich zu Tode.“ (Hannas Töchter, Seite 153) Und im Lebensbericht Johannas nehmen tiefgreifende Ereignisse wie der Tod der Mutter und des Bruders nur verschwindenden Raum ein: „Im Oktober starb Mutter ... Arne regelte alles mit dem Begräbnis ... Sie wurde an einem Freitag beerdigt. Ragnar hielt die Grabrede. Am Samstag war er Tod, versehentlich auf der Jagd erschossen.“ (Hannas Töchter, Seite 336/337) Dadurch erscheint der Text eindimensional, als ein Bericht, der von Ereignis zu Ereignis springt. Tiefe, Ausführlichkeit und Anschaulichkeit, die normalerweise Romane besitzen, das Ausmalen der Situation, das sie unverwechselbar macht und dem Leser das Dabeisein und Miterleben ermöglicht, fehlt hier.

Bestimmung der Erzählperspektive: Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben. So wird Hannas Geschichte in einer langen Rückblende erzählt, in der Anna als auktorialer Erzähler fungiert. Sie wirft immer wieder Vorausdeutungen ein [„Letzteres sollte sie noch bereuen.“ (Hannas Töchter, Seite 157)], was ein Hinweis auf einen auktorialen Erzähler, in diesem Fall Erzählerin, ist.

Der Bericht von Johanna ist in der Ich-Perspektive verfasst, dem Leser wird Johanna selbst als Erzählerin ihres Lebens vorgestellt, ihre Autobiographie reicht bis ins Dunkel von Alzheimer hinein, was ein reichlich simpler Kunstgriff der Autorin ist und in keinster Weise der Realität entsprechen kann. Anna lebt in der Gegenwart, ihr Leben wird zum Teil auch in Rückblenden dargestellt aber doch meist von einem personalen Erzähler, der nur Anna in ihrem Visier hat und Rickard genau so darstellt, wie Anna ihn sieht.

Bestimmung der Personenrede: Im ganzen Buch wird sehr viel wörtliche Rede verwendet. Marianne Fredriksson lässt im schwedischen Original die dalsländichen Personen in Mundart sprechen, wie in Dalsland um die Jahrhundertwende miteinander gesprochen wurde, ins Deutsche wurde diese Mundart jedoch mit einfachem Deutsch übersetzt. Andere Figuren, wie zum Beispiel Anna, reden Hochdeutsch, andere wiederum, sowie Ragnar und Johanna wechseln von Mundart zur Schriftsprache, was in der deutschen Übersetzung nicht so deutlich wie im schwedischen Originalwerk zu erkennen ist.

Die von der Autorin gewählte Art, in der sie die Personen sprächen lässt, ist vorwiegend die wörtliche Rede, indirekte Rede ist knapp gehalten und der Bewusstseinsstrom tritt nicht in Erscheinung.

Raum- und Ortsanalyse

Der Handlungsort ist in allen drei Frauengeschichten ein anderer, jedoch überschneiden sich die einzelnen Orte miteinander. Hannas Geschichte spielt von ihrer Geburt an im dünnbesiedelten Nordschweden, genauer gesagt in Dalsland, einem armen Ort am Norskwasser, der in der Nähe zur norwegischen Grenze liegt. Es ist ein Ort, wo die Kinder in den Notjahren noch verhungern, wo Aberglaube herrscht, der Runenmeister mit seinem Hexenweib umgeht, wo Wunderheiler, mit dem zweiten Gesicht begabt, wirken, die Tod auf mehr als zehn Jahre vorauszusehen vermögen und wo man sich bei drohenden kriegerischen Auseinandersetzungen (Unionskrise mit Norwegen 1905) einfach in eine Höhle zurückzieht. Der Landstrich entvölkert sich langsam, weil die Bewohner nach Norwegen, Stockholm oder Amerika auswandern. Dieser bestimmt das halbe Leben von Hanna, dann zieht sie zu ihrem Sohn nach Göteborg. Dies ist eine Großstadt, in der es Licht und Fließwasser gibt, für Hanna eine ungeheure Umstellung. Sie fühlt sich ausgerissen aus dem Vertrauten und hineingepflanzt in einen Boden, der nicht zu ihren Wurzeln gehört. Dennoch lebt sie auch in Göteborg im ärmeren Viertel, in Haga. Später jedoch als sie alt ist, bekommt sie ein modernes und bequemes Appartement, in dem sie sich ausruhen kann und den Komfort genießen kann, dies stellt den schönen Lebensabend von Hanna dar.

Johanna kann in keinem Fall mit Dalsland in Verbindung gebracht werden, auch wenn sie dort geboren ist und die ersten acht Jahre ihres Lebens verbracht hat, so sagen sie wenig, ja gar nichts, über Johanna aus. Ihr Leben beginnt in Haga, ist jedoch auch nur eine Station. Die Markthalle und Johannas Delikatessenstand ist ein wichtiger Handlungsraum für Johanna. Hier ist sie ganz sie selbst, nie mehr wird sie nochmals so glücklich als in ihren jungen Jahren an diesem Ort. Die meiste Zeit ihres Lebens verbringt Johanna in ihrem Haus am Meer und in ihrem Garten. Dieser Ort ist ein Spiegel ihrer selbst. Die Rosen im Garten sind so schön wie Johanna, die Früchte so lebendig und die Mauern engen das alles so sehr ein, dennoch schützen sie die Rosen. Arne ist die Mauer in Johannas Leben, er engt sie ein, dennoch liebt er sie und sie ihn auch. Ihr Leben endet in einem Pflegeheim. Ihr Leben hat an einem herrlichen Ort begonnen und endet an einer Stätte, die für viele alte Menschen die letzte Ruhestätte vor dem Tod ist, aber dennoch ein grausamer Ort.

Anna wächst behütet in dem Haus am Meer auf, als sie jedoch erwachsen ist zieht sie nach Stockholm. Dies ist der Ort ihres Leidens, denn hier wird sie von ihrem Mann betrogen. Sie kehrt immer wieder an den Ort der Geborgenheit und der Kindheit zurück, als ihre Eltern sterben sogar für lange Zeit. Verabschiedet sich aber dann gänzlich von diesem Ort und dem Abschnitt in ihrem Leben. Sie zieht nun in ein Grundstück mit zwei Häusern. Das Grundstück ist genauso beschrieben, wie das, welches Marianne Fredriksson bewohnt, es soll ewige Ruhe und ewiges Glück darstellen.

Bestimmung der Erzählzeit und der erzählten Zeit

Erzählzeit: Umfassend ist festzustellen, dass das Buch die ganze Zeit über zeitraffend geschrieben ist, mit der kleinen Ausnahme des Zwischenspiels von Anna, da wird zeitdeckend erzählt und die Vergangenheit in zusammenfassenden Rückblenden präsentiert.

Das Buch von Hanna umfasst ihr gesamtes Leben, welches sich von 1871 bis 1964 erstreckt und auf 132 Seiten erzählt wird. Auch Johannas Geschichte beschreibt deren ganzes Leben von der Geburt 1902 bis zum Tode 1987, welches in der Erzählung insgesamt 120 Seiten ausfüllt. Annas Erzählung jedoch umfasst nur den Zeitraum von ein paar Monaten, erstreckt sich jedoch auf insgesamt 103 Seiten. Proportional gesehen, sind nun die Berichte von Hanna und Johanna wesentlich zeitraffender als der von Anna.

Erzählte Zeit: Das Buch beschreibt den Zeitraum dreier Frauenleben, in Jahreszahlen ausgedrückt ist es genau die Zeit von 1871 bis 1987. Der Roman umfasst also zeitlich gesehen mehr als ein ganzes Jahrhundert. Er begleitet seine Protagonisten durch ihr gesamtes Leben hindurch, erwähnt die wichtigsten Stationen und Ereignisse ihres Daseins. Oft überschneidet sich eine gewisse Zeit, Situationen werden aus bestimmten Sichtweisen geschildert. So erlebt Hanna die Jugend von Johanna anders als diese selbst, was natürlich auch aufgezeigt wird in den individuellen Lebensberichten der beiden.

Intention der Autorin

Marianne Fredriksson behauptet, sie wollte mit „Hannas Töchtern“ darstellen, dass wir Menschen bestimmte Verhaltensweisen und Reaktionsmuster von unseren Vorfahren erben, insbesondere Töchter von ihren Müttern und Großmüttern. Weiterhin wollte sie mit größter Wahrscheinlichkeit auch auf die Entwicklung und vor allem Emanzipation der Frau hinweisen und das dies in manchen Fällen auch schief gehen kann, sowie im Fall Anna.

Doch die wahre Intention von Marianne Fredriksson, welche sie immer bestreitet, ist der autobiographische Aspekt dieses Buches. Die Autorin wollte sich höchstwahrscheinlich von ihrer zentnerschweren Last befreien, die sie schon seit Jahren mit sich und ihrem Mann herumschleppte, so entwarf sie die Figur der Anna, die sie fast identisch mit sich selbst erschuf. Genau wie Anna ist Marianne Fredriksson prototypisch für eine Generation von Frauen, die zäh um die eigenen Rechte kämpfte und die Gesellschaft allmählich veränderte. Auch stammt die Autorin, genau wie Anna, aus einer Göteborger Arbeiterfamilie und Anna will im Roman in genau dieselben Häuser einziehen, in denen Marianne Fredriksson lebt und arbeitet. Sie hat hier ihr eigenes zu Hause beschrieben. Eine weitere Gemeinsamkeit ist, dass die Romanfigur, wie die Autorin selbst, beide zwei Töchter haben. Und als Marianne Fredriksson nach der Geburt der beiden nicht aufhörte zu arbeiten, stand ihr Mann hinter dieser Entscheidung, wie auch Rickard Hard hinter Anna im Buch. Wenn man Marianne Fredriksson auf ihre Ehe anspricht meint sie nur: „Wie in jeder Ehe hat es auch bei uns Schwierigkeiten gegeben,“ damit spielt sie wahrscheinlich auf die Untreue ihres Mannes an, und darauf, dass sie als erfolgreiche Journalistin ihn dennoch nicht verlassen hat.

(Anlehnung an www.Amazon.de und www.luise-berlin.de -Rezensionen)

Zielgruppe und Leserschaft

Die Zielgruppe ist eindeutig das weibliche Volk. In „Hannas Töchter“ wird die Emanzipation der Frau, sowie auch die Unterdrückung durch Männer unterstrichen und ausführlich geschildert. Das Buch ist zum Teil auch männerfeindlich und lässt diese nur als Randfiguren erscheinen, was nur feministisch eingestellten Männern Spaß machen würde zu lesen und diese gibt es nun wirklich sehr selten in unserer Gesellschaft und überhaupt. Zielgerichtet ist der Roman auch auf besonders emanzipierte Frauen, genauer gesagt, der Typ von Marianne Fredriksson und Anna wird direkt angesprochen. Es soll dieser Gruppierung Frau aufgezeigt werden, dass sie noch so unabhängig sein können wie sie wollen, dennoch sind sie in der Lage einem Mann emotional zu verfallen.

Gelesen wird „Hannas Töchter“ von einer Generation von Frauen, die zweifelt, ob die Emanzipationsbewegung der siebziger Jahre etwas gebracht hat, außer einer vierfachen Belastung. Von Frauen wird nämlich nun verlangt Geld zu verdienen, Geliebte, Mutter und Hausfrau zu sein. Diese Frauen beichten nicht mehr beim Pfarrer, sondern gehen zum Psychotherapeuten, sie werden nicht mehr geschlagen, sondern von verunsicherten Männern mit Psychoterror gedemütigt.

Hinzu kommt, dass der Roman in eine Zeit fällt, in der es nicht mehr um Selbstverwirklichung geht, sondern um das Finden des eigenen Ichs. Man will sich selbst kennen lernen, zu sich selbst finden, in sich selbst hineinschauen können. „Einer narzißtischen Generation zeigt die Geschichte den Weg in die Innerlichkeit.“ (Zitat aus dem Magazin „Spiegel“)

(Anlehnung an www.Amazon.de -Rezensionen von Lesern)

Persönlicher Eindruck

Das Buch hat mich trotz seiner Einfachheit und stilistisch simplen Ausarbeitung sehr angesprochen. Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, fand ich den Bericht der Hanna am eindrucksvollsten, aber nach dem zweiten Lesen hat mich auch der Bericht der Johanna sehr angesprochen, da man sehr viel über die Frauen der vergangenen Generationen erzählt. Ich konnte zum Teil die Erzählungen meiner Großmütter und meiner Urgroßmutter mit den Schilderungen der beiden Frauen vergleichen. Marianne Fredriksson schildert einfühlsam und manchmal auch auf die Tränendrüse drückend den Bericht der drei Frauen. Anna ist für meinen Geschmack ein bisschen zu stark und auf der anderen Seite zu schwach. Wenn dies wirklich eine solch starke Persönlichkeit wäre, wie die Autorin sie schildert, würde sie nicht zu ihrem Mann zurückgehen, aber das ist der Kunstgriff eines Autors, denn Anna ist keine reale Person, sondern eben eine Figur.

Ich persönlich würde mich auch als emanzipiert einstufen, ich glaube nur allzu gut, dass ich mich mit der Anna identifizieren kann, doch denke ich, dass ich einem Mann nie so verfallen könnte, dass ich ihm mein ganzes Leben, was sie ohne Zweifel in einer Art und Weise getan hat, unterwerfen würde. Auf der anderen Seite denke ich, dass die Frauen von Hannas Zeit noch am besten gelebt haben, denn sie kannten nichts anderes, sie waren zufrieden in ihrer Rolle als Mutter und Hausfrau und fühlten auch die Unterdrückung nicht so stark, wie vielleicht die Frauen in Johannas Generation.

Das Buch „Hannas Töchter“ muss man nicht unbedingt gelesen haben, es ist literarisch gesehen anspruchslose Frauenliteratur. Dennoch unterhält dieses Buch ohne sich sehr bemühen zu müssen einzelne Zusammenhänge zu verstehen. Es ist Ideal für Ferien oder Freizeit, in denen man sich einfach nur entspannen will.

Quellen

Primärliteratur:

Hannas Töchter

Autorin: Marianne Fredriksson Fischer Verlag

4. Auflage: Juli 1999

Sekundärliteratur:

- www.Amazon.de, auf einen Blick: Hannas Töchter

(Rezensionen von Lesern, Rezension aus dem Magazin „Spiegel“)

- www.luise-berlin.de (Rezension vom Wolfgang Krüger

Verlag)

- www.Fischer.de, Fischer Taschenbuch Verlag - Die

Autoren-Dateien, Autorenseite (Biographie von Marianne Fredriksson)

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Fredriksson, Marianne - Hannas Töchter - Buchvorstellung
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
13
Katalognummer
V104810
ISBN (eBook)
9783640031160
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fredriksson, Marianne, Hannas, Töchter, Buchvorstellung
Arbeit zitieren
Kerstin Brüll (Autor:in), 2001, Fredriksson, Marianne - Hannas Töchter - Buchvorstellung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104810

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Titel: Fredriksson, Marianne - Hannas Töchter - Buchvorstellung



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