Iphigenie: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Ursprung der Geschichte von Iphigenie?
Der Ursprung der Iphigenie-Geschichte liegt in einer Sonderform der ägäischen „Großen Göttin“ und ist eng mit der Priesterin der Artemis verbunden. Die Darbietung der Kleider von im Wochenbett verstorbenen Frauen (Bauron) bildet eine historische Parallele. Euripides spielt eine zentrale Rolle in der Überlieferung des Stoffes, obwohl auch andere Dichter ihn behandelten.
Wer war Euripides und welche Bedeutung hat er für die Iphigenie-Geschichte?
Euripides (ca. 480-406 v. Chr.) war ein griechischer Tragiker, der großen Einfluss auf das attische und römische Drama hatte. Er schrieb 92 Werke, von denen 22 Tetralogien aufgeführt wurden. Seine Version der Iphigenie-Geschichte ist von herausragender Bedeutung für die weitere Rezeption des Stoffes.
Was macht die Iphigenie-Geschichte so besonders im Vergleich zu anderen griechischen Mythen?
Im Gegensatz zu bekannten Mythen wie denen um Paris, Helena und Ödipus, ist die Geschichte der Iphigenie für viele unbekannt. Trotzdem hat sie große Bedeutung. Euripides' Version zeichnet sich durch menschliche Figuren aus, wenngleich die Götter immer noch einflussreich sind, aber weniger stark als in anderen Mythen.
Was passiert in Euripides' "Iphigenie in Aulis"?
Das Stück beginnt mit der Versammlung der griechischen Flotte in Aulis zum Auftakt des Trojanischen Krieges. Agamemnon, der oberste Heerführer, tötet eine Artemis geweihte Hindin, was den Zorn der Göttin hervorruft und eine Windstille verursacht. Der Seher Kalchas prophezeit, dass die Opferung Iphigenias, Agamemnons Tochter, die Göttin versöhnen wird. Agamemnon täuscht seine Frau Klytaimestra mit der Nachricht einer bevorstehenden Hochzeit Iphigenias mit Achilles, um sie nach Aulis zu locken. Klytaimestra erfährt die Wahrheit und fleht um Iphigenias Leben, doch Agamemnon opfert seine Tochter. Artemis erbarmt sich und ersetzt Iphigenie durch eine Hirschkuh. Die griechische Flotte kann schließlich aufbrechen.
Was geschieht mit Iphigenie nach "Iphigenie in Aulis"?
Nach ihrer vermeintlichen Opferung wird Iphigenie von Artemis in das Land der Taurer gebracht, wo sie als Priesterin dient. In Euripides' "Iphigenie in Tauris" wird sie mit ihrem Bruder Orest und dessen Freund Pylades wiedervereint, die ebenfalls nach Tauris verschlagen wurden und als Opfer vorgesehen sind. Iphigenie plant die Flucht ihrer Brüder und rettet schließlich alle.
Wie endet die Geschichte von Iphigenie in "Iphigenie in Tauris"?
Die Flucht von Iphigenie, Orest und Pylades wird fast vereitelt, doch Athene greift ein und rettet sie. Sie kehren nach Griechenland zurück, wo es zu einer Versöhnung mit Elektra kommt. Orest heiratet Hermione, wird König von Mykene und stirbt im Alter von 90 Jahren. Iphigenie wird Priesterin der Artemis in Athen.
Welche literarischen und künstlerischen Adaptionen der Iphigenie-Geschichte gibt es?
Die Iphigenie-Geschichte wurde in zahlreichen literarischen und künstlerischen Werken verarbeitet, angefangen von frühgriechischen Quellen über die Werke von Racine und Goethe bis hin zu modernen Interpretationen. Es gibt diverse Dramen, Opern, Gemälde und andere Kunstwerke, die sich mit dem Stoff auseinandersetzen.
Welche Quellen wurden für diesen Überblick verwendet?
Der Überblick stützt sich auf verschiedene Quellen, darunter „Der Kleine Pauli“, „Who is Who in der Antike“, Euripides' Werke, die Microsoft Encarta Enzyklopädie, Goethes Werke und Materialien, Gustav Schwabs Sagen, diverse Schauspielführer, Literaturgeschichten und Internetquellen.
Einleitung
- Ursprung liegt bei einer Sonderform der ägäischen „Großen Göttin“
- Priesterin der Artemis
- Darbietung der Kleider von im Wochenbett verstorbenen Frauen (Bauron)
- Weitere historische Parallelen im Stoff Euripides
- Bezug auf Euripides, zwar noch andere Dichter mit Behandlung I. ´s Stoff, aber Hauptbedeutung bei E.
- Euripides (um 480 (Salamis) bis ca. 406 v. Chr. (Makedonien)), §griechischer Dichter
- Jüngster der drei antiken Tragiker (Aischylos, Sophokles und E.) innerhalb der griechischen Literatur
- Sieg bei Dichterwettbewerben
- 92 Werke (Aufführung von 22 Tetralogien)
- großer Einfluß auf das attische und römische Drama (Aristophanes, Seneca), sowie auf die gesamte Entwicklung der abendländischen Tragödie
- häufige Verwendung der „deus ex machina“ (unmotivierte und nicht aus der Logik des Handlungszusammenhangs resultierende Auftritt eines Gottes zur Lösung des dramatischen Konflikts), sowie der Chöre
- Thema unbekannt für die Meisten (anders als bei Paris, Helena und Ödipus), wenn, nur in Bezug auf Goethe (Verweis), der aber auch Geschichte des E. benutzte
- Trotzdem: große Bedeutung
- Was-wäre-wenn Theorie t passiv Grund für Gelingen (Anfang) - troj. Krieg
- Im Stück von E. besitzen die Figuren nichts Übernatürliches, eher menschliches; Götter aber auch geschehensbestimmend, allerdings weniger stark
Iphigenie in Aulis
Teil I
- Versammlung der Flotte der Griechen zum Auftakt des trojanischen Krieges in Aulis
- Agammenon, oberster Heerführer vertreibt sich die Zeit mit Jagd
- Trifft eine Hindin (Hirschkuh, Artemis geheiligt) und tötet sie und behauptet, dass Artemis, Göttin der Jagd, nicht besser getroffen hätte
Artemis
- eine der Hauptgöttinnen in der gr. Mythologie
- Tochter des Zeus und Leto, Zwillingsschwester von Apollon
- Göttin der Jagd und der wilden Tiere der Geburt, der Natur, der Ernte; Göttin des Mondes, Beschützerin der Jugend, insbesondere junger Frauen.
- mit Bogen und Pfeilen bewaffnet, mit denen sie oft die Sterblichen bestrafte, die sie erzürnten
- Gepriesen, jungen Frauen, die bei der Geburt starben, einen schnellen und schmerzlosen Tod ermöglicht zu haben
- Artemis wurde zornig, schickte den abfahrbereiten Griechen tiefe Windstille
- Ermüdender Müßiggang
- Befragung des Sehers Kalchas, Sohn des Thestor
- „Wenn der oberste Führer der Griechen, der Fürst Agamennon, Iphigenia, sein und Klytaimestras geliebtes Kind, der Artemis opfert, so wird die Göttin versöhnt sein, Fahrwind wird kommen und der Zerstörung Trojas wird kein übernatürliches Ereignis mehr im Wege stehen.“
- ergänzende Variante: altes Gelübde von A.: Opferung der schönsten Jahresfrucht t Iphigenie
- A. vollkommen mutlos, der Herold, Talthybios aus Sparta, sollte daraufhin dem Volk verkünden, dass er sein Amt als Oberheerführer niederlege, da er keinen Kindesmord mit seinem Gewissen vereinbaren könne
- Wilde Empörung
- Menelaos sucht seinen Bruder auf, überredet ihn zum Rückgängig machen, da ansonsten Schmach für M. wegen Helena
- Brief an K. nach Mykene, Befehl I. nach Aulis zu senden, zwecks Verlobung mit Achill (Sohn des Peleus, „herrlicher“ Phtierfürst, vermählt (geheim) mit Deidameia)
Teil III
- A. lügt auch K. an, gibt Auskünfte über Achill
- Zufälliges Zusammentreffen von K. und Achill; sie begrüßt ihn
- Verwunderung bei Achill, Hochzeitsplanung mit I. ihm unbekannt
- K. begreift; Beschämung, Achill ist unbekümmert
- Diener (2.Brief), sagt dass I. von A. getötet werden soll
- K. erfährt das ganze Geheimnis; fleht Achill demütig um Hilfe an „Ich erröte nicht, so vor dir im Staube zu liegen, ich, die Sterbliche, vor dem Göttersprößling. Weiche, Stolz, vor der Mutterpflicht!“ (...)
- Achill will ihr helfen, I. zu schützen (Verpflichtung)
- K. begegnet A. (unwissend um Aufdeckung) mit Abscheu; ruft I. und Orestes
- Frage K. ´s an A. : „Hast du die Absicht, unsere Tochter zu ermorden?“
- A. wehrt erst ab, gibt dann zu, beteuert Liebe zu I., aber auch Unglück
- K. schildert ihre Ansicht, sein Unrecht, die ihr zuteil gewordene Ungerechtigkeit (der Anlass des troj. Krieges betrifft sie nicht, ihr eigenes Kind soll geopfert werden, A. heiratete sie durch Gewalt, sie kann mit keinem Kindesmörder verheiratet sein t bittet I. nicht zu töten
- I. fleht auch ihren Vater an (Orestes steht dabei)
- A. gibt die Unausweichlichkeit zu verstehen (durch Seherspruch gegeben), Troja kann nur so erobert werden (Entführung der Griechenfrauen) Er hat keine Macht darüber
- Achill tritt erneut auf (I. voll Scham), macht keine Hoffnung, da ohne Unterstützung
- I. ist endgültig der Meinung dass ihr Tod das einzig richtige ist, sie will die anderen nicht ins Unglück stürzen : „Sterben will ich, das ist mein Entschluß. Doch möchte ich den Tod ruhmvoll tragen und vermeiden, was den Edlen nicht geziemt. Heute schaut das ganze, große Volk der Griechen auf mich hin. Liegt die Fahrt der Flotte und der Fall Trojas doch in meiner Hand. (...)Für Hellas gebe ich mein Leben hin.“
- Will sich weiter für I. einsetzen, sie mit seinem Leib schützen (...)
- I. wird zum Altar geführt (Mutter mit Orest auf Bitten I. und eigenem Willen im Lager), geht zum Vater - Abschied
- I. wird endgültig getötet t Hindin liegt auf dem Altar, Artemis hat sich ihrer erbarmt
- Schiffe können Aulis Richtung Troja verlassen
- K. ward die Nachricht von I. „Errettung“ gebracht, trotzdem verläßt sie Aulis auf der Stelle Richtung Mykene
- sieht ihren Mann als Schuldigen an, da sie I. verloren hat; A. erreicht sie nicht mehr
Iphigenie in Tauris
Zwischengeschichte
- I. wird von Artemis ins Land der Taurer geführt, dient dort als Priesterin Artemis´, im Reich von König Thoas
Teil V
- Taurier greifen Orest und Pylades auf, man fand sie, wollte sie greifen, da bekam O. eine seiner Wahnvorstellungen, greift die Taurer an, wurden dann aber doch festgenommen t als Todesopfer festgelegt (Thoas)
- I. befragt die Ankommenden, Pylades nennt seinen Namen
- O. erzählt auf Bitten I. ´s von seiner Heimat und vom Schicksal der Familie, von Troja, erfährt dass O. noch lebt (ohne dass dieser seine Identität preisgibt)
- I. beschließt Brief an Orest zu schreiben und einen von ihnen damit zu retten
- Beide weigern sich fast, ohne den anderen zu gehen
- I. gibt Brief P., teilt ihm den Inhalt aber auch mdl. mit, falls widrige Umstände eintreten
- Die Geschwister erkennen sich (beweisen es), sind glücklich
Teil VII
- Schiff scheint ausgeliefert zu sein, I. sendet Gebete an Artemis; Poseidon agiert gegen die Griechen; Apollon schickte sie
- T. hört sich Bericht an, stürzt los t Schiff soll, auf Grund des Frevels, versenkt werden; I. und die Beiden anderen vom Felsen hinabgestürzt oder auf Pfähle aufgespießt werden
- (dea ex machina) Athene erscheint, stoppt Thoas mit seinem Zug - er soll Griechen ziehen lassen und nicht zürnen
Nachgeschichte
- das Schiff kommt glücklich zu Hause an
- Zusammentreffen von Elektra, Orestes und I. in Delphi; E. hat vom Beinahe-Schicksal O.´s gehört, will I., als Schuldige, die Augen ausstechen, O. kann dazwischen gehen und das Missvertändnis aufklären
- Pylades heiratet Elektra, diese kommt auf den Thron von Phokis
- Orest heiratet Hermione (Tochter von Menelaos und Helena), König von Mykene
- Wurde 90 Jahre alt, eine Schlange biß ihn in die Ferse, er starb (erlöschender Tantalidenfluch)
- Chrysothemis starb unvermählt
- I. wurde Priesterin der Artemis im neuen Tempel in Athen Kunst & Literatur & Musik
Literatur
- 8/9 Jhd. v. Chr. Stoff erscheint in Kyprien (trojanischer Sagenkreis)
- um 500 v. Chr. Aischylos (Dichter) (nicht erhalten)
- um 412 v. Chr. „Iphigenia en Taurois“ Euripides (Uraufführung in Athen)
- um 1674 „Iphigenie en Tauride“ Jean Racine (Dichter) (Dramenfragment)
- um 1697 „Orestes et Pylades“ ou „Iphigenie en Tauride“ Lagrange (frz. Dramatiker)
- 1737 „die Geschwister in Taurien“ Johann Elias Schlegel
- 1787 „Iphigenie in Tauris“ J. W. v. Goethe (humanistische Ideale, Geständnis an Thoas)
- 1941 „Iphigenie in Delphi“ Gerhard Hauptmann (Atriden-Tetralogie; Selbstmord Iphigenie´s)
- „Iphigenie in Pankow“ Kerstin Jentzsch
- „Iphigenie in Freiheit“ Volker Braun
- „Die Rückkehr der Iphegenie“ Jannis Ristos
Musik
- 1704 „Iphigenie en Tauride“ (Libretto) Joseph Francois Duché de Vacy (Desmarets & Campra)
- 1713 Domenico Scarletti
- 1719 Guiseppe Maria Orlandini
- 1751 Niccolo Jonmeli
- 1779 „Iphigenie auf Tauris“ Cristoph W.Gluck (Thoas unversöhnlich; dea ex machina)
- „Iphigenie“ Johann Baptiste Mayrhofer und Franz Schubert
Kunst
- 70 n. Chr. in Pompej im „Casa del Poeto Tragico“ Wandgemälde
- vor 1730 „Iphigenies Opferung“ Frederico Bencovich (Barock, Faltenwurf; Pathos)
- 1862 u. 1871 „Iphigenie auf Tauris“ Anselm Feuerbach
Quellen
1. „Der Kleine Pauli“
2. „Who is Who in der Antike“
3. Euripides „Iphigenie in Aulis“
4. Euripides „Iphigenie auf Tauris“
5. Microsoft Encarta Enzyklopädie 2001 plus
6. „Königs Erläuterungen und Materialien“, J.W. v. Goethe I. auf Tauris
7. Gustav Schwab „Sagen“
8. „Schauspielführer I 1“
9. „Schauspielführer II 1“
10. „Deutsche Literaturgeschichte“
11. AH „Zur Literaturgeschichte - Weimarer Klassik“
12. Internet
- Arbeit zitieren
- Johanna B. (Autor:in), 2001, Iphigenie in Aulis und auf Tauris. Ein kurzer Übeblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104901