Borchert, Wolfgang - Das ist unser Manifest #


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

2 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Wolfgang Borchert „Das ist unser Manifest“

Die Kurzgeschichte „Das ist unser Manifest“ von Wolfgang Borchert, ist ein Teil seines Buches „Draußen vor Tür“. Wolfgang Borchert schrieb sein Werk ,,Draußen vor der Tür" in nur wenigen Tagen, als er direkt aus dem 2. Weltkrieg in das zerstörte Hamburg zurückkam. Das Drama handelt von der allgemeinen Heimkehrerproblematik, die Wolfgang Borchert zu der Zeit am eigenen Leib erfuhr.

Nach dem Krieg war Deutschland zerstört und die deutschen Städte glichen größtenteils nur noch Ruinen. Die Bevölkerung litt unter Hunger und hatte um ihr Überleben zu kämpfen. Parallel zu der äußeren Zerstörung waren die Menschen im Deutschland nach der totalen Niederlage auch innerlich zerrissen.

Eben an diesem Punkt wollte ein Teil der Nachkriegsautoren ansetzen: Aus der Zerrissenheit sollte ein neues Bewußtsein wachsen, was ein Aufleben des vergangenen faschistischen Schreckens nie mehr möglich machen sollte.

Zu diesem Zweck mußte aber eine vollkommen "neue" und unbelastete Sprache geschaffen werden, die die Zurückhaltung aus Festnahmen des Dritten Reichs und auch mit der Zensur der Vergangenheit definitiv bricht, da die Autoren der Meinung waren auch jene verfälsche nur die Wahrheit.

Aus diesen Motiven heraus ist die Kahlschlagliteratur, von welcher Borchert ein Vertreter ist, entstanden.

In „Das ist unser Manifest“ spricht Borchert für eine ganze Gruppe, die zum Kriegsende von der Front zurück nach Hause kehrt. „nie mehr“ heißt es bereits in Zeile eins, „Kanonen und Feldwebel brüllen nicht mehr“ in Zeile zwei und folgender. Borchert personifiziert die Kanonen, um deren wichtige Stellung während eines Krieges zu verdeutlichen. Man hat die Gegenwart zur Kenntnis genommen und ist sich einig, nie wieder zu einem Krieg anzutreten. Dennoch haben sich die Bilder der Schlacht in die Köpfe der Soldaten gebrannt, und sie wissen, dass sie diese nie wieder los werden können. („furchtbare Schlacht“, Zeile 9) Das einzig Positive, was die Gruppe aus dem Krieg mit nach Hause brachte ist, dass sie den Wert von Freundschaft, und alltäglichen Dingen wie Brot, eine warme Schlafgelegenheit oder eine furchtlose Nacht erlernten. Die Soldaten sind froh sich jetzt wieder auf ein normales Leben umstellen zu können, aber sie wissen, dass es nie sein wird wie ihrer Einberufung an die Front: „...denn jeder marschiert von nun an allein. Das ist schön. Das ist Schwer.“ (Zeile 21f). Ein weiteres Stilmittel Borcherts, kurze, abgehackte Sätze, wird hier deutlich. Er vermeidet kompliziertere Satzgefüge mittels parataktischer Reihungen. Er redet nicht um das Geschehen herum, sondern offenbart deutlich und einfach seine Gedanken und Gefühle. Ohne Rücksicht spricht er offen Missstände des Krieges an. Junge Männer setzen ihr Leben für ihr Vaterland aufs Spiel, werden dabei unterdrückt, ihr freies Leben und ihre Rechte werden ihnen genommen. „...der niemals was sagt, der alles verdaut“ (Zeile 23f). Im Weiteren Verlauf des Hauptteils spricht Borchert über die Jazzmusik. Damit versucht die Gruppe zu vergessen, abzuschalten, alles hinter sich zu lassen, es lenkt sie ab, und hilft ihnen über Geschehenes hinweg. Sie können sich mit dem Jazz identifizieren, er ist ihnen ähnlich „Der Jazz ist unsere Musik das heiße verrückttolle Lied“ (Zeile 25ff ), „...denn unser Herz und unser Hirn haben den selben heißkalten Rhythmus“ Aber immer wieder kommen die Bilder des Krieges in ihnen hoch, was sie erlebten, werden nie ganz vergessen können. „...und manchmal noch das alte sentimentale Soldatengegröl“ (Zeile 29f).

Aus dieser Situation heraus beginnt Borchert stellvertretend für die Gruppe Forderungen nach einer neuen "Harmonielehre". So fordert er eine neue Kunst, welche nicht unbedingt über die

Wirklichkeit hinwegtäuscht, eine ungeschönte Poesie und das Schrille und Ununterbrochene, verkörpert von seiner Forderung nach Jazz.

Weiterhin wiederholt Borchert Kernbegriffe sehr häufig. Bestes Beispiel im Verlauf des

Hauptteils, ist das Wort „lila“. Es symbolisiert Blut, erfrorene Körper, den Tod, das Leid der Menschen und ebenfalls den vom Kanonen beleuchteten Abendhimmel. „Die lilane Erlösung? Wir brauchen kein Stillleben mehr, unser Leben ist laut“ (Zeile zwei). Der Krieg wird als schuldig an der momentanen Situation entlarvt und verurteilt. Borchert will der Öffentlichkeit und uns als Generation, die sich glücklich schätzen darf, in Friedenszeiten zu leben, ganz klar und ohne Verschönerungen und ohne Weglassen die Eindrücke des zweiten Weltkrieges vermitteln. So heißt es ab Zeile 3: „Wir brauchen keine Dichter mit guter Grammatik. Zu guter Grammatik fehlt uns Geduld. Wir brauchen die mit dem heißen heiser geschluchzten Gefühl.“ Er hat weder die Zeit, noch das Bedürfnis, irgendetwas verschönigt oder abgeschwächt zu präsentieren.

Während dem gesamten Verlauf des Hauptteils bekommt man das Gefühl vermittelt, dass der allwissende Erzähler den Kopf hängen lässt, und es nicht mehr die Kraft hat um aufzustehen um einen Neuanfang zu wagen („.. und die Nacht ist voll Tod: Unsere Nacht: Denn unser Schlaf ist voll Schlacht. Unsere Nacht ist im Traumtod voller Gefechtslärm. Und die nachts bei uns bleiben, die lilanen Mädchen, die wissen das und morgens sind sie noch blass von der Not unsere Nacht “ Zeile 20ff). Borchert verharrt aber nicht in seiner fordernden und ablehnenden Haltung, sondern gegen Ende des Textes offenbart er seine Liebe zum Leben und zum zerstörten Deutschland. Ein Neuanfang soll gemacht werden, mit einer neuen Moral als Basis, nämlich der Moral der Wahrheit.

„Nein Mütter dafür starbt ihr nicht in jedem Krieg zehntausendmal!...Unser Nein ist

Protest Häuser müssen wir bauen in die freie Luft unseres Neins!“ (ab Zeile 39),

„..denn wir lieben diese gigantische Wüste, die Deutschland heißt.“(Zeile 39f)

Die Gruppe ist froh in ihrer Heimat zu sein, denn sie lieben diese. Sie erkennen, dass sie sich glücklich schätzen können, diesen Krieg überlebt zu haben und ab jetzt in Frieden leben zu können. Sie werden von vorne anfangen, das zerstörte, die Wüste, wieder aufbauen. Jeder der einzelnen freut sich nun sich bald wieder an ein normales Leben gewöhnen zu können. „Und wir wollen den großen Uuh-Wind wieder lieben,...“ (Zeile fünf). Die hoffnungsvollste Botschaft hat sich Borchert für den Schlusssatz aufgehoben, damit er sich einprägt, und aufschauen lässt. „Doch, doch: Wir wollen in dieser wahn-witzigen Welt noch wieder, immer wieder leben!“ Borcherts Flehen geht an die Mitmenschen seiner Generation. Er fordert sie auf, trotz allen Leids und schrecklicher Erinnerungen, das Licht am Horizont und einen Weg in eine friedliche Zukunft zu suchen.

Ende der Leseprobe aus 2 Seiten

Details

Titel
Borchert, Wolfgang - Das ist unser Manifest #
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
2
Katalognummer
V104947
ISBN (eBook)
9783640032457
Dateigröße
325 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zeilenangaben beziehen sich auf "Deutsch in der Oberstufe" von Schönungh-Verlag
Schlagworte
Borchert, Wolfgang, Manifest
Arbeit zitieren
Franziska Bigalke (Autor:in), 2001, Borchert, Wolfgang - Das ist unser Manifest #, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104947

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