Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Schillers Drama
2.1 Empfang des göttlichen Auftrags
2.2 Darstellung der Figur „Johanna“
2.3 Konflikt Johannas
2.4 Konfliktlösung
2.5 Tod Johannas
3. Bessons Film
3.1 Empfang des göttlichen Auftrages
3.2 Darstellung der Figur „Johanna“
3.3 Konflikt Johannas
3.4 Konfliktlösung
3.5 Tod Johannas
4. Vergleich
4.1 Empfang des göttlichen Auftrages
4.2 Darstellung der Figur „Johanna“
4.3 Konflikt Johannas
4.4 Konfliktlösung
4.5 Tod Johannas
5. Fazit
Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Vergleich der Umsetzung der historischen „Johanna von Orleans“ als Drama und als Film. Im zweiten Teil dieser Arbeit analysiere ich Friedrich von Schillers „Johanna“, ihre Darstellung, ihren todbringenden Konflikt und ihren Tod selbst. Luc Bessons Joan, dargestellt von Milla Jovovich, bearbeite ich im dritten Teil unter den selben Gesichtspunkten. Im Anschluss vergleiche ich beide „Johannas“ und stelle Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten der Figuren und ihrer Tode dar. Abschließend überprüfe ich die Richtigkeit meiner Arbeitshypothese, die wie folgt lautet:
„Während in Schillers Drama das Handeln und Fühlen der Hauptperson, d.h. das Umgehen mit dem innewohnenden Konflikt, im Vordergrund steht, und nicht die Figur selbst, bietet Bessons Johanna größere Identifikationsmöglichkeiten für den Rezipienten, den eher das Mädchen und nicht das Gesagte rührt .“
Die historische Grundlage[1] für beide Werke ist Jeanne d’Arc, die im Frankreich des 100jährigen Krieges lebte und noch heute dort als Nationalheldin gefeiert wird. Im 11. Jahrhundert fielen die Normannen in England ein und gelangten an die Macht. Da sie und ihre Nachfolger ursprünglich aus Frankreich stammen, hatten sie ihrer Meinung nach immer noch Anspruch auf ihre Besitzungen auf dem Festland. Durch deren Eroberung verhofften sie sich Macht und Wirtschaftskraft zu sichern. Daher kann es immer wieder zu Anfeindungen zwischen Engländern und Franzosen.
Als 1328 die königliche Dynastie in Frankreich wechselte, konnten die Engländer durch ihren König Ansprüche auf den französischen Thron erheben. Mit der Kriegserklärung der Engländer an Frankreich begann 1328 der 100jährige Krieg, der mit Unterbrechungen bis 1453 wütete.
Am Beginn des zweiten Abschnittes des Krieges wird Heinrich V. König von England und durch den Streit zwischen Orleans und Burgund mit der burgundischen Unterstützung zum französischen König gekrönt. Er stirbt 1422, jedoch tritt sein noch nicht einmal einjähriger Sohn die Nachfolge an. 1428 wird Orleans, der Sitz der Königstreuen Frankreichs, bedrängt.
Die 17jährige Jeanne d'Arc führt die nationale Gegenbewegung erfolgreich an und somit wird der Dauphin am 16.07.1430 in Reims zum französischen König gekrönt, welches für die meisten ein Wunder ist. So wird Jeanne d'Arc entweder bestaunt oder angezweifelt. So glaubten ihre Anhänger an die in ihr enthaltene göttliche Kraft, während ihre Gegner sie später gefangen nehmen, vor ein Inquisitionsgericht stellen und letztendlich 1431 in Rouen auf dem Scheiterhaufen als Hexe verbrennen. Wenige Jahrzehnte später wird jedoch das Urteil revidiert und 1920 sie von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Der größte Unterschied zwischen der fiktiven Johanna und der historischen Person ist, dass
„Jeanne d’Arc (...) unwidersprochen darauf bestand, nicht mit dem Schwert in die Schlacht gezogen zu sein, kein Blut vergossen zu haben.“[2]
2. Schillers Drama
2.1 Empfang des göttlichen Auftrages
Johanna befindet sich in ihrer Heimat, in der sie als Hirtenmädchen lebt und arbeitet. Sie sitzt zwischen einer Kapelle, als Zeichen für die Göttlichkeit, und einer großen alten Eiche, die im Dorf auch als Druideneiche bekannt ist. Sie beginnt Stimmen zu hören, die ihr den göttlichen Auftrag befehlen.
„ ‚(...)Denn wenn im Kampf die Mutigsten verzagen,/ Wenn Frankreichs letztes Schicksal nun sich naht,/ Dann wirst du meine Oriflamme tragen/ Und wie die rasche Schnitterin die Saat,/ Den stolzen Überwinder niederschlagen,/ Umwälzen wirst du seines Glückes Rad,/ Errettung bringen Frankreichs Heldensöhnen,/ Und Reims befrein und deinen König krönen!‘ “[3]
Somit bekommt sie ein Tötungsgebot, aber zugleich auch ein Liebesverbot von der göttlichen Stimme, die sie später als die Jungfrau Maria erkennt, auferlegt.
„ ‚(...) Nicht Männerliebe darf dein Herz berühren/ Mit sünd’gen Flammen eitler Erdenlust,/ Nie wird der Brautkranz deine Locke zieren,/ Dir blüht kein leiblich Kind an deiner Brust, (...).‘ “[4]
Dieses Gebot bzw. Verbot hat „(...) voraussagende Bedeutung für den Konflikt. Johanna wird es übertreten (...).“[5] Sie erhält ihren Helm aus der Hand Bertrands und erkennt ihn als endgültiges Zeichen Gottes, dass sie für Frankreich in den Krieg ziehen soll.
2.2 Darstellung der Figur „Johanna“
Einerseits wird Johanna im Drama weder mit „der historischen Figur (als Hexe verbrannt, in der Folgezeit heiliggesprochen)“, noch mit „any mortal woman that ever walked this earth“, eine „Amazone mit Christuskomplex“[6], verglichen. Vielmehr wird sie als Zwitterwesen angesehen, d.h. auf der einen Seite ist sie die tötende, auf der anderen Seite die friedensstiftende Jungfrau.[7]
„Wie schrecklich war die Jungfrau in der Schlacht,/ Und wie umstrahlt in Amut sie der Friede!“[8] Hier kommt deutlich Schillers Dialektik zum Vorschein. Die Franzosen sehen Johanna als die Göttliche, Heilige, Prophetin oder Wundermädchen an. Die Engländer, ihre Feinde, bezeichnen sie als Gauklerin, Phantom des Schreckens oder als den Teufel selbst. In diesen Bezeichnungen wird die historisch belegte Verketzerung durch ihre Feinde vorweggenommen.
Guthke stellt sich die Frage, ob Johanna den Auftrag empfangen will, weil sie von „der nationalen Ehre ‚gerufen‘ “[9] wird. Immerhin steht es sehr schlecht um Frankreich und sie, als Bürgerin, will diesem Abhilfe schaffen und bildet sich ein, die Auserwählte zu sein. Hier würde der nationale Aspekt des Dramas erkenntlich werden, der sich auch später in Johannas Sprache wiederfindet.
„Was ist unschuldig, heilig, menschlich gut,/ Wenn es der Kampf nicht ist ums Vaterland?“[10] Trotzdem steht Johanna als Symbol für die Jungfrau in Waffen, die als irdisches Wesen bestaunt wird und ist Allegorie „stellvertretend für die sonst auf Erden abwesende Transzendenz.“[11] Die Konzeption der Protagonistin „Leid durch Schuld“[12] enthält außerdem, dass sich der dramatische Konflikt in der Hauptperson selbst abspielt. Die anderen mitwirkenden Personen im Stück haben nur indirekte Berührung mit dem Dramenkonflikt, der z.B. in dem vorliegenden Falle durch sie ausgelöst wird. Sie tragen aber nicht zur Lösung bei.
Eine christliche Interpretation der Figur ist nicht anwendbar, da die Verbindung von mitleidlosem Töten und göttlichem Auftrag nicht möglich ist.[13] Das göttliche Gebot „Du sollst nicht töten!“ kommt hier nicht zur Anwendung, jedoch wird der Tötungsrausch gerechtfertigt, weil sie ein reines Gefäß Gottes darstellt , welches ohne eigenen Willen und unter Zwang die göttliche Sendung ausführt.
2.3 Konflikt Johannas
Zwei Szenen sind ausschlaggebend für den inneren Konflikt Johannas. Einerseits erkennt sie in der Begegnung mit dem Schwarzen Ritter, dass auch ihrer Gewalt und Kraft Grenzen gesetzt sind. Sie erfährt ihre erste Niederlage und eine Warnung über ihre Auftragsausführung. Nun beginnt sie an sich zu zweifeln, da sie nicht in der Lage war, das übermenschliche, geisterhafte Wesen zu töten.
Die zweite entscheidende Szene ist die, in der sie nicht in der Lage ist, ihren Gegner Lionel zu töten. Sie verliebt sich in ihn und verstößt damit gegen ihr Liebesverbot. Sie kann sich dieser als Frau nicht entziehen, wie zuvor bei Montgomery. Der Leser erkennt zum zweiten Mal menschliche Empfindungen bei der Jungfrau. Das erste Mal zeigt sie Gefühlsregungen, als sie Burgund, nur mit dem Mittel der Sprache, davon überzeugt, dass er sich wieder an seinen rechtmäßigen König anschließen soll.[14] Sie kann sich ihre Schwäche nicht erklären und hegt schwere Zweifel, die sie bis an den Todeswunsch heranführen.
„Dunois. ‚Sie ist verwundet - Reißt den Panzer auf -/ Es ist der Arm und leicht ist die Verletzung.‘/ La Hire. ‚Ihr Blut entfließt.‘/ Johanna. ‚Lasst es mit meinem Leben/ Hinströmen!‘ “[15]
Johanna beginnt sich als blindes Werkzeug Gottes zu erkennen und an ihrer Sendung zu zweifeln.[16] Wem muss sie folgen: Auftrag oder Gesinnung, Sollen oder Wollen? Da sie seit der Auftragserfüllung keine Stimmen mehr hört, sieht sie den Tod als Erfüllung an. „Muss ich hier, ich muss - mich treibt die Götterstimme, nicht/ Eignes Gelüsten - euch zu bitterm Harm, mir nicht/ Zur Freude, ein Gespenst des Schreckens würgend gehen,/ Den Tod verbreiten und sein Opfer sein zuletzt!“[17] Sie erkennt, dass sie das Menschliche in ihr nicht ausschließen kann und beklagt, dass „sie von der Himmelskönigin zum Werkzeug aussersehen wurde, keine Wahl hatte.“[18] Obwohl ihre Sendung eigentlich erfüllt ist und sie nun frei wäre, plagen sie Selbstvorwürfe wegen des Übertretens des Liebesverbots. Sie ist entsetzt über den Gedanken, ihre Fahne mit der Jungfrau Maria zur Krönung Karls in Reims zu tragen, da sie nicht mehr für die damit verdeutlichte Unschuld steht.[19]
2.4 Konfliktlösung
Johanna hat bis jetzt den göttlichen Auftrag ohne eigene Willensleistung ausgeführt. Sie muss diese Dinge tun und hat keinen Zweifel daran. Jedoch musste sie auch das Gebot übertreten, um „ihre Freiheit als individuelles Subjekt“[20] zu erlangen. Erst durch ihr Leiden erkennt sie sich selbst als Mensch bzw. Frau und kann erhaben werden. Johanna als das, was sie eigentlich ist, nämlich ein Hirtenmädchen, erscheint.
Auf die Anklagen ihres Vaters und des Erzbischofs kann sie nichts antworten Sie steht nur da ohne sich zu verteidigen. Die plötzlich grollenden Donnerschläge werden von den Klägern als Zeichen Gottes für Johannas Schuld gedeutet. Später erklärt sie Raimond ihr Schweigen „Der die Verwirrung sandte, wird sie lösen!“[21] Eines Tages wird das ihr angetane Unrecht aufgeklärt werden, so Gott es will. Dieses ist ein Verweis auf den Konflikt zwischen ihr und der Umwelt, die an der Echtheit Johannas Auftrags zweifeln, was für sie jedoch absolut wahr ist.[22] Eine ihrer eigentlichen Prüfungen ist es, trotz der an ihr geäußerten Zweifel, an ihren Auftrag zu glauben.
Durch ihren festen Glauben an die Echtheit ihres Auftrages wird klar, dass Johanna vollkommen an die göttliche Macht glaubt, d.h. nicht länger an ihrem Glauben zweifelt und den inneren Konflikt überwunden hat. Metapher hierfür ist das drei Tage andauernde Unwetter, das vergeht, als auch Johannas Geist wieder frei ist.
Nun identifiziert sie sich mit ihrer Mission, d.h. das göttliche „Du musst!“ mit der menschlichen Antwort „Ich kann nicht!“ wird zum „Ich will!“ Eine weitere Erkenntnis Johannas ist es, dass jedem nur das ihm Mögliche aufgetragen wird. Nach dieser Katharsis ihrer Seele bekennt sie sich nun freimütig zu ihrer Sendung.
Als sie vor der erneuten Begegnung mit Lionel steht, scheint ihr wiedergefundener Glaube zu verschwinden. Sie fühlt sich von Gott verlassen.
„Sollt ich/ noch unglücksel‘ger werden, als ich war!/ Furchtbare Heil’ge! deine Hand ist schwer!/ Hast du mich ganz aus deiner Huld verstoßen?/ Kein Gott erscheint, kein Engel zeigt sich mehr,/ Die Wunder ruhn, der Himmel ist verschlossen.“[23]
Wiederum will sie sterben, weil sie nicht weiß, ob sie beim erneuten Anblick Lionels nicht abermals Schwäche zeigen wird. Jedoch widersteht ihr wiedererwachter Glaube die Versuchung und setzt unglaubliche Kräfte frei, die sich in dem Zerreißen der Ketten äußern. Sie entsagt der irdischen Liebe nun aus freiem Willen heraus und sieht Lionel nur noch als Feind Frankreichs.
2.5 Tod Johannas
Die mit dreifachen Ketten gefesselte Johanna ist eine Synekdoche für das scheinbar besiegte Frankreich. Das Zerreißen ihrer Ketten bedeutet auch für Frankreich den Sieg über die Engländer. Es stellt sich die Frage, ob Johanna nicht schon tot ist, nachdem sie die Ketten zerreißt. Wie sonst könnte sie als fliegender Engel auftreten? Eher erscheint sie jedoch als Racheengel, der Frankreich nun mit ihrer unschlagbaren Macht befreien wird.
Der Sieg der Franzosen bedeutet zugleich das Ende Johannas. Sie liegt tödlich verwundet am Boden, erhebt sich aber noch einmal. Ihr physisch präsenter Körper spricht mit der geliehenen Stimme etwas Abwesenden, d.h. sie spricht aus der Vogel- bzw. Engelsperspektive heraus. Dieses Sprechen der eigentlich schon Toten ist ein Zeichen für das im Jenseits enthaltene Diesseits, für die Immanenz der Transzendenz.
Johanna beteuert abermals ihr Sendungsbewusstsein und stirbt mit dem Wissen, ihre Sendung treu und rein erfüllt zu haben. Sie befreit sich von ihrer Leibeshülle und nimmt ihren rechtmäßigen Platz an der Seite der Mutter Gottes im Himmel ein.
Der letzte Vers „Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude!“[24] verweist darauf, dass der Augenblick des Sterbens nur minimal ist, während der Übergang ins Ewige unendlich erscheint, was die von Johanna angesprochene Freude darstellt. In dieser Freude überlebt das, was sie an Positivem geleistet hat, nämlich Frankreich befreit und dafür gesorgt zu haben, dass der Dauphin zum König gekrönt wird. Sie stirbt in dem, wofür sie gekämpft hat.
„Die Fahne entfällt ihr, sie sinkt tot darauf nieder - Alle stehen lange in sprachloser Rührung - Auf einen leisen Wink des Königs werden die Fahnen sanft auf sie herabgelassen, dass sie ganz davon bedeckt wird.“[25]
Diese Fahnen bedeuten einerseits Frankreich, aber auf der anderen Seite auch das Göttliche durch die aufgestickte Jungfrau Maria. Der Mantel des Vergessens legt sich letztendlich auf sie, welches eine Allegorie für ihre Prophezeiung ist.
„Ein Tag wird kommen, der mich reiniget./ Und die mich jetzt verworfen und verdammt,/ Sie werden ihres Wahnes inne werden,/ Und Tränen werden meinem Schicksal fließen.“[26] Es wird wahr, was sie über die Beendigung ihres Auftrages ausgesagt hat. Die Freude, die Johanna über das Sterben empfindet, ermöglicht sich für sie nur durch ihr Erhabensein.
„Die Würde des Erhabenen (...) gewinnt Johanna mit der Voraussetzung, daß [sic] sie sich als individuelles, selbstverantwortliches Subjekt erkennt. Daher erfüllt sie nicht als blindes Werkzeug, sondern erst in der Überwindung ihrer Blindheit (...)“[27] ihre eigentlichen Aufgaben. Das Ende Johannas stellt ihre „irdische Rehabilitation“ dar, welches zugleich eine Apotheose ist, d.h. sie bezeugt den „Übertritt des Menschen in den Gott“.[28] Somit ist der Tod Johannas als Verklärung oder Erhöhung zu verstehen. Warum Schiller von den historischen Begebenheiten abweicht, schreibt er am 24.12.1800 an Goethe und sagt, dass der Grund hierfür eher poetische Motive waren.[29]
„ ‚Der irdische, heroisch strebende Mensch geht nach Leid, Schuld, Buße und Reinigung in das Reich des Ewigen ein.‘ “[30]
3. Bessons Film
3.1 Empfang des göttlichen Auftrages
Die Joan (Milla Jovovich) im Film hat seit ihrem zehnten Lebensjahr Visionen, so erhält sie z.B. ein Schwert mit der Gravur „Jesus Maria“ im Schaft. Sie beobachtet kurz darauf wie ihr Dorf von Engländern niedergebrannt, ihre Schwester von einem Engländer getötet und danach ihr Leichnam geschändet wird. Sie findet nach dem Verschwinden des Vergewaltigers und Mörders Catherines (ihre Schwester) Kreuz und behält es um ihren Hals.
Sie beichtet täglich beim Priester, so auch jetzt. Nach dem Tod ihrer Schwester zweifelt sie an Gott, weil eigentlich sie hätte sterben müssen, da Catherine ihr Versteck für Joan aufgibt. Der Priester antwortet darauf, dass Gott vielleicht noch Höheres mit ihr vorhat und sie deshalb am Leben ließ.
„Ich weiß, dass Jesus sagt wir müssen unsere Feinde lieben, aber ich kann nicht.
Die Engländer sollen in der Hölle schmoren für immer und ewig! Ich verwünsche sie!“[31]
Es fällt ihr schwer, zu vergeben und der erste Verweis auf ihre späteren Rachegefühle ist gesetzt.
Der Dauphin von Frankreich, Charles (John Malkovich), erhält mehrere Briefe von der Jungfrau von Lorraine, welche später auch an den Hof kommt, um ihn zu sprechen. Seine machtsüchtige Schwiegermutter (Faye Dunaway) rät ihm die Jungfrau zu empfangen, weil das Volk an sie glaubt und somit die Moral des Militärs anheben könnte. Aus Angst vor einem Attentat wendet Charles eine List an, die Johanna prüfen soll, jedoch erkennt sie ihn im gefüllten Saale. Sie überbringt ihm Gottes Botschaft:
„Ich soll Frankreich vor seinen Feinden beschützen und es wieder in Gottes Hände zurückführen. Und er hat gesagt, ich, Joan, euch zum Altar von Reims geleiten soll, wo ihr gekrönt werdet, als König von Frankreich.“
3.2 Darstellung der Figur „Johanna“
Schon seit ihrer Kindheit ist Joan sehr gottesfürchtig. Sie beichtet zweimal am Tag, was selbst der Priester für übertrieben hält. Sie fühlt sich jedoch in der Kirche sicher und kann dort mit Gott reden. Eigensinn und Ungeduld sind eine weitere schlechte Eigenschaften, oft entweichen die Worte „ich will“ ihrem Mund. So z.B. als sie Gott anspricht: „Ich will mit dir vereint sein, jetzt!“ Es wird ersichtlich, dass sie alles will und zwar sofort.
Sie erscheint als Wunder, ein Geschenk Gottes oder eine Heilige für das Volk, während sich die Offiziere des Militärs über sie lustig machen. Sie ist verzweifelt über das Schicksal des französischen Volkes, will ihnen helfen, wird jedoch verspottet und keiner hört auf sie. „Für euch bin ich nur ein Mädchen.“ Die Engländer sehen sie als ‚Froschfresserhure‘, eine Hexe oder den Teufel selbst an.
Joan ist ein völlig demütig ihrer Mission ausgeliefertes Geschöpf. „Ich denke nicht. Das tut Gott für mich.“ Jedoch ist sie keine Heilige ohne Fehl und Tadel, sondern vielmehr ein durch das Todeserlebnis ihrer Schwester traumatisiertes Mädchen, dass sich in einen religiösen Wahn flieht. Sie bezeichnet sich zwar immer wieder als Bote Gottes, gibt aber im Nachhinein zu, aus Rachegelüsten, Eitelkeit und Selbstsucht heraus, Frankreich zu retten.
3.3 Konflikt Johannas
Aus ihrer ersten Schlacht geht Joan siegreich heraus, wird jedoch zum Beginn der zweiten verwundet. Das Militär zweifelt an ihr und fragt sich, wieso Gott zulässt, dass sie so schwer verletzt wird, wenn sie vom ihm geschickt worden ist. Ist sie wirklich Gottes Bote?
Für Joan ist es immer noch unmöglich zu verzeihen. Als ein Engländer offen über sie lästert, antwortet sie: „Möge Gott dir deine Lästerungen vergeben, doch ich niemals, doch ich niemals.“ Als La Hire beteuert „Großer Gott, das büßen diese verfluchten Engländer!“ antwortet sie „Ja, das werden sie!“
Sie geht letztendlich doch siegreich nach großem Blutvergießen aus der zweiten Schlacht hervor. Erneut hat sie eine Vision mitten auf dem Schlachtfeld. Jesus fragt sie, warum sie ihm das antue. Er verblutet in ihren Armen. Sie wird sich plötzlich der toten Gegner und Kameraden um sich herum bewusst, während sie zum glorreichen Sieg beglückwünscht wird.
„Das soll glorreich sein? Das Blut? Das ist niemals möglich! ... Das ist niemals möglich! ... Das ist niemals möglich! ... Das ist niemals möglich!“
Fassungslos steht sie da, rechtfertigt aber ihr Handeln damit, dass sie den Engländern vorher angeboten habe, friedlich abzuziehen und für eine gerechte Sache gekämpft zu haben. Trotzdem will sie sofort vor Gott treten, um zu beichten.
Es kommt zur erneuten Gegenüberstellung Frankreichs und Englands. Joan betet für eine friedliche Lösung des Konflikts, jedoch wird dies bezweifelt. „Man darf niemals auf Wunder hoffen.“ Joan fleht Jesus an und wird erhört. Die Engländer ziehen friedlich ab. La Hire sagt darauf: „So etwas nenne ich ein gottverdammtes Wunder!“ Der englische König hält Joan schuldig für seine Niederlage und wird sie von nun für ihre Verfolgung sorgen. „Ich will diese Jungfrau! Ich will diese Jungfrau brennen sehen!“
Joans Auftrag ist nun erfüllt, jedoch will sie auch den Rest Frankreichs befreien. Charles wird in Reims gekrönt und hat somit erreicht, was er wollte. Er ist nicht weiter auf ihre Hilfe angewiesen und durch einen Komplott zwischen ihm, seiner Schwiegermutter und Burgund, gerät die Jungfrau in die Gefangenschaft der Burgunder. Diese verkaufen sie weiter an die Engländer, die ihr mit der katholischen Kirche wegen Blasphemie anklagen.
Zuerst im burgundischen und späer auch im englischen Kerker erscheint Joans Gewissen in Form eines älteren Mannes (Dustin Hoffman). Seit Charles Krönung hat Joan keine Stimmen mehr gehört oder Visionen gehabt. Sie kann mit dem ihr gegenüberstehenden Mann zunächst nichts anfangen und verliert sich in panischer Angst. Das Gewissen zeigt ihr Rückblicke bzw. neue Visionen, die ihr klar machen, dass der Tod lange und schmerzhaft ist. Sie hat große Furcht, trotzdem verspricht ihr der Mann: „Ich komme, dich zu befreien!“ Joan beginnt an sich zu zweifeln, als ihr Gewissen sie fragt, ob sie wirklich so eitel ist zu glauben, dass Gott gerade sie braucht.
3.4 Konfliktlösung
Johanna glaubt jedoch weiterhin an Gottes Macht und ihren Auftrag. „Gott hat die Engländer geschlagen.“ Als Antwort erhält sie: „Der gleiche Gott, der dich gefangen nehmen lassen hat?“ Noch lässt sie sich nicht von ihrem Glauben abbringen und hält an ihrem Auftrag und an der Wahrheit ihrer Visionen fest. Sie betet verzweifelt neue zu empfangen, jedoch verheißt ihr Gewissen dieses und sagt, dass sie nie wieder Visionen sehen wird. Er erklärt ihr, dass auch ihre früheren Erscheinungen nur ihrer Einbildungskraft entsprungen sind.
„Du hast nicht gesehen, was wirklich war, Joan. Du hast gesehen, was du sehen wolltest.“
Situationen, die Joan als unbezweifelbare Zeichen Gottes deutete, werden vom Gewissen relativiert und als religiöser Wahn dargestellt.
Vor Gericht beteuert sie nie ihr Schwert in der Schlacht benutzt zu haben: „Getötet hab ich nie!“ Das Gewissen blickt auf eine Szene zurück in der sie kampfesblind mit dem Schwert um sich schlägt und einen Soldaten dabei tötet. „Wie kannst du nur so lügen?“, fragt sie das Gewissen. Weiterhin bestreitet sie für sich gekämpft zu haben, aber auch hier wird die Aussage mit einem Beispiel widerlegt. Joan, auf ihrem Kriegsross sitzend, ruft den wartenden Soldaten zu: „Alle, die ihr mich verehrt, folgt mir!“ „Du hast es für dich getan, in deinem Namen“, wertet hierauf das Gewissen Joans Verhalten. Auch die Verteidigung Joans, sie hätte nicht mit Lust gekämpft, wird von ihrem Gewissen widerrufen. Es zeigt, wie sie in den Kampf reitet und feststellt, dass die Engländer nur mit der Lanze zu schlagen seien, sonst mit nichts.
Nun, völlig desillusioniert, fleht Joan verzweifelt: „Lass mich frei, lass mich frei!“ Darauf folgt das erneute Versprechen „Du wirst frei sein.“
3.5 Tod Johannas
Joan steht auf dem Scheiterhaufen und fleht ihren Gott um Gnade an, sie nicht sterben zu lassen. „Soll ich wirklich brennen? Soll ich sterben ohne vorher zu beichten?“ Die katholische Kirche bietet ihr an, sie zu retten, wenn sie dafür bürgt, dass ihre Visionen böse und ungöttlich waren. Sie unterschreibt das Dokument in ihrem hoffnungslosen Glauben, dadurch beichten zu können. Ihr Gewissen erscheint und hält ihr vor, Gott nun endgültig netrogen zu haben, weil sie ihn durch ihre Unterschrift als nicht - existent erklärt hat. Nun wird er ihr auf keinen Fall mehr helfen. Joans Versuche, das Schreiben zu zerstören, scheitern jämmerlich. Die Kirche revidiert das Urteil und überträgt die Verantwortung für die Jungfrau auf die Engländer. Diese bringen sie durch eine erneute Verschwörung wieder auf den Scheiterhaufen. Vorher will sie jedoch beichten, seine hohe Eminenz lehnt dieses aber ab.
„Es ist nicht mein Leib, den ich retten will, es ist meine Seele.“ Das Gewissen ersetzt den Glauben und die Notwendigkeit Gottes. Letztendlich muss die Beichte vor sich selbst stattfinden. Auf Gott, der durch seinen Diener auf Erden Absolution für die Menschen erteilt, ist nicht zu hoffen. Durch die Beichte vor ihrem Gewissen bekennt sie sich ihrer Sünde und ihrer Rachegefühle. „Aus Rache habe ich gekämpft und aus Verzweiflung.“ Sie gibt zu Zeichen gesehen zu haben, weil sie sie sehen wollte. Sie bereut, Dinge getan zu haben, die sie rechtfertigte durch die ‚gute Sache‘. Sie erkennt, dass sie eitel, halsstarrig, selbstsüchtig und grausam war.
Sie wird von ihrem Gewissen gefragt: „Bist du jetzt bereit, Joan?“ Sie antwortet mit ‚ja ‘, d.h. sie ist nun bereit zum Sterben und tut dieses frei. Sie tritt mit der ihr selbst (durch ihr Gewissen) erteilten Absolution ins Feuer. Auf dem Scheiterhaufen sieht man jedoch an ihren Gesichtszügen, dass sich das Sterben nicht ohne Schmerzen vollzieht.
4. Vergleich
4.1 Empfang des göttlichen Auftrages
Während Johanna in Schillers Werk Stimmen hört, sieht Joan bunte verbildlichte Visionen. Sie sieht Gott als Abbild, welches natürlich durch das Medium des Bildes besser im Film als im Drama umsetzbar ist. Auch der Ort des Empfangs unterscheidet sich. Johanna sitzt zwischen Kapelle und Druideneiche, Joan jedoch hat wechselnde Orte, an denen sie von ihren Visionen heimgesucht wird.
Der Auftrag ist bei beiden derselbe, sie sollen Frankreich retten und den König krönen lassen. Die besson‘sche Joan erhält im Gegensatz zur schiller‘schen kein Liebesverbot auferlegt. Zumindest ist davon zu keiner Zeit die Rede, auch wenn Joan die Männer der Armee nur als ihre Mitstreiter im Kampfe für ein freies Frankreich ansieht.
4.2 Darstellung der Figur „Johanna“
In Drama und Film wird eine Dialektik der Hauptfigur sichtbar. Von ihren Anhängern wird sie verehrt, von ihren Gegnern gehasst und verfolgt. Während wir von Joan wissen, dass sie schon als Kind sehr religiös ist, bleibt uns die Jugend der Johanna verschlossen. Wir lernen sie erst kennen, als sie ihre Botschaft erhält.
Wirkt die Johanna im Drama oft zielstrebig und gewissenhaft, hat man bei Joan den Eindruck, sie wisse nicht immer genau, was sie mit ihren Visionen anfangen soll. Sie irrt teilweise orientierunglos durch die Szenerie. Ihre charakterliche Stärke kann man im Drama bewusster erfahren, als im Film.
Johannas militärische Gefolgschaft verehrt sie und hat keinen Zweifel an ihrer Macht bis zu dem Punkt, an dem sie angeklagt wird. Nur aus Schutz wollen sie sie aus der Schlacht zurückhalten. Joans Soldaten bezweifeln von Anfang an, ob sie in der Lage sein wird, ein Heer zu führen. Trotzdem stehen die meisten hinter ihr.
Parallelen der beiden Figuren findet man jedoch wieder in der selbstlosen Aufopferung für Gott. Beide folgen ihm blind ohne einmal von sich aus an ihrem Auftrag und dessen Richtigkeit zu zweifeln. Beide brauchen andere, die sie auf Gewissensbisse stoßen.
4.3 Konflikt Johannas
Der Grund für den Konflikt der Hauptfigur ist unterschiedlich in Drama und Film. Schiller erklärt das Übertreten des Liebesverbots als Hauptgrund für Johannas Zweifel an sich selbst. Sie kann ihre eigene Schwäche nicht begreifen und fühlt sich von Gott verlassen, weil sie keine Stimmen mehr hört, die ihr Rat geben könnten. Ihre menschliche Schwäche weckt somit ihr Gewissen auf.
Joan dagegen gerät durch ihre Visionen in den Konflikt mit sich selbst. Zuerst wirft sich die Frage auf, wie es richtig sein kann zu töten, wenn Gott es eigentlich verbietet. Jesus selbst erscheint und weckt diese ersten Zweifel in ihr. Als sie keine Visionen mehr hat, fühlt sie sich nicht verlassen, aber bedroht von dem in ihr aufkeimenden schlechtem Gewissen. Erst dieses bringt dazu, über ihren Auftrag nachzudenken.
4.4 Konfliktlösung
Im Drama erkennt sich Johanna als menschliches Wesen und überwindet dadurch ihre Selbstzweifel. Sie erkennt, dass sie sich zum Werkzeug Gottes machen lassen hat, welches keinen eigenen Willen hat. Durch das Erkennen, dass sie menschlich ist und somit auch nicht ihre Gefühle verdrängen kann, bekennt sie sich zu ihrem Auftrag und kann über den Tod erhaben sein. Durch die Entwicklung eines eigenen Willens, überwindet sie die Schranken der Abhängigkeit.
Der Konflikt Joans wird gelöst, in dem sie ihre Schuld eingesteht, nicht für Gott, sondern für sich selbst gekämpft zu haben. Sie ist nicht die ‚Von - Gott - Auserwählte‘, sondern eine selbstsüchtige Person, die als Kind Schlimmes erlebt hat und deswegen aus Rache im Namen Gottes kämpft. Sie löst den Konflikt durch Beichten und nicht durch Selbsterkenntnis ihrer Schwachheit und Abhängigkeit.
4.5 Tod Johannas
Johanna kann den Tod ertragen, weil sie darüber erhaben. Sie hat dieses nur durch die Selbsterkenntnis ihrer Schwäche erreicht. Sie stirbt mit dem Gedanken, ein guter Erdenbürger gewesen zu sein, der Gottes Auftrag (letztendlich) willentlich und unschuldig erfüllt hat. Sie stirbt als freier Mensch, der unabhängig von gewissen Instanzen ist, die ihn vorher blind führten. Sie weiß vorher, dass sie sterben wird, hat dieses ja auch schon einige Male herbeigewünscht, und lässt dieses zu, weil sie für ihren Auftrag stirbt.
Schon auf dem Scheiterhaufen stehend, vertagt Joan ihr Sterben noch einmal, aber eigentlich unwillentlich. Sie will nicht sterben (zumindest nicht ohne vorher gebeichtet zu haben) und bittet Gott, ihr zu helfen. Dieser verschließt sich ihr und nur ihr schlechtes Gewissen hilft ihr, frei zu sterben. Durch das Beichten ihrer Schuld, ist sie bereit zum Sterben.
Warum Besson sie auf dem Scheiterhaufen sterben lässt, anstatt wie Schiller auf dem Schlachtfeld, liegt wohl an dem Bestreben, die historischen Tatsachen so weit wie möglich umsetzen zu wollen. Joan stirbt als menschliches verletzliches Wesen, die die angestrebte Göttlichkeit nie erreichen wird, was bei Schiller der Fall ist.
5. Fazit
Bessons Joan lädt zum Mitleiden mit, Mitfühlen mit, Mithassen mit und Ablehnen der Hauptperson ein. In ihrer bittersten Stunde will man sie in dem Arm nehmen und trösten, sie jedoch als schuldige Büßerin verfluchen. Man will nicht, dass sie stirbt und durch die Machtspiele der Monarchie verurteilt wird, jedoch kommt man nicht von dem Gedanken los, dass sie ihr Schicksal auch irgendwie verdient hat. Zumindest bei mir ist es so der Fall. Ins Gesicht einer verstörten Joan zu blicken, anstatt die Gefühle einer verzweifelten Johanna zu erahnen, fällt weitaus leichter. Mit Joan verbindet man das geplagte, lachende, verstörte und leidende Gesicht Milla Jovovichs. Johanna bleibt eine gesichtlose Gestalt, die jeder ausfüllen könnte.
Der Grund hierfür ist die ausgeprägte Bildsprache, die Besson bei der Umsetzung des Stoffes benutzt. Viele Male erscheinen Joans Gesicht und Körper in Großaufnahme, die ihre Mimik und Gestik besonders gut erkennen lassen. So erleben wir nur einmal, wie Joan wirklich durch die Macht der Sprache andere überzeugt. Die Franzosen am königlichen Hofe wollen einen Beweis sehen, für ihren göttlichen Auftrag.
„Ich bin nicht hier, um Tricks vorzuführen. Ihr ... ihr seid alle viel gelehrter, als ich es bin. Ich bin nicht mal in der Lage, ein A von einem B zu unterscheiden. Aber soviel weiß ich, das Volk Frankreichs wälzt sich im Blut und ihr sitzt hier in euren feinen Gewändern und wollt eine Lügnerin in mir sehen. Doch in Wirklichkeit belügt ihr euch nur selbst. Ihr sagt ihr seid Männer Gottes und ihr könnt nicht erkennen, dass es seine Hand war, die mich quer durch das feindliche Gebiet geführt hat, um euch seine Hilfe zu bringen. Ist das denn nicht Beweis genug? ... Was für ein Zeichen braucht ihr noch? Gebt mir eine Armee, führt mich nach Orleans! Dort findet ihr das Zeichen, dass ihr als Beweis verlangt.“
Nach dieser Rede folgen ihr die Franzosen. Während Schillers Johanna, die ganze Zeit schön spricht, erkennt man Joan oft, als das ungelehrte unbeholfene Bauernmädchen, das sie ist.
Im Film vorkommende Worte, wie Schlampe, Hure, ficken, Tricks u.ä., führen dazu, das Niveau des Filmes zu vermindern. Vielleicht liegt es daran, dass ich das Drama zuerst gelesen habe, aber der Film wirkt sprachlich gesehen, wie ein möglichst niveauloses Aneinanderreihen von Beschimpfungen und Sätzen.
Abschließend stelle ich fest, dass sich in meinen Untersuchungen die Arbeitshypothese bestätigt hat. Während ich Johanna keiner Person zuordnen kann, werde ich Joan in Zukunft mit der kurzhaarigen, knabenhaft wirkenden Milla Jovovich identifizieren. Dieses kann sich wahrscheinlich nur ändern, wenn ich eine andere Schauspielerin in dieser Rolle sehe.
Quellenverzeichnis
Literatur:
(1) Guthke, Karl S. (1): Schillers Dramen: Idealismus und Skepsis. In: Strelka, Joseph P. (Hrsg.): Edition Orpheus 11. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, 1994. S. 244 - 257.
(2) Guthke, Karl S. (2): Die Jungfrau von Orleans - Fragen der Motivation und Deutung. In: Koopmann, Helmut (Hrsg.): Schiller - Handbuch. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1998. S. 442 - 451.
(3) Koopmann, Helmut: Friedrich Schiller II: 1794 - 1805 - Die Jungfrau von Orleans. Stuttgart: Metzler, 1977. S. 63 - 72.
(4) Lange, Sigrid: Die Utopie des Weiblichen im Drama Goethes, Schillers und Kleists. In: Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; Bd. 1382. Frankfurt/Main: Verlag Peter Lang GmbH, 1993. S. 116 - 123.
(5) Ritzer, M.: Schillers dramatischer Stil - Eine romantische Tragödie: Die Jungfrau von Orleans. In: Koopmann, Helmut: Schiller Handbuch. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1998.
S. 259 - 261.
(6) Schiller, Friedrich von: Die Jungfrau von Orleans. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 24. Heft.
Video:
Besson, Luc: Johanna von Orleans. Written by Andrew Biskin & Luc Besson. A Gaumont Production, 1999. 1999, Columbia Pictures Industries Inc.
[...]
[1]Historische Daten und Fakten genommen aus: vgl.: Nachwort. In: Schiller, Friedrich von: Die Jungfrau von Orleans. 24. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag. 24. Heft. S. 118 - 120.
[2]Guthke, Karl S. (2): Die Jungfrau von Orleans - Fragen der Motivation und Deutung. In: Koopmann, Helmut (Hrsg.): Schiller - Handbuch. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1998. S. 449.
[3]Schiller, Friedrich von. a.a.O. 417 - 424. S. 14.
[4]Schiller, Friedrich von. a.a.O. 411 - 414. S. 14.
[5]Lange, Sigrid: Die Utopie des Weiblichen im Drama Goethes, Schillers und Kleists. In: Europäische Hocschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; Bd. 1382. Frankfurt/Main: Verlag Peter Lang GmbH, 1993. S. 117.
[6]Nach: G.B. Shaw. In: Guthke, Karl S. (2). a.a.O. S.442.
[7]Vgl.: Lange, Sigrid. a.a.O. S. 120.
[8]Schiller, Friedrich von. a.a.O. 2028f. S. 64.
[9]Guthke, Karl S. (1): Schillers Dramen: Idealismus und Skepsis. In: Strelka, Joseph P. (Hrsg.): Edition Orpheus 11. Tübingen/Basel: A. Francke Verlag, 1994. S. 245.
[10] Schiller, Friedrich von. a.a.O. S. 1782f. S. 55.
[11] Koopmann, Helmut: Friedrich Schiller II: 1794 - 1805 - Die Jungfrau von Orleans. Stuttgart: Metzler, 1977. S. 70.
[12] Ritzer, M.: Schillers dramatischer Stil - Eine romantische Tragödie: Die Jungfrau von Orleans. In: Koopmann, Helmut: Schiller Handbuch. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1998. S. 260.
[13] Vgl.: Koopmann, Helmut. a.a.O. S. 65.
[14] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 1730 - 1811. S. 54 - 56.
[15] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 2514 - 2518. S. 79.
[16] Vgl.: Guthke, Karl S. (1). a.a.O. S. 253.
[17] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 1660 - 1663. S. 51.
[18] Guthke, Karl S. (1). a.a.O. S. 255.
[19] Vgl.: Schiller, Friedrich von. a.a.O. 2722 - 2737. S. 86.
[20] Lange, Sigrid. a.a.O. S. 121.
[21] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 3182. S. 103.
[22] Vgl.: Koopmann, Helmut. a.a.O. S. 67.
[23] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 3241 - 3245. S 106.
[24] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 3544. S. 116.
[25] Schiller, Friedrich von. a.a.O. Regieanweisung. S. 117.
[26] Schiller, Friedrich von. a.a.O. 3184 - 3187. S. 103.
[27] Lange, Sigrid. a.a.O. S. 122.
[28] Koopmann, Helmut. a.a.O. S.67 und 68.
[29] Vgl.: Guthke, Karl S. (2). a.a.O. S. 444.
[30] Guthke, Karl S. (2). a.a.O. S. 446.
[31] Besson, Luc: Johanna von Orleans. Written by Andrew Biskin & Luc Besson. A Gaumont Production, 1999. 1999, Columbia Pictures Industries Inc. (auch alle folgenden Zitate sind dem Film entnommen, weswegen ich sie nicht weiter belegen werde)
- Arbeit zitieren
- Silvia Schulze (Autor:in), 2001, Die Jungfrau von Orleans - Unterschiedliche Umsetzung eines Todes in Drama und Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/104993