"Community Organizing von unten"? "Community Organizing" und "Sozialarbeit von unten" im Vergleich


Trabajo Escrito, 2021

25 Páginas, Calificación: 1,1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärungen
2.1. Sozialarbeit, Sozialpädagogik, SozialeArbeit
2.2. Marxismus

3. Soziale Arbeit im Sinne von Karam Khella
3.1. „Sozialarbeit von oben“
3.2. Abgrenzung zur„Antisozialpädagogik“
3.3. „Sozialarbeitvon unten“

4. Community Organizing
4.1. Einführung in das Community Organizing
4.2. Saul Alinsky zu Ideologie

5. Eine vergleichende Betrachtung
5.1. Anwendungsbereich
5.2. Praxis
5.2.1. Ziele & Haltungen
5.2.2. Methodik
5.3. Eine bessere Gesellschaft? - Position zum bestehenden System

6. Fazit: „Community Organizing von unten“?

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Pandemiejahr 2020 zeigte sich eines besonders: Krisen treffen nicht die gesamte Ge­sellschaft gleichermaßen. Besonders hart treffen sie die, die bereits vor der Krise finanziell schlechtergestellt waren. Diese verzeichnen besonders häufige und besonders starke Ver­luste in ihrem Einkommen (vgl. KOHLRAUSCH 2020, S. 12ff). Gleichzeitig berichtet die Tagesschau, dass Milliardärinnen weltweit, ihr Vermögen während der Pandemie weiter vergrößern konnten (vgl. TAGESSCHAU 2020, o. S.). Diese Entwicklung ist jedoch keine neue, so wächst die Armut in Deutschland seit Jahren. Und das, obwohl Deutschland gleichzeitig ein Wirtschaftswachstum verzeichnete (vgl. PIEPER 2020, S. 6f). Als logische Konsequenz sollte man erwarten, dass die Soziale Arbeit sich dieser Entwicklung laut und kämpferisch entgegenstellt. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Die Soziale Arbeit passt sich der Politik, die diese Entwicklung fördert, weitestgehend an und individualisiert Problemla­gen ihrer Adressatinnen. Ein wirklicher Widerstand in der Sozialen Arbeit ist nicht wahr­nehmbar (vgl. SEITHE 2012, S.402f). Eine solche Entwicklung der Gesellschaft unter kapi­talistischen Produktionsverhältnissen hatte Karl Marx jedoch bereits Mitte des 19. Jahrhun­derts prognostiziert. Er sagte vorher, dass sich die finanziellen Mittel bei einigen Wenigen sammeln würden, während große Teile der Gesellschaft immer ärmer würden (vgl. SCHAAL 2017, S. 213). Selbstverständlich lässt sich darüber streiten, bis zu welchem Aus­maß Marx recht behielt. Jedoch ist es einen Gedanken wert, hier nach Alternativen zu su­chen. 1982 veröffentlichte Karam Khella sein Werk „Sozialarbeit von unten“ (KHELLA 1982), welches einen Ansatz der Sozialen Arbeit basierend auf marxistischer Theorie prä­sentierte (vgl. ENGELKE 2014, S. 421). Inzwischen ist diese Theorie jedoch weitestgehend aus dem Wissenschaftsdiskurs Sozialer Arbeit verschwunden (vgl. ENGELKE 2014, S. 427). Die Gemeinwesenarbeit umfasst jedoch einen Ansatz, der auf den ersten Blick einige methodische Ähnlichkeiten zu Khellas Ansatz aufweist: Das „Community Organizing“ (vgl. MARUSCHKE 2014, S. 73). Mit diesem Gedanken wird sich in der nachfolgenden Arbeit an die Frage gewagt, ob diese Ähnlichkeiten auch einer genaueren Betrachtung standhal­ten. Dementsprechend wird diese Arbeit versuchen, eine Antwort auf folgende Frage vor­zulegen: Inwiefern lassen sich Gedanken des „Community Organizings“ in Karam Khellas „Sozialarbeit von unten“ wiederfinden und ließe sich ein „Community Organizing“ in diesem Sinne denken? Die Arbeit wird in einem Vergleich versuchen, die Möglichkeit einer Ver­knüpfung der beiden Ansätze zu betrachten. Hier geht es nicht darum, einen neuen Ansatz zu formulieren, sondern vielmehr darum, die Möglichkeit der Formulierung eines solchen Ansatzes zu überprüfen und somit bestenfalls einen solchen Übertrag vorzuschlagen. Hierzu wird in der Arbeit - nach einigen Begriffserklärungen - eine Vorstellung der beiden Ansätze dargelegt, bevor die Arbeit einen Vergleich in verschiedenen Aspekten unter­nimmt. Abschließend wird unter Bezugnahme auf genannte Fragestellung reflektiert.

2. Begriffserklärungen

Im Folgenden wird es zunächst darum gehen, zentrale Begrifflichkeiten dieser Arbeit knapp zu erläutern. Die wohl zentralsten Begriffe des „Community Organizings“ und der „Sozial­arbeit von unten“ werden jedoch in einem separaten Abschnitt gesondert ausgeführt.

2.1. Sozialarbeit, Sozialpädagogik, Soziale Arbeit

Bei der Ausführung überdie Begriffe „Sozialarbeit“, „Sozialpädagogik“ und „Soziale Arbeit“ handelt es sich wohl weniger um eine Tatsächliche Begriffserklärung. Vielmehr geht es da­rum zu erläutern, wie im Folgenden mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten umgegan­gen wird. Karam Khellas Werk heißt „Sozialarbeit von unten“ (KHELLA 1982). Im Untertitel spricht er jedoch bereits von ,,[...] Sozialarbeit und Sozialpädagogik“ (KHELLA 1982), wie er dies auch im Verlauf seines Werkes weiterführt (vgl. KHELLA 1982, S. 21). Dies lässt erkennen, dass Karam Khella bei diesen Begriffen selbst zumindest keinen besonderen Wert auf eine klare Abgrenzung legt. Da die Begriffe inzwischen zu dem Begriff der „Sozi­alen Arbeit“ zusammengeführt wurden, wird im Folgenden - abgesehen von wörtlichen Zi­taten - auch von Sozialer Arbeit gesprochen. Die Begriffe werden hier somit erst einmal synonym genutzt und lassen die kontroverse Diskussion über deren Abgrenzung außer Acht.

2.2. Marxismus

Ein gesonderter Abschnitt über den Begriff „Marxismus“, dürfte an dieser Stelle zunächst unerwartet wirken. Jedoch ist folgender Vergleich, ohne eine grundlegende Klärung des Begriffs wohl äußerst schwer zu vollbringen. Für diese Arbeit liegt die Relevanz des Begriffs darin, dass sich Karam Khella in seinem Werk grundlegend marxistischer Ideen bedient (vgl. KHELLA 1982, S. 43; ENGELKE 2014, S. 419). Diese Begriffserläuterung dient somit dem besseren Verständnis der theoretischen Grundlage in „Sozialarbeit von unten“.

Erst einmal das offensichtliche: Der Marxismus begründet sich in den Ideen von Karl Marx. Die Frage, ob es „den“ Marxismus überhaupt gibt, wird in diesem Teil bewusst ausgeklam­mert. Die kurze Antwort ist: Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Marxismus zu denken und somit nicht den einen Marxismus (vgl. ELBE 2015, S. 97). Auch eine Trennung zwi­schen Marxismus als Wissenschaftstheorie und Ideologie gestaltet sich schwer (vgl. SCHAAL 2017, S. 207). Grundsätzlich marxistischer Gedanke ist jedoch: Eine revolutionäre Überwindung des Kapitalismus, hin zum Sozialismus beziehungsweise schließlich dem Kommunismus (vgl. ENGELKE 2014, S. 415). Diese Relevanz sieht Marx begründet in dem Leiden des Proletariats - also der Arbeiterinnenklasse - zu seiner Zeit, welches durch die kapitalistische Produktionsweise von der eigenen Arbeit entfremdet wurde, während sich auf der anderen Seite das Kapital bei einigen wenigen Kapitalistinnen sammelte - also akkumuliert (vgl. SCHAAL 2017, S. 213). Aus seiner Analyse und Kritik der Produktions­weise des Kapitalismus, zieht er die Notwendigkeit der Überwindung der Klassengesell­schaft und des Privateigentums im Kapitalismus, um in eine klassenlose Gesellschaft über­zugehen (vgl. SCHAAL 2017, S. 214). Dieser Prozess wird nach Marx über Klassenkämpfe, zwischen den Klassen im Kapitalismus, bestritten und mündet schließlich in der Revolution (vgl. ENGELKE 2014, S. 415).

Wie später noch zu sehen sein wird, greift Khella genau diesen Gedanke des Klassen­kampfes - sowie die damit verbundene Relevanz des Klassenbewusstseins in der Arbei- ter*innenklasse - auf (vgl. KHELLA 1982, S. 43).

3. Soziale Arbeit im Sinne von Karam Khella

Nicht lange muss man suchen und Karam Khella spricht von „Klassenkampf' (KHELLA 1982, S. 43) und „Revolution“ (KHELLA 1982, S. 43). Damit kann man wohl ohne Zweifel feststellen, dass sein Ansatz zu den wohl unkonventionelleren in der Sozialen Arbeit gehört. In diesem Abschnitt wird es darum gehen, die „Sozialarbeit von unten“ in ihren Grundzügen vorzustellen, um einen im Folgenden versuchten Vergleich und eine Überprüfung der Ver­knüpfungsmöglichkeiten, zu ermöglichen. Im folgenden Abschnitt wird zur Erläuterung sei­nes Ansatzes die Struktur von Khella selbst grob übernommen, wie es in den Gliederungs­punkten 3.1, 3.2 und 3.3 der Fall ist, welche die Kapitel seines Werkes darstellen (vgl. KHELLA 1982, S. 7). Diese Darstellungen - sowohl der „Sozialarbeit von unten“, als auch des „Community Organizing“ - dienen den Lesenden zum einen, dem besseren eigenen Verständnis. Zum anderen ist somit leichter ersichtlich, auf welche Grundannahmen sich der Autor bezieht.

3.1. „Sozialarbeit von oben“

Vorangehend stellt Khella in seinem Werk die „Sozialarbeit von oben“ (KHELLA 1982, S. 11), als den aktuellen Stand der Sozialen Arbeit, vor. Wie bereits der Name aufzeigt, sieht er diese als grundlegend widersprüchlich zu seinem eigenen Ansatz an und formuliert mit „Sozialarbeit von unten“ eine „Antithese“ (KHELLA 1982, S. 11) zur hier vorgestellten „So­zialarbeit von oben“. Unter der genannten Überschrift übt Khella scharfe Kritik an der be­stehenden institutionellen Sozialen Arbeit. Dieser wirft er vor, das Individuum schlicht an eine ungerechte Gesellschaft anpassen zu wollen und somit das momentane Ungerechtig- keits- und Ungleichheitssystem zu stützen und aufrecht zu erhalten (vgl. KHELLA 1982, S. 13ff). Er spricht von einer Sozialen Arbeit, die versucht Abweichung von der gesellschaftlichen Norm durch die Anpassung und Abstrafung des Individuums zu errei­chen und somit versucht, Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Klassen zu verde­cken (vgl. KHELLA 1982, S. 15f+27).

3.2. Abgrenzung zur „Antisozialpädagogik“

Khella geht weiter und grenzt sich im nächsten Kapitel zu den von ihm sogenannten beste­henden Ansätzen der „Antisozialpädagogik“ (KHELLA 1982, S. 21) und der „Ablehnung der Sozialarbeit“ (KHELLA 1982, S. 21) ab. Diese Ansätze lehnen zwar die institutionelle Sozi­ale Arbeit ab und kritisieren, wie Soziale Arbeit im Kapitalismus gelebt wird. Aus Khellas Sicht leiten diese Denkströmungen jedoch aus richtigen Erkenntnissen falsche Schlussfol­gerungen ab (vgl. KHELLA 1982, S. 21). Da es sich hierbei um eine Abgrenzung im Wis­senschaftsdiskurs seiner Zeit handelt - der für diese Arbeit keine besondere Relevanz hat - wird hier nicht genauer darauf eingegangen. In einem Satz zusammengefasst sehen seine Kritikpunkte wie folgt aus: Khella sieht in den vorgestellten Ansichten den Aufruf an Sozialarbeitende sich zu verweigern, da sie meinen, Soziale Arbeit in einem kapitalistischen System könne nicht tatsächlich im Sinne der Arbeiter*innenklasse sein. Khella weist diese Ansicht aufs Schärfste zurück und begründet somit die Wichtigkeit der „Sozialarbeit von unten“, welche eine Soziale Arbeit im Sinne der Arbeiter*innenklasse bereits in einem ka­pitalistischen System vorstellt (vgl. KHELLA 1982, S. 26f).

3.3. „Sozialarbeit von unten“

Nun zu dem tatsächlichen Hauptteil in dem die „Sozialarbeit von unten“ knapp vorgestellt wird. Als Adressatinnen sieht er grundlegend Personen, die sich in sozialen Notlagen be­finden (vgl. KHELLA 1982, S. 30). Khella sieht das Problem, dass die bestehenden Institu­tionen die Solidarität zwischen den ökonomisch ärmeren Menschen zu verhindern versu­chen und fordert deshalb, dass sich Sozialarbeitende mit eben diesen Menschen solidari­sieren und ihre Seite ergreifen (vgl. ENGELKE 2014, S. 420). Seine Ideen bauen darauf, Adressatinnen zu aktivieren und auch - was für den Aspekt des „Community Organizings“ von Bedeutung sein wird - zu mobilisieren, um ihre Anliegen auf politischer und/oder ge­sellschaftlicher Ebene durchzusetzen (vgl. KHELLA 1982, S. 32). Hierbei nennt er eine Vielzahl an Grundsätzen. Er lehnt den Gedanken ab, dass die Problemlagen der Adres­satinnen individuell bedingt sind und sieht den Ursprung für die Lagen der Menschen viel­mehr durch systematische Ungleichheit und Ungerechtigkeit begründet. Er beschreibt je­doch, dass Adressatinnen oft der gesellschaftlich kommunizierten Idee verfallen, selbst die volle Schuld an ihrer Situation zu tragen. Aus dieser Sicht auf die eigenen Problemlagen entsteht - nach Khella - das Gefühl der eigenen Unfähigkeit das Problem zu beheben und somit das Warten auf eine externe Veränderungsquelle (vgl. KHELLA 1982, S. 30). Auch bei dieser Analyse bedient sich Khella marxistischer Theorie (vgl. ENGELKE 2014, S. 421). Doch betont er, wie wichtig es ist, dass Soziale Arbeit auch oder gerade in einer kapitalisti­schen Gesellschaft aktiv ist. Er formuliert seinen Ansatz somit mit dem Gedanken, eine Soziale Arbeit zu schaffen, die mit revolutionärer Perspektive Adressatinnen zurück in ihre Klasse führt, um damit die kämpferische Kraft der Arbeiterinnenklasse zu stärken (vgl. KHELLA 1982, S. 31). In seinem Werk stellt Khella bereits vor, in welchen Bereichen der Sozialen Arbeit diese angewendet werden kann. Unter Anderem nennt er hier die „stadt- teibezogene Sozialarbeit“ (KHELLA 1982, S. 31), die „gemeindenahe Versorgung“ (KHELLA 1982, S. 31) und die „Gemeinwesenarbeit“ (KHELLA 1982, S. 31). Dieser Ge­danke Khellas ist für diese Arbeit von hoher Relevanz, da das „Community Organizing“ - wie an späterer Stelle noch ausgeführt wird - in der Gemeinwesenarbeit zu verorten ist.

Khella betont des weiteren, dass er kein Interesse hat, eine praxisferne theoretische Aus­arbeitung vorzulegen, sondern legt in seinem Werk konkrete praktische Handlungsschritte vor (vgl. KHELLA 1982, S. 32). Diese Handlungsschritte sind in Grafik 1 zu sehen und werden anschließend genauer erläutert. Als Grundsatz formuliert er zuvor jedoch, dass der gemeinsame Weg mit Adressatinnen von größter Relevanz ist. Diese müssen das Vorge­hen mittragen, was eine transparente Kommunikation auf Seiten der Sozialarbeitenden vo­raussetzt. Aus diesem Grundsatz zieht er die Legitimität dieses Vorgehens, welches in letz­ter Konsequenz auf ein eigenständiges und unabhängiges Handeln der Adressatinnen ab­zielt (vgl. KHELLA1982, S. 32).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 1: „Aufbau der ,Sozialarbeit von unten1“ (KHELLA 1982, S. 29+32f) In Grafik 1 sieht man, dass Khella abwechselnd je einen theoretischen und praktischen Schritt vorstellt (vgl. KHELLA 1982, S. 32f). Er versteht Praxis als Anwendung der Theorie und Theorie wiederum als Planung und Reflexion eben jener Praxis, womit er zu diesem zyklischen Modell gelangt (vgl. KHELLA 1982, S. 33). In seinem Werk strukturiert Khella zehn Handlungsschritte, welche hier kurz erläutert werden (vgl. KHELLA 1982, S. 33ff). An entsprechender Stelle werden diese an späterer Stelle in dieser Arbeit noch einmal aufge­griffen und vertieft. In der ersten Phase geht es darum, Adressatinnen ein Bewusstsein für ihre Situation aufzuzeigen und ein Verständnis für die Wichtigkeit zum Handeln zu vermit­teln (vgl. KHELLA 1982, S. 33ff). In Phase zwei liegt der Fokus darauf, Adressatinnen in ähnlichen Problemlagen zusammenzubringen und eine miteinander solidarische Gruppe zu schaffen (vgl. KHELLA 1982, S. 35ff). Phase drei unterteilt Khella in einen theoretischen und einen praktischen Schritt. Zuerst sieht er vor, Adressatinnen, die zuvor nicht aktiv wa­ren, zu aktivieren und somit bereit zu machen für eine Aktion. Der praktische Teil dieses Schrittes liegt dann, in der tatsächlichen Durchführung der Aktion (vgl. KHELLA 1982, S. 38f). Die vierte Phase setzt bei der Reflexion der in Phase drei durchgeführten Aktion an. Unter Berücksichtigung des Gelernten aus dieser Reflexion beinhaltet dies auch die Pla­nung des zukünftigen Agierens. Bei Schritt drei und vier ist relevant, dass Khella diese als so oft wie nötig wiederholbar sieht, um erst dann in Schritt fünf überzugehen (vgl. KHELLA 1982, S. 39f). Aus Schritt drei und vier wird die gewonnene Selbstsicherheit und Erfahrung genutzt und Khella beschreibt die Gruppenmitglieder in Phase fünf als nicht länger nur Objekte der Geschichte [..]“ (KHELLA 1982, S. 40). An diesem Punkt sollte die Gruppe nach Khella kämpferischer und widerstandsfähiger sein (vgl. KHELLA 1982, S. 40). Khella geht über in die nächste Phase, in welcher sich die Gruppe orientiert, indem die vorherige Phase betrachtet und die zukünftige Ausrichtung geplant wird. In dieser Phase soll gelernt werden, dass die aktuelle Situation verändert werden kann. Hier wird erneut genannt, dass Phase drei bis sechs nicht nur einmalig stattfinden sollten (vgl. KHELLA 1982, S. 40f). In Phase sieben geht es Khella darum, dass die Adressatinnen reintegriert werden. Diese Integra­tion denkt Khella jedoch wieder in einem marxistischen Sinne, als eine Integration zurück in die Arbeiterinnenklasse. An diesem Punkt trennen sich Adressatinnen von der Sozialen Arbeit (vgl. KHELLA 1982, S. 41f). Essenziell nach dieser Integration sieht er, dass die reintegrierten Menschen nun weiter qualifiziert werden. Hier nennt er unter anderem Bil­dung in einem gewerkschaftlichen Kontext, da sich die Adressatinnen an diesem Punkt idealerweise bereits von der Sozialen Arbeit gelöst haben. Khella sieht das theoretische Wissen, als Grundlage für eine erfolgreiche politische Praxis (vgl. KHELLA 1982, S. 42f). In Phase neun erinnert Khella erneut daran, dass die weitere organisatorischen Schritte nicht im Rahmen der Sozialen Arbeit liegen. Als das Ziel der Sozialen Arbeit sieht er ge­nannte Reintegration der Adressatinnen in die eigene Klasse, um somit diesen den Weg in Klassenkämpfe zu bereiten. In anderen Worten: Die Soziale Arbeit soll nicht die Revolu­tion planen, sie soll es denen ermöglichen, die es sollten aber noch nicht können - also der Arbeiterinnenklasse (vgl. KHELLA 1982, S. 43). Nun zu Khellas zehnter und letzter Phase. Hier formuliert Khella das Ziel der „Sozialarbeit von unten“. Menschen, die aus einem Platz absoluter Not und Perspektivlosigkeit zu einem aktiven Teil ihrer Klasse wurden und in Klassenkämpfen aktiv gesellschaftliche Umgestaltung vorantreiben (vgl. KHELLA 1982, S. 44).

Khellas Theorie setzt, wie aufgezeigt wurde, stark auf das Zusammenbringen von Men­schen für politische Aktionen. Kein Zweifel besteht zudem an dem marxistischen Gedanken dieses Ansatzes, welcher offen eine Arbeiter*innenklasse stärken möchte um damit die Re­volution und die Überwindung des kapitalistischen Systems anzustreben. Inwieweit diese Ansätze und Ideen sich mit dem „Community Organizing“ zusammendenken lassen und welche Schritte methodische Ähnlichkeiten aufweisen wird an späterer Stelle betrachtet. Zunächst soll es nun jedoch darum gehen, auch das „Community Organizing“ vorzustellen.

4. Community Organizing

Im letzten Abschnitt wurde nun Karam Khellas „Sozialarbeit von unten“, als erstes Objekt des Vergleichs in dieser Arbeit in ihren Grundzügen skizziert. Nun wird es in diesem Ab­schnitt darum gehen, das zweite Objekt darzustellen: Das „Community Organizing“. In die­sem Abschnitt wird eine grobe Übersicht darüber gegeben, was „Community Organizing“ für die Soziale Arbeit und für Saul Alinsky bedeutet. Hierzu wird zunächst grob skizziert, was „Community Organizing“ ist und anschließend wird, weil es an späterer Stelle von Re­levanz ist, die Einstellung von Saul Alinsky zu Ideologie dargestellt.

4.1. Einführung in das Community Organizing

Der Begriff des „Community Organizing“ setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, wobei sich der Begriff der „Community“ auf eine zusammengehörende Gruppe bezieht. Das „Organi­zing“ beschreibt hier zunächst ein geplantes, reflektiertes und gemeinsames Vorgehen (vgl. SZYNKA 2011, S. 8). In der Sozialen Arbeit wird das „Community Organizing“ der Gemein­wesenarbeit zugeordnet, ist in Deutschland jedoch nicht so verbreitet, wie in den USA (vgl. MARUSCHKE 2014, S. 73). Die Grundideen des „Community Organizings“ entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Chicago (vgl. SZYNKA 2011, S. 7ff). Die dabei wohl wich­tigste zu nennende Person ist Saul Alinsky, aus dessen Ideen das heutige „Community Organizing“ stammt. Sein wichtigstes Werk hierzu ist wohl „Rules for Radicals“ (ALINSKY 1971), in welchem er seine grundlegenden Gedanken und Prinzipien zum „Community Organizing“ darlegt. Alinskys Gedanken werden in diesen Abschnitt ebenfalls eingearbeitet, um auch diese in den Vergleich zu Karam Khella einbeziehen zu können (vgl. SZYNKA 2011, S. 5). Grundidee des „Community Organizing“ ist es, politische Macht zu generieren und durch diese Einfluss auf politische Mandatsträgerinnen auszuüben. Das wichtigste Mittel hierbei ist die Vereinigung von Menschen, um individuelle Problemlagen zu einer kol­lektiven Angelegenheit zu machen (vgl. SZYNKA 2011, S. 8). Hierbei sind die beiden Grundbegriffe des „Konfliktes“ und der „Macht“ von besonderer Relevanz, welche in folgen­dem Sinne verstanden werden. Im Begriff der Macht stehen sich hier die ökonomische Macht - zum Beispiel Banken oder Konzerne - und die zivilgesellschaftliche Macht - zum Beispiel eine Protestbewegung - gegenüber. Es dominiert hierbei die Machtform, die an Macht überwiegt. Die Aufgabe des „Community Organizings“ ist es also, die zivilgesell­schaftliche Macht zu stärken, indem mehr Menschen aktiviert werden (vgl. SZYNKA 2011, S. 15f). Der Begriff des „Konflikts“ ist Teil der Ausführung, welche die bestehenden Macht­strukturen zu verändern versucht. Hierbei nimmt die Soziale Arbeit in diesen Konflikten die Seite der Adressatinnen ein, um deren gerechtfertigten Bedürfnisse zu vertreten (vgl. SZYNKA 2011, S. 16f). Der*Die Organizerin sollte dabei politische^ Realistin sein. Er sollte die Welt so nehmen wie sie ist und mit dieser arbeiten. Die Lösungsansätze der Men­schen stehen hier vor seinen eigenen (vgl. ALINSKY 1971, S. 14+98f). Das „Community Organizing“ ist also nicht lediglich eine technische Anleitung, sondern besitzt normative Grundhaltung, worauf auch an späterer Stelle unter Bezug zu Alinsky erneut eingegangen wird. So sieht Alinsky einige Werte als unverzichtbar für das „Community Organizing“, wel­che er in oben genanntem Werk ausführt (vgl. SZYNKA 2011, S. 15; ALINSKY 1971, S. 126ff). Funktional nimmt das „Community Organizing“ zunächst eine Doppelfunktion ein (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Zum einen ist es Teil politischer Bildungsarbeit - zum Beispiel im Demokratielernen oder Erlernen strategischer Kompetenzen. Zum anderen wird nicht nur theoretisch gelernt, wie man sich politisch beteiligen kann, sondern wird tatsächliche politische Praxis gelebt, indem zivilgesellschaftlicher Druck auf die parlamentarische Politik ausgeübt wird (vgl. SZYNKA 2011, S. 8+15). Auch Alinsky sieht die Wichtigkeit der Bildung. Er sieht die Chance, dass das verlorene Interesse der Menschen an Bildung wiedererlangt werden kann, indem ihnen eine tatsächliche Möglichkeit gegeben wird, durch Wissen eine Veränderung zu erlangen (vgl. ALINSKY 1971, S. 106). Grundmerkmale des „Community Organizings“ sind unter anderem eine Grundhaltung, die den Menschen die Veranlagung zuschreibt, ihre eigene Lebenssituation zu gestalten, das Herausarbeiten von Interessen, welche die Individuen beschäftigen und auch eine Gruppe verbinden, sowie das Organisie­ren von aktiven und mächtigen Initiativen mit Massenbasis. Hieraus leitet sich auch ab, dass das Ziel durch die Menschen im Laufe des Prozesses erarbeitet wird und somit nicht von vornherein festgelegt sein sollte (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Hierzu beinhaltet das „Community Organizing“ ein dreigliedriges Vorgehen. Hierbei kann zwischen den in Grafik 2 zu sehenden „[...] drei Schritte[n]: Zuhören, Recherchieren und Handeln.“ (SZYNKA 2011, S. 17) unterschieden werden. Bevor der*die Organizerin mit einem Gemeinwesen arbeiten kann, betont Alinksy allerdings die Wichtigkeit, dass diese*r vom Gemeinwesen akzeptiert wird. Eine Fremde Person wird nach Alinsky erst einmal als Bedrohung wahrge­nommen und muss somit Vertrauen erst aktiv erarbeiten (vgl. ALINSKY 1971, S. 98f). Im ersten Schritt des Modells aus Grafik 2 geht es dann darum, in den direkten Austausch zu gehen. Dabei soll erst einmal in zeitlich begrenzten Befragungen gehört werden, was die Menschen zu sagen haben. Vor allem geht es hierbei darum, sich mit den Situationen der Menschen vertraut zu machen, zu erfühlen ob die Menschen in der Lage und gewillt sind bei dem Bevorstehenden mitzuwirken und natürlich darum, welchen Handlungsbedarf die Menschen in ihrem Quartiersehen. Diese Personen sollen anschließend selbst andere Per­sonen befragen. Schließlich geht es in diesem Schritt bereits darum, Treffen zur Auswer­tung dieser Gespräche zu veranstalten, in welchen sich auf die wichtigsten Themen geei­nigtwird an welchen gearbeitet werden soll (vgl. SZYNKA2011, S. 17f).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 2: „Drei Schritte des Organisationsprozesses“ (SZYNKA 2011, S. 17)

Im zweiten Schritt geht es nun darum, sich Wissen anzueignen. Relevantes Wissen ist in diesem Schritt zum Beispiel Wissen über bestehende und zuständige Institutionen, die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Gruppen oder auch Erfahrungsberichte zu Lö­sungsprozessen bei ähnlichen Herausforderungen. Dieser Schritt hat erst einmal den Zweck, ein erfolgreiches Vorgehen zu ermöglichen. Zudem liegt jedoch auch ein Lernpro­zess von grundlegenden politischen Fähigkeiten für die Adressatinnen darin (vgl. SZYNKA 2011, S. 18). Der finale Schritt ist nun der der Umsetzung. Diese Umsetzung wird vorberei­tet und genauestens geplant. Die Adressatinnen werden auf die Konfrontation mit der*dem Entscheidungsbefugten genauestens qualifiziert und verschiedene Szenarien der Konfrontation geprobt, bevor diese dann schließlich stattfindet (vgl. SZYNKA 2011, S. 18f). Da es sich, wie in Grafik 2 sichtbar, um einen kreisläufigen Ablauf handelt kann der Prozess von hier erneut starten und ist nicht zwangsläufig abgeschlossen (vgl. SZYNKA 2011, S. 17).

4.2. Saul Alinsky zu Ideologie

Als Abschluss soll noch eine kurze Betrachtung Alisnkys Sicht auf Ideologie beziehungs­weise auf dogmatische Ideologie vorgenommen werden, da diese an späterer Stelle von Relevanz sein wird. Alinsky selbst bezieht radikalere Positionen. Dies wird bereits am Titel seines Werkes - „Rules for Radicals“ (ALINSKY 1971) - deutlich. Zudem sieht Alinsky die Notwendigkeit von Revolution (vgl. ALINSKY 1971, S. 3). Jedoch betont er die Relevanz sich in der Anwendung von allen Illusionen loszusagen. Die Anwendung seiner Gedanken unter einer bestimmten Ideologie - zum Beispiel von Marxistinnen - sieht er zumindest kritisch (vgl. ALINSKY 1971, S. 10f). Er sieht, dass Menschen immer eigene Lösungen und Visionen haben werden - also auch Ideologien. Doch gerade, wenn es sich um Dogmatis­mus handelt, bezieht Alinsky klare Position. Dogmatismus sieht er als nicht vereinbar mit der Arbeit von Organizerinnen und verabscheut diesen (vgl. ALINSKY 1971, S. 4). Diese Abscheu hängt sicher damit zusammen, dass er die Wichtigkeit beim „Community Organi­zing“ darin sieht, dass die Lösungsansätze der Menschen an erster Stelle stehen sollten und die des*der Organizer*in sich hinter diese ordnen müssen. Ideologien auf Seite der Professionellen bergen damit eine Gefahr (vgl. ALINSKY 1971,S. 98f).

Selbstverständlich könnte man diese Einführung in das „Community Organizing“ wesentlich umfangreicher gestalten, andere beziehungsweise zusätzliche Aspekte einbringen oder eine kritische Betrachtung hinzufügen. Auch Alinskys Gedanken könnte man einer tieferen Betrachtung unterziehen. Jedoch war der Sinn dieser Einführung den Lesenden eine Idee davon zu geben, was „Community Organizing“ ist und welches Verständnis der Autor im nachfolgenden Vergleich nutzt. Nachdem dies nun vorgenommen wurde, wird es im Fol­genden an den Vergleich gehen. An entsprechender Stelle werden hier auch zusätzliche Aspekte des „Community Organizings“ eingebracht, welche hier noch nicht genannt wur­den. DieserAbschnitt dient somit als Grundlage, auf der im folgenden Vergleich gearbeitet wird.

5. Eine vergleichende Betrachtung

Die bisherige Arbeit beschäftigte sich damit, den Lesenden ein grundlegendes Verständnis darüber zu geben, was im Folgenden verglichen wird. Was ist gemeint, wenn von Sozialer Arbeit gesprochen wird? Was ist Marxismus? Welche Gedanken hat Karam Khella in sei­nem Werk? Wie sieht „Community Organizing“ aus? Alle diese Fragen wurden soweit beantwortet. Möglicherweise sind Ihnen als Lesenden bereits Parallelen oder Widersprüche zwischen den Ansätzen aufgefallen. In diesem Abschnitt wird es nun darum gehen, genau diese näher zu betrachten. Hierzu wird ein Vergleich in drei Kategorien vorgenommen. Wie zu sehen sein wird, sind diese Kategorien nicht trennscharf abgrenzbar. Destotrotz ermög­lichen sie eine strukturiertere und detailliertere Betrachtung. Abschließend wird unter der Überschrift „Community Organizing von unten“ eine Evaluation dieser Betrachtung vorge­nommen und mit dem Gedanken experimentiert, ob eine Verknüpfbarkeit der beiden An­sätze anhand des vorliegenden Vergleichs möglich sein könnte.

5.1. Anwendungsbereich

Dieser Abschnitt wird sich damit beschäftigen, in welchem Bereich der Sozialen Arbeit die beiden Ansätze verortet sind und an welche Adressat*innengruppen sich die Ansätze rich­ten.

Die Soziale Arbeit ist unterteilt in drei Sozialformen. Die Individualhilfe, die Soziale Grup­penarbeit und die Gemeinwesenarbeit (vgl. GALUSKE 2013, S. 38). Das „Community Or­ganizing“ wird als Teil der Gemeinwesenarbeit gesehen (vgl. MARUSCHKE 2014, S. 73; GALUSKE 2013, S. 103). In seinem Werk nennt Khella die Gemeinwesenarbeit selbst auch als Anwendungsbereich seiner „Sozialarbeit von unten“ (vgl. KHELLA 1982, S. 31). Der Gedanke die „Sozialarbeit von unten“ auf das „Community Organizing“ zu beziehen, wird somit von dieser ersten Betrachtung nicht ausgeschlossen. Sie zielen beide auf dieselbe Sozialform ab, was es erst einmal erlaubt diesen Gedanken ohne Umstände weiterzuden­ken.

Hier stellt sich jedoch auch die Frage, an wen die beiden Ansätze gerichtet sind. Welche Zielgruppe soll in den beiden Ansätzen adressiert werden? Khella formuliert hier als Adres- sat*innengruppe „[...] Menschen in sozialer Not [...]“ (KHELLA 1982, S. 30). Sein Ansatz basiert weiter darauf, Menschen in ähnlichen Notlagen zusammenzubringen. Sein Start­punkt ist somit die Situation, in welcher sich Menschen befinden. Er möchte eine Gruppe bilden, in der Menschen nicht länger alleine mit ihrer Situation sind (vgl. KHELLA 1982, S. 33+35f). Das „Community Organizing“ setzt hier an anderer Stelle an. Zwar adressiert Alinsky mit seinem Werk die „Have-Nots“ (ALINSKY 1971, S. 3), also die Teile der Gesell­schaft, die ökonomisch nicht so gut gestellt sind. Jedoch setzt sein Handeln am Gemein­wesen an. Das „Community Organizing“ arbeitet erst einmal mit einem bestehenden Ge­meinwesen, in welches sich der*die Organizer*in begibt (vgl. ALINSKY 1945, S. 99). Dann werden gemeinsam die Problemlagen herausgearbeitet, ohne dass die Gruppe gezielt aus Menschen in derselben Situation gestaltet wird. Das, was die Menschen verbindet, ist somit erst einmal ihr Wohnort und weniger eine konkrete Problemlage (vgl. SZYNKA 2011, S. 15+17f). Im „Community Organizing“ geht der*die Organizer*in somit in eine bestehende Gruppe, während bei Khella die Bildung einer neuen Gruppe mit Menschen in einer ähnli­chen Situation erst einmal Teil der Arbeit ist. Dass sich Wohnort und konkrete Problemsitu­ationen überschneiden können, soll hier nicht negiert werden (vgl. KRONAUER 2002, S. 50). Lediglich der Ausgangspunkt ist ein anderer. Ohne Frage könnte sich hier eine Her­ausforderung für die Verknüpfung der beiden Ansätze gestalten. Ein Lösungsansatz könnte jedoch genau in dieser Überschneidung von Problemsituationen liegen, die stadtteilbedingt sind.

Nach dieser knappen Betrachtung der grundlegenden Ausrichtung der Ansätze kann nun eine tiefere Betrachtung der beiden Ansätze fortgeführt werden. Hierzu wird es zunächst an die methodischen und weltanschaulichen Aspekte der beiden Ansätze gehen.

5.2. Praxis

Nach dieser ersten Betrachtung der Anwendungsbereiche der beiden Ansätze, wird es in diesem Abschnitt konkreter um die praktische Umsetzung gehen. Im ersten Abschnitt wird es um die Haltungen und Ziele gehen. Hier wird beleuchtet, welche Grundsätze in der Arbeit mit Klientinnen für das „Community Organizing“ und Karam Khellas Soziale Arbeit beste­hen. Anschließend wird das konkrete Vorgehen betrachtet und die schrittweise Vorgehens­weise gegenübergestellt. Der Gedanke in dieser Betrachtung ist, zu überprüfen, ob das Vorgehen Parallelen aufzeigt oder ob die beiden Ansätze und eine mögliche Verknüpfung an der praktischen Umsetzung scheitern.

5.2.1. Ziele&Haltungen

Bei Khella und im „Community Organizing“ werden einige Ziele und Prinzipien für die Arbeit mit jeweiligem Ansatz formuliert. Hier wird es nun darum gehen einige Aspekte und Positi­onen dieserAnsätze zu vergleichen.

Es stellt sich die Frage, wohin möchten die beiden Ansätze gehen, was möchten sie errei­chen und unter welchen Voraussetzungen möchten sie dies tun? Khella formuliert hierbei, dass es darum geht, Menschen, die sich zuvor in aussichtslosen Situationen gewägt haben, zu befähigen über Zusammenschluss eine gesellschaftliche Veränderung auf politischer Ebene zu erreichen. Es geht also um eine Befähigung zur aktiven Veränderung der eigenen Situation (vgl. KHELLA 1982, S. 31f+38f). Eine ähnliche Zielsetzung formuliert das „Com­munity Organizing“. Hier geht es darum, mit der Adressat*innengruppe eigene Macht im Politischen über das Zusammenschließen zu generieren und auf politische Mandatsträ­gerinnen - im Sinne der eigenen Anliegen - auszuüben (vgl. SZYNKA 2011, S. 8). Wel­ches übergeordnete Ziel, also die Frage, was die Ansätze auf lange Sicht für eine gesell­schaftliche Vision verfolgen, soll an späterer Stelle betrachtet werden (siehe Kapitel 5.3.1.). Beide Ansätze sehen eine intrinsische Motivation der Beteiligtengruppe als essenziell. Eine Arbeit ohne die Eigenmotivation der Adressatinnen sehen sowohl die „Sozialarbeit von unten“ (vgl. KHELLA 1982, S. 32), als auch das „Community Organizing“ (vgl. SZYNKA 2011, S. 15; ALINSKY 1971, S. 105) als ausgeschlossen. Hierzu ist auch die Position der Organizerinnen relevant. In welchem Verhältnis stehen sie zu den Menschen, mit denen sie arbeiten? Khella kritisiert scharf die Arbeit von Sozialarbeitenden, die zur Stützung und zum Schutz des bestehenden Systems mit Klientinnen arbeiten. Er kritisiert in seiner Dar­stellung der „Sozialarbeit von oben“ (KHELLA 1982, S. 11) scharf, dass die Soziale Arbeit oft nur versuche, die Abweichung der Menschen zu korrigieren, um die sozialen Probleme der Gesellschaft unkenntlich zu machen (vgl. KHELLA 1982, S. 15f+22). Des weiteren for­muliert er einen äußerst kämpferischen Ansatz Sozialer Arbeit, der Adressatinnen gegen das bestehende System unterstützt (vgl. KHELLA 1982, S. 31). Hieraus wird klar, dass Khella eine klar parteiische Position Sozialarbeitender fordert. Eine Parteilichkeit klar auf Seiten der Adressatinnen gegen das System, in dem sie leben. Das „Community Organi­zing“ ist zunächst als ein nicht parteiischer Ansatz formuliert. Sozialarbeitende sollen hier zunächst nur die Seite derer Ergreifen, an die sie sich wenden, da diese aus dem politi­schen Diskurs gedrängt wurden (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Anzumerken ist hier jedoch auch, dass es in der Gemeinwesenarbeit grundlegend eher „konservativere]“ (GALUSKE 2013, S. 107) und auch „revolutionärere]“ (GALUSKE 2013, S. 107)Ansätze gibt, die sich selbstverständlich in ihrer Perspektive unterscheiden (vgl. GALUSKE 2013, S. 107). Alinsky selbst formuliert hier auch eine klarere Positionierung. Er sieht es als essenziell an, dass sich Organizer*innen auf die Seite der Menschen stellen, mit denen sie arbeiten (vgl. ALINSKY 1971, S. 99f). Tendenziell kann somit zusammengefasst werden, dass sich beide Ansätze als parteiisch gegenüber den Adressatinnen sehen. Auch wenn sich die Art und Weise wie dies formuliert wurde unterscheidet, gibt es hier erst einmal keinen Anlass, eine Unmöglichkeit der Verknüpfung der beiden Ansätze heraufzubeschwören. Ein weiterer As­pekt, der hier noch angeschnitten werden soll, ist der der Bildung. Beide Ansätze sehen eine Wichtigkeit in dieser. Das „Community Organizing“ sieht sich als eine Maßnahme der politischen Bildung. Den Adressatinnen sollen politische und strategische Kompetenzen beigebracht werden (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Alinsky beschreibt ferner, dass es wichtig ist, dass Adressatinnen die Wichtigkeit des Nachdenkens über Veränderung aufgezeigt wird. Erst aus dem Wissen über Veränderungsmöglichkeiten ergeben sich für Alinsky die Möglichkeiten für die Menschen darüber nachzudenken, was verändert werden soll (vgl. ALINSKY 1971, S. 105f). Khella formuliert ähnliche Grundsätze. In seiner ersten Phase der „Sensibilisierung“ (KHELLA 1982, S. 33) spricht er von der Relevanz, dass Adressatinnen sich über ihre Lage, über die Veränderlichkeit dieser und auch über ihre Rechte bewusst werden. Hierbei sieht Khella Sozialarbeitende in der Verantwortung entsprechendes Wissen zu vermitteln (vgl. KHELLA 1982, S. 33ff). Auch das Erlernen von Kompetenzen für den politischen Kampf sieht Khella als essenziel, für die erfolgreiche Widereingliederung in die Arbeiter*innenklasse (vgl. KHELLA 1982, S. 38f+41). Des weiteren sieht er später im Prozess, Bildung durch die Klasse - zum Beispiel durch Gewerkschaften - als essenziellen Bestandteil. Diese Bildungsaufgabe liegt dann jedoch außerhalb der Sozialen Arbeit (vgl. KHELLA 1982, S. 42f). Eine weitere Ähnlichkeit der beiden Ansätze liegt somit darin, dass beide Ansätze über Bildung das Durchbrechen gesellschaftlicher Denkmuster bei den Ad­ressatinnen vorsehen (vgl. ALINSKY 1971, S. 99f; KHELLA 1982, S. 30). Wie zu sehen ist, liegen die beiden Ansätze in ihrer Auffassung der Wichtigkeit von Bildung nahe beiei­nander. Beide Ansätze wollen die Menschen, mit denen sie arbeiten, befähigen, sich ei­genständig für ihre Interessen auf einer gesellschaftlichen beziehungsweise politischen Eben durchzusetzen. So ist auch gemeinsames Ziel individuelle Probleme zu einer gemein­schaftlichen Herausforderung umzugestalten (vgl. SZYNKA2011, S. 8; KHELLA 1982, S. 35). Jedoch wurde hier bereits ein Unterschied in der Zielsetzung angedeutet. Es ist der grundlegende, wo die Menschen nach der jeweiligen Intervention durch die Soziale Arbeit stehen sollen. Khellas Ziel für die Adressatinnen ist es, diese erfolgreich zurück in die Ar­beiterinnenklasse einzugliedern und somit das Klassenbewusstsein der gesamten Klasse zu stärken (vgl. KHELLA 1982, S. 41). Das „Community Organizing“ hat als Zielsetzung vielmehr, dass die Menschen nach der Intervention aktive Teile einer demokratischen Ge­sellschaft sind. Das „Community Organizing“ möchte somit erst einmal die Demokratie stär­ken (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Es sieht somit zuerst einmal die Stärkung der gesamten Gesellschaft vor - wenn auch die Adressatinnen jene sind, die zunächst davon profitieren. Die „Sozialarbeit von unten“ möchte jedoch die Arbeiterinnenklasse stärken, welche in der marxistischen Theorie in der Revolution letztendlich die herrschende Klasse stürzt und ,,[...] seine Herrschaft begründet.“ (MARX 2012, S. 30). Khella hat somit kein Interesse die ge­samte Gesellschaft zu stärken, sondern lediglich die Arbeiterinnenklasse. Wie und ob an diesen Unterschied zwischen den Ansätzen herangegangen werden kann, wird an anderer Stelle in dieserArbeit noch einmal aufgegriffen.

Nachdem in diesem Abschnitt einige grundlegende Haltungen und Ziele der beiden An­sätze betrachtet wurde, wird es nun darum gehen zu betrachten, wie sich die direkte Um­setzung derAnsätze unterscheidet und ähnelt.

5.2.2. Methodik

Sowohl die „Sozialarbeit von unten“ als auch das „Community Organizing“ legen einen kon­kreten Vorgehensplan vor, wie Sozialarbeitende handeln sollten. In diesem Abschnitt wird es darum gehen, zu betrachten, ob diese Herangehensweisen Ähnlichkeiten aufweisen oder ob sie gänzlich verschiedene Vorgehen darstellen. Khella stellt, wie an früherer Stelle beschrieben, zehn Phasen dar, die von der Phase der „Sensibilisierung“ (KHELLA 1982, S. 33) bis zur Phase der „Veränderung“ (KHELLA 1982, S. 44) reichen. Im „Community Orga­nizing“ wurde ein Vorgehen in „[...] drei Schritten: Zuhören, Recherchieren und Handeln.“ (SZYNKA 2011, S. 17) vorgelegt. An dieser Stelle soll überprüft werden, inwieweit diese Schritte im „Community Organizing“ Ähnlichkeiten zu Khellas Aufbau aufweisen. Diese Überprüfung soll die Möglichkeit eines Übertrags der „Sozialarbeit von unten“ auf das „Com­munity Organizing“ in Bezug auf die praktische Umsetzung betrachten. Hierzu werden als Struktur die drei Handlungsschritte des „Community Organizings“ herangezogen und je­weils Parallelen aus Khellas Vorgehen diesen zugeordnet, was in Grafik 3 noch einmal veranschaulicht wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Grafik 3: Vergleich der Handlungsschritte (Eigene Darstellung)

Im ersten Schritt im „Community Organizing“ geht es um das „Zuhören“ (SZYNKA 2011, S. 17). Hier soll mit den Menschen die Bedürfnisse für ihren Stadtteil herausgearbeitet werden, indem diese ihre Anliegen im Gespräch äußern und bereits gemeinsam festlegen, was sie verändern möchten (vgl. SZYNKA 2011, S. 17). In seiner ersten Phase geht es auch Khella darum, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Er spricht zum Beispiel davon, diese in ihren Wohnungen zu besuchen und schlägt Fragen wie: „Wie sehen Sie die Verhältnisse hier?“ (KHELLA 1982, S. 34) vor. Ihm geht es hier darum, dass die Menschen eine eigene Vorstellung entwickeln, wie sie gerade Leben und wie sie gerne leben würden. Khella ap­pelliert hier an die individuellen Herangehensweisen der Sozialarbeitenden, ohne ein ge­naues Setting dieser Gespräche vorzuschlagen (vgl. KHELLA 1982, S. 34). In seiner zwei­ten Phase soll die Gruppe der Adressatinnen ein Gefühl der Solidarität aufbauen und eben­falls bereits gemeinsame Ziele erarbeiten (vgl. KHELLA 1982, S. 36). Wie zu sehen ist, weisen Schritt eins im „Community Organizing“ und die Phasen eins und zwei in der „Sozi­alarbeit von unten“ einige Parallelen im Vorgehen auf. Der zweite Schritt des „Recherchie­rens“ (SZYNKA 2011, S. 18) beinhaltet im „Community Organizing“ das Aneignen von Wis­sen, welches relevant für die Durchführung einer Handlung sein könnte (vgl. SZYNKA 2011, S. 18). Parallel dazu geht es in Phase 3a bei Khella ebenfalls um diese Vorbereitung. Hier nennt dieser die Wichtigkeit der sorgfältigen Entwicklung eines Handlungsvorhabens (vgl. KHELLA 1982, S. 38). Nach dieser Vorbereitung der Handlung findet für Khella in Phase 3b die Durchführung nach dem erarbeiteten Plan statt (vgl. KHELLA 1982, S. 38f). Parallel dazu besteht im „Community Organizing“ das „Handeln“ (SZYNKA 2011, S. 18). Auch hier wird die geplante Handlung durchgeführt, wobei hier zusätzlich die exakte Vorbereitung der Adressatinnen auf eben jene Handlung stattfindet, welche Khella bereits in Phase 3a mit einbezieht. Auch ist das Setting, in dem diese Durchführung stattfindet, im „Community Or­ganizing“ erst einmal auf das Setting einer Versammlung ausgelegt, während Khella hier keine weiteren Anweisungen gibt (vgl. SZYNKA 2011, S. 18f; KHELLA 1982, S. 38). Da das „Community Organizing“ nicht darauf angelegt ist, dass dieser Prozess nach einmaliger Durchführung endet, sondern wiederholt wird, wird hier wieder beim ersten Schritt begon­nen, während wir in Khellas nächste Phase übergehen (vgl. SZYNKA 2011, S. 17). Wie­derbeginnend beim „Zuhören“ (SZYNKA 2011, S. 17) geht Khella parallel in Phase vier über, welche einen reflexiven Prozess über die ausgearbeitete Handlung darstellt. Hierbei geht es Khella jedoch mehr um einen Austausch als nur um das Zuhören. Gemeinsam soll reflektiert und das weitere Vorgehen geplant und angepasst werden. Hier nennt Khella be­reits, dass erst einmal die Phasen drei und vier immer wieder wiederholt werden sollen, bevor in Phase fünf übergegangen wird (vgl. KHELLA 1982, S. 39). Die Wiederholung der Phasen 4, 3a und 3b könnten somit - wenn auch nicht exakt gleich - parallel zu den drei Schritten des „Community Organizings“ laufen, wie oben vorgeschlagen (vgl SZYNKA 2011, S. 17ff). Phase 5 - sobald dann in diese übergegangen wird - stellt nach Khella eine weiterentwickelte Version der Phase 3 vor und ist somit wieder geprägt von der Vorberei­tung und Absolvierung einerAktion (vgl. KHELLA 1982, S. 40). Also parallel zu den Schrit­ten zwei und drei des „Community Organizings“ (vgl. SZYNKA 2011, S. 18f). In Phase 6 beschreibt Khella eine neue Orientierung der Gruppe, wobei er ein Beibehalten der Phasen 4, 3a, 3b und der Phasen 5 und 6 fordert (vgl. KHELLA 1982, S. 40f), also eben auch der Parallelen zu den drei Schritten des „Community Organizings“ (vgl. SZYNKA 2011, S. 17ff). Ab Phase 7 bei Khella verlassen die Adressatinnen die Soziale Arbeit und werden Teil der Arbeiterinnenklasse, weshalb der Vergleich zu den drei Schritten des „Community Orga­nizings“ an dieser Stelle endet (vgl. KHELLA 1982, S. 42). Da jedoch auch das „Community Organizing“ Menschen die Möglichkeit geben möchte, sich ohne die Soziale Arbeit politisch zu betätigen, liegt auch hierin eine Parallele zu Khellas Ansatz (vgl. SZYNKA 2011, S. 8).

Ohne Zweifel ist dieser Übertrag nicht reibungslos möglich und sicher ist dies nur eine Mög­lichkeit der Übertragung und eine andere Person würde den Vergleich anders strukturieren. Selbstverständlich gibt es auch Unterschiede zwischen den Beiden Ansätzen in der Um­setzung. Während das „Community Organizing“ zum Beispiel genannte drei Schritte hat, legt Khella einen Fokus darauf, dass je zwischen theoretischer und praktischer Phase gewechselt wird (vgl. KHELLA 1982, S. 32f). Dies müsste bei der Formulierung eines kom­binierten Ansatzes sorgfältigst beachtet werden. Jedoch wurde mit dieser Ausführung deut­lich gemacht, dass es deutliche Parallelen zwischen den Handlungsvorschlägen gibt und, dass eine Übertragung zumindest nicht undenkbarwäre.

5.3. Eine bessere Gesellschaft? - Position zum bestehenden System

Nun wurden einige Aspekte der Grundhaltung in der Arbeit und im praktischen Vorgehen verglichen. In diesem Abschnitt wird es um die Weltanschauung im „Community Organi­zing“ unter Berücksichtigung von Saul Alinksy und derer Karam Khellas gehen.

Sowohl Khella als auch Alinsky nutzen den Begriff der „Revolution“ (ALINSKY 1971, S. 9; KHELLA 1982, S. 43). Doch meinen sie damit dasselbe? Wie bereits ausgeführt baut Khella auf marxistische Ideen (vgl. ENGELKE 2014, S. 421). Das bestehende kapitalistische Sys­tem soll über Klassenkämpfe überwunden werden (vgl. KHELLA 1982, S. 43). Die Sicht Khellas auf das System ist somit schnell skizziert. Er lehnt den Sozialstaat ab, da er diesen als unwirksam oder sogar schädlich erachtet und sieht die Soziale Arbeit in keiner Weise diesem System verpflichtet, als vielmehr einer „[...] kommunistischen Revolution [..]“ (MARX 2012, S. 75) und somit der Arbeiter*innenklasse, die diese herbeiführen soll. Er lehnt das bestehende System somit ab (vgl. KHELLA 1982, S. 12f+31). Das „Community Organizing“ möchte, die Demokratie und die Gesellschaft als Ganze - unabhängig der so­zialen Herkunft der Menschen - stärken und ein Schaden dieser verhindern. Dies möchte sie über eine stärkere Gleichberechtigung erreichen. Das „Community Organizing“ nimmt somit eine systemtragende Funktion ein (vgl. SZYNKA 2011, S. 15f). Wie genannt nutzt auch Alinsky den Begriff der „Revolution“ (ALINSKY 1971, S. 9). Doch dieser versteht die­sen nicht in einem marxistischen Sinne. Er betont hier, dass sein Werk keine Ideologie vorgebe und dass es wichtig sei, dass die Menschen ihre eigenen Lösungsansätze finden (vgl. ALINSKY 1971, S. 3f). Er versteht Revolution erst einmal als etwas, dass eine freie Gesellschaft kreiert (vgl. ALINSKY 1971, S. 10f+46). Er spricht nicht von einer Überwindung des Systems und knüpft vielmehr an den Gedanken der amerikanischen Revolution an (vgl. ALINSKY 1971, S. 43). Er nennt hier die Gründungsväter der Vereinigten Staaten und de­ren Idee des Einstehens für das Allgemeingut als einzig ideologischen Grundsatz (vgl. ALINSKY 1971, S. 4). Dies wird dadurch verschärft, dass Alinsky Ideologie äußerst kritisch betrachtet und die damit verbundene Gefahr, dass Ideologie in Dogmatismus umschlägt nennt. Alinsky macht seine Abscheu gegenüber Dogmatismus äußerst deutlich (vgl. ALINSKY 1971, S. 3f). Einen klar ideologisch am Marxismus orientierten Ansatz wie den Khellas würde er somit vermutlich ablehnen.

Doch obwohl die beiden Ansichten so grundverschieden scheinen, so haben sie doch Ge­meinsamkeiten. Zwar setzen beide Ansätze auf sehr verschiedene Ideen wie eine bessere Gesellschaft aussehen könnte, jedoch hat sowohl das „Community Organizing“ als auch die „Sozialarbeit von unten“ eine Vision einer besseren Gesellschaft. So ist diese in Khellas Ansatz konkret eine klassenlose Gesellschaft (vgl. KHELLA 1982, S. 43). Im „Community Organizing“ beschreibt Alinsky jedoch auch die Wichtigkeit einer verschwommenen Vision einer besseren Gesellschaft für Organizer*innen (vgl. ALINSKY 1971, S. 75), wobei das „Community Organizing“ ein Ansatz bleibt, der kein konkretes Ziel oder eine Vision vorgibt (vgl. SZYNKA 2011, S. 15). Wenn auch unterschiedlich, eint die beiden Ansätze die Vision einer besseren und gerechteren Gesellschaft. Eine weitere Parallele der „Sozialarbeit von unten“ und des „Community Organizings“ liegt in der Sicht auf die Machtverhältnisse. Das „Community Organizing“ stellt hier die ökonomische Macht, der Macht der Menschen ge­genüber. Organisiert können sich die Menschen gegen die ökonomische Macht zur Wehr setzten (vgl. SZYNKA 2011, S. 15f). Dieser Gedankengang ist einer, der auch in der mar­xistischen Theorie grundlegend ist. So steht hier die Macht des „Kapitals]“ (MARX 2012, 5. 21) dem des ,,Proletariat[s]“ (MARX 2012, S. 21) gegenüber. Auch im Marxismus ist die Organisation der Menschen - also der Arbeiter*innenklasse - das Mittel der Wahl (vgl. MARX2012, S. 25f).

In diesem Abschnitt wurde der bisher größte Unterschied zwischen den beiden Ansätzen skizziert. Es liegen grundlegend unterschiedliche Vorstellungen im Umgang mit dem beste­henden System vor. Während ein Ansatz die unterstützt, welche das System stürzen möch­ten, so möchte der andere Ansatz eben jenes System erhalten. Bei dem Versuch eines Übertrags könnten hier die größten Schwierigkeiten entstehen und es stellt sich die große Frage: Ist ein Übertrag mit dieser Differenz möglich? Die Antwort auf diese Frage wird nun im nachfolgenden Fazit betrachtet.

6. Fazit: „Community Organizing von unten“?

In dieser Arbeit wurde nun unter dem Titel „Community Organizing von unten“ ein Vergleich des „Community Organizings“ und der „Sozialarbeit von unten“ vorgelegt. An dieser Stelle muss wohl angemerkt werden, dass der Name „Community Organizing von unten“ ein be­wusst provokant gewähltes Wortspiel ist. Der Anspruch dieser Arbeit war in keiner Weise, eine ausgearbeitete neue Form des „Community Organizings“ darzustellen, sondern viel­mehr aufzuzeigen, ob eine solche Verknüpfung möglich wäre, welche somit in Zukunft wei­ter ausgeführt werden könnte. Zusätzlich soll hier betont werden, dass auch dieser Ver­gleich lediglich exemplarische Aspekte heranzieht und gegenüberstellt. Ein tiefergreifender und allumfassenderer Vergleich wäre möglich und eine tatsächliche Darstellung eines „Community Organizings von unten“ könnte versucht werden. Hier soll es nun jedoch erneut darum gehen, den vorangegangenen Vergleich zu skizzieren und die in der Einleitung ge­stellte Frage zu beantworten: Inwiefern lassen sich Gedanken des „Community Organi­zings“ in Karam Khellas „Sozialarbeit von unten“ wiederfinden und ließe sich ein „Commu­nity Organizing“ in diesem Sinne denken?

In Bezug auf den Anwendungsbereich sind beide Ansätze erst einmal in der Gemeinwe­senarbeit zu verorten. In der Auswahl der Zielgruppe haben beide Ansätze verschiedene Herangehensweisen. Bei Khella wird eine Gruppe anhand der Problemlage der Menschen geschaffen, während im „Community Organizing“ in ein bestehendes Gemeinwesen gegan­gen wird und mit diesem die Problemlage erst herausgearbeitet wird (siehe 5.1).

Anschließend wurde das Vorgehen der beiden Ansätze betrachtet. Hierzu wurden zunächst die Ziele und Haltungen genauer beleuchtet. Beide Ansätze zielen hierbei darauf, die Ad­ressatinnen zu befähigen eigenständig zu handeln und eine intrinsische Motivation für die­ses Handeln zu entwickeln. Dabei stellt Khella Sozialarbeitende klar an die Seite der Ad­ressatinnen. Das „Community Organizing“ ist erst einmal nicht parteiisch und trägt einen gesellschaftlichen Auftrag. Letztendlich stehen die Sozialarbeitenden hier jedoch in der Pra­xis auch auf der Seite der Adressatinnen. Einend ist auch der Aspekt der Bildung, welcher - wenn auch auf unterschiedliche Weise - in beiden Ansätzen eine große Rolle spielt und unter anderem auch auf das Durchbrechen gewisser gesellschaftlicher Denkmuster abzielt. Zudem möchten beide Ansätze die Adressatinnen zurück in eine Gruppe eingliedern. Im „Community Organizing“ ist dies die demokratische Gesellschaft, während dies bei Khella die Arbeiterinnenklasse ist. Im zweiten Unterpunkt wurden dann die konkreten Handlungs­anweisungen der beiden Ansätze verglichen, wobei einzelne Handlungsschritte aufeinan­der bezogen wurden und eine Ähnlichkeit in dem zirkulären Vorgehen der Ansätze heraus­gearbeitet wurde (siehe 5.2).

Abschließend wurde die Sichtweise der beiden Ansätze auf das bestehende System ver­glichen. Hier kam es mit Abstand zur bislang größten Differenz. Khella verfolgt mit seinem Ansatz letztendlich den Umsturz des bestehenden kapitalistischen Systems durch eine Re­volution im marxistischen Sinne - angeführt von der Arbeiter*innenklasse. Das „Community Organizing“ hat hingegen als Zielsetzung die Stärkung der Demokratie und somit auch des bestehenden Systems. Es geht darum, die Adressatinnen erfolgreich in dieses System zu integrieren. Letztendlich eint die beiden Ansätze hier nur die Vision einer besseren Gesell­schaft (siehe 5.3).

Nachdem der Vergleich nun noch einmal in Kürze dargestellt wurde, geht es daran die oben genannte Frage zu beantworten. Gerade in den Bereichen Anwendungsbereich, Handlungsschritte sowie die Ziele und Haltungen, weisen die Ansätze erhebliche Parallelen auf. Ein Übertrag in Bezug auf die praktische Umsetzung könnte somit gelingen. Der Punkt, in dem sich ein Übertrag erschweren könnte, ist der der Ideologie beziehungsweise dem Umgang mit dem bestehenden System. Hier liegen die Sichten auf das System weit ausei­nander, sowie das Ziel in Bezug auf das System. So formuliert Khellas Ansatz das Ziel der Überwindung des Systems, während das „Community Organizing“ eben jenes stärken möchte. An diesem Punkt könnte ein Übertrag scheitern. Khellas marxistischer Ansatz kann nicht übergangen oder ignoriert werden, sowie Alinskys kritische Position gegenüber Ideo­logie. Eine reibungslose Zusammenführung der beiden Ansätze ist somit - aufgrund der Differenz in der Sichtweise auf das bestehende System, trotz der Parallelen in der prakti­schen Umsetzung - nicht möglich.

An dieser Stelle soll jedoch ein Vorschlag formuliert werden. Dieser Vorschlag scheint zu­nächst drastisch. Als Lösungsvorschlag könnten die praktischen Umsetzungen der beiden Ansätze zusammengeführt werden, was aufgrund der aufgezeigten Parallelen möglich sein könnte. Hiermit könnte dieser Ansatz, durch die Kombination, lehrreiche Ansatzpunkte aus beiden Ansätzen übernehmen. Im strittigen Punkt der Sicht auf das bestehende System würde hingegen die Sichtweise Khellas übernommen. Das hier vorgeschlagene „Commu­nity Organizing von unten“ wäre somit ebenfalls ein marxistischer Ansatz. Die Wertehaltun­gen in Bezug auf das System aus dem „Community Organizing“ und von Saul Alinsky wür­den somit weitestgehend fallengelassen. Es könnte sich dabei um einen Ansatz handeln, der somit mit gesamten Stadtteilen an ihren Problemen arbeitet, sich mit diesen gegen die bestehenden Institutionen durchsetzt und gleichzeitig versucht in diesem Prozess das Klas­senbewusstsein des Gemeinwesens zu stärken. Dieser Ansatz könnte gerade für Organi- zer*innen in linken Bürger*inneninitiativen von Interesse sein. Exemplarisch sei hier die ak­tuelle Berliner Bürger*inneninitiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen!“ genannt, in wel­cher sich Mieterinnen Berlins zusammengeschlossen haben (vgl. TAHERI o. J.(a): o. S.). Die Forderung der Initiative ist ein Volksentscheid zur Vergesellschaftlichung des Wohn­raums in Berlin und die damit verbundene Enteignung großer Berliner Wohnungsgesell­schaften (vgl. TAHERI o. J.(b): o. S.). Vergesellschaftung, also Abschaffung des Privatei­gentums, ist ein grundlegend marxistischer Gedanke (vgl. SCHAAL 2017, S. 214). Somit wären Bürgerinneninitiativen wie diese oder die Schaffung dieser, ein denkbares Anwen­dungsfeld des hier vorgeschlagenen Ansatzes. Organizerinnen könnten somit Methoden des „Community Organizings“ und der „Sozialarbeit von unten“ nutzen, während eine mar­xistische Perspektive gegeben ist. Das Lösen von konkreten Problemen der Gemeinwesen im Alltag - wie hier steigende Mieten und zunehmende Spekulation mit Wohnraum - und parallel das Stärken des Klassenbewusstseins der Adressatinnen wären gemeinsames Ziel dieses Ansatzes. Problematisch könnte bei diesem Ansatz eine Finanzierung werden. Eine staatliche Finanzierung ist wohl, aufgrund des marxistischen Grundgedankens, aus­geschlossen. Somit müssten Sozialarbeitende eben direkt bei jenen Initiativen oder auch linken Parteien oder Gewerkschaften angestellt sein. Diese Frage der Finanzierung ist eine von vielen Herausforderungen, die bei einertatsächlichen Ausformulierung dieses oderei­nes anderen Lösungsansatzes beachtet werden müssten. Hier soll eine solche Ausformu­lierung lediglich vorgeschlagen werden. Es sollte eine Möglichkeit dargestellt werden, wie der aufgezeigte Widerspruch der beiden Ansätze umgangen werden könnte. Selbstver­ständlich liegen Ansätze von ,,Linke[m] Organizing“ (MARUSCHKE 2019, S. 1) bereits vor, jedoch hätte der vorgelegte Ansatz zusätzlich eine fachliche Fundierung in der Sozialen Arbeit.

Unabhängig davon, ob dieser, ein anderer oder kein Lösungsansatz letztendlich formuliert wird, wurde zu Beginn der Arbeit eines aufgezeigt: Die Soziale Arbeit arbeitet in einer Ge­sellschaft, in der die Schere zwischen Arm und Reich auseinander geht. Ansätzen wie dem von Hans Thiersch, könnte man vorwerfen - überspitzt gesagt - lediglich den Alltag der Menschen angenehmer gestalten zu wollen, aber das eigentliche Problem dabei nicht zu greifen oder sogar zu verfehlen (vgl. THIERSCH 2012, S. 175). Die Soziale Arbeit müsste daher also aus ihrem oft so schüchternen, zurückhaltenden und altruistischen Schatten heraustreten. Die Soziale Arbeit hat eine Verpflichtung gegenüber den Menschen dieser Gesellschaft, die in immer weitere Krisen gedrängt werden. Ist es also nicht an der Zeit eine laute und kämpferische Soziale Arbeit zu denken? Eine Soziale Arbeit, die die bestehende Politik in Bedrängnis bringt und auf ihre Anliegen pocht? Eine Soziale Arbeit, die die Massen mobilisiert und mit den Menschen für eine gerechte Gesellschaft kämpft? Hier soll für eine tatsächliche Politisierung der Sozialen Arbeit appelliert werden, die sich traut, rebellischere Standpunkte einzunehmen, um dem Mandat gegenüber ihrer Adressatinnen gerecht zu werden. Die Überlegung eines „Community Organizings von unten“ soll hier lediglich als ein möglicher Vorschlag - neben vielen Anderen - dienen.

Literaturverzeichnis

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ALINSKY, Saul D. 1971: Rulesfor Radicals. A Practical Primerfor Realistic Radicals. New York.

ELBE, Ingo 2015: Zwischen Marx, Marxismus und Marxismen. Lesearten der Marxschen Theorie. IN: ASSOCIAZIONE DELLE TALPE/ ROSA LUXEMBURG INITIATIVE BREMEN (Hrsg.) 2015: Maulwurfsarbeit III. Berlin, S. 97-110.

ENGELKE, Ernst/ BORRMANN, Stefan/ SPATSCHECK, Christian 2014: Theorien der So­zialen Arbeit. Eine Einführung. 6. überarbeitete und erweiterte Auflage, Freiburg im Breis­gau.

GALUSKE, Michael 2013: Methoden der Sozialen Arbeit. Eine Einführung. 10. Auflage, Weinheim und Basel.

KHELLA, Karam (Hrsg.) 1982: Sozialarbeit von unten. Praktische Methoden fortschrittlicher Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Hamburg.

KOHLRAUSCH, Bettina/ ZUCCO, Aline/ HÖVERMANN, Andreas 2020: Verteilungsbericht 2020. Die Einkommensungleichheit wird durch die Corona-Krise noch weiter verstärkt. IN: WSI Report, Nr. 62. Düsseldorf.

KRONAUER, Martin 2002: Die neue soziale Frage: Armut und Ausgrenzung in der Groß­stadt heute. IN: WALTHER, Uwe-Jens (Hrsg.) 2002: Soziale Stadt - Zwischenbilanz. Ein Programm auf dem Weg zur Sozialen Stadt? Wiesbaden, S. 45-56.

MARUSCHKE, Robert 2014: Community Organizing. Zwischen Revolution und Herr­schaftssicherung. Eine kritische Einführung. Münster.

MARUSCHKE, Robert2019: Linkes Organizing. Interviews und Arbeitsmaterialien. Berlin.

MARX, Karl/ ENGELS, Friedrich 2012: Manifest der kommunistischen Partei. Köln.

PIEPER, Jonas/ SCHNEIDER, Ulrich/ SCHRÖDER, Wiebke 2020: Gegen Armut hilft Geld. Der Paritätische Armutsbericht 2020. Berlin.

SCHAAL, Gary S./ HEIDENREICH, Felix 2017: Einführung in die Politischen Theorien der Moderne. Bonn.

SEITHE, Mechthild 2012: Schwarzbuch Soziale Arbeit. 2. durchgesehene und erweiterte Auflage, Wiesbaden.

SZYNKA, Peter 2011: Community Organizing. Ein Weg zu mehr Beteiligung. IN: Fachfo­rum, Jg. 2011 H. 8.

TAGESSCHAU 2020: Noch reicher - trotz Corona-Krise. Studie über Milliardäre. https://www.taqesschau.de/wirtschaft/milliardaere-corona-101.html, 7.3.2021.

TAHERI, Rouzbeh (Hrsg.) o. J.(a): Sich wehren, https://www.dwenteiqnen.de/sich-wehren/, 1.4.2021.

TAHERI, Rouzbeh (Hrsg.) o. J.(b): Warum enteignen? https://www.dwenteiqnen.de/warum- enteiqnen/, 1.4.2021.

THIERSCH, Hans/GRUNDWALD, Klaus/KÖNGETER, Stefan 2012: Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. IN: THOLE, Werner (Hrsg.) 2012: Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführen­des Handbuch. 4. Auflage, Wiesbaden, S. 175-196.

[...]

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
"Community Organizing von unten"? "Community Organizing" und "Sozialarbeit von unten" im Vergleich
Universidad
Baden-Wuerttemberg Cooperative State University (DHBW)
Calificación
1,1
Autor
Año
2021
Páginas
25
No. de catálogo
V1050332
ISBN (Ebook)
9783346471345
ISBN (Libro)
9783346471352
Idioma
Alemán
Palabras clave
Soziale Arbeit, Community Organizing, Karam Khella, Sozialarbeit von unten, Marxismus, Sozialismus, Organizing, Sozialarbeit, Sozialpädagogik
Citar trabajo
Felix P. Vogt (Autor), 2021, "Community Organizing von unten"? "Community Organizing" und "Sozialarbeit von unten" im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1050332

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