1) formal reduzierte Sprachbilder (Verhältnis von Wörtern (Namen) und Bildern als Repräsentanten der Wirklichkeit)
Ceci n´est pas une pomme/ Das ist kein Apfel
Die Gruppe der formal reduzierten Sprachbilder entstand zwischen 1927 und 1930. Magritte wollte das Mysterium des Realen und die Unfähigkeit von Wort und Bild es wiederzugeben demonstrieren.
Mit dem Bild „Das ist kein Apfel“, welches einen reifen, rotbackigen Apfel, der im leeren Raum vor beigefarbenem Hintergrund zu schweben scheint und als Überschrift den in geschwungenen Buchstaben geschriebenen Satz „Ceci n´est pas une pomme“, stellt Magritte die Beweiskraft von Bild und Schrift (Sprache) die Wirklichkeit unverfälscht wiederzugeben radikal in Frage. Er setzt sich mit dem Verhältnis von Sprache und Bildern auseinander, indem er einen, im ersten Augenblick widersprüchlich erscheinenden Satz oder Begriff unter einen Gegenstand setzt und sie ihn damit verneint (siehe auch: „Der Schlüssel der Träume“). Gewöhnlich fühlen wir uns durch eine Bildunterschrift bestätigt, sie beschreibt, erklärt oder zeigt auf worum es sich bei dem dargestellten handelt. Das Bild wird von uns durch die eingeschliffenen Rezeptionsweisen als Repräsentation der Wirklichkeit mit dem Naturobjekt gleichgesetzt. Das heißt, wir haben gelernt keinen Unterschied zwischen Abgebildetem und Objekt zu sehen. Der dargestellte Apfel ist tatsächlich KEIN Apfel, sondern das ABBILD eines Apfels.
Zwei Dinge werden deutlich:
- Die Sprache ist nur schablonenhafter Raster, sie kann die Wirklichkeit nicht wiedergeben
- Die Bilder, die wir uns von der Realität machen, sind nur Konstruktionen des Denkens. Jeder stellt sich einen Apfel anders vor.
Magritte kam auf die Idee sich mit diesem Thema zu befassen, nachdem 1966 ein Buch mit dem Titel „Les mots et les choses“ auf den Markt kam, das sich ebenfalls mit dem Wörtern und den Dingen beschäftigte.
Zudem hatten sich schon früher die Sprachphilosophen Wittgenstein und de Saussure sich damit befasst.
Diese Art von Malerei - das Aufzeigen des trügerischen Scheins der mimetisch bildenden Künste - durchziehen Magrittes Werke wie ein roter Faden.
Damit lassen sich auch die irreführenden Bildtitel Magrittes erklären: Er will herausfinden was stärker auf den Betrachter wirkt, das Abbild oder die Bezeichnung? Magritte:
„Kein Gegenstand ist so mit seinem Namen verbunden, dass man ihm nicht einen anderen geben könnte, der besser zu ihm passt.“
„Ein Objekt hat nie die gleiche Wirkung wie sein Name oder Abbild“