INHALTSVERZEICHNIS
I. EINLEITUNG
II. HISTORISCHE ENTWICKL UNG 1800-
1. BESIEDLUNG (1800-1900)
2. STÄDTEWACHSTUM AB
3. INDUSTRIALISIERUNG DER GRENZREGION AB
III. URBANISIERUNG UND UMWELTFOLGEN ENTLANG DER GRENZE
1. DIE MAQUILADORA -INDUSTRIE
1.1 Beschäftigungssituation
2. BEVÖLKERUNGSWACHSTUM IN DEN GRENZSTÄDTEN
2.2 Wohnsituation
2.2 Armut an der Grenze
3. AUSWIRKUNGEN AUF DIE UMWELT
3.1 Wassernutzung
3.2 Luftverschmutzung und Verkehr
3.3 Gefährliche Güter und toxische Abfälle
IV. SCHLUSS
V. LITERATURVERZEICHNIS
I. Einleitung
Die U.S.-amerikanisch-mexikanische Grenzregion zählt zu der dynamischsten Region Mexikos, die von einem wirtschaftlichen und demographischen Wachstum gekennzeichnet ist. Dies macht sich in einer hohen Urbanisierungsrate und führt in den städtischen Region entlang der Grenze zu enormen strukturellen Veränderungen. Die mexikanischen Grenzstädte teilen eine Reihe von Problemen, die vor allem aus dem Bevölkerungswachstum und der ab den 70er Jahren einsetzenden Industrialisierung entlang der Städte resultiert Der Ausbau der Maquiladora-Industrie entlang der Grenze führte besonders zu einem enormen Zuzug von Bevölkerung aus dem südlichen und zentralen Mexiko kamen, und die in den neuentstehenden Fertigungswerkstätten Beschäftigung suchten oder nach USA weiterzogen, um dort zu arbeiten.
In dieser Arbeit geht es um die Frage, inwieweit das Entstehen einer Industrie, die sich vor allem auf die Maquiladoras stützt, das Bild der Region und der Grenzstädte entlang der mexikanischen Grenze verändert hat. Dabei möchte ich besonders auf die Umweltprobleme eingehen, die durch Bevölkerungswachstum und Industrialisierung hervorgerufen werden. Im ersten Teil wird die historische Entwicklung der Grenzstädte seit ihrem Entstehen aufgezeigt und die drei Wachstumsphasen kurz umrissen. Seit der Grenzziehung sind die verschiedenen Siedlungspunkte ununterbrochen gewachsen, weshalb das Städtewachstum keine neue Erscheinung ist. Es kann von einer historischen Kontinuität des Wachstums gesprochen werden, die mit der Grenzziehung entlang der meisten Städte einsetzte und das Erscheinungsbild der mexikanischen Grenzstädte seit ihrem Entstehen immer wieder veränderte.
Im zweiten Teil geht es um die wirtschaftliche Erschließung dieser Region ab den 70er Jahren, die von einem rasanten Bevölkerungswachstum begleitet wurde, das alle vorherigen Wachstumsphasen übertraf und sich in vielerlei Hinsicht auf die Region und auf die Grenzstädte auswirkte. Heute findet sich hier die urbanisierteste Region Mexikos. Die mexikanischen Grenzstädte zählen zu den am schnellst wachsenden weltweit und bereits heute leben über 10 Mio. Einwohner entlang der Grenze, davon die Hälfte auf mexikanischem Gebiet. Auch wenn die Grenzstädte unterschiedlich groß sind und differenziert betrachtet werden müssen, teilen sie eine Reihe von Problemen, die direkt auf Maquiladora-Industrie und Bevölkerungswachstum zurückzuführen sind. Dazu zählen vor allem die Umweltfolgen, die sich sowohl lokal in den Grenzstädten und an den
Grenzübergängen zeigen, als auch regional im gesamten Grenzgebiet. Beide Aspekte sollen in dieser Arbeit näher untersucht werden. Besonderes Augenmerk liegt auf den Zusammenhang zwischen Umweltverschmutzung und Bevölkerungswachstum, und Industrialisierung, die im letzten Abschnitt untersucht werden. Dabei soll gefragt werden, ob und inwieweit die Maquiladora-Industrie zur Umweltverschmutzung beigetragen hat, und welche aus dem Bevölkerungswachstum resultieren.
Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, dass das Industrialisierung dieser Region, verbunden mit dem Bevölkerungswachstum, weitreichende Folgen für die Region hat, die sich in einer wachsenden Umweltbelastung äußern.
II. Historische Entwicklung 1800-1970
Die Entwicklung der Grenzstädte lässt sich in drei Phasen aufteilen. Die erste Phase umfasst die Besiedlungsphase im 19 Jh., die mit der Grenzziehung in Verbindung steht. Die zweite Wachstumsphase bis Anfang des 20 Jh. hing eng mit der auf amerikanischer Seite einsetzenden Industrialisierung und den besonders im Süden der USA entstehenden Landwirtschaftszonen zusammen. In dieser Zeit setzte erstmals ein verstärktes Wachstum der Grenzstädte ein. Die dritte Phase beginnt ab 1970, wo durch die Regionalentwicklungsprogramme der mexikanischen Regierung eine Industrialisierung entlang der Grenze ausgelöst wurde, die in der Folgezeit zu erheblichem städtischen Wachstum führte.
1. Besiedlung (1800-1900)
Die Besiedlung der Nordregion Mexikos lä sst sich bis ins 18 Jh. zurückverfolgen, und hing zu Beginn mit dem Interesse zusammen, das Gebiet zu erschließen und zu besiedeln. Die Besiedlung begann mit dem Aufbau von ersten zivilen Siedlungen sowie Jesuitenstationen und Franziscaner-Missionen um die in diesem Gebiet lebenden Indianergruppen zu missionieren und zu befrieden. Diese Missionsstationen wurden z.T. als kleine Landwirtschaftszentren ausgebaut, und spielten später eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.
Die Grenzziehung 1848 bildete den Grundstein für das Entstehen der Grenzstädte. Einige neue Siedlungen entstanden als Kontroll- und Besatzungspunkte entlang der neuen Grenzlinie als Militärpunkte (presidios), um Präsenz an strategisch wichtigen Punkten zu zeigen. Die bestbekannten sind Tijuana und Nuevo Laredo, beide 1849 gegründet, sowie ein Jahr später Piedras Negras. Später kamen Ciudad Acuña (1877) und Nogales (1882) hinzu. Daneben bestanden die zivilen Dörfer, die in den folgenden Jahren jedoch nur langsam wuchsen und einige Missionsstationen.1
Die Bevölkerungszahl blieb zur Anfangszeit relativ gering, jedoch änderte sich dies zum Ende des Jahrhunderts. Wesentliche Vorraussetzungen für die Vergrößerung der Siedlungen im 20 Jh. wurden mit dem Aufbau eines Transportwesens durch den Bau von Eisenbahnverbindungen gelegt, entlang derer erste Minenstädte und Landwirtschaftsgebiete entstanden. Die auf U.S.-amerikanischer Seite im Jahre 1865 gegründete Eisenbahn fiel mit der ersten Industrialisierungsphase in Kalifornien zusammen, die in der Folgezeit einen wesentlichen Anziehungspunkt für mexikanische Einwanderung darstellte. Die Regierungszeit des Präsidenten Porfirio Días bis 1910 war von stetigem wirtschaftlichem Wachstum gekennzeichnet, in der das Land erst mal auch innenpolitisch zur Ruhe kam, wenn man von den unterdrückten Aufständen von Industrie - und Landarbeitern einmal abzieht. In der Zeit von 1876 bis 1911 wurde vor allem die Modernisierung des Landes vorangetrieben, das Eisenbahnnetz weiter ausgebaut, die Industrie und der Bergbau gefördert sowie weitere Auslandsinvestitionen ins Land geholt. Der Wert von U.S.-amerikanischen Investitionen in Mexiko lag 1897 bei $200 Mio. und wurde vor allem in Eisenbahnlinien, Minengesellschaften und in die Ölförderung investiert.2 Bedeutsam für die Grenzregion war die 1891 von U.S.-amerikanischen Unternehmen gebaute Eisenbahnlinie zwischen Mexiko-Stadt und Ciudad Juárez und Nuevo Laredo, die in der Folgezeit eine Welle von Wanderungsbewegung gen Norden in die neu entstehenden Bergbau-, Industrie- und Landwirtschaftsgebiete auslöste.
2. Städtewachstum ab 1900
Im Norden des Landes wurde vor allem Bergbau und die Landwirtschaft, vor allem Baumwollanbau, betrieben, was zu einer Zuwanderung von Bauern aus dem wirtschaftlic h vernachlässigten Süden führte. Entlang der Grenze machte sich die wirtschaftlichen Entwicklung in Nordamerika bemerkbar, mit der Mexiko eng verflochten blieb. Die Industrialisierung in den USA, der Bau der Eisenbahnlinien und der Ausbau der Bewässerungslandwirtschaft im Süden der Vereinigten Staaten führten zu einem hohen Bedarf an Arbeitskräften, die zu einem großen Teil aus Mexiko kamen. Dabei entwickelten sich die an der Grenze gelegenen Städte auf mexikanischer Seite zu Durchgangsstationen und Arbeitskräftereservoir, besonders für die neuentstehenden Landwirtschaftsgebiete im Süden der USA. In der Zeit zwischen 1900 und 1930 wanderten 730.000 Mexikaner in die USA aus, die sowohl in der von Kalifornien bis Texas entstehenden Landwirtschaft, aber auch in den neugegründeten Industriegebieten Chicagos oder Los Angeles Arbeit fanden.3
Die Wirtschaftsrezession ab den 20er Jahren machte sich auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt negativ bemerkbar, wodurch sich die USA veranlasst sah, die anhaltende Migration aus dem Süden durch verschiedene Gesetzeserlasse stärker zu kontrollieren. 1927 wurde die allgemeine Visumspflicht eingeführt, die Tausende von Grenzübertritten in die Illegalität drängte, sie aber nicht eindämmte. Besonders problematisch erwies sich in den Jahren von 1929 und 1937 die Rückkehr von fast einer halben Million mexikanischer Arbeiter, die von der amerikanischen Regierung aufgrund der Wirtschaftsrezession ausgewiesenen wurden.4 In dieser Zeit entwickelten sich einige Grenzstädte, besonders Tijuana und Ciudad Juárez, verstärkt zu Transitpunkten. Sie nahmen in der Folgezeit erheblich an Bevölkerung zu und erhielten dadurch langsam den Charakter von Großstädten. In Tijuana, wo sich viele Rückkehrer ansiedelten, stieg die Bevölkerungszahl zwischen 1920 und 1930 von knapp 1000 auf 8.400 Einwohner und bis 1940 auf über 16.000.5
Nach einer Phase der Rezession erlebte die nordamerikanische Wirtschaft in den 40er Jahren einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung, was wieder zu einer verstärkten Nachfrage nach mexikanischen Arbeitskräften führte. Zu Kriegsbeginn wurde zwischen der mexikanischen und der U.S.-amerikanischen Regierung das Arbeitsprogramm Programa Braceroausgehandelt, um mexikanische Arbeiter für die nordamerikanische Landwirtschaft anzuwerben. Zwischen 1942 und 1964 gingen 5,2 Mio mexikanische Arbeiter, von denen viele aus dem südlichen und zentralen Mexiko kamen, in die USA, um dort in der Landwirtschaft zu arbeiten.6Die Grenzstädte fungierten hier wieder als Transitpunkte und erlebten infolgedessen sowohl in den 40er als auch in den 50er Jahren erneut ein extremes Wachstum. Tijuana war 1951 die schnellstwachsende Stadt Mexikos und zählte fast 60.000 Einwohner. Auch Ciudad Juárez verdreifachte seine Einwohnerzahl innerhalb von 10 Jahren und hatte 1950 bereits über 122.500 Einwohner.7Mit dem Ende des Bracero-Programms 1964 wurden Tausende von Arbeitern wieder nach Mexiko zurückgeschickt, wodurch sich
besonders Tijuana, Mexicali und Ciudad Juárez erneut explosionsartig vergrößerten. Bis 1960 entwickelten sich diese drei Städte, wie auch Matamoros, Mexicali und Reynosa, zu Großstädten Von 1950 bis 1960 verdreifachte Tijuana seine Einwohnerzahl von 60.000 auf 152.500 E., und Mexicali von 65.750 auf fast 180.000 E., Ciudad Juárez verdoppelte sie von 122.500 E. auf 262.000 E.8
3. Industrialisierung der Grenzregion ab 1970
Das schnelle Wachstum der Grenzstädte führte zu erheblichen Problemen. Einerseits wurde durch die massenweise zurückkehrenden Mexikaner Unterbeschäftigung und Arbeitslosigkeit ausgelöst, andererseits sahen sich die Grenzstädte vor einem enormen Bevölkerungswachstum gestellt, die zu einer steigenden Überlastung der städtischen Infrastruktur führte. Um das wirtschaftliche Wachstum entlang der Grenze zu fördern, startete die mexikanische Regierung 1961 zwei nationale Grenzförderprogramme, und legte damit die Voraussetzung für eine Industrialisierung in dieser Region. Das Programa Nacional Fronterizo(PRONAF) sollte durch staatliche Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur, vor allem im Transportwesen, beitragen und Anreize für die Ansiedlung von Betrieben entlang der Grenze schaffen. Dadurch sollte die regionale Wirtschaft angekurbelt und die Arbeitslosigkeit abgebaut werden. Gleichzeitig zielte die Errichtung von Prestigeobjekten, Kulturzentren und Sozialdiensten auf die Aufwertung der Nordregion ab. Durch das Programa de Industrializacion Fronterizo(PIF) sollte gezielt die Industrialisierung der Grenzregion gefördert werden. Das Konzept sah vor, durch steuerliche und zollrechtliche Vergünstigungen ausländisches Kapital anzuziehen und die arbeitsintensiven Prozesse der verarbeitenden Industrie in die Grenzregion zu bringen, gleichzeitig wurden neue Flächen für den Aufbau von Maquiladoras geschaffen.9
Dabei sollte eine enge Bezie hung zu den auf U.S.-amerikanischer Seite angesiedelten Mutterfirmen bestehen bleiben, weshalb diese Industrien als „twin plant“ bezeichnet wurden. Auf amerikanischer Seite wurden die Einzelteile produziert, um in den mexikanischen Betrieben zusammengesetzt zu werden. Hiermit entstand erstmals das Konzept der Maquiladoras. Dabei fielen keine Zölle auf die Produkte an, die zum amerikanischen Markt rückexportiert wurden, sondern lediglich auf den Mehrwert, der durch die eingesetzte Arbeitskraft entstand.101967 waren bereits 72 Firmen angesiedelt, die meistens U.S. amerikanische Tochterunternehmen waren.11Begünstigt wurde der Aufbau dieser Betriebe zusätzlich durch die Nähe zum amerikanischen Markt und durch die geringen Lohnkosten bei den arbeitsintensiven Prozessen, die beides wesentliche Anziehungspunkte für die ausländischen Investitionen waren.
Die Konzentrierung auf bestimmter Infrastrukturprojekte ging zulasten der Bevölkerung, denn die Förderung des Industriesektors führte zu einer Vernachlässigung der staatlichen Investitionen im Wohnungsbau. Die ersten Wohnungsbauprojekte setzen erst in den späten 70er ein, jedoch blieben die Investitionen hinter den Industrialisierungsprojekten zurück.12 Der Ausbau der Maquiladora-Industrie entlang der Grenze führte durch die konzentrierte Ansiedlung entlang der Grenzregion zu einer direkten und indirekten Einflussnahme in das Erscheinungsbild dieser Region. Sie war einerseits Mitauslöser für die Umstrukturierung des Wirtschaftssektors, der entgegen der allgemeinen Tendenz der Tertiärisierung in anderen Städten Lateinamerikas von einer zunehmenden Industrialisierung (2.Sektor) geprägt ist. Heute stellt die Maquiladora-Industrie die Hauptbeschäftigungsmöglichkeit im Industriesektor dar. Die Zum anderen löste sie dadurch einen Zuzug aus anderen Teilen Mexikos aus, der zu einer wachsenden Bevölkerungszahl und Urbanisierung entlang der Grenze führte.
III. Urbanisierung und Umweltfolgen entlang der Grenze
Mit dem Grenzprogramm fand eine vollkommene Umgestaltung und infrastrukturelle Erschließung der Grenzregion statt. Durch den Ausbau des Verkehrswegenetzes und die Bereitstellung von Industrieflächen wurde die Ansiedlung der Maquiladora-Industrie gefördert. Dabei sind diese Anlagen nicht gleichmäßig entlang der Grenze verteilt, sondern konzentrieren sich in einigen Städten, besonders in Tijuana, Ciudad Juárez und Matamoros. Dies sind auch die Städte, die das höchste Bevölkerungswachstum aufweisen. Dabei besteht
nach Ansicht von Tito Alegría ein direkter Zusammenhang zwischen Bevölkerungskonzentration und Ansiedlung der Maquiladora-Industrie, die sich gegenseitig
bedingen.13Die Maquiladora-Industrie siedelt sich vor allem dort an, wo genug Beschäftigte
zur Verfügung stehen und die Infrastruktur am besten ausgebildet ist. Dies ist in den größten Städten der Fall, die dadurch Standortvorteile gegenüber den kleineren Städten aufweisen und so die Konzentrationstendenzen sowohl der Industrie als auch der Bevölkerung fördert. Die Maquiladora-Industrie stellt heute in den meisten Städten eine wichtige Beschäftigungsmöglichkeit dar. Gleichzeitig wurde der tertiäre Sektor (Handel, Tourismus, cross-border-service) belebt, was zu einer Differenzierung der Ökonomie führte, die einen großen Teil der Migranten absorbierte.14
1. Die Maquiladora-Industrie
Die Bedarfsfläche für die Industrie ist vergleichsweise gering zu denen der Wohn- und Geschäftsfläche, doch trotzdem beeinflussen sie das Stadtbild nachhaltig. In Tijuana beispielsweise belegten die etwa 140 Maquiladoras nur etwa 1,9 % der Landnutzung (1984), doch die Auswirkungen durch die Maquiladora-Industrie reichen weit über darüber hinaus.15 Im Aussehen sind die Maquiladoras an die U.S.-amerikanischen Industrieparks angelehnt. Diese sind meist mit einer Mauer von der Umgebung abgegrenzt sind und besitzen ein eigenes Straßennetz mit Parkplätzen. Im Gegensatz zu den amerikanischen Vorbildern liegen in Mexiko die Maquiladoras nicht mehr isoliert, wenn auch außerhalb der Stadt, sondern sind umgeben von ärmeren Wohnvierteln. Die mexikanischen Industrie-Parks werden oftmals mit den früheren Haciendas gleichgesetzt, die ebenfalls meist außerhalb der Stadt lagen und mit ihren eingezäunten Gelände ein eigenes Gebiet darstellten.16Die Industrie siedelt sich meistens entlang von wichtigen Verkehrswegen oder Korridoren meist außerhalb der Städte an, wo die Bodenpreise niedrig und der Transport der fertigen Güter aufgrund günstiger Verkehrsanbindung zur Grenze schnell und billig in die USA zurückgebracht werden können. Vorteilhaft erweist sich die sofortige Verfügbarkeit des preiswerten Bodens und die nahe Anbindungen an Autobahnen- und Eisenbahnlinien zu den Vereinigten Staaten. Neben den einzelnen Maquiladoras entstanden neue Industrie -Parks, die mehrere Fabriken zu einer großen Industrie -Park-Anlage zusammenfassen, und dadurch die Infrastruktur
besser ausbauen und nutzen können. Die erste Anlage wurde 1968 in Nogales gebaut, später folgten weitere in Ciudad Juárez, Matamoros und Reynosa.17 Neben der Nähe zur Muttergesellschaft und zum amerikanischen Markt, spielte bei der Wahl der Ansiedlung die Verfügbarkeit an Arbeitskräften, die sich meist in den großen Städten konzentrierten. Nicht alle Städte besitzen solche Industrie -Parks, doch bis auf Sonoita und Miguel Alemán haben alle größeren Städte Maquiladoras.18
Seit Ende der 60er, aber vor allem zu Beginn der 70er Jahre, stieg die Zahl der Betriebe und damit die Beschäftigungsmöglichkeiten deutlich an. Einen Eindruck der Dynamik vermitteln folgende Zahlen: Während 1970 bereits 160 Maquiladoras mit 20.000 Beschäftigten an der Grenze bestanden, gab es 1973 bereits 400 Maquiladoras. 1985 zählte man 735 Maquiladoras mit 200.000 Beschäftigten, 1987 bereits über 1.000 und zwei Jahre später sind es 1.500 Maquiladoras mit etwa 400.000 Beschäftigten.19Heute gibt es über 2800 solcher Maquiladoras entlang der Grenze, mit insgesamt über 1, 4 Mio. Beschäftigten, was bedeutet, dass bei einer Gesamtbevölkerungszahl von 4,6 Mio. etwa ein Viertel der Bevölkerung in der Maquiladora-Industrie arbeitet.20
Nach Angaben des INEGI konzentrieren sich 76,3 % der mexikanischen Maquiladoras in vier Grenz-Bundesstaaten. Diese verteilen sich auf (2001) die Bundesstaaten Baja California (34%) und Chihuahua (12%), gefolgt von Tamaulipas (10,5%), Coahuila (7,6%), Sonora (7,8%) und Nuevo Leon (4,3%).21Dabei liegt die höchste Konzentration an Maquiladoras in den Städten Tijuana, Ciudad Juárez und Mexicali, die 2/3 der Betriebe aufweisen (1990).22 Die höchste Konzentration an Maquiladoras findet sich in Ciudad Juárez und Tijuana.
Heute sind bis zu 50% der Beschäftigten in den Maquiladoras tätig. In Tijuana sind 42% der Beschäftigten in der Maquiladora-Industrie und im Bundesstaat Tamaulipas waren sogar
77 % der 25,2 % industriell Beschäftigten dort tätig (1998).23
1.1 Beschäftigungssituation
Die Maquiladora-Industrie hat zwar zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beigetragen, bietet jedoch nur bedingt eine Einkommenssicherung, denn die Bezahlung richtet sich nach dem mexikanischen Mindestlohn, der zur Deckung des Lebensbedarfs nicht ausreicht. So verdient ein Arbeiter etwa ein bis fünf Mindestlöhne (1,36US$/Stunde), wobei Frauen im Durchschnitt meist weniger als ihre männlichen Arbeitskollegen erhalten, die 65% bis 90% der Beschäftigten stellen. Zur Deckung des Warenkorbs sind etwa sieben Mindestlöhne notwendig, was darauf schließen lässt, dass der Verdienst in den Maquiladoras nicht zu einer Verbesserung der Lebensverhältnisse führt, sondern bei zwei Verdienern gerade zur Deckung des Lebensbedarfs ausreicht. Zudem kommt, dass die Arbeitsverhältnisse in den Maquiladoras meist gesundheitsgefährdend sind.24Das Lohnniveau entspricht etwa einem siebtel dem amerikanischen Lohnes, liegt aber immer noch höher als im übrigen Mexiko, was mit ein Grund dafür ist, warum diese Arbeitsplätze weiterhin attraktiv sind und einen wichtigen Pullfaktor für die Migration in diese Gebiete darstellen. Das Lohnniveau liegt in den Grenzstädte über dem durchschnittlichen Lohn im übrigen Mexiko. Das Statistische Amt INEGI gab an, das mehr als 50% der Bevölkerung in Baja California mehr als 3 Mindestlöhne verdienen, in Chihuahua, Coahuila und Nuevo Leon sind es 38%, und Sonora Tamaulipas 31%.25Doch muss bedacht werden, dass die Lebenskosten entlang der Grenze ebenfalls höher liegen.
Die hohen Fluktuationsraten deuten ebenfalls darauf hin, dass die Beschäftigung in den Maquiladoras keine gesicherten Arbeitsverhältnisse bietet. So erreichen die Kündigungsraten 12-15 % pro Monat.26Nach Ansicht von Saskia Sassen sind die hohen Fluktuationsraten auf die geänderte Arbeitsorganisation zurückzuführen (Anpassung an der Produktion an Nachfrage, just-in-time Produktion, Informalisierung), die aber gerade den Migranten zugute kommt. Die hohen Fluktuationsraten auf dem Arbeitsmarkt steigert die Attraktivität der Grenzstädte für junge, alleinstehende Migranten, für die Jobsicherheit keine so große Rolle spielt.27
Insgesamt ist die Arbeitslosenquote in den Grenzstädte niedriger als im übrigen Lande, was die Attraktivität dieser Region für Migranten verstärkt. In Tijuana lag die Arbeitslosenquote 1999 zwischen 1,2 und 1,8% und die Unterbeschäftigung betrug 18,1% (2000).28 Auch wenn der Beschäftigungsschwerpunkt eindeutig im Dienstleistungssektor liegt, kommt dem Industriesektor eine große Bedeutung zu, da der Ausbau der Maquiladora-Industrie und Schaffung von Arbeitsplätzen einen wichtigen Anreiz der Binnenmigration darstellte, die zu einem Anwachsen der Grenzstädte geführt hat.29
2. Bevölkerungswachstum in den Grenzstädten Ein besonderes Merkmal der Grenzregion ist das hohe Bevölkerungswachstum, dass ab dem 2. Weltkrieg einsetzte und durch die Industrialisierungsprogramme in den 60er Jahren verstärkt wurden. Die demographische Entwicklung, verbunden mit einer ab den 60er Jahren verstärkten Landflucht, führte in ganz Mexiko zu einer steigenden Urbanisierung, die sich besonders in den Grenzstädte vollzog. Während die Urbanisierungsrate 1970 im Nordwesten und Norden knapp bei 50% lag, betrug sie 1995 über 65%. Im Nordosten stieg die Rate von
72 % auf 85,8 %. Im Vergleich dazu war Zentral-West Mexiko 1995 zu 66% und ZentralOsten mit 75% urbanisiert.30
Die Nordregion zählt auch heute noch zu den am schnellst wachsenden in Mexiko, wobei das Wachstum auf der positiven Geburtenrate und der wachsenden Migration beruht. An der mexikanischen Grenze sind sieben Städte größer als 100.00 E., Tijuana, Mexicali, Matamoros, Ciudad Juárez, Nuevo Laredo, Reynosa und Matamoros, die zusammen 2,8 Mio. Einwohner zählen.31Insgesamt leben an der Grenze über 10,6 Mio. E, davon 4,8 Mio.
auf mexikanischer Seite, das sind etwa 12 % der Gesamtbevölkerung Mexikos.32 Die höchsten Wachstumsraten verzeichnete Baja California (3,8%), und Chihuahua (2,1%), Sonora (1,4%), Coahuila (1,3%), Nuevo León (1,7%) und Tamaulipas (2%) (2000).33
Besonders die Großräume San Diego - Tijuana und El Paso - Ciudad Juárez sind von dieser Entwicklung besonders betroffen. Die beiden Ballungsräume Tijuana - San Diego und
Ciudad Juárez - El Paso haben zwischen 1960 und 1980 ein sprunghaftes Wachstum erfahren, und heute leben hier zwei Drittel der Grenzbevölkerung.34Hatte Tijuana 1960 152.000 und Ciudad Juárez 262.000 Einwohner, erreicht die Einwohnerzahl heute in beiden Städten über 1,2 Mio.35Es wird davon ausgegangen, dass der Zensus von 1990 nicht die wirkliche Bevölkerungszahl wiedergibt, sondern diese stark untertreibt. Schätzungen gehen für Tijuana von einer höheren Zahl aus, die bei mindestens 1,5 Mio. liegt und bis zur Jahrtausendwende an die 2 Mio. erreichen wird. Grund dafür ist neben der schweren Erfassung der temporär nach USA gehenden Arbeitsmigranten, das Nichterfassen der Bevölkerung in den Armensiedlungen außerhalb des administrativen Stadtgebietes.
Eines der größten Probleme ist die anhaltende Zuwanderung, die sich negativ auf die Wohnsituation auswirkt. In den 80er Jahren wiesen die mexikanischen Grenzstädte einen besonders hohen Prozentsatz an Immigranten auf. Dabei konzentrierte sich das Wachstum auf die Städte entlang der Grenze. In Tijuana waren 1990 46% der Bevölkerung zugewandert, in Ciudad Juárez 40,8% und Matamoros 37,1%. Tijuana wies 1990 ein jährliches Bevölkerungswachstum von 5,7% auf, wohingegen die natürliche Wachstumsrate bei 2% lag.36Die Zuwanderung ist hier also der entscheidende Faktor für das städtische Bevölkerungswachstum.37In Baja California lag die Zuwanderungsrate bei 39,5%, in Nuevo Laredo 15,8%, Tamaulipas 11,3 % Chihuahua 10,9%, und Sonora 6,7% (2000).38
2.2 Wohnsituation
Die Urbanisierung machte sich durch eine flächenmäßige Ausdehnung der Wohngebiete bemerkbar, die durch die Besetzung von Freiflächen durch die Bevölkerung hervorgerufen wurde. Der Wohnungsmangel führte durch unkontrollierte Landnahmen und Besetzungen zu einem ungeordneten und planlosen Wachstum der Städte. Die ausgedehnten Hüttensiedlungen am Rande der Stadt stellen ein weit sichtbares Element der Stadtlandschaft dar, das für viele mexikanische Städte charakteristisch ist.
Die Entwicklung im Wohnungsbau blieb allgemein hinter dem Anstieg der Bevölkerung zurück, weshalb die illegale Landbesetzung für die Bevölkerung die einzige Alternative
darstellte und noch immer darstellt.39 Aufgrund der anhaltenden Zuwanderung ist anzunehmen, dass sich der Anteil der illegalen Wohnfläche vergrößern wird. Die illegalen Landnahmen führen insgesamt zu einer Flächenvergrößerung des Stadtgebietes und einem Zurückgehen der Grünflächen, wobei diese Entwicklung bisher kaum Gegenstand der Stadtplanung in der Grenzregion ist. Der größte Teil des Wohnbedarfs wird von der Bevölkerung selbst getragen (62%), nur ein geringer Teil kommt aus privater Hand (14,2%) oder Öffentlichen Mitteln (8%).40Der öffentlich finanzierte Wohnraum ist unzureichend, auch wenn die Lösung der Wohnungsfrage als vordringlichste Aufgabe erachtet wird.
Die neuen Siedlungsgebiete entstanden oftmals durch illegale Landnahme am Rande der Stadt, in infrastrukturell schwierig zu erschließenden und für Bebauung meist ungeeigneten Gebieten, wie an Steilhängen oder Tälern. Heute nehmen diese Flächen einen erheblichen Anteil der Siedlungsflächen ein und bieten den einzig erschwinglichen Wohnraum für die arme Bevölkerung. In Tijuana lebten 1982 mehr als 40% der Bevölkerung (300.000 Personen).auf etwa 1/5 der illegal besiedelten Flächen.41Die Wohnbedingungen sind für einen Großteil der Bevölkerung unzureichend und durch schlechte Hausqualität und infrastrukturelle Unterversorgung gekennzeichnet ist.
Der große Mangel an Infrastruktur und städtischen Einrichtungen zeigt sich an der fehlenden Kanalisation und Wasserversorgung in den neuen informellen Wohngebieten, dem Fehlen eines Elektrizitätsnetzes und Straßenbeleuchtung, und der Überlastung des öffentlichen Verkehrsnetzes. Die entstehenden Konflikte sind der eklatante Wohnraummangel und unzureichende Ausstattung der Häuser, schlechte sanitäre Einrichtungen, gesundheitsgefährdende Abwassersysteme und ein chronischer Trinkwassermangel. Hinzu kommt die fehlende oder mangelhafte Gesundheitsversorgung für einen Grossteil der Bevölkerung, ungenügende Erziehungsstätten und öffentliche Einrichtungen.42Nach Angaben des Statistischen Instituts INEGI waren in Chihuahua etwa 17% der Haushalte ohne Trinkwasseranschluss und 20% nicht an das Abwässernet angeschlossen (1995). In Baja California und Coahuila hatten Trinkwasseranschluss.43
2.2 Armut an der Grenze
Wie in allen anderen mexikanischen Städten ist Armut entlang der Grenze ein sichtbares Phänomen. Im Vergleich zum nationalen Durchschnitt ist der prozentuale Anteil der Armut entlang der Grenzbundesstaaten geringer als im übrigen Mexiko, trotzdem lebt ein großer Teil der Bevölkerung unter schlechten Lebensbedingungen. In einer Studie von Maria Camberos und Joaquín Bracamontes44, die Erhebungen einer nationalen und eine internationalen Institution vergleichen, stellen sie fest, dass die mexikanischen Grenzstädte im nationalen Vergleich immer niedrigere Armutsraten besaßen als im übrigen Mexiko. Auch wenn sich die prozentualen Angaben verschiedener Untersuchungen unterscheiden, so ist bei allen die Armut in Baja California geringer als der Landesdurchschnitt. In Tijuana leben aber über 50% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Während nach COPLAMAR (Coordinación General de Plan Nacional de Zonas Deprimidas y Grupos Marginados) in ganz Mexiko 67% der Haushalte in absoluter Armut leben, so sind es an der mexikanischen Grenze 61%. Nach den Angaben der CEPAL (Comisión Económica para América Latina) leben 53% in gesamt Mexiko und 43% der Grenzbewohner in absoluter Armut. Dabei weist Tamaulipas (49,53% bez. 29,17%) den höchsten Anteil an armer Bevölkerung entlang der Grenze auf, und Baja California den niedrigsten (29,15% bzw. 16,46%).45
Mit der wachsenden Bevölkerung und Urbanisierung entlang der Grenze erhöht sich die Umweltbelastung, jedoch bedingt die Armut, dass diesem Thema bisher nur geringe Aufmerksamkeit zukommt. Bedeutsamer für die Bevölkerung ist vor allem die Klärung der Wohnsituation und der Arbeit, die Erziehung und Ernährung und die Gesundheit. Zudem sind es meist besser gebildete Teile der Bevölkerung, die sich für Umweltfragen interessieren, diese sind aber in den Grenzstädte unterrepräsentiert.
zutreffen die noch im Stadtgebiet liegen, nicht jedoch auf die Gebiete außerhalb, die in den statistischen Angaben nicht auftauchen.
3. Auswirkungen auf die Umwelt
Mit der wachsenden Bevölkerungszahl, der Urbanisierung und Industrialisierung entlang der Grenze wird das Umweltproblem zunehmend zu einem wichtigen politischen Thema. Das Bevölkerungswachstum setzte ab dem 2. Weltkrie g ein und verstärkte sich mit der später einsetzende Industrialisierung. Die Umweltprobleme an der Grenze werden sowohl durch das Bevölkerungswachstum als auch durch die Industrialisierung ausgelöst. Gleichzeitig hängt das Bevölkerungswachstum in den Grenzstädte mit der Industrialisierung zusammen. Die hohe Urbanisierungsrate führt zu einer verstärkten Umweltverschmutzung und zu einer Übernutzung der vorhandenen Ressourcen, da eine größere Zahl von Personen mehr konsumiert und dadurch die Umwelt stärker belastet. Besonders problematisch ist die Übernutzung der natürlichen Ressourcen, vor allem des Wassers, dass in der semi-ariden Zone einen wichtigen Faktor für die zukünftige Entwicklung darstellt. Hinzu kommt die zunehmende Luftverschmutzung durch Fahrzeuge und Industrie, oder das Problem der Beseitigung der Industrieabfälle.
Entlang der Grenze kommt der Umweltfrage und der Nutzung der natürlichen Ressourcen eine besondere Bedeutung zu, da diese Region eine der wirtschaftlich prosperierenden Gebiete in Mexiko darstellen, die von den vorhanden Ressourcen stark abhängt.
3.1 Wassernutzung
Die Verfügbarkeit von Wasser ist für das wirtschaftliche Wachstum enorm wichtig, doch gerade der Norden Mexikos ist durch extreme Trockenheit und Wasserknappheit geprägt. Die größte Wasserquelle in der semi-ariden Zone ist der Rio Colorado und Rio Grande/Rio Bravo, der grenzüberschreitend verläuft und auf nordamerikanischer Seite entspringt.46 Hinzu kommt das Grundwasser, dass vor allem für Ciudad Juárez - El Paso besondere Wichtigkeit besitzt. Genutzt wird das Wasser von der städtischen Bevölkerung, von der Landwirtschaft, von der Industrie und zur Energiegewinnung. Die Frage der zukünftigen Wasserversorgung ist somit existentiell für diese Region, denn ein Wassermangel würde in dieser Wüstenregion einen hemmenden Faktor für die Entwicklung darstellen. Derzeit stellt die Wassernutzung der Industrie einen relativ geringen Anteil am Gesamtverbrauch dar,
doch die Industrie und die Bevölkerung verursachen einen wachsenden Wasserbedarf, der in Zukunft zu Wasserknappheit führen kann.
Entlang des Rio Grande wurden mehrere Staudämme gebaut, die zur Energiegewinnung und zur Wassernutzung für die Landwirtschaft und Bevölkerung genutzt werden. Der Fluss leidet inzwischen an Wasserrückgang, der durch die hohe Übernutzung verursacht wird. Zudem kommt die hohe Belastung durch landwirtschaftliche und industrielle Nutzung. In der Vergangenheit wurde dem Thema Wasserqualität nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt, inzwischen wird über die Nutzung des Wassers auf bilateraler Ebene verhandelt.47
Die mangelnde Infrastruktur zur Wiederaufbereitung des Wassers entlang der Grenze stellt eine der größten Schwierigkeiten dar. Derzeit werden lediglich 30% der Abwässer entlang der Grenzstädte gereinigt, wobei hier extreme Ungleichheiten zwischen den Städten herrschen.48In Tijuana und Mexicali bestehen zwar Wiederaufbereitungsanlagen, die jedoch völlig unzureichend sind. In Ciudad Juárez, mit über 1,2 Mio. Einwohnern, gibt es hingegen gar keine und die in El Paso vorhandenen funktionieren nur unzureichend, so dass des öfteren das ungereinigte Wasser in den Fluss gelangt. Lediglich in Nogales/Sonora und Nogales/Arizona bestehen zwei Anlagen, die grenzüberschreitend angelegt sind und einen Teil des Abwassers reinigen. Besonders problematisch ist das nicht aufbereitete städtische Abwasser, das zu einer Kontaminierung des Flusswassers beiträgt. Der Rio Grande fließt sowohl in USA als auch in Mexiko an mehreren großen Städte vorbei, wo er, einer U.S.- amerikanischen Studie zufolge, über 700 Mio. Liter Abwasser aufnahm, von denen 500 Mio. Liter nicht aufbereitet waren (1992).49 Das Abwasserproblem stellt sich auch im Ballungsraum San Diego - Tijuana, mit über 4 Mio. Einwohnern, wo täglich über 50 Mio. Liter ungereinigte Abwässer in den Tijuana Fluss fließen.50Durch die Strömung wird das verunreinigte Wasser von der Mündung an die Strände von San Diego gespült und verunreinigt dort die Küsten mit hochgradig giftigen chemischen Substanzen. Im unteren Rio Grande Tal belastet das landwirtschaftliche Nutzwasser die Golfregion, da der Fluss hier entwässert und mit den eingebrachten Schadstoffen die Meeresfauna und -flora bedroht. Öffentliche Gesundheitsstellen haben festgestellt, dass der Fluss Erreger enthält, die ab einer bestimmten Konzentration Krankheiten auslösen können. So wurden Vibrio cholerae
(Erreger der Cholera) und Entamoeba histolytica (Amöbenruhr) gefunden, die schwere Durchfallerkrankungen auslösen, Staphylokokken (typische Erreger bei Lebensmittelinfektionen) und Hepatitisviren, die eine Leberentzündung hervorrufen. Weiter wurden Viren der Polio (Kinderlähmung) und Encephalitis (Gehirnentzündung) gefunden. Außerdem kann das Wasser Brutstätte von malariainfizierten Mücken sein, die ihrerseits die Malaria durch den Stich auf den Menschen übertragen.51 Besonders die Bevölkerung am Unterlauf der Flüsse werden durch die hohe Anreicherung von Schadstoffen in ihrer Gesundheit gefährdet.
Die Belastung geht sowohl von mexikanischen, wie auch von U.S.-amerikanischen Städten aus, wie beispielsweise von El Paso, die ebenfalls die bestehenden Wasserschutzbestimmungen ignorieren und durch nicht aufbereitete Industrie -Abfälle das Flusswasser belasten. In der Calexico-Mexicali-Region stellt die Belastung des New River einen ebenso ernstzunehmenden Fall dar. Der Fluss führt von den USA nach Mexiko und wieder zurück in die USA, wo das Wasser für die Bewässerungslandwirtschaft genutzt wird. Zuvor aber nimmt der Fluss Industrie -Abfälle aus Mexiko auf, vor allem toxische Substanzen, die mit dem Bewässerungswasser auf die Felder gelangt, den Boden belastet und durch die Nahrungskette wieder zu den Menschen gelangt.52
Neben der Landwirtschaft, die für die Einbringung von Pestiziden und Nitraten im Wasser verantwortlich ist, spielt auch der Bergbau bei der Kontaminierung eine Rolle. In Sonora/Arizona wird das Grundwasser stark von der Kupferindustrie belastet, die dafür verantwortlich ist, dass der Anteil an Mineralien, vor allem Arsen, Cadmium und Uran im Grundwasser steigt, das in Naco als Trinkwasser genutzt wird.53
Ein weiterer ernstzunehmender Faktor ist die Maquila -Industrie, die in den letzten beiden Jahrzehnten enorm angestiegen ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass die zunehmende Industrialisierung entlang der Grenze negativen Einfluss auf die Wasserqualität nehmen wird, da schon jetzt die vorhandenen Wasserwerke völlig überlastet sind und selten auf die meist schadstoffreicheren Industrieabwässer eingestellt sind. Die chemischen Rückstände der Industrie und Landwirtschaft reichen sich im Wasser an und werden teilweise in den Sedimenten eingelagert. In den Sedimenten des Tijuana Flusses wurden Pestizidrückstände, Schwermetalle und industrieverwandte Verunreinigungen festgestellt.
Der Anteil an Schwermetallen (z.B. Chrom und Nickel) lag in Tijuana um einiges höher als in San Diego, was vermutlich auf die Maquiladora-Industrie zurückzuführen ist. Bisher wird auf mexikanischer Seite aber wenig nach den Eintragungsquellen gefragt.54 In der gesamten Grenzregion stellt das Wasserproblem sowohl quantitativ als auch qualitativ ein ernstzunehmendes Problem dar. Die Verfügbarkeit von sauberem Wasser wird in Zukunft zu einem wichtigen Gegenstand, da die zunehmende Kontaminierung des Wassers zu Wasserknappheit führen und so zu einem Hemmnis für zukünftige Entwicklung werden kann. Besonders wichtig ist daher der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur, die sich an den derzeitigen finanziellen Mitteln orientieren muss. Besonderes Augenmerk müsste hier auf alternative, kleinangelegte Projekte gelegt werden, wie beispielsweise Rieselfelder, die mit geringen Kosten betrieben werden können.55Gleichzeitig ist es notwendig, gerade die Industrie und die Landwirtschaft zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser zu bewegen. Doch gerade die laxen Umweltbestimmungen in Mexiko werden von der Maquiladora-Industrie als Standortvorteil gesehen, da sie nur geringe (wenn überhaupt) Auflagen erfüllen müssen und sich dadurch teure Umwelttechniken sparen können. Gleichzeitig ist es notwendig, die Infrastruktur in den neuen Siedlungsgebieten zu verbessern und den Menschen sauberes Trinkwasser und Abwasserleitungen zur Verfügung zu stellen.
3.2 Luftverschmutzung und Verkehr
Die Luftqualität in den Grenzstädte hat sich durch die wachsenden Bevölkerung und Industrie in den letzten Jahren zusehends verschlechtert. Die zunehmende Luftverschmutzung wird durch ein kontinuierliches Wachstum des Verkehrsaufkommens herbeigeführt, der besonders entlang der Grenze und den Grenzübergängen zunehmend Probleme verursacht.
In den Ballungsräumen San Diego - Tijuana und El Paso - Ciudad Juárez trägt vor allem der wachsende Personenverkehr zunehmend zur Luftverschmutzung bei. Die Anzahl der PKW`s ist in den letzten Jahren enorm angestiegen, besonders auf mexikanischer Seite, wo inzwischen annährend gleich viele Wagen vorhanden sind wie auf amerikanischer Seite. Vereinfacht wird dies durch die Senkung der Importsteuern auf gebrauchte Wagen aus USA,
wodurch Mexiko zu einer Art „Friedhof“ alter amerikanischer Fahrzeuge wird, die aufgrund der hohen Schadstoffgehalte in USA nicht mehr gefahren werden dürfen und so, statt auf dem Schrotthaufen zu landen, in Mexiko weitergefahren werden.
Das am häufig benutzte Verkehrsmittel ist der PKW, was auch aus der Tatsache resultiert, dass es in den Grenzstädten kein ausreichendes öffentliches Verkehrsmittel gibt. Besonders deutlich wird dies an den zahlreichen neugebauten Straßen- und Brückenverbindungen mit dem stop-and-go Verkehr und an den neuen Grenzübergängen, wo sich lange Warteschle ifen bilden und die Autos durchschnittlich bis zu 30 Min. bei laufendem Motor warten. Die Zahl der Grenzübergänge mit Wagen ist in den letzten Jahren enorm angestiegen, und hat dazu geführt, dass entlang dieser Strecken die höchsten CO2 Werte gemessen wurden. Allein entlang der texanisch-mexikanischen Grenze erhöhte sich der private Autoverkehr von 1990 bis 2000 von 23,5 Mio. auf annährend 41,5 Mio. Fahrzeuge.56
Doch auch der zunehmende Kraftwagenverkehr an der Grenze wird zunehmend zu einem Problem. Der grenzüberscheitende Verkehr zwischen dem U.S.-Bundesstaat Texas und den angrenzenden Staaten Chihuahua, Coahuila, Nuevo Laredo und Tamaulipas ist in den letzten zehn Jahren deutlich angestiegen und erreichte Wachstumsraten von 15%.57 Die meistfrequentiertesten Grenzübergänge zwischen Texas und Mexiko waren El Paso - Ciudad Juárez, Brownsville - Matamoros sowie beider Laredo´s. Der LKW-Verkehr von Mexiko nach USA verdreifachte sich von 1990 bis 2000 von knapp 725.800 auf 2,38 Mio.Fahrzeuge.58In El Paso lag die Zahl der Grenzübergänge von Lkw´s Richtung USA bei über 650.000 und am Grenzübergang bei Santa Teresa, etwa 12 km von El Paso - Ciudad Juárez entfernt, stieg die Zahl der Grenzübergänge der Lkw´s von 4.554 (1994) auf fast 30.000 (1999).59 Auch in den anderen Grenz-Bundesstaaten erhöhte sich der Lastwagenverkehr deutlich. In Nogales stieg der Lkw-Verkehr im selben Zeitraum von 185.000 auf 255.500 Fahrzeuge und in Kalifornien wurden an den fünf Grenzübergängen über 950.000 ausreisende Kraftwagen gezählt.60Besonders in Tijuana, Mexicali, Agua Prieta und Ciudad Juárez herrscht eine hohe Belastung durch Schwefeldioxide (SO2),
Kohlenmonoxide (CO) und Ozon.61Im Sommer 1998 stauten sich an den verschiedenen internationalen Grenzübergängen zwischen 300 bis 400 Lkw`s, um die Brücken zu passieren, wobei gerade Tijuana - San Diego und Ciudad Juárez - El Paso, als wichtige Verkehrsknotenpunkte, besonders zu leiden hatten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kraftwagen mit Dieselkraftstoff fahren, die besonders hohe Schadstoffwerte verursachen. Wegen der hohen Konzentration der Maquiladora-Industrie in diesen Gebieten kann damit gerechnet werden, dass das Verkehrsaufkommen der Lkw`s zum Transport der Güter auch in Zukunft weiter steigen wird. Zwar ist der Zugverkehr in den letzten Jahren ebenfalls gestiegen, doch nicht alle Städte sind ausreichend an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Um entlang der Grenzübergänge weitere Warteschlangen zu vermeiden, versucht man nun, durch die Errichtung von neuen Grenzübergängen und veränderten Öffnungszeiten die Wartezeiten zu verringern. Zwischen Texas und Tamaulipas werden derzeit zwölf neue Übergänge gebaut.62Doch bis auf die Schaffung von neuen Grenzübergänge und den Bau von neuen Straßenverbindungen gibt es bisher in keiner Stadt nennenswerte Bemühungen zur Verkehrsplanung, weder für den öffentlichen Personennahverkehr, noch für die internationalen Transporte, so dass damit zu rechnen ist, das sich das Verkehrsproblem weiter verschärfen wird.63Die Luftverschmutzung wird zusätzlich durch Maquila-Industrie herbeigeführt, die giftige Abgase durch die Verbrennung von Kraftstoffen und durch flüchtige Emissionen produziert. Hinzu kommen die Elektrizitätswerke, die zur Stromerzeugung Öl verbrennen.64Eine weitere Belastung ergibt sich aus dem Mangel an Straßeninfrastruktur in den städtischen Randgebieten, wo vor allem ungepflasterte Straßen hohe Staubkontaminationen auslösen.
Erst seit zwei Jahren gibt es auf mexikanischer Seite Messstationen, die erste verlässliche Daten liefern, und somit Auskunft über das Ausmaß der Luftverschmutzung geben können. Die Luftbelastung ist bereits jetzt erkennbar. Es wird angenommen, dass die Luftqualität durch das anhaltenden Bevölkerungswachstum, den Ausbau der Industrie und dem Verkehrswachstum weiter sinken wird, sollten die Regierungen nicht Gegenmaßnahmen unternehmen. Bisher sieht es danach aber nicht aus.65
3.3 Gefährliche Güter und toxische Abfälle
Ein neues umweltpolitisches Thema auf internationalen Konferenzen sind die toxischen Abfälle. Besonderes Augenmerk fällt auf die Abfälle, die als Nebenprodukte in der Maquiladora-Industrie entstehen und für die es bisher keine Deponien gibt. Ein Grossteil der für die Produktion eingesetzten chemischen Produkte werden aus den USA importiert, wobei der Anteil in den letzten Jahren enorm gestiegen ist.66
Insgesamt hat sich der Anteil der registrierten Importe von gefährlichen Stoffen nach Mexiko in den letzen Jahren erhöht. Wurden 1995 knapp 150.000 t importiert, so verdoppelte sich die Zahl innerhalb drei Jahre auf fast 285.000 t.67 Schwierig ist die Lagerung des Sondermülls, für die es in Mexiko keine ausreichenden Lagerstätten gibt. Es gibt in ganz Mexiko sechs Sondermülldeponien, von der keine an der Grenze liegt. Dort gibt es nur eine Anzahl von privat betriebenen Deponien, die unter den Sicherheitsstandards arbeiten und bereist weitgehenst ausgelastet sind. In den meisten Fällen verschwindet der Sondermüll illegal. Es ist gesetzlich vorgesehen, die importierten chemischen Stoffe zu ihrem Ursprungsgebiet zurückzuführen, doch bisher geschieht dies nur zu einem kleinen Anteil. Nach Angaben des Instituto Nacional de Ecología missachteten 65% der Maquiladoras die Umweltauflagen der Müllbeseitigung (1996)68und 800 Firmen gaben an, weder gefährlichen noch ungefährlichen Müll nach USA zurückgeführt zu haben.69In den sechs Grenzbundesstaaten sind 1999 insgesamt über 30 Mio t. gefährliche Abfälle produziert worden, wobei die von Mexiko nach USA rückimportierten gefährlichen Güter lediglich 81.000 t betragen.70 Besonders in der Elektro-, Automobil- und Chemieindustrie werden Substanzen wie Lösungsmittel, Säuren, Schwermetalle, Plastik, Farben und Lacke verwendet, die hochgradig gesundheitsgefährdend sind und eine Reihe von Krankheiten verursachen.71Bisher ist wenig über die Gesundheitsgefährdung durch die unsachgemäße Lagerung des Sondermülls bekannt, doch der Einsatz von chemischen Produkten in der Landwirtschaft und der Maquiladora-Industrie gefährdet erwiesenermaßen die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen, da sie mit gefährlichen Stoffen in Berührung kommen, aber
ohne Schutzkleidung arbeiten. Viele Krankheiten sind auf die Vergiftung mit chemischen Stoffen zurückzuführen.
Ein neueres Problem ist die Schleuderausfuhr von Sondermüll und anderen gefährlichen Gütern nach Mexiko, die in den USA produziert wurden. Seit die Bestimmungen für die Endlagerung und Müllverbrennung in den USA verschärft wurde ist der illegale Müllimport nach Mexiko weiter gestiegen. Die Missachtung der bestehenden Gesetze zeigt sich auch bei der Errichtung von atomaren Endlagern entlang der nordamerikanischen Grenze bei New Mexico. Die beiden Deponien liegen weniger als 100 km von El Paso - Ciudad Juárez, ein weiteres ist in der Nähe Piedras Negras geplant.72Die ungenügenden Kontrollen entlang der Grenze bergen die Gefahr, dass zu den illegalen Mülltransporten von chemischen Stoffen, der atomare Müll hinzukommt.
In Mexiko gibt es zwar eine Reihe von Gesetzen, die verschiedene Umweltaspekte berücksichtigen, jedoch werden diese bisher nicht eingehalten oder können aufgrund mangelnder finanzieller Mittel und personeller Ausstattung nicht überprüft werden. Im Zuge der wirtschaftlichen Verflechtung wird auch dem Umweltthema auf bilateraler Ebene mehr Bedeutung zuerkannt, jedoch bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich die prekäre Situation entlang der Grenze verbessern wird.
IV. Schluss
Die Entwicklung der Grenzstädte war seit ihrer Entstehung von einer stetigen Veränderung und einem kontinuierlichen Wachstum geprägt, das bei heute angehalten hat. Besonders der Aufbau der Maquiladora-Industrie entlang der Grenze veränderte ab den 70er Jahren das Bild der Städte, da sie mit dem Aufbau dieser Industrie zu einer der dynamischsten Regionen in ganz Mexiko wurde. Dies führte zum Zuzug einer großen Zahl von Bevölkerung aus dem zentralen und südlichen Mexiko, das wirtschaftlich unterentwickelt blieb und der Bevölkerung keine Arbeitsmöglichkeiten bot. Einige der Grenzstädte entwickelten sich in der Folgezeit zu Großstädten und sahen sich damit vor die Aufgabe gestellt, die Entwicklung der Stadt an das Bevölkerungswachstum anzupassen. Der Aufbau der Maquiladora-Industrie führte zu enormen Umstrukturierung der Wirtschaftssektoren, die sich sowohl im Industriesektor bemerkbar machte als auch im tertiären Sektor, der von den wirtschaftlichen Tätigkeiten entlang der Grenze profitierte und zur Absorbierung eines großen Teils der Beschäftigten beitrug.
Auch wenn die Maquiladora nicht der einzige Grund für das Wachstum der Städte war, so bot doch die Schaffung von Tausenden von Arbeitsplätzen einen wichtigen Anreiz für die Migranten und förderte das Städtewachstum. Die immense Konzentration von der Maquiladora-Industrie wirkte sich in vielerlei Hinsicht auf das Bild der Grenzstädte aus, und umfasst sowohl die wirtschaftliche Umstrukturierung der Städte als auch eine Veränderung der Sozialstruktur, die das Bild der Städte nachhaltig prägt. Von der wirtschaftlichen Öffnung und dem Aufbau der Maquiladora-Industrie versprach sich Mexiko eine prosperierende wirtschaftliche Entwicklung, die sich positiv auf die gesamte Region auswirken sollte. Heute zeigt sich, dass die wirtschaftliche Entwicklung eine Reihe von negativen Folgeerscheinungen aufweist, die in Zukunft zu ernsthaften Problemen führen wird, sollte von der mexikanischen Regierung keine ernsthaften Gegenmaßnamen ergriffen werden. Danach sieht es im Augenblick jedoch nicht aus. Sowohl die Bevölkerung als auch die Industrie verursachen ernsthafte Umweltprobleme entlang der gesamten Grenzregion, wie der letzte Abschnitt dieser Arbeit verdeutlichen will.
Fährt das Land so fort wie bisher, dann zerstört die vermeintliche Modernisierung jegliche Basis zukünftigen Wachstums und erhoffter Prosperität.
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http://www.us-mex.org/borderlines/bkissues.html http://www.us-mex.org/bios/pdf/index.html http://ags.inegi.gob.mx/
[...]
1Arreola, Daniel D./Curtis, James R. (1993): The Mexican border cities. Landscape Anatomy and Place Personality. Tucson/London. S.13 ff
2Morales, Rebecca/ Tamayo-Sánchez, Jesús (1992): Urbanization and Development of the United States- Mexico Border. In: Herzog, Laurence A. (Hg): Changing Boundaries in the Americas. New Perspectives on the U.S.-Mexican, Central American, and South American Borders. San Diego. S.52 f.
3Alscher, Stefan (2001): Märkte, Migration, Maquiladoras: Auswirkungen des Freihandels auf Migrationsprozesse aus regionaler Perspektive (Tijuana/San Diego). Berlin. S.19.
4Morales/Tamayo, S.57.
5Arreola/Curtis, S.24, Alscher spricht von 11.300 E (1930).
6Burkard, Hermann (1992): Auswanderung und die Situation an der Nordgrenze. In: Briesemeister, Dietrich/ Zimmermann, Klaus (Hrg.): Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur. Frankfurt a/M. S.377.
7Die Einwohnerzahlen stammen aus Arreola/Curtis (S.24) und sind zur Übersichtlichkeit gerundet. Im Atlas de Mexico (1975) (S.55 ff) finden sich annährend die gleichen Angaben. Bei Alscher (S.72) finden sich für die gleichen Zeiträume abweichende Angaben. Es kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Angaben nicht immer um tatsächliche Werte handeln, da die Erfassung der Einwohnerzahl durch die hohe Mobilität der Bewohner erschert wurde.
8Arreola/Curtis, S.24.
9Arreola/Curtis, S.28 und Morales/Tamayo-Sánches, S.63.
10Lossak/Witte (1984): Stadtentwicklung und Wohnungsfrage in Tijuana /Mexiko. In: Angel./Hillen./Ramalho (Hrsg): Die verplante Wohnungsmisere: Urbane Entwicklung und armutsorientierter Wohnungsbau in Afrika und Lateinamerika, Berlin. S.93.
11 Alscher, S.63.
12Lossak/Witte, S.95.
13Alegría Olazábal, Tito: (1992) Desarrollo urbano en la frontera México-Estados Unidos. Mexico. S. 239.
14Alscher, S.75.
15Herzog, Laurence (1990): Where North meets South. Cities, Space, and Politics on the U.S.-Mexico Border. Austin. S.132.
16Arreola/Curtis, S. 206 und Herzog (1999), S.53.
17Arreola/Curtis, S. 204.
18Arreola/Curtis, S.203 f.
19Morales/Tamayo-Sánches, S.63 und Alscher, S.63.
20Daten vom Statistischen Institut INEGI, April 2001,In: www. http://ags.inegi.gob.mx/
21www.chihuahua.gob.mx/cies.
22Arreola/Curtis, S.202.
23Canales, Alejandro: Industrialization, Urbanization, and Population Growth on the Border. In: www.us- Mexico.org/borderlines/1999/bl58/bl58dev.html und www.tamaulipas.gob.mx.
24Alscher, S.52 f und S.67.
25INEGI.
26aus einer Werbeseite: www.yucinbond.com/Why_ale.htm.
27Sassen, Saskia (1993): Urban Transformation and Employment. In: Morales, Rebecca/Bonilla, Frank: Latinos in a changing U.S.Economy. Comparative Perspectiveson Growing Inequality. London/New Delhi. S. 193 f.
28Alscher, S.76.
29Burkard, S. 44 ff.
30Garza, Gustavo (1995): Concentración económica y desigualdad urbanas 1970-95. Mexico.
31Canales.
32SCERP(1998): The U.S.-Mexican Border Environment: a Road Map to a Sustainable 2020. In: www.us- mex.org/bios/pdf/index.html und http://ags.inegi.gob.mx/.
33INEGI.
34SCERP, S.10.
35http://ags.inegi.gob.mx/.
36Alscher, S.88.
37Rentería Alfonso Corona, (1992): Migrationen und die Stadt-Land-Beziehungen in Mexiko. In: Briesemeister, Dietrich/Zimmermann, Klaus (Hrg.): Mexiko heute. Politik, Wirtschaft, Kultur. Frankfurt a/M. S.370 und Alscher, S.88.
38INEGI.
39Witte/Lossak, S.103.
40Witte/Lossack, S.108.
41Witte/Lossak, S.105 f.
42Rentaría, S.372. 16% der Haushalte keinen
43Alscher, S.79 und INEGI; Auch wenn in den letzten Jahren verstärkt Bemühungen für die infrastrukturelle Erschließung der Wohngebiete festzustellen ist und heute (prozentual) mehr Haushalte über Wasserzugang, Abwasserentsorgung und Elektrizität verfügen als vor zehn Jahren, so mag dies allenfalls auf die Wohngebiete
44Camberos, Maria /Bracamontes, Joaquín (1997): Análisis comparativo de la Pobreza en la Frontera Norte de México. In: Mungaray Lagarda, Alejandro/García de León, Guadelupe: Desarraollo Fronterizo y Globalización. Mexico.
45Camberos/Bracamontes S.107 ff.
46Bath, Richard C. (1992): The Emerging Environmental Crisis along the United States-Mexico Border. In: Herzog, Laurence A. (Hg.): Changing Boundaries in the Americas. New Perspectives on the U.S.-Mexican, Central American, and South American Borders. San Diego. S. 113.
47Bath, S.126.
48Borderlines 44: Water Quality in the U.S.-Mexico Border Region., Vol. 6, No3, April 1998. In: www.us- mex.org/borderlines/bkissues.html .
49Borderlines 44.
50Saldaña, Lori :The West Coast. San Diego Clean Water Alliance. In: www.us- mex.org/borderlines/bkissues.html.
51Bath, S.115 ff.
52Bath, S.114.
53Coles-Ritchie, Arizona/Sonora. Border Ecology Project. In: Borderlines 44, Vol. 6, No3, April 1998. In: www.us-mex.org/borderlines/bkissues.html.
54Bath, S. 114
55Saldaña
56U.S. Customs Service. In: www.tamin.edu/coba/bti/bridge/vehicle/vhnthyr.htm.
57Jacott, Maria (2001): The Generation and Management of Hazardous Wastes and Transbordery Hazardous Waste Shipments between Mexico, Canada and United States, 1990-2000. S. 17. In: www.us- mex.org/biospdf/index.html.
58Bei diesen Zahlen handelt es sich nur um die nach USA einreisenden Lkw´s. Es wurden keine Angaben über die nach Mexiko einreisenden Fahrzeuge gemacht, weshalb die Zahl der grenzüberquerenden Lastwagen höher liegen wird. In: www. tamin.edu/coba/bti .
59Jacott, S.17.
60Jacott, S.17.
61United States-Mexico Border Environmental Indicators, 1997. U.S.-Mexico Border XXI Program (1996). In: www.us-mex.org/bios/pdf/index.html
62www.tamaulipas.gob.mx
63Bath, S.117
64SCERP, S.12
65SCERP, S.12
66Bath, S.116.
67Daten des Instituto Nacional de Ecologia. 1993. In: www.us-mex.org/bios/pdf/index.html.
68Borderlines 44.
69Kelly, Mary/Reed, Cyrus: The Texas/Mexico Border Region. In: Borderlines 44 ,Vol. 6, No3, April 1998. In: www.us-mex.org/borderlines/bkissues.html.
70Es war aus den Daten nicht ersichtlich, um was für Güter und Abfälle es sich handelt und ob ein Zusammenhang zwischen den Angaben besteht. Fest steht jedoch, dass ein Großteil der aus den USA importierten Güter nicht zurückgelangt. Daten des Instituto Nacional de Ecología 1999, www.us- mex.org/bios/pde/index.html.
71Kelly/Cyrus.
72Burkard, S. 385
- Arbeit zitieren
- Sandra Naaf (Autor:in), 2001, Urbanisierung und Umweltfolgen entlang der mexikanisch-amerikanischen Grenze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105252