Portrait von Charles Swann (Marcel Proust)


Seminararbeit, 2001

18 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Vorbild für die Romanfigur

2. Swann in Combray
2.1 Swann in den Augen der Provinzbürger
2.2 Swanns wahre Persönlichkeitskultur
2.3 Parallelen zwischen Swann und dem Ich-Erzähler

3. Die Rolle der Kunst in Swanns Leben

4. Swanns Liebe zu Odette
4.1 Entstehung der Zuneigung
4.1.1 Die Bedeutung der Vinteuil-Sonate
4.1.2 Idealisierung Odettes
4.1.3 Swann und der Kult der Verdurins
4.2 Die Phase der Eifersucht
4.3 Interpretation von Swanns Träumen

5. Résumée

PORTRAIT VON CHARLES SWANN

1.Vorbild für die Romanfigur

Der intellektuelle jüdische Lebemann Charles Swann gehört zu denjenigen literarischen Figuren Prousts, von denen der Autor immer wieder eine körperliche Eigentümlichkeit, eine äußere Besonderheit, andeutet. Swanns Markenzeichen ist seine gebogene Nase ( „nez bousqué“).

Charles Swann wird als ein Mann mit einem „ ...visage aunez busqué, aux yeux verts, sous un haut front entouré de cheveux blonds presque roux coiffées à la Bressant...“ beschrieben. (Marcel Proust (1987): Du côté de chez Swann, S.14)

Aufgrund seiner Fehlsichtigkeit ist Monsieur Swann gezwungen, bei seinen Arbeiten stets eine Brille und in der Gesellschaft ein Monokel zu tragen. Durch seinen langen, etwas kahlen Schädel, den er mit einer Tolle kaschiert, ist er keine besondere Schönheit, doch pflegen die Leute, denen sein Stellenwert in der Gesellschaft bekannt ist, zu sagen: „Il n´est pas regulièrement beau, si vous voulez, mais il est chic: Ce toupet, ce monocle, ce sourire.“ (S.314)

Zum Vorbild für die fiktive Gestalt des Charles Swann wählte Marcel Proust einen Mann aus seinem Bekanntenkreis, der jedoch nicht zu seinen engsten Freunden zählte. Es war dies Charles Haas (1832 -1901), der Sohn eines jüdischen Börsenmaklers, der von einer unergründlichen gesellschaftlichen Perfektion und Reserviertheit umgeben war, die Proust sehr faszinierte.

Ebenso wie Charles Swann war Haas ein meisterhafter sozialer Aufsteiger, der eine atemberaubende Fähigkeit an den Tag legte, die gefährlichen Wege hinauf zur illustren Pariser Gesellschaft zu finden.

Proust bewunderte Haas´ Gewalt über sich selbst, die wir auch bei Swann wiederfinden, und, wie es im Roman heißt:

...la simple gymnastique élémentaire de l´homme du monde tendant

la main avec bonne grâce au jeune homme inconnu qu´on lui présente

et s´inclinant avec réserve devant l´ambassadeur à qui on le présente...(S.199)

2. Swann in Combray

Gleich zu Beginn des Romans „Du côté de chez Swann“ begegnet der Leser der Figur des Charles Swann, die vom Ich-Erzähler eingeführt wird. Abgesehen von den Familien- mitgliedern des jungen Erzählers ist Swann die erste erwachsene Hauptgestalt, die uns im Roman entgegentritt.

Der Erzähler denkt an dessen Besuche in Combray zurück, der Kleinstadt, in der seine Großeltern und seine Großtante Léonie lebten, und wo er selbst in seiner weitentfernten, frühen Kindheit die Ferien zu verbringen pflegte.

2.1 Swann in den Augen der Provinzbürger

Jedes Mal, wenn Swann, der Sohn eines alten Freundes der Familie, zu Besuch kommt, wird eine „kleine Komödie“ aufgeführt, die die zeremoniöse, theatralische Komponente der gesellschaftlichen Existenz des Menschen qua animal socialehervorhebt: Die Familie tut so, als wisse sie nicht, wer an der Türe läutet, obwohl sie alle Swanns Art, das Glöckchen zu betätigen, kennen und genau wissen, dass er es ist.(S.14)

Mit souveräner gesellschaftlicher Taktik passt sich Swann dem engen Horizont seiner Gastgeber an. Um sie nicht vor den Kopf zu stoßen, spielt er mit seinem liebenswürdigem Charme genau die Rolle, die vom Sohn eines begüterten Maklers und guten, alten Nachbarn der Familie erwartet wird.

Die Eltern und Großeltern des Erzählers haben aufgrund ihrer bornierten Selbstbefangenheit natürlich nicht die blasseste Ahnung von dem glänzenden gesellschaftlichen Leben, das der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende Swann jetzt führt, und befinden sich jahrelang in Unkenntnis über die Tatsache, dass Swann längst nic ht mehr in der Gesellschaftsklasse lebt, in der seine Eltern verkehrten. Sie ahnen nicht, dass er Zutritt zu aristokratischen Kreisen hat, vom Jockey-Club bis zurcoterieder Familie Guermantes, zum innersten Bezirk des Faubourg Saint-Germain, und dass er sogar ein Freund des Prinzen von Wales ist. (S.15)

Wenn von Swann verlautet wird, dass er in höchsten Rängen verkehre, so wird das als Absurdität belächelt, denn das Kastendenken von Combray lässt nicht zu, dass der Sohn eines Maklers den Prinzen von Wales kennt.

Wie Monsieur Swann zu so vornehmem Umgang gekommen ist, hört man nicht. Der Leser erfährt nur, dass er den Ton, den Konversationsstil, denesprit de Guermantesvollkommen

beherrscht und dass seine Kennerschaft, sein Geschmack und sein Witz in diesen Kreisen große Bewunderung finden. (Auch nach seiner Heirat mit der Halbweltdame Odette bleibt er noch der Freund großer Herren und Damen.)

Zu den abendlichen Besuchen bei der Nachbarsfamilie erscheint Swann stets allein, seine Gattin wird nicht empfangen. Nach Meinung der Bürger von Combray ist Swann eine Mesalliance eingegangen: Nicht etwa weil er als vornehmer Herr unter seinem Stand geheiratet hätte, sondern weil er als Sohn eines unbescholtenen Maklers eine unbürgerlich- leichtlebige Dame geehelicht hat, von der noch dazu das Gerücht kursiert, dass sie ein Verhältnis mit seinem besten Freund, dem Baron de Charlus habe, was dieses Zitat von der Mutter des Erzählers bestätigt:

„Je crois qu´il a beaucoup de soucis avec sa coquine de femme qui vit au su de tout Combray avec un certain Monsieur de Charlus. C´est la fable de la ville.“ (S.34)

Die Eltern und Großeltern haben sich also ein bestimmtes Bild von Swann zurechtgemacht, das jedoch nur auf subjektiven Vorurteilen beruht.

So kommt es auch, dass Swann, der in Wirklichkeit über den erlesensten Kunstgeschmack verfügt, der Großtante des Erzählers als ein Scharlatan ersten Ranges erscheint, der sich wertlose Schwarten und Klecksereien, die sie nie zu Gesicht bekommen hat, für sein gutes Geld aufschwatzen lässt.

2.2 Swanns wahre Persönlichkeitskultur

Wie man sehen kann besitzen die sich auf Swann beziehenden Aussagen und Haltungen zu ihm von Seiten der Familienangehörigen wenig objektive Gültigkeit. Ernst zu nehmen ist hingegen nur die Beurteilung Swanns von Seiten des Erzählers. Swann erscheint nicht nur durch die Technik der subjektiven Charakterspiegelung, sondern auch durch die Beschreibung des Erzählers in einem durchaus positiven Licht:

Er ist gekennzeichnet durch sein vornehmes Verhalten, sein tadelloses Betragen und die Tatsache, dass er niemals abfällige Urteile und Bemerkungen über andere Leute abgibt. Was Swanns Persönlichkeit angeht, so merkt der Leser sofort, dass der Ich-Erzähler eine sehr hohe Meinung von ihm pflegt, eine bessere sogar als von den meisten Angehörigen seiner eigenen Familie, mit Ausnahme seiner Mutter und Großmutter. Es sind vor allem Swanns Güte, Menschlichkeit und seine liberale Denkweise, die er hoch an ihm veranschlagt. Mit seiner charmanten Artigkeit, seinem höflichen Entgegenkommen gegenüber den verschiedensten Menschen und mit seiner außerordentlichen, schöngeistigen, von jeglicher

Pedanterie und jeglichem Dünkel freien Bildung, scheint Swann - in den Augen des Erzählers - der ideale Mensch zu sein, soweit es einen solchen für ihn überhaupt gibt.

Swanns erstaunliche Flexibilität, seine Wandlungsfähigkeit, sein Vermögen sich auf die verschiedensten Weisen frei zu entwerfen und seine großartige innere Freiheit werden (von Proust) aus seinen ethischen Ursprüngen abgeleitet: Swann ist jüdischer Herkunft. Der wohlhabende jüdische Lebemann Charles Swann steht in krassem Gegensatz zu dem selbstüberzeugten, engstirnigen, bösartigen Kastenwesen der Provinzbürger von Combray, weil er einen souveränen Vertreter des liberalen, urbanen, kosmopolitischen Großbürgertums darstellt.

Durch sein reserviertes, diskretes Wesen erscheint er als eine überlegene, bessere und nachahmungswerte Gestalt, einhonnête hommeundgentlemanzugleich, wie Krotz schreibt.1Von dem Dünkel, der Bosheit, der inneren Leer- , Hohl- und Dummheit, ja sogar Vulgarität, wie wir sie bei einem Großteil der in Prousts Werk dargestellten Vertreter der Adelskaste finden, ist bei Swann keine Spur.

2.3 Parallelen zwische n Swann und dem Ich-Erzähler

Der großmütige und liberal gesinnte Charles Swann ist der erste Erwachsene, der in das Leben des Ich-Erzählers tritt, der aber nicht zur Familie oder zum Haus gehört. Swann erscheint häufig zu später Stunde im Ferienhaus des jungen Erzählers, wo er eines Abends zum ahnungslosen Urheber der häuslichen Unordnung und des frühen Leides des Buben wird. Letzterer ist nämlich aufgrund von Swanns Besuch gezwungen, auf den heißersehnten Gutenachtkuss seiner Mutter zu verzichten, der ihm so viel bedeutet und dessen Ausbleiben ihn beinahe zur Verzweiflung treibt.

Von dieser Bangnis der Liebe2, die für den Jungen im Warten auf seine Mutter beginnt (und die sich später in seinem Verhältnis zu Gilberte, der Tochter Swanns fortsetzt), wird auch Swann in seiner Abhängigkeit von Odette gepeinigt. Es lässt sich also eine Analogie zwischen den Angstzuständen des Ich-Erzählers in Combray, die das abendliche „Einschlafdrama“ einleiten und den Liebesqualen Swanns in Bezug auf Odette herstellen, auf die ich später noch näher eingehen werde.

Das Bangen beider Protagonisten wächst und vergeht in der Liebe je nach der Unsicherheit oder nach der Gewissheit, die das Verhalten des Anderen erzeugt:

Wenn der Knabe fest damit rechnet, dass die Mutter ihm das „Viatikum“ ihres Gutenachtkusses bringen wird, schwinden seine Ängste, und das Kommen der Mutter verliert seine Dringlichkeit. Ebenso verhält es sich auch im Verkehr zwischen Swann und Odette beziehungsweise zwischen dem jungen Ich-Erzähler und Gilberte.

Im Verlauf des gesamten Romans versäumt es der Erzähler nicht, immer wieder auf einer Ähnlichkeit der beiden Charaktere - vor allem in Bezug auf diese Bangnis der Liebe - zu insistieren, was dieses Zitat bestätigt:

... comme je l´ ai appris plus tard, une angoisse semblable fut le tourment

de longues années de sa vie et personne, aussi bien que lui [Swann] peut-être, n´ aurait pu me comprendre; lui, cette angoisse qu´ il y a à sentir l´être qu´on aime dans un lieu de plaisir où on n´ est pas ... (S.30)

3. Die Rolle der Kunst in Swanns Leben

Der künstlerisch veranlagte, sensible Swann, der über ein bemerkenswertes ästhetischerotisches Temperament verfügt, spielt im Leben des Ich-Erzählers eine wichtige erzieherische und bildende Rolle. Er übt einen entscheidenden richtunggebenden Einfluss auf den Jungen aus, besonders im Bereich der Kunst .

In seiner Eigenschaft als gebildeter Weltmann, als Amateur und Kenner der schönen Künste hat Swann in dem jungen Knaben einen wesensverwandten, kongenialen, ihn bewundernden Imitator. Swann führt den Buben, der sein ausgeprägtes Interesse für die Kunst teilt, bereits in jungen Jahren in dieses Gebiet ein: Schon in seiner Kindheit macht er ihn mit Werken der Malerei vertraut und weist ihn auf Ähnlichkeiten zwischen gemeinsamen Bekannten und Bildfiguren hin.

Swanns besondere Vorliebe gilt vor allem den italienischen Renaissancemalern (unter ihnen Giotto und Botticelli ), die er auch dem Buben näherbringt. Die Malerei ist für ihn keine in sich abgeschlossenen Kunstform, sondern findet ihre Entsprechung in der Realität und wird erst unter dem aufmerksamen Blick des Betrachters, der diese Analogie zu erkennen weiß, zu neuem Leben erweckt.

Bei einem seiner zahlreichen Besuche schenkt er dem Jungen einige Reproduktionen von Giottos Fresken aus der Arenakapelle in Padua, denen der Ich-Erzähler zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht jenen Reiz abzugewinnen vermag, den sie später auf ihn ausüben werden.

In vielerlei Hinsicht ähnelt der Einfluss, den Swann auf den mit autobiographischen Zügen versehenen Erzähler ausübt, dem des englischen Kunsthistorikers John Ruskin auf Marcel Proust, wie J. Theodore Johnson jun. schreibt.3

Swann ist ein wirklicher Kunstkenner und Experte auf dem Gebiet der Malerei. Für ihn ist die Kunst kein bloßer Zeitvertreib, sondern ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens, der die Beziehung zu seinen Mitmenschen grundlegend beeinflusst.

Es ist Swanns große Leidenschaft, mehr oder minder augenscheinliche Ähnlichkeiten zwischen Bildfiguren und Personen seiner Umgebung zu entdecken. Mit geradezu akribischem Eifer macht sich Swann auf die Suche nach solchen bildlichen Analogien. Die schwangere Küchenmagd beispielsweise, die im Elternhaus des Knaben arbeitet, weist für Swann eine große Ähnlichkeit mit Giottos Figur der „Charité“ auf. (S.80)

Dieser, für den Leser zunächst paradox anmutende Vergleich, zeigt den stark subjektiven Charakter von Swanns bildhaften Assoziationen auf, die rational nicht zu begründen sind; denn häufig lässt sich weder eine physische Ähnlichkeit zwischen Mensch und Bildfigur entdecken, noch finden sich irgendwelche Hinweise auf etwaige charakterliche Gemeinsamkeiten.

Um solche Vergleiche anstellen zu können, bedarf es eines außerordentlichen ästhetischen Empfindens und eines ausgeprägten bildhaften Gedächtnisses, über das sowohl Swann als auch sein junger Bewunderer zweifellos verfügen.

4. Swanns Liebe zu Odette

Bei genauem Hinsehen entdeckt der Leser, dass Swanns Liebe zur Halbweltdame Odette de Crecy eigentlich in eine Kette von „verschiedenen Lieben“ zerfällt; es kommt zu einem ruckhaften Wechsel von „amours successifs“, zwischen denen keine Verbindungslinie herstellbar ist.

Swann liebt Odette in einer Folge von unverbundenen, heterogenen Seelenzuständen, die einander in der „inneren“ Zeit seines Bewusstseins ablösen, während ihm als Liebender der Blick auf die Kontinuität der verflossenen äußeren Zeit verschlossen bleibt. Die Dauer des Geschehens bleibt Swann sowie auch dem Leser unsichtbar, jedoch lässt sich errechnen, dass Swanns Passion ungefähr zwei Jahre lang anhält.

Trotz der unendlichen Reihe wechselnder Gemütszustände in Swanns Liebe zu Odette lassen sich zwei große Entwicklungsphasen unterscheiden:

In der Zeit der „ersten Liebe“ zu Odette fühlt er sich von ihr geliebt und begehrt, und aus diesem schmeichelnden Gefühl heraus entwickelt sich unmerklich eine Zuneigung. Die zweite Phase seiner Liebe zu Odette ist jedoch von Eifersucht und Leid gekennzeichnet.

4.1 Entstehung der Zuneigung

Als Swann die Halbweltdame Odette de Crecy kennenlernt, befindet er sich schon einem etwas illusionslosen Lebensalter, er geht auf die Dreißig zu. (S.193)

Seine erste Begegnung mit Odette findet in einem festlichen Rahmen ( im Theater ) statt, wo ein Freund Swanns sie ihm vorstellt. Odettes erster Eindruck auf Swann ist völlig negativ, er findet sie sogar abstoßend:

... elle [Odette] était apparue à Swann non pas certes sans beauté,

mais d´ un genre de beauté qui lui était indifférent, qui ne lui inspirait

aucun désir, lui causait même une sorte de répulsion physique... (S.193)

Odettes Portrait, das aus der Perspektive Swanns gezeichnet ist, zeigt wie wenig Odettes äußeres Erscheinungsbild seinem Geschmack entspricht.

Swann fühlt sich nämlich nur erotisch angezogen von vulgär aussehenden Frauen, egal welchen Standes. Diese unbewusste Objektwahl steht in krassem Gegensatz zu dem Typ ästhetischer Schönheit, den er in der bildenden Kunst bewundert.

Bestimmt wäre diese erste Begegnung zwischen den beiden ohne Folgen geblieben, wäre die Wirkung seitens Odette nicht positiv gewesen. Sie ist es, von der die Initiative einer ersten Annäherung ausgeht, indem sie Swann einen Brief schreibt und ihn schließlich in den „kleinen Kreis“ der Verdurins einführt.

In dieser ersten Periode der langsamen Entstehung der Zuneigung Swanns spielen zwei Faktoren eine entscheidende Rolle: das gemeinsame Hörerlebnis eines Satzes aus der Vinteuil-Sonate auf einer Soiree der Verdurins und dann eine plötzlich entdeckte Ähnlichkeit Odettes mit der Darstellung der Zéphora in den das Leben Moses´ behandelnden BotticelliFresken der Sixtinischen Kapelle.

4.1.1 Die Bedeutung der Vinteuil-Sonate

Swanns Begegnung mit der Vinteuil-Sonate, die er ein Jahr zuvor schon einmal gehört hatte, und die er auf der Soiree der Verdurins wiedererkennt, wird wie eine Liebesszene geschildert, welche die negative erste Begegnung mit Odette förmlich ersetzt.

Während Odette seine „vie intérieure“ nicht zu bereichern vermochte, so erfährt Swann nun durch diese Liebe zu einem Musikstück eine Verjüngung, die ihn zur Entdeckung jener „unsichtbaren Realitäten“ antreibt, an deren Existenz er bereits durch seine Hinwendung zu irdischen Genüssen aufgehört hatte zu glauben.

Äußerlich zeigt sich diese Veränderung darin, dass Swann seine Arbeit über den holländischen Maler Jan Vermeer van Delft wiederaufnimmt, die er lange Zeit zugunsten weniger einsamer gesellschaftlicher Vergnügungen vernachlässigt hat.

Sein unerwartetes Wiedererkennen der Vinteuil-Sonate beflügelt seinen Liebesenthusiasmus, der schließlich die Beziehung zu der zufälligerweise an seiner Seite sitzenden Odette imprägniert.

Die Sonate, die fortan zur „air national de leur amour“ (S.219) erkoren wird, wird ihm sozusagen zum Wegweiser seiner Gefühle. Sie wird für Swann zum Symbol seiner glücklichen Verbindung mit Odette, auch wenn sie ihn gleichzeitig auf die Vergänglichkeit dieses Glücks hinzuweisen scheint.

Zu einem späteren Zeitpunkt kommt der Sonate Vinteuils nochmals eine wichtige Bedeutung zu: Sie ist es nämlich, die Swann im zweiten - von Eifersucht gekennzeichneten - Stadium seiner Liebe darauf aufmerksam macht, dass Odettes frühere Gefühle für ihn niemals mehr erwachen werden:

Als er auf einer Soirée Saint-Euverte die Vinteuil-Sonate erneut hört, lässt ihn diese die Erinnerung an die - vergangene - Periode seines Glücks neu durchleben. Am Ende dieser Glücksvision jedoch erblickt er eine mitleiderregende Gestalt, in der er sich schließlich selbst in seinem derzeitigen unglücklichen Zustand erkennt. Daraufhin wird er von einer heftigen Eifersucht auf sein vergangenes Ich, das „autre lui-même qu´elle avait aimé“ (S.341) gepackt, was als ein Vorbote für den endgültigen Tod seines liebenden Ichs angesehen werden kann: Swann scheint die Hoffnung auf ein neues Glück aufgegeben zu haben.

4.1.2 Idealisierung Odettes

Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, besitzt Swann die Neigung, individuelle Zügen der ihm bekannten Gesichter in den Bildern großer Meister zu erkennen.

Die von ihm entdeckte Ähnlichkeit Odettes mit Botticellis Figur der Zéphora hat für ihn jedoch schwerwiegende Folgen, weil die beiden Frauengestalten fortan in seiner Vorstellung miteinander verschmelzen, bis er schließlich in Odette das „original charnel de la fille de Jethro“ (S. 221) zu erkennen glaubt und sich aufgrund dessen heftig in sie verliebt. Dadurch gewinnen für ihn sowohl Odette als auch Botticellis Gemälde an Wert und Bedeutung:

... bien qu’il ne tînt sans doute au chef d’oeuvre florentin que parce qu’il le trouvait en elle, pourtant cette ressemblance lui conférait à elle aussi une beauté, la rendait plus précieuse... (S. 220)

Seine Gefühle für Odette sind deshalb nicht so sehr von echter Liebe oder Zuneigung bestimmt, sondern vielmehr von einer schwärmerischen Begeisterung für dieses „lebendig gewordene Kunstwerk“, das er wie ein Heiligtum verehrt.

In Swanns Bewusstsein werden seine Geliebte und das Kunstwerk eins miteinander und er verliert dadurch - bis zu einem gewissen Grad - den Bezug zur Realität. Dass ihm der Unterschied zwischen Kunst und Realität nicht mehr gegenwärtig ist, zeigt sich auch an der Tatsache, dass er sich anstatt eines Bildes von Odette eine Reproduktion von Botticellis Zéphora auf den Schreibtisch stellt. (S. 221)

Jeder Blick und jede Geste Odettes erinnern ihn an Botticellis Frauenbildnis und er beginnt, ihr Gesicht von nun an als ein meisterhaft geführtes Linienwerk zu sehen und vergisst dabei ganz, dass Odette eigentlich gar nicht seinem Typ entspricht.

4.1.3 Swann und der Kult der Verdurins

Es ist Odette, die Swann in den bürgerlichen Salon der Verdurins mit nimmt und ihn in deren „kleinen Clan“ einführt. Als die Verdurins Swann kennenlernen, sind sie von heller Begeisterung erfasst und ihre anfängliche Angst, der smarte Monsieur Swann könne ein Langweiler sein, schwindet rasch.

Entgegen ihren Erwartungen macht er einen hervorragenden Eindruck auf sie, denn er besitzt diese „ ...amabilité, [qui est] separée de tout snobisme et de la peur de paraître trop aimable...“. (S. 199)

Es fällt Swann nicht schwer, sich in der Gesellschaft der Verdurins ganz unbefangen zu bewegen und allen „Getreuen“ mit Freundlichkeit und Zartgefühl entgegenzutreten. Er verhält sich eher zurückhaltend und spricht niemals von sich aus über seine einflussreichen Beziehungen, sondern ist, im Gegenteil, stets bemüht, diesen offenbar allzu lebhaften Glanz abzuschwächen. Anstatt sich seiner glanzvollen Verbindungen zu rühmen, erwähnt er aus Taktgefühl eher seine weniger ansehnlichen Beziehungen.

Im gesamten Milieu der Verdurins gibt es wohl keinen einzigen, der die „kleine Gruppe“ so sehr liebt oder so sehr zu lieben glaubt wie Swann; um den Soiréen der Verdurins beizuwohnen, vernachlässigt Swann sogar seine gewohnten Kreise, und hält nur noch mit jenen Menschen den Kontakt aufrecht, die Odette eines Tages nützlich werden könnten.

Um von Odette Dankbarkeit und Zuerkennung zu ernten, beschenkt er sie reich und unterstützt sie in finanziellen Schwierigkeiten. Die Idee, dass Odette nur aufgrund seiner großzügigen Art bei ihm bliebe, kommt ihm nicht in den Sinn. Was einzig und allein für ihn zählt ist seine Verbundenheit mit Odette, die er sich durch seine Freigebigkeit aufrecht zu erhalten versucht.

In dem Maße, in dem sich Swann dem Geschmack und dem Milieu Odettes anpasst und, um sich mit ihr verbunden zu fühlen, ja sogar ihre Gewohnheiten nachahmt, nimmt Odettes Bewunderung für ihn ab, und sie beginnt, sich für den Comte de Forcheville zu interessieren. Der Abend, an dem sie ihn als Neuen in den „Clan der Verdurins“ einführt, bedeutet für Swann die endgültige Wende in seinem Verhältnis zu Odette. Forcheville übernimmt nach und nach seine Stelle und schließlich wird Swann ganz aus dem Kreis der Getreuen ausgestoßen. Nach diesem Bruch mit den Verdurins, die bisher seine Liaison mit Odette favorisiert hatten, und die er aus diesem Grund immer hoch geschätzt hatte, erscheint ihm der „kleine Kreis“ plötzlich als ein unvorstellbar niedriges Niveau:

... le salon des Verdurin, qui tout à l´heure encore lui semblait amusant, respirant un goût vrai pour l´art et même une sorte de noblesse morale, maintenant c´était un autre que lui qu´Odette allait y rencontrer, y aimer librement, lui exhibait ses ridicules, sa sottise, son ignominie. ( S. 281)

4.2 Die Phase der Eifersucht

Noch während seiner Zeit bei den Verdurins erreicht Swann das Gefühlsstadium, in welchem für ihn die unheilvolle Eifersucht hereinbricht. Doch noch wiegt er sich in der süßen Gewissheit, Odette jeden Abend auf den Soiréen des „kleinen Kreises“ treffen zu können. Als er sich jedoch eines Abends mit einer kleinen Arbeiterin, mit der er ein Verhältnis hat, verspätet hat, trifft er Odette nicht mehr bei den Verdurins an, was ihn mit großer Angst erfüllt:

En voyant qu´elle n´était plus dans le salon, Swann ressentit une souffrance au cœur; il tremblait d´être privé d´un plaisir qu´il mesurait pour la première fois, ayant eu jusque-là cette certitude de le trouver quand il voulait qui pour tous les plaisirs nous diminue ou même nous empêche d´ apercevoir aucunement leur grandeur. (S.223)

Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach Odette. Diese vollkommen unerwartete Verlustangst macht ihm seine Geliebte unersetzbar und fixiert sein ganzes Begehren auf ihre Person.

Als er sie, überglücklich, endlich findet, kommt es bei der Heimfahrt in der Kutsche zur ersten erotischen Szene zwischen den beiden: Es ist dies ein schüchterner Annäherungsversuch von Seiten Swanns, nämlich das Ordnen der verrutschten Orchideen („catleyas“, S. 228) am Dekolleté Odettes. Diese zärtliche Geste wird in der Folgezeit zum erotischen Ritual der beiden und auch der Ausdruck „faire catleya“ (S. 230) lebt in der Sprache der Liebenden als Metapher für den Liebesakt weiter.

Anfangs gelingt es Swann, die neu geweckte Verlustangst zu neutralisieren, bis sie durch das Auftreten eines Rivalen, den Comte de Forcheville, konkretisiert wird. Zwar gesteht er sich seine Eifersucht noch nicht ein, aber er vermag Paris nicht mehr zu verlassen und bittet schließlich Odette, die er finanziell unterhält, ihn nicht der Eifersucht auszusetzen, solange er sie noch liebe.

Odettes wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Swann bindet seine Liebe noch stärker an sie als es je ihre Koketterie vermocht hätte, denn so hält sie ihn in jener schmerzlichen Angespanntheit, nämlich der ständigen Angst, sie zu verlieren. Welch geringe Rolle die „reale Person“ der Odette in seiner eifersüchtigen Leidenschaft spielt, zeigt sich daran, dass er ihr gerade in dem Moment am tiefsten zugeneigt ist, wo er sie äußerlich am wenigsten anziehend findet, denn Odette ist inzwischen recht dicklich geworden und hat an Charme eingebüßt. (S.287) Es ist nicht ihre äußere Erscheinung, auf die sich seine Eifersucht richtet, sondern auf das in ihr inkarnierte sich ihm entziehende Wesen.

Als Swann zu der für ihn bestürzenden Erkenntnis gelangt, dass Odette auch noch ein Leben besitzt, das nicht allein ihm gehört und von dem er nichts weiß, beginnt er, seine sämtlichen Gedanken auf das „wahre Leben“ Odettes zu konzentrieren und macht sich auf die Suche nach dem verborgenen Leben seiner Geliebten. So begibt sich Swann immer weiter hinaus aus seinem gewohnten Milieu, vernachlässigt seine sozialen Verpflichtungen und Verbindungen, um sich schließlich nur noch der Beschattung Odettes zu widmen.

Da sie ihm immer häufiger ein Rendezvous verweigert, engagiert Swann seinen (homosexuellen) Freund, den Baron de Charlus, Odette für ihn zu überwachen. Sein Wissensdrang richtet sich inzwischen nicht mehr nur auf die Gegenwart seiner Beziehung zu Odette, sondern er versucht nun auch ihre leichtlebige Vergangenheit zu erschließen, über die ihm einige Gerüchte zu Ohren gekommen sind.

4.3 Interpretation von Swanns Träumen

Während seiner Beziehung zu Odette hat Swann zwei Träume, die große Bedeutung für sein Liebesleben haben und ihm seine Zerissenheit in Bezug auf Odette verdeutlichen.

Der erste Traum findet statt, als Swann noch in Odette verliebt ist und zeigt den Beginn seines Niedergangs an und das beginnende Absterben seiner Liebe:

Un jour il rêva qu´il partait pour un an; penché á la portière du wagon vers un jeune homme qui sur le quai lui disait adieu en pleurant, Swann cherchait à le convaincre de partir avec lui (S.348)

Beide Männer im Traum repräsentieren Swann, der in sich gespalten ist und die Kontrolle über sich (und Odette) verloren hat: Der Mann im Zug möchte die Beziehung zu Odette beenden, er denkt rationell und objektiv, weil er erkannt hat, dass es Odettes Qualitäten eigentlich gar nicht rechtfertigten, dass er den Momenten, die er in ihrer Nähe hatte verbringen dürfen, soviel Bedeutung zumaß.

Der jüngere Mann am Bahnsteig ist Swanns inneres Ich, das sich von Gefühlen beherrschen lässt und einer starken Subjektivität unterliegt.

Als Swann sich der Tatsache bewusst wird, dass Odette ihm immer mehr entgleitet und er nicht mehr in der Lage ist, sie unter Kontrolle zu halten, wird er von einem zweiten Traum heimgesucht, der als Symbol dafür angesehen werden kann, dass seine gesamte Liebesbeziehung zu Odette nichts weiter ist als ein Traum, in dem er nichts beeinflussen oder kontrollieren kann.

Er sieht sich mit einigen Leuten - unter ihnen Mme Verdurin, Napoléon III, ein junger

unbekannter Mann und Odette - einen Weg entlang gehen, der dicht am Meer vorbeiführt. Auf einmal blickt Odette auf ihre Uhr und sagt:„Il faut que je m´en aille!“ Als kurz darauf auch Napoléon III umkehrt, wird der Anschein erweckt, als hätten die beiden eine geheime Liebesaffäre. Dieser Verdacht löst in dem jungen Mann große Traurigkeit aus und er beginnt leise zu weinen. Swann versucht seinen Kummer zu lindern.(S. 372ff.) Das Weggehen von Odette drückt ihre Gleichgültigkeit gegenüber Swann aus und scheint gleichzeitig den Verdacht ihrer Untreue zu bestätigen. Die Gestalt des Napoléon symbolisiert Swanns Rivalen, den Comte de Forcheville. Die beiden Hauptpersonen - Swann und der junge Unbekannte - sind die gleichen wie im ersten Traum, jedoch sind sie diesmal nicht voneinander getrennt. Wieder erkennt man ganz klar die Spaltung Swanns in eine objektive und eine subje ktive Hälfte: Der rationell denkende Swann versucht den von Emotionen geleiteten jungen Mann, der niemand anderer ist als Swann selbst, zu trösten und zu verstehen.

Wie es dann doch noch zu der Heirat zwischen Swann und Odette kommt, aus deren Ehe auch eine kleine Tochter namens Gilberte hervorgeht, bleibt dem Leser vorenthalten, er wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

5. Résumée

Charles Swann, le fils d´un notaire juif, rend souvent visite à la famille du jeune narrateur à Combray. Les membres de la famille ignorent le fait que Swann ne vit plus dans la société que son père avait fréquentée mais qu´il a accès à la haute société du faubourg Saint-Germain. Ils n´accueillent pas sa femme Odette de Crécy parce qu´elle a l´air d´une cocotte. Swann, un esthète dilettante et amateur d´art exerce une grande influence sur le jeune narrateur en ce qui concerne l´art. On remarque aussi qu´il y a beaucoup de parallèles entre la vie de Swann et celle du garçon, surtout dans le domaine de l´amour.

Le juif Charles Swann est une personne cultivée qui fréquente le monde. Un soir, il fait connaissance d´une jeune femme du demi-monde qui lui est présentée au théâtre : elle s´appelle Odette de Crécy. On remarque tout de suite qu´il n´y a pas de coup de foudre et que Swann est même déçu de cette rencontre car Odette n´est pas son type de femme. Odette amène Swann dans le petit salon bourgeois des Verdurin où il est tout de suite accepté parce qu´il paraît très aimable. C´est chez les Verdurin qu´il entend la sonate de Vinteuil qui le rapproche d´Odette et qui déclenche le début d´une passion. Lorsqu´il découvre la ressemblance d´Odette avec la figure de la Zéphora, la fille de Jéthro, dont la fresque de Botticelli se trouve dans la chapelle Sixtine, cette femme à laquelle il était indifférent au début devient l´objet de son amour. Swann , qui cherche dans la réalité des équivalents de ses œuvres favorites, a du mal à distinguer l´Odette réelle de l´Odette imaginaire et idéalisée. Il confond le domaine de l´art et celui de la vie.

Le soir où Swann ne rencontre pas Odette chez les Verdurin parce qu´il est en retard les premiers signes de sa jalousie se font voir. Quand il remarque qu ´Odette s´intéresse au Comte de Forcheville sa jalousie éclate et il a besoin de savoir tout ce que fait Odette, même ses moindres actions, son passé, les gens qu´ elle a fréquentés. Et c´est cette jalousie qui le conduit vers une recherche de la vérité. En même temps Swann est exclu du salon des Verdurin ce qui lui ôte la possibilité de rencontrer Odette. Elle s´éloigne de plus en plus de Swann bien qu´il la soutienne financièrement.

Quand il entend la sonate de Vinteuil encore une fois chez Mme Euverte il se rend compte de qu´ Odette ne l´aime plus. Ses de rêves lui révèlent encore une fois sa situation misérable et montrent le schisme de Swann en ce qui concerne son liaison avec Odette . Mais finalement il constate :

Dire que j´ai gâché des annés de ma vie, que j´ai voulu mourir, que j´ai eu mon plus grand amour, pour une femme aui ne me plaisait pas , qui n´était pas mon genre ! (S.375)

BIBLIOGRAPHIE

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FIECHTNER, Ruth: Marcel Proust und die Malerei ( Diplomarbeit ), eingereicht im April 1987 am Institut für Romanistik

Kindlers Literaturlexikon

KROTZ, Friedrich: Das Kind und Combray in Marcel Proust „À la recherche du temps perdu“. Heidelberg: Carl Winter - Universitätsverlag 1990

MC MAHON, Joseph H. [Hrgb] , Yale French Studies, New York: Kraus Reprint Co. 1969 PROUST, Marcel (1987): À la recherche du temps perdu 1.

Du côté de chez Swann. Gallimard

RECHEL-MERTENS, Eva (1981) : In Swanns Welt (dt. Übersetzung), 1.Auflage

PICON, Gaetan: L´usage de la lecture. Lecture de Proust. MERCVRE de France 1963 VELTKAMP, Inge: Freiburger Schriften zur romanistischen Philologie. Marcel Proust. Eifersucht und Schreiben. München: Wilhelm Fink Verlag 1987

Internetseiten:

Portrait von Charles Swann

1. Beschreibung von Swann:
- äußere Besonderheit: nez bousqué
- Vorbild für Romanfigur: Charles Haas

2. Swann in Combray
- erste fremde erwachsene Hauptgestalt
- Sohn eines alten Freundes der Familie (Börsenmakler)

DDr. Siegfried LOEWE WS 2000 / 2001
- (Groß)eltern ahnen nichts von seinem glänzenden Weltleben -> Kastendenken
- Mesalliance mit Halbweltdame Odette de Crécy (Gerüchte)

Swanns wahre Persönlichkeitskultur
- vornehmes Verhalten, tadelloses Betragen, höfliches Entgegenkommen...
- Güte, Menschlichkeit, liberale Denkweise, Wandlungsfähigkeit -> Judentum
- Friedrich Krotz: „ Swann =honnête homme & gentleman

1 Parallelen zwischen Swann und Ich-Erzähler
- Swann : ahnungsloser Urheber des frühen Leides des Erzählers (Gutenachtkuss)
- Bangnis der Liebe

3. Die Rolle der Kunst in Swanns Leben
- der künstlerisch veranlagte sensible Swann: ästhetisch-erotisches Temperament
- gebildeter Weltmann, Amateur und Kenner der schönen Künste -> Einfluss auf den Ich-Erzähler ( ~John Ruskin -> Marcel Proust )
- Vorliebe für die ital. Rennaissancemaler: Giotto , Botticelli
- KUNST beeinflusst Leben zu seinen Mitmenschen: Swann sucht nach Ähnlich- keiten zwischen Bildfiguren und Personen seiner Umgebung ( Bsp. „Charité“ )

4. Swanns Liebe zu Odette

Kette von verschiedenen Lieben: „amours sucessifs“ ( ~2 Jahre ) erster Eindruck: findet Odette abstoßend, sie ist nicht sein Typ

2 große Entwicklungsphasen:

1. Phase, in der er sich geliebt fühlt:
- Vinteuil-Sonate = „air national de leur amour“, Gefühlswegweiser Verjüngung -> Arbeit über Vermeer
- Idealisierung Odettes: Zéphora
Swann sieht in Odette das „original charnel de la fille de Jethro“ unterstützt Odette finanziell, um mit ihr verbunden zu sein
- Kult der Verdurins : bürgerlicher Salon, kleiner Clan

favorisiert anfangs die Swanns Beziehung zu Odette

1.1 Swann verhält sich zurückhaltend

Rivale Compte de Forcheville -> Swanns Bruch mit den Verdurins

2. Phase der Eifersucht
- Swann kommt zu spät zu Verdurins, Odette ist schon weg -> Verlustangst
- Beschattung Odettes: Suche nach Wahrheit
- Swanns Träume : rationelle vs. subjektive Seite

BIBLIOGRAPHIE

ADAMS, W.H. (1988): Prousts Figuren und ihre Vorbilder, Suhrkamp Verlag, 1. Auflage DAGÈS, Jaqueline (1990): Proust - Du côté de chez Swann, Bordas, Paris GROS, Bernard (1981): Profil d´un oeuvre: „À la recherche du temps perdu“ - Résumé, Personnages, Thèmes. Hatier, Paris

HELBING, Hanno (1988): Erinnertes Leben. Marcel Prousts Suche nach der verlorenen Zeit. Suhrkamp

FIECHTNER, Ruth (1987): Marcel Proust und die Malerei ( Diplomarbeit ) Kindlers Literaturlexikon

KROTZ, Friedrich (1990): Das Kind und Combray in Marcel Proust „À la recherche du temps perdu“. Heidelberg: Carl Winter - Universitätsverlag

MC MAHON, Joseph H. [Hrgb] (1969): Yale French Studies, New York: Kraus Reprint Co. PICON, Gaetan (1963): L´usage de la lecture. Lecture de Proust. MERCVRE de France PROUST, Marcel (1987): À la recherche du temps perdu 1.

Du côté de chez Swann. Gallimard

RECHEL-MERTENS, Eva (1981) : In Swanns Welt (dt. Übersetzung), 1.Auflage VELTKAMP, Inge (1987): Freiburger Schriften zur romanistischen Philologie. Marcel Proust. Eifersucht und Schreiben. München: Wilhelm Fink Verlag

Internetseiten:

§ http:// www.google.com/se.../poems2.html++portrait+de+Charles+Swann&hl=fr&lr=lang_f § http:// www.google.com/search?q=cache:www.french.pomon.../+Swann+&hl=fr&lr=lang_f

[...]


1 vgl. Krotz, Friedrich (1990): Das Kind in Combray in Marcel Prousts „À la recherche du temps perdu“, S.119

2 vgl. Helbing, Hanno (1988): Erinnertes Leben. Marcel Prousts Suche nach der verlorenen Zeit, S.16

3vgl. Johnson, J. Theodore: From Artistic Celebracy to Artistic Contemplation. In: Mc Mahon, Joseph: Yale French Studies. S. 83

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Portrait von Charles Swann (Marcel Proust)
Note
2
Autor
Jahr
2001
Seiten
18
Katalognummer
V105258
ISBN (eBook)
9783640035557
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Portrait, Charles, Swann, Proust)
Arbeit zitieren
Irene Köfmüller (Autor:in), 2001, Portrait von Charles Swann (Marcel Proust), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105258

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