Inwiefern dienen Globalisierungsprobleme der Verbreitung rechter Ideologien?


Seminararbeit, 2001

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

- Einleitung

- 1.Kapitel : Begrenztheit als Problem - Ursache und Wirkung
- externe Dimension
- interne Dimension

- 2. Kapitel : Rechts - Ökologische Erklärungsansätze
- Grundlagen
- Thesen und Auswirkungen

- 3.Kapitel : Folgerungen für die wissenschaftliche Arbeit
- Kritik und Folgerungen
- alternative Ansätze

- Zusammenfassung

- Literaturverzeichnis

Einleitung

Globalisierung - ein gesellschaftlicher Konflikt. Seit einigen Jahren existiert dieses Thema und beschäftigt viele Menschen, nicht nur aus Wissenschaft und Forschung, sondern auch aus der breiten Öffentlichkeit. Innerhalb dieser Globalisierungsproblematik spielen Begriffe wie Ökologie, Überbevölkerung, Massenarmut, Umweltverschmutzung etc. eine zentrale Rolle.

Anhand dieser, nur sehr exemplarisch gewählten Stichworte, kann man bereits erkennen, dass die Begrenztheit von Raum und Ressourcen für Ursachen und Auswirkungen von Globalisierungsproblemen im Mittelpunkt steht. Inwieweit diese Thematik eine gänzlich neue Qualität oder nur eine gewissermaßen erhöhte Quantität an Problemdimensionen darstellt, ist ein Punkt, welchen ich im ersten Kapitel dieser Arbeit klären möchte.

Allerdings kann man davon ausgehen, dass aufgrund dieser oben skizzierten Neuartigkeit in Verbindung mit der Zukunftsangst vieler Leute, Antworten auf damit zusammenhängende Fragen gesucht werden. Doch genau jene Suche nach einfachen und pragmatischen Antworten ermöglicht es, oft nur schwer erkennbaren, rechtsextremen Ideologien, Vorschub zu leisten. Diese Erklärungsansätze sowie deren Auswirkungen möchte ich im zweiten Kapitel näher erläutern, wobei ich meinen Schwerpunkt bei der Betrachtung aus der deutschen Perspektive heraus setze.

Dies alles bedeutet natürlich auch Folgerungen für die wissenschaftliche Arbeit, die im dritten Kapitel behandelt werden. Insbesondere sollen die Möglichkeiten der kritischen Auseinandersetzung mit den vorher beschriebenen Thesen, so z.B. auch alternative Ansätze, aufgezeigt werden, da nur so Bewertungen zu sachlich notwendigen Entscheidungen in bezug auf diesen Konflikt ermöglicht werden.

Eine abschließende Zusammenfassung soll die dargestellten Probleme nochmals kompakt skizzieren und somit ein Fazit bilden.

1.Kapitel : Begrenztheit als Problem - Ursache und Wirkung

Anhand der Überschrift kann man bereits erkennen, dass, wenn man von Problemen im Zusammenhang mit Globalisierung spricht, die spezielle Beziehung zwischen der Erde als begrenztem System und insbesondere dem wirtschaftlichen Wachstum, eine herausragende Rolle spielt.1

Die Verbindung von Menschen zu ihrem äußeren Umweltraum möchte ich dabei als externe Dimension, die Verbindungen der Menschen untereinander als interne Dimension dieses Problems bezeichnen. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal kann man auch sagen, dass die externe Dimension die Ursache, die interne Dimension hingegen die Wirkungen des Problems der Begrenztheit beschreibt.

externe Dimension

Es besteht schon seit mehreren hundert Jahren die Übereinstimmung, dass eine moderne Volkswirtschaft, welche auf den Grundlagen des freien Handels beruht, die beste Voraussetzung für den Wohlstand aller ist.2 Diese Tatsache trifft unabhängig davon zu, wie diese Volkswirtschaft näher ausgestaltet ist oder in welchem politischen System sie sich befindet.

Genau aus dieser Tatsache heraus kann man allerdings auch einen gewissen Wirtschaftszwang ableiten. Insbesondere bedeutet freier Handel nämlich auch, dass jederzeit Konkurrenz nicht nur zwischen einzelnen Firmen, sondern auch zwischen Staaten oder Staatengemeinschaften besteht. In der heutigen Zeit kann man feststellen, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem die Konkurrenz ein globales Ausmaß erreicht hat.3

Es sind bereits sämtliche Gebiete der Erde erschlossen, diese werden weitergehend vernetzt, so dass die Mobilität erhöht wird.

Dies hat zur Folge, dass bereits bisher schon fließende räumliche Grenzen nun gänzlich verschwinden, und somit der oben angesprochene freie Handel seinem Wortsinne nach möglich wird. Analysieren lassen sich diese Handels- und Konkurrenzsituationen nicht nur bei Informationen, Wissen oder anderen immateriellen Dingen, sondern auch bei materiellen Dingen, wie Arbeitskräften, Ressourcen oder gar dem Zugang zu Wasserquellen.4

Schneller wirtschaftlich zu wachsen als der andere, sei es nun ein multinational agierender Konzern oder ein Nationalstaat selbst, wird somit zu legitimen Forderung. Ein Grundkonsens des gemeinsamen Wachstums erscheint als nicht möglich, und zwar aus zwei Gründen:

Erstens liegt keine gleiche Ausgangsposition vor. Wollte man den wirtschaftlichen Wohlstand angleichen, müsste die sogenannte „Erste Welt“ nicht nur aufhören weiter zu wachsen, sondern auch noch erhebliche Teile von ihrem bereits erarbeiteten wirtschaftlichen Wohlstand an ärmeren Staaten der Welt abgeben. Diese Idee kann man als utopische Forderung und insofern nicht realistischen Vorschlag erkennen. Der zweite, und mir wichtiger erscheinende Grund, ist jedoch der, dass, selbst wenn man ein gemeinschaftliches Wachstum als auch nur ansatzweise möglich akzeptieren will, die Begrenztheit des Raumes und der Ressourcen alsbald zutage tritt.5

Gerade dadurch, dass räumliche Grenzen also verschwinden, wird eine neue, endgültigere Begrenztheit erreicht.

Mit der Begrenztheit von Ressourcen sind hier vor allem fossile Brennstoffe, also Kohle, Erdöl oder Erdgas, gemeint. Diese dienten als Voraussetzung für das enorme wirtschaftliche Wachstum vieler Länder seit der Zeit der industriellen Revolution. Da technische Produktivität und somit weiteres wirtschaftliches Wachstum auch noch in Zukunft primär von diesen Energieträgern abhängen, deren endgültiger Verbrauch aber bereits abzusehen ist, tritt hier der Konflikt besonders deutlich auf.6 Sicherlich deutet sich ein Ausweg aus diesem Problem bereits an: vor allem die Sonne als de facto unbegrenzte Energiezufuhr kann die fossilen Stoffe ersetzen. Ob allerdings bis dahin Umweltverschmutzung und Erderwärmung als Folge der Nutzung fossiler Brennstoffe nicht bereits ein zu starkes Ausmaß angenommen haben, ist eine Angst, welche nicht genommen werden kann.

Mit der Begrenztheit des Raumes sind insbesondere die Thesen zur Überbevölkerung gleichzusetzen. Da Menschen natürlicherweise Platz zum Leben brauchen, dieser Platz auf unserer Erde jedoch nur begrenzt zur Verfügung steht, ist der Zusammenhang zwischen beiden Aussagen offensichtlich.7

Allein der Begriff der Überbevölkerung impliziert jedoch bereits, dass es eine optimale Bevölkerung geben müsse.8 Definiert man das Optimum als den Punkt, an dem der Grenzvorteil einer weiteren Populationseinheit gleich Null ist, gleichen sich Größenvorteile (durch Artensicherung, genetische Vielfalt, ...) mit Größennachteilen (Konkurrenz um Raum und Nahrung) genau aus.

Solche Untersuchungen sind bei Tierpopulationen durchaus mit Erfolg durchgeführt worden. Ob und inwiefern man eine solche optimale Bevölkerungszahl allerdings bei der Population „Mensch“ angeben kann, ist meiner Meinung nach äußerst schwierig, da der Mensch als gesellschaftlich-soziales Wesen gerade nicht nach diesen naturalistischen Prinzipien zu bewerten ist. Dass dies dennoch versucht wird zeigt sich im nächsten Kapitel.

interne Dimension

Bereits in der externen Dimension deutete sich das Problem der sozialen Konkurrenz mehrfach an. Diese eigentlich antagonistische Wortpaarung, da soziales Verhalten ja gerade auf Ausgleich, Konkurrenz aber auf Unterschiedlichkeit ausgerichtet ist, hat etliche empirisch nachweisbare Befunde. Da ich im dritten Kapitel näher darauf eingehe, nenne ich hier nur Kriminalität, Massenarmut, Slums oder Hunger als Stichworte.

Als spezielle Auswirkung kann man aber die Individualisierung des Einzelnen benennen. Dieser ist nämlich nicht automatisch Teil der globalen Welt, da oft eine Möglichkeit des Verstehens von Globalisierungsprozessen und damit der Identifikation mit diesen nicht gegeben ist. Ein Rückzug aus der Umwelt und somit zunehmende soziale Armut ist oft Folge dieses Prozesses.9 Diese gegenläufige Tendenz, zwischen Globalisierung und Weltbürgerschaft einerseits und der Individualisierung andererseits, ist Ursache dafür, dass sich die Effekte der sozialen Konkurrenz weiter verstärken, sei es nun in Industrie- oder Entwicklungsländern.

Letztlich zu beantworten ist nun noch die Frage, ob es sich bei dem aufgezeigten Problem um eine gänzlich neue Qualität handelt. Zumindest kann man feststellen, dass es sich um eine extrem stark erhöhte Quantität handelt. Des weiteren trifft der erkenntnistheoretische Satz, dass neues Wissen auch gleichzeitig immer neue Probleme hervorruft, hierbei besonders zu, als dass durch den bloßen Zugewinn an Wissen weniger Probleme gelöst als vielmehr neue erkannt werden. Gerade hierin liegt aber meiner Meinung nach auch die neue Qualität, welche sich in stärkerer Unsicherheit und Kontrollverlust widerspiegelt.

Die in diesem Abschnitt getroffenen Aussagen sind insofern objektiv fundierte Feststellungen, als dass sie nicht nur wissenschaftlicher sondern auch in zunehmender Weise öffentlicher Konsens sind. Wie sie jedoch gebraucht und so auch missbraucht werden, verdeutlicht das nun folgende Kapitel.

2. Kapitel : Rechts-ökologische Erklärungsansätze

Ökologisch kontroverse Diskussionen haben aufgrund der im letzten Abschnitt verdeutlichten Probleme überall auf der Welt, also auch in Deutschland, stark zugenommen. Unter Ökologie wird dabei die Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zu der ihn umgebenden Außenwelt verstanden.10 Wegen des verstärkten Interesses an ökologischen Problemen, und der damit verbundenen Suche nach Antworten und Lösungsmöglichkeiten, ist es insofern nicht verwunderlich, dass auch rechtsextreme Gruppierungen in dieser Thematik mittlerweile ein Mittel zur Profilierung und Verbreitung ihrer Ansätze sehen.

Grundlagen

Da ich nun eben diese Rechts-ökologischen Erklärungsansätze näher betrachten möchte, erscheint es sinnvoll, grundlegende Besonderheiten einer „rechten“ Betrachtungsweise dieses Themas zu klären. So kann auch verdeutlicht werden, welche Schwierigkeiten teilweise in der Abgrenzung zu anderen Sichtweisen bestehen können.

Erstens kann man feststellen, dass generell ein zutiefst naturalistisches Menschenbild vorherrscht, d. h. dass der Mensch als Teil der Natur mit ihr stark verbunden ist und sich insofern auch nicht von zentralen Naturgesetzen lossagen kann. Diese Sichtweise, welche auch als Biologismus11 bezeichnet wird, hat daraus resultierend oft sozialdarwinistische Auswirkungen. Die Menschheit steht in einem Selektionskampf mit sich selbst, Ziel ist die ständige Evolution des Ganzen. Der Einzelne ist dadurch als weniger wichtig anzusehen, die Entwicklung eines Volkes tritt vor die individuellen Menschenrechte. (Auf den Begriff des Volkes gehe ich dabei später noch genauer ein.)

Ein zweiter Grundsatz liegt des weiteren in der natürlichen Ungleichheit der Menschen, resultierend aus unterschiedlichen genetischen Anlagen, Fähigkeiten oder Entwicklungen. Aus dieser durchaus normalen Feststellung wird dann jedoch oft eine Ungleichwertigkeit der Menschen abgeleitet und insofern hinter der ersten, gewöhnlichen, Aussage versteckt.12

Auch der dritte Grundsatz, nämlich der des konsequenten Antimaterialismus, passt insofern gut ins Konzept, da auch viele linke Strömungen, mit denen eigentlich die Ökologiebewegung oft verbunden wird, eben jenen Antimaterialismus ebenfalls verkörpern. Antimaterialismus ist hierbei als Gegenpol zum Großkapitalismus zu verstehen, da diesem eine erhebliche Mitschuld an ökologischen Problemen vorgeworfen wird.

Eine weitere Schwierigkeit, Rechts-ökologische Ideologien zu identifizieren, liegt darin, dass die Argumentationsketten rechter sowie linker Thesen häufig auf denselben Autoren und wissenschaftlichen Aussagen aufbauen.13

All dies macht deutlich, dass ein hoher Sensibilisierungsbedarf jederzeit besteht, um so der Gefahr zu entgehen, ungewollt Vortrieb für Folgungen aus diesen Grundsätzen zu leisten. Als grober Anhaltspunkt kann hierbei meines Erachtens nach aber gelten, ob durch eine ökologische Diskussion Emanzipation gefördert werden soll oder ob weitestgehend antiemanzipatorisch argumentiert wird. Ist letzteres der Fall, so kann man im allgemeinen davon ausgehen, dass es sich hierbei um eine rechtsextreme Ideologie handelt.14

Thesen und Auswirkungen

Betrachtet man Rechts-ökologische Ansätze, so ist die Basisthese stets die der Zerstörung eines natürlichen Gleichgewichts,15 resultierend daraus, da das Problem der Begrenztheit, wie bereits skizziert, vorliegt, die Menschheit aber bisher unverantwortlich materialistisch und somit nicht ökologisch vernünftig gehandelt hat. Das Verständnis der ökologischen Vernünftigkeit und daraus zwingend notwendige Folgerungen sind insofern Ziel der Erklärungsansätze.

Im Inland (im folgenden: Deutschland) ist das natürliche Gleichgewicht durch „Übervölkerung“ gestört. Man sieht, dass der allgemeine Begriff der Überbevölkerung hier als volksbezogen dargestellt wird, der Wert des Volkes soll wieder neu erkannt werden.

Als Volk wird dabei ein biologisch und kybernetisch lebendes System höherer Ordnung verstanden, welches sich im Evolutionsprozess gebildet hat. Die Abgrenzung der einzelnen Völker erfolgt dabei einerseits über die passive Anpassung, d. h. also inwieweit sich das Volk in seine speziellen Umweltbedingungen eingefügt hat, andererseits über die aktive Anpassung, gekennzeichnet durch Kultur, Bauwerke und ähnliches, wodurch also die Umwelt an die darin lebenden Menschen angepasst wurde.

Behauptet wird nun, dass ein Austausch zwischen den Völkern mit positiven Folgen prinzipiell nicht stattfinden kann. Im Gegenteil: Dadurch, dass in Deutschland eine Großzahl von Ausländern lebt, wird das deutsche Volk seiner Heimat entfremdet und seine Kulturwerte werden zerstört.16

Die Lösung dieses Problems kommt einem primitiven „Ausländer raus“ gleich, die Gründe dafür sind aber wesentlich feinsinniger und insofern verschleierter formuliert. Es wird darauf hingewiesen, dass dort, wo sich Gebiete mit einem hohen Ausländeranteil befinden, häufig eine höhere Kriminalitätsrate, höhere Arbeitslosenzahl mit damit verbundenen sozialen Problemen aber auch schlicht eine höhere Umweltverschmutzung vorliegt.17 Damit sind nicht nur Probleme im Zusammenhang mit Müll oder Recycling gemeint. Es existiert sogar die wie eine Parodie anmutende These, dass hier in Deutschland lebende Ausländer, die zumeist aus wärmeren südlichen Ländern kommen, hier eine Zunahme an Emissionen durch den Gebrauch von Heizungen erzeugen, die es sonst, global gesehen, nicht gegeben hätte.18 Des weiteren wird unterstellt, dass Ausländer auch gar kein Interesse am „nationalen Umweltschutz“19 haben könnten, da sie ja eben nicht an die hier herrschenden Kulturwerte gebunden sind. Gerade für die Ausländer selbst sei deswegen eine Rückkehr in die eigene kulturelle Umgebung von Vorteil, da sie nur dort optimal existieren können.

Der „nationale Umweltschutz“ hat im übrigen noch weitere Funktionen: Nach dem (fiktiven) Motto „Wir Deutsche halten unsere Umwelt sauber und helfen so auch der Welt“ soll einerseits die Liebe zur Nation und zum Volk wieder offensiv dargestellt werden können, andererseits aber auch das Dritte Reich positiviert werden, und zwar in bezug auf dort geltende Werte wie Autarkiestreben, Wiederverwertungsbemühungen und die Förderung des Bauerntums etc.20

Wendet man seinen Blick vom Inland ab, hin zu globalen Betrachtungen, so steht die bereits bekannte These der Überbevölkerung wieder an zentraler Stelle, da dort der Sachverhalt besonders klar auf der Hand zu liegen scheint: " Je mehr Menschen auf diesem Planeten leben, desto mehr Ressourcen werden verbraucht, desto mehr Schadstoffe werden ausgestoßen und desto schneller und gewaltiger droht der globale ökologische Kollaps. "21.

Diese an sich zwingende Logik wird nun wie folgt weiter interpretiert: Das Ressourcenproblem wird mit dem Bevölkerungsproblem gleichgesetzt, wobei einzig die Bevölkerungszahl variabel ist. Mathematisch korrekt lassen sich nun die Armut in Dritte-Welt-Ländern, auf welche die Probleme zumeist ausschließlich projiziert werden, die Ausbeutung der natürlichen Lebensräume, weitergehend aber auch Gewalt, Konflikte und Kriege als alleiniges Bevölkerungsproblem beschreiben, dessen Lösung es ist, schlicht die Bevölkerungszahl zu reduzieren. Besonders zynisch ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die Gleichsetzung eines Menschenlebens mit dem Schadstoffausstoß eines Autos.22

Solange noch nicht mit Geburtenkontrollen die Bevölkerungszahlen in Entwicklungsländern drastisch reduziert werden können, sollen sich die reicheren Industrienationen mit konsequenter Abschottung und Ausweisung vor zu befürchtenden Migrationswellen schützen.23

Gerade in bezug auf Geburtenkontrollen wird hier die antiemanzipatorische Haltung von Rechts-ökologischen Erklärungsansätzen besonders deutlich. Die Entwicklung der Frau in Entwicklungsländern soll durch Sterilisation oder andere Zwangsmaßnahmen gehemmt werden, denn wo beim eigenen Volk die Mutter als höchstes Gut gilt, da nur sie qualifizierte Nachkommen hervorbringen kann, gilt sie dort als höchste Gefahr für den gesamten Globus.24

In diesem Zusammenhang treten auch immer wieder Forderungen nach einem ökologischen Imperialismus auf. In Analogie an Blauhelmeinsätze der Vereinten Nationen sollen sogenannte „Grünhelme“ militärische Einsätze zur Sicherung von Lebensgrundlagen, zum Beispiel im Regenwald, durchführen, und so die dort lebende Bevölkerung notfalls mit Gewalt daran hindern, diese zu zerstören.25

Die bisher gezeigten Ansätze werden nun allerdings noch um eine Dimension erweitert: die der genetischen Forschung und der damit verbundenen Selektionsmöglichkeiten.

Hauptsächlich im Inland soll mit Hilfe der genetischen Auslese eine deutsche Elite gebildet werden, und zwar aus folgenden Gründen: Allgemein wird auf der Welt ein genetischer Verfall festgestellt, ausgelöst dadurch, dass gerade die ärmeren Menschen sich stark vermehren. Unterstellt wird hierbei, dass diese für ihre Armut selbst verantwortlich sind. Armut wird dabei als genetisch determiniert angesehen, denn offensichtlich sind sie nicht in der Lage, sich selbst zu helfen und so ihre natürliche Evolution, d.h. ihr wirtschaftliches und kulturelles Wachstum, voranzutreiben. Vor diesem, teilweise sehr offen als „minderwertig“ bezeichneten Erbmaterial muss das eigene Volk geschützt werden.26

Aber auch im eigenen Volk selbst gelten viele an sich soziale Probleme als genetisch determiniert. Genannt werden hier vor allem asozial tätiggewordene Elemente der Gesellschaft, wie z. B. Mörder, Vergewaltiger oder sonstige straffällig gewordene Personen.27

Da das deutsche Volk nun weit weniger Nachkommen hervorbringt als eben jene „minderwertigen“ ausländischen Völker, gilt es, besonders qualifizierte Erben zu zeugen. Dies bedeutet in letzter Konsequenz, dass einerseits jene asozial tätig gewordenen Elemente daran gehindert werden sollen, sich fortzupflanzen, andererseits aber auch bei gesunden Eltern die Möglichkeiten von pränataler Diagnostik gezielt eingesetzt werden sollen, um so mögliche genetische Schäden zu entdecken.28

Gerade in diesem Bereich wird deutlich, dass Anfänge einer solchen Entwicklung in Deutschland bereits festzustellen sind, auch wenn sie von kritischen Diskussionen begleitet werden. Ich denke hier insbesondere an die Möglichkeiten, welche in bezug auf die Präimplantationsdiagnostik angedacht werden.

Im rechtsextremen Spektrum werden solche Ansätze jedoch noch weiter gedacht, um so die eigenen Ideologien auszubauen. Im Sog dieser, als aktiven Lebensschutz bezeichneten Diskussion wird auch gegen jegliche soziale Ausgleichs- und Hilfsprogramme argumentiert, da diese soziale Fehlfunktionen anstatt sie radikal zu beseitigen sogar noch unterstützen. Dadurch werde das gesamte Volk genetisch verweichlicht, geschwächt und insofern gezwungen, sich selbst zu erniedrigen.29

Alle bis jetzt aufgezeigten Thesen werden als zwingend notwendig beschrieben, um im allgemeinen die Welt, im speziellen aber gerade das eigene (deutsche) Volk vor dem ansonsten fast als sicher erscheinenden Untergang zu bewahren. Diesem Anspruch kann aber gerade in einem demokratischen System nicht Rechnung getragen werden, da ein solches ja den einzelnen Menschen als freies Individuum ins Zentrum stellt, es hierbei aber um ein höherwertiges Gesamtziel geht. Gegen die Vernunft der Massen sollen oben aufgezeigte Programme mit starker Hand in einer Art ökologischer Diktatur umgesetzt werden.30

In dieser Ökodiktatur müssten natürlich die Grund -und Menschenrechte stark beschnitten, das Interesse des Volkes vor jeglichen Egoismus gestellt werden. Als Möglichkeit, diese diktatorischen Maßnahmen einzuleiten, wird ein nationaler Notstand in die damit verbundene schockartige Einsicht der breiten Bevölkerung gesehen. Langfristig, so wird argumentiert, werde jedoch jeder einzelne für diese Maßnahmen dankbar sein; die weiße Weste wird sich also bereits im vorhinein angezogen.

An dieser Stelle beende ich den Einblick in die Thesen und Auswirkungen von Rechts-ökologischen Erklärungsansätzen. Auch wenn es sicherlich noch eine große Menge an Detailfragen zu erörtern gäbe, denke ich, dass dieser kurze Abriss reicht, um die Probleme mit der damit verbundenen Entwicklung zu erkennen. Die Folgerungen, welche sich daraus für die Wissenschaft ergeben, betrachtet das nun folgende Kapitel.

3.Kapitel : Folgerungen für die wissenschaftliche Arbeit

Ich denke, dass man anhand der im letzten Kapitel vorgestellten Thesen die Verführungskraft derselben sehr gut erkennen kann. Es werden einfache, oft logisch zwingende und anscheinend auch wirksame Antworten gegeben, welche man gut akzeptieren kann, wenn man sich mit den als Basis dienenden Grundsätzen identifiziert hat (Biologismus, Ungleichheit, ...).

Genau diese Grundsätze gilt es nun, wissenschaftlich kritisch zu verarbeiten und dadurch Alternativen aufzuzeigen, was auch die Intention dieses letzten Kapitels ist. Anzumerken ist hierbei, dass bei den rechtsextremen Ideologien erschwerend hinzukommt, dass diese Grundsätze teilweise metaphysische respektive glaubensähnliche Ursachen haben und insofern wissenschaftlicher Kritik nicht gänzlich zugänglich sind.

Kritik und Folgerungen

Betrachtet man Rechts-ökologische Erklärungsansätze, so trifft man auf immer wiederkehrende Aussagen, an denen hauptsächlich mit der Kritik angesetzt werden kann.

Wie ich in der Arbeit bereits gezeigt habe, begründen sich viele Thesen auf der Annahme, dass die Gene den Menschen bis zu 80 Prozent determinieren.31 Hierzu kann man sagen, dass, sofern es überhaupt wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse geben wird, welche einen festen Zahlenwert zulassen, dieser Wert zumindest deutlich zu hoch angesetzt ist. Ein Neugeborener ist sicherlich keine „Tabula rasa“, auf den dann ausschließlich äußere Einflüsse einwirken und ihn sozusagen beschreiben, jedoch spielen Erziehung, soziale und physische Umweltfaktoren und nicht zuletzt die Gedanken und Gefühle desjenigen selbst eine entscheidende, nicht zu negierende, Rolle.32

Auch in den Ableitungen aus dem Prinzip der Ungleichheit der Menschen kann man deutliche Kritikpunkte herausfiltern: Einerseits ist diese Ungleichheit an sich völlig selbstverständlich, die Vielfalt ist ja gerade ein Prinzip in der Natur und erst durch diese wird ein Großteil der Evolution, sei es physisch durch genetische Variation oder kulturell durch einen Austausch von Gedanken, möglich. Andererseits ist gerade daher das Konstrukt des Volkes innerhalb rechter Ideologien besonders fraglich, da es wie schon gezeigt im wesentlichen auf Abgrenzung und daraus resultierender Ungleichwertigkeit beruht.

Nicht zuletzt eröffnet sich ein Ansatz für Kritik aus der Argumentationsart des Biologismus selbst. Der Mensch interpretiert (insofern subjektiv) die einzelnen Naturgesetze, nur um daraus entstehende Aussagen wieder auf die menschliche Gesellschaft zurückzuprojizieren.33 Die rekursive und dadurch ebenfalls sehr stark der Beliebigkeit preisgegebene Schleife ist dabei deutlich zu erkennen.

Trotz dieser, an sich sehr offensichtlichen Kritikpunkte, gibt es bereits Beobachtungen, dass diese Ideologien den politischen Raum zumindest etwas verschoben haben.

Bereits angesprochen hatte ich in diesem Zusammenhang die Möglichkeit der Präimplantationsdiagnostik. Die Aussage vieler Forscher oder Politiker, dass dadurch Leid aus geistiger oder körperlicher Behinderung verhindert werden soll (und zwar gerade für den dann nie geborenen Menschen selbst), ist zwar nicht gänzlich von der Hand zu weisen, als alleinige Begründung jedoch äußerst fraglich. Parallelen zum Rechtsextremismus, wo ja auch „nur“ geistig oder körperlich behindertes Leben pränatal aussortiert werden soll, lassen sich insofern erkennen.

Ebenso spricht die Diskussion über sogenannte Gendateien, in denen z. B. Erbfehler oder sonstige genetische Defekte vermerkt werden sollen, ein sehr heikles Thema an, welches den Vertretern von Rechts-ökologischen Ideologien zugute kommt.

Als weiteres Beispiel möchte ich den zur Zeit laufenden Prozess um ein mögliches Verbot der NPD nennen. Im Programm der NPD finden sich, in teilweise abgewandelter oder entschärfter Form, einige der im zweiten Kapitel angesprochenen Thesen,34 deren Auswirkungen in den Verbotsanträgen auch beschrieben und zur Untermauerung des geforderten Verbotes genutzt werden.35 Welche Ursachen diesen programmatischen Thesen allerdings zugrunde liegen wird nicht näher betrachtet. Ob diese dadurch eventuell als bereits sogar akzeptiert oder nur weniger relevant für den Verbotsprozess gelten können, ist zwar insofern eine offene Frage - dadurch dass allerdings erste Möglichkeit potenziell erfüllt sein kann, bietet dieses wiederum Stoff für die weitere Argumentation der rechtsextremen Kräfte.

Fasst man diese Punkte alle zusammen, so ist es meiner Meinung nach berechtigt, ein stärkeres wissenschaftliches Engagement zu fordern.

1990 stellte Jahn in den Vorbemerkungen zu seinem Buch fest, dass " die Ökologie von rechts bisher zu Unrecht als ein Randthema der sozialwissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzung sowohl mit dem Rechtsradikalismus als auch mit dem etablierten ökologischen Krisendiskurs vernachlässigt worden "36 ist. Ebenfalls im Vorwort beschreibt Geden 1999 die " seit Beginn der neunziger Jahre geführte Debatte um „Ökofaschismus“ und rechte Ökologie. Sie wurde innerhalb der Umweltverbände ebenfalls weitgehend ignoriert, führte dort jedenfalls kaum zu Konsequenzen. "37.

Sehr deutlich kann man erkennen, dass in der Intention beider Aussagen trotz der dazwischenliegenden neun Jahre kaum Unterschiede bestehen, so dass der Wissenschaft mangelndes Interesse durchaus vorgeworfen werden kann. Unterstützt wird diese Aussage noch dadurch, dass es mir trotz erfolgter Recherche nicht gelang, aktuelle Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften zu diesem Thema zu finden. Dass diese Vernachlässigung des Themas nicht nur ungerechtfertigt ist, sondern auch mit erheblichen Konsequenzen verbunden sein kann, haben meine Ausführungen, so hoffe ich zumindest, gezeigt.

Insbesondere erscheint insofern eine Symbiose aus Naturwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft und eben der Politikwissenschaft als äußerst notwendig und sinnvoll, da nur auf dieser breiten Front gegen die gefährliche Einfachheit der Rechts-ökologischen Erklärungsansätze angegangen werden kann.

alternative Ansätze

Untersucht man die Probleme, welche mit der real existierenden ökologischen Krise zusammenhängen und versucht dahingehend Lösungsalternativen aufzustellen, so ist leicht einzusehen, dass es sich um ein zutiefst komplexes Modell mit verschiedensten Ursache- und Wirkungsprozessen handelt. Im Zuge dieser Hausarbeit geht es mir deshalb vielmehr darum, ausgehend von einem konkreten exemplarischen Ansatz, die weitgefassten Wirkungsmöglichkeiten eines solchen zu skizzieren.

Beziehen möchte ich mich dabei auf die Einführung einer erweiterten Besteuerung von Energie, welche in Deutschland unter dem Namen „Ökosteuer“, aber auch in einigen anderen Ländern, bereits umzusetzen begonnen wurde. Die konkreten Auswirkungen einer solchen Maßnahme sind dabei die folgenden: Zum einen soll durch die künstliche Verteuerung von Energie erreicht werden, dass Arbeit dadurch komparativ billiger wird.38 Dies lässt sich daraus ableiten, da die Entscheidung in einer modernen industriellen Produktionsgesellschaft zumeist zwischen Arbeits- oder Kapitaleinsatz fällt. Als Kapital gelten dabei insbesondere Maschinen, welche logischerweise (zumeist fossile) Energie verbrauchen. Wird dieser Einsatz von Maschinen nun teurer, so wird im Vergleich dazu die menschliche Arbeit preiswerter. Neben einer relativ kurzfristigen Absenkung des CO2 - Ausstoßes durch die Verminderung des Einsatzes fossiler Energie soll so auch eine Belebung des Arbeitsmarktes erreicht werden. Die Probleme, welche mit einer solchen Zusatzbesteuerung gerade in Zeiten einer wirtschaftlich eher schwachen Wachstumsphase auftreten können, kann man zur Zeit „live“ erleben. Insofern sollte als Ausgleich für diese Steuer nicht nur eine Lohnnebenkostensenkung erzielt werden, sondern meines Erachtens auch eine direkte Belohnung für eingeleitete umwelttechnische Maßnahmen eingeführt werden.

Als weiterer Punkt wird durch eine Energiebesteuerung erreicht, dass Transporte, die ja einen Großteil an Energie verbrauchen, ebenfalls teurer und deswegen unrentabler werden. Eine Folge daraus wäre, dass Standortentscheidungen wieder eine stärkere Rolle spielen und somit auch wieder höhere Standortgrenzen aufgebaut würden.39

Denkt man in diesem Zusammenhang weiter, so kann man auch von einer dann zunehmenden Regionalisierung sprechen. Dabei ist es mir wichtig zu bemerken, dass eine solche Region nicht starr begrenzt, sondern in ihrer Größe gerade in bezug auf unterschiedliche Themen als fließend anzusehen wäre. So kann z. B. Europa als politische Region gelten, während als primäre Wirtschaftsregion weiterhin Deutschland oder gar ein Bundesland selbst verstanden werden kann.

Eine solche Regionalisierung würde, Bildung und Verständnis der Bürger vorausgesetzt, den sicherlich nicht völlig zu Unrecht von Vertretern rechtsextremer Ansichten beklagten Identitätsverlust zu einem erheblichen Teil wieder aufheben. Durch eine bewusste Abwendung vom Ideal des unbedingten Weltbürgers hin zum „offenen Regionalbürger“ könnte also eine neue Identität erzeugt werden. Gerade die Vielseitigkeit einer Region würde dann insofern als besonderer Vorteil gelten, da besonders durch Kreativität und breiter Leistungsfähigkeit eine gesunde und positive Konkurrenz um die beste Lösung erzeugt werden könnte. Ein hoher Ausländeranteil wäre deshalb auch äußerst positiv zu bewerten, wobei in diesem Zusammenhang z. B. ein Bayer in Niedersachsen durchaus auch als Ausländer gelten kann, je nachdem, in welcher „Regionalidentität“ man sich gerade befindet. Folgt man diesen Gedankengängen, so erkennt man, dass die Ebene des Nationalstaates eine eher untergeordnete, etwa auf verwaltungstechnische Angelegenheiten ausgerichtete Rolle spielen würde. Das dabei als wahrscheinlich erscheinende Argument von rechtsextremen Vertretern, dass einem solchen Verlust des Nationalstaates offensiv entgegengewirkt werden müsse, darf nicht verdrängt sondern muss ebenso offensiv diskutiert werden.

Eine Erhöhung der Standortgrenzen und die damit verbundene Regionalisierung hätte allerdings noch weitere Auswirkungen.

Durch den Wegfall des Zwanges der globalen Konkurrenz, welche gerade aus Sicht der Entwicklungsländer aufgrund der ungleichen Handelsmacht sehr aussichtslos verläuft,40 könnten diese Regionen daher ebenso profitieren.

So ist es zum Beispiel derzeit ein Problem, dass ein armes, agrargeprägtes Land durch den Anbau sogenannter „cash crops“ (das sind Pflanzen welche relativ hohe Weltmarktpreise erzielen und insofern allein dem Export dienen) die Grundlage zerstört, seine eigene Bevölkerung ernähren zu können.41 Kehrt man diesen Trend um, so könnte wieder Hoffnung aufkommen, dass die durch Armut und Hunger bedingte Umweltzerstörung (Raubbau an Ressourcen, intensive Rodung von Land etc.) zumindest teilweise aufgehalten werden kann.

Aber auch die Industrieländer sollten versuchen, ihre Einstellungen kritisch zu reflektieren und gegebenenfalls diese zu verändern. Als Stichwort nenne ich hierbei die Möglichkeit einer gewollten Produktivitätssenkung, auch wenn diese sicherlich im extremen Gegensatz zu bisher geltenden Meinungen von Zielen einer guten Wirtschaft steht.

Gerade in den letzten Jahren konnte man jedoch feststellen, dass das Wirtschaftswachstum zum Teil deutlich hinter den, durch technischen Fortschritt erzielten, Produktivitätssteigerungen zurückblieb. Die unmittelbaren Folgen davon sind eine strukturelle Arbeitslosigkeit, da es eben günstiger ist Kapital statt menschlicher Arbeit einzusetzen, sowie eine stark künstlich aufgeheizte Konkurrenz, um das scheinbar entscheidende Stück „Mehr“ an Produktivität zu erreichen.42

Könnte man nun die Einsicht erreichen, dass ein gemäßigtes, dafür aber kontinuierliches Wirtschaftswachstum wertvoller ist, als eine exorbitante Steigerung der Produktivität, so würde gerade diese Einsicht eine, meiner Meinung nach durchaus erforderliche, Ruhe erzeugen, um andere drängende Probleme anzugehen, welche zur Zeit noch zur Profilierung rechtsextremer Ideologien benutzt werden.

Als solche Probleme können zum Beispiel die Zukunft des Wohlfahrtsstaates sowie die Überbevölkerung gelten.

Bezüglich des Wohlfahrtsstaates ist zu sagen, dass tatsächlich die Forderung nach weniger Staat und Sozialprogrammen eine berechtigte sein kann. Die Überlegung, ob eine Grundsicherung und ansonsten erzwungene Eigen -und Firmenvorsorge nicht die bessere Möglichkeit ist, soziale Gerechtigkeit herzustellen, sollte zumindest kritisch diskutiert werden.

Betrachtet man die Überbevölkerung, so erscheint hier eine nach allen Seiten hin positive Lösung besonders schwierig. Wenn aber mit der Regionalisierung auch wieder eine stärkere Betonung von Familie oder eigenem Landbesitz einherginge, so könnten zumindest Grundlagen für die Einsicht, dass eine „Zwei-Kind-Familie“ sehr vorteilhaft sein kann, gelegt werden.

Zum Abschluss dieses Kapitels möchte ich nochmals betonen, dass es keineswegs um fertige bzw. vollständige Konzepte oder auch nur stets realistische Ansichten gehen sollte (oder konnte), sondern einzig um die Möglichkeit einer solchen Argumentation, Gegenthesen zu Rechts-ökologischen Ansätzen aufzuzeigen.

Zusammenfassung

Im ersten Kapitel wurde der Grundkonflikt, auf den diese Arbeit aufbaut, näher skizziert. Durch die Umsetzung der Globalisierung und dem damit eigentlich verbesserten wirtschaftlichen und politischen Umfeld, stößt die Menschheit objektiv an ihre Grenzen, sowohl physischer (Ressourcenknappheit, Siedlungsproblematik) als auch sozialer Natur (Hunger, Unterdrückung, Gewalt). Das Problem ist qualitativ neuartig und stellt insofern vor allem an Demokratien,43 und dadurch auch an die sie begleitende Politikwissenschaft, enorme Anforderungen.

Im zweiten Kapitel erfolgte eine Beschreibung, worin diese Herausforderungen unter anderem bestehen, nämlich im Umgang mit Rechts-ökologischen Erklärungsansätzen.

Diese Ansätze sehen ein natürliches Gleichgewicht gestört, und zwar im Inland durch Übervölkerung, im Ausland durch Überbevölkerung. Dabei werden wissenschaftliche Aussagen, insbesondere aus der Genforschung, subjektiv selektiert, um so eine Begründung für die Thesen zu erhalten. Daraus resultierende Forderungen sind die Errichtung einer aus ökologischen Zwängen abgeleiteten Diktatur, die konsequente Abschiebung von Ausländern, starke eugenische Auslese und völkischer Imperialismus.

Aus diesen Herausforderungen leiteten sich Folgerungen für die wissenschaftliche Arbeit ab, welche insbesondere in der kritischen Begleitung und in der Entwicklung alternativer Ansätze liegen. Exemplarisch wurde ein solcher Ansatz am Beispiel der Energiebesteuerung in einem sehr weitgefassten Rahmen (mit vielen utopisch anmutenden Annahmen und offenen Fragen) entwickelt.

Eine symbiotisch vereinte Wissenschaft sollte jedoch möglichst viele solcher, wenn auch teilweise wenig realisierbar erscheinenden, Ansätze entwickeln und diese ohne Tabus, also auch unter Einbeziehung rechter Thesen, diskutieren. Insbesondere gilt es, die sehr eng verlaufende kritische Grenze zwischen ökologisch konservativen (im Wortsinne des „Bewahrenden“) und eben schon Rechts-ökologischen Ansätzen deutlicher sichtbar zu machen, um so die Gefahr einer weitestgehend unbewussten Verbreitung dieser Ideologien zu minimieren. Nur so kann meiner Meinung nach der in Ansätzen schon beobachtbaren und gezeigten Verschiebung des politischen Raumes aktiv entgegengewirkt und der gesellschaftliche Konflikt richtungsweisend begleitet werden.

Literaturliste

- Altvater, E. , Mahnkopf, B. ; Grenzen der Globalisierung ; 4. Auflage, Münster 1999
- Eysenck, H.J. ; Die Experimentiergesellschaft ; 1.Auflage, Reinbek 1973
- Fischer, G. , Wölflingseder, M. (Hrsg.) ; Biologismus, Rassismus, Nationalismus ; 1. Auflage, Wien 1995
- Geden, O. ; Rechte Ökologie ; 2. Auflage, Berlin 1999
- Jahn, T. , Wehling, P. ; Ökologie von rechts ; 1. Auflage, Frankfurt/Main 1990
- Lorenz, K. ; Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ; 7. Auflage, München 1993
- Mankiw, G. ; Gründzüge der Volkswirtschaftslehre ; 1. Auflage, Stuttgart 1999
- NPD Programm ; aktuelle Fassung im Internet unter www.npd.net
- NPD Verbotsanträge ; Antrag des Bundestages ; Frankfurt/Main, Bonn ; 29.03.2001 Antrag der Bundesregierung ; Berlin, Hamburg ; 29.01.2001
- Schleip, H. ; Ökologie und Ausländereinwanderung ; in: Nation Europa 8 / 1983 ; S.47-49
- Sieferle, R.P. ; Bevölkerungswachstum und Naturhaushalt ; 1. Auflage, Frankfurt/Main 1990
- Sierk, U. ; Normalisierung von rechts ; 1. Auflage, Hamburg 1995
- Strahm, R.H. ; Warum sie so arm sind ; 6.Auflage, Wuppertal 1989

[...]


1 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.83

2 Vgl.: Mankiw, G ; Grundzüge der Volkswirtschaftslehre ; S.59

3 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.68

4 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.61

5 Vgl.: a.a.O. ; S.462

6 Vgl.: Strahm, R.H. ; Warum sie so arm sind ; S.83 (auch wenn dort genannte Zahlen nicht mehr komplett gelten, so bleibt das Grundproblem bestehen)

7 Vgl.: bereits Malthus, T.R. ; Essay on the Principle of Population ; 1798

8 Vgl.: Schultz, S. ; Bevölkerungspolitik (in: Fischer G. ; Biologismus, ...) ; S.136

9 Vgl.: kritisch in Lorenz, K. ; Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ; S.19ff sowie: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.72

10 Vgl. Darstellung in: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.17 7

11 Vgl.: Wölfingseder, M. ; Biologismus - „Natur als Politik“ (in: Fischer, G. ; Biologismus, ...) ; S.24

12 Vgl.: Eysenck, H.J. ; Die Experimentiergesellschaft ; S.206f

13 Vgl.: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.43

14 Vgl.: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.11

15 Vgl.: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.14

16 Vgl. Darstellung in: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.34f

17 Vgl.: Geden, O. ; Rechte Ökologie ;S.66

18 Vgl.: Schleip, H. ; Ökologie und Ausländerbewegung ; S.47

19 Zum Begriff vgl.: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.63

20 Vgl.: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.23f

21 Zitiert nach: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.68

22 Vgl.: a.a.O. ; S.79

23 Vgl.: Sierck, U. ; Normalisierung von rechts ; S.61

24 Vgl.: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.75

25 Vgl.: a.a.O. ; S.86

26 Vgl.: Sierck, U. ; Normalisierung von rechts ; S.57

27 Vgl.: ebd.

28 Vgl.: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.23

29 U.a. im Rückgriff auf: Lorenz, K. ; Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit ; S.58

30 Vgl.: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.81

31 Vgl.: Sierck, U. ; Normalisierung von rechts ; S.55 (unter Berufung auf Arthur Jensen, amerik. Psychologe) 13

32 Vgl. Darstellung in: Leonhard, H.-W. ; Diktat der Gene? (in: Fischer, G. ; Biologismus, ...) ; S.37ff

33 Vgl.: Wolflingseder, M. ; Biologismus - „Natur als Politik“ (in: Fischer, G. ; Biologismus, ...) ; S.24

34 Vgl.: NPD-Programm ; insb. Punkte 1, 4, 5, 8,12

35 Vgl.: Verbotsanträge von Bundestag (S.99, 105-121, 199-206, 216-220) ; Bundesregierung (S.40-42, 48-52)

36 Zitiert nach: Jahn, T. ; Ökologie von rechts ; S.7f

37 Zitiert nach: Geden, O. ; Rechte Ökologie ; S.7f

38 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.531 16

39 Vgl. Darstellung in: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.530f 17

40 Vgl.: Strahm, R.H. ; Warum sie so arm sind ; S. 113

41 Vgl.: a.a.O. ; S.43

42 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.533

43 Vgl.: Altvater, E. ; Grenzen der Globalisierung ; S.504f

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Inwiefern dienen Globalisierungsprobleme der Verbreitung rechter Ideologien?
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V105388
ISBN (eBook)
9783640036820
Dateigröße
456 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine meiner Meinung nach ganz gelungene Arbeit zu einem durchaus brisanten Thema - viele Gedanken sind wirklich schon Alltagsgut!
Schlagworte
Inwiefern, Globalisierungsprobleme, Verbreitung, Ideologien
Arbeit zitieren
Tobias Laske (Autor:in), 2001, Inwiefern dienen Globalisierungsprobleme der Verbreitung rechter Ideologien?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105388

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