Projektskizze: Vergrössert das Internet die Wissenskluft in unserer Gesellschaft


Ausarbeitung, 2001

6 Seiten


Leseprobe


1. EINLEITUNG

Vor einigen Tagen erhielt ich ein E-Mail mit einer Checkliste, an der man erkennen soll, dass die 1990iger Jahre eigentlich alles verändert haben.

Einer der Punkte auf dieser Checkliste ist: ‘Der Grund, warum Du den Kontakt zu Deinen Freunden oder Deinen Eltern verlierst, ist, weil sie keine E-Mail Adresse besitzen.’ Darin steckt ein wahrer Kern. Internetbenutzer/innen sind in der heutigen Zeit aber meist nicht nur einfacher kontaktierbar, sondern auch besser informiert. Mit Hilfe des ‘World Wide Web’ lässt sich für die kompetenten Benutzer/innen gezielt und in kürzester Zeit alles von umfangreicher bis zu konzentrierter Form von Information erlangen. Einige Firmen bieten bereits Online-Seminare an.1Es ist gut möglich, dass in naher Zukunft viele Dinge nur noch über das Internet möglich sind. Dadurch würde dann die Internet-Kompetenz jedes einzelnen darüber entscheiden, ob er oder sie nun zu den ‘Usern’ oder ‘Losern’ gehört.2Kurz, das Internet vergrössert die Wissenskluft.

Dass die Wissenskluft, vor der Kommunikationsforscher schon seit Jahren warnen, ein ernstes Thema ist, zeigt die Tatsache, dass sich die UNESCO mit ihr im Zuge des Nord-Süd-Gefälles beschäftigt.3Das Problem der Wissenskluft besteht aber auch auf nationaler Ebene und sollte in der Sozialpolitik berücksichtigt werden. Nicht zuletzt ist eine gleichmässige Informationsverteilung auch eine Voraussetzung für das Funktionieren von Demokratie. Bei einer grossen Wissenskluft besteht die Gefahr, dass die Vielwisser ihren Wissensvorsprung zu ihrem Vorteil ausnutzen.

Um das Problem zu lösen muss, man zuerst wissen, ob, und falls ja, in welcher Form das Internet Wissensklüfte in unserer Gesellschaft vergrössert.

Als Student der Gesellschaftswissenschaften, gehört das Problemfeld um die Wissenskluft zu den Themenbereichen, die ich genauer ‘unter die Lupe’ nehmen möchte, da mich die Frage interessiert, wie demokratisch Demokratie ist.

2. LITERATUR

Folgende Literatur behandelt den Themenkomplex der Wissenskluft.

Opaschowski’s Buch befasst sich mit den sozialen Auswirkungen der Massenmedien. Es zeigtdie Entwicklung und mögliche Weiterentwicklung der Massenmedien unter besondererBerücksichtigung des Internets anhand von Studienübersichtlich auf.4

BONFADELLI, Heinz: Die Wissenskluft-Perspektive: Massenmedien und gesellschaftliche Information. Verlag Ölschläger - Universitätsverlag Konstanz GmbH (UVK-Medien), Konstanz, 1994.

INTERNET - ERWEITERUNG DER WISSENSKLUFT? 2

JÄCKEL, Michael / WINTERHOFF-SPURK, Peter (Hrsg.): Mediale Klassengesellschaft? Politische und soziale Folgen der Medienentwicklung. R. Fischer Verlag, München 1996.

OPASCHOWSKI, Horst W.: Generation @: Die Medienrevolution entlässt ihre Kinder: Leben im Informationszeitalter. Kurt Mair Verlag, Hamburg/Ostfildern 1999.

3. THEORIE

„1970 formulierte das Forscherteam Tichenor / Donohue / Olien von der Minnesota University erstmals die Wissenskluft-Hyothese [sic]. Sie stellten damit die gängige Annahme in Frage, dass die Massenmedien zur besseren Informiertheit aller beitragen. Gerade umgekehrt zeigte nämlich die Wissenskluft-Forschung, dass von der Medieninformation zu einem Thema nicht alle gleichermassen zu profitieren vermögen. Weil die gebildeteren Mediennutzer über eine bessere Medienkompetenz und mehr Vorwissen verfügen, die Medien effizienter und informationsorientierter nutzen sowie sich eher der informationsreichen Printmedien bedienen, verstärkt sich tendenziell die Kluft zwischen den Informationsreichen und den Informationsarmen.

Heute, dreissig Jahre später, versprechen sich optimistische Politiker und Wirtschaftsvertreter genau wie damals wahre Wunder vom Internet, dessen Einsatz in Schulen und Privathaushalten quasi automatisch zur informierten Gesellschaft führen werde.“5Neue Studien belegen, dass das Internet die Wissensklüfte schneller wachsen lässt. Neben dem Kriterium des Zuganges und dem des Alters, ist vor allem das Kriterium der Bildung zu berücksichtigen. Gebildetere Menschen nutzen das Internet aktiver und informationsorientierter als Menschen mit einer weniger hohen Bildung.6 Das Internet beschleunigt lediglich den Prozess der Wissensklufterweiterung, denn es ersetzt die anderen Massenmedien nicht, sondern bedingt sie vielmehr. Studien zeigen, dass die Menschen das Internet am effizientesten nutzen, die zu der Kategorie der ‘Vielleser’ gehören.7Das Internet schafft also keine neuen (parallelen) Wissensklüfte, es wirkt aber beschleunigend und vergrössernd auf die schon bestehenden Wissensklüfte ein. Die Variable der Bildung ist im Modell (siehe 4. Modell) also schon bei den ‘Viel- und Wenigwissern’ enthalten. Bleiben noch die Variablen Alter und Zugang.

Der Zugang spielt eine grosse Rolle, sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene. Für Einkommensschwächere ist ein Internet-Zugang purer Luxus und in armen Ländern gibt es massiv weniger ‘Server’ und somit Zugangsstellen. Im Vergleich zu den klassischen Massenmedien (Zeitung, TV und Radio) kommt beim Internet noch das Phänomen des ‘Sekundären Analphabetismus’ dazu, das im Segment der ‘Medienverweigerer’ (Wenigwisser), die das Internet bestenfalls zur Unterhaltung nutzen, und im Segment der älteren Bevölkerungsteile (Alter) zu finden ist. Besonders ältere Menschen verweigern sich den neuen Massenmedien. Ihnen gegenüber steht die ‘Generation @’, die schon in einer hochtechnisierten Welt aufgewachsen ist oder grosses Interesse an den neuen Medien bekundet.8 Somit ist der ‘typische User’ vorwiegend wohlhabend, gut gebildet und jung. Neueste Zahlen zeigen, dass der ‘typische User’ nicht am Aussterben ist, sondern dass sich seine Merkmale noch klarer manifestieren.9

4. MODELL

Legende: <-> 1 Wissenskluft vor Massenmedien <--> 2 Wissenskluft vor Internet

<---> 3 Wissenskluft durch Massenmedien und Internet vergrössert.

5. HYPOTHESEN UND STATISTISCHES VERFAHREN

Zusammenhang zwischen der Bildung und der Art wie das Internet verwendet wird.Hypothese 1: Je höher die Bildung, desto informationsorientierter wird das Internet genutzt.

- Es sei p die Korrelation zwischen der Bildung und dem informationsorientierten Gebrauch

des Internets, dann ist H0: p 0

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Statistisches Verfahren: Bravais-Pearson-Korrelation.

Zusammenhang zwischen dem Alter und der Bereitschaft das Internet zu nutzen.

Hypothese 2: Je höher das Alter, desto tiefer die Bereitschaft im nächsten Jahr zu Hause

einen Internetzugang einrichten zu lassen.

- Es sei p die Korrelation zwischen dem Alter und der Bereitschaft zum Internetzugang zu Hause, dann ist H0: p 0

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Statistisches Verfahren: Bravais-Pearson-Korrelation.

Zusammenhang zwischen der Art des Zuganges und der Einschätzung der Bedeutung des Internets.

Hypothese 3: Je leichter der Zugang, desto wichtiger wird das Internet eingeschätzt.

- Es sei p die Korrelation zwischen der Art des Zugangs und der Ansicht, dass das Internet

wichtig ist, dann ist H0: p 0

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Statistisches Verfahren: Bravais-Pearson-Korrelation. Hier könnten die Daten mittels Panel-Verfahren ermittelt werden, um Verzerrungen durch die Anfangsbegeisterung bzw. den Anfangspessimismus zu korrigieren. Somit würde auch den neuen Zugangstechniken sowie den Neuen ‘im Club der Generation @’ Rechnung getragen.

6. OPERATIONALISIERUNG, METHODEN, KORPUS

OPERATIONALISIERUNG

- Alter: Drei bis vier Alterskategorien werden gebildet. (z.B. 14-35 Jahre, 36-55 Jahre und 56-70 Jahre). Da der Fragebogen als Grundlage für die Verteilung des Internet-Journals dienen kann, macht es Sinn das effektive Alter zu erfassen. Nachträglich wird es dann der entsprechenden Alterskategorie zugeteilt.

- Bereitschaft Internetzugang zuhause einzurichten: Die Frage „Können Sie sich vorstellen in Verlauf des nächsten Jahres einen Internetzugang einrichten zu lassen?“wird gestellt und folgende vier Antwortkategorien stehen zur Auswahl:„Ja, wahrscheinlich.“, „Ja, möglicherweise.“, „Nein, eher nicht.“, „Nein, sicher nicht.“

- Bildung: Eine sinnvolle Skala für die Bildung misst nicht nur den Grad der primären Bildung, sondern erfasst auch Weiterbildungskurse (Sekundarschule-Mittelschule-Höhere Schule). Besonders sind hier natürlich Computerkurse zu berücksichtigen.

- Informationsorientierte Nutzung: Die erfassten Daten (siehe unter Methoden) werden folgenden Kategorien zugeteilt: Fachinformationen, Nachrichten und Unterhaltung. Der E-Mail Transfer wird nicht berücksichtigt, da sich damit sowohl Unterhaltung als auch Information verbinden kann und es zu aufwendig wäre zu unterscheiden.

- Art des Zugangs: Hier wird die Frage gestellt:„Wie leicht haben Sie Zugang zum Internet?“. Die Antwortkategorien sind unterteilt in privater Zugang, gschäftlicher Zugang / Zugang an der Schule. Sie reichen von„leicht“über„mittel“und„schlecht“bis„gar nicht“.

- Einschätzung des Internets: Für die Frage:„Wiewichtig ist Ihrer Meinung nach das

Internet?“sind folgende Antworten möglich: „Sehr wichtig“,„wichtig“,„nicht sowichtig“und„überhaupt nicht wichtig“.

METHODEN

Die zur Überprüfung der Hypothesen erforderlichen Daten lassen sich alle mittels Fragebogen generieren. Eine Ausnahme bildet die Gernerierung der Daten über die Informationsorientierte Nutzung. Hier macht ein von den Probanden geführtes Internetjournal mehr Sinn. Allerdings sollte dieses annonym eingereicht werden können. Dieses Journal könnte auch in Form einer Software installiert werden, die ermittelt, welche Seiten abgerufen wurden. Selbstverständlich werden die Daten anonym behandelt. Eine andere Möglichkeit zur Erfassung des informationsorientierten Gebrauchs wäre es, über eine bestimmte Zeit hinweg Internet-Terminals an Universitäten, Mittelschulen, Sekundarschulen usw. zu platzieren, die alle abgefragten Seiten speichern. Somit wäre es nicht mehr nötig mittels Fragebögen Informationen über den Bildungsstand der Probanden zu sammeln und die Datenschutzprobleme fielen weg.

KORPUS

Die erste und dritte Hypothese erfordern einen Fragebogen. Als Korpus dienen Probanden/innen von 14 bis 50 Jahren, die bereits Erfahrungen mit dem Internet gesammelt haben. Den Probanden/innen, die das Internet regelmässig nutzen werden je Bildungssegment gleich viele Internetjournale ausgeteilt.

Die zweite Hypothese erfordert einen seperaten Fragebogen, der Menschen zwischen 14 und 70 Jahren befragt, die bis anhin noch nie das Internet nutzten.

LITERATURVERZEICHNIS

Literatur

OPASCHOWSKI, Horst W.: Generation @: Die Medienrevolution entlässt ihre Kinder: Leben im Informationszeitalter. Kurt Mair Verlag, Hamburg/Ostfildern 1999.

Internet

http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2609/1.html. Zuletzt abgerufen am 18. Oktober 2001.

http://www.medientage-muenchen.de/archiv/pdf/bonfadelli.pdf. Zuletzt abgerufen am

18. Oktober 2001.

[...]


1 Ein Beispiel dafür ist auf der Seite http://www.zeitzuleben.de zu finden.

2Die Begriffe ‘User’ und ‘Loser’ entstammen dem Vokabular von Opaschowski.

3http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/2609/1.html.

4 Opaschowski, S. 19.

5http://www.medientage-muenchen.de/archiv/pdf/bonfadelli.pdf.

6http://www.medientage-muenchen.de/archiv/pdf/bonfadelli.pdf.

7Opaschowski, S. 154-156.

8 Opaschowski, S. 19.

9 http://www.medientage-muenchen.de/archiv/pdf/bonfadelli.pdf.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Projektskizze: Vergrössert das Internet die Wissenskluft in unserer Gesellschaft
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)
Veranstaltung
Proseminar: Methoden der empirischen Sozialforschung
Autor
Jahr
2001
Seiten
6
Katalognummer
V105469
ISBN (eBook)
9783640037636
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich um eine Projektskizze. Der Theorieteil dürfte aber auch einen Einstieg in die Thematik bieten.
Schlagworte
Wissenskluft, Internet, Bonfadelli
Arbeit zitieren
Giger Matthias (Autor:in), 2001, Projektskizze: Vergrössert das Internet die Wissenskluft in unserer Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105469

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