Mediensozialisation


Seminararbeit, 1999

6 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung: Zum Stellenwert der Sozialisationsforschung

2. Theoretische Grundlagen
2.1 Sozialisation
2.2 Mediensozialisation
2.3 Der Sozialisationsprozess
2.4 Kultureller und sozialer Kontext

3. Empirische Befunde: Sozialisierende Leistungen von Massenmedien
3.1 Entwicklung der Identität
3.2 Erwerb von Medienkompetenz

4. Mediensozialisation als funktionales und dysfunktionales Phänomen

5. Literatur

1. Zum Stellenwert der Sozialisationsforschung

Massenmedien halten als Instanz der Bedeutungsvermittlung eine wichtige Stellung inne. Sie ermöglichen Daseinsorientierung, Lernen und Information (kognitive Funktion), Entspannung, Unterhaltung und Selbstverwirklichung (affektive Funktion), Erziehung und Wertsetzung (integrative Funktion) sowie den Austausch von Erfahrungen und Ideen (interaktive Funktion). Medien haben offensichtlich eine stark wertvermittelnde, sozialisierende Fähigkeit. Was bedeutet dies für das Individuum, was für die Gesellschaft? Welche Konsequenzen hat es für Kinder und Jugendliche im Entwicklungsstadium? Die Art der Vermittlung, Aufnahme und Verarbeitung sozialisierender Inhalte eröffnet ein weites Spektrum an Auswirkungen, was sich in gesellschaftlichen Phänomenen wie Wissensklüfte, unterschiedlichen Weltanschaungen, Identitätsauffassungen etc. zeigt. Um solche Auswirkungen besser verstehen zu können, ist die Klärung des Begriffes der Sozialisation nötig. Deshalb soll in einer theoretischen Einführung gezeigt werden, was man allgemein unter Sozialisation versteht, und was Mediensozialisation im besonderen bedeutet. In einem zweiten Teil sollen die dabei gewonnen Erkenntnisse anhand von Beispielen verdeutlicht werden.

2. Theoretische Grundlagen

2.1 Sozialisation

Sozialisation beschreibt den Prozess der Anpassung und des Hineinwachsens eines Individuums oder Gruppen in soziokulturelle Normen. Dabei werden offene und verdeckte Werte, Rollen, Ideologien, Verhaltensweisen und Überzeugungen der Gesellschaft oder eines ihrer sozialen Subsystemen einerseits gelernt und übernommen, andererseits auf andere übertragen und zwischen Gruppen, Institutionen und Organisationen ausgetauscht. Oft wird auch der Begriff Internalisierung verwendet, wenn Normen nach dem Erwerb als ,,eigen" erlebt werden, also internalisiert sind. Solch ein Lernprozess kann natürlich oder gesteuert sein, d.h. aus der Entwicklung des Individuum heraus von selbst erfolgen oder von anderen Instanzen (z.B. Erziehung) gesteuert werden. (Pürer 1998: 85ff; Süss 1998: 284f) In jedem Fall ist Sozialisation aber ,,ein lebenslang währender Vorgang der Führung, Betreuung und Prägung des Menschen durch Verhaltenserwartungen, Verhaltensermutigungen und Verhaltenskontrollen unserer Beziehungspartner..." (Pürer 1998: 86)

Im Zusammenhang mit Sozialisation stösst man auch häufig auf die Begriffe Enkulturation und Personalisation. Enkulturation steht für die Aufnahme und Verinnerlichung kultureller Werte (Erfahrungen, Güter, Massstäbe, Symbole), die zur ,,Erhaltung, Entfaltung, Differenzierung und Sinndeutung der eigenen wie der Gruppenexistenz" beiträgt, während Personalisierung den individuellen Aspekt hervorhebt (Ausbildung, Ausprägung, Anwendung der menschlichen Fähigkeiten zur Integration). (Pürer 1998: 87) Sozialisation verläuft zudem je nach kulturellem Milieu unterschiedlich und ist inneren und äusseren Einflüssen ausgesetzt. (Süss 1998: 285)

2.2 Mediensozialisation

Mediensozialisation bedeutet Sozialisation durch Massenmedien. Dabei wird nach den sozialisierenden Leistungen von Massenmedien gefragt, z.B. ,,im Hinblick auf ihre Bedeutung als Informationsmultiplikatoren und Meinungsmacher, als Wissensvermittler und Bildungsgutträger, als Kulturübermittler und Unterhaltungsproduzenten sowie als Werbe- träger für wirtschaftliche und politische Interessen." (Pürer 1998: 90) Da diese Sicht ziemlich ,,kommunikatorlastig" ist, soll auch der Standpunkt des Rezipienten miteinbezogen werden. Dieser muss die Kulturtechniken beherrschen, Zeichensysteme kennen und anzuwenden wissen, um sich überhaupt verständigen zu können. Dabei genügen die grundlegenden Kulturtechniken - Schreiben, Lesen, Rechnen - schon lange nicht mehr, denn kulturelle Sozialisation umfasst ,,Media Literacy": Bilder und Symbole müssen lesen gelernt sein, neue Kommunikationstechniken erst einmal beherrscht werden. (Süss 1998: 285)

2.3 Der Sozialisationsprozess

In der Begriffsdefinition hat sich bereits die Bedeutung des Prozesscharakters der Sozialisation gezeigt. Mediensozialisation kann man als einen Vorgang analog zum Kommunikationsprozess betrachten, aber auch als Entwicklungsprozess des Menschen. Die Analogie der Sozialisation zum Kommunikationsprozess umfasst Kommunikator-, Aussagen-, Rezipienten- und Wirkungsforschung und ist dementsprechend komplex. Am Anfang dieses Prozesses steht der (Medien-) Sozialisator, der Massenkommunikationsinhalte produziert und dabei selbst sozialisierenden Einflüssen ausgesetzt ist. Die Programmangebote wiederum sind potentielle Sozialisationsinhalte - manchmal vom Kommunikator mit bewussten Sozialisationszielen hergestellt, aber häufiger unbewusst mit latenten Normen versehen. (Pürer 1998: 86ff) Es wäre nun falsch anzunehmen, solche Inhalte wirkten direkt auf den Sozialisanden, und Werte oder Ideologien, mit denen der Rezipient konfrontiert wird, hätten einen unmittelbaren Einfluss. Solchen Vorstellungen liegt ein Stimulus-Response- Modell zu Grunde und erweckt den Anschein, ,,als ob die Massenmedien die Handlungsträger oder Auslöser von sozialisierenden Wirkungen wären." (Bauer 1988: 548) Die Publizistikwissenschaft geht heute viel mehr von einem komplexen Inter- und Transaktionsprozess zwischen Kommunikator, Rezipient und Medienangebot aus, in dem der Sozialisand keineswegs Objekt ist. Er kann den Sozialisationsprozess beeinflussen, ihn - bewusst oder unbewusst - verweigern oder auf ihn reagieren. (Bauer 1988: 549; Pürer 1998: 87)

Unter dem Aspekt des Entwicklungsprozesses des Menschen ist die Prämisse ausschlaggebend, dass Sozialisation nie aufhört. Es werden zwei Phasen unterschieden: Die primäre Sozialisation, die während der Kindheit und hauptsächlich durch Intimbeziehungen im Familienverband erfolgt, sowie die sekundäre Sozialisation, die im Jugendalter einsetzt, permanent andauert und sich über einen erweiterten sozialen Umkreis erstreckt. Gelegentlich ist auch von tertiärer Sozialisation die Rede, die sich auf die Phase des Ausstiegs aus dem Beruf und des Alterns konzentriert, da zu diesem Zeitpunkt markante Lebensumstellungen eintreten. (Pürer 1998: 88)

Ähnlich gliedert Erikson den Lebenszykluss in seinem entwicklungspsychologischen Konzept, wobei er aber mehr Unterteilungen vornimmt. Wichtig für die Mediensozialisation ist hier vor allem die Stufe des Vorschulalters, wenn das Ergreifen von Initiativen wichtig wird, und jene des Jugendalters, wenn die Entwicklung einer eigenen Identität im Vordergrund steht. (SSAB u.a. 1998).

2.4 Kultureller und sozialer Kontext

Es ist bereits angesprochen worden, dass Sozialisation nicht losgelöst von kulturellen Einflüssen ist. Medieneffekte entstehen immer aus dem Zusammenwirken mindestens zweier verschiedener Faktoren: Der Medienumwelt einerseits und dem sozialen Umfeld mit nichtmedialem Freizeitangebot und weiteren Sozialisationsinstanzen wie Familie, Freunde und Schule andererseits. (Bonfadelli 1989: 100) Mediatisierende Faktoren kommen also stark zum Tragen. Das Wertesystem politischer, kultureller, moralischer und sittlicher Art sowie das engere (Familie, Beruf) und weitere Sozialumfeld (Status, Schicht) spielen eine grosse Rolle. (Pürer 1998: 92) In Anlehung an Schulze können folgende soziale Milieus unterschieden werden: ,,Im Niveaumilieu strebt man nach Rang und orientiert sich an Hierarchie, im Integrationsmilieu hält man Konformität hoch und orientiert sich an sozialen Erwartungen, im Harmoniemilieu strebt man nach Geborgenheit und bemüht sich um Abwendung von Bedrohungen, im Selbsverwirklichungsmilieu strebt man nach der Entfaltung des `inneren Kerns' und im Unterhaltungsmilieu schliesslich steht Stimulation an erster Stelle." (Süss 1998: 286) Jüngere Menschen findet man dabei eher in den beiden letztgenannten Milieus, ältere in den erstgenannten.

3. Empirische Befunde: Sozialisierende Leistungen von Massenmedien

Nach dieser theoretischen Einführung sollen nun empirische Befunde und Beispiele den Begriff der Mediensozialisation erläutern. Aus dem Kontext der Vorlesung wird hier hauptsächlich auf die primäre Sozialisation eingegangen, wobei ich mich auf die beiden Themen Entwicklung der Identität und Vermittlung von Medienkompetenz beschränke. Massenmedien üben in diesen Bereichen auf kognitiver, affektiver, integrativer und interaktiver Ebene sozialisierende Leistungen aus.

3.1 Entwicklung der Identität

Mediale Vorbilder sind für Kinder und Jugendliche in der Phase der Identitätssuche von grosser Bedeutung. Sie verkörpern mögliche Entwürfe von Lebensstilen, Idole und Wunschidentifikationen. Gerade das Fantum bildet eine wichtige Phase der Enkulturation, die in der Regel im frühen Erwachsenenalter zurückgelassen wird. (Süss 1998: 285f) Allerdings ist das Fantum eine typische Erscheinungsform der Unter- und Mittelschicht, während sie von der bildungsbürgerlichen Oberschicht eher abgelehnt wird. Hier zeigen sich bereits Abweichungen zwischen den verschiedenen Milieus, aber auch geschlechtsspezifische Unterschiede: Die Zürcher Studien zur Mediensozialisation zeigten, dass sich Mädchen vorwiegend mit der Musikszene identifizieren. Zudem ist ihnen das attraktive Aussehen ihrer Idole wichtig. Bei den Jungen ist nebst der Musikszene vor allem die Sportlerszene wichtig. Dementsprechend suchen die Jugendlichen ihre Vorbilder in unterschiedlichen Medien: ,,Bei den Mädchen sind es bevorzugt Audio-Kassetten oder Compact Discs (23%), TV-Musikkanal (13%), Zeitschriften (12%), und Konzerte (12%). Bei den Jungen sind es TV-Reportagen (16%), Audio-Kassetten oder Compact-Discs (13%), Sportanlässe (10%) und Plakate (10%)." (Süss 1998: 289)

Die Studie kommt zugleich zum Schluss, dass sich Jugendliche zwar an gewissen Szenen orientieren, sich aber keinem bestimmten jugendkulturellen Stil zuordnen. Sie möchten lieber individuell und ohne feste Gruppenidentifikation sein. In diesem Zusammenhang lässt sich von der Patchwork - Identität sprechen, nach der Jugendliche je nach momentanem sozialem Kontext unterschiedliche Stile annehmen. (Süss 1998: 288f)

Solche Trends werden unterschiedlich bewertet. Kulturpessimisten befürchten die Auflösung der Kindheit, da Kinder am Fernsehen vorwiegend Sendungen für Erwachsene konsumieren, und somit deren Welt sehr früh medial vermittelt bekommen. Sie werden den Erwachsenen dadurch immer ähnlicher, während diese selbst immer jugendlicher werden, weil sie die neusten von den Medien vermittelten Trends übernehmen, bzw. von ihren Kindern damit konfrontiert werden. (Bonfadelli 1989: 103) Dies macht deutlich, dass Sozialisation auch umgekehrt bzw. wechselseitig verlaufen kann. Man spricht in solchen Fällen von ,,retroaktiver, bilateraler, intergenerationaler und umgekehrter Sozialisation." (Süss 1998: 285) Ob das ,,Verschwinden der Kindheit" wirklich so betrauert werden muss, wie oft glaubhaft gemacht werden will, ist umstritten, da man es auch ,,als ein positives Zeichen der kreativen Selbststeuerung betrachten _kann_, die in einer pluralistischen Gesellschaft früh gelernt werden muss." (Süss 1998: 295) Dieser Standpunkt streitet natürlich negative Sozialisationseffekte nicht ab. Trotz der positiven Erweiterung der Erfahrungs- und Erlebnismöglichkeiten der Kinder können Medien bei falscher Nutzung die Entwicklung der Persönlichkeit und Identität eines Kindes empfindlich stören. Dies ist dann der Fall, wenn Kinder ,,aufgrund der fehlenden Attraktivität und eingeschränkten Möglichkeiten ihrer lebensfeindlichen Umwelt die synthetische Medienwelt bevorzugen." (Bonfadelli 1989: 104) Betroffen sind also vor allem Kinder aus benachteiligten sozialen Milieus oder jene, die familiäre und schulische Probleme haben.

3.2 Erwerb von Medienkompetenz

Ob und wie gut Kinder und Jugendliche Medienaussagen verstehen, beurteilen und verarbeiten können, hängt von ihrer Medienkompetenz (media literacy) ab. Der Erwerb dieser Kompetenz ist für die Entwicklung eines Kindes von zentraler Bedeutung. Im Kontext des ganzen Sozialisationsprozesses eines Kleinkindes lassen sich folgende idealtypischen Schritte ausmachen: ,,Vom elementaren Verhalten zum sozialen Handeln, vom sozialen Handeln zur Sprechhandlung (Mündlichkeit), von der Sprechhandlung zur Fähigkeit zum Mediengebrauch (im Verbund mit z.B. Bilderbüchern) und mit diesen Kompetenzen dann zur Fähigkeit zum Schriftverständnis und -gebrauch (Schriftlichkeit)." (Neumann-Braun u.a. 1993: 497)

Eine in Deutschland durchgeführte Befragung von Eltern mit Kindern zwischen eineinhalb und dreieinhalb Jahren hat ergeben, dass dieser Prozess sehr stark vom sozialen Milieu der Kleinkinder, also durch die Eltern, geprägt wird. (Neumann-Braun u.a. 1993: 497ff) Es schälten sich drei Familientypen mit unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten ab: Alleinerziehende mit hohem Bildungsabschluss lehnen übermässigen Medienkonsum (v.a. Fernsehen) mit dem Argument der Überforderung des Kindes oder aus Bedrohungsängsten ab und beschränken sich lediglich auf das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern. Es findet somit eine Steuerung des Medienkonsums statt. Alleinerziehende mit niedrigem Bildungsabschluss hingegen zeigen einen eher unbefangenen Umgang mit technischen Medien, was sich bei den Kindern in der Form des Vielsehens niederschlägt. In der dritten Gruppe, der konventionellen Familien, zeigt sich hingegen Kompromissfähigkeit und Flexibilität. Das Fernsehen wird nicht abgelehnt, aber die Sendungen werden für die Kinder - allerdings nicht immer konsequent - ausgewählt.

Daraus lassen sich drei Erziehungsstile ableiten: ein autoritärer, in dem - direkt oder indirekt - Regeln ohne Begründungen aufgestellt werden, ein demokratisch - partizipativer, in dem von den Eltern getroffene Bestimmungen diskutiert und ev. verändert werden, und ein dritter Erziehungsstil, der auf dem anti - autoritären Prinzip des laissez-faire beruht. (SSAB u.a. 1998). Eltern spielen somit eine starke Rolle als ,,gate keeper".

Spätere äussere Einflüsse führen zur Erweiterung der kindlichen Medien-kompetenz. So zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche im Gegensatz zu ihren Eltern bessere Fertigkeiten im Umgang mit Medien aufweisen: Sie haben keine Mühe beim Verstehen von Videoclips oder beim Bedienen eines Computers. Die Heranwachsenden machen sich somit schon frühzeitig und spielerisch mit Kommunikationstechnologien vertraut, die sie in ihrer späteren Arbeitswelt brauchen werden. (Bonfadelli 1989: 103) Allerdings ist dieser Effekt nicht für alle Jugendliche gleich stark. Ein grosser Unterschied besteht zum Beispiel zwischen Knaben und Mädchen. Erstere verfügen über ein grösseres Medienangebot in ihren Zimmern (PC 48 % : 13 %; TV 32% : 19%; Spielkonsole 22% : 9%; Video 13% : 4%; Internet: 5% : 0%), was Indiz für eine höhere Medienkompetenz sein dürfte. (Süss 1998: 290). Es gibt zudem eine wachsende Kommunikationskluft zwischen jenen, die schulisch privilegiert sind und viel häufiger Neue Medien nutzen und jenen, die finanziell und bildungsmässig keinen Zugang zu Computern haben. (Bonfadelli 1989: 101) Diese Unterschiede sind gerade in der Schweiz (noch) sehr stark ausgeprägt, da es in den Schulen und öffentlichen Bibliotheken verhältnismässig wenig Computer und Internetanschlüsse gibt. Der Zugang zu Neuen Medien ist dadurch für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche nicht gewährleistet, was zu einer schichtabhängigen Medienkompetenz führt. (SSAB u.a. 1998)

4. Mediensozialisation als funktionales und dysfunktionales Phänomen

Die beiden aus empirischen Studien zusammengetragenen Beispiele haben die zentralen Punkte der Sozialisation hervorgehoben: Erstens hat sich - sowohl bei der Entwicklung der Identität, als auch beim Erwerb von Medienkompetenz - gezeigt, wie Kinder und Jugendliche mit den Medien aufwachsen und sich verändern. Zweitens hat sich die Abhängigkeit vom sozialen und kulturellen Milieu bestätigt (Geschlecht, Bildung, Alter). In beiden Illustrationen sind es die sozial benachteiligten Kinder, die in den Enkulturations- und Personalisierungsphasen den grössten Gefahren ausgesetzt sind. Sie können sich wegen des beschränkten Zugangs zu Neuen Medien weniger Medienkompetenzen aneignen als sozial höher gestellte, was später ihre Chancen im Arbeitsleben beeinträchtigen könnte. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, (schwere) Schäden davonzutragen grösser für sie. Fehl- entwicklungen lassen sich häufig auf eine nicht optimal verlaufene Sozialisationsphase zurückführen, zum Beispiel auf falsche (überhöhte) Mediennutzung oder auf die negative Orientierung an medialen Idolen. Dass nebst den Medien aber weitere Faktoren eine Rolle spielen, darf dabei nicht vergessen werden. Es gilt also folgendes festzuhalten: Mediensozialisation ist sowohl funktionales, als auch dysfunktionales Phänomen, eröffnet Chancen und birgt Gefahren. Wie sich der Prozess steuern lässt, dass sich ein möglichst positives Resultat einstellt, ist eine äusserst reizvolle Fragestellung und eine Aufgabe, mit der sich die Gesellschaft auf jeden Fall weiterhin beschäftigen muss.

5. Literatur

Bauer, Thomas: Die kommunikationswissenschaftliche Sozialisationshilfe im pädagogischen Dilemma. In: Publizistik 33/98, Nr. 2-3, S.548-564.

Bonfadelli, Heinz: Kinder, Jugendliche und Medien: Vom Aufwachsen in einer elektronischen Umwelt. In: 40 Jahre Bundesrepublik Deutschland. Zur Zukunft von Familie und Kindheit. Beiträge zum Mainzer Kongress herausgegeben vom Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Bonn 1989, S.99-105.

Neumann-Braun, Klaus / Charlton Michael / Roesler Christian: Kindliche

Mediensozialisation, elterliche ,,gate keeper"-Funktion und familiale Umgangsstile mit

Medienangeboten. In: Rundfunk und Fernsehen 1993, Nr. 4, S. 497-511.

Pürer, Heinz: Einführung in die Publizistikwissenschaft. Systematik. Fragestellungen,

Theorieansätze, Forschungstechniken (6. Auflage). Konstanz 1998, S.85-99.

Schweizerische Stiftung für audiovisuelle Bildungsangebote SSAB / Südwestrundfunk SWR / Pestalozzianum (o.A.): Medienbildung. Kommunikation. Fernsehen. Medienpädagogik. CDROM. Zürich 1998.

Süss, Daniel: Sozialisation durch Medien-Kulturkommunikation. In: Publizistik 43/98, Nr.2, S.284-298.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Mediensozialisation
Hochschule
Universität Zürich
Veranstaltung
Aufwachsen in der Informationsgesellschaft: Kinder und Medien, Dr. Daniel Süss
Autor
Jahr
1999
Seiten
6
Katalognummer
V105654
ISBN (eBook)
9783640039401
Dateigröße
337 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sozialisationstheoretische Grundlagen und empirische Erkenntnisse. Funktionen und Dysfunktionen von Mediensozialisation.
Schlagworte
Mediensozialisation, Aufwachsen, Informationsgesellschaft, Kinder, Medien, Daniel, Süss
Arbeit zitieren
Michel Wenzler (Autor:in), 1999, Mediensozialisation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105654

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