Ransmayrs, Christian - Die Schrecken des Eises und der Finsternis - Der Erzähler als Filter der Wirklichkeit: Vielstimmigkeit, Fakten und Fiktion


Seminararbeit, 2001

15 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung: Einige recht unwissenschaftliche Vorüberlegungen

2. Vielstimmigkeit: Der Erzähler als Dirigent eines Symphonie-Orchesters im Eis

3. Zum Verhältnis von Dokumentation und Fiktion

4. Resumee: Die Wirklichkeit ist teilbar

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung: Einige recht unwissenschaftliche Vorüberlegungen

Dieses Buch überrascht. Deswegen, weil es ungewöhnlicherweise keine reine Fiktion ist. Es gibt vor, keinen Anfang und kein Ende zu haben, und doch ist es von einer Dichte und Abgeschlossenheit, dass man mitgerissen wird.

Das symphonische Stimmengewirr und die Verzahnung von Dokumentation und Fiktion, also vom Erzähler konstruierte Rahmenhandlung mit Einschüben aus Aufzeichnungen der Zeitzeugen, ist ungewöhnlich und aufregend. Man liest den Roman das erste mal durch und trotz den oben genannten Auffälligkeiten wirkt alles wie aus einem Guss: Die Stimmen reihen sich scheinbar Naht- und Mühelos in das Textgewebe des Erzählers ein, was Fakt ist und was Fiktion, wird angesichts der spannenden, tragischen, amüsanten und beängstigenden Handlungen zunächst recht unwichtig: Es ist in erster Linie ein vorzüglicher Roman... Aber was heißt hier „vorzüglich“? Was macht ihn vorzüglich und wie macht er das? Bei aufmerksamerem lesen tauchen diese Fragen unweigerlich auf. Die komplexe Erzähl- Konstruktion, ihre Vielschichtigkeit, wirft anders als bei „konventionellen“1Erzähltexten die Frage nach der Zusammensetzung der Stimmen auf.

Da der Erzähler sich immer wieder auf Tagebucheintragungen beruft, die seinen Angaben zufolge allesamt historisch sind, dies aber offensichtlich für die „Mazzini-Tagebücher“ samt der sie schreibenden Figur nicht zutreffen kann, auch viele von ihm geschilderte Details der Tegetthoff-Handlung so nicht überliefert sein können, stellt sich auch hier die Frage nach dem Verhältnis der vom Erzähler destillierten „Wahrheits-Zutaten“ zu den Beimischungen seiner Phantasie.

Diesen Fragen werde ich mich im folgenden widmen. Ich werde zunächst die wichtigsten Stimmen, allen voran die ordnende des Erzählers, analysieren und ihre Funktion zu bestimmen versuchen. Diese Funktionsbestimmung ist der Schlüssel zum Verständnis der komplexen Erzählstruktur, da es sonst völlig unklar bleibt, warum der Erzähler andere überhaupt zu Wort kommen lässt. Ich werde auch nicht die signifikante Bebilderung außer Acht lassen.

Anschließend werde ich mich aus oben genannten Gründen dem Verhältnis von Dokumentation und Fiktion zuwenden und hierbei vor allem zu ergründen suchen, welche fiktiven Elemente in der Erzähler-Rekonstruktion der Tegetthoff-Handlung enthalten sind. Dies aus dem offensichtlichen Grund, dass die Mazzini-Handlung recht einfach als fiktiv zu entlarven ist / sein soll.

In einem abschließenden Resumee versuche ich dann, die aufgrund der strukturellen Komplexität auftretenden heterogenen Techniken des Erzählers nach Möglichkeit in Einklang zu bringen.

Es gibt zu diesem Buch wie gesagt recht wenig Sekundärliteratur, das was es gibt ist für das Thema dieser Arbeit nicht sehr hilfreich und so meine ich mich, zumindest was den Dokumentations-Fiktions-Komplex betrifft, in „unerforschte Polar-Gebiete“ zu begeben.

2. Vielstimmigkeit: Der Erzähler als Dirigent eines Symphonie-Orchesters im Eis

An die dreiundzwanzig Stimmen kommen in diesem Roman zu Wort. Nicht zu gleichen Teilen, einige füllen ganze Kapitel aus, andere nur wenige Zeilen. Einige werde ich unbeachtet lassen, da sie eher „schmückenden“ Charakter haben2. Da die Figur des Josef Mazzini sehr selten direkt zu Wort kommt, der Erzähler als Filter seiner fiktiven Tagebuchnotizen fungiert, werde ich den Mazzini-Handlungsstrang ebenfalls im Erzähler- Abschnitt behandeln.

Die oberste Instanz ist der Erzähler in der Gegenwart: Er dirigiert zeitweilig das Erzählen an historische Figuren, ordnet ihre Überlieferungen, kommentiert sie, füllt die Lücken aus und fügt einen ganzen Handlungsstrang hinzu. Aufgrund seiner Dominanz ist es fraglich, ob man ihn überhaupt als Stimme unter vielen betrachten kann, er selbst bezeichnet sich jedoch als eine solche (siehe S.63). Man könnte versucht sein, aufgrund der vielen Stimmen den Roman insgesamt als polyphon zu bezeichnen. Im Sinne Michail Bachtins ist er es jedoch nicht:

Bachtin sieht einen traditionellen, monologischen Roman dort, wo möglicherweise, wie in diesem Fall, verschiedene Stimmen zu Wort kommen, aber „die Auffassungen und Urteile des Autors müssenüber alleübrigen dominieren und ein kompaktes, nicht zweideutiges Ganzes ergeben3. Dies trifft trotz einer gewissen Unentschiedenheit und Zurückhaltung des Erzählers in seiner Beziehung zu Josef Mazzini auf diesen Roman insgesamt betrachtet zu, da die Erzählermeinung die dargestellte Welt überwiegend prägt.

Da zum Erzähler außerordentlich viel zu sagen wäre, muss ich mich aus Platzgründen auf exemplarische Beispiele beschränken, die seine Erzähltechniken aufzeigen. Es fällt auf, dass der Erzähler sehr häufig die Erzählsituation thematisiert, u.a. durch Fiktionalitätssignale:Man bestieg den Zug nach Bremerhaven, der, eingehüllt in eine Rauchwolke, die nichtüberliefert ist,...(S.38),komplementär hierzu betont er seine Chronistenstellung, indem er seine Vermutungen ausdrücklich zurücknimmt, so zu einer Eintragung Hallers:Interpunktionen der Trauer oder des Entsetzens - ich maße mir kein Urteil darüber an; ich bewahre nur undüberliefere...(S.212). Bei aller vordergründigen Zurückhaltung fällt natürlich auf, dass es sich auch hier um eine Selbstthematisierung handelt.

Andernorts wiederum rückt die Meinung des Erzählers, häufig ironisch formuliert und erregt in den Vordergrund, vor allem, wenn es um die Entdeckungsfahrten und deren posthumer Glorifizierung geht: „Aber nein, da mußte doch etwas flattern am Nordpol, da mußte doch etwas knallen und schlagen im Wind der völligen Abgeschiedenheit, eine Flagge!...“(S.175). Diese Gratwanderung zwischen extremer Einmischung und chronistischer Zurückhaltung hält sich über den gesamten Text hinweg. Sie ist Ausdruck der Unsicherheit des Erzählers ob seines Zieles, Josef Mazzini durch das Erzählen „aus der Welt zu schaffen“4.

Daßich ihn, ... , gekannt habe, ermöglicht mir nicht viel mehr, als wahr- scheinliche Situationen wiederherzustellen; ... So ordne ich, was mir an Hinweisen zur Verfügung steht, fülle Leerstellen mit Vermutungen aus und empfinde es am Ende einer Indizienkette doch als Willkür, wenn ich sage: So war es.5 Die oben angesprochene Unsicherheit des Erzählers ist ebenfalls ein Resultat aus der Erkenntnis, dass es keine objektiv darstellbare Wirklichkeit gibt, eine Feststellung, die er bereits auf S. 42 macht6. Aus diesem Wissen heraus ergibt sich fast zwangsläufig die ständige Erinnerung des Lesers daran, dass sein Erzähler nur eine, seine, Wirklichkeit anzubieten hat.

Mein Bericht ist immer auch ein Gerichthaltenüber das Vergangene, ein Abwägen, ein Gewichten, ein Vermuten und Spielen mit den Möglichkeiten der Wirklichkeit.7

Eine weitere, subtilere, und häufig angewandte Technik der Selbstthematisierung des Erzählers ist die der Prolepse, nur ein Beispiel: „Aber es wird eine Zeit kommen, in der es keine Tische und kein Schiff mehr geben wird...“(S.85). Der Leser betrachtet fortan die Figuren unter einem anderen Licht, mit Vorwissen, das diese nicht haben. Durch das Wissen darüber, was kommen muss und wird, entsteht eine Schicksals-Erwartung seitens des Lesers, die ihm der Erzähler verschafft hat.

Andernorts wiederum wird der Leser des Spannungsbogens willen im Unklaren gelassen, beispielsweise bei den Vorbereitungen zum Rückzug aus dem Schiff: Hier soll es fast den Anschein haben, als sei der Erzähler in seiner Phantasie persönlich anwesend, ebenfalls nicht wissend, ob sie den Rückzug überleben werden (S.234 unten).

Auch die Bewertung von Figuren und Situationen gehört zum Repertoire des Erzählers, mit dem er seine Stellung außerhalb des Geschehens thematisiert. Er entwickelt ausgeprägte Zu- oder Abneigungen gegenüber einigen Figuren, so ist seine Sympathie für den Jäger Klotz unübersehbar8.

Er kontrastiert häufig die Aufzeichnungen der Mannschaft mit denen der Offiziere: Wenn Payer auf S.159 nach der Entdeckung neuen Landes in elegischem Ton über das Glück, „ihrem fernen Monarchen dadurch ein Zeichen ihrer Huldigung zu bringen...“ spricht, freut sich auf der nächsten Seite Maschinist Krisch vielmehr darüber, dass „dadurch unsere Expedition ihren Zweck erreicht hat.

Auch Weyprecht hat seine Sympathie, decken sich beide doch in ihrer Einstellung, dass man keine lebensgefährlichen Entdeckungstouren unternehmen sollte9, ferner wird immer wieder seine Motivationskunst und Umsicht beschrieben, mit der er trotz besseren Wissens (S.252) den einzig möglichen Weg durch die Strapazen einschlägt, „Aber die Zuversicht Weyprechts scheint unerschütterlich.“(S.250). In der Darstellung des Erzählers bekommt er eine gottähnliche Stellung: „(...)er war die Autorität (...) und letzte Instanz aller Fragen.“ (S.142).

Für die Ursache des fanatischen Eifers des Julius Payer hingegen, bringt er zwar zunächst Verständnis auf, „Und Payer, der Kommandant zu Lande, war immer noch ohne Land.(S.142); durch seine eindringliche und fast triumphierende Darstellung der Verantwortungslosigkeit des Leutnants10wird jedoch offensichtlich, dass er ihn für einen skrupellosen Menschen hält.

Das anfängliche Verständnis des Erzählers wandelt sich zum Gegenteil angesichts Payers leidenschaftslosen Betrachtungen der Strapazen und seines menschenverachtenden Führungsstils:

Payer zwingt seine Jäger, mit ihm Felswände zu durchsteigen, wenn die anderen rasten, zeichnet und schreibt mit blaugefrorenen Fingern, wenn die Mannschaft apathisch im Zelt liegt, und begutachtet seine geplatzte Haut, die Zerstörungen an seinem eigenen Körper wie Frostschäden an einer Maschine, einer Versuchsperson, die nichts, nichts empfindet als Begeisterung. Der Kommandant zu Landetreibt seine Gefährten an, zornig, fanatisch, treibt sie immer weiter(...)11

Hier ist deutlich der vorwurfsvolle Ton des Erzählers zu merken, der sich nicht auf die Darstellung reiner Tatsachen beschränkt.

Auffällig ist auch die Bezeichnung Payers als die Figur des Täufers (S.219). Eine ähnliche, wenn auch nicht so eindeutige Umschreibung ist oben schon bei der Beschreibung Weyprechts festgestellt worden. Es wird der Statuswechsel deutlich, den der Erzähler den führende Offizieren in der Einsamkeit zuschreibt: Von den Untergebenen des Kaisers, die unter der Schirmherrschaft des Grafen Wilczek stehen, wandeln sie sich zu prophetischen, biblischen Figuren, die titanisch den Umständen trotzen. Dies geschieht bei Payer natürlich nicht ohne ironische Distanz: Es ist offensichtlich, dass ihn der Erzähler durch den unmöglichen Vergleich als einen Hochstapler darstellen will. Tatsächlich gottnah werden sie aber wohl von der Mannschaft gesehen, doch finden sich hierzu keine Belege.

Zur Mazzini-Figur mag der Erzähler sich nur zu Anfang äußern:

Ich habe für diesen (...) Mann, der wohl auch einer Luftspiegelung mit der Kraft eines Fanatikers gefolgt wäre, manchmal sogar jene besondere Feindschaft empfunden, mit der man vielleicht nur jemandem gegenübertritt, der einem allzu nahe, allzuähnlich ist.12

Warum will er Mazzini durch seine Erzählung überhaupt aus der Welt schaffen? Hier liegt der Ausgangspunkt des Romans, der Grund des Erzähl-Projekts des Erzählers. Der Erzähler führt auf S.24-25 recht genau vor, wie bei ihm aus einer flüchtigen Bekanntschaft zu Lebzeiten des Josef Mazzini, nach dessen Verschwinden eine Obszession der Rekonstruktion wird. In der Bezeichnung Mazzinis als „Fall“ wird deutlich, wie sehr der Erzähler dazu neigt, Lebensumstände anderer als Spielwiese für die eigene Selbstbezogenheit zu verwenden. Diese dehnt er dann auch auf die Tegetthoff-Expedition aus, genau wie sein Objekt Mazzini es getan hatte.

Aus dieser Ähnlichkeit resultiert die, angesichts seines Engagements bei anderen Figuren, auffällige Zurückhaltung gegenüber Mazzini. Im Gegensatz zur Tegetthoff-Handlung, bei dem der Erzähler mit großem Engagement und Nähe bei seinen Figuren ist, beschränkt er sich bei Mazzini meist auf die Beschreibung und „Rekonstruktion“ seiner Taten. Er gewinnt Autonomie in seinen Handlungen, da sie nicht vom Erzähler erklärt und damit vereinnahmt werden. Sein plötzliches Verschwinden steht beispielhaft dafür: Der Leser bekommt keine Motivation geliefert, sondern muss in Spekulationen verbleiben.

Im traditionellen monologischen Roman (um mit Bachtin zu sprechen, im Roman vor Dostojevskij) wird der Held vom Autor geschaffen und in eine Welt gestellt, die dem Bewusstsein des Helden gegenüber objektiv und fest konstruiert ist, wohingegen im polyphonen Roman der Autor kein objektives Bild des Helden gibt. Den Helden im polyphonen Roman charakterisieren Unabgeschlossenheit, Offenheit und Unentschlossenheit, Qualitäten, die Josef Mazzini zweifellos besitzt. Zwar wird er als von einer Faszination besessen beschrieben, somit scheint sein Weg festgeschrieben zu sein. Wie er seiner Idee folgt, ist jedoch keineswegs vorauszusehen: Der Erzähler und der Leser folgen seinen Taten wie Zuschauer, passiv. Die Voraussetzung für das eigenständige Bewusstsein und Selbstbewusstsein des Helden, so Michail Bachtin, ist die unabdingbare Distanz, die sich zwischen Held und Autor aufgebaut haben muss, damit Mazzini, „der Held ... frei und selbstständig“13agieren und wirken kann. Dieser Distanz bewirkt, dass die monologische

Ebene des Romans zerstört wird und sich in diesem Punkt Polyphonie im Sinne Bachtins (Ambiguität, Freiheit des Helden) entfalten kann.

Obwohl Mazzini, im Gegensatz zu dem Phantasieren des Erzählers, tatsächlich aufbricht, um die Expedition nach zu erleben, besteht doch ein enges Band zwischen beiden, beide versuchen auf ihrer Weise zu rekonstruieren.

Doch es bleibt nicht bei der nüchternen Fallstudie des Erzählers, er verliert die Distanz, nicht zur Figur Mazzinis, sondern zu dessen Welt. Diese „unbequeme“ Erkenntnis trifft den Erzähler schon auf S.25:

...daßich längst in die Welt eines anderen hinübergewechselt war; es war die beschämende, lächerliche Entdeckung, daßich gewissermaßen Mazzinis Platz eingenommen hatte: Ich tat ja seine Arbeit und bewegte mich in seinen Phantasien so zwangsläufig wie eine Brettspielfigur.

Der Erzähler ist ausgehend vom Interesse an Mazzinis Verschwinden auf die TegetthoffExpedition aufmerksam geworden (S.25), nicht umgekehrt, und so ist Mazzini sein Stellvertreter in einer Situation, die er nur phantasieren mag.

Von der Autorebene aus betrachtet, ist an der Erzähler-Mazzini-Konstellation (nicht an der Tegetthoff-Expedition!) bemerkenswert, dass der fiktive Erzähler14die Rekonstruktion(!) der Taten einer ebenfalls fiktiven Figur betreibt. Daraus ableitbar ist die Feststellung, dass die „Rekonstruktion“ und das „Nacherleben“, real oder in der Phantasie, zum hoffnungslosen und willkürlichen Unterfangen werden, da der fiktive Erzähler wie gesagt eine fiktive Handlung zu verstehen versucht. Diese Konstruktion ist wiederum ein Hinweis auf den Akt des Schreibens, eine Selbsthinterfragung des Romans und die Zweifelhaftigkeit sogar der Phantasie. Diese Ambiguität ist nur durch den Autor-Leser-Kontrakt, die Bereitwilligkeit des Lesers, die Konstruktionen des Autors als wirklich zu betrachten, wieder aufzulösen.

Die drei Exkurse, in denen mal ein historischen Aufriss über die Bemühungen um die Nordostpassage gemacht wird, mal in spröder Tabellenform die gescheiterten Expeditionen aufgelistet werden, dann wieder nur Zitate aneinandergereiht werden, brechen vordergründig natürlich die Handlung auf und unterstreichen den chronistischen Charakter, eine Art Geschichtsstunde. Auf einer höheren Abstraktionsebene jedoch erweitern sie die Vielstimmigkeit, pluralisieren so die multiplen Wirklichkeiten weiter (wiederum nur im Rahmen der Erzählerauswahl).

Die oben aufgeführten Selbstthematisierungstechniken und -motivationen deuten darauf hin, dass der Erzähler versucht, obwohl er weis, dass dies eigentlich nicht möglich ist, mithilfe der Phantasie in die Welt seiner Figuren einzutauchen, nachzuempfinden, was sie erlebt haben könnten. Und er landet doch nur in seiner eigenen Wirklichkeit: „...stehe inmitten meiner papierenen Meere, allein mit allen Möglichkeiten einer Geschichte...“ (S.275). Sein Vorhaben, Mazzini durch erzählen „aus der Welt zu schaffen“ scheitert seiner Einschätzung nach, ebenso der Versuch, einen Abschluss der Rekonstruktion zu finden (S.274). Sein Berühren und Spüren der Landkarte, sein Versinken in der Welt eines anderen legen den Schluss nahe, dass seine Bemühungen weniger eine phantasierte Reise zu vergangenen Gefilden und Erlebnissen sind, sondern dass es sich vielmehr aufgrund der sich überschneidenden und verwischenden Wirklichkeiten letztlich um eine Reise in sein Inneres handelt.

Die anderen Stimmen kann man nur unter dem Vorbehalt analysieren, dass sie vom Erzähler zitiert werden: Er trifft die Auswahl der Text-Stellen und fungiert folglich als Filter aller übrigen Stimmen. So ist es unmöglich, nur die Stimmen allein zu betrachten, sein Ton schwingt in allen mit. Trotzdem ist es nötig, so sorgfältig wie möglich zwischen den Zitaten und den Berichten des Erzählers zu unterscheiden (siehe nächstes Kapitel). Die Stimme, die, nach der des Erzählers zweifellos das größte Gewicht hat, ist die des Abenteurers Julius Payer.

Payer ist nebenbei auch Künstler und Schriftsteller, und den Hang zum literarischen Stil merkt man seinen Tagebuch-Eintragungen an, beispielsweise über die Eispressungen:

Immer näher kommt das Klingen und Rauschen, wie wenn Tausende Sichelwagen dahinrasten über die Sandflur eines Schlachtfeldes. (...) schon beginnt das Eis dicht unter uns zu beben, in allen Tonarten zu klagen, zuerst wie das Schwirren unzähliger Pfeile, dann kreischend, tosend,

mit den höchsten tieffsten Stimmen zugleich, - immer wieder brüllend erhebt es sich (...)15

An ähnlicher Stelle wird er geradezu poetisch:Das tausendfach gebrochene Eis mit seiner schneeigen Hülle hatte die Reinheit und das kalte Aussehen des Alabasters, die zarte Schattirung von Eisblüthe angenommen.(S.112).

Für ihn ist die Expedition samt ihres prekären Rückzugs ein einziges Abenteuer:

...mechanisch ruderten wir weiter durch die endlose Fluth, hinein in das Geheimnißdes Ausganges.(S.285).

Gegenläufig hierzu, neigt er jedoch dazu, in seinen Eintragungen die düsteren Empfindungs- Momente keineswegs zu verbergen, verbleibt jedoch meist nur in Andeutungen. „(...) mit Schmerz erkannten wir unser Mißgeschick, und nur unvollkommen gelang es, unsern Gleichmuth zu bewahren...“ (S.103). Diese und ähnliche Aufzeichnungen haben nichts von der dumpfen Verzweifelung der anderen Tagebuchschreiber.

Payer neigt dazu, während der strapaziösen Erkundungsfahrten während Begeisterungsschilderungen den Plural zu verwenden16, obwohl nach der Darstellung des Erzählers seine Untergebenen stets kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Hier widersprechen sich die beiden Stimmen: Ohne die relativierende und anklagende Stimme des Erzählers, wären die Angaben Payers nicht anzuzweifeln.

Wenn er die Leiden der Schlittenreisen beschreibt, was in der Auswahl des Erzählers recht selten vorkommt, so beschränkt er sich entweder auf die reine Beschreibung der Tatsachen, ohne jede Gefühlsäußerung17, oder es entsteht der Eindruck schicksalhaften Heldentums: „Und jetzt fiel einer geringen Schaar fast Aufgegebener seine Entdeckung in den Schooß- als Preis ausdauernder Hoffnung und standhaftüberwundener Leiden (...)(S.159). Dann wiederum scheint er das Ziel möglicherweise als nicht erreichbar einzuschätzen, nach dem Tod des Maschinisten:

... Dann trat die Frage vor uns auf, ob es uns selbst vergönnt sein würde, in die Heimat zurückzukehren, oder ob das Eismeer auch für uns die unerforschliche Stätte unseres Endes bilden sollte.18

Payer sieht seine Bemühungen um neues Land als Mittel zum Zweck an, um berühmt und angesehen zu werden, um sich einen eigenen Mythos zu schaffen. Als er nach seiner Rückkehr sieht, dass dieser unweigerlich verblasst, fügt er seinem Expeditionsbericht bei:

Wir empfanden (...), daßwir weitüber unser Verdienst gewürdigt, das höchste erreicht hatten, was die Erde zu bieten vermag: die Anerkennung unserer Mitbürger ... Was die Entdeckung eines bisher unbekannten Landes anbelangt, so lege ich persönlich heute keinen Werth mehr darauf.19

Dies ist der letzte Akkord der insgesamt heterogensten Stimme, die der Erzähler zu Wort kommen lässt. Er steht in krasser Dissonanz zu seinen emphatischen Expeditions- Eintragungen, enthüllt sowohl seine Kränkung als auch seine wahren Motive der Nordpolfahrt. Der Erzähler betreibt an Payer die Entzauberung einer Legende, versucht, seine Version des Menschen hinter dem Bild des großen Entdeckers sichtbar zu machen.

Zu Payers Stimme gehört in aller Kürze jedoch auch ein, für einen Roman, recht ungewöhnliches Medium: seine Strichzeichnungen: Sie zeigen vor allem zum Anfang des Buches hin eindringlich die Einsamkeit der zu Pünktchen in der schattenhaften Landschaft geschrumpften Menschen. Sie stützen somit seine Aufzeichnungen. Zwischen seinen poetischen Neigungen und dem ungerührten Realismus seiner Aufzeichnungen schwanken die Zeichnungen jedoch nicht: Sie künden durchweg von der Beschwerlichkeit, der Gefahr und der Ödnis der Landschaft, nur sporadisch taucht ein Bild, das ein ästhetisches Naturphänomen zum Thema hat, auf. Zum Ende hin gehen die anfänglichen Naturzeichnungen näher an die Mannschaft heran, zum Schluss sind sogar Gesichter auszumachen, dies korelliert mit dem gesteigerten Erzähltempo und trägt somit zum handlungsorientierten Geschehen der letzten Seiten bei. Aber auch hier handelt es sich um eine Montage des Erzählers, es lässt sich nicht feststellen, in welcher Reihenfolge die Zeichnungen entstanden sind.

Was der Erzähler vom Mythos Julius Payer demontiert, häuft er wiederum an dem von Carl Weyprecht auf, der in der Darstellung des Erzählers fast ausnahmslos positiv, weil ideologisch unverblendet erscheint. Aufgrund der Übereinstimmung der beiden in der Kritik an den riskanten Ruhmsuchen im Eis, fungiert Weyprecht als Reflektor und auch Verstärker der Erzählerstimme.

Weyprecht ist ganz Wissenschaftler, sein Ton bleibt stets sachlich: „Es ist nicht nöthig, unser Beobachtungsgebiet bis in die allerhöchsten Breiten auszudehnen, um wissenschaftliche Resultate von hoher Bedeutung zu erringen“ (S.160). Sowohl in seiner Einschätzung, dass die Sicherheit seiner Mannschaft höher wiegt als das Entdecken, als auch in seinem objektiven Ton bildet er den Gegenpol zum erregten, schwärmerischen Duktus Payers. Weyprecht führt während des Rückzuges, um die Moral nicht zu gefährden, eine offizielle, zuversichtliche Meinung, und eine private, verdrossene (siehe S.252). Dies verleiht ihm eine Art Doppelstimme: Die Kluft zwischen diesen beiden Linien, die Anstrengung die es kosten muss, in verzweifelter Lage noch Trost spenden zu müssen, lässt ihn noch vorbildlicher erscheinen. Ohne dass der Erzähler es selbst offen sagt, entsteht so, nur durch den Gegensatz seiner Eintragungen, ein Mythos der Heldenhaftigkeit.

Die Besatzungsmitglieder Otto Krisch und Johann Haller, die ebenfalls recht häufig zu Wort kommen, bilden wiederum ein Gegengewicht zu den oft tiefgründigen Eintragungen der Offiziere durch ihren unmittelbaren Alltagsbezug (S.160-161). Haller beschränkt sich meistenteils darauf, die Alltagsverrichtungen aufzuzeichnen (S.116-117) und dient dem Erzähler so als Beleg für die Monotonie des Bordlebens. Krisch wiederum wird zum exemplarisch Leidenden, an dem sich detailliert das langsame Sterben zeigt.

Da die Monotonie und die Todesgefahr allgegenwärtig sind, stehen diese beiden Stimmen repräsentativ für die gesamte Mannschaft.

Während die gebildeten Offiziere Weyprecht und Payer aufsatzartige Eintragungen mit tiefgründigen Gedanken schreiben, beschränken sich Krisch und vor allem Haller auf die einfache, oft stichwortartige Darstellung der Tatsachen. Hier manifestiert sich das Bildungsgefälle zwischen den beiden Bevölkerungsschichten, aus denen sie jeweils stammen.

Auf S.222 kollidiert die Stimme Hallers mit der des Erzählers in bezeichnender Weise:

Während der Erzähler auf den vorhergehenden Seiten die Erschöpfung der Expeditionsmitglieder betont, schreibt Haller in sein Tagebuch, dass ein Teil lediglich „(...)durch die bisherigen Strapazen schon etwas geschwächt war (...)“. Hier ist sowohl die Loyalität zu spüren, die Haller seinem Vorgesetzten entgegenbringt, obwohl dieser ihr Leben gefährdet, als auch die unselbstständige Denkweise. In dem Wortetwaswird durch dessen Kontrast zur Erzählerschilderung eine ganze Mentalität der Selbstunterwerfung, die für eine eigene Meinung keinen Platz hat, deutlich, ebenso wie in der fortgesetzten Anrede Payers alsHerr Oberleutnantin den Eintragungen.

Die unterschiedliche Beurteilung dieser lebensbedrohlichen Situation resultiert aus dem zeitlichen Abstand, den der Erzähler zum Geschehen einnimmt. Die verharmlosende Schilderung Hallers krümmt zwar die Textoberfläche, bleibt aber aufgrund der Dominanz des Erzählers im Hintergrund. Abschließend bleibt also festzuhalten, dass der Erzähler einem Dirigenten gleich die Stimmen seines Orchesters zu Wort kommen lässt, ihnen aber durch seine überwältigende Gegenwart selten Eigenständigkeit zugesteht, wobei er jedoch darauf beharrt, dass es unterschiedliche Wirklichkeiten gibt (S.42), seine Meinung also nicht als die endgültige Wahrheit sieht. Er empfindet Sympathie für viele der Figuren, was den Eindruck seines Zuschauens erweckt, die Figuren sind jedoch im Grunde Projektionsflächen für seine Phantasie, werden ebenso wie die Polar-Landschaft zum Teil seiner Psyche20.

3. Zum Verhältnis von Dokumentation und Fiktion

Ich werde mich auf den Tegethoff-Handlungsstrang konzentrieren, da zum fiktionalen Charakter der Mazzini-Handlung alles nötige schon weiter oben gesagt wurde. Ich werde zunächst untersuchen, inwiefern sich der Erzähler an die überlieferten Fakten1hält. Dies ist einerseits nicht schwer, da der Erzähler immer wieder selbst auf seine Position als subjektiver Rekonstrukteur einer Handlung hinweist: „Mein Bericht ist immer (...), ein Vermuten und Spielen mit den Möglichkeiten der Wirklichkeit“ (S.227), somit das Geschehen als nicht bis ins Letzte belegt gekennzeichnet ist. Da sich der Erzähler jedoch auf die historisch belegte Expedition, auf Tage- und Logbücher bezieht, und somit auf Vorgänge, die objektiv stattgefunden haben, lässt sich die Verhältnisfrage weiterhin stellen.

Vor allem wenn es zur Beschreibung von Empfindungen der Mannschaftsmitglieder kommt, lässt sich eine Ambivalenz in der Schilderung des Erzählers erkennen. Er scheut stellenweise davor zurück, Empfindungen zu beschreiben („Ich habe langeüber jenen wirren Augenblick nachgedacht (...) - und bin zu dem Schlußgekommen, daßmir seine Beschreibung nicht zusteht (...)“ S.158 ; „() - ich maße mir kein Urteil darüber an; ich bewahre nur und überliefere diese (...) Zeichen als Fossilien einer unwiederholbaren Empfindung.“ (S.212)), dies lässt sich mit seinem Selbstverständnis als Rekonstrukteur einer lückenhaften Überlieferung in Einklang bringen. Die Verwendung des Präsens zur Erzeugung eines Unmittelbarkeitsgefühls jedoch schon weniger. Der Erzähler verliert seine Zurückhaltung bei der Schilderung von Ereignissen, die er als Rekonstrukteur nicht wissen kann, da sie so höchstwahrscheinlich nicht aufgezeichnet wurden. Dazu gehören z.B. die wörtliche Rede z.T. im Dialekt der Tiroler (S.214, 153) und die Erlebte Rede (S.209). Auch die detaillierte Schilderung von Ereignissen, die so genau vermutlich nicht aufgezeichnet worden sind, verstärkt den Fiktionalitäts-Charakter, eine Vorgehensweise, die der Erzähler auf S.120 offen thematisiert: Er beschreibt zunächst die Neujahrsfeier der Mannschaft (dies kann noch überliefert sein), gibt dann jedoch den Wortlaut des von ihnen gesungenen Liedes wieder, um daraufhin hinzuzufügen: „Aber nein, was sie gesungen haben, ist nichtüberliefert (...)“. Die oben genannte Zurückhaltung bei Gedanken hält der Erzähler jedoch nicht vollständig durch, oft verdeckt kommen Gedankenberichte vor, die nicht als Zitate kenntlich gemacht sind, folglich vom Erzähler stammen müssen: „Herr Jesus Christus! Wenn das ein Paradies ist, wie mußdann erst die Hölle sein.“ (S.209)

Dazu versetzt er sich in die Situation seiner Figuren und schreibt, was sie denkenmüssten2.

Die Grenze zwischen Vermutung und Fiktion ist dabei fließend: Natürlich empfinden die Expeditionsmitglieder das Eis als bedrohlich, was sie aber genau denken oder sagen, das können die Tagebücher nur unvollständig überliefert haben.

Es handelt sich also sowohl um die Rekonstruktion von Tatsachen, als auch um das auf Tatsachen fundierende Ausschmücken mit fiktiven Elementen. Dies gibt der Erzähler auf S.227 unumwunden zu. Diese vorläufige Feststellung ist aber im Folgenden noch zu präzisieren.

Eine Textstelle fällt durch ihre Signifikanz für das Gesamtbild des Romans auf: Auf S.42 verzeichnet der Erzähler unterschiedliche Angaben der Tagebuchschreiber bezüglich ihrer Ankunft in Tromsö. Er lässt diese Ambivalenz so stehen, obwohl sie, wie er sagt, leicht aufgeklärt werden könnte, und lässt alle drei Wirklichkeiten gelten. Hier bildet sich eine „Meta-Wirklichkeit“ im Bewusstsein des Erzählers heraus, er bewertet den subjektiven Eindruck des Individuums höher als die objektiven Daten. Ausgehend von dieser Prämisse verstärkt sich der Fiktionscharakter des Romans, da der Einschätzung des Erzählers zufolge eine objektiv feststellbare Wirklichkeit den Geschehnissen nicht gerecht werden kann. Es fällt auf, dass der Erzähler überwiegend die Tagebucheintragungen dazu einsetzt, um seine vorher gemachten Aussagen zu untermauern. Dies zeigt, dass er einen gewissen Fixpunkt benötigt, um nicht völlig in die Beliebigkeit und die Fiktion abzugleiten. Die Eintragungen und das Logbuch sind die Ankerketten, mit denen die Handlung an der subjektiven, individuellen Realität der historischen Figuren haftet.

Die historischen Eintragungen (also in unserem Sinne die „Fakten“) werden vor allem dann einmontiert, wenn es um die Gefühle und Gedanken der Figuren geht. Im Einklang mit seiner Zurückhaltung bei bestimmten Schlüsselmomenten (Tod Krischs, Entdeckung neuen Landes), lässt der Erzähler hier seinen Figuren/den Personen den Raum.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Erzähler sich überwiegend auf die Beschreibung der Chronologie der Expedition verlagert und die Empfindungen den Tagebuchschreibern überlässt, also zum Rekonstruieren, zur Schilderung derEreignisse neigt. Dass er aber wie oben aufgeführt diese Verteilung gelegentlich durchbricht, macht die Vielschichtigkeit dieses Romans aus.

4. Resumee: Die Wirklichkeit ist teilbar

Es fällt auf, dass nach den obigen Ausführungen ein ambiger Eindruck bezüglich des Erzählers bleibt, der einer völligen Klarheit über seine Funktion im Wege steht: Auf der einen Seite die dominante, mit ihrer Meinung und Macht der Zitatenmontage alles beherrschende Figur, die fiktional erscheint, auf der anderen Seite eine zurückhaltende, nachdenkliche und letztlich auch unsichere Person, von der man fast versucht sein könnte zu behaupten, dass es sich um den Autor Christoph Ransmayr höchstpersönlich handeln könnte, die dem Roman jedenfalls polyphone Qualitäten verleiht.

Da die zweite Einschätzung literatur- und gattungstheoretisch problematisch ist, bleibt ein etwas unbefriedigende Ausweg, der der „Wahrheit“ aber letztlich näher kommen dürfte: der Erzähler ist alles in einem. Er wird somit zur äußerst vielschichtigen Figur, die mit vielen Widersprüchen behaftet bleibt.

Das zentrale Thema des Romans ist die Teilbarkeit, die Partikularität der Wirklichkeit. In diesem Postulat steckt wiederum die Selbsthinterfragung des ganzen Textes: Wenn nichts absolut ist, versinkt dann nicht alles in Beliebigkeit? Mit diesem Problem lebt der Text jedoch ganz bewusst und ist in diesem Sinne unter dem sehr schwammigen Begriff postmodern zu führen. Da es keine Objektivität gibt, besteht die einzige Möglichkeit im Aufzeigen der eigenen Realität, die sich nicht um Konsens bemühen muss. In den Abwägungen des Erzählers ist stets die Voraussetzung enthalten, dass sich die Wirklichkeit aus vielen Einzelwirklichkeiten zusammensetzt. Der Roman ist also letztlich nicht als Rekonstruktion zu begreifen, obwohl er so gelesen werden kann, sondern ist vielmehr ein Psychogramm derjenigen, von denen er handelt und von dem, der ihn erzählt.

5. Literaturverzeichnis

Ransmayr, Christoph:Die Schrecken des Eises und der Finsternis, Frankfurt/Main 1987 Bachtin, Michail:Probleme der Poetik Dostojevskijs, Frankfurt/Main, Berlin, Wien 1985

(außerdem ohne Zitate verwendet:)

Grundzüge der Literaturwissenschaft,Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Heinrich Detering, München 1996

[...]


1Im Sinne der Ein-Erzähler Konfiguration des traditionellen Romans, in der der allwissende Erzähler als alleiniger Filter der Handlung auftritt.

2 So zum Beispiel die vielen Zitate im 14. Kapitel “Dritter Exkurs” (S.187-194) 3

3aus M.BACHTIN: “Probleme der Poetik Dostojevskijs” 1971, S.227

4vgl. hierzu S.11 und vor allem S.274 „ und nichts werde ich aus der Welt schaffen: Habe ich mich vor einem solchen Ausgang meiner Nachforschungen gefürchtet?

5S.63

6siehe auch Abschnitt 3: Zum Verhältnis von Dokumentation und Fiktion

7S.227)

8vgl. Hierzu S.109, S.195 und S.202: Der Erzähler lässt viel Verständnis für den einfachen Jäger und auch Haller durchscheinen.

9Weyprechts Meinung beispielsweise S.108: „er kehre lieber mit (...) einer vollzähligen Mannschaft zurück...“, Erzählermeinung siehe S. 61:“Totentanz“

10S.224 und S.226

11S.208

12S.24

13 Bachtin, M.: Probleme der Poetik Dostojevskijs, S. 57. 7

14Da es keine anderslautendenden Angaben gibt, kann man davon ausgehen, dass der Erz. fiktiv ist. Da er Mazzini begegnet ist, ist dieser folglich ebenfalls fiktiv

15S.113

16“Aber der Anblick dieser Pässe (...) war nichtsdestoweniger so fesselnd, dass wir unsere Aufmerksamkeit (...)“ S.223

17Siehe S.233 und ausführlich S.208

18S.216

19S.193

20 zum Versinken des Erzählers in seinen Phantasielandschaften, vgl. S.275 12

1unter „Fakten“ verstehe ich hier die auf S.277 angegebenen Schriften der Expeditionsmitglieder, wobei die vom Erzähler immer wieder betonte Subjektivität dieser Schriften hierbei keine Beachtung findet: Sie sind das „Rohmaterial“, auf das sich der Erzähler bezieht

2 S. 102 “(…) sie werden freikommen, sie müssen freikommen (...)“ 14

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Ransmayrs, Christian - Die Schrecken des Eises und der Finsternis - Der Erzähler als Filter der Wirklichkeit: Vielstimmigkeit, Fakten und Fiktion
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Veranstaltung
Erzählen in Literatur und Film
Note
2+
Autor
Jahr
2001
Seiten
15
Katalognummer
V105729
ISBN (eBook)
9783640040131
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ransmayrs, Christian, Schrecken, Eises, Finsternis, Erzähler, Filter, Wirklichkeit, Vielstimmigkeit, Fakten, Fiktion, Erzählen, Literatur, Film
Arbeit zitieren
Daniel Schäbler (Autor:in), 2001, Ransmayrs, Christian - Die Schrecken des Eises und der Finsternis - Der Erzähler als Filter der Wirklichkeit: Vielstimmigkeit, Fakten und Fiktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105729

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