Gliederung: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über die Ereignisse und politischen Entwicklungen, die zum Ersten Weltkrieg führten. Er konzentriert sich auf die Zeit um die Jahrhundertwende und beleuchtet die Rolle des „Neuen Kurses“ Wilhelms II., die Marokkokrisen, die Instabilität auf dem Balkan und die zunehmenden internationalen Spannungen.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die wichtigsten Themen sind: der „Neue Kurs“ Wilhelms II. und seine Auswirkungen auf das europäische Kräftegleichgewicht, die beiden Marokkokrisen und ihre Rolle bei der Verschärfung der deutsch-französischen und deutsch-britischen Beziehungen, die zunehmende Instabilität auf dem Balkan als Krisenherd und die Eskalation der Spannungen, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führten.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Der „Neue Kurs“ Wilhelms II., Die Marokkokrisen (mit Unterkapiteln zur ersten und zweiten Marokkokrise), Unruheherd Balkan und Quellenangaben. Diese Struktur ermöglicht eine systematische Darstellung der behandelten Themen.
Welche Rolle spielte der „Neue Kurs“ Wilhelms II.?
Der „Neue Kurs“ führte zu einer Abkehr von Bismarcks Politik des Kräftegleichgewichts. Die Ablehnung des Rückversicherungsvertrages mit Russland und der Aufbau der deutschen Hochseeflotte verschlechterten die Beziehungen zu Großbritannien und begünstigten die Bildung der Triple Entente, wodurch das Deutsche Reich zunehmend isoliert wurde.
Welche Bedeutung hatten die Marokkokrisen?
Die Marokkokrisen waren wichtige Ereignisse, die die internationalen Spannungen deutlich verschärften. Sie zeigten die Konkurrenz zwischen Frankreich und Deutschland um koloniale Einflusssphären und trugen zur weiteren Isolierung Deutschlands bei. Die deutsche Politik des „Bluffens“ erwies sich als ineffektiv.
Warum war der Balkan ein Unruheherd?
Der Balkan war aufgrund des Zerfalls des Osmanischen Reiches und der daraus resultierenden Machtverschiebungen ein instabiler Raum. Die Annexion Bosniens und Herzegowinas durch Österreich-Ungarn, die Balkankriege und schließlich das Attentat von Sarajevo trugen maßgeblich zur Eskalation der Lage bei.
Welche Quellen wurden verwendet?
Der Text verweist auf eine Vielzahl von historischen Quellenwerken, darunter Lehrbücher, Handbücher und Atlanten zur Weltgeschichte, die im Kapitel "Quellenangaben" detailliert aufgelistet sind. Die Liste der verwendeten Literatur ist umfangreich und zeugt von gründlicher Recherche.
Welche Schlussfolgerung lässt sich ziehen?
Der Text verdeutlicht, wie eine Kombination aus imperialistischer Rivalität, Machtpolitik und militärischer Aufrüstung zu einer Atmosphäre der Unsicherheit und des Misstrauens führte, die letztendlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs beitrug.
Für wen ist dieser Text bestimmt?
Der Text ist für akademische Zwecke konzipiert, insbesondere zur Analyse von historischen Themen. Die präzise Struktur und die detaillierten Informationen eignen sich gut für wissenschaftliche Arbeiten und das Studium der Geschichte des Ersten Weltkriegs.
Gliederung
1. Einleitung
2. Der „Neue Kurs“ Wilhelms II.
3. Die Marokkokrisen
3.1 Die erste Marokkokrise
3.2 Die zweite Marokkokrise
4. Unruheherd Balkan
5. Quellenangaben
1. Einleitung:
Durch die imperialistische Expansionspolitik kam es Ende des 19. Jahrhunderts zu Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Führungsmächten. Besonders am Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Konflikte noch verschärft: Afrika war aufgeteilt und Asien von den Europäern durchdrungen, so das eine Machterweiterung nur noch in Europa selbst stattfinden konnte. Das labile Gleichgewicht zwischen den europäischen Mächten, das der deutsche Reichskanzler Bismarck aufrechterhalten hatte, geriet nach seinem Sturz ins Wanken und auch auf dem Balkan entstand durch den Zusammenbruch des Osmanischen Reiches ein neuer Krisenherd. Die Häufung von Konflikten, das gespannte Verhältnis zwischen den europäischen Mächten und die zunehmende Kriegsbereitschaft sollten schließlich in den Ersten Weltkrieg führen.
2. Der „Neue Kurs“ Wilhelms II.:
Als Bismarck 1890 unter Kaiser Wilhelm II. zum Rücktritt gezwungen wurde, bedeutete dies einschneidende Veränderungen für die bisherige Außenpolitik. Durch den „Neuen Kurs“ Wilhelms II. geriet das von Bismarck aufgebaute Kräftegleichgewicht in Europa ins Wanken. 1890 lehnte Wilhelm die Erneuerung des Rückversicherungsvertrages mit Rußland ab, woraufhin dieses mit Frankreich 1894 eine Militärkonvention schloss und so einen Zweifrontenkrieg gegen das Deutsche Reich möglich machte.
Nun wäre ein Bündnis Deutschlands mit Großbritannien von großem Vorteil gewe- sen. Die deutsch-britischen Beziehungen verschlechterten sich jedoch, als man Mitte der 1890er Jahre mit dem Aufbau einer deutschen Hochseeflotte begann. Es setzte ein erbittertes Wettrüsten mit Großbritannien ein, denn dieses sah seine Vormacht- stellung zur See und seine Sicherheit durch die deutsche Flotte gefährdet.
Ein Bündnis zwischen Frankreich und Großbritannien, die Entente cordiale, die später mit Rußlands Beitritt zur Triple-Entente ausgeweitet wurde, führte schließlich zur Isolation des Deutschen Reiches, dem außer Österreich-Ungarn kein Bündnispartner mehr geblieben war.
3. Die Marokkokrisen:
Die Marokkokrisen waren zwei internationale Krisen in den Jahren 1905/06 und 1911/12 und wurden durch die Interessen Frankreichs und des Deutschen Reiches an Marokko ausge- löst.
3.1 Die erste Marokkokrise:
1880 war im Marokkoabkommen das Mitspracherecht des Deutschen Reiches in nordafrika- nischen Fragen festgelegt und der Status Marokkos als formal souveränes Land vereinbart worden.
1904 begann Frankreich mit der Durchdringung Marokkos und einigte sich mit Spanien über die Aufteilung der Interessenzonen in Marokko; Die französische Regierung strebte die Zoll- kontrolle und die Umbildung der marokkanischen Armee unter französischem Kommando an.
Das Deutsche Reich wollte der britisch-französischen Annäherung (Entente cordiale) entge- genwirken, indem die deutsche Regierung die alten Pläne eines Kolonialbundes, der Groß- britannien ausschließen und die deutsch-französische Gegnerschaft beenden sollte, wieder aufgriff. Da der erste Versuch, ein Bündnis mit Rußland und Frankreich zu schließen, schei- terte, versuchte Deutschland durch unmittelbaren Druck, Frankreich den Kurs der deutschen Kolonialpolitik aufzuzwingen. Die Marokko-Frage war dafür eine willkommene Möglichkeit. Das Deutsche Reich meldete 1905, als Frankreich Marokko zum französischen Protektorat machen wollte, sein Mitspracherecht an dieser Entscheidung an. Kaiser Wilhelm II. stattete dem Sultan in Tanger einen Besuch ab, um zu demonstrieren, dass er Marokko für einen souveränen Staat halte.
Der französische Ministerpräsident schlug Deutschland daraufhin vor, alle deutschfranzösischen kolonialen Differenzen nach dem Muster der Entente cordiale zu regeln. Die deutsche Regierung lehnte jedoch ab und bestand auf einer internationalen Konferenz. Ihr Ziel war, der französischen Marokko-Politik eine Niederlage zu bereiten. Sie wollte Frankreich die Nutzlosigkeit der Entente mit Großbritannien aufzeigen und ihm deutlich machen, dass es sich an Deutschland halten müsse, wenn es kolonialpolitische Erfolge haben wolle. Die französische Niederlage sollte Frankreich aus der Entente cordiale lösen und es dazu bringen, dem geplanten Kolonialbund beizutreten. Reichskanzler von Bülow rechnete damit, dass Frankreich nachgeben und es nicht auf einen Krieg ankommen lassen werde, zumal Deutschland keinen Krieg beabsichtigte (Politik des Bluffens).
Die deutsche Regierung beharrte auf einer internationalen Konferenz und Frankreich stimm- te zu. Auf der Algeciras-Konferenz 1906 beratschlagten unter anderem das Deutsche Reich, Frankreich, Österreich-Ungarn, Großbritannien, die USA und Italien über den Konflikt. Deutschland hatte mit einer Mehrheit auf seiner Seite gerechnet; es war jedoch mit Öster- reich-Ungarn isoliert. Die Konferenz bestätigte zwar die Selbstständigkeit Marokkos, billigte aber den vorwiegend französischen Einfluss auf das nordafrikanische Land weitgehend. Äu-ßerlich war der deutschen Forderung damit zwar Genüge getan, aber die Isolierung Deutsch- lands im Kreis der europäischen Mächte wurde besonders deutlich. Auch die Hoffnung der deutschen Regierung, die Entente cordiale zu schwächen, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit Frankreichs und Englands wurde durch die deutsche Politik noch ge- festigt.
3.2 Die zweite Marokkokrise:
Die zweite Marokkokrise wurde ausgelöst, als französische Truppen 1911 anlässlich innerer Unruhen (ein Aufstand gegen den Sultan) die marokkanische Hauptstadt Fès besetzten und damit den Vertrag von Algeciras verletzten. Das Deutsche Reich schickte als Reaktion das Kanonenboot „Panther“ („Panthersprung“) nach Agadir, um seine militärische Stärke zu de- monstrieren. Das Deutsche Reich hatte jedoch mit dieser militärischen Aktion Großbritannien nicht genügend berücksichtigt. So warnte der britische Schatzkanzler Lloyd George Deutsch- land davor, Frankreich den Krieg zu erklären und deutete an, dass England sich im Kriegsfall nicht mehr passiv verhalten, sondern auf Frankreichs Seite eingreifen würde. Um dieser Aussage Nachdruck zu verleihen, versetzte Großbritannien seine Marine sogar zeitweilig in Alarmzustand.
Am 11.11.1911 wurde die Marokkokrise nach längeren Verhandlungen zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich durch den Marokko-Kongo-Vertrag beigelegt. Das Deutsche Reich erkannte die französische Vorherrschaft über Marokko an und im Gegenzug trat Frankreich Teile des französischen Kongo und Französisch-Äquatorial-Afrikas an das Reich ab.
Wieder gelang es dem Deutschen Reich nicht, einen Keil zwischen die britisch-französische Entente zu treiben. Die Vorgänge in Marokko verstärkten den Zusammenhalt der Entente noch. Die politische Isolation des Deutschen Reiches wuchs. Gleichzeitig nahmen im Deutschen Reich die englandfeindliche Stimmung und die Kriegsbereitschaft zu.
4. Unruheherd Balkan:
Vor allem in den letzten Jahren vor dem ersten Weltkrieg wurde der Balkan zum Unruheherd in Europa. 1908 kam es zur Bosnienkrise, als Österreich-Ungarn die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina annektierte. Serbien, Rußland und Montenegro protestierten zwar, mussten das österreichische Vorgehen aber hinnehmen, als sich das Deutsche Reich auf die Seite Österreich-Ungarns stellte.
Auch andere Staaten nutzten die Schwäche der Türkei („dem kranken Mann am Bosporus“) aus; so eroberten die Truppen des Balkanbundes (Bulgarien, Griechenland, Montenegro und Serbien) im ersten Balkankrieg 1912 fast die gesamte europäische Türkei. 1913 lösten Streitigkeiten um die Aufteilung Makedoniens den zweiten Balkankrieg aus. In diesem Krieg konnte Serbien sein Territorium fast verdoppeln und auch die russische Position auf dem Balkan wurde gestärkt.
Am 28. Juni 1914 wurden der österreich-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo von einem Mitglied einer großserbischen Geheimorganisation erschossen. Dieses Attentat bot Österreich-Ungarn eine willkommene Möglichkeit, gegen Serbien vorzugehen und löste damit die Julikrise aus, die schließlich in den Ersten Weltkrieg führen sollte.
5. Quellenangaben:
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BRÜCKMANN, ASMUT: Historisch-Politische Weltkunde, Die europäische Expansion, 1. Auflage, Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart, 1993.
GRUNDMANN, HERBERT (HRSG.): Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte, vierbändig, Bd. 3, Von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg, 9. bearbeitete Auflage, Union Verlag, Stuttgart, 1970.
HILGEMANN, WERNER / KINDER, HERMANN: dtv-Atlas Weltgeschichte, zweibändig, Bd.2: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart, 25. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1991.
HIRSCHFELDER, HEINRICH / NUTZINGER, WILHELM: Das Kaiserreich 1871-1918, 1. Auflage, C. C. Buchners Verlag, Bamberg, 1987.
HOLZBAUER, HANS / ZUBER, KARL-HEINZ (HRSG.): bsv Geschichte 3 N, Von der Zeit der Aufklärung bis zum Ersten Weltkrieg, 1. Auflage, München, 1986.
HUG, WOLFGANG (HRSG.): Unsere Geschichte, vierbändig, Bd. 3, Von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg, Diesterweg Verlag, Frankfurt a. M., 1988.
PROKASKY, HERBERT / TABACZEK, MARTIN (HRSG.): Geschichts-Kurse für die Sekundarstufe II, sechsbändig, Bd. 6: Krieg und Frieden, Friedensordnungen und Konflikte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, 1. Auflage, Schroedel Schulbuchverlag, Paderborn, 1994.
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- Annika Milz (Autor:in), 2000, Die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges - Die Marokkokrisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105763