Cronin, A. J. - Hinter diesen Mauern


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

5 Seiten


Leseprobe


Hinter diesen Mauern

Ein Roman von A. J. Cronin

A. J. Cronin wurde 1896 in Cardross in Schottland geboren. Seine Kindheit wurde durch das einfache, arbeitsreiche Leben auf einer kleinen Farm geprägt. Ein Stipendium ermöglichte ihm, 1914 in Glasgow Medizin zu studieren. Im Jahr 1915 musste er jedoch das Studium un- terbrechen und bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Dienst als Marinearzt leisten. Das Medi- zinstudium absolvierte er 1919 mit Auszeichnung. Sein Werdegang führte ihn zunächst als Schiffsarzt nach Indien und schließlich als Spitalsarzt in verschiedene Orte Großbritanniens. Im Bergbaugebiet von Süd-Wales eröffnete er 1921 eine eigene Praxis, Jahre später prakti- zierte er im West End von London. Die Erfahrungen, die er im Bergbaugebiet sammelte, prägten ihn nachhaltig. Eine Krankheit zwang ihn schließlich, den Medizinerberuf aufzugeben und sich uneingeschränkt dem Schreiben zu widmen. Während der Nachkriegszeit bis Anfang der sechziger Jahre lebte Cronin mit seiner Familie in den USA, danach in der Schweiz, wo er 1981 starb.

Doch nun zum Buch an sich. Dieses Werk Cronins hat den Titel "Hinter diesen Mauern" und ist ein Roman eines Justizirrtums.

Paul, die Hauptperson, war 21 Jahre alt und hatte erst vor kurzer Zeit das Examen der Univer- sität in Belfast abgelegt. Seine Mutter war eine strenggläubige Christin und hatte ihn allein aufgezogen, seit sein Vater vor etwa 15 Jahren bei einem Eisenbahnunglück in Südamerika ums Leben gekommen war. Damals war Paul etwa sechs Jahre alt gewesen. So hatte es ihm seine Mutter erzählt und er war nie auf den Gedanken gekommen, es anzuzweifeln. Die Prob- leme begannen damit, dass Paul für den Unterricht in einer Sommerschule in Portray einen Geburtsschein nachweisen musste. Seine Mutter zögerte einige Tage und versuchte ihn hin- zuhalten, doch dann händigte sie ihm völlig verängstigt und entnervt auf Anraten des Pastors Fleming die Urkunde aus. Zuerst glaubte Paul an einen Irrtum, als er statt seinen Namen, Paul Burgess, den Namen Paul Mathry las. Nachdem seine Mutter einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und nicht fähig war, ihm die Tatsachen zu erklären, schickte sie ihn zum Pastor Fleming, der ihn aufklärte.

Fleming hatte seine Eltern getraut, und war nach der Eheschließung in ständigem Kontakt mit ihnen geblieben. Im Jahre 1921 war ein schreckliches Verbrechen verübt worden. Mona Spur- ling, eine hübsche, sechsundzwanzigjährige Blumenverkäuferin, war in ihrer Wohnung er- mordet worden. Das Ehepaar Prusty, das unter ihr wohnte, hörte heftige Geräusche, und so ging Albert Prusty hinauf, um die Sache zu untersuchen. Ein junger Mann namens Edward Collins war gerade eben erst heraufgekommen, um ein Wäschepaket abzuliefern. Plötzlich wurde die Tür geöffnet, ein Mann stürzte aus Miss Spurlings Wohnung und rannte die Treppe hinunter. Collins und Prusty eilten ins Wohnzimmer, wo sie Miss Spurlings fanden. Sie lag in einer Blutlache, ihr Kopf war beinahe vom Körper abgetrennt. Zuerst schien es, als hätte der Mörder keine Spuren hinterlassen, doch einige Tage später meldete sich ein Angestellter na- mens Harry Rocca bei der Polizei, um eine Aussage zu machen. Er sagte, dass eine Bekannter von ihm, Rees Mathry, ihn gebeten hatte, im Falle einer Befragung zu sagen, dass er mit ihm an jenem Tag Billard gespielt hätte. Rees Mathry, der Miss Spurling einige Male besucht hat- te, wollte gerade nach Argentinien auswandern, und wurde in Liverpool gefasst und festge- nommen. Mathry beschwor seine Unschuld, doch die Indizien sprachen gegen ihn: bei der Durchsuchung hatte man im Gepäck Mathrys ein Rasiermesser gefunden, das die Tatwaffe gewesen sein könnte, der Fluchtversuch nach Argentinien, sein hartnäckiger Widerstand ge- gen die Polizei, und vor allem sein Versuch, sich mit Roccas Hilfe ein Alibi zu beschaffen, waren schwerwiegende Fakten. Die Zeugen waren Albert Prusty, der jedoch nicht beschwören konnte, dass Mathry der Mann war, der aus der Wohnung gerannt war, weiters Collins und die 17jährige Louisa Burt, die den Täter auf der Straße vor der Wohnung gesehen hatte. Die beiden Letztgenannten schworen, dass Rees Mathry der Mörder war und so wurde er schuldig gesprochen. Das Todesurteil wurde in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt, und so wurde Mathry nach Stoneheath gebracht. Hier endete die Erzählung des Pastors.

An dieser Stelle sei kurz Ella, die Tochter des Pastors, erwähnt. Sie war etwa zwei Jahre älter als Paul, stolz und eingebildet, und war fest davon überzeugt, dass sie und Paul eines Tages heiraten würden, obwohl sie keine feste (Liebes-) Beziehung miteinander hatten.

Paul konnte sich nicht einfach so damit abfinden, dass sein Vater ein Mörder war und nun in Stoneheath auf den Tod wartete. Darum schrieb er seiner Mutter eine Nachricht, um ihr keine Sorgen zu bereiten, und machte sich auf den Weg nach Wortley, um von dort ins nahegelege- ne Stoneheath zu gehen. Dort musste er jedoch feststellen, dass die Gefangenen keine Besu- che erhielten, und so kehrte er nach Wortley zurück. Dort fand er zufällig Albert Prusty. Die- ser war ein mürrischer, alter Mann, doch dann erklärte er sich bereit, Paul die Ereignisse aus seiner Sicht zu erzählen. Prusty wies Paul auch auf den damaligen Detektivinspektor James Swann hin, der damals auch einige entlastende Tatsachen herausgefunden hatte, die jedoch nie zur Sprache gekommen waren. Leider hatte Swann eine Schwäche gehabt, nämlich den Alkohol. Dies führte soweit, dass er entlassen wurde und immer mehr verwahrloste. Schließ- lich hatte Prusty ihn aus den Augen verloren und nichts mehr von ihm gehört. Paul entschloss sich, diesen Swann zu suchen, aber er fand nicht die geringste Spur. Doch dann erzählte ihm Mark Boulia, ein junger Bibliothekar, den er beim Lesen der damaligen Zeitungsberichte kennengelernt hatte, dass Swann in einem Krankenhaus lag. Swann berichtete Paul, dass er ein sehr kritischer und gerechter Detektiv gewesen war. Er erzählte, dass ihm einige Dinge aufgefallen waren. Zum Beispiel hatte Rees Mathry die Fahrkarten nach Südamerika auf sei- nen eigenen Namen gebucht und ebenso offen in einem Hotel ein Zimmer bestellt - ein un- vorstellbares Verhalten für einen Mann, der eine Verfolgung befürchtete und seine Spuren verwischen wollte. Außerdem hatte Miss Spurling so entsetzliche Verletzungen davongetra- gen, dass nur ein sehr kräftiger Mann sie ausgeführt haben konnte, Rees Mathry hingegen war leicht gebaut. Weiters hatte Mathry erklärt, er wollte sich mit Roccas Hilfe ein Alibi erhalten, weil er zur besagten Zeit im Kino gewesen war, dies aber nicht beweisen konnte. Das Rasier- messer, das angeblich die Tatwaffe gewesen war, hatte Mathry einst von seinem Vater geerbt und sorgfältig aufbewahrt, doch hätte sich ein Mörder nicht zuallererst seiner Tatwaffe entle- digt? Eine der Hauptzeugen, die junge Louisa Burt, die sehr stolz und völlig versessen und begeistert davon war, den Mörder gesehen zu haben, glaubte, unglaublich wichtig zu sein und mit Hilfe der Belohnung zu einer vornehmen Dame werden zu können. Sie gab zuerst eine Beschreibung des Täters ab, die aber nicht mit Rees Mathry in Zusammenhang zu bringen war, sie passte sich jedoch der Lage an, sagte, sie sei verwirrt gewesen und identifizierte Mathry als den Mörder. Collins, der zuvor gesagt hatte, er sei nicht imstande, den Mann zu erkennen, unterstützte nun aber Miss Burt. Doch nichts davon wurde zur Kenntnis genom- men. Der leitende Polizeidirektor von Wortley, Adam Dale, war zwar aufrichtig und anstän- dig, aber auch streng und folgte den geregelten Bahnen des Polizeiapparates. Der Staatsan- walt, Matthew Sprott, der nun fast bis zum Gipfel seiner Karriere gestiegen war, war damals ein unbedeutender Anwalt, der die Aufstiegschancen sah und den Fall mit seinem größten Ehrgeiz zu gewinnen suchte und dies schließlich auch schaffte. Hier beendete Swann seinen Bericht mit der Begründung, dass er zu erschöpft war, um weiterreden zu können.

Paul war nach dieser Unterredung davon überzeugt, dass ein Vater unschuldig verurteilt wor- den war. Paul nahm einen Job als Pianist in einem Warengeschäft an, um sich den Lebensun- terhalt zu verdienen. Er traf Louisa Burt in einem Lokal und schmeichelte ihrer Eitelkeit, um möglicherweise von ihr Beweise zu erhalten. Zuerst schien er auch Glück zu haben, denn Burt gab sich sehr vornehm und war stolz, in einem Mordfall eine wichtige Zeugin gewesen zu sein, doch dann verschob sie das Gespräch auf einen anderen Tag. In der Zwischenzeit wurde Paul von der Polizei aufgegriffen, und der Polizeidirektor Dale erklärte ihm nicht unfreundlich, dass er ihn schon seit einigen Tagen beobachten ließ und von seiner Geschichte Bescheid wusste. Er gab ihm den Rat, nach Belfast zurückzukehren, und entließ ihn.

Nachdem Paul erfahren hatte, das Swann im Krankenhaus gestorben war, entschloss er sich, sich an das Parlament zu wenden. Das liberale Parlamentsmitglied George Birley gewährte ihm eine Unterredung. Obwohl Birley Pauls Bitte, den Fall neu aufzurollen und ihn dem dafür zuständigen Innenminister zu unterbreiten, zuerst ablehnend gegenüberstand, willigte er schließlich ein und versprach ihm, ihn im Parlament zu vertreten. So sehr sich Paul zuerst darüber gefreut hatte, so groß war schließlich auch die Enttäuschung, als er in der Zeitung las, dass der Innenminister den Antrag abgelehnt hatte.

Seine Nachforschungen in den Gesprächen mit Louisa Burt nahmen ein jähes Ende, als sie von seiner wahren Identität erfuhr und er abermals von der Polizei aufgegriffen wurde. Sir Matthew, der Staatsanwalt, hatte dem Polizeidirektor Dales die Anweisung gegeben, Paul den Aufenthalt in Wortley zu verbieten, doch Dale entschied sich, ihm erst Folge zu leisten, wenn Paul etwas Rechtswidriges machen würde. Und so blieb es bei einer zweiten Verwarnung.

Nachdem ihn sein Arbeitgeber wegen der Schwierigkeiten mit der Polizei entlassen hatte, geriet er in finanzielle Probleme. Doch er gab nicht auf und suchte weiter nach Beweisen, die seinen Vater entlasten könnten. So verwahrloste er immer mehr und macht bald einen herun- tergekommenen Eindruck. Verzweifelt versuchte er, mit Plakaten mit der Aufschrift "Mord: der Unschuldige verurteilt; der Schuldige frei" auf sich aufmerksam zu machen. Daraufhin sperrte ihn die Polizei wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Aufwiegelung des Vol- kes ein. Vor Gericht wurde er zu einer Strafe von fünfzig Pfund verurteilt, und da er diese Summe nicht aufbringen konnte, drohte ihm eine Haftstrafe. Diese wurde jedoch abgewendet, als Dunn, ein guter Freund von Lena, die geforderte Summe bezahlte. Paul hatte Lena in dem Warenhaus, in dem er einige Zeit als Pianist gearbeitet hatte, kennengelernt und sich in sie verliebt. Lena nahm Paul bei sich auf, doch als Paul krank wurde und eine Brustentzündung bekam, musste er ins Spital.

Dunn, der Paul vor dem Gefängnis bewahrt hatte, war ein erfolgreicher, unabhängiger Schrift- steller, der viele Presseartikel schrieb und Einfluss auf so manche Zeitung hatte. Nachdem er Pauls Geschichte gehört hatte, entschloss er sich, sie in Teilabschnitten zu veröffentlichen. Die Artikel bewegten die Bevölkerung. Leute, die Rees Mathry nie gesehen hatten, demonst- rierten auf den Straßen und forderten Mathrys Freilassung. Sie alle waren zutiefst davon be- troffen, dass jemand aufgrund eines Justizirrtums 15 Jahre unschuldig in einem Zuchthaus verbringen musste. Und es geschah, was Paul so lange zu erreichen suchte - der Fall Mathry wurde neu aufgerollt, alle Tatsachen wurden berücksichtigt, die falschen Zeugenaussagen wurden überführt, und Rees Mathry wurde freigesprochen und erhielt eine angemessene Ent- schädigung. Der wahre Mörder war Enoch Oswald, der Besitzer des Mietshauses, in dem die Ermordete gewohnt hatte. Doch er konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, weil er sich selbst aufgehängt hatte.

Paul war begeistert über den Freispruch seines Vaters, doch seine Euphorie verging, als aus dem Gefängnis kein froher, glücklicher Vater, sondern ein von den Demütigungen und vom Hass geplagter, verbitterter Mann kam. Nur mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld gelang es Paul, seinen Vater von einem Neuanfang zu überzeugen.

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Cronin, A. J. - Hinter diesen Mauern
Autor
Jahr
2001
Seiten
5
Katalognummer
V105856
ISBN (eBook)
9783640041374
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cronin, Hinter, Mauern
Arbeit zitieren
Peter Bergetschwandtner (Autor:in), 2001, Cronin, A. J. - Hinter diesen Mauern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105856

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Cronin, A. J. - Hinter diesen Mauern



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden