Die Macht der Zeit


Referat / Aufsatz (Schule), 2001

23 Seiten, Note: 14 Punkte


Leseprobe


1. Einleitung

Hast Du heute Zeit für mich?

Lass Dir ruhig Zeit!

Tut mir leid, habe morgen doch keine Zeit.

Kannst Du Dir nicht einfach mal Zeit nehmen?

All dies sind Fragen und Aussagen, die jeder Mensch hä ufig verwendet. Warum spricht jeder davon keine Zeit zu haben? Können wir denn Zeit besitzen oder ist es eine ganz normale Größe wie Gewichtskraft und Masse?

Viele haben sich darüber schon Gedanken gemacht; Literaten, Philosophen und Künstler. Einer der bekanntesten Schriftsteller, Michael Ende, sagte über die Zeit:

,,Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit..."(Michael Ende; 1929-1995)1

Weswegen haben wir genau dieses Thema für unsere Seminarfacharbeit gewählt?

Wie auch Michael Ende, denken wir, dass Zeit eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielt. Groß und Klein haben diesen Begriff in ihrem Sprachgebrauch und verwenden ihn häufig. Somit denkt jeder, dass er weiß, was Zeit bedeutet.

Aber versuchen Sie es einmal jemanden zu erklären!

Auch für uns ist es schwierig, den Begriff Zeit zu definieren, da er sehr komplex ist.

In unserer vorliegenden Arbeit möchten wir Ihnen einen Einblick über den philosophischen Zeitbegriff, die Definition Zeit in verschiedenen Wissenschaften und dessen Bedeutungen darlegen. Spezialisierend setzen wir uns mit dem Leben als Zeitabschnitt und mit dem Zeitbegriff in der Physik auseinander, abschließend möchten wir Ihnen einen zusammenfassenden Überblick verschaffen.

Wir beschäftigen uns erst mit der Zeit ab dem Beginn des Universums, also dem Beginn von Raum, Zeit und Materie. Vor dem Urknall gab es keine Veränderungen, also auch keine Zeit.

Denn Zeit ist phys ikalisch die Entwicklung von einem Zustand zu einem anderen.

Unser Ziel ist es, das Phänomen, die vierte Dimension, Zeit zu erforschen und zu verstehen. Wir sind davon überzeugt, dass dies sehr interessant und spannend wird, denn Zeit ist eine Größe, die immer unaufhaltsam fortschreitet. Niemand kann sie anhalten. Wir werden versuchen, uns in die Geschehnisse hineinzuversetzen und alles genau zu beobachten.

2. Hauptteil

2.1. Philosophischer Zeitbegriff

,,Die Zeit in der Philosophie ist die innerlich bewusst wahrgenommene Veränderung des Werdenden."2

Die philosophische Überlegung über die Zeit begann bei Platon (um 428-347 v.Chr.). Er stellte die raumzeitlichen, sinnlich wahrnehmenden Gegebenheiten dem Seienden und Erkennbaren gegenüber und zeigte die Zeit als das bewegliche Abbild der Ewigkeit.

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Aristoteles (384-322 v. Chr.) lieferte die erste wissenschaftliche Abhandlung über die Zeit im vierten Buch der Physik. Er betonte den kontinuierlichen Charakter und ihren Wesenszusammenhang mit der Bewegung.

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Augustinus (354-430) wies im elften Buch seiner Konfession darauf hin, dass die Zukunft (noch) nicht, die Vergangenheit nicht (mehr) und die Gegenwart nur die Grenze zwischen diesen beiden Nichtseienden und somit selber nichtig sei. Die Zeit gäbe es dank der menschlichen Seele, die Vergangenes erinnert, Gegenwärtiges wahrnimmt und Zukünftiges erwartet.

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Der Zeitablauf ist offensichtlich nicht beeinflussbar, sondern unaufhaltsam und unentrinnbar. Auch wenn wir alle Uhren anhalten würden, die Zeit eilt immer weiter. Jede Sekunde ist unwiderruflich und nur noch in der Erinnerung vorhanden, sobald sie abgelaufen ist.

Die Uhr als Zeitmessgerät bildet nicht die Zeit ab, da wir mit einer Uhr nicht alle dieselbe Zeit messen können wie die Temperatur mit einem Thermometer oder wie die Länge mit einem Lineal.

In Deutschland registrieren wir mit unserer Uhr eine andere Zeit, als zum Beispiel in Australien oder Brasilien zum gleichen Zeitpunkt. Dies ist durch die verschiedenen Zeitzonen bedingt.

Wir sind mit dem Raum, unserer Wohnung, unseren Mitmenschen und anderem eng verbunden. Doch sind wir ihnen nicht so absolut ausgeliefert wie dem Zeitablauf. In unserer Umgebung sind im Unterschied zur Zeit die Gegebenheiten körperlich vorhanden und greifbar. Die Zeit vergeht und der Raum ist.

Nach Immanuel Kant (1724-1804) sind Raum und Zeit Formen der Anschauung. Dabei ist der Raum die Form der äußeren und die Zeit die Form der inneren Anschauung.

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Im Raum gibt es drei Dimensionen: die Lä nge, die Breite und die Höhe. Wir beschreiben jeden Punkt im Raum durch genau drei Koordinaten. Zwei reichen nicht aus und eine vierte wäre überflüssig.

Die Zeit hat nur eine Dimension. Wir können jeden Zeitpunkt durch eine Zahl beschreiben, zum Beispiel durch die Anzahl der Sekunden, die seit dem 1. Januar, 0 Uhr des Jahres 1 unserer Zeitrechnung vergangen sind.

2.2. Der Zeitbegriff in verschiedenen Wissenschaften

2.2.1. Biologie

Stellen wir uns vor, die Zeit würde stehen bleiben. Niemand von uns würde altern. Betrachten wir aber die Wirklichkeit, schreitet die Zeit unaufhaltsam voran und zieht uns alle mit sich. Wir Menschen haben nur eine bestimmte Zeit zum Leben. Wir alle können ihr nicht entgehen. Unser Ziel ist es den Tod soweit wie möglich hinauszuschieben, doch ihn aufzuhalten wird nicht gelingen. Seit der Geburt tickt unsere innere Lebensuhr, welche zum Ende hin aufhört.

2.2.2. Astrophysik

Eine Verbindung zwischen Raum und Zeit können wir durch die Bewegung und die Geschwindigkeit darstellen.

Im Raum können wir uns vor und zurück, nach rechts und links, nach oben und unten frei bewegen oder bleiben, wo wir sind. In der Zeit jedoch können wir nicht einen Augenblick stehen bleiben, sondern müssen weiter. Wir nehmen täglich an der Drehung der Erde um ihre eigene Achse und um die Sonne teil. Somit können wir auch im Raum nicht verharren. ,,Ein Raumschiff könnte sich entgegen der Erdumdrehungen so bewegen, dass es relativ zur Sonne, Milchstraße und anderen Systemen ruht. In der Zeit aber gibt es keine Ruhepause." 3

2.2.3. Geschichte

In der Geschichte spiegelt sich die Zeit in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft wider.

Karl Marx(1818-1883) diagnostizierte die Geschichte in fünf Gesellschaftsepochen: Urgesellschaft, antike Sklavenhaltergesellschaft, mittelalterliche Feudalgesellschaft, bürgerlicher Kapitalismus und der Sozialismus.

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2.2.4. Deutsche Sprache

Jeder Satz beinhaltet die Zeit. Er besteht aus Subjekt, Prädikat und Objekt und hat immer einen Zeitbezug. Das Zeitwort (Prädikat) muss in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft ausgedrückt werden.

Betrachten wir die Zeit am Beispiel einer Sanduhr.

Die Gegenwart entspricht dem Moment des Falls eines Sandkorns durch die Öffnung. Zukunft (Sand oben) und Vergangenheit (Sand unten) sind dagegen breit ausgedehnt.

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2.2.5. Kunst:

Salvador Dali (1904-1989), spanischer Maler, Graphiker und Kunsttheoretiker stellte in seinem künstlerischen Werk, ,,Die Beständigkeit der Erinnerung"(1931), die Zeit dar.

Bekannte Objekte wie Uhren verlieren ihre vertraute Form und werden zu gummiartigen Wesen, dadurch gewinnt der Gedanke verrinnender Zeit und der Zweifel an der Zeitmessung Gestalt.

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2.3. Bedeutungen des Zeitbegriffes

Die Zeit ist nicht nur eine Größe in vielen Wissenschaften, sondern besitzt drei Bedeutungen. Im Begriff Zeit liegen Dauer, Richtung und Zeitpunkt. Drei Uhr ist ein Zeitpunkt und drei Stunden eine Zeitspanne (Dauer). Die Zeitrichtung ist durch den Zeitablauf der drei Stunden von drei bis sechs Uhr vorgegeben. Dies kann niemals umgekehrt werden.

Die Zeit verläuft als Zeitstrom oder Zeitpfeil immer in die Zukunft. Wir können somit Vergangenheit und Zukunft voneinander unterscheiden.

Vielschichtige Bedeutungen des Zeitbegriffes lassen sich durch eine Vielzahl von Zusammensetzungen, die das Wort Zeit enthalten, erkennen.

Wir zählen einige auf:

- Zeitaufwand,Zeitbedarf,Zeitdruck,Zeitersparnis,Zeitform,
- Zeitfrage,Zeitgeist,Zeitgenosse,Zeitgeschichte,
- Zeitgewinn,Zeitkontrolle,Zeitlohn,Zeitlupe,
- Zeitmangel,Zeitraffer,Zeitraum,Zeitrechnung,
- Zeitschrift,Zeitung,Zeitvergeudung,Zeitverlust,
- Zeitvertreib,Zeitwandel,Zeitwert undZeitwort.

Nach der Wörterliste zu urteilen, lässt sich Zeit sparen, gewinnen und verlieren, raffen, rauben und vergeuden.

Wir müssen dabei bedenken, was jedes Wort bedeutet und welche vieldeutigen Inhalte es dem Begriff Zeit zuweist.

Verdeutlichen wir dies an einigen Beispielen: Zeitdruck bedeutet Termindruck. Die Zeitfrage ist nicht die Frage nach der Zeit, sondern es hängt davon ab, wann ich Zeit habe. Die Zeitrechnung bezieht sich auf den Beginn der Zeitzählung für die Angabe des Datums. Sie ist nicht wie die Stromrechnung gemeint.

Die Liste der Zusammenstellung kann beliebig verlängert werden. Zeit kann auch am Wortende stehen wie bei: Halbzeit, Hochzeit, Uhrzeitund Unzeit. Mit dem letztgenannten Beispiel meinen wir nicht das Gegenteil von Zeit, das es nicht gibt, sondern lediglich einen unpassenden Zeitpunkt.

3. Hauptteil

3.1. Zeit in der Physik

,,Die Zeit, in physikalischer Betrachtungsweise, ist eine nach allen Erfahrungen unbeeinflussbare, jedoch nach der Relativitätstheorie vom Bewegungszustand eines zeitmessenden Beobachters abhängige Größe zur Charakterisierung des Ablaufs aller Ereignisse. Daneben wird unter Zeit auch der Zeitpunkt eines Ereignisses sowie die Zeitspanne (Zeitraum) zwischen zwei Ereignissen verstanden.

Der Begriff Zeit steht nicht nur als Maßfür die Reihenfolge von Handlungen oder Ereignissen, sondern auch als Maßfür die Bewegung von Materie. Damit ist die Zeit - wie auch die Länge oder Masse - eine der grundlegendsten physikalischen Größen."4

Die Grundgröße Zeit kommt aus der Mechanik, welches die Lehre von den Bewegungen der Körper in Raum und Zeit ist. Viele andere physikalische Größen wie Energie und Leistung bauen auf diese Grundgröße auf.5

Zeit ist für Physik zunächst etwas ganz Einfaches, denn wir alle haben immer schon ein Empfinden für die Zeit. Wir können uns leicht über Gleichzeitigkeit von Ereignissen, über früher und später und über die Dauer von Vorgängen verständigen. Dennoch können wir die Zeit vom Raum nicht trennen. Sie sind abhängig von einander und verschmelzen zusammen zu einer Raumzeit.

Nun stellen wir uns die Frage: Gibt es einen physikalischen Zeitpfeil? Leichter ausgedrückt könnten wir uns fragen, ob die Zeitachse in den physikalischen Vorgängen umkehrbar ist.

Betrachten wir die Figur 1, auf der zwei Kugeln A (weiße Kugel) und B (schwarze Kugel) liegen. Kugel A beschleunigen wir nun so, dass sie mit einer bestimmten Kraft in Richtung Kugel B rollt. Diese Kraft wählen wir genau so, dass sich die kinetische Energie von Kugel A beim Zusammenstoß mit Kugel B vollständig überträgt (das heißt: Kugel A bleibt dort stehen, wo Kugel B vor dem Aufprall lag). Kugel B rollt nun mit der von Kugel A erhaltenen Geschwindigkeit weg.

Jetzt betrachten wir die Figur 2. Würden wir nun Kugel B von diesem Ort mit der gleichen Kraft, die Kugel A auf Kugel B übertragen hat, beschleunigen, so würden Kugel A und Kugel B wieder an derselben Stelle wie am Anfang dieses Versuches stehen bleiben.

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Dies zeigt, dass die Zeitachse bei dem Versuch auch umkehrbar ist.

In allen physikalischen Vorgängen der Mechanik, Elektrodynamik oder der Quantentheorie können die Versuche vorwärtslaufend oder rückwärtslaufend auf dasselbe Endergebnis gelangen.

Nach dieser Betrachtung können wir sagen, dass es also keinen Zeitpfeil in der Physik gibt. In der klassischen Physik, beispielsweise der Kinematik oder Mechanik, besitzt die Zeit im Gegensatz zu anderen Größen keine Richtung. Unter Größen, die mit einer Richtung verbunden sind, kann man sich Geschwindigkeit oder Kraft vorstellen. Um dies zu verdeutlichen betrachten wir ein Beispiel.

Ein Wildschwein kann eine große Geschwindigkeit Richtung Wald

haben und es kann mit einer großen Kraft an einem Baum zerschellen.

Die Richtung der Größe ist genau so wichtig wie die Größe selbst. Aber ohne die Richtung würde weder die Geschwindigkeit noch die Kraft einen Sinn haben.

Dass die Zeit keine Richtung hat bedeutet, dass alle Vorgänge, die wir durch die Gesetze der Physik beschreiben können, zeitsymmetrisch sind.

Es gibt aber Ausnahmen von dieser Zeitsymmetrie der einfachen physikalischen Vorgänge, zum Beispiel den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik (Entropiesatz).

,,Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik beinhaltet eine genaue Definition einer Eigenschaft, die als Entropie bezeichnet wird.

Entropie kann als Maßdafür betrachtet werden, wie nahe sich ein System am Gleichgewicht befindet.

Der Hauptsatz besagt, dass die Entropie - das heißt die Unordnung - eines abgeschlossenen Systems nie abnehmen kann. Wenn daher ein abgeschlossenes System den Zustand der maximalen Entropie angenommen hat, kann es sich nicht mehrändern: Es hat den Gleichgewichtszustand erreicht.

Der zweite Hauptsatz beschreibt demzufolge die Richtung der Energieumwandlung." 6

Versuchen wir dies mit einem Beispiel zu erklären. Wir nehmen einen fest verschlossenen Behälter, indem zwei Flüssigkeiten eingeschlossen sind. Mit der Zeit werden sich diese beiden Stoffe gleichmäßig durchmischen, also einen Zustand größerer Unordnung und damit größerer Entropie einnehmen.

Der Zustand größerer Entropie ist also der wahrscheinlichere Zustand.

Wie man an dem Beispiel erkennen kann, ist die Entropie ein Maß für die Ordnung eines Thermodynamischen Systems.

Mit der Entropie können wir die Nichtumkehrbarkeit (Irreversibilität) eines thermodynamischen Vorganges in einem abgeschlossenen System beschreiben.

Dabei meinen wir mit einem ,,abgeschlossenen System" ein System, das in keinem Stoff-, Wärme- oder Energieaustausch mit der äußeren Umgebung steht.

Für einen umkehrbaren (reversiblen) Prozess können wir sagen, dass der Betrag der Entropie bei einem abgeschlossenen System Null ist.

Bei einem nicht umkehrbaren (irreversiblen) Prozess nimmt die Entropie in einem geschlossenen System stets zu.

Reversible Prozesse (ohne Energieaustausch mit der Umgebung) können wir nur als reines Gedankenexperiment durchführen, also nur theoretisch betrachten.

Die Ursache dafür ist der Zeitpfeil, also die Tatsache, dass Vergangenes vorbei ist, und ohne das Leisten von Arbeit nicht wieder eintritt.

Dies verdeutlichen wir wieder mit einem Beispiel.

Wir nehmen einen abgeschlossenen, hohlen Glaswürfel. Durch eine Klappe in der Ecke des Würfels werfen wir eine zerbrechliche Kugel, die mit rotem Gas gefüllt ist. Durch eine Klappe in der anderen Ecke werfen wir gleichzeitig eine identische Kugel, gefüllt mit blauem Gas. Durch den Aufprall auf dem Gefäßboden zerbrechen beide Kugeln und das Gas wird freigesetzt. Im Laufe der Zeit vermischen sich die beiden verschiedenfarbigen Gase.

Die Entropie steigt, bis sie bei vollständiger Durchmischung einigermaßen konstant bleibt. Die beiden Gase werden sich dann nie wieder von alleine trennen und sich an dem Ort konzentrieren, wo sie herkamen.

3.2. Zeit in der Biologie (Zeitablauf und Altern)

Unser Altern bis zum Tode und die Entwicklung der Lebewesen hängen ,,stark" mit der Zeit zusammen und sind spürbar zeitliche Vorgänge. Dem Altern sind aber nur Lebewesen unterworfen. Bei Materialien und Gegenständen spricht man von Alterung. Wer seinen eigenen Alterungsprozess erlebt, stellt leicht fest, dass Altern mit der Zeit identisch sein könnte. Zeit wäre dann die Übertragung des Alterns in die Außenwelt hinein. Wir nehmen alle, an uns selbst und an der eigenen Entwicklung, die Reihenfolge äußerer Ereignisse wahr. Jeder wird mit der Zeit älter und entwickelt seine eigene Persönlichkeit. Kinder, Erwachsene und Alte können sogar von hinten und bei gleicher Größe, am Gang, an der Gestalt und Haltung, der Stimme, Beweglichkeit, Haut und Haaren und vielen anderen Kennzeichen leicht unterschieden werden.

Wir alle haben oder hatten Eltern und Großeltern und die meisten haben Kinder. Sie bilden zusammen eine Generationsfolge. Ohne Zeit gäbe es keine neuen Lebenszyklen, da wir nicht Altern würden. Zeitstillstand hieße, nicht mehr zu altern, allerdings auch nicht zu leben. Doch eigentlich erleben wir die Zwangsläufigkeit des Alterns erst in späteren Jahren bis zum Tod. ,,Das Altern ist ebenso unabwendbar, wie die Zeit unentrinnbar ist."7 Altern beginnt als Lebewesen im Mutterleib und endet mit dem Tod. Vorher existiert der Mensch noch nicht und danach nicht mehr. Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod ist dabei ausgenommen.8

Vom Altern sind auch Tiere betroffen. Auch sie nehmen die Zeit bis zum Tod wahr, aber sicher nicht so bewusst wie wir.

Zeit ist somit spürbar, greifbar und konkreter als die an der Uhr ablesbare Zeit.

Wir können Altern durch verschiedene Veränderungen unseres Körpers feststellen.

Auswirkungen des Alterns

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wir Menschen wurden alle einmal geboren und müssen irgendwann sterben. Der Zeitpunkt ist jedoch unbekannt. Die Ungewissheit über den Eintritt der letzten Stunden wird mit höherem Alter immer geringer, da die Wahrscheinlichkeit zu Sterben immer größer wird. Der Tod ist häufig mit Krankheiten verbunden, auch wenn Altern keine Krankheit ist. Aufgrund der abnehmenden Lebenserwartung steht der Tod bei älteren Menschen mit größerer Gewissheit bevor als bei einem Jüngeren.

Das Lebensende tritt plötzlich von der einen Sekunde zur anderen ein und das Schicksal ist unausweichlich. An einigen Beispielen können wir dies beweisen.

Millionen Soldaten haben im Weltkrieg erlebt, wie der Kamerad getroffen fiel und von einem Augenblick zum anderen starb.

Millionen Menschen sterben durch schwere, unvorhergesehene und plötzliche Verkehrsunfälle im und durch das Auto.

Der Tod kann auch grausam und langsam sein.

Millionen junger Menschen fallen der Immunschwäche Aids zum Opfer. Millionen Betroffene von der Seuche Pest haben einen langen Leidensweg bis zur Erlösung, den Tod.

An alle Verstorbenen bleibt nur die Erinnerung, ihre Nachkommen und gegebenenfalls ihre Werke. Wir wissen nichts über ein seelisch-geistiges Weiterleben Verstorbener. Das frühe Sterben durch Kriege, Seuchen und Autos könnten durch die Menschheit reduziert werden, wenn Kriege beziehungsweise Ansteckungen vermieden und Autos gemieden würden. Es ist schwer zu realisieren, weil die wenigsten ihr Auto auf Kosten individueller Bewegungsfreiheit in der Garage stehen lassen.

Tod ist somit das sichtbare und spürbare Ende eines Zeitabschnittes, nämlich das Leben. Das Altern ist in uns vorprogrammiert, begleitet uns auf Schritt und Tritt und ist mit dem Leben untrennbar verbunden.

Im Alter hat man unter Funktionsverlusten und Verminderung der Leistungsfähigkeit zu leiden. In der Wachstumsphase dagegen werden Fähigkeiten zunehmend erlernt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten9

Für diese Änderungen hat der Begründer der medizinischen Altersforschung in Deutschland, Max Bürger (1885-1966), für das Altern den Begriff Biomorphose geprägt. Darunter verstehen wir eine Folge irreversibler Veränderungen des Organismus, was heißt, dass Altern genauso wie der Zeitablauf nicht rückgängig zu machen ist. Das Altern geht wie die Zeit unaufhaltsam weiter. Die Lebensuhr kann somit nicht wie eine Uhr angehalten werden.

4. Schlussbetrachtung

Schon Lebensphilosophen wie Franz Berndal klagten einst die Unumkehrbarkeit und das Altern der Zeit an. Unter der Überschrift ,,Lass öfter Sonntag sein" fasste er seine Schwermütigkeit in ein paar Zeilen, die Menschen wie uns heute einmal mehr zu Herzen gehen sollten - wir in unserer schnelllebigen Zeit:

,,Denk einmal ernsthaft darüber nach:

Das Leben wird kürzer mit jedem Tag

und Du wirst älter mit jeder Stunde.

Und jede Minute und jede Sekunde,

die Dir durch nichtigen Ärger entgeht,

suchst Du einst wieder, dann ist es zu spät."10

Einleitend mit diesen nachdenklichen Zeilen, haben wir Ihnen nun eine Vielzahl der unterschiedlichen Facetten und Gesichter eines weitläufigen Mediums präsentiert, was wohl mehr als nur multinationalen Status besitzt. Sie konnten die Bedeutung des Wortes Zeit in einer Vielzahl von Bereichen wie der Wissenschaft, Linguistik und Kunst erhalten. Wobei man nun auch festzustellen vermochte, welchen Standpunkt die Zeit gerade in der Physik und Biologie einnimmt. So beantwortete der deutsche Physiker und Astronaut Ulf Merbold auf die Frage hin, wie er denn die Erde im Weltall zeitlich und räumlich wahrnehme, so: ,,Mit dem Raumschiff kann man in 90 Minuten einmal die Erde umrunden. Nach 50 Minuten beginnt der Sonnenuntergang, dann ist man auf der Nachtseite und sieht die Sterne."11 Unglaublich also, dass die Zeit einen völlig anderen Weg beschreitet als auf der Erde.

Weiterhin ergänzen Biologen ihre Studie, welche besagt, dass eigentlich nicht nur der Zeitfaktor den Menschen altern ließe, sondern vielmehr die abgeleistete Energie unser wahres Alter bestimme. Je mehr Arbeit ein Körper leiste, desto älter ist er in biologischer Hinsicht. Das könnte wohl ein kleines Phänomen oder besser ein kleines Trauma für den einzelnen Menschen bedeuten: 200 Millionen Atemzyklen, 300 Millionen Darmkontraktionen, 1 Milliarde Herzschläge, 20 Millionen Wimpernschläge beschließen die Dauer eines Lebens. Bei einer Lebensdauer von 65 Jahren bedeute dies das Ableben in 780 Monaten, 23.725 Tagen, 569.400 Stunden, 34.164.000 Minuten oder 2.049.840.000 Sekunden. Da möchte man doch lieber einen Atemzug weniger tätigen, als ohnehin schon gemacht wird. Doch - ist es nicht merkwürdig, dass einzig allein der menschlichen Spezies vorbehalten ist, den Geist der Zeit unverbindlich zu bewerten, zu nutzen und ihr sogar (vielleicht) Vorteile abzugewinnen?

So unterteilen wir ohne zu fragen, die Zeit in Punkte - wir zerstückeln sie in chronologische Abschnitte und gehen verständlicher Weise davon aus, die Kontrolle ihres Weges an uns zu reißen. Wir messen sie als selbstverständlich und glauben somit, sie effektiv zu nutzen und nicht zu verschwenden.

Jedoch übernimmt auch sie oftmals selbst den größten Teil der Gewalt. Dann kann es zur Odyssee unserer Gelassenheit werden, einen wichtigen Anschlusszug auf dem Bahnhof zu erreichen. Dann kann ein acht Stunden Arbeitstag nicht lang genug sein und im Gegenzug eine Stunde Warten unsere Geduld auf die Probe stellen.

Die Zeit, und zwar in ihrer Auslegung als Zeit haben, Zeit finden, zur Besinnung kommen, hat sich der Mensch damit selbst genommen - der Preis des Fortschritts. Da heißt es mithalten, in jeder Hinsicht. Denn sie bestimmt unser Leben, unser Handeln, unser Denken und vor allen Dingen Körper und Geist.

So besitzt der Mensch die berühmte und nicht zu unterdrückende Innere Uhr. Heutzutage eingehend als eigene Wissenschaft anerkannt, behandelt die Chronologie den Fortschritt, Verlauf, Ursache, Wirkung und Störung dieses physiologischen und psychologischen Rhythmus. Der wichtigste zeitliche Verlauf wird dabei zirkadianer Rhythmus genannt. Er entspricht einem Tag beziehungsweise 24 Stunden, die den Menschen als Ganzes beeinflussen.

So schwinge beim Menschen neben dem unmittelbar spürbaren Rhythmus der Atmung, des Herzschlages oder Wachens und Schlafens alle biologischen Funktionen in einem bestimmten zeitlichen Verlauf: Stoffwechsel und Hormonproduktion, Körpertemperatur, Konzentrationsoder Leistungsfähigkeit.

Ausgehend von einem winzigen Kern im Hypothalamus, der für den rhythmischen Verlauf verantwortlich ist, welcher dabei die von der Retina empfangenen Lichtsignale der Augen verarbeitet und anweist, die Produktion eines bestimmten Chronohormons zu unterbinden oder zu verstärken.

Eine Aufgabe für die ausschließlich das Melantonin zuständig ist: es informiert den Organismus über den jeweiligen Rhythmus, gleichzeitig bringt es die Rhythmen über die Tageslichtinformation in Einklang mit unserem Tag-Nacht-Wechsel.

Wie Sie bemerken, ist der Einfluss der Zeit äußerst vielseitig und bedeutsam. Nicht unbedingt überdimensional betrachtet, aber doch mit großem Respekt versehen, ist und bleibt die Zeit das wichtigste Medium. Sie ist wohl neben dem Schicksal eine unscheinbare oder doch bewusst wahrgenommene Institution, die das Sein und Nic htsein aller Lebewesen steuert. ,,Nehmen Sie sich Zeit, um Zeit zu sparen" oder ,,Bedauern kostet Zeit, aber an Vergangenem kann man nichts mehr ändern" oder ,,Zeit ist Geld" beweist auch nebenher, wie sehr sich der Mensch mit der unsichtbaren Sache beschäftigt. Sie zu seinem Teil, gar Philosophie anhebt. Die Zeit als fließender Übergang von Gewesenem zu Kommendem hat eine gnadenlose Eigenschaft: Sie lässt sich nie anhalten.

Fausts ,,Werd ich zum Augenblick sagen: Verweil doch, Du bist so schön!"12 wird immer ein frommer Wunsch der Menschheit bleiben. Wie es ihm auch nie gegeben sein wird, seherisch zu werden.

5. Anhang

5.1. Größe und Einheiten der Zeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.2. Größen und Einheiten, in denen "Zeit" vorkommt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.3. Entwicklung des Embryos und des Menschen bis zum Tod

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Literaturverzeichnis

Bücher:

1. Seemann, Friedrich W.: Was ist Zeit? - Einblicke in die unverstandene Dimension. Berlin: Wissenschaft & Technik Verlag, 1997

2. Kuhn, Wilfried: Physik - 1. Teil: Klasse 11. Braunschweig: Westermannverlag, 1994

3. Fahr, Hans Jörg: Zeit und kosmische Ordnung - Die unendliche Geschichte von Werden und Wiederkehr. München: Carl Hanser Verlag, 1995

4. Hein-Mooren, Klaus Dieter: Von der Französischen Revolution bis zum Nationalsozialismus. Bamberg: C.C. Buchners Verlag, 1994

Lexika:

5. Microsoft Corporation: Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie. 1993-1998

6. Meyers Lexikon von LexiROM, 1996

7. Fachmann, G.: Naturwissenschaften und Technik. Gütersloh: Bertelsmann Lexikothek Verlag GmbH, 1995

Zeitungen/Zeitschriften:

8.Hamburger Abendblatt · Bertram, Heinz Wilhelm, Silvester/Neujahr 1999

- Kruse, Peter, 19./20. Februar 2000

- Rint, Christoph, 15./16. April 2000

9. Nakott, Jürgen: In: Bild der Wissenschaft (1995), Nr. 1, S. 64-79

10. Zulley, Jürgen: In: Psychologie Heute (2001), Nr. 7, S. 46

Internetseiten:

11. http://www.phaenomen.de/deutsch/start.html

12. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=Michael+Ende &cat=image&matchmode=and& pag=3&maxhits=10&lang=any&idx=all&family=on&wh=286

13. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=Platon &cat=image&matchmode=and&pag=1& maxhits=10&lang=any&idx=all&family=on&wh=704

14. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=aristoteles &cat=image&matchmode=and&pag=3& maxhits=10&lang=any&idx=all&family=on&wh=300

15. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?matchmode=and &mtemp=main&etemp=error&query=augustinus& cat=graphics&pt1=w&ps1=&pt2=p&ps2=&rt1=w&rs1=&rt2=p&rs2= &nt1=w&ns1=&nt2=p&ns2=&idx=all&lang=&dincl=&dexcl= &dlink=&maxhits=10&nooc=on&x=47&y=12

16. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=immanuel+kant &cat=image&matchmode=and&lang=any&idx=all&maxhits=10&x=46&y=10

17. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=karl+marx &cat=image&matchmode=and&lang=any&idx=all&maxhits=10&x=47&y=10

18. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=Sanduhr &cat=image&matchmode=and&pag=3 &maxhits=10&lang=any&idx=all&family=on&wh=152

19. http://suche.lycos.de/cgi-bin/pursuit?query=salvador+dali &cat=image&matchmode=and &pag=6&maxhits=10&lang=any&idx=all&family=on&wh=1734

[...]


1 Siehe http://www.phaenomen.de/deutsch/start.html

2 Vgl. Microsoft Encarta 99, Suchbegriff: Zeit

3 Auch Seemann: Was ist Zeit?, S. 20

4 Vgl. Meyers Lexikon, Suchbegriff: Zeit

5 Näheres siehe Anhang 5.1./5.2.

6 Siehe Microsoft Encarta 99, Suchbegriff: Thermodynamik

7 Aus Seemann: Was ist Zeit?, S. 189

8 Näheres siehe Anhang 5.3./5.4.

9 Siehe Microsoft Encarta 99, Suchbegriff: Altern

10 Vgl. Seemann: Was ist Zeit?, S. 197

11 So Hamburger Abendblatt, Silvester/Neujahr 1999, S. 8

12 So Hamburger Abendblatt, 19./20. Februar 2000, S. 1

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Die Macht der Zeit
Veranstaltung
Seminarfacharbeit
Note
14 Punkte
Autoren
Jahr
2001
Seiten
23
Katalognummer
V105941
ISBN (eBook)
9783640042203
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Macht, Zeit, Seminarfacharbeit
Arbeit zitieren
Christina Preißner (Autor:in)Conny Jahn (Autor:in), 2001, Die Macht der Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/105941

Kommentare

  • Michael Röder am 20.2.2010

    Euch beiden ein großes Lob für diese gelungene - verständliche und gut gestaltete Arbeit zu einem komplexen Thema. Da ist es zur Seminararbeit nicht mehr weit. Hier kann ich auch noch etwas dazu lernen.

  • Gast am 7.3.2006

    Danke!.

    ich sollte ein Referat machen
    ich hoffe ich darf mir hier Vorlagen einholen!!
    ICH FINDE DEN BERICHT SUPER
    DANKE!

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