Theophilus Presbyter - Schedula diversarum artium


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

23 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Person des Theophilus

3. Die Schedula diversarum artium
3.1. Zur Entstehung des Werkes
3.2. Der Inhalt der Schedula

4. Die Prologe der Schedula
4.1. Der Prolog zum ersten Buch
4.2. Der Prolog zum zweiten Buch
4.3. Der Prolog zum dritten Buch

5. Zusammenfassung der Prologe

6. Schlußbetrachtung

Literaturhinweise

1. Einleitung

Diese Hausarbeit resultiert aus meinem am 07. Januar 2003 gehaltenen Referat im Rahmen des Seminars „Ästhetik vor der Ästhetik“. Thema ist Theophilus Presbyter und seine Schrift „Schedula diversarum artium“, die um das Jahr 1100 entstand und eine Art mittelalterliches Handbuch des Kunsthandwerkes darstellt. In drei Büchern gibt Theophilus das Wissen, das er sich in vielen Jahren kunsthandwerklicher Praxis angeeignet hat, an die mittelalterlichen Künstler weiter. Doch nicht nur aus kunstwissenschaftlicher Sicht ist das Werk interessant, sondern vielmehr enthält es auch drei Prologe, die Aufschluß über die künstlerische und ästhetische Anschauung im Mittelalter geben. Aus diesem Grund wird sich diese Hausarbeit schwerpunktmäßig mit den Prologen des Werks beschäftigen und versuchen, Theophilus´ ästhetische Auffassung deutlich zu machen.

Zunächst werde ich auf die Identität des Theophilus und auf „biographische“ Daten eingehen. Anschließend soll in Kapitel 3 das Gesamtwerk der „Schedula diversarum artium“ betrachtet werden, bevor ich genauer auf die einzelnen Prologe und ihre theologisch-künstlerische Bedeutung eingehen werde. Daraus ergibt sich die ästhetische Anschauung des Theophilus, die ich abschließend mit verschiedenen zeitgenössischen Meinungen vergleichen möchte.

Ich werde in dieser Hausarbeit ausschließlich mit der deutschen Übersetzung der „Schedula diversarum artium“ arbeiten und versuchen, meine Thesen anhand des Textes nachzuweisen. Bei meinen Ausführungen stütze ich mich besonders auf die Gesamtausgabe der Schrift bei Brepohl[1] und den Aufsatz „Ornatus materialis domus dei“ von Bruno Reudenbach, der sich ebenfalls mit Theophilus und seiner theologischen Auffassung auseinandersetzt[2].

2. Theophilus – eine mittelalterliche Persönlichkeit, die Rätsel aufgibt

Man sollte zunächst erwähnen, daß es sich bei Theophilus nicht um eine historisch nachweisbare Person handelt, sondern daß der Autor der Schedula sich diesen Namen selbst zu Beginn des Prologs zum ersten Buch gibt. Er stellt sich dem Leser als „Theophilus Presbyter“ vor. Aus diesem Grund war es für Forscher eine besondere Herausforderung, die wahre Identität von Theophilus Presbyter zu finden. Was man sicher über den Autor sagen konnte war, daß er Benediktinermönch war.

Warum er sich selbst „Theophilus“ nannte, kann verschiedene Gründe gehabt haben. Vielleicht änderte er seinen Namen mit dem Eintritt ins Kloster und nahm den Namen des heiligen Theophilus an, der im Mittelalter eine bekannte und beliebte Heiligenfigur war. Es wäre jedoch auch möglich, daß der Name als ein Bekenntnis zu verstehen ist. Übersetzt man ihn wörtlich, so bedeutet „theo-philes“ - „der Gott Liebende“ oder „Gottesfreund“[3].

Alle weiteren Anhaltspunkte für die Identität des Autors mußte man aus seinem eigenen Werk entnehmen, da Theophilus in keiner mittelalterlichen Quelle oder Urkunde Erwähnung findet. Was kann man aus der Schedula ableiten? Theophilus war allem Anschein nach ein sehr gläubiger Benediktiner, was sich in seiner Schrift widerspiegelt. Der heilige Benedikt von Nursia ermahnte zur Bescheidenheit und zu nützlicher Handwerksarbeit. Da liegt es nahe, daß Theophilus auch selbst handwerklich tätig war, wahrscheinlich als Goldschmied, da der dritte Teil der Schedula, der sich mit der Goldschmiedekunst beschäftigt, besonders ausführlich ausfiel.

Weiterhin ist bekannt, daß Theophilus überdurchschnittlich gebildet war, da er die lateinische Sprache beherrschte. Er schien ein geweihter Priester zu sein und genoß eine hervorragende theologische Ausbildung. In seinem Werk deutete er immer wieder Bibeltexte auf kunsthandwerkliche Tätigkeiten aus, worauf ich in meinen weiteren Ausführungen noch genauer eingehen werde. All diese Hinweise brachten die Forscher immer näher an die wahre Identität des Theophilus Presbyter. Der Historiker Eckhard Freise brachte erstmals die These auf, daß Theophilus identisch mit dem Goldschmiedemönch Roger von Helmarshausen sei[4]. Er stützte sich dabei auf eine Notiz in der wichtigsten Abschrift des Theophilus-Manuskripts, welches sich heute in der Wiener Nationalbibliothek befindet. Dort steht mit roter Tinte über dem Text des Prologs zum ersten Buch der „Schedula diversarum artium“ der folgende Hinweis:

„Incipit prologus libri primi Theophilii, qui et Rugerus. De diversis artibus.“

Glaubt man also diesem Text, handelte es sich bei Theophilus tatsächlich um Roger von Helmarshausen. Auch alle anderen Anhaltspunkte stimmten mit dem Goldschmiedemönch überein. Heute gilt die Identität des sagenumwobenen Theophilus daher praktisch als erwiesen. Freise sollte also Recht behalten.

Für die Lebensdaten des Roger von Helmarshausen gibt es tatsächlich einige Anhaltspunkte, denn in den Listen verschiedener Klöster tauchte immer wieder sein Name auf. Demnach wurde er etwa um 1070 geboren und in den Jahren 1080-90 im Kloster Remaclus in Stablo[5] bei Lüttich ausgebildet. Nach einem Aufenthalt in St. Pantaleon in Köln ging er wahrscheinlich im Jahr 1107 nach Helmarshausen[6], um in der Werkstatt des dort ansässigen Klosters als Goldschmied zu arbeiten. Dort schuf er, gemeinsam mit seiner Werkstatt, bedeutende Werke der mittelalterlichen Goldschmiedekunst. Roger von Helmarshausen gehört zu den wenigen greifbaren mittelalterlichen Künstlerpersönlichkeiten. Man betrachtet ihn und seinen Umkreis heute als den Beginn der romanischen Kunst im norddeutschen Raum[7].

3. Die Schedula diversarum artium

3.1. Zur Entstehung des Werkes

Die Schrift, die auch als „De diversis artibus“ (deutsch: über die verschiedenen Künste) bekannt ist, entstand um das Jahr 1100. Man kann jedoch davon ausgehen, daß die Entstehung des Werkes einen längeren Zeitraum in Anspruch nahm und aus diesem Grund eine genaue Datierung auf das Jahr 1100 nicht möglich ist. Vielmehr kann man sagen, daß Roger von Helmarshausen auch in den Folgejahren noch daran arbeitete.

Man geht davon aus, daß die Grundlage für die Schedula eine Art Loseblattsammlung bildete, die für den Werkstattgebrauch bestimmt war[8]. Theophilus hatte in seiner langjährigen Erfahrung als Goldschmied unzählige Notizen und Rezepte gesammelt, die er für sein Werk ordnete, systematisierte und überarbeitete. Auf diese Weise entstanden drei Bücher, die sich mit jeweils einer Kunstgattung (Malerei, Glasbearbeitung, Metallbearbeitung) beschäftigen und umfangreiche Anleitungen zur Anfertigung verschiedenster Kunstwerke enthalten. Theophilus alias Roger von Helmarshausen richtet sich dabei nicht nur an Goldschmiede, wie er selbst einer war, sondern wollte nahezu alle Kunsthandwerker ansprechen: Maler, Glockengießer, Buchmaler oder auch Glasbläser. Leider kann man heute nicht davon ausgehen, daß die Schrift eine besonders große Verbreitung fand und ihr die Bedeutung zukam, die sie verdient hätte.

Das Originalmanuskript der „Schedula diversarum artium“ existiert leider heute nicht mehr. Heute sind nur noch drei Abschriften erhalten. Sie befinden sich in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien und in der British Library in London[9], wobei die letztere nicht vollständig erhalten ist.

[...]


[1] Brepohl, Erhard: Theophilus Presbyter und das mittelalterliche Kunsthandwerk, 2 Bände, Köln 1999.

[2] Reudenbach, Bruno: „Ornatus materialis domus dei“. Die theologische Legitimation handwerklicher Künste bei Theophilus; in: Beck, Herbert / Hengevoss-Dürkop, Kerstin (Hrsg.): Studien zur Geschichte der europäischen Skulptur im 12./13. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1994, S. 1-16.

[3] Vgl. Brepohl (1999), Band 1, S. 25f.

[4] Vgl. Brepohl (1999), S. 28.

[5] Hl. Remaclus: *um 600 – um 670; Benediktinermönch, 650-660 Bischof von Maastricht, später Abt in Malmedy und Stablo (Ostbelgien).

[6] Vgl. Brepohl (1999), S. 29. Die Jahresangaben sind jedoch umstritten.

[7] Westermann-Angerhausen, Hiltrud: Die Tragaltäre des Rogerus in Paderborn – Der Wandel eines mittelalterlichen Künstlerbildes, S. 63; in: Helmarshausen und das Evangeliar Heinrichs des Löwen, Göttingen 1992, S. 63-78.

[8] Vgl. Reudenbach (1994), S. 2.

[9] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Gudeanus, Gud.lat. 2° 69; Österreichische Nationalbibliothek Wien. Ältere Wiener Handschrift. MS 2527; British Library London. BM Harl. 3915 Sarc. XII-XIII.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Theophilus Presbyter - Schedula diversarum artium
Hochschule
Universität Kassel  (FB Philosophie)
Veranstaltung
Ästhetik vor der Ästhetik
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V10598
ISBN (eBook)
9783638169752
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ästhetik, Mittelalter, Kunsttheorie, Clairvaux, Helmarshausen, Kunsthandwerk
Arbeit zitieren
Pamela Sommer (Autor:in), 2003, Theophilus Presbyter - Schedula diversarum artium, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10598

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