Leseprobe
Inhalt
Geleitwort
1. Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Motivation und Zielsetzung
1.3 Zentrale Fragestellung
1.4 Aufbau der Arbeit
2. Grundbegriffe
2.1 E-Learning
2.2 Kooperatives E-Learning
2.3 Blended Learning
2.4 Mediendidaktik
2.5 Digitalisierungsstrategie
3. Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung
3.1 Ausgangslage von E-Learning an der Universität Passau
3.2 Problemfelder von E-Learning an der Universität Passau
3.2.1 Entwicklung einer Ziel- und Implementierungsstrategie
3.2.2 Falsches Verständnis für digitale Bildung
3.2.3 Fehlende Organisationsstruktur
3.2.4 Datenschutz
3.3 Chancen von E-Learning an der Universität Passau
3.3.1 Individualisierte Lernprozesse
3.3.2 Selbstgesteuertes und kollaboratives Lernen
3.3.3 Inklusion
3.3.4 Offene Bildung
3.3.5 Weiterbildung
3.3.6 Internationalisierung
3.3.7 Digitales Prüfen
4. Handlungsempfehlungen für die Universität Passau
4.1 Entwicklung von Ziel- und Implementierungsstrategien
4.2 Aufbau einer Koordinationseinheit durch ein interdisziplinäres Team ..
4.3 Nutzung und Ausbau bereits vorhandener Strukturen
4.4 Modernisierung von Bildungsräumen und -technologien
4.5 Etablierung eines kompetenzorientierten E-Assessments
4.6 Gemeinschaftliche Bildungspolitik auf Bundes- und Länderebene
4.7 Zusammenfassung der wichtigsten Empfehlungen
Literaturverzeichnis
Geleitwort
Mit diesem Diskussionspapier fassen Dr. Tamara Rachbauer und Fritz Pflugbeil ihre spezifischen Pandemie-Erfahrungen zusammen. Gemeint sind damit freilich die fachlichen Erfahrungen in einer Universität im Ausnahmezustand. Als Mitglieder von „DiTech“ (Mit der Wortkombination wird auf den engen Zusammenschluss zwischen didaktischer und technischer Expertise hingewiesen) haben beide - zusammen mit weiteren Expertinnen und Experten - einen fulminanten „Kaltstart“ unserer Hochschule in den fast vollständigen, virtuellen Lehrbetrieb begleitet, unterstützt, ja eigentlich erst möglich gemacht.
Was „DiTech“ eigentlich ist und was die Gruppe als Arbeitsprogramm bewältigt hat, macht die Lektüre des Textes deutlicher. Ohnehin ist den Lehrenden der Universität DiTech schnell ein (wertvoller!) Begriff und eine partnerschaftliche Hilfe geworden. Immer wieder gab es in den letzten Monaten anerkennende Worte und viel Dank für die großartige Unterstützung durch DiTech.
Als Präsident schließe ich mich dem sehr gerne an. Ich erlaube mir auch, besonders den Vizepräsidentinnen Prof.in Hansen und Prof.in Noltenius zu danken, die dieses Projekt initiiert und gefördert haben. DiTech ist ein Teil unseres Erfolges in schwierigen Zeiten des „Not-Betriebs“ unserer Lehre in Corona-Zeiten. Lässt sich nun aus der Not die sprichwörtliche Tugend machen? Rachbauer und Pflugbeil tappen nicht in eine Erfolgsfalle der Online-Lehre. Die Universität und ganz besonders die Universität Passau ist und bleibt ein echter Ort gemeinsamen Lehrens und Forschens in allen Formaten, die bewährt und erprobt sind. Nichts müssen Dozierende und Studierende aufgeben: Vorlesung, Seminar, Projektarbeit, Übungen, Workshop, etc. Die neuen technischen und didaktischen Möglichkeiten bergen allerdings die Chance, dass der virtuelle Raum als Ergänzung und Experimentierfeld erschlossen werden kann. Also wir müssen nicht einfach zurück zum Start gehen. Wir können die universitäre Lehre gemäß unseren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen weiterentwickeln.
Hierzu hält der Text Überlegungen und Vorschläge bereit, die es allemal wert sind, diskutiert zu werden. Dazu gehören auch Fragen der strukturellen Verankerung einer innovativen Lehrentwicklung und Lehrforschung. Die Universität Passau ist hier auf dem Weg. Unsere Anstrengungen für eine qualitätsgesicherte Studiengangentwicklung werden die Verknüpfungen zwischen Technik und Didaktik sowie rechtlichen und organisatorischen Rahmungen berücksichtigen müssen.
Digitalisierung ist zu einer Grundbedingung unseres Alltags geworden. Universität ist der Platz, an dem die Chancen gesichtet und die Risiken identifiziert werden können und sollen. Der Diskurs über „Digitale Lehr-/Lehrformen“ muss von uns - den Dozierenden und den Studierenden -geführt werden. Auf die Anforderungen der Pandemie haben wir alle nach Kräften reagiert. Nun kommt die Phase, in der wir selbst Ziele und Grenzen bestimmen müssen. Das Diskussionspapier als interner eigener Beitrag kommt zur rechten Zeit.
Ulrich Bartosch, 4. November 2021
1. Einleitung
1.1 Hintergrund
Nachdem im Corona-Jahr das Sommersemester an den meisten deutschen Hochschulen überwiegend online stattfand und nach anfänglichen Bedenken der Notbetrieb erstaunlich gut funktionierte, zeigten sich Akteur*innen des Hochschulbetriebs von den Möglichkeiten der Digitalisierung beeindruckt. Auch an der Universität Passau hatte die Universitätsleitung schnell reagiert und einrichtungsübergreifend das „Transferforum DiTech“ gebildet, das sich interdisziplinär aus Didaktikern und Technikern zusammensetzte. Das Team verfolgte vordergründig das Ziel, Dozierende innerhalb kürzester Zeit auf die Online-Lehre vorzubereiten. Dabei widmete sich das Team den Themenfeldern Technik, Didaktik und Recht.
Akteur*innen in der deutschen Hochschullandschaft sehen in der Corona-Krise die Chance, dass die Bildungslandschaft einen Digitalisierungsschub erlebt. Nicht selten sind Krisen Auslöser für neue Betrachtungs- und Herangehensweisen. Dabei ist die Digitalisierung kein neues Thema. Digitale Medien bestimmen in weiten Teilen den Alltag der Gesellschaft. Sie haben Einfluss auf das Privatleben, den Beruf und die Bildung. Durch die Digitalisierung der Medien lassen sich heutzutage Daten leicht speichern, reproduzieren und verteilen. Mit dem Internet als Übertragungsmedium entstand somit ein weltweites Informations- und Kommunikationsnetzwerk.
Diese Entwicklung beeinflusst auch Bildungseinrichtungen, da neben traditionellen Lehr- und Lernangeboten digitale Medien vermehrt zur Wissensvermittlung herangezogen werden. Da jede Krise auch einmal zu Ende geht, sollten sich Hochschulen nachhaltig mit diesem Thema beschäftigen und die Potenziale strategisch nutzen. Diese Arbeit soll dazu einen kleinen Beitrag leisten.
1.2 Motivation und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit wirft einen differenzierten Blick auf die Hochschulbildung im digitalen Zeitalter. Es zeigt die Herausforderungen und Chancen und versucht, Handlungsempfehlungen für die Universität Passau abzuleiten. Der Inhalt dieses Textes soll einen Beitrag für weitere Diskussionen leisten, die sich mit der Digitalisierung auseinandersetzen. Er ist bewusst kurzgehalten und verschafft auch denjenigen Zutritt zum Thema, die sich damit bisher noch nicht auseinandergesetzt haben.
1.3 Zentrale Fragestellung
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Bildung wird im Allgemeinen von E-Learning gesprochen. E-Learning greift auf Modelle, Konzepte, Methoden und Werkzeuge aus den Fachrichtungen Pädagogik, Informatik und Design zurück und fungiert dadurch als interdisziplinäre Wissenschaftsdisziplin (Hambach 2008, S. 3). Durch die Beteiligung dieser unterschiedlichen Fächer ist ein umfangreicher Blick auf die Entwicklung von E-Learning -Angeboten notwendig. Dabei müssen technische Lehr- und Lerninnovationen in ein didaktisches Gesamtkonzept eingebettet werden, damit das Bildungsprojekt das Ziel der bestmöglichen Unterstützung des Lernprozesses erreicht. Bestehende Präsenzveranstaltungen können neu gedacht und durch E-Learning -Elemente erweitert werden. Daher ist es sinnvoll, eine Gesamtstrategie auf oberster Ebene zu verfolgen, um eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Hochschullehre zu garantieren. Der vorliegende Text geht deshalb der folgenden zentralen Fragestellung nach:
Welche Rahmenbedingungen müssen an der Universität Passau geschaffen werden, um eine zukunftsweisende Hochschulbildung im Zeitalter der Digitalisierung gestalten zu können?
1.4 Aufbau der Arbeit
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Bildung fallen Begrifflichkeiten wie E-Learning, Kooperatives E-Learning, Blended Learning, Mediendidaktik und Digitalisierungsstrategie. Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden, klärt Kapitel 2 zunächst die wichtigsten Grundbegriffe.
Kapitel 3 zeigt die aktuellen Herausforderungen, mit denen die Universität Passau mit der Digitalisierung konfrontiert ist. Es benennt neben den Schwierigkeiten aber auch die Chancen, die sich mit einer Weiterentwicklung der Lehre im Zeitalter der Digitalisierung ergeben können.
Kapitel 4 leitet anhand der vorangegangenen Kapiteln Handlungsempfehlungen für die Universität Passau ab. Dabei soll die zentrale Frage geklärt werden, welche Rahmenbedingungen für eine Weiterentwicklung innovativer Hochschullehre förderlich sind.
2. Grundbegriffe
E-Learning, Kooperatives E-Learning, Blended Learning, Mediendidaktik und Digitalisierungsstrategie sind Begriffe, die häufig in Zusammenhang mit innovativen Lernarrangements genannt werden. Zur Begriffsbestimmung liegen in der Wissenschaft jedoch keine allgemeingültigen Definitionen vor. Daher erörtert dieses Kapitel die Begriffe und definiert sie für die Zwecke dieser Arbeit.
2.1 E-Learning
Digitales Lernen wird in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Begriff E-Learning umschrieben, dessen Definition nicht eindeutig erfasst ist. Kerres (Kerres 2018, S. 6) definiert folgendermaßen: „E-Learning ist ein Oberbegriff für alle Varianten der Nutzung digitaler Medien zu Lehr- und Lernzwecken, die über einen Datenträger oder über das Internet bereitgestellt werden, etwa um Wissen zu vermitteln, für den zwischenmenschlichen Austausch oder das gemeinsame Arbeiten an Artefakten.“ Kerres verknüpft E-Learning mit Kommunikations- und Informationstechnologien, sodass E-Learning immer computer- und mediengestützt erfolgt.
Für die Auseinandersetzung interessant sind die Varianten der Nutzung, von denen Kerres spricht. Bei der Verwendung digitaler Medien für Bildungsangebote sollten die Lernenden im Zentrum des Interesses stehen und nicht die Medien. Die Technologie muss deshalb in ein Gesamtkonzept eingebettet sein, das die psychologischen und pädagogischen Aspekte des Lehrens und Lernens berücksichtigt. Die Auseinandersetzung mit dem E-Learning -Angebot erfordert immer einen interdisziplinären Blick auf die Konzeption aus technologischer und pädagogischer Perspektive.
2.2 Kooperatives E-Learning
E-Learning im klassischen Sinn geht in erster Linie von einer reinen Wissensvermittlung aus. Wie bereits unter 2.1 angedeutet, beinhaltet E-Learning jedoch auch den zwischenmenschlichen Austausch. So müssen Studierende eine aktive Rolle einnehmen, um gemeinsam Wissen zu erarbeiten und den Lernprozess selbst zu gestalten. Dabei greifen Sie auf Informations- und Kommunikationssysteme zurück. Findet diese Art der Zusammenarbeit digital statt, sprechen E- Learning -Expert*innen im Allgemeinen vom computergestützten kooperativen Lernen.
Eine besondere Form kooperativen Lernens ist die Kollaboration, wonach Gruppenarbeiten in Teilaufgaben zerlegt werden, die die einzelnen Teammitglieder individuell lösen. Nur wenn jedes Mitglied seine Arbeit erledigt, kann das Gesamtziel erreicht werden (Nikodemus 2017, S. 25).
Kooperatives E-Learning ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich unter anderem mit Aspekten der Psychologie, Soziologie sowie Informations- und Kommunikationswissenschaften beschäftigt. Für ein gutes Gelingen benötigen Studierende und Dozierende gleichermaßen Kompetenzen in den Bereichen Moderation, Organisation, Planung sowie informationstechnisches Know-how (Nikodemus 2017, S. 24 f.).
In technischer Hinsicht sind Informations- und Kommunikationstechnologien notwendig, die den Austausch synchron und asynchron unterstützen. Hierzu zählen unter anderem Campus-Management-Systeme wie Stud.IP und Lern-Management-Systeme (LMS) wie ILIAS. Aber auch Kommunikations-, Kollaborati- ons- und Kooperationswerkzeuge wie Microsoft Teams, Slack oder Adobe Connect unterstützen kooperatives E-Learning. Diese Tools stellen alle wichtigen Funktionen für die Kommunikation und Datenverarbeitung zur Verfügung.
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