Gliederung
1. Einleitung
2. Schulangst (allgemein)
3. Ursachen der Schulangst
3.1. Versagensangst
3.2. Stigmatisierungsangst
3.3. Trennungsangst
3.4. Strafangst
3.5. Personenangst
3.6. Institutionsangst
3.7. Neurotische Angst
4. Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit
5. Symptome der Schulangst
6. Bewältigung
7. Schulversagen (allgemein)
8. Auswirkungen der Angst
9. Angsttypen
9.1. Der Drückeberger
9.2. Der Ausreißer
9.3. Der Schwarzseher
9.4. Der Manipulierer
9.5. Der Phantast
9.6. Der Kopflose
9.7. Der im verborgenen Leidende
10. Funktion von Schulnoten
10.1. mögliche Fehler bei der Notengebung
10.2. Aufgaben des Lehrers
11. Rat und Hilfe - Schulpsychologische Beratung
11.1. Aufgabenbereiche des Schulpsychologen
12. Literaturverzeichnis
1.) Einleitung
Angst vor der Schule - das gab es doch schon immer. Denken wir an unsere eigene Schulzeit, dann fallen uns bestimmt genügend Anlässe ein: Angst vor der nicht vorbereiteten Klassenarbeit, Angst vor den Zeugnissen, Angst vor den Lehrern und den Reaktionen der Eltern auf schlechte schulische Leistungen. Ist es für uns nicht ganz selbstverständlich, das Schule immer ein wenig Angst erzeugt und uns von Dingen abhält, die viel mehr Spaß als der Unterricht machen? Hat uns das bisher geschadet - oder wird hier nur ein ,,Mode - Problem" aufgebauscht, das überhaupt keines ist, sondern ganz einfach zur Schule gehört?
2.) Schulangst
Die Praxis der Erziehungsberater, Schulpsychologen und Kinderpsychiater wiederlegt die in der Einleitung beschriebene Ansicht: Schulangst, die so stark werden kann, das man ihr Krankheitswert bemessen muss, gehört bei ihnen bereits zum traurigen Alltag. Für immer mehr Kinder wird die Schule zum hohen Stressfaktor, der ihr Lern- und Leistungsvermögen behindert, der ihre Gesundheit untergräbt, Ängste und Depressionen erzeugt und erschreckend viele sogar in den Selbstmordversuch treibt. Inzwischen leiden nicht nur die Schüler selbst, sondern auch Eltern und immer mehr Lehrer an der Schule.
Die Ursachen der wachsenden Schulangst lassen sich nicht getrennt von den allgemeinen sozialen Verhältnissen unserer Tage verstehen. Eine herausragende Rolle spielt dabei die Zukunftsangst, an der viel Menschen, vor allem nach den Terroranschlägen in den USA leiden.
Wirtschaftskrise, Terror- und Kriegsgefahr, wachsende Umweltprobleme und der tiefgreifende soziale Umbruch, in dem unsere Gesellschaft sich befindet, verunsichert die meisten Eltern. Diese Unsicherheit übertragen sie ungewollt auf ihre Kinder. Das setzt deren Widerstandsfähigkeit gegen Stress und die Motivation zu schulischer Leistung erheblich herab.Hierzu kommt der Leistungsdruck, unter dem viele Schüler heute stehen. Er geht nicht nur von Schule aus, sondern viel mehr - in bester Absicht - von den Eltern selbst.
Gerade in Krisenzeite n, wie wir sie heute erleben, erscheint vielen eine fundierte Schulbildung und ein gutes Abschlusszeugnis als einzige ,,Versicherung" für die Zukunft.
Und wenn die Kinder das nicht einsehen wollen, vielleicht auch schon groß genug sind, um zu erkennen das auch der beste Schulabschluss keine Gewähr für einen Arbeitsplatz mehr bietet, dann werden sie eben durch Druckmittel, bis hin zu Liebesentzug, dazu gezwungen.
Schließlich steht die Schulangst aber auch noch mit den Strukturen der Schule selbst in Zusammenhang. Sie hat heut eine Menge an Lehrstoff zu vermitteln. Deshalb verkommen die Schulen immer mehr zu bloßen ,,Lernfabriken".
Sie vermitteln enorm viel Wissen und bereiten auf die Leistungen in der Arbeitswelt vor, aber die Bildung der Persönlichkeit bleibt dabei auf der Strecke. Das elementare Bedürfnis der Schüler, sich selbst ganzheitlich zu verwirklichen, wird chronisch frustriert und dauernde Frustration erzeugt Angst, Verweigerung und Aggressivität, die sich auch gegen die eigene Person richten kann.
Unsere Gesellschaft lässt sich nicht von heute auf morgen verändern, die Schule nicht in der notwendigen kurzen Zeit reformieren und humanisieren. Es kommt vor allem auf die Eltern an, ob ihr Kinder trotz alles ungünstigen Vorraussetzungen zu selbstbewussten, kritischen und freien Menschen heranwachsen, oder zu mit Wissen vollgestopften, übertrieben angepassten und menschlich verarmten Kranken entwickelt werden.
3.) Ursachen der Schulangst
Die Schulangst entsteht aus verschieden Ursachen und ihr Symptombild ist nicht ganz einheitlich. Um den betroffenen Kindern richtig helfen zu können, gilt es zunächst, die Angstzustände genauer zu analysieren und zu verstehen, was in ihnen vorgeht, was die Angst auslöst:
- Überforderung durch die Wahl der falschen Schulform, durch zu hohes Unterrichtsniveau
- Erwartungshaltung der Eltern, welche oft sehr hoch ist, so dass das Kind befürchten muss, bei nicht- Erfüllung dieser Erwartungen, die Elternliebe zu verlieren
- Wenn der Aufwand und das Resultat nicht im angemessenen Verhältnis zueinander stehen
- Ablösung von der Mutter/ Elternhaus, zur Schule gehen bedeutet den häuslichen Sicherheitsbereich zu verlassen
- Bei nicht- Erreichen des Schulziels, ist der angestrebte Status in der Gesellschaft nicht erreichbar
- Die Möglichkeit des Fehlermachens beim freien Sprechen z.B. bei Referaten und Wortmeldungen und somit die Blamage vor den Mitschülern
- Konkurrenz zwischen den Schülern
- Zeitdruck
- Möglichkeit, von den Mitschülern oder dem Lehrer ausgelacht zu werden
- Physische Probleme wie eine unerkannte Begabungsschwäche (Legasthenie, Diskalkulie), Sprachstörungen, Gebrechen oder Krankheiten
- Bewertung durch den Lehrer mit daraus folgender möglicher Ablehnung durch die Mitschüler und Verletzung des Selbstwertgefühls
Die Ursachen der Schulangst lassen sich in unterschiedliche Typen unterteilen: Versagens-, Stigmatisierungs-, Trennungs-, Straf-, Personen-, Institutionsangst und neurotische Angst.
3.1.)Versagensangst
Hierbei werden zu hohe Erwartungen an das Kind gestellt. Die Eltern und das Kind überschätzen die Leistungen des Kindes. Die Ursachen sind Umwelt bedingt und resultieren oft aus fehlmotivierten und fehlgesteuerten Erziehungsmaßnahmen im häuslich-elterlichen Bereich.
3.2.) Stigmatisierungsangst
Diese Angst steht häufig in Beziehung zu körperlichen Auffälligkeiten oder Begabungsdefiziten. Da das betroffene Kind an diesem Zustand nichts ändern kann, muss es den Spott ertragen. Daraus entstehen tief schmerzende psychische Spuren.
3.3.) Trennungsangst
Wenn bei dem Kind noch keine emotionale Selbständigkeit vorhanden ist, dann ist es noch nicht bereit, sich von seinen primären Bezugspersonen zu lösen. In der Schule ist dies aber notwendig. Daraus entsteht eine Situation, in der das Kind auf bislang vertraute Personen verzichten muss. Es fühlt sich hilflos und hat keine Orientierung. Aus diesem Geborgenheitsverlust entsteht Angst.
3.4.) Strafangst
Die Strafangst ist in der Regel eine situationsbezogene Angst, die sich wieder löst sobald die Situation vorbei ist. Tritt aber die Strafe häufig auf, ist sie kettenähnlich, dann entsteht daraus manchmal eine irrationale, nicht mehr objektbezogene Schulangst.
3.5.) Personenangst
Das Kind erfährt eine Bedrohung seines Selbstverständnisses durch Personen, die im Umfeld der Schule anzutreffen sind. Dazu gehören neben den Lehrkräften auch Mitschüler oder der Hausmeister.
3.6.) Institutionsangst
Hierbei erzeugt die Schule als Institution Ängste. Sie werden erzeugt durch Mangel an Geborgen- und Überschaubarkeit. Das Kind empfindet Schule als einen "anonymen Massenbetriebe". Oder es empfindet das lange Stillsitzen als unangenehm.
3.7.) NeurotischeAngst:
In diesem Fall erzeugt nicht das unmittelbare Umfeld Schule die Ängste. Vorhandene depressive oder zwangsneurotische Ängste werden auf die Schule übertragen. Aber es gibt sie auch in der anderen Umwelt.
4.) Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit
Die am häufigsten zu beobachtende Folge der Schulangst ist Nervosität, die durch andauernde innere Spannung entsteht.
Das vegetative Nervensystem wird überfordert, so dass der Körper mit Unruhe, Aufgeregtheit, Überempfindlichkeit und Funktionsstörungen innerer Organe reagiert, die sich oft zu langwierigen Krankheiten entwickeln, weil Organe ernsthaft geschädigt werden. Daneben kommt es zu Schlafstörungen und Angstalpträumen, die die Kinder in ihrem Schlaf beeinträchtigen.
Diese führen schnell zu Leistungsschwächen, da das betroffene Kind zu wenig und lediglich einen unruhigen, wenig erholsamen Schlaf findet. Das Bettnässen kann ebenfalls als Ausdruck von Angst vielmehr aber als Indiz fehlender Zuneigung und Geborgenheit der Eltern verstanden werden. Das Kind versucht, durch Bettnässen auf seine Ängste und seine seelischen Probleme aufmerksam zu machen. Hier bedarf es der besonderen Zuneigung der Eltern, um dem Kind das Gefühl zu geben, offen über seine vorhandenen Ängste reden zu können.
Ängste richten besonders im Seelenleben des Kindes zum Teil irreparable Schäden an, die weitreichende Folgen für die weitere Persönlichkeitsentwicklung haben. Zu den psychischen Folgen der Schulangst gehören depressive Verstimmungen, Hemmungen und Minderwertigkeitsgefühle. Die depressive Verstimmung zeigt sich bei Kindern und Jugendlichen durch eine auffallend passive und negative Lebenseinstellung.
Oft sind die Betroffenen antriebslos, die vor ihn liegenden Anforderungen zu bewältigen. Sie sehen in ihren Handlungen keinerlei Perspektiven. Die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit sind stark eingeschränkt, so dass zwangsläufig Probleme beim Lernen entstehen. Körperliche Reaktionen wie das gesteigerte Schlafbedürfnis sowie der chronische Kopfschmerz weisen darauf hin, dass Depressionen auch die Organe des Körpers stark in Anspruch nehmen.
Wenn sich seelische Probleme nicht mehr beherrschen lassen, sehen Jugendliche und Kinder im Selbstmord den einzigen Ausweg. Der Selbstmordversuch ist als ein verzweifelter Schrei nach Hilfe aus der Umwelt des Betroffenen zu sehen, da er sich selbst in einer geglaubten ausweglosen Situation befindet. Zu einer solchen Situation kann der Tag der Zeugnisausgabe werden, an dem das Kind seinen Eltern die schlechten Ergebnisse des letzten Schuljahres offenbaren muss.
Die Reaktion der Eltern auf das Schulzeugnis spiet in diesem Fall eine bedeutende Rolle. Begegnen sie ihrem Kind mit Ärger und Vorwürfen, wird es sich für einen Versager halten und somit weiter in seine Angst getrieben. Nehmen seine Eltern es trotz schulischen Misserfolgs an, wirkt sich dies positiv auf das Selbstbewusstsein und die Leistungsmotivation aus. Hemmungen und Minderwertigkeitsgefühle erklären sich vor allem aus den Misserfolgen, die das Kind infolge seiner Ängste erlebt.
Dabei beziehen sich die Misserfolge sowohl auf den sozialen Bereich als auch auf den Leistungsbereich. Hemmungen führen vor allem zu Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen, hier dem Lehrer und Mitschüler.
Häufig sieht sich der Schüler von seiner Klassengemeinschaft aufgrund unterschiedlichster Ursachen ausgeschlossen. Er bemerkt, dass niemand ihn mag oder dass der Lehrer ihn schlecht behandelt. Der Schüler ist entmutigt und gehemmt, sich in der Schule angstfrei zu bewegen. Daraufhin kommt es zur Isolation des Schülers und damit zur sozialen Vereinsamung, die von zunehmend schlechteren Schulleistungen begleitet wird.
Hier, wie bei allen aufgeführten seelischen Folgen der Schulangst, kommt es zu Lernstörungen und zu einer erheblichen Herabsetzung der Lernmotivation. Seine Zukunft negativ bewertend, fällt es dem depressiven Schüler verständlicher Weise schwer, einen inneren Antrieb zu entwickeln, in der Schule gute Leistung zu erbringen und diese als einen Erfolg auf dem Weg in die Zukunft zu werten.
Eine weitere, überwiegend Mädchen betreffende, seelische Störung ist die Magersucht. Sie entwickelt sich zwischen dem 11. und 18. Lebensjahr und steht im Zusammenhang mit pubertären sowie häufig auch schulischen Schwierigkeiten.
Der Verlauf der Krankheit ist durch Nahrungsverweigerung sowie Erbrechen der Nahrung gekennzeichnet. Die betroffenen Mädchen erleiden starkes Untergewicht. Ihr Bestreben, immer weiter das eigene Körpergewicht zu reduzieren, kann einen lebensbedrohlichen Zustand erreichen.
Die Nahrungsverweigerung der jugendlichen Mädchen ist als eine Verweigerung zu sehen, in die Rolle des Erwachsenen überzugehen. Erwachsen zu werden fällt den Jugendlichen besonders schwer, weil weder Schule noch Elternhaus es verstehen, sie ausreichend auf das Leben vorzubereiten. Die auf die Kinder übertragenen Zukunftsängste der Eltern bedeuten eine zusätzliche Belastung auf ihrem Weg in die Erwachsenenwelt.
Schulschwänzen ist kein neues Phänomen. Viele Schüler bleiben der Schule fern, weil sie ihre Hausaufgaben nicht erledigt oder aus anderen Gründen ein schlechtes Gewissen haben. Dieses heimliche Schulschwänzen ist nicht mit dem durch Angst hervorgerufenen, offenem Schulschwänzen zu vergleichen. Offenes Schulschwänzen gilt als ein typisches Zeichen von neurotischer sowie chronischer Schulangst.
In vielen Fällen beginnt das Fernbleiben mit dem Simulieren von Krankheiten, wodurch sich Kinder dem Unterricht für eine Zeitlang entziehen können. Nachdem die Eltern jedoch die Zusammenhänge erkannt haben, bleibt den Kindern die Möglichkeit verwehrt, den Unterricht unter Angabe legaler Mittel wie Krankheit zu vermeiden. Reagieren Eltern daraufhin mit Zwang oder Strafen, ergibt sich keine Besserung, sondern vielmehr eine Verschlechterung des kindlichen Angstzustandes. Für diese Kinder müssen andere Mittel gefunden werden, sie an den Angstfaktor Schule heranzuführen.
Eine freie Wahl von Unterrichtsfächern würde in diesem Fall einen möglichen Problemlösungsansatz darstellen. Dabei könnte eine Fächerbelegung aufgestellt werden, bei der die schulängstlichen Kinder keinen Misserfolg befürchten müssen. Durch eine solche Methode könnte den Kindern ihre Angst vor der Schule erträglich gemacht werden. Wenn dieser Schritt vollzogen ist, kann der versäumte Unterrichtsstoff mit einem gezielten Förderunterricht nachgeholt werden.
Angemerkt werden muss jedoch, dass die Realisierung dieses Vorhabens große Probleme aufwirft, da die festgelegten Strukturen der Institution Schule dafür sehr wenig Möglichkeiten bieten.
5.) Symptome
Anzeichen dieser Schulangst sind, vor allem bei Grundschulkindern:
- morgendliche Übelkeit
- Herzbeklemmungen
- die Unfähigkeit etwas zu essen vor der Schule
- schlechte Schulnoten
- Lernstörungen, Konzentrationsprobleme
- Aggressives Verhalten gegenüber Mitschülern
Um das eigene Leistungsdefizit durch die Schulangst auszugleichen, versucht das Kind sich sozial besser zu stellen, in dem es andere Kinder, die meist bessere schulische Leistungen aufweisen, zu unterdrücken.
- Schule schwänzen, negative Einstellung zur Schule, zu den Lehrern
Wer meint, sein Kind schwänzt aus Faulheit die Schule, liegt zu 98 % falsch. Es muss nicht in jedem Fall die Schulangst dahinter stecken, die Ursachen können freilich verschieden sein. Bei Schulangst handelt es sich übrigens ebenfalls und Leistungsangst durch zu hohen Erwartungsdruck, der durch die Eltern geschürt wird. Oftmals wird in diese Kinder etwas hineinprojiziert, was sie überfordert - was sie gar nicht sind. Bei Schulängsten liegen die Ursachen immer in der Familie. Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen sondern die Erkenntnis, dass bei den Eltern meisten ähnlic he Ängste, Sorgen und Nöte vorhanden sind, die auf die Kinder übertragen werden. Folgende Botschaften könnten übermittelt werden; ,,Bring gute Leistungen, sonst hast Du es so schwer wie ich"
- Psychosomatische Beschwerden, wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen oder sonstige Schmerzen, sowie Schlafstörungen bis hin zum Bettnässen sind nicht untypisch
Diese Symptome müssen keine Schulangst signalisieren, treten sie aber vorwiegend in der Schulzeit auf, so muss dagegen etwas unternommen werden. Hier ist es wichtig, dass die Eltern wiederum keine Angst haben zuzugeben, dass ihr Kind schulängstlich ist. Viele Eltern meinen, dass sie alleine die Schuld treffe, dass sie durch einen verfehlten Erziehungsstil alleine die Schulangst ihrer Kinder erzeugt hätten. Die Hilfe für ihr Kind wird daher leider oft unterlassen.
Die eigenen Schuldgefühle werden nach außen projiziert, der strenge Lehrer muss herhalten aber auch andere missliche Umstände wie bösartige Kinder, überfüllte Klassenzimmer o.ä. Doch eine echte Hilfe stellt diese Erkenntnis oder besser Projektion nicht dar. Der Gang zum Psychologischen Berater wird ebenso unterlassen wie das Gespräch mit dem Lehrer über die Angst des Kindes.
6.) Bewältigung der Schulangst
Leider ist es nicht immer einfach, die Schulangst zu überwinden. Die Strukturen der Schule, die dazu viel beitragen könnten, lassen sich in einer Therapie nicht ändern, die Eltern sind nicht immer einsichtig genug, sondern halten oftmals an ihren Vorstellungen fest und unterbrechen eher die Behandlung, als sich selbst in Frage stellen zu lassen. Dann gelingt es meist nicht, die Schulangst ursächlich zu behandeln. Man muss sich auf die Linderung der Symptome beschränken und und hoffen, dass sich das Kind allmählich selbst gegen die Schwierigkeiten durchsetzen wird.
Die Zunahme der Schulangst und anderer seelischer Probleme bei Kindern ist ein Warnzeichen, das man nicht ernst genug nehmen kann. Es zeigt an, dass Kinder heute immer häufiger unter Belastungen stehen, denen sie kaum mehr gewachsen sind. Lösen lassen sie sich nur dann, wenn die großen sozialen Probleme unserer Zeit, die in Schule und Elternhaus als Störfaktor hineinwirken, gemildert und schließlich sinnvoll bewältigt werden. Die Angst der Kinder behindert ihre freie Entwicklung zu selbstbewussten, kreativen Menschen, die unsere Gesellschaft heute und in Zukunft mehr denn je benötigt. Vielleicht hängt gar das Überleben der Menschheit mit davon ab, wie dieser wichtigste Auftrag der Erziehungsarbeit bewältigt wird.
7.) Schulversagen - Definition
Beim Schulversagen wirken individuelle - besonders unbewusste-, interpersonelle - und gesellschaftliche Faktoren zusammen. Die verschieden Faktoren werde ich jetzt einmal kurz nennen:
- Störungen der Intelligenz
- Neurotische Dummheit
- Geistige Behinderung
- Motivationsschwäche, Leistungsverweigerung
- Angst
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- Legasthenie - Teilleistungsstörungen
- Prüfungsangst
- Schulangst - Schulphobie
- Verhaltensstörungen
- Psychosomatische Erkrankungen
- Lebenskrisen
8.) Auswirkungen der Angst
· Akute Angst hat größeren Einfluß auf verbale Leistungen (Verständlichkeit, Lesefähigkeit) als auf numerische (Zahlenumgang)
- Lern- und Denkstörungen, Blockaden
- Reaktionen mit Rückzug (bei Ich- schwachen Kindern)
- Leistungshemmung, Passivität, Depressionen
- Negative Einschätzung der Leistungsfähigkeit
- Schwaches Selbstkonzept
- Extrem normkonformes Verhalten = erwünschtes Verhalten ~ dadurch Hemmung des explorativen Verhaltens und der Entwicklung von Interessen
- Verweigerung der Schule (bei Ich- starken Kindern)
- Geringes Interesse an Unterrichts- und Schulgeschehen
- Aggression und Verhaltens-/ Unterrichtsstörungen
- Konzentration auf körperliche Symptome
- Körperliche Auswirkungen, wie Schlafstörungen, Bettnässen, Konzentrationsmangel: Tagträume, Vor- sich- hindösen im Unterricht; Blutdruckerhöhung durch Dauerstress
- Behinderung der Begegnungs- und Liebesfähigkeit und allge mein mitmenschlicher Kontakte
9.) Angsttypen Bei der Schulangst unterscheidet man zwischen sieben Angsttypen:
9.1.) Der Drückeberger:
Er weicht der Angstsituation aus
9.2.) Der Ausreißer:
Er setzt sich der Angstsituation zwar aus, versucht aber, so schnell wie möglich wieder herauszukommen, ohne erst abzuwarten, dass die Angst wieder nachlässt
9.3.) Der Schwarzseher:
Immer wenn er an eine drohende Gefahr denkt, konzentriert er seine Gedanken nur auf das schlimmste und verrennt sich dann darein
9.4.) Der Manipulierer:
Er versichert sich ständig der Hilfe anderer, um die Furchtsituation gar nicht mehr entstehen zu lassen
9.5.) Der Phantast:
In der Angstsituation geht die Phantasie mit ihm durch
9.6.) Der Kopflose:
Er setzt sich der Angstsituation aus, aber dann konzentriert er sich so sehr auf seine Angstgefühle, dass er nicht mehr vernünftig reagieren kann
9.7.) Der im verborgenen Leidende:
Er versteckt seine Angst
10.) Funktion von Schulnoten
Noten sind schon an sich angstbesetzt wegen:
a) Auslese: Die Note entscheidet über die schulische Laufbahn und schränkt somit die freie Berufswahl ein
b) Kontrolle: Lehrer, Schüler und Eltern werden regelmäßig über den Leistungsstand des Schülers informiert
c) Zucht: Noten werden als Mittel zur Disziplinierung genutzt
d) Rechtlich: Zensuren rechtfertigen die Nichtversetzung eines Schülers - notfalls auch vor Gericht
10.1.) Mögliche Fehler bei der Notengebung
Ein Fehler könnte die mangelnde Objektivität sein, das heißt, dass die gleiche Leistung von verschiedenen Lehrern unterschiedlich beurteilt wird Dies ist zum Beispiel abhängig vom eigenen Wissenstand des Lehrers auf dem eigenen Gebiet. Des weiteren könnte das klasseninterne Bezugssystem des Lehrers eine Fehlerquelle sein, wenn nämlich die gleiche Leistung in unterschiedlichen Klassen verschieden bewertet wird, oder die mangelnde Zuverlässigkeit, wobei wieder die gleiche Leistung zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschieden bewertet wird. Weiterhin haben Einfluss auf die Noten das Geschlecht des Schülers, die Sympathie, die Vorabinformation über bestimmte Schüler (Befangenheit), die äußere Gestaltung von arbeiten (Absätze, Schriftbild) und die Urteilstendenz (mild/ streng).
10.2.) Aufgaben des Lehrers
Beim Auftreten schulischer Verhaltenstörungen, ist es empfehlenswert, dass der Lehrer zuerst das Verhalten des Schülers (und die eigene Reaktionen) über einen längeren Zeitraum genau beobachtet und täglich am Ende seiner Unterrichtsstunden auf eine nichtwertende Weise protokolliert (Verlaufsprotokoll). Es ist sinnvoll, das Verhalten der Mitschüler zu erfassen und zum Beispiel ein Soziogramm zu erstellen. Auf diese Weise kann der Lehrer erkennen, von welcher Arte die Störungen sind.
11.) Rat und Hilfe - Schulpsychologische Beratung
Eine rechtzeitige Beratung kann mithelfen, persönlich empfundenen Leistungsdruck und Schulangst abzubauen.
11.1.) Aufgabenbereiche eines Schulpsychologen
1.) Einzelfallhilfe
Bei allgemeinen Schulproblemen, wie Leistungsabfall, unbefriedigendem Schulerfolg, Problemen mit Kontakten zu Lehrern und MitschülerInnen, Konzentrations- und Motivationsmangel, Prüfungsangst usw. steht der Schulpsychologe als Kontaktperson zur Verfügung. Ansprechpartner ist er vor allem auch dann, wenn eine längere Betreuung notwendig erscheint bzw. spezielle Probleme (z.B. Lese- Rechtschreibschwierigkeiten, Schulangst, Selbstwertprobleme, Suizidgefährdung) vorliegen
2.) Schullaufbahnberatung
Neben dem Beratungslehrer, gibt er - bei Bedarf- Hinweise auf Fragen der längerfristigen Eignung fürs Gymnasium und die individuelle Gestaltung der Schullaufbahn.
3.) Gruppenmaßnahmen
Durch Kursangebote, z.B. zu Lern- und Arbeitsmethoden, zur Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit und zur Verringerung der Aufregung in Prüfungssituationen, können SchülerInnen in Gruppen zu effektiven Lernformen angeleitet werden.
4.) allgemeine Informationsveranstaltungen
Die Eltern werden im Rahmen von Veranstaltungen der Schule über spezielle Themen, z.B. aus der Lernpsychologie, informiert.
5.) Der Schulpsychologe berät:
- bei Problemen im Lern- und Leistungsbereich
- z.B. Konzentrationsschwierigkeiten, Lese- Rechtschreibschwierigkeiten, uneffektives Lernen und Arbeiten, Hausaufgabenprobleme oder bei fehlender Motivation zum Lernen
- bei schulbezogenen Ängsten, z.B. Angst vor Schulaufgaben und Prüfungen, Schulangst
- bei Schulbezogenen Verhaltensauffälligkeiten, z.B. Außenseiterprobleme, Unterrichtsstörungen
- bei besonderen Fragen der Schullaufbahn z.B. Feststellung von Begabungsschwerpunkten mit Hilfe von Tests
12.) Literaturverzeichnis
Dietel, Bernd. (1984). Schulangst und psychosomatische Beschwerden: Ursachen, Bedingungen und Konsequenzen; eine empirische Untersuchung bei 9-16 jährigen Schülern verschiedener Schultypen. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang.
Kaiser, Heinrich. (1983). Schulversäumnisse und Schulangst: eine empirische Analyse der Einflussfaktoren. Frankfurt am Main[u.a.]: Lang.
Löser, Walter. (1988). Einflussfaktoren bei (Schul)angst in der ersten Phase der Orientierungsstufe. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang.
Schlung, Ekkehart. (1987). Schulphobie: kritische Sichtung der Literatur zu Erscheinungsformen, Entstehungsbedingungen und Behandlungsmöglichkeiten bei schulphobischem Verhalten. Weinheim: Deutscher Studienverlag.
Tumbold Claudia, Wechdorn,Ernst, Feichtenberger, Susanne. (1997).Schulangst - Nein Danke!.
e: kritische Sichtung der Literatur zu Erscheinungsformen, Entstehungsbedingungen und Behandlungsmöglichkeiten bei schulphobischem Verhalten. Weinheim: Deutscher Studienverlag.
Tumbold Claudia, Wechdorn,Ernst, Feichtenberger, Susanne. (1997).Schulangst - Nein Danke!.
- Arbeit zitieren
- Susanne Piehler (Autor:in), 2002, Ursachen und Symptome von Schulangst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106094
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