Inhalts
1 Einleitung
2 Zusammenfassende Darstellung der Studien
3 Vergleichende Darstellung der Studien
3.1 Sexuelle Beziehungen als Gesprächsthema in den Familien
3.2 Sexuelle Erfahrung der Jugendlichen
3.3 Koituserfahrung im Altersvergleich
3.4 Anzahl der Sexualpartnerinnen
3.5 Sexuelle Beziehungen
3.5.1 Werte in sexuellen Beziehungen
3.5.2 Interpersonale Nähe
3.5.3 Sexuelle Übereinstimmung
3.6 Thema: Aids
4 Zusammenfassung
5 Literaturverzeichnis
8 Anhang / Tabellen und Abbildungen
1 Einleitung
In der folgenden Arbeit sollen zwei Studien zum Thema Sexualität bei Jugendlichen vergleichend dargestellt werden.
Bei den Studien, die etwa im gleichen Zeitraum durchgeführt wurden, handelt es sich jeweils um einen Vergleich, der zwischen Jugendlichen hinsichtlich ihrer Sexualität durchgeführt wurde. In der Studie, die von Maria von Salisch unter dem Titel „Sexualität und interpersonale Intimität“ herausgegeben wurde (im weiteren Verlauf als Studie 1 bezeichnet), werden deutsche und türkische Jugendliche miteinander verglichen.
In der von der Abteilung für Sexualforschung der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit Leipziger Wissenschaftlern durchgeführte Studie (im weiteren Verlauf als HamburgerStudie bezeichnet), werden westdeutsche mit ostdeutschen Jugendlichen verglichen. Die Studie 1 soll umfassender dargestellt werden und als Grundlage dienen, so dass die Struktur dieser Arbeit durch diese Studie geprägt sein wird. Die Hamburger-Studie wird nur als Vergleich mit herangezogen.
Zunächst soll eine zusammenfassende Darstellung beider Studien erarbeitet werden. In diesem Zusammenhang wird zunächst ein Überblick über die Studien gegeben und die Me- thodik erklärt.
Anschließend sollen die Ergebnisse der Studien vorgestellt werden. Die Ergebnisdarstellung erfolgt innerhalb eines Vergleichs der Studien, damit deutlich wird, in wie weit es Übereinstimmungen und Unterschiede gibt, so dass in der Zusammenfassung der Arbeit ein Fazit dargestellt werden kann.
Da es sich insbesondere bei der Hamburger Studie um eine Studie mit vielen Fragekomple- xen handelt, sollen nur die Fragen deutlicher herausgearbeitet werden, die für den Ver- gleich mit der Studie 1 notwendig sind. Außerdem werden insbesondere die Ergebnisse der Jungen aus Westdeutschland der Hamburger-Studie hervorgehoben, weil in der 1. Stu- die auch nur Jungen aus West-Berlin befragt wurden. Die Ergebnisse der Mädchen und ostdeutschen Jungen sollen nur vergleichsweise in Klammern angeführt werden.
2 Zusammenfassende Darstellung der Studien
In der von Maria von Salisch herausgegebenen Studie wurden 1988 N = 425 Schü- ler und Schülerinnen (aus Gesamt-, Hauptschulen und Gymnasien) im Alter von 15 bis 18 Jahren anhand eines Fragebogens zu ihrem Sexualverhalten, zu Wertvorstellungen und Einstellungen in sexuellen Beziehungen sowie zu ihrem Umgang mit dem Aidsinfektions- risiko (zu Wissen und Einstellung) in West-Berlin befragt. Diese Gruppe von N = 425 ist allerdings nur eine Untergruppe eines Samples von N = 1562 Jugendlichen, „an denen das Aids-Aufklärungsprogramm des Berliner Senats evaluiert wurde“ (Salisch 1990). In der Untergruppe waren 41 Jungen türkischer Nationalität, die den Beruf des Vaters an- gegeben hatten. Da der Beruf des Vaters das Herkunftsmilieu der Jungen definiert, konnte so das deutsche an das türkische Sample angeglichen werden, um mögliche Verzerrungen der Ergebnisse aufgrund der Herkunft zu vermeiden. Durch das Angleichen ist allerdings auch die Zahl der deutschen Stichprobe auf N = 65 Jungen verringert worden (vertreten waren 15-jährige mit weniger als 33 %, 16-jährige mit 34 %, 17-jährige und älter mit 33 %). Nach der Angleichung stellte man fest, dass etwas mehr deutsche Jugendliche das Gymnasium besuchten. Der Unterschied stellte sich aber als nicht signifikant heraus. Diese Studie schränkt sich auf den Vergleich männlicher Jugendliche ein, weil es für türki- sche Mädchen schwierig ist, über ihre Sexualität zu sprechen. Entweder sie wollen es nicht, da sie keine Erfahrungen aufgrund ihrer kulturellen Einstellungen machen, oder sie wollen im Falle der Erfahrung nicht darüber sprechen, da es ihnen nicht erlaubt ist, Erfahrungen hinsichtlich ihrer Sexualität vor der Ehe zu sammeln.
Im Verlauf der Studie 1 wurden die türkischen Jungen mit den deutschen in Bezug auf ihre Sexualität und interpersonale Nähe konträr gegenübergestellt. Vorweg kann man aber gleich sagen, dass in beiden Studien die Gemeinsamkeiten größer sind als die Unterschiede. Man darf auch in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass viele der türkischen Jugendlichen schon längere Zeit in Deutschland wohnen, und dass so bereits eine Angleichung der Lebensgewohnheiten stattgefunden haben könnte.
Darüber hinaus verglich man auch die Untergruppe mit dem gesamten Sample, um Verzerrungen durch Selbstselektion, des Alters, der Schulform, des Elternhauses, des Informationsstandes in Bezug auf die Immunschwächekrankheit und ihre Übertragung festzustellen. Man erkannte aber, dass es keine signifikanten Unterschiede gab, weder zwischen den türkischen Jugendlichen der Untergruppe und dem Gesamtsample, noch zwischen den jungen Türken im Vergleich mit den deutschen Jugendlichen in der Untergruppe. Deshalb kann man sagen, dass diese Studie als repräsentativ für alle türkischen männlichen Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren angesehen werden kann.
In der zum Teil vergleichbaren Studie, welche die Abteilung für Sexualforschung der Hamburger Universität in Zusammenarbeit mit Leipziger Wissenschaftlern 1990 durchführten, wurden ostdeutsche Jugendliche mit westdeutschen verglichen.
In der Stadt Hamburg sowie in Frankfurt/M. wurden N = 415 Jugendliche (210 Jungen / 214 Mädchen) zwischen 16 und 17 Jahren aller Schultypen (Haupt-, Gesamt-, Real- und Berufsschule) befragt (Schmidt 1993). In Leipzig wurden N = 272 (124 Jungen / 148 Mädchen) ebenfalls zwischen 16 und 17 Jahren befragt.
Per Zufallsprinzip wurden in Leipzig die Schulen ausgewählt. Es waren 10 Berufsschulen, 5 Erweiterte Oberschulen und 10 Polytechnische Oberschulen.
Die Beteiligungsrate in Ostdeutschland lag bei 98 %. Im Vergleich dazu lag die Rate in Westdeutschland nur bei 50%. Dieser sehr große Unterschied lässt sich dadurch erklären, dass in Leipzig die Schüler durch die Zahlen im Klassenbuch per Zufallsprinzip ermittelt wurden, und dass die Befragung innerhalb des Unterrichts stattfand. In Hamburg dagegen konnte jeder teilnehmen.
Was aber die Leipziger Untersuchung stark von der Hamburger abhebt, ist, dass das Inter- view bei den Hamburger Schülern außerhalb der Schulzeit stattfand (was diese Studie mit der Studie 1 verbindet), und dass jeder Teilnehmer eine Erlaubnis der Eltern mitbringen musste, so dass dadurch die Beteiligungsrate stark sank. Bei diesen Unterschieden zwi- schen den ost- und westdeutschen Methoden könnten sich Probleme bezogen auf die Ver- gleichbarkeit der Stichproben ergeben, die man allerdings nicht abschätzen konnte. Das heißt, dass die Forscher bei den Ergebnissen nicht wissen, ob diese nicht anders ausgefallen wären, wenn man die Schüler alle nach dem gleichen Prinzip ausgesucht hätte.
Die Befragung erfolgte durch ein halbstrukturiertes Interview mit vielen offenen Fragen, dass im Durchschnitt 1 1/2 Stunden betrug, wobei es aber bei den westdeutschen Mädchen etwa zwanzig Minuten länger dauerte. Mädchen wurden durch Interviewerinnen und Jungen durch Interviewer befragt.
Es wurden Fragen zur festen Freundschaft, zu sexuellen Erfahrungen (Selbstbefriedigung und homosexuelle Erfahrungen eingeschlossen), zum ersten Geschlechtsverkehr, zur Koitusabstinenz, zur jüngsten sexuellen Erfahrung, Angst vor Schwangerschaft, zur Menstruation, zu Gewalt und sexueller Belästigung, zu Aids, Alkohol und Drogen, zu Einstellungen in einer Partnerschaft sowie zur Familie gestellt.
Ein weiterer Punkt, der diese Studie so umfangreich erscheinen lässt, ist dass die Hamburger Wissenschaftler die Ergebnisse (Ergebnisse der westdeutschen Befragten) von 1990 mit den Ergebnissen von 1970 verglichen. 1970 wurde diese Studie nämlich schon einmal in ähnlicher Form durchgeführt.
3 Vergleichende Darstellung der Studien
3.1 Sexuelle Beziehungen als Gesprächsthema in den Familien
Als erstes soll verglichen werden, wie häufig die Jugendlichen innerhalb ihrer Familien über Sexualität sprechen. In der Studie 1 ist es so, dass kein Türke häufig mit seiner Fami- lie über sexuelle Beziehungen spricht (Abb. 1). 39 % sprechen mit ihren Eltern nie und 42 % selten über ihre sexuellen Beziehungen. Im Gegensatz dazu sprechen 66 % der deutschen Jugendlichen häufig oder manchmal mit ihren Eltern darüber und nur 7 % nie. Bereits an dieser Stelle kann man einen signifikanten Unterschied zwischen deutschen und türkischen Jugendlichen erkennen.
Da drei der türkischen Jugendlichen, die angegeben hatten, dass sie nie mit ihren Eltern über ihre sexuellen Beziehungen sprechen, sagten, dass sie sich als vollkommen aufgeklärt beschreiben würden, kann man davon ausgehen, dass viele Türken außerhalb der Familie aufgeklärt werden. Ob die türkischen Jugendlichen mit ihren Eltern nicht darüber sprechen, hing aber auch nicht, wie zunächst vermutet, mit ihrem Bildungsstand, der Schulform so- wie der Deutschnote, mit ihrer Koituserfahrung und ihrer Integration in Deutschland zu- sammen. Deshalb kann man den Schluss ziehen, dass es an der türkischen Lebensart liegt, dass die Kinder keine Unterstützung hinsichtlich ihrer sexuellen Beziehungen erhalten und dies ein Tabuthema für sie darstellt. Demgemäß kann auch das Ergebnis nicht verwundern, dass viele der Jugendlichen türkischer Nationalität nicht vollständig oder sogar kaum auf- geklärt sind.
Gegenüberstellend dazu zeigt die Hamburger-Studie in dem Abschnitt Sexualität und Fa milie (Tabelle 6.5) ähnliche Ergebnisse. Auf die Frage, ob man ein offenes Gespräch mit der Mutter über Sexualität führen kann, antworteten 66 % (71 % / die jeweils in Klammern angeführten Prozentzahlen, sind die ostdeutschen Ergebnisse) der Jungen mit ja. Mit dem Vater konnten aber nur 55 % (54 %) darüber sprechen.
Die Unterscheidung zwischen einem Gespräch mit Vater oder Mutter wurde in der anderen Studie nicht getroffen. Ferner wurde aber nach der Häufigkeit gefragt, nicht nur allgemein nach ja oder nein, wie bei der Hamburger-Studie.
Im Vergleich zu den Jungen sprechen 64 % (66 %) der Mädchen mit ihrer Mutter und nur 25 % (29 %) mit ihrem Vater über Sexualität.
In diesem Abschnitt werden die Jugendlichen aber auch nach anderen Themen interviewt. Es wurde interessanterweise danach gefragt, ob es die Eltern akzeptieren, wenn der Freund bei ihnen übernachtet. 77 % (81 %) der Jungen und 54 % (63 %) der Mädchen bejahten diese Frage. Darüber hinaus hat man die Jugendlichen danach befragt, ob die Eltern um den eigenen Geschlechtsverkehr sicher oder zumindest vermutlich wissen. Das Ergebnis zeigt, dass die Mädchen es mit 80 % (85 %) glauben und im Gegensatz dazu die Jungen nur zu 74 % (66 %) annehmen, dass die Eltern davon wissen. An diesem Beispiel erkennt man deutlich, dass die Hamburger Studie weitaus umfangreicher ist. Es haben zum einen mehr Jugendliche an dieser Studie teilgenommen, zum anderen werden verschiedene Städte verglichen und viel mehr Fragen und Themenbereiche gestellt.
Die Frage, ob sie mit ihren Eltern über ihre sexuellen Beziehungen sprechen oder gespro- chen haben, findet hier vielleicht sogar ungerechtfertigter Weise keine Berücksichtigung, denn das Thema Sexualität und sexuelle Beziehungen ist für die Jugendlichen ein fast le- bensfüllendes Thema, dass nicht nur mit den Peers besprochen werden sollte. Aber viel- leicht schließt ein Gespräch über Sexualität auch das Besprechen der sexuellen Beziehun- gen ein.
3.2 Sexuelle Erfahrung der Jugendlichen
In Hinblick auf die sexuelle Erfahrung (Abb. 2) der Jugendlichen der türkischen und deut- schen Nationalität gab es nur einen signifikanten Unterschied, der sich darin zeigte, dass weitaus mehr deutsche Jugendliche (mit über 90 %) ein Mädchen bereits geküsst haben. Die Türken liegen dabei nur knapp über 80%. Bei den deutschen Jungen ist das Küssen sowie das passive Petting (Deutsche: 63 %; Türken: 49 %) weiter verbreitet, so dass diese beiden Punkte nur einen signifikanten Unterschied ausmachen. Beim Brust streicheln, beim aktiven Petting und beim ersten Geschlechtsverkehr liegen die Ergebnisse eng beieinander, obwohl mehr Türken (51 %) bereits Geschlechtsverkehr hatten (Deutsche: 46 %). Dieser Unterschied kann sich aber auch so erklären, dass sich die türkischen Jugendlichen besser darstellen wollen. Dieser Aspekt spiegelt sich auch darin wieder, dass die jungen Türken (30 %; Deutsche: 8 %) als Begründung für den noch nicht vollzogenen Geschlechtsverkehr sagten, dass sie daran noch kein Interesse haben. Die Deutschen (28 %; Türken: 10 %) be- gründeten es so, dass sie sich noch für zu jung hielten.
Aufgrund der zumeist nicht signifikanten Unterschiede kann man sagen, dass die Jugendlichen beider Nationalitäten die sexuellen Entwicklungsschritte in etwa der gleichen Reihenfolge vollziehen (Salisch 1990).
Um einen Vergleich mit der Hamburger-Studie anstellen zu können, wäre es sinnvoll dazu die Tabelle 3.1 zum Thema Sexuelle Erfahrung bis zum Zeitpunkt der Befragung heran- zuziehen. Allerdings gibt es dabei nur zwei Vergleiche, die man berücksichtigen könnte.
Der Rest stellt Ergebnisse zur Masturbation und zu homosexuellen Kontakten dar, die als Vergleich nicht helfen, da in der Studie 1 diese Aspekte nicht einbezogen werden. In der Hamburger Studie hatten 57 % der Jungen und 67 % der Mädchen bis zur Befragung bereits ein Petting mitgemacht. Hier fällt aber auf, dass bei den Fragen keine Unterschei- dung zwischen aktivem und passivem Petting getroffen wurde [Studie 1 (Jungen): 65 % aktiv, 63 % passiv]. Die etwas erhöhte Prozentzahl der Studie 1 kann so erklärt werden, dass dort 15-18-jährige befragt wurden und in der Hamburger-Studie nur 16-17-jährige. Da aber in der Studie 1 auch 15-jährige mitgemacht haben, müsste sich die erhöhte Prozent- zahl wieder ausgleichen, wenn man davon ausgeht, dass diese deshalb entstand, weil auch Jugendliche über 17 mit dabei waren. Es ist aber schwierig die Erhöhung zu erklären, weil in den Erläuterungen der Hamburger-Studie nicht angegeben wurde, wieviele der Testper- sonen 16 und 17 waren.
Ferner wurden die Testpersonen gefragt, ob sie vor dem 16. Lebensjahr sexuelle Erfahrungen gesammelt haben (Tab. : 3.2, Frühe sexuelle Erfahrung). Man fand heraus, dass 35 % der Jungen (Mädchen: 46 %) genitales Petting hatten, bevor sie 16 Jahre alt waren. 21 % der Jungen (Mädchen: 16 %) erlebten schon einen Geschlechtsverkehr und 82 % der Jungen (Mädchen: 37 %) haben bereits masturbiert.
Zum Thema sexuelle Erfahrung könnten auch die Orgasmuserfahrungen (Tab. : 6.10) zählen, die allerdings nur für die Mädchen angeführt werden. So haben beispielsweise 52 % (Ost: 53 %) der westdeutschen Mädchen Erfahrungen mit Orgasmen gemacht. Noch eine Erweiterung der ersten Studie wäre die Tabelle 6.11 Auslöseformen des ersten Orgasmus. Der überwiegende Teil der Jungen gab mit 66 % (Ost: 61 %) an, den ersten Orgasmus durch Selbstbefriedigung erlangt zu haben. Die westlichen Mädchen hingegen hatten ihren ersten Orgasmus überwiegend beim ersten Petting (41 %). Die östlichen Mädchen hatten ihn mit 51 % beim ersten Geschlechtsverkehr.
3.3 Koituserfahrung im Altersvergleich
Bezüglich der Koituserfahrung (Abb. 3) haben die deutschen Jugendlichen im Alter von 15 Jahren einen klaren Vorsprung (Deutsche: fast 25 %; Türken: 10 %). Mit 16 Jahren liegen die Türken wieder weiter vorn und mit 17 hat es sich ziemlich deutlich angenährt. Dennoch kann man aber sagen, dass es allgemein gesehen keinen signifikanten Unterschied gibt, so dass man hierbei erkennen kann, dass die Jugendlichen beider Nationalitäten etwa im glei- chen Alter ihre Erfahrungen mit genitaler Sexualität sammeln.
Die Tabelle 5.1 Heterosexuelle Erfahrung/Aktivität zeigt unter Punkt 1 deutlich, dass die Ergebnisse ziemlich nahe beieinander liegen. In der Hamburger-Studie werden aber die Jugendlichen nicht nach ihrem Alter aufgeschlossen, so dass ein direkter Vergleich nicht möglich ist. Koituserfahrung bis zum Zeitpunkt der Befragung hatten 40 % (31 %) der Jun- gen sowie 34 % (36 %) der Mädchen, was auch verdeutlicht dass nur bei den Jungen aus Ost- und Westdeutschland ein signifikanter Unterschied besteht. Ihr erstes Mal haben 78 % (68 %) der Jungen mit einer zu dieser Zeit festen Freundin gehabt (Tab. : 6.4). Bei den Mädchen waren 91 % (84 %) in einer festen Beziehung eingebunden. Wie auch an vielen anderen Stellen kann man hier feststellen, dass die ostdeutschen Jugendlichen mit ihren sexuellen Beziehungen offener umgehen als die westdeutschen gleichen Alters.
Ferner wäre es möglich, als Erweiterung die Tabelle 5.10 mit heranzuziehen: Koituserfah- rung nach Schulbildung, um so auch die Studie 1 zu erweitern. So hatten 50 % (28 %) der Jungen mit niedriger und 32 % (36 %) mit hoher Schulbildung bis zu ihrer Befragung Koi- tuserfahrung gesammelt. Diese Tabelle wird noch dadurch erweitert, dass man ebenfalls die soziale Schicht miteinbezogen hat (Tab. : 8.1- Koituserfahrung bis zu Zeitpunkt der Befra- gung und Schichtzugehörigkeit westdeutscher Jugendliche). So stellt sich heraus, dass 53 % der Unterschicht Geschlechtsverkehr hatten. Je höher die soziale Herkunft, desto weniger Koituserfahrung haben die männlichen Jugendlichen. Ebenso fallen die Daten aus, wenn man die Schulbildung mit der sozialen Herkunft in Verbindung bringt.
Ein direkter Vergleich beider Studien ist aber nicht möglich, weil in der ersten Studie keine Trennung der Befragten nach Schultypen vorgenommen wurde, und weil man die Befrag- ten hinsichtlich ihres Herkunftsmilieus parallelisiert hatte. Es scheint aber auch nicht mög- lich gewesen zu sein die Schichtunterschiede darzustellen, da gerade in der Untergruppe zu wenig Befragte, aufgrund der Angleichung an das türkische Milieu, zur Verfügung stan- den.
3.4 Anzahl der Sexualpartnerinnen
Alle Jugendlichen die bereits Koituserfahrung gesammelt hatten, wurden danach gefragt, mit wie vielen Partnerinnen sie schon Geschlechtsverkehr hatten (Abb. 4). Obwohl die tür- kischen Jugendlichen an die deutschen angeglichen worden sind, hatten sie durchschnittlich häufiger als die deutschen mit mehr als einer Partnerin Geschlechtsverkehr gehabt. Mit mehr als fünf Partnerinnen hatten etwa 13 % der deutschen und über 25 % der türkischen Jungen Geschlechtsverkehr. Es ist aber dabei auch darauf zu achten, dass es innerhalb einer Gruppe auch eine große Streuung gibt.
Des Weiteren kann man die Ergebnisse so erklären, dass die Türken eher dazu neigen, bei den Angaben zu übertreiben, um angesehener zu sein. Es wäre auch möglich, dass durch die Selbstselektion, sich besonders koituserfahrene Jugendliche türkischer Nationalität durch das Thema Sexualität und Aids angesprochen gefühlt hatten. Man könnte sich aber auch in der Annahme bestätigt fühlen, dass die türkischen Jugendlichen sexuell aktiver sind. Diese Vorstellung stimmt aber nur dann, wenn das Herkunftsmilieu keine Berücksichtigung findet. Außerdem kommt hinzu, dass sich im Allgemeinen keine signifikanten Unterschiede zu den deutschen Jugendlichen erkennen lassen.
Etwas andere Ergebnisse zeigen die Daten der Hamburger-Studie [Tab. : 6.8- Koituspartner(innen) ]. Es gaben 50 % (55 %) der Jungen und 65 % (65 %) der Mädchen an, dass sie mit nur einem Menschen Geschlechtsverkehr hatten. Vergleichend dazu hatten 40 % der deutschen Jugendlichen in der Studie 1 angegeben, nur eine Sexualpartnerin zu haben. Dies könnte man auch wieder durch die Selbstselektion erklären, so dass sich also besonders die sexuell aktiveren Berliner Schüler für die Studie 1 gemeldet haben. Deutlich weniger als in der Studie 1 hatten laut der Hamburger Untersuchung mit 2-4 Part- nern Geschlechtsverkehr [Jungen: 27 % (42 %); Mädchen: 42 % (32 %)]. Allerdings muss hinzugefügt werden, dass in der Studie 1 nach 2-5 Partnerinnen gefragt wurde, so dass da- bei natürlich mehr Jugendliche auftauchen, als wenn es um 2-4 Partner geht. Das sieht man auch an dem Ergebnis, dass 23 % der westdeutschen Jungen mit fünf oder mehr Partnerin- nen geschlafen haben (Vgl: Studie 1 = 13 %; nach mehr als fünf und nicht einschließlich fünf gefragt).
3.5 Sexuellen Beziehungen
3.5.1 Werte in sexuellen Beziehungen
Zum Zeitpunkt der Befragung gaben in beiden Gruppen die Jugendlichen zu etwa einem Viertel an, eine feste Freundin zu haben. Darüber hinaus wurde bei den oben angeführten Ergebnissen festgestellt, dass die Jugendlichen beider Nationalitäten ihre sexuelle Entwick- lung in ähnlicher Reihenfolge durchlaufen, und dass sich in Bezug auf das Alter der Koi- tuserfahrung keine signifikanten Unterschiede ergeben haben. Man könnte also meinen, dass sie ähnliche sexuelle Erfahrungen gesammelt haben. Aber trotz dieser vielleicht sogar gemeinsamen Erfahrungen, unterscheiden sich ihre Wertvorstellungen doch zum Teil er- heblich (Abb. 5).
Die Jugendlichen wurden gefragt, was sie in einer Beziehung für wichtig halten. Acht Items wurden ihnen vorgegeben, wobei sie entscheiden mussten, ob es „sehr wichtig“ oder mit Abstufungen „unwichtig“ war.
An der Spitze stand für beide Gruppen das Verstehen und Vertrauen, obwohl es den deutschen Jugendlichen mit 74 % signifikant wichtiger war als den türkischen mit 63%. Des Weiteren war die Verliebtheit, Liebe sowie Zärtlichkeit den Deutschen deutlichen wichtiger als den Türken.
Bei den türkischen Jugendlichen ist es aber so, dass sie diese zwischenmenschlichen Be- ziehungen nicht so wichtig finden, wie die sexuelle Übereinstimmung. Vergleichend dazu war den deutschen Jugendlichen mit 21 % die sexuelle Übereinstimmung nicht so wichtig wie den türkischen mit 38%. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich auch beim Aussehen der Partnerin. Die sexuelle Treue und die gemeinsamen Interessen sind beiden Gruppen in etwa gleich wichtig.
Demnach kann man schlussfolgern, dass die deutschen Jungen den interpersonalen Werte, wie Vertrauen, Zärtlichkeit sowie Liebe und Verliebtheit einen deutlich höheren Stellen- wert beigemessen. Dass den türkischen Jugendlichen die interpersonale Nähe nicht so wichtig erscheint, lässt sich vielleicht daraus erklären, dass die Ehe in dieser Kultur oft aus vernünftigen und ökonomischen Gründen geschlossen wird. Dazu kommt noch, dass der Grund einer Ehe auch in der sexuellen Bedürfnisbefriedigung liegen kann (Schiffauer 1983).
Zum Thema Werte in sexuellen Beziehungen lassen sich wie zur interpersonalen Nähe und zur sexuellen Übereinstimmung kaum vergleichbare Daten aus der Hamburger-Studie fin- den. Zu den Themen der sexuellen Übereinstimmung sowie der interpersonalen Werte wird kein Vergleich angeführt. Lediglich den Fragenkomplex Partner- und Liebesorientierung (Tab. : 5.7) kann man zu den sexuellen Beziehungen rechnen, so dass das der einzige Ver- gleich hierzu sein wird.
Zunächst wollte man wissen, wer eine sexuelle Beziehung nur bei liebe eingeht. Wie bei der Studie 1 ist für die Jungen mit 75 % (67 %) die Liebe eine wichtige Voraussatzung, um eine sexuelle Beziehung einzugehen. 89 % (81 %) aller Jungen versprechen der Partnerin treu zu sein und es zu bleiben. Zu den Mädchen gibt es nur hinsichtlich der Liebe einen signifikanten Unterschied. Für 91 % (89 %) ist es die Vorraussetzung für eine sexuelle Be- ziehung.
Eine weitere interessante Frage wäre deshalb, wie sich die Einstellung zur interpersonalen Nähe ändert, wenn die Jugendlichen einerseits bereits Geschlechtsverkehr hatten und andererseits eine feste Partnerin haben.
3.5.2 Interpersonale Nähe
Zunächst wurden die Jugendlichen danach eingeteilt, ob sie Koituserfahrung haben oder nicht und ob sie zum Zeitpunkt der Befragung eine Freundin haben oder nicht. Anschließend wurden auch die türkischen und deutschen Jugendlichen gegenübergestellt. Dazu wurden die Items, die der interpersonalen Nähe beigemessen worden sind, zusammengefasst und ihre Prozentsätze wurden gemittelt (Abb. 6 und 7).
Den deutschen war die interpersonale Nähe in allen Fällen wichtiger als den türkischen. Hingegen war ihnen diese Nähe besonders wichtig, wenn sie noch keine Koituserfahrung gesammelt hatten (Deutsche: über 30 %; Türken: 20 %) und momentan in keiner festen Freundschaft waren (Deutsche: über 40 %; Türken: knapp über 30 %). In den Fällen, dass die Gruppen Koituserfahrung und eine feste Freundin hatten, gab es keinen signifikanten unterschied mehr.
Viele der türkischen Jugendlichen sammeln mit deutschen Mädchen sexuelle Erfahrungen, so dass sich ihre Einstellungen in Hinblick auf die Werte einer Beziehung an die der deut- schen langsam angleichen. Vielleicht kann man auch so den kaum noch signifikanten Un- terschied erklären. Aber um dies genauer zu wissen, müsste man eine Längsschnittstudie durchführen, die auch die hier angegebenen Daten nicht nur näherungsweise darstellt.
3.5.3 Sexuelle Übereinstimmung
Wenn man die Angaben zur Wichtigkeit der sexuellen Übereinstimmung damit vergleicht, ob die Jugendlichen bereits Koituserfahrung gesammelt haben, dann lässt sich erkennen, dass sich die Ergebnisse umgekehrt haben (Abb.: 8). So ist den deutschen die sexuelle Ü- bereinstimmung mit einer Partnerin nur geringfügig wichtiger, wenn sie noch keinen Geschlechtsverkehr gehabt hatten Türken ist aber die sexuelle Übereinstimmung signifikant wichtiger als den Deutschen, wenn sie schon einmal Geschlechtsverkehr gehabt haben, vermutlich weil sie dann wissen, was sie wollen.
3. 6 Thema Aids
Die Jugendlichen wurden in den Fragebögen auch auf ihr Wissen zum Thema Aids und die Übertragungsweisen des HIV-Virus hin befragt. Aus den Antworten wurde ein Fehlerindex konstruiert und es zeigte sich, dass die türkischen Jugendlichen einen erheblichen Wissensrückstand aufwiesen. Allgemein gesehen scheint aber Aids für die Jugendlichen ein wichtiges Gesprächsthema zu sein, da lediglich 3 % aller angaben, dass es für sie kein Thema sei (Vgl. Hamburger-Studie siehe unten).
Trotzdem scheint es besonders für die türkischen Jugendlichen eher ein Thema zu sein, welches unter Peers besprochen wird. Mit Gleichaltrigen besprechen die Jugendlichen dieses Thema am liebsten, wobei aber die jungen Türken dies etwas häufiger machen. 42 % der türkischen und 15 % der deutschen Jugendlichen sprechen häufig mit ihren Freunden über die Immunschwächekrankheit. Auch mit den Klassenkammeraden sprechen die Türken (35 %) signifikant häufiger als die Deutschen (9 %) über das Thema Aids. Selbst gegenüber ihren Klassenkameradinnen erwähnen die türkischen Jungen das Thema häufiger als die gleichaltrigen Deutschen.
Wenn es aber darum geht, in wie weit die Immunschwächekrankheit in der Familie ein Thema ist, dann scheinen sich die Ergebnisse umzudrehen. Man kann ebenfalls dabei er- kennen, dass sich die türkischen Jugendlichen in dieser Angelegenheit wie auch beim Thema sexuelle Beziehungen eher an die Peers wenden als an die Familie. Dadurch könn- ten auch die Wissenslücken über die Immunschwächekrankheit erklärt werden. Mit den Geschwistern sprechen beide Gruppen in etwa gleich häufig oder nie (häufig: T: 10 %, D: 18 %; nie: T: 39 %, D: 40 %).
Die von Frau Salisch dargestellten Ergebnisse, dass 56 % der türkischen Jugendlichen und nur 18 % der deutschen Jungen nie mit ihrer Mutter über Aids sprechen, könnte man mit dem Kapitel 12 (Die Bedrohung durch Aids) im Themenbereich Konfliktfelder der Ham- burger-Studie in Beziehung setzen. Hierbei werden den Jugendlichen sehr umfangreich zum Aids Fragen gestellt. Hinzuweisen ist jedoch darauf, dass die Fragen nur auf die Ju- gendlichen bezüglich ihrer Partnerschaft und die Bedrohung der eigenen Person durch Aids abzielen. So wird zum Beispiel gefragt, ob Aids für die Jugendlichen momentan ein Thema darstellt, welches sie persönlich beschäftigt, ob sich die Aids-Gefahr auf das sexuelle Ver- halten der Jugendlichen allgemein und ihrer selbst auswirkt, ob sie deshalb Kondome be- nutzen und treuer sind.
Daten die doch überraschen, zeigen sich zu der Frage: Ist Aids ein Thema, das Sie persön- lich gegenwärtig beschäftigt? (Tab. : 12.4). Nur 12 % der Jungen und 15 % der Mädchen (zwischen ost- und westdeutschen Jugendlichen gibt es keinen signifikanten Unterschied) antworten mit sehr. Das was sehr verwundert, ist, dass 50 % der westdeutschen jungen sagen, dass es für sie momentan kein Thema darstellt. Zumal in der Studie 1 nur 3 % aller Befragten angaben, dass es für sie kein Thema wäre. Man könnte vielleicht sagen, dass es in der Studie 1 nur so wenige waren, weil vielleicht gefragt wurde, ob es allgemein für sie Thema ist, und dass dazu die Selbstselektion kommt.
Die Einstellung zum Thema Aids wird auch in der Studie 1 erfragt, und man kam zu dem Ergebnis, dass es zwischen den beiden Gruppen keinen nennenswerten Unterschied gab. Beide Nationalitätengruppen gaben fast zur Hälfte an, durch diese Krankheit verunsichert worden zu sein (T: 49 %; D: 54 %) und etwa drei Viertel der Befragten haben sogar Angst vor einer Infektion (T: 83 %; D: 75 %), so dass etwa 70 % beider Gruppen auch vorsichti- ger geworden sind, mit welchem Mädchen sie schliefen. 38 % der Türken sowie 23 % der Deutschen gaben an, dass sie „ganz bestimmt“ mit ihrer neuen Partnerin über Aids spre- chen werden.
In der Tabelle 12.5 der Hamburger-Studie wollte man wissen, ob die Aids-Gefahr eine Auswirkung auf das eigene sexuelle Verhalten hat. 28 % der westdeutschen Jungen gaben an, dass es eine starke Auswirkung hat. Der überwiegende Teil mit 47 % meint, es habe eine geringe Auswirkung auf ihr sexuelles Verhalten. Zahlen die nicht direkt mit der Studie 1 vergleichbar sind, aber dennoch ist es so, dass 70 % in der ersten Studie bei der Partner- wahl vorsichtiger geworden sind. Also hatte es auf über die Hälfte der Befragten schon eine ziemliche Auswirkung. Darüber hinaus gaben 75 % der deutschen Jugendlichen aus Studie 1, sie wären beunruhigt, da sie Angst vor einer Infektion haben. In der Hamburger-Studie gaben 79 % (85 %) der Jungen an, dass sie sich in keiner Situation Sorgen über eine mögli- che Infektion gemacht haben (Tab: 12.7) . Es ergibt sich hier also ein ziemliches Span- nungsverhältnis der beiden Studien. 14 % (16 %) gaben aber an (Tab. : 12.14), dass sie bereits sexuell auf etwas verzichtet haben, weil sie Angst vor einer Infektion hatten.
Wenn es um das Thema Aids geht, so muss auch nach den Verhütungsmitteln gefragt wer- den, die die Jugendlichen verwenden und nach dem Grund. Die Gruppen unterschieden sich aber in dieser Hinsicht kaum voneinander. So haben beispielsweise 83 % beider Grup- pen bereits ein Kondom gekauft, 81 % der deutschen und 86 % der türkischen Jugendlichen haben bereits ein Kondom benutzt. Es ist zu der Hamburger-Studie auch kein signifikanter unterschied zu erkennen, denn es gaben 84 % der westdeutschen Jungen an ein Kondom bereits benutz zu haben (Tab. : 12.9). Signifikant ist nur, dass lediglich 59 % der ostdeut- schen Jungs ein Kondom bereits benutzten. Bei der Begründung weshalb sie Kondome benutzen, gaben die Jugendlichen in der Studie 1 aber verschiedene Motive an. Schutz vor Schwangerschaft gaben 53 % der Deutschen sowie nur 11 % der Türken an, wobei bei den jungen Türken der Schutz vor Aids im Vordergrund stand, oder sogar beide Gründe als sehr wichtig erachtet wurden. Eine Erklärung wäre die, dass die türkischen Jugendlichen nicht so lange Beziehungen führen, und so eher die Angst vor Aids als Grund für die Ver- wendung von Kondomen angeben, und deshalb den Grund der Schwangerschaft als nicht so wichtig empfanden. Bei einem One-night-stand oder dem Besuch einer Prostituierten hat man auch eher zu fürchten, sich mit dem HIV-Virus anzustecken. Die Konsequenzen einer Schwangerschaft hat man da nicht so zu fürchten.
Zum Thema Aids hat die Hamburger-Studie noch weitere interessante Fragen gestellt, die hier allerdings zum Zwecke eines Vergleichs keine Berücksichtigung finden können, weil es keine Daten in der ersten Studie dazu gibt. Jedoch kann man anführen, dass sich die Hamburger-Studie genauer mit diesem Thema beschäftigt und auch mehr Fragen stellt, die nichts mit der eigenen Sexualität zu tun haben. Aber das dies in der Studie 1 nicht getan wurde, verwundert dahingehend nicht, da man scheinbar die Immunschwächekrankheit lediglich in Zusammenhang mit der Sexualität der Jugendlichen bringen wollte.
4 Zusammenfassung
Nachdem die Studie 1 und die Hamburger- Studie zusammenfassend so dargestellt wurden, dass man einen Überblick bekommt und die Methodik erkennt, war es sinnvoll beide Stu- dien zusammenhängend miteinander zu vergleichen und die Ergebnisse gegenüberzustel- len. Deshalb kann man auch erkennen, dass es einige Punkte gibt, die man gut miteinander vergleichen kann.
Andererseits lässt sich jetzt aber feststellen, dass die Hamburger-Studie zum einen zu umfangreich ist für den Vergleich, und dass man vielleicht eher eine Studie zu anderen Nationalitäten hätte auswählen sollen. Die vermutlich dann sehr unterschiedlichen Ergebnisse, wären auch interessanter darzustellen gewesen.
Aber besonders die Hamburger-Studie hat gezeigt, welche Themen man außerdem zu der Studie 1 hätte wählen können. Demgegenüber kann man aber auch sagen, dass viele Fra- gen der Hamburger-Studie nicht in der ersten Studie hätten gestellt werden brauchen oder können. Das lässt sich so begründen, dass man für einen ethnischen Vergleich über allge- meines sexuelles Verhalten nicht sehr viel mehr erfragen muss, um diesen Vergleich herstellen zu können.
Weiterhin wird in der Veröffentlichung der Hamburger-Studie dargestellt, wie die gleichen Ergebnisse aus west- und ostdeutscher Sicht beurteilt werden. Allerdings sind diese zwei Analysen strukturell nicht gleich aufgebaut. Sie stellen zum Teil jeweils andere Punkte in den Vordergrund. Aber aufgrund der sehr umfangreich herausgegebenen Studie konnte lediglich auf die Ergebnisse zurückgegriffen werden, die einen Vergleich ermöglicht ha- ben. Vielleicht sollte man in Zukunft die Hamburger-Studie noch einmal gesondert betrachten.
Man hätte auch die Hamburger-Studie in sofern genauer prüfen können, da sie sowohl sehr interessante Punkte der Längsschnittstudie als auch des Ost- Westvergleiches enthält. Es werden auch Themen wie Schwangerschaft, Abtreibung, Trennung vom Partner, sexuelle Gewalt und Geschlechtsrollenerfahrungen dargestellt, die es ebenfalls Wert wären betrachtet zu werden. Ansonsten könnte man zu den sexuellen Erfahrungen auch das Milieu mit heranziehen, wie unter Punkt 3.3 Koituserfahrung im Altersvergleich (Tab. : 8.1- siehe dazu auch: Anhang: Weitere Tabellen). Die Hamburger-Studie ist also sehr viel umfangreicher und geht mit den Themen viel mehr in die „Breite“.
Es lässt sich also das Fazit schließen, dass diese zwei Studien in einer Hausarbeit nicht ausreichend verglichen werden können. Es war nicht möglich, auch über die zweite Studie einen so klaren Überblick darzustellen.
5 Literaturliste
Schiffauer, Werner (1983): Die Gewalt der Ehre. Erklärungen zu einem türkisch-deutschen Sexualkonflikt. Frankfurt: Suhrkamp.
Salisch, Maria v. (1990): Sexualität und interpersonale Intimität: Ein Vergleich zwischen Berliner Jugendlichen deutscher und türkischer Nationalität. In: Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 10; S.14-32.
Schmidt, G. (Hg.) (1993): Jugendsexualität; Sozialer Wandel, Gruppenunterschiede, Konfliktfelder. In: Beiträge zur Sexualforschung, 69; Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag
- Arbeit zitieren
- Nadin Mau (Autor:in), 2002, Sexualität und interpersonale Intimität - Deutsch-türkischer Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106280
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