Grundbegriffe zwischenmenschlicher Kommunikation II


Seminararbeit, 2002

10 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalts

1 Protokoll
1.1 Einleitung
1.2 Aufgabenstellung
1.3 „ Mit vier Ohren hören “
1.3.1 Das Sach-Ohr
1.3.2 Das Beziehungs-Ohr
1.3.3 Das Selbstoffenbarungs-Ohr
1.3.4 Das Appell-Ohr
1.3.5 Allgemeine Anmerkungen

2 Zusammenfassung

3 Schlussbemerkung

4 Literaturverzeichnis

1 Protokoll

1.1 Einleitung

In der folgenden Arbeit soll ein Protokoll, als eine zusammenfassende Darstellung des dritten Moduls vom 27.10.2001 zu dem Modell von Schulz von Thun „ Mit vier Ohren empfangen “ erarbeitet werden. Dabei sollen die Ergebnisse der Gruppenarbeit sowie des gesamten Seminars Berücksichtigung finden.

Um auf das Modell „ Mit vier Ohren empfangen “ eingehen zu können, soll an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung des Modells „ Vier Seiten einer Nachricht “ (Schulz von Thun) gegeben werden. Wenn ein Sender eine Nachricht zu einem Empfänger aussendet, dann werden vier Seiten ( der Sachinhalt, die Selbstoffenbarung, der Beziehungsinhalt sowie der Appell) berücksichtigt.

Bei der Betrachtung des Sachaspektes geht es um die Mitteilung des sachlichen Inhaltes. In jedem Satz den man an andere richtet, gibt man auch etwas von sich preis, was durch die Selbstoffenbarung geschieht. Bei jeder Nachricht ist es möglich als Empfänger, nicht nur den Sachaspekt, den Beziehungsaspekt oder denn Appell in einer Aussage zu erkennen, sondern man kann auch immer die Frage stellen, was den anderen zu dieser Aussage bewegt hat.

Die Beziehungsseite einer Nachricht ist die, für die viele Empfänger ein sehr empfindliches Ohr haben. Hier drückt der Sender aus, was für eine Beziehung er zum Empfänger hat.

Bei dem Appellaspekt versucht der Sender den Empfänger in irgendeiner Form zu aktivieren oder zu beeinflussen, wodurch also ein Appell zum Ausdruck kommt.

1.2 Aufgabenstellung

Zunächst wurde den Seminarteilnehmern die Aufgabenstellung für dieses Modul verdeutlicht. Es sollten innerhalb von 30 Minuten mindestens drei Thesen zu einem Text, den jede Gruppe (bestehend aus fünf Teilnehmern) zur Grundlage einer Diskussion erhalten hatte, erarbeitet werden. Bei diesen Texten handelt es sich um die verschiedenen Teile (jeweils ein Ohr wird in einem Text beschrieben) des Kommunikationsmodells von Schulz von Thun im Zusammenhang mit den vier Ohren des Nachrichtenempfangs. Nachdem die verschiedenen Gruppen ihre Texte und Thesen aufgearbeitet hatten, wurden in einer anschließenden Seminardiskussion die Thesen vorgestellt, und zusammenfassend wurde eine gemeinsame Grundlage für die verschiedenen Prinzipien des Hörens aufgebaut. Relativ einheitlich kam man zu ähnlich angelegten Thesen, die den Texten entsprachen, obwohl es dennoch immer wieder zu Diskussionen kam.

1.3. „ Mit vier Ohren hören “

Schulz von Thun unterscheidet bei den vier Ohren das Sach-Ohr, das Beziehungs-Ohr, das Selbstoffenbarungs-Ohr sowie das Appell-Ohr.

Generell kann man sagen, dass man alle vier Ohren gleich gut bedienen und trainieren sollte. Mit welchem Ohr man besonders gut zuhört liegt zum einen an der Persönlichkeit, als auch an der Situation. Aber es gibt klare Empfangsgewohnheiten bei jedem Menschen.

„Je nachdem auf welche Seite er [der Empfänger]besonders gut hört, ist seine Empfangstätigkeit eine andere: (...).“ (Schulz von Thun, F. 1991, S.44).

1.3.1 Das Sach-Ohr

Das Sach-Ohr hört auf Sachinhalte, die sich in einer Nachricht befinden. Bei den meisten Menschen dominiert dieses Ohr, so zum Beispiel häufig bei Männern und Akademikern. Wenn ein Mensch ein `übergroßes` Sach-Ohr hat, dann hört er nur den Sachinhalt einer Nachricht und deshalb kommt es zur Versachlichung oder zum Überhören von zwischenmenschlichen Tönen beispielsweise in der Partnerschaft. Darüber hinaus ist es möglich, dass man generell zwischenmenschliche Botschaften versachlicht.

Konflikte auf der Beziehungsebene zweier Menschen können allerdings nicht auf der Sachebene gelöst werden. Aufgrund dieser Tatsachen kann man sagen, dass es so oftmals zu Schwierigkeiten kommen kann.

1.3.2. Das Beziehungs-Ohr

Das Beziehungs-Ohr empfängt positive sowie negative Kritik. Es nimmt die Beziehung zwischen den Menschen wahr. Der Empfänger ist hierbei besonders persönlich betroffen (Schulz von Thun, F. 1991, S.44).

Wenn das Beziehungs-Ohr zu stark ausgeprägt ist, dominiert es über das Sach-Ohr, oder aufgrund der Kritik wird oft der Appell einer Nachricht nicht mehr wahrgenommen. Diese Menschen legen dann die zumeist beziehungsneutralen Nachrichten und Handlungen so aus, dass sie unmittelbar sie betreffen.

Möglich wäre auch, dass die Selbstoffenbarungsseite nicht mehr wahrgenommen werden kann, und dass keine Stellung zur Sachseite bezogen wird. Noch dazu kann es auch zur Verwechslung des Beziehungs- und des Selbstoffenbarungs-Ohrs kommen, was zu einer übergroßen Sensibilität führen kann. Außerdem geht häufig die Tendenz dahin, dass man `nur noch` auf der „Beziehungslauer“ liegt.

Vielfach haben Menschen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl ein stark ausgeprägtes Beziehungs-Ohr. Das macht sie auf der Beziehungsebene, die allerdings nicht immer vom Sender angesprochen werde sollte, eher verletzlich, was sich dann auf das Selbstbewusstein auswirkt.

Dagegen muss aber auch gesagt werden, dass ein übergroßes Beziehungs-Ohr nicht immer die mehr oder weniger als negativ beschriebenen Auswirkungen erzeugen muss, sondern sich durchaus ebenso positiv auswirken kann. Es kommt auch hierbei auf die Situation an. Wenn ein Mensch in guter Stimmung ist, dann kann sich das Hören auf dem Beziehungsohr vorteilhaft für die Person auswirken. So wäre es möglich, dass eine Person, die in einem Cafe angesprochen wird, dies unter dem Beziehungsaspekt positiv auffasst und meint, dass die andere Person ihn mag bzw. attraktiv findet, was dann das Selbstbewusstsein positiv beeinflusst.

Ferner stellte sich auch im Verlauf des Seminars die Frage, ob es nicht auch so ist, dass in der Gesellschaft die sachliche Ebene als objektiver und anerkannter hervortritt und somit die Beziehungsebene ausgeklammert wird. Es ist in der heutigen leistungsorientierten Gesellschaft so, dass man wenig Zeit für Gefühle hat. Es wird verlangt, dass man sachlich bleibt und das ist scheinbar für viele nur dann möglich, wenn die Beziehungsebene außen vor gelassen wird. Dementsprechend könnte man in bezug auf das allgemeine soziale Verhalten von einer Hierarchie der Ohren sprechen. Das in der Gesellschaft erwartete Verständnis der Objektivität überträgt sich aber auch all zu schnell auf die private Person, die Gefühle zeigen und manches auch besser mit dem Beziehungs-Ohr hören sollte.

1.3.3 Das Selbstoffenbarungs-Ohr

Mit dem Selbstoffenbarungs-Ohr nehme ich vor allem wahr, aus welcher persönlichen Situation jemand etwas sagt. Was gibt der Gegenüber von sich preis? Es ist oftmals ein Abwägen zwischen Beziehungs- und Selbstoffenbarungs-Ohr (,,Sagt er das weil er mich damit meint oder betrifft es mehr in selbst?"). Es wird mehr die Person des Senders wichtig, als dass der Empfänger sich auf sich selbst konzentriert.

Man kann durch das Hören mit diesem Ohr den Gegenüber besser verstehen. Der Sachinhalt einer Nachricht wird zurückgestellt und das was der Sender an Informationen von sich übermittelt, wird in das Zentrum gerückt. Durch diese Erklärung wird auch der Unterschied zwischen dem Selbstoffenbarungs- und Sach-Ohr deutlich gemacht. Kinder bis zum 5. Lebensjahr können diese Unterscheidung noch nicht treffen, ihnen fehlt die Fähigkeit sich in andere hinein zu versetzen. Sie hören bis dahin auf dem Beziehungsohr. Kinder werden also zum Beispiel Wutausbrüche immer persönlich nehmen und sind nicht in der Lage den Grund dafür vielleicht in der angespannten Situation des anderen zu sehen.

Es besteht beim verstärkten Hören auf die Selbstoffenbarung aber auch die Gefahr des Immunisierens oder Psychologisierens.

Bei jeder Aussage ist es möglich für den Empfänger, dass Selbstoffenbarungs-Ohr zu verwenden und für sich zu schlussfolgern, dass der andere zum Beispiel durchaus berechtigte Kritik nur anbringt aus einer Situation heraus, die eher ihn als den Empfänger betrifft. So ist es denkbar sich gegen jegliche Kritik von außen abzuschotten, zu immunisieren.

Auch das Psychologisieren und Diagnostizieren ist ebenso eine Art des einseitigen Empfangs. Auf jede Aussage des Senders folgt dann eine Antwort, mit der er sich der eigentlichen Sachebene entzieht und auf angebliche psychologische Motivationen des anderen reagiert (,,Das sagst du jetzt nur, weil du ...").

1.3.4 Das Appell-Ohr

Das Appell-Ohr ist darauf ausgerichtet sich mögliche Appelle aus einer Nachricht herauszufiltern.

Menschen die sich besonders auf die appellative Seite einer Nachricht stützen, vernachlässigen sich selbst und orientieren sich nur nach den Wünschen der Mitmenschen. Es werden unterschwellige Botschaften aufgefangen, um darauf zu reagieren. Kleinste Signale werden auf ihre Appelllastigkeit überprüft. Zudem kann man aber mit einem überspitzen Appell-Ohr alles in einen Funktionalitätsverdacht stellen (,,Der sagt das jetzt nur, weil er will das..."). Denn sogar den unausgesprochenen Erwartungen der Mitmenschen soll entsprochen werden.

Personen, die ein besonders ausgeprägtes Appell-Ohr haben, sind zumeist leicht manipulierbar und können ein geringes Selbstwertgefühl haben, weil sie sich zu stark danach richten was andere möchten. Oder was sie glauben, was andere möchten und tragen somit ihren eigenen Bedürfnissen sowie ihrer Individualität keine Rechnung. So kann eine Persönlichkeit entstehen, die nur noch klischeehaft und konventionell gebunden handelt.

Besonders Kinder neigen dazu, dieses Ohr schnell zu entwickeln, um beispielsweise gelobt zu werden. Sie wissen sehr rasch, was Erwachsene wollen oder glauben es zu wissen.

1.3.5 Allgemeine Anmerkungen

Dennoch gibt es an dieser Stelle auch nicht nur negative Auswirkungen, denn wenn man mit allen vier Ohren einigermaßen gut hören kann, dann erfüllt man alle Zwecke und weiß auch, was gemeint sein könnte. Man erkennt den sachlichen Inhalt, den Appell, die Selbstoffenbarung und weiß mehr über die Beziehungsseite.

Um eine Konfliktarme Kommunikation zu gewährleisten, ist es gut, wenn man auf allen vier Ohren kommuniziert. Dennoch sollte man keines von ihnen `missbrauchen`. Der Empfänger hat immer die Möglichkeit sich auszusuchen, mit welchem Ohr er hören möchte. Es kommt oft zu Kommunikationsstörungen, wenn der Empfänger die Nachricht missversteht oder sich auf einigen Ohren `taub´ stellt (Schulz von Thun, F. 1991, S.46).

Grundsätzlich ist aber zu raten, dass man je nach Situation entscheidet, auf was man reagiert. Man muss den Kontext verstehen, in dem es zur Äußerung kam. Darüber hinaus muss der Empfänger aber auch den gleichen Code haben, wie der Sender, um die Nachricht enkodieren zu können. Ansonsten kommt es bereits dabei schon zu Kommunikationsschwierigkeiten.

In der heutigen Gesellschaft scheint es so, als könnte man nicht mehr auf allen vier Ohren hören. Eines überwiegt scheinbar immer, so dass die empfangene Nachricht nicht mehr mit der gesendeten Nachricht übereinstimmt. Man hat verlernt, wie man richtig kommuniziert und kann es an die folgende Generation nicht mehr weitergeben. Jeder Mensch wird unterschiedlich geprägt. Deshalb hören auch beispielsweise viele Männer überwiegend mit dem Sach-Ohr.

Es hört sich auch leichter an, als es tatsächlich ist, dass man mit allen vier Ohren gleich gut hören soll. Der Großteil der Kommunikation läuft intuitiv und unbewusst ab. „Oft ist dem Empfänger gar nicht bewußt, daß er einige seiner Ohren abgeschaltet hat und dadurch die Weichen für das zwischenmenschliche Geschehen stellt.“ (Schulz von Thun, F. 1991, S.44).

2 Zusammenfassung

Der Empfänger einer Nachricht kann diese mit vier Ohren hören. „Je nachdem auf welche Seite er besonders hört, ist seine Empfangstätigkeit eine andere: [...].“(Schulz von Thun, F. 1991, S.46). Er versucht den Sachinhalt zu verstehen und möchte etwas über den Sender durch die Selbstoffenbarung erfahren. Andererseits erfährt der Empfänger etwas über die Beziehung zu dem Sender und erfasst, was der Sender für eine Intention an ihn stellt.

Dennoch muss abschließend wiederholt werden, dass man mit allen vier Ohren gleich gut hören sollte, um eine konfliktarme Kommunikation zu gewährleisten.

3 Schlussbemerkung / Fazit

Zum Schluss möchte ich meine persönliche Meinung speziell zum Seminar mit einbeziehen.

Selbst wenn das Seminar für mich an dieser Stelle noch nicht abgeschlossen ist, kann ich schon sagen, dass es für mich sehr positiv verlaufen ist. Die Konzeption der Module, empfand ich als sehr sinnvoll, weil man einen leichten Themenüberblick erhält und von Modul zu Modul das Wissen aufgebaut wird. Besonders gut haben mir die vielen praktischen Übungen gefallen. Man hat dadurch die Möglichkeit erhalten, sich mit sich selbst und mit anderen auseinander zusetzen. Es wurde durch die Übungen nicht nur die Theorie vermittelt, sondern man konnte sie sich leicht gemeinsam mit den Kommilitonen erarbeiten. Die abschließende Zusammenfassung hat viele Meinungen gewährleistet, obwohl öfter gesagt werden könnte, was genau richtig ist und was nicht.

Was für mich selbst etwas zu kurz kam, waren die Diskussionen mit allen Seminarteilnehmern, wenn die Thesen zusammengefasst wurden. Außerdem sind auch viele von der zwischenmenschlichen Kommunikation abgedriftet, so dass dann wiederum Diskussionen entstanden sind, die gar nicht hätten sein müssen.

Dennoch werde ich positive Erfahrungen mitnehmen, besonders in Hinblick auf die eigene Kommunikationsfähigkeit.

Vor allem aber habe ich gesehen, dass man sich nicht von einem Blockseminar, dass noch dazu am Anfang überfüllt schien, abschrecken lassen sollte.

4 Literaturliste:

Hedenreich, Klaus; Lacher, Berthold (Hg.) (1998): Psychologie Training. Grundwissen Psychologie. Freising ( Stark Verlagsgesellschft mbH)

Schulz von Thun, F. (1991).Miteinander reden. 1 Störungen und Klärungen Reinbeck: roro

Zimbardo, Philip G. (1992): Psychologie. Bearbeitet und herausgegeben von Siegfried Hoppe-Graff und Barbara Keller. 5.neu übersetzte und bearbeitet Auflage.Heidelberg u.a. (Springer-Verlag)

www-wisy.aww.uni-hamburg.de/themen/Art0198.html vom 13.11.00

Zugang finden - Kommunikation, der Zugang zur Welt

www.sonntagsblatt.de

vom 13.11.00

Artikel: AG 28/2000 / Im Gespräch: Schulz von Thun

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Grundbegriffe zwischenmenschlicher Kommunikation II
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
10
Katalognummer
V106281
ISBN (eBook)
9783640045600
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Grundbegriffe, Kommunikation
Arbeit zitieren
Nadin Mau (Autor:in), 2002, Grundbegriffe zwischenmenschlicher Kommunikation II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106281

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