Bevölkerungswachstum als bioethisches Problem


Seminararbeit, 2001

47 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Gliederung

1. Überbevölkerung als Problem
1.1 Statistik
1.1.1 Entwicklungskurve
1.1.2 ,,Theorie des demographischen Übergangs"
1.1.2.1 Unterschied Dritte Welt
1.2 Verteilung
1.3 Indikatoren
1.3.1 Indikatoren im Einzelnen
1.3.2 Eltern von morgen
1.4 Statistische Unsicherheiten

2 Auswirkungen der Überbevölkerung
2.1 ökologische Belastungen
2.1.1 Wasserverbrauch
2.1.2 Naturverbrauch
2.1.2.1 Ackerboden
2.1.2.2 Wald
2.1.3 Klimawandel
2.1.3.1 Migration, Urbanisierung
2.2 Verarmung durch Aufzehrung des Wirtschaftswachstums
2.2.1 Hunger
2.2.2 Erfolge im Kampf gegen Hunger?
2.2.3 Folgekosten des Hungers
2.2.4 Politik des Hungers
2.2.5 Gentechnik als Lösung des Hungerproblems
2.2.5.1 Vorteile
2.2.5.2 Risken
2.2.5.2.1 Mythos von der „Grünen Revolution“
2.2.5.3. Hunger hat andere Ursachen

3 Ursachen der Überbevölkerung
3.1 soziokulturelle Bedingungen
3.1.1 Generatives Verhalten
3.1.2 Lage der Frauen
3.1.2.1 Die Kosten der Ungleichstellung der Geschlechter
3.1.3 Die Rolle der Religion
3.1.3.1 Die Position der christlichen Kirchen
3.2 Unterentwicklung
3.2.1 Krankheit
3.2.2 AIDS
3.2.2.1 Gegenbeispiel Thailand
3.3 Grenzen der Entwicklung: der Rebound-Effekt

4 Globale Zusammenhänge: Verantwortung des Nordens
4.1 Relativität des Problems: Naturverbrauch durch den Norden
4.2 Globale Wirtschaftsstrukturen zementieren die Verarmung

5 Lösungsansätze
5.1 Rigide Geburtenkontrolle und ihre Nachteile
5.1.1 Beispiel Indien
5.1.2 Beispiel China
5.2 Bildung, Entwicklung, Frauenförderung
5.2.1 Positives Beispiel Thailands
5.3 Internationale Hilfe: Ziele und Probleme

6 Fazit: notwendige Maßnahmen
6.1 Politische Ebene:
6.1.1 Die Beschlüsse der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz 1994
6.1.2 Internationale Armutsbekämpfung durch Marktreform
6.2 vor Ort: umfassende soziale Entwicklung
6.3 Ethische Pflichten auf individueller Ebene
6.3.1 Reduktion des Lebensstils im Westen
6.3.2 Fair gehandelte Produkte, fairer Tourismus

7 Literaturangaben

1. Überbevölkerung als Problem

Im vergangenen Jahr 2001 hatte die UNO ihre bisherigen Weltbevölkerungs-Wachstumsprognosen revidiert: Bereits im Jahr 2043 - und nicht erst im Jahr 2052 - werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben1. Dass diese Prognosen keinesfalls an den Haaren herbei gezogen sind, zeigt sich anhand der Tatsache, dass sich seit 1960 die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt hat.

In diesem rasanten Wachstum spiegeln sich zahlreicher positive Entwicklungen wider, die die Lebensumstände vieler Menschen beträchtlich verbessert haben. So ist die Kindersterblichkeit weltweit drastisch gesunken, die Lebenserwartung von 48 Jahren im Jahr 1955 auf 65 Jahre im Jahr 2000 gestiegen und die Menschen sind im Durchschnitt gesünder und besser ernährt als je zuvor. Der Anteil der Menschen, die in Entwicklungsländern an chronischer Unterernährung leiden, sank in diesem Zeitraum von etwa 40 auf 20 %2

Gleichzeitig haben sich jedoch auch die natürlichen Lebensgrundlagen dramatisch verändert: Verschmutzungen von Wasser und Luft sowie Übernutzung von Ackerland nehmen zu, natürliche Ressourcen werden knapp und das Weltklima erwärmt sich. Zudem schafft die Weltbevölkerungsentwicklung neue soziale Spannungsfelder (Wanderungs- und Flüchtlingsbewegungen, Armut, etc.), sowie neue politische und ökonomische Konflikte (Ressourcenkriege, Armuts- Reichtumsgefälle, Technologiegefälle, etc.).

Die vorliegende Arbeit untersucht die Entwicklung der Weltbevölkerung, deren Auswirkungen, die damit verbundenen Gefährdungslagen, die Ursachen dieser „Bevölkerungsexplosion“ und die gegenwärtigen Aktivitäten und vorhaben auf nationaler und internationaler Ebene zur Eindämmung dieses Problems. Abschließend wird die Frage angerissen, in welcher Weise Individuen der Industriestaaten konkret zur Lösung dieses Problehms beitragen können bzw. inwiefern sie sich durch Unterlassung solcher Maßnahmen gegenüber dem Menschheit bzw. den nachfolgenden Generationen ethisch verantwortlich machen.

1.1 Statistik

Bis zur christlichen Zeitrechnung bewegte sich die Bevölkerungszahl unterhalb von 20 Millionen Menschen. Das Phänomen einer exponentiell wachsenden Bevölkerung bildete sich erst seit den letzten 300 Jahren herausbildete und führte zu der gegenwärtigen Wachstumsdynamik von jährlich 1,4 %: Das bedeutet weltweit jedes Jahr etwa 78 Millionen Menschen mehr auf dem Planeten, fast so viele Menschen wie insgesamt in Deutschland leben. Dieses Wachstum ergibt sich aus dem Überschuss aus jährlich 140 Millionen Geburten minus 60 Millionen Sterbefällen.3

1.1.1 Die Entwicklungskurve

Um 10.000 v. Chr. dürften auf der Erde zwischen 100.000 und 10 Millionen Menschen existiert haben. Um diese Zeit dürfte der Bevölkerungsdruck für die herrschende extensive Wirtschaftsform des Jagen und Sammelns innerhalb des selben Terrains zu groß geworden sein. Dieser sozio- ökonomischen Notlage wurde durch die Erfindung des Ackerbaus und der Viehzucht (neolithische Revolution) entspannt werden.

Um 5000 v. Chr. lebten zwischen 5 - 20 Millionen Menschen, um Christi Geburt zwischen 200 - 300 Millionen. Diese Zahl dürfte dann im Frühmittelalter relativ lange stabil bleiben.

Nach Ansicht Schmids könne das Wachstum der Menschheit nur von Kulturschübe ausgehen, die mehr Ressourcen zur Besserung der Gesundheit und zur Lebensverlängerung verfügbar machen. Dabei wird gleichsam der Tod zurückgedrängt, indem ein steigende Zahl Jugendlicher bis ins Erwachsenen- und Zeugungsalter überleben4. Aus dieser Feststellung geht hervor, dass das frühgeschichtliche Bevölkerungswachstum hauptsächlich auf einem Rückgang der Todesfälle beruhte und nur zu geringeren Teilen auf mehr Heiraten, die nur in - wirtschaftlich betrachtet - besseren Zeiten möglich waren.

Insofern ist die Vorstellung eines Baby-Booms für die vorindustrielle Zeit geradezu undenkbar, weil die Frauen allein schon die Zeitspanne ihrer Gebärfähigkeit unter dem Schwangerschaftsrisiko zubringen mussten. Der häufige Tot im Kindbett bei einer Kindersterblichkeit bis zu 50 % erlaubte gerade noch die Sicherung des Nachwuchses. Von der Römerzeit bis in 19. Jh. stieg auch die Lebenserwartung nicht wesentlich über 35 Jahre. Dadurch kam es bis ins 19. Jahrhundert hinein nur zu einer langsam ansteigenden Bevölkerungszahl von einem Jahrhundert zum anderen.

Ein wirklich nennenswertes Bevölkerungswachstum ist ein Phänomen der Neuzeit, beginnend um 1500. Um 1650 dürften etwa 500 Millionen Menschen bei einer jährlichen Steigerungsrate von 0,1 % gelebt haben. Diese stieg bis ins Jahr 1700 (600 Millionen) auf 0,2 Prozent jährlich und bis 1800 auf 0,4% (900 Millionen).

Um 1830 dürfte die 1 Milliarde Menschen existiert haben5.

Wesentlich an den neuen Wachstumsdimensionen war, dass sich die Zeitabstände zu den nächsten Milliarden verkürzten:

2 Mrd. in 1927, (97 Jahre später)

3 Mrd. in 1960, (33 Jahre später)

4 Mrd. in 1974, (14 Jahre später)

5 Mrd. in 1987, (13 Jahre später).

6 Mrd. in 1999, (12 Jahre später)

Die Projektionen für die Zukunft rechnen mit

7 Mrd. in 2013, (14 Jahre später)

8 Mrd. in 2028, (15 Jahre später)

9 Mrd. in 2054, (26 Jahre später)6

Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist das Wachstum in Europa, wo die industrielle Revolution fast zur Verdoppelung der europäische Bevölkerung in nur 100 Jahren geführt hatte: 1850 waren es 210 Millionen Menschen, 1950 schon 393 Millionen. Dies war eine Folge des massiven Rückgangs der allgemeinen Sterblichkeit, bedingt durch die Kanalisierung der Städte, die Erfolge der Medizin und die gesündere Ernährung auf Grund der verbesserten Landwirtschaft.

Parallel dazu war auch eine Motivation zur Verringerung der Kinderzahl entstanden, weil die

Erfüllung der neuen Lebensideale - Bildung, Beschäftigung, Konsum und Freizeit - nur außerhalb der traditionellen häuslichen Gemeinschaft zu realisieren waren. Dadurch wurde zwangsläufig das vorindustrielle Familienleben gesprengt und damit nach Schmid auch Keim zur Beendigung des Wachstums gepflanzt7.

Diese Entwicklung macht sich auch weltweit bemerkbar, wenn auch leider in einem viel zu geringen Maße. So fiel die durchschnittliche Kinderzahl fiel in den letzten dreißig Jahren von 4,8 Kindern auf heute 2,8 Kinder pro Frau.

1.1.2 Die ,,Theorie des demographischen Übergangs"

Zur Interpretation der weltweiten Bevölkerungsentwicklung wird häufig auf die ,,Theorie des demographischen Übergangs" zurückgegriffen, die auf den Erfahrungen des europäischen Bevölkerungsprozesses aufbaut.

Dieser Theorie zufolge liegen Geburten- und Sterberate in traditionellen Gesellschaften sehr hoch (Phase 1). Wo eine große Kindersterblichkeit herrscht und die Bevölkerung durch Seuchen, Hungersnöte und Kriege dezimiert wird, müssen viele Kinder geboren werden, damit wenigstens ein Teil von ihnen das fortpflanzungsfähige Alter erreicht und die Gesellschaft demographisch im Gleichgewicht bleibt. Gesellschaftliche Normen wie Heiratsverbote und die von den Ehepaaren praktizierte Empfängnisregelung sorgen zusätzlich dafür, dass die Bevölkerungszahl den begrenzten Lebensmöglichkeiten, insbesondere der geringen Nahrungsmittelproduktion, angepasst bleibt.

Diese stabile Lage verändert sich jedoch mit dem Rückgang der Sterberate, wenn durch den medizinisch-hygienischen Fortschritt die Mortalitätsrate abgesenkt wird, die Geburtenrate aber zunächst gleich hoch bleibt (Phase 2). In Europa konnten die daraus resultierenden erheblichen Probleme gesellschaftlich aufgefangen werden, weil durch die seit dem Ende des 17. Jahrhunderts stattfindende Agrarrevolution die Nahrungsmittelbasis erheblich verbreitert wurde und die spätere industrielle Entwicklung eine große Zahl von Arbeitsplätzen schuf. Auch die Ausbeutung der Ressourcen aus den Kolonien spielte hier eine wichtige Rolle. Zugleich diente die Auswanderung großen Ausmaßes, vor allem nach Nordamerika, als ein Ventil für den demographischen Druck.

Modernisierungsprozesses und Einführung sozialer Sicherungssysteme wie in Deutschland nach 1880 wirkten sich mindernd auf die Existenzbedrohung der Armen durch die Risiken der Krankheit, des Unfalls, der Invalidität und des Alterns aus. Auch dadurch verringerte sich die Notwendigkeit, viele Kinder zu haben, was eine Änderung des generativen Verhaltens einleitete. Die Geburtenrate passte sich der gesunkenen Sterberate an, ein neues demographisches Gleichgewicht auf niedrigerem Niveau bildete sich heraus (Phase 3). In etlichen Teilen Europas kippt dieses Gleichgewicht jedoch mittlerweile in Richtung eines Bevölkerungsrückgangs8.

1.1.2.1 Die Unterschiede in der Dritte Welt

Einige wesentliche Umstände, die in der Dritten Welt - im Gegensatz zum Europa der Industrialisierung - herrschen, sind ursächlich für die Tatsache, dass dort bislang der demographische Übergang auf sich warten ließ. So hatte es in Europa zu keiner Zeit derartig hohe Geburtenüberschüsse und Zuwachsraten gegeben, wie sie in der Dritten Welt üblich sind. Auch hat es in der Dritten Welt keine dem Bevölkerungswachstum vorauslaufende Umwälzung des landwirtschaftlichen Sektors und eine damit verbundene Steigerung der

Nahrungsmittelerzeugung gegeben. Auch die industrielle Revolution fand nicht in einer Art und in einem Umfang statt, die es ermöglicht hätte, nach europäisch-frühkapitalistischem Muster eine große Zahl von Arbeitsplätzen für eine wachsende Bevölkerung zu schaffen. In der Folge fand in der Dritten Welt auch keine signifikante soziokulturelle Modernisierung statt, denn ohne ein modernes soziales Netz sind die Eltern auch weiterhin aus Gründen der Lebens- und Altersversorgung auf zahlreichen Nachwuchses angewiesen.

Insofern traf der medizinische Technologietransfer ohne soziokulturelle Begleitmaßnahmen auf die Dritte Welt. Dadurch wurde die Sterblichkeit plötzlich und massiv abgesenkt. Folglich fallen Geburten- und Sterberate weit auseinander, wodurch die Bevölkerung wächst9.

Ausdruck finden diese Unterschiede in der Tatsache, dass ungefähr 80 Prozent des Weltbevölkerungswachstums von 1900 bis 1975 in den Entwicklungsländern stattfanden, heute sind es sogar 98 Prozent10. Dadurch veränderte sich natürlich auch der Anteil der Menschen, die in Entwicklungsländern leben, in den letzten Jahrzehnten beständig. 1950 lag er bei 68 Prozent, im Jahre 1998 bereits bei 80 Prozent. Im Jahre 2025 werden es 85 Prozent sein11. Daraus wird ersichtlich, dass der Migrationsdruck in Richtung der Industriestaaten immer größer werden wird. Auch hier zeigt sich, dass Wanderungsmöglichkeiten in jenem Ausmaß, wie sie den Europäern in den letzten Jahrhunderten durch die neuen Kolonien gegeben waren, heute für die Menschen in der Dritten Welt fehlen. Stattdessen entsteht zunehmend Massenarmut bei gleichzeitiger Rückbesinnung auf traditionelle kulturelle und religiöse Werte, die mitbestimmend für die Einstellung gegenüber der Familiengröße sind.

Thomas Robert Malthus

Die Vision von einem überbevölkerten und unterernährten Planeten Erde hatte Thomas Robert Malthus 1798 in seinem ,,Essay of the principle of population as it affects the future improvement of society"12in einer Zeit entwickelt, als England noch weitestgehend durch eine Agrargesellschaft gekennzeichnet war und die industrielle Revolution ihre ersten Schritte machte. Malthus Lehre behauptete, dass die Bevölkerung exponentiell wachsen würde, während die Menge an Getreide nur linear zunehmen könne. Dadurch müsse es zwangsläufig zu Hungersnöten kommen. Im Kern ist die Malthus´sche Theorie der Versuch, das demographische Regime seiner Zeit, also das Bevölkerungsgesetz der Agrargesellschaften, zu verstehen.

Besonderes seit den fünfziger Jahren erlebten die Malthus´schen Auffassungen im Zuge des raschen Wachstums der Weltbevölkerung eine bemerkenswerte Renaissance, die in gewissen Kreisen sogar noch bis anhält13. So steht etwa der Club of Rome mit seiner Lehre von den „Grenzen des Wachstums“ oder das World Watch Institute in der Malthus´schen Tradition.

Die Kritik an Malthus vertreten zumeist einen Optimismus der Aufklärungen, indem sie mit der Möglichkeit eines unendlichen technischen und gesellschaftlichen Fortschritts argumentieren. Insofern setzen sie ihre Hoffnung zur Lösung des Überbevölkerungsproblem in die Mittelschichten der entwickelten Ländern, deren Energien auf die Nutzung des Fortschritt und auf die Chance des Aufstiegs gerichtet seien, was durch den in diesen Schichten herrschenden wirtschaftlichen Ehrgeiz, gepaart mit der Zurückhaltung der Fortpflanzung zum Ausdruck kommt. Als zweiten Lösungs- Faktor betrachten die Malthus-Kritiker den Wunsch der Unterschichten zum sozialen Aufstieg, was in den Völkerwanderungen aus dem Süden in den Norden zum Ausdruck käme14.

Ein prominenter Verfechter des Fortschrittsglaubens war etwa Colins Clarc, der Mitte der 70er- Jahre beweisen zu können meinte, ökologische Probleme wie jene der Erderwärmung würden erst bei einer Bevölkerung auftreten, die eine Million mal größer wäre als die damalige (4 Mrd. vs 4 Trillionen). Insofern denunzierte Clarc auch das Problem der Übervölkerung als „Mythos“15.

Dass aber eine Weiterentwicklung der gegenwärtigen Wachstumsdynamik gerade durch technische Entwicklung längerfristig nicht möglich ist, legt die Tatsache nahe, dass die Bevölkerungszahl in den letzten 200 Jahren um das sechsfache angestiegen ist, der Energieverbrauch aber in der gleichen Zeit um das 40-fache16gewachsen ist. Hier werden die „Grenzen des Wachstums“ offensichtlich.

1.2 Die Verteilung der Bevölkerung

Die Weltbevölkerung war im Jahr 1995 prozentual so verteilt, dass der Kontinent Asien 60,45 %; Europa 12,81 %; Amerika 13,59 %; Afrika 12,65 % und Australien mit Ozeanien 0,5 % der Weltbevölkerung beherbergte. 97 % des weltweiten Bevölkerungswachstums entfallen auf die Entwicklungsländer.

Dies ist besonders krass in Afrika, wo im Jahr 2050 1,8 Milliarden Menschen leben werden, heute sind es 818 Millionen. So bekommen Frauen in Nigeria gegenwärtig durchschnittlich 5,8 Kinder. Bis zum Jahr 2050 wird sich die nigerianische Bevölkerung voraussichtlich mehr als verdoppeln: von heute 126,6 Millionen auf 303,6 Millionen Menschen. Im gleichen Zeitraum wird sich die Zahl der Bewohner der Demokratischen Republik Kongo (ehemals Zaire) mehr als verdreifachen: von heute 53,6 Millionen auf 181,9 Millionen Menschen im Jahr 205017.

In Asien wird die Bevölkerungszahl von 3,7 Milliarden auf 5,3 Milliarden steigen. Demgegenüber rechnet man für Europa mit einer gegenteiligen Entwicklung in Richtung der Stagnation des Bevölkerungswachstums, verbunden mit einer Überalterung der Bevölkerung, weil die Menschen bei sinkender Geburtenrate immer länger leben. Vor allem in Osteuropa wird die Bevölkerung in den nächsten Jahren stark abnehmen - mit Rekordwerten von 0,7 Prozent in der Ukraine und in der Russischen Föderation18. Diese ddemografischer Alterung ist mit steigenden Kosten im Gesundheitswesen verbunden, weil ältere Menschen häufiger und oft chronisch erkranken. Diese problematische Entwicklung könnte langfristig nur durch eine Einwanderung in weitaus größeren Dimensionen als bisher gestoppt werden, allerdings um den Preis enormen Bevölkerungswachstum und ungeahnter Integrationsanforderungen19.

1.3 Indikatoren der Bevölkerungsstruktur

1.3.1 Indikatoren im Einzelnen

Im folgenden werden die unterschiedlichen Indikatoren zum Vergleich der Bevölkerungsstruktur und -dynamik diverser Länder. Dabei wird deutlich, dass Indikatoren wie Bevölkerungsgröße und - dichte allein (noch) keine typischen Merkmale für Überbevölkerung und Unterentwicklung sind. Als Beispiele werden jeweils die drei ersten und letzten Länder in der Rangliste angeführt.

1. absolute Bevölkerungszahl

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Bevölkerungsdichte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. städtischen Bevölkerung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Bevölkerungswachstum

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Kinderzahl je Frau

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

6. Säuglingssterblichkeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

7. Lebenserwartung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

8. Bruttosozialprodukt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

9. HIV-Infektionen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3.2 Die Mütter von morgen

Gewisse Tendenzen in Richtung eines demographischen Übergangs lassen sich auch in einigen Entwicklungsländer bereits absehen. So sank die weltweite Geburtenrate in den vergangenen Jahren von 6 (1960) auf 2,9 Geburten (1995) pro Frau20. Freilich sind auch hier die regionalen Unterschiede beträchtlich. Während eine Europäerin im Schnitt 1,4 Kinder bekommt, hat in Afrika südlich der Sahara eine Frau derzeit durchschnittlich 6 Kinder. Dennoch zeichnet sich auch hier ein Sinken der Geburtenrate ab: 1979 hatten kenianische Frauen im Durchschnitt noch acht Kinder. Heute bringt eine Kenianerin „nur noch“ vier bis fünf Kinder zur Welt21.

Diese erfreulichen Tendenzen werden jedoch durch die Tatsache zunichte gemacht dass es immer mehr Frauen im gebärfähigen Alter. Eine junge Bevölkerungsstruktur im Verein mit einer hohen Fertilitätsrate ergeben ein weit größeres Potential für das Bevölkerungswachstum eines Landes. Die hoher Fertilität der Entwicklungsländer hängt nämlich auch mit der Altersstruktur ihrer Bevölkerung zusammen. So sind etwa zwei Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern jünger als 20 Jahre, die besonders anfällig für ungewollte Kindschaften sind. Aufgrund mangelnder Aufklärung bekommen jährlich mehr als 14 Millionen Teenager ungeplante Kinder. Für Mädchen in traditionsgeprägten Gesellschaften bedeutet eine frühe Schwangerschaften in der Regel das Ende ihrer eigenen Kindheit und meistens auch ihrer Ausbildung22.

In Äthiopien liegt der Anteil der jungen Menschen unter 15 Jahren an der Gesamtbevölkerung bei 46 Prozent, Äthiopierinnen haben im Durchschnitt sieben Kinder. In Äthiopien liegt die natürliche Wachstumsrate bei 2,5 Prozent. Daraus ergibt sich für die äthiopische Bevölkerung eine einstweilige ,,Verdopplungszeit" von nur 28 Jahren23. Dabei ist jedoch Äthiopien für Afrika, deren Bevölkerung fast zu 50 % jünger als 15 Jahre alt ist, exemplarisch.

1.4 Statistischen Unsicherheiten

Freilich sind all diese Statistiken mit Vorsicht zu genießen, weil sie oft - aufgrund von mangelhaften Datengrundlagen in den jeweiligen Ländern - nur auf Schätzungen beruhen. Teilweise beruhen die an die UNO weitergegebenen Zahlen sogar gezielt auf falschen Angaben, wie dies bei Bangladesch der Fall war. Zweck war die Pflege des Images als das überbevölkertste Land der Welt, um seitens der Geberländer und der UNO24.

Bevölkerungsprognosen lassen sich natürlich nur auf der Basis von Hochrechnungen verschiedentlich angenommener Indikatoren bewerkstelligen. Die von der UNO herausgegebene Prognose für die zukünftige Entwicklung der Weltbevölkerung bis 2050 unterscheidet drei Varianten, wobei zwischen der Variante mit dem höchsten Wachstum und der niedrigsten Variante eine Differenz von 3,5 Milliarden Menschen festzustellen ist25.

Für die mittlere Variante wird bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts ein Rückgang der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau auf zwei Kinder angenommen. Die Weltbevölkerung würde dann bis zum Jahre 2050 auf 8,9 Milliarden Menschen anwachsen. Sinkt jedoch die durchschnittliche Fertilität nur auf 2,5 Kindern pro Frau, so wird bis 2050 eine Bevölkerungszahl von 10,7 Milliarden erreicht. Fiele dagegen die Fertilität in den nächsten fünf Jahrzehnten auf etwa 1,6 Kinder pro Frau unter das ,,Ersatzniveau", so könnte sich die Bevölkerungszahl bei 7,3 Milliarden Menschen einpendeln. Bliebe jedoch die Fertilität bis 2050 konstant auf dem heutigen Niveau, dann würde die Weltbevölkerung voraussichtlich bis 2050 auf 14,4 Milliarden Menschen anwachsen26.

2 Die unmittelbaren Auswirkungen der Überbevölkerung

Die Problematik der Überbevölkerung liegt nicht im Phänomen des Bevölkerungswachstums an sich, sondern im wachsenden Verbrauch von knappen Ressourcen.

2.1 Ökologische Belastungen

Das Wechselverhältnis zwischen der Größe einer Bevölkerung und den ökologischen Veränderungen ist nicht eindeutig. Eines ist jedoch klar: Das Wachstum der Weltbevölkerung verschärft die Verknappung natürlicher Ressourcen wie Ackerland, Wald, Süßwasser oder dem Fischbestand.27So gelten heute bereits 70 Prozent der Fischbestände in den Weltmeeren als übernutzt oder bis an die Grenze des dauerhaften Ertrages ausgebeutet. Die gegenwärtige Weltfischereiflotte ist um 40 Prozent zu groß - gemessen am dauerhaften Ertragspotenzial der Weltmeere. Das Prekäre an dieser Situation ist die aufklaffende Schere zwischen der nachlassenden Kraft der Ökosysteme einerseits und der dennoch weiter steigenden Nachfrage nach ihren Gütern und Leistungen andererseits28.

Der Druck auf die Umwelt durch das Wachstum der individuellen Haushalte steigt nur bedingt in Anhängigkeit vom jeweiligen Einkommensniveau. In Slums beispielsweise kann Armut zu einer sehr umweltbelastenden Lebensweise führen, die auf kurzfristige Überlebensstrategien ausgerichtet ist, etwa in Gestalt von Abholzungen oder der Grundwasserverseuchung durch ungeklärte Abwässer. Mit steigendem Einkommen wachsen wiederum der Energie-Konsum und die Abfallmenge schnell an.

2.1.1 Wasserverbrauch

Der ,,blaue" Planet, besteht zu siebzig Prozent aus Wasser, jedoch sind davon nur 2,5 Prozent trinkbares Süßwasser, das restliche Wasser ist durch seine Salzhaltigkeit für den Menschen ungenießbar. Dieser begrenzte Vorrat an lebensnotwendigem Wasser steht bereits heute extrem unter Druck. So ist der globale Verbrauch von Trinkwasser im letzten Jahrhundert um das Sechsfache gestiegen und wuchs damit deutlich schneller als die Weltbevölkerung, die in diesem Zeitraum „nur“ um das 4-Fache angewachsen ist29, mit der Folge, dass bereits 1990 etwa 335 Millionen Menschen unter Wassermangel, d.s. weniger als 1000 m³ pro Kopf pro Jahr, litten30. Um 2025 werden 3 Milliarden Menschen davon betroffen sein, vor allem in Asien und Afrika.

Ohne sauberes Trinkwasser müssen heute bereits 1,2 Milliarden Menschen auskommen, und für 2,2 Milliarden gibt es keine Abwasserentsorgung.

Extremer Wasser-Stress herrscht, wenn 2000 Menschen mit der oben genannten Wassermenge auskommen müssen, was bereits in Israel und Jordanien der Fall ist. Dieser Mangel an Wasser führt zur Beschneidung der Möglichkeit, sich selbst ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Dies betrifft vor allem Ländern mit ohnedies geringen Wasserressourcen. Deren Kampf gegen die Wasserknappheit gilt als einer der wesentlichen Gründe für ihre Armut31.

Doch abermals tragen auch Industrialisierung und fortschrittliche Ackerbau-Methoden zur Reduktion der Wasserressourcen bei. In Baden-Württemberg beispielsweise mussten seit 1980 mehr als 700 Grundwasserbrunnen wegen zu hohen Nitratwerten vom Trinkwassernetz abgekoppelt werden32.

Wie elementar die Wasserressourcen mit der Ernährung zusammenhängen, ist anhand des Umstandes ersichtlich, dass weltweit rund 70 Prozent des verfügbaren Süßwassers für die Landwirtschaft verwendet werden. Die Produktion einer Tonne Weizen erfordert etwa 1.000 Tonnen Wasser. 40 Prozent aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden auf bewässerten Flächen, also nicht im Regenfeldbau, angebaut. Ein derartiger Verbrauch übersteigt die Verfügbarkeit von Süßwasser, was sich daran bemerkbar macht, dass in einigen Regionen wie Indien, Nordchina und im Westen der USA der Grundwasserspiegel dramatisch sinkt33.

2.1.2 Naturverbrauch

Mehr Menschen benötigen mehr Raum, sei es um Landwirtschaft zu betreiben, um Unterkünfte zu bauen, um Energiequellen auszubeuten. Wie rasch in diesem Bereich der Planet infolge des derzeitigen Bevölkerungswachstum in Richtung seiner Belastbarkeitsgrenzen rückt, ist am Beispiel des Verbrauchs an Böden und Wäldern ersichtlich.

2.1.2.1 Ackerboden

In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Getreideanbaufläche zwar um 19 Prozent vergrößert. Im gleichen Zeitraum wuchs jedoch die Weltbevölkerung von 2,5 auf 6,1 Milliarden Menschen. Insofern hat sich die Getreideanbaufläche pro Kopf seit 1950 von 0,24 auf 0,12 Hektar (1.200 m2 ) halbiert34.

Projektiert man die heutige landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf bis zum Jahr 2050, so ist davon auszugehen, dass sich ein Abnahme von rund 700 m² landwirtschaftlicher Nutzfläche pro Kopf vollziehen wird35. Dies würde aber bedeuten, dass in den nächsten 25 bis 30 Jahren eine Verdopplung der Nahrungsmittelproduktion nötig wäre, um zumindest eine Verbesserung der heutigen Situation erreichen zu können. Das wiederum wäre nur unter den Voraussetzungen eines sinkenden Bevölkerungswachstums, eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums mit sozialen Breitenwirkungen sowie wissenschaftlicher und technischer Fortschritte zur Produktivitätserhöhung möglich36.

Die wenigsten dieser Bedingungen sind erfüllbar. Schlimmer als das: Gerade weil immer mehr Menschen zu ernähren sind, wird neues Ackerland erschlossen und die Produktion weiter intensiviert. Da aber gute Böden bereits knapp sind, wird zunehmend auch das Land an steilen Berghängen und in fragilen Ökogebieten urbar gemacht. Dies ist einer der Gründe für die rasche Abnahme von Waldflächen insbesondere in den Regionen Afrikas. Diese Flächen sind jedoch äußerst anfällig für Bodenerosion, durch die fruchtbares Land verloren geht.

Doch auch eine intensivere Nutzung der Böden schädigt die Umwelt in Form der Wasser- und Bodenbelastung durch Nitrate und andere Schadstoffe. Heute gelten bereits mehr als ein Sechstel aller Böden, oder zwei Milliarden Hektar, in ihrer Qualität stark beeinträchtigt37. Der jährliche Verlust an fruchtbarem Kulturland durch Überbauung, Versalzung und Versteppung beträgt weltweit 6-7 Mio. ha38.

Beispiel Ruanda39:

Größe der Bevölkerung (in Mio. Personen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jährliches Wachstum der Bevölkerung: 2,3 Prozent

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)

Männer Frauen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Säuglingssterblichkeit (im 1. Lebensjahr Gestorbene pro 1000 Lebendgeborene): 121 Ruanda hat als Erfolgsbeispiel der Weltbank gegolten, weil unter schwierigen Bedingungen die Produktion von Nahrungsmitteln immer etwas schneller gestiegen war als die der Kinder: zwischen 1966 und 1983 lagen die Wachstumsraten offiziell stets höher als der Bevölkerungszuwachs. Jedoch wurde dabei nicht Produktivität die Flächeneinheit erhöht, sondern lediglich die landwirtschaftliche Nutzfläche verdoppelt. Insofern hatte es sich um ein reines Scheinwachstum gehandelt - mit der Folge, dass es heute keine erschließbaren Flächen mehr gib, außer auf Kosten der letzten Waldbestände und der Naturparks.

Die durchschnittliche Größe eines Familienbetriebs liegt gegenwärtig deutlich unter einem Hektar, mehr als 50 Prozent aller Höfe verfügen sogar über weniger als einen halben Hektar.

Darüber hinaus werden die Böden auch immer unfruchtbarer, weil aufgrund des demografischen Drucks der klassische Brachezyklus zur Seltenheit geworben ist. Dadurch kommt es zum Verlust der Fruchtbarkeit durch Auswaschung und Erosionen, und dadurch letztlich zum Niedergang der Produktion40. Hungersnöte größeren Ausmaßes sind da vorprogrammiert.

2.1.2.2 Wald

Wald als Bodenstabilisator, Energieressource, Sauerstoffproduzent und Baustoff-Lieferant ist von fundamentaler Bedeutung für die Menschheit. Dennoch lässt sich seit 1960 ein Rückgang der Waldfläche pro Kopf von rund 50 Prozent erkennen. Im Zeitraum von 1980 bis 1995 schrumpften die weltweiten Waldflächen um 73 Millionen Hektar41. Leisinger führt dies u.a. auch auf den Prozess der Urbanisierung zurück, welcher einen enormen Flächenbedarf mit sich zieh42. Ein weiterer Faktor ist auch der wachsende Bedarf an Brennholz. So verbraucht jede Familie in der Dritten Welt vier Tonnen Brennholz pro Jahr. Dabei werden insgesamt 800 Millionen Tonnen Kohlendioxid verfeuert, was dem gesamte Jahresausstoß Deutschlands entspricht43.

Besonderer Raubbau wird an den Regenwäldern betrieben, die gerade für die Umsetzung von CO2 in Sauerstoff von solcher Bedeutung wären. So will die Brasilianische Regierung bis zum Jahr 2007 etwa 40 Milliarden Dollar für neue Straßen, Eisenbahnen, Staudämme und Flusskanalisierungen ausgeben. Nach Berechnungen der Wissenschaftler vom Smithsonian Tropical Research Institute soll bis in 20 Jahren mehr als ein Viertel des Amazonaswaldes vernichtet sein44. Diese weitreichende Vernichtung geht allerdings auch einher mit der Reduktion des Lebensraumes für Wildtiere bzw. mit der Reduktion von Biodiversivität an sich. Doch gerade darin liegt die besondere Perversion der modernen Genforschung, in der Milliardenbeträge in die Schaffung neuer Gen- Konstrukte investiert werden, während jährlich Tausende von Arten in der „Gendatenbank Regenwald“ unwiederbringlich verloren gehen45.

Waldbestände46 weltweite Waldfläche (1995) 3,45 Milliarden ha davon Industrieländer 1,49 Milliarden ha Weltweite Waldverluste (1990-1995) -56,3 Millionen ha davon: Entwicklungsländer -65,1 Millionen ha

Industrieländer +8,8 Millionen ha

Die Folgen dieses Raubbaus an den Waldbeständen sind - neben dem noch zu besprechenden Klimawandel - Erosion der Waldböden und Überschwemmungen: Die Abholzung der Wälder Chinas ließ Mitte der 90er-Jahre das übliche Jangtse-Hochwasser derart verheerende Ausmaße annehmen, dass 3600 Chinesen starben und 14 Millionen ihr Obdach verloren47.

2.1.3 Klimawandel

Eines der bedrohlichsten Umweltprobleme der Zukunft ist die Erwärmung des Weltklimas, die eng mit der demographischen und industriellen Entwicklung der Welt verknüpft. Die letzten zehn Jahre waren die wärmsten, die je gemessen wurden. Dieser Trend wird auf den Ausstoß von sog. Treibhausgasen zurückgeführt. Hierzu tragen folgende Faktoren maßgeblich bei:

- der Ausstoß von fossilen Brennstoffen aufgrund steigender industrieller Produktion: der Kohlenstoffausstoß hat sich in den letzten 50 Jahren vervierfacht48.

- die Zerstörung der Wälder, insbesondere durch die wachsende Nachfrage nach Feuerholz und Ackerböden;

- die landwirtschaftliche Produktion, insbesondere der Anbau von bestimmten Reissorten und Viehzucht, wodurch die Produktion von Treibhausgasen, v.a. von Methan, erhöht wird.

Schätzungen zufolge wird das Wachstum der Weltbevölkerung zwischen 1985 und 2100 für 35 Prozent des weltweiten CO 2-Ausstoßes verantwortlich sein. Davon wird 48 Prozent in Entwicklungsländern anfallen49.

Die Weltbevölkerung wächst bis um das Jahr 2020 nach UN-Schätzungen um 1,5 Milliarden Menschen. Sorgt jeder dieser neuen Erdenbürger jährlich für nur eine halbe Tonne CO2, weniger als gegenwärtig ein Inder im Durchschnitt pro Jahr produziert, so wären allein dadurch die im besten Fall die durch das Kyoto-Protokoll beabsichtigten Emissionsminderungen kompensiert50. Eine menschenwürdige Verlangsamung des Weltbevölkerungswachstums ist daher ebenso nötig wie die Entwicklung nachhaltiger Produktions- und Verbrauchsmuster, um eine weitere Erwärmung der Erdatmosphäre aufzuhalten51

Der Klimawandel wirkt sich vordergründig als Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur aus. Diese ist in den letzten 100 Jahren auf 15,5 ° um ca. 0,5 °angestiegen, was zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 10 - 25 cm geführt hatte. Bis 2100 wird mit einem weiteren Anstieg der Temperatur i.d.H.v. 1 - 3,5 ° gerechnet, was den Meeresspiegel um weitere 15 - 95 cm52ansteigen lassen dürfte. Ein wenige Dezimeter höherer Wasserspiegel wird das Niltal, einen schmalen Streifen fruchtbaren Schwellenlandes, oder auch die Ebenen des Ganges und anderer Schwemmgebiete überfluten und versalzen.

Weitere Folgen der Erderwärmung sind zudem auch zunehmende Wetterextreme wie häufigere und heftigere Regenfälle, Stürme, Fluten und längere Dürren53. Dies wird vor allem zu neuen Völkerwanderungen führen, sei es in Richtung Mitteleuropa54., sei es fort von den übernutzen Landregionen ohne Entwicklungsperspektive in die urbanen Zentren.

2.1.3.1 Migration, Urbanisierung

Desertifikation, Abholzung, Dürre, Überschwemmungen von Küstengebieten, Kriegsfolgeschäden und andere Formen der Umweltzerstörung führt dazu, dass Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren und zur Migration gezwungen sind. Bei diesen „Umweltflüchtlingen“ handelt es sich zumeist um Binnenflüchtlinge, insofern sie auf der Suche nach einer Lebensalternative zumeist keine Grenzen überschreiten. Die Schätzungen ihres weltweiten Aufkommens - zwischen 10 und 30 Millionen Menschen - gehen weit auseinander, weil sie als „displaced persons“ einem umstrittenen völkerrechtlichen Status und somit keiner eindeutigen Definition unterliegen.

„Präventionsstrategien“, schreibt Strübel, „sollten Naturzerstörung und Umweltschäden als Ursache und Folge von umweltbedingt verursachter Migration berücksichtigen, um eine weitere Eskalation von Gewalt und Verfolgung abwenden zu helfen.“55

Internationale Migration56

Internationale Migration (im Gegensatz zur Binnenmigration) bewegte sich traditionell von den armen Ländern des Südens in die Industrieländer, wo bis in die 70er-Jahre ein hoher Bedarf an billigen Arbeitskräften bestand. Seit der Ölkrise wurden auch die Ölstaaten und die Boomstaaten Ostasiens zu neuen Anlaufzielen für Menschen auf der Suche nach einer neuen Lebensgrundlage. Mittlerweile handelt es sich dabei um ein weltweites Phänomen: Mehr als 100 Staaten weisen hohe Einwanderungs- und Auswanderungsquoten auf. Nach Schätzungen des UN-Hochkommissariats für Flüchtlingsfragen (UNHCR) stieg die Zahl der internationalen Migranten von 1965 bis 1995 von 75 auf 120 Mio.. Der Anteil an anerkannten Flüchtlingen stieg von 2 auf 15 Millionen Menschen.

Ursächlich für diese wachsende Wanderbewegung sind Kriege, politische Instabilität, Diskriminierung, wirtschaftliche Perspektivendlosigkeit, Umweltzerstörung etc. Aufgrund der wachsenden Probleme in diesem Bereich und insb. in diesen Ländern mahnte Nuscheler, dass die internationale Migration bereits zu einem „Weltordnungsproblem ersten Ranges“57geworden sei.

Urbanisierung und Landflucht: Die lange betriebene Konzentration von Entwicklungsengagement auf Modernisierung und Industrialisierung in den Ballungsräumen führte in weiten Gebieten der Erde zu einer zunehmenden Verarmung und Perspektivendlosigkeit in ruralen Zonen, wo die Elektrifizierung und andere Annehmlichkeiten der Moderne immer noch Fremdwörter sind58, Überbevölkerungsdruck herrscht und kaum Arbeitsplätze generiert werden, während sich die erleuchteten urbanen Zentren Arbeit versprechen. So überrascht es nicht, dass der globale Urbanisierungsgrad von 1960 auf 1980 von 15 % auf 28 % anstieg.

Die Urbanisierung als Phänomen ist besonders in Entwicklungsländern ausgeprägt, weil dort die Infrastruktur und die Transportmitteln fehlen, um etwa einen regen Pendlerverkehr zu ermöglichen. Dies zeigt sich an der Tatsache, dass 1950 im Süden nur eine Millionenstadt, Buenos Aires, Argentinien, existiert hatte. Im Jahr 1992 lagen bereits 12 Städte mit über 7 Mio. Einwohner in Entwicklungsländen59.

Nach UN-Schätzungen wird im Jahr 2007 die Mehrzahl der Erdbewohner in Städten leben, zwei Drittel von ihnen in Entwicklungsländern. Diese rapide Verstädterung verstärkt einige der kritischen, durch Überbevölkerung bedingten Phänomene: So wird etwa weiteres fruchtbares Land für die Errichtung von Siedlungen vernichtet, weil allein die Nähe zur Stadt als Standort-Kriterium zählt, während am Land üblicherweise nur auf unfruchtbaren Plätzen zur Schonung des Ackerbodens gebaut wird.

Ein besonderes Problem in diesem Bereich sind die besonders schnell wachsenden Slumsiedlungen, deren ungeordnete Ausdehnung mit einem Mangel an sauberem Wasser sowie an Abwasser- und Müllentsorgung einhergeht und zu extremen Umweltverschmutzungen führt. Laut WHO hat die Hälfte der Weltbevölkerung nur unzureichenden Zugang zu Sanitäreinrichtungen60.

Ein Paradebeispiel für eine apokalyptische Stadtentwicklung ist Mexico-City, deren Einwohnerzahl sich binnen 40 Jahre von etwas über 3 Millionen auf 20 Millionen versechsfacht hat. Aufgrund der industriellen Konzentration in der Stadt - Mexico City beherbergt über 13.000 Industriebetriebe - sowie des nationalen Verkehrs - täglich verbrennen an die 3 Millionen Fahrzeugen ca. 20 Millionen Liter Treibstoff - die leidet die Bevölkerung unter extrem hoher Belastung durch Abgas. Täglich gehen 12 Tonnen Schadstoffe aus der Luft auf die Stadt nieder. Besonders in den ungünstiger gelegenen Slum-Siedlungen wurden extrem hohe Bleiwerte im Blut der Menschen gemessen, Atemwegserkrankungen sind die Regel.

In der Stadt fallen täglich 20.000 Tonnen Müll an, wovon 2000 Tonnen nach europäischen Kriterien als Sondermüll einzustufen wären. Dieses Aufkommen wird entweder auf ungesicherten Deponien abgelagert oder bleibt überhaupt auf der Straße liege, was zu grassierenden Infektionskrankheiten führt. So weisen die Slums vom Mexico-City eine fünfmal höhere Kindersterblichkeit auf als das gesamte Land.

Die Tragik dieses Phänomens liegt allerdings in den enttäuschten Hoffnungen der Landflüchtigen, denn Arbeit finden in Mexico-City nur 50 - 60 % der Menschen61.

Fast überall stehen die Behörden dem Slum-Phänomen weitgehend hilflos gegenüber, weshalb in der Regel diese Phänomene einfach ignoriert (so schirmte Casablanca in Marokko die Autobahn nach Rabat, die quer durch Slum-Siedlungen führt, mit hohen Mauern gegen diese Viertel ab62) oder gewaltsam beseitigt werden (in Marseille wurden in der Hochzeit der Le-Pen-Ära Ende der 80- er-Jahre einige Viertel einfach niedergerissen.)

2.2 Verarmung durch Aufzehrung des Wirtschaftswachstums

Armutsbekämpfung bedeutet in den meisten Ländern der Dritten Welt, Menschen aus einer existenzbedrohenden Lager herauszuholen, indem ihre Bedürfnisse auf einem Mindestniveau befriedigt werden. Mit anderen Worten: ein gefüllter Magen, ein Dach über dem Kopf und ein Minimum an Infrastruktur. Derartige Leistungen sind durch den Staat jedoch nur dann zu erbringen, wenn der „Kuchen“ des Sozialprodukts, den es zu verteilen gilt, wächst, und dies bedeutet wiederum :mehr landwirtschaftliche Erzeugung und auch mehr gewerbliche Produktion.

Tatsächlich wiesen gerade die Länder mit dem niedrigsten Einkommen in den Jahren 1981 bis 1987 ein beachtliches 6,3%-Wachstum ihrer Bruttoinlandsprodukte auf, 1988 waren es sogar 8,1 %. Erst Anfang der 1991er bewirkte die Abschwächung der Weltwirtschaft eine Reduktion des Wachstums auf immerhin noch 4,3%63. Diesen für westliche Verhältnisse imposanten Zahlen sind jedoch einige grundlegende Einwände entgegenzuhalten:

So ist selbst ein 10-prozentiges Wachstum von einem Tageseinkommen idHv 2 Dollar auch nach zehn Jahren Wachstum noch nicht viel. Zudem leiden viele dieser Länder an grassierender Inflation. Vor allem aber wird jedes Wirtschaftswachstum durch das gleichzeitige Bevölkerungswachstum wieder aufgebraucht. Entsprechend wirkte sich das hohe BNP-Wachstum dieser Länder nur minimal für das tatsächlichste Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens aus: In 41 Ländern mit raschem Bevölkerungswachstum sank das pro Kopfeinkommen sogar um jährlich 1,25 Prozent. Zwar fiel der Prozentsatz der Menschen in absoluter Armut von 52 % im Jahre 1970 auf ca. 25 % im Jahre 1998, die Gesamtzahl der ärmsten Menschen stieg jedoch von 944 Millionen auf 1,3 Milliarden. Insofern überrascht es nicht, dass nach Nohlen/Sottoli alle wesentlichen Untersuchungen auf diesem Gebiet auf eine signifikante Korrelation zwischen wirtschaftlichen Fortschritt und abnehmender Kinderzahl bzw. umgekehrt zwischen hohem Bevölkerungswachstum und Armut weisen64.

Dies ist am Beispiel der Schulungsrate von Ruanda ersichtlich, die unter dem demografischen Druck binnen eines Jahrzehnts von 60 auf 50 Prozent zurückgegangen ist65

Die strukturelle Problematik dieses Zusammenhangs liegt auch im traditionellen Verständnis von Reichtum, nämlich Kinder: Weil es in diesen Ländern kein Sozialnetz oder gar Pensionsversichtung gibt, verzichten Eltern auf Konsum in der Gegenwart und investieren in eine hohe Kinderzahl, um im Alter auf Grund der großen Familie halbwegs gesichert zu sein. Dieser traditioneller Generationenvertrag bringt den wirtschaftlichen Nachteil einer zu geringe Sparquote mit sich: Das für Kinder ausgegebene Geld steht nicht zur Ersparnisbildung und damit nicht für Investitionen zur Verfügung, wodurch die bestehende wirtschaftliche und die damit verbundene soziale Situation zementiert wird: eine hohe Kinderzahl und Armut bedingen sich gegenseitig66.

2.2.1 Hunger

Hunger war schon bei Malthus das wesentliche Argument in seiner warnenden Bevölkerungstheorie, und auch heute noch sind es die technischen Vorschläge zur Hungerbekämpfung, um den heutigen Propheten einer Überbevölkerung den Wind aus den Segeln nehmen. Hunger ist existenziell, weil wohl das elementarste Grundbedürfnis, das jeder - mehr oder minder - nachvollziehen kann. Gerade darum ist der Hunger als entwicklungspolitisches Problem doch auch sehr emotional belastet, weshalb es jene, die sich auf technische Entwicklungen zur Hungerbekämpfung berufen, leicht haben zu überzeugen. Bei näherer Betrachtung allerdings zeigt sich Hunger keinesfalls als eine Folge mangelnder Nahrungsmittel, wie dies Malthus befürchtet hatte...

2.2.2 Erfolge im Kampf gegen Hunger?

Hunger als Problem hat es immer schon gegeben. Waren es doch die Errungenschafen der modernen Wirtschaft, die den Mangel reduzieren konnten. Tatsächlich gelang es auch, den Prozentsatz der Einwohner in den Entwicklungsländern, der an Unterernährung leidet, binnen 20

Jahren von 29 Prozent auf es „nur“ noch 18 Prozent reduzieren67. Aufgrund des Bevölkerungswachstums aber hat sich die absolute Zahl der Hungernden nicht sonderlich verändert, denn insgesamt haben 815 Millionen Menschen weniger zu essen, als sie brauchen. Jeden Tag verhungern 20 000 Kinder. lt. FAO stieg während der neunziger Jahre die Zahl der Hungrigen in den meisten Entwicklungsländern "beträchtlich" an68.

Zwangsläufig drängt sich bei diesem Befund die Frage auf, ob nicht doch Malthus recht hatte - und diesen Hungernden allein mit einer Steigerung der Nahrungsmittelproduktion geholfen werden könnte?

2.2.3 Folgekosten des Hungers

Bevor aber die Ursachen des Hungers zu beleuchten sind, verdienen erst noch die Folgen des Hungers, nämlich dessen soziale und volkswirtschaftliche Kosten, eine nähere Betrachtung.

1. Soziale Kosten.

Elend, Ausweglosigkeit und Hunger bilden ein gefährliches Umfeld, in dem Terrorismus und Fanatismus gedeihen können. Das zeigt sich anhand der Islamisten-Bewegung, die ihre Mitglieder und Anhänger überwiegend aus den Flüchtlingslagern und Slums der Großstädte rekrutieren. Dies zeigt sich besonders deutlich bei den palästinensischen Selbstmord-Attentätern, die nichts mehr zu verlieren haben außer ihr auswegsloses Elend, dafür aber Anerkennung gewinnen können.

Dadurch kann es auch zu gefährlichen indirekten Hungerfolgen für Bewohnern der reichen Länder kommen: Wo durch herkömmliche Arbeit kein Auskommen zu finden ist, erfahren kriegerische Unternehmungen, kriminelle Organisationen und der Drogenhandel regen Zulauf. Vor allem aber setzt Hunger auch Menschen in Bewegung - in Richtung jener Länder, wo genug auf den Tisch kommt.

2. Effizienzkosten:

Der kanadischen Wirtschaftsprofessor Jean-Louis Arcand hat nachgerechnet, dass die Entwicklungsländer gerade durch die mangelnde Arbeitsfähigkeit relativ breiter Schichten ihrer Bevölkerung große Wirtschaftsverluste in Form eines unterbliebenen Wirtschaftswachstums hinnehmen müssen. Hunger zementiert sich gleichsam selbst, denn wer nicht einmal genug hat, um satt zu werden, dem fehlt es auch an jenem Minimum an Kaufkraft für Saatgut, Dünger, Know- how, Ackergerät, etc. - für sämtliche Produktionsmittel, um sich aus der Armut empor zu arbeiten. Darüber hinaus neigt Armut durch Hunger sogar zu einer gewissen Selbstverstärkung, weil hungrige Menschen schlecht lernen, wenig produktiv arbeiten und chronisch krank sind69.

Mit welchen geringen Mitteln dieser Teufelskreis durchbrochen werden kann, bewies die Grameen-Bank, eine Art Raiffeisenbank in Bangladesh, die Kleinkredite an Frauen gibt und ihnen dadurch den Aufbau einer eigenen, unabhängigen Existenz ermöglicht70(näheres dazu siehe unten).

2.2.4 Politik des Hungers

Hunger ist nicht „schick“, so scheint es, sträubte sich doch die neue italienische Regierung unter Ministerpräsident Silvio Berlusconi wochenlang, das Treffen von mehr als hundert Staats- und Regierungschefs anlässlich des Welternährungsgipfels im November vergangenen Jahres in Rom stattfinden zu lassen. Grund waren Befürchtungen, es könnten sich Vorkommnisse wie jene in Genua anlässlich de G-8-Treffens wiederholen.

Die tatsächliche politische Relevanz des Hunger-Problems lässt sich an den Staatsetats einer Reihe von Hungerländern ablesen. Dort wurde in den neunziger Jahren der Anteil der Staatsausgaben für Militärausgaben beträchtlich gesteigert, während die Ausgaben für die ländliche Entwicklung reduziert wurden: im südlichen Afrika von 6,2 auf 3,9 Prozent, im Nahen Osten und Nordafrika von 4,1 auf 1,1 Prozent, und in Südasien von 8,4 auf 5,4 Prozent.

Auch die Weltbank, der Armutsbekämpfung verpflichtet, reduzierte die Kreditvergabe für Projekte zur ländlichen Entwicklung von 3,6 Milliarden Dollar im Jahr 1990 auf 2,5 Milliarden Dollar im Jahr 200071.

Die Strukturen des Hungers:

Darum erfährt die Landwirtschaft keineswegs eine Minderbeachtung, im Gegenteil, wurde doch der Agrarsektor der OECD-Länder im Jahr 2000 mit 327 Milliarden Dollar subventioniert. Durch genau diesen Protektionismus wird die Dritte Welt gezwungen, entweder auf ihren eigenen Märkten oder auf den Märkten der Reichen mit den hoch subventionierten Bauen der Industrieländer zu konkurrieren72. Von einem „freien Markt“ mit gleichen Bedingungen kann somit keineswegs die Rede sein.

Die Zollpolitik ist ein weiterer marktverzerrender Faktor. So unterliegen verarbeitete Produkte aus Kaffee, Kakao oder beispielsweise Ölsaaten aus tropischen Ländern hohen Zöllen. Für gerösteten Kaffee verlangt die EU 7,4 Prozent, für Kakaopulver 8 Prozent und für Pflanzenöle 12,4 Prozent Zoll. Diese Maßnahme führt im Effekt dazu, dass die wertschöpfende Verarbeitung der Rohstoffe im Norden geschieht, wo das Einkommen entsteht, während gleichzeitig im Süden die Entwicklungschancen sinken.

Doch auch unverarbeitete Cash Crops, exportorientierte Landwirtschaftsprodukten aus

Entwicklungsländern, sind mit Barrieren in Gestalt von immer umfangreicheren und strengeren

Importvorschriften konfrontiert. So stellen die Komplexität der Reglements und die hohen Kosten für die Erfüllung der vorgegebenen Hygienestandards für die südlichen Produzenten oft unüberwindbare Hindernisse dar. So wurden etwa bei Bohnen sowie Ananas- und Mangofrüchten aus Kenia und Westafrika Pestizidrückstände bemängelt73.

Noch kurioser ist das Beispiel des EU-Importstopps für Rindfleisch aus Namibia. Diese Maßnahmen gegenüber dem zweitwichtigsten Exportprodukt des Landes wurde ergriffen, weil mangels einer Zertifizierungsbehörde weder die Namibier noch ihre südafrikanischen Futterlieferanten garantieren können, dass in das Viehfutter kein gentechnisch veränderter Mais gelangt ist. Immerhin besteht fünf Prozent der südafrikanischen Ernte aus Genmais74.

Eine marktpolitische Maßnahme, die den Entwicklungsländern laut International Food Policy Research Institute (IFPRI) in Washington 21,5 Milliarden Dollar bringen würde, wäre die Liberalisierung des Agrarhandels. Davon, so die Autoren, würden am stärksten ausgerechnet die ärmsten afrikanischen Länder südlich der Sahara profitieren. Doch während die Industrieländer bei

Dienstleistungen und Industriegütern mehr Freihandel verlangen (GATS), stecken die Verhandlungen über die Öffnung der Agrarmärkte weitgehend im Sande75.

2.2.5 Gentechnik als Lösung des Hungerproblems

Norman Borlaug, Agrarwissenschaftler aus Iowa, gilt als der geistige Vater der "Grünen Revolution", jener gewaltigen Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität durch bessere Getreidesorten, die seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts die globalen Ernteerträge vervielfachte. Für diese Errungenschaft wurde ihm 1970 der Friedensnobelpreis verliehen76. Will man dem "Bericht über die menschliche Entwicklung" des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) Glauben schenken, so scheint erneut ein dringender Bedarf an einer neuen Generation von Borlaugs „Revolution“ zu bestehen: an gentechnologisch veränderten Getreidesorten wie Hirse, Sorghum und Maniok, die mehr Nährstoffe enthalten und gegen Schädlinge und Trockenheit resistent sind.

In China liefert gentechnisch veränderter Reis bereits bis zu 50 Prozent höhere Erträge. Einige neue Reissorten sollen zusätzlich um 30 bis 50 Tage früher reifen und einen wesentlich höheren Eiweißgehalt haben. Außerdem seien sie resistenter gegen Dürre und könnten ohne den in armen Ländern meist unerschwinglichen Dünger und Unkrautvernichter gedeihen77.

Sollte Gentechnik diese Versprechungen halten können, wäre sie dann eine geeignete und insofern vertretbare Technologie zur Bekämpfung von Hunger und Armut? Für Rieder und Anwander stellt sich diese Kernfrage in der Weise, ob Gentechnologie im Agrarsektor nachhaltig sei im Sinne der

- Ökonomie durch effiziente Nutzung öffentlicher Forschungs- und Entwicklungshilfegelder
- Ökologie durch Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität
- sozialen Gerechtigkeit als Beitrag zur Armutslinderung, zur Hungerbekämpfung und zur Selbstbestimmung in allen Weltregionen78.

Nur wenn diese Antworten positiv zu beantworten sind, macht Gentechnologie Sinn. Denn es darf nicht sein, dass im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit mit öffentlichen Geldern eine Technologie gefördert wird, welche die anvisierte Zielgruppe der Ressourcen-armen Bauern und Konsumentinnen im Endeffekt schlechter stellt.

Es darf aber auch nicht sein, dass Ängste und Verunsicherungen von Konsumenten in Industrieländern die Anwendung einer Technologie verunmöglichen, welche zumindest das Potential hat, zwei weltweit drängende Probleme unserer Zeit zu lösen - die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung und der Schutz der natürlichen Ressourcen.

2.2.5.1 Die Vorteile von Gentechnologie im Agrarsektor

Die Senatskommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für Grundsatzfragen der Genforschung hat in ihrer Mitteilung "Gentechnik und Lebensmittel" auf die erheblichen Vorteile von transgenen Nutzpflanzen gegenüber herkömmlichen Sorten hingewiesen:

- Sie sind schädlings- und krankheitsresistent,
- zeigen eine verbesserte Herbizidtoleranz und
- gedeihen auch unter ungünstigen Umweltbedingungen.
- Ebenso lassen sich Lebensmittel mit physiologisch bedeutsamen Inhaltsstoffen mit transgenen Mikroorganismen effizienter produzieren79.

Durch Gentechnologie könnte es möglich werden,

- dürretolerantes Getreide zu züchten, was für Regionen wie den Sahel von großem Nutzen sein könnte,
- salztolerantes Getreide zu entwickeln: Viele bewässerte Anbauflächen, besonders in Indien, sind stark mit Salz belastet. Mit salztolerantem Getreide könnten sie weiterhin genutzt und sogar saniert werden.
- eine immer wiederkehrende Reissorte zu erzeugen, die, wie ein Obstbaum, jedes Jahr neue Früchte trägt. Das Erosionsproblem, das durch jährliches Pflügen hervorgerufen wird, könnte damit gelöst werden.
- einen Beitrag zum Erhalt der wilden Natur zu leisten: Ohne höhere Erträge auf den vorhandenen Äckern müssen immer neue Flächen unter den Pflug genommen werden, die bisher Wildtieren und Wildpflanzen zu Verfügung stehen.

Ein genereller Stop der grünen Gentechnik wäre jedenfalls schon allein darum unverantwortlich, weil er wichtige Zukunftsoptionen zerstören würde, auch wenn die einstweiligen Resultate der Gentechniker im Agrarbereich noch als recht bescheiden gelten80.

2.2.5.2 Die Risken von Gentechnologie im Agrarsektor

Der große Unsicherheitsfaktor bei der Gentechnologie beruht auf der fehlenden Folgenabschätzungsforschung. So befürchten die Autoren von „Medicine Worldwide“, dass gentechnisch manipulierte Pflanzen möglicherweise ein Risikopotential in sich bergen, das man bisher nur erahnen kann. Die Konsequenzen eines Eingriffes in die Natur sind noch nicht genau genug erforscht81. Besonders die zu erwartenden Nebenwirkungen der Gentechnik, die sich erst durch das Zusammenspiel mit anderen Elementen ergeben könnten, beruhen weitgehend auf Hypothesen. Dabei geht es nicht um Wissenschaftsfeindlichkeit, sondern um die Forderung nach mehr Wissenschaft, um nicht erst durch unumkehrbare Fehler lernen zu müssen82..

Auch die Atomtechnologie wurde lange Zeit als die Schlüsseltechnologie hochgejubelt, welche alle Energieprobleme lösen würde. Dabei sind manche Risiken erst durch Super-GAUs wie Tschernobyl in ihrer Dimension begriffen worden. Viele brennenden Probleme wie die Endlagerung des Atommülls sind bis heute nicht gelöst.

Eine ähnlich unreflektiert optimistische Fehleinschätzung droht bei der Gentechnologie. Die spezielle Gefahr besteht darin, dass sich genmanipulierte Organismen unkontrolliert vermehren, dass sie ihre Gene auf andere Lebewesen übertragen, sich in der Umwelt verbreiten und im Schadensfall nicht mehr rückholbar sind. Die Gentechnik ist demnach eine ausgesprochen fehlerfeindliche Technik.

Als US-amerikanische Forscher wollten mit einem genmanipulierten Bakterium der ArtKlebsiella planticolalandwirtschaftliche Abfälle in Alkohol umwandeln. Die Rückstände dieses Bakterienbreis wurden dann als Düngemittel auf Felder ausgebracht. Diese genetisch veränderten Mikroorganismen hatten aber einen tödlichen Nebeneffekt: Einmal im Erdreich, verdrängten sie die für das Pflanzenwachstum lebenswichtigen Bodenpilze. Als Folge davon erhielten viele Pflanzen nicht mehr genügend Nährstoffe und starben ab.

Was die erhofften Leistungen der Gentechnologie wie die zu erzielenden Reduktion von Pflanzenschutzmittel-Einsatz anbelangt, so stehen diesen etwa die Grünen äußerst skeptisch gegenüber. Nach deren Ansicht ist durch die Einführung herbizidresistenter, transgener Zuchtpflanzen sogar mit einer notwendigen Steigerung des Einsatzes von Herbiziden zu rechnen, weil die Aussetzung dieser transgenen Sorten zu einem verstärkten Aufkommen von herbizidresistenter Begleitflora erwarten lasse.

Dänische Pflanzengenetiker haben nachgewiesen, dass in Raps eingebaute Gene leicht auf verwandte Wildpflanzen überspringen können. Diese Forscher untersuchten Raps, der mit einem Resistenzgen gegen den Unkrautvertilger «Basta» der Firma Höchst ausgestattet war. Nun befürchten die dänischen Forscher, der transgene Raps könne zur Vorstufe eines «Superunkrautes» werden, dem mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr beizukommen sei83..

Ebenso wenig abschätzbar sind auch die langfristigen Gesundheitsrisiken durch genmanipulierte Lebensmittel. So wird insbesondere eine Zunahme von Allergien durch neueingeführte Proteine befürchtet. Eine weitere Gefahr bedeuten auch die Pflanzen mit Antibiotika-Resistenz-Genen, da sich dadurch neue Antobiotika-Restistenzen bilden könnten84.

Das diese Befürchtungen der Grünen nicht an den Haaren herbeigezogen sind, beweist ein medizinischer Bericht85aus den USA, wo seit 1994 die Verbreitung gentechnisch veränderter Nahrungsmittel enorm zugenommen haben. In auffälliger Weise sind in den letzten fünf Jahren nahrungsbedingte Erkrankungen mit teilweise ernsten Folgen bis hin zum Tod um das Zwei- bis Zehnfache angestiegen. Als die wahrscheinliche Ursache werden neue Viren und Bakterien vermutet, die im Zuge von gentechnischen Manipulationen an Nahrungsmittelpflanzen entstanden sind.

2.2.5.2.1 Der Mythos der „Grünen Revolution“

Die Gentechnik mag zweifellos enorme Chancen bieten. Das Hungerproblem dürfte damit wohl keinesfalls gelöst werden, denn mit der so genannten Grünen Revolution hatte es bereits eine vergleichbare Situation gegeben. Durch die konventionelle Züchtung, Einführung und rasche Verbreitung von Hochertragssorten bei den wichtigsten Getreidearten konnte seit den 60er Jahren eine Steigerung der weltweiten Ernten um die 65% erzielt werden86. Zu einem Durchbruch bei der Hungerbekämpfung kam es aber dennoch nicht.

Dies lag u.a. an der Tatsachen, dass diese Hochleistungssorten beste Böden, viel Wasser, intensive Düngung und massiven Schutz durch Pestizide benötigen, da andernfalls ihr Potential nicht voll ausschöpfbar wäre87. Dies führte dazu, dass diese Sorten zur Kerngruppe der unterernährten Menschen gar nicht hingekommen sind, denn höhere Erträge durch besseres Saatgut bedingen

- eine gewisse Infrastruktur für die mögliche Marktintegration,

- ein ausgebautes Beratungssystem zur Versorgung der Bauern mit Produktionsmitteln und Gewährleistung des Produktabsatzes,

- und Zugang zu finanziellen Mitteln.

Doch genau solche Voraussetzungen fehlten bei Kleinbauern88, mit der Folge, dass

- sich die positiven Auswirkungen der "Grünen Revolution" v.a. auf günstige Regionen und Länder konzentrieren,

- der Verbrauch an Pestiziden mit negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt stark zunahm, so dass die Einführung von modernen Hochertragssorten nicht immer eine nachhaltige Strategie bedeutete,

- die Einkommen v.a. der Kleinbauern teilweise wegen weltweit tendenziell sinkenden

Produktpreisen und steigenden Preisen für Produktionsmittel gefallen sind. Die Grüne Revolution wirkte im allgemeinen stärker zugunsten von Grossbetrieben und Plantagen, welche unbeschränkten Zugang zu den Produktionsfaktoren Boden, Wasser und Kredite haben.

- die Produktionssteigerungen bei Reis und Weizen zu einem Teil nur auf Kosten von traditionellen Kulturen, deren Anbau teilweise signifikant zurückging, möglich wurden.

Dies erhöhte die Abhängigkeit von wenigen Arten und verschlechterte die Basis für eine gesunde und ausgewogene Diät89.

Technisch gesehen hätte nun die Gentechnologie durchaus das Potential, die negativen Auswirkungen der Grünen Revolution zu vermindern, aber praktisch scheitert die Umsetzung dieses Potentials wiederum an einem strukturellen Umstand: Gen-Saatgut ist einfach zu teuer für diese Leute90.

Das liegt vor allem daran, dass Genprodukte hauptsächlich durch private Forschung, also marktorientiert, entwickelt werden, und dies unter extrem geringen Gewinnaussichten. 1995 erwirtschafteten nur 10 von 1311 Gentechnikfirmen, also weniger als ein Prozent, einen Gewinn. Die restlichen 99 Prozent mussten immense Verluste einstecken. Insgesamt belief sich der Verlust der Gentech-Industrie auf 4,6 Milliarden Dollar. Dies liegt daran, dass der Weg von der Entwicklung bis zur Produktion und Marktzulassung eines Produkts ist enorm lang und die Gefahr von Flops noch in der letzten Testphase groß ist. So wundert es nicht, dass die private gentechnologischeForschung und Entwicklungzum größten Teil von großen international tätigen Firmenkomplexen getragen wird.

Zur Deckung dieses Risiko wird versucht, den Saatgut-Markt unter Kontrolle zu bekommen. Dies wird erreicht, indem die entsprechenden Produkte patentiert werden91. Durch die Gesetze zum Patentschutz wird verhindert, dass die Dritte-Welt-Länder von solchen neuen Produkten kostengünstig profitieren könnten. Hingegen verschaffen sich dadurch die internationalen Agrarfirmen unangreifbare Marktanteile auf den globalen Saatgutmarkt.

Die Logik dieser Entwicklung hängt damit zusammen, dass solche Firmen „technologische Pakete“ auf den Markt bringen, wobei der EinsatzeinzelnerElemente ökologisch oder technisch nicht effektiv zu sein brauchen. Unter „Paketen" ist zu verstehen, dass Saatgut, chemischer Pflanzenschutz, Dünger und fallweise Bewässerungseinrichtungen aufeinander abzustimmen sind, damit synergetische Ertragssteigerungen erzielt werden können92.

Dem entspricht auch völlig die Forschungspraxis: So sind in den EU-Ländern in den letzten Jahren von den 334 praktizierte Freisetzungsversuchen mehr als die Hälfte mit herbizidresistenten Pflanzen gemacht worden. Dabei ging es vor allem darum, Saatgut zu erzeugen, das zusammen mit dem firmeneigenen Unkrautvertilgungsmittel verkauft werden kann. Diese Bestrebungen widersprechen jedoch eindeutig den vielgehörten Beteuerungen, dass durch die Gentechnologie vor allem ertragreichere Pflanzen oder solche mit mehr Nährstoffwert erzeugt werden sollen93.

Zwar wären solche Entwicklungen theoretisch durchaus sinnvoll, weil bis zu 40 Prozent der weltweiten Ernte jährlich durch Schädlingsbefall verloren geht. Freilich wären die Vorteile von den technischen manipulierten Sorten - wie die Resistenz von Nutzpflanzen gegen Viren, Pilze und Insekten und die damit verbundene Sicherung von Erträgen bei gleichzeitiger Einsparung großer Mengen von umweltschädlichen Pestiziden - äußerst begrüßenswert. Bislang ist jedoch keinesfalls geklärt, ob durch solche Produkte tatsächlich auch eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel zu erreichen sei, weil dies zumeist an vielen praktischen Problemen scheitert94.

Als Beispiel eignet sich besonders Reis. Dieser wird zu 90 Prozent von Kleinbauern in Asien angebaut. Weil die Hälfte von ihnen selbst verbraucht wird, ist Reis am Weltmarkt keinen intensiv gehandeltes Getreide, obwohl für 60 Prozent der Armen das Grundnahrungsmittel. Daraus folgt theoretisch, dass die Menschen um so leichter ihren Bedarf decken könnten, je billiger Reis produziert würde. Immerhin gaben Reisbauern 1988 weltweit 2,5 Milliarden Dollar für Pflanzenbehandlungsmittel aus. So gesehen wäre es ein begrüßenswertes Ziel der Gentechnologie, neben Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit, Ertragstreue und Flächenertragssteigerungen auch die Senkung der Produktionskosten durch verbessertes Saatgut zu bewirken95.

Das sind jedoch nur die vordergründigen Motive für diese Forschung. Der tatsächlicher Grund für das wachsendes Engagement von führenden Agrochemie-Unternehmen im Bereich Saatgut ist nach Ansicht von Rieder & Anwander der strategischen Versuch, langfristig sinkende Umsatzzahlen im Bereich der Pestizide aufzufangen96.

Insofern wäre es geradezu sträflich naiv, ja grob fahrlässig, an das „Gute im Menschen“ der gentechnisch engagierten Agrarkonzerne sehen zu wollen. Gewisse positive Nebeneffekte sind sicher nicht zu übersehen, nur werden davon mit Sicherheit nicht jene profitieren, an denen keine Investitionskosten rückzuverdienen sind.

2.2.5.3 Hunger hat andere Ursachen

Manfred Kern, PR-verantwortlicher Biologe bei Aventis CropScience in Frankfurt, einen der Global Player der grünen Gentechnik gab gegenüber den Medien offen zu, dass es jedenfalls ein Märchen sei, wenn Gentechnik den Hunger besiegen könne97.

Hunger ist ein Problem schlechte Verteilung und nicht einer mangelnden Produktion. Laut FAO entspricht die weltweite Getreideproduktion 3600 Kalorien für jeden Menschen auf der Erde täglich. Zudem wird in den Entwicklungsländern weit mehr landwirtschaftliche Nutzfläche pro Kopf bebaut als in Europa. Dennoch sinkt der Selbstversorgungsgrad der Entwicklungsländer solchen agrarpolitischen Gründen. Nicht ineffektive, sondern falschen Landwirtschaft ist es, die zu Armut und Hunger führt. Auf diesen großen Flächen werden nämlich zur Erzielung von

Exporteinnahmen Cash Crops wie Café, Tee, Soja, Kakao etc. angebaut. Dies geschieht zumeist von reichen Bauern auf den besten Böden unter intensivem Einsatz von Wasser, Dünger etc.98

Der überwiegende Teil des weltweit angebauten Getreides, insb. des Maises und der Soja-Bohne, werden auch gar nicht für die Ernährung der Hungernden, sondern als Tierfutter für die Zucht von Schlachtvieh verwendet. (Ökologisch betrachtet wäre es ohnedies zuträglicher, mehr Getreide und weniger Fleisch zu essen, weil dadurch der Bodenverbrauch, die Entstehung von Methangasen und die Transportemissionen reduziert werden könnten)99. Eine der wesentlichen Folgen dieser intensiven, exportorientierten Landwirtschaft sind die bereits genannten

Desertifikationsphänomene, verbunden mit der Übernutzung und Belastung der Wasservorräte100. Der Hunger ist jedoch auch strukturell determiniert. Indem die westlichen

Intensivlandwirtschaften Überschüsse produzieren, die hoch subventioniert auf den Weltmärkten verschleudert werden und dadurch die Preise in der Dritten Welt drücken, wird den dortigen Bauern die Überlebenschancen genommen. In der Folge geben die Kleinen auf, und die großen bauen nur noch Cash Crops in riesigen Plantagen an101.

Die höheren Überlebenschancen für „Große“ führte zu einer weltweit zu beobachtenden Konzentration sowohl auf der Beschaffungsseite der Landwirtschaft (v.a. Saatgut, aber auch Dünger und Agro-Chemikalien) als auch auf deren Absatzseite (multinationale Nahrungsmittelkonzerne). Diese Dynamik ist gerade auch in Entwicklungsländern zu beobachten, wo große Konzerne die kleinräumige, standortgerechte Selbstversorgung verdrängen und die Landwirtschaft und damit die Bevölkerung in eine gefährliche Abhängigkeit führen102

Der Vollständigkeit halber ist jedoch noch hinzuzufügen, dass rregionale Hungerkatastrophen auch durch Kriege (Afghanistan, Kongo, Liberia...) oder die Misswirtschaft totalitärer Regime (wie derzeit in Nordkorea) ausgelöst werden103.

3 Ursachen der Überbevölkerung

Einigen verstärkende Rahmenbedingungen des Bevölkerungswachstums - wie Armut, geringe Lebenserwartung etc. - sind bereits genannt worden. Die drei wichtigsten Faktoren, die im wesentlichen für die zukünftige Entwicklung der Weltbevölkerung verantwortlich sein werden, sind:

1. ungewollte Geburten bzw. mangelnder Zugang zu adäquater Familienplanung,

2. der Wunsch nach mehr als zwei Kindern pro Paar, dem nur durch weitere Anstrengungen zur Senkung der Kinder- und Säuglingssterblichkeit und durch vermehrte Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen entgegengetreten werden kann,

3. die junge Altersstruktur, dessen Effekt durch gezielte Sexualaufklärung und Zugang zu Familienplanung für Jugendliche sowie durch die Verzögerung der ersten Geburt (etwa durch mehr Bildungschancen für Mädchen sowie eine Erhöhung des Heiratsalters) den abgeschwächt werden könne104.

3.1 Soziokulturelle Bedingungen

Freilich sind die Gründe für eine hohe Kinderzahl vielschichtiger und komplexer. So hängt der Kinderwunsch z. B. mit den jeweiligen ökonomischen Gegebenheiten zusammen. In einer wenig mechanisierten Land- und Hauswirtschaft sind Kinder wichtige Arbeitskräfte. Wo gesetzliche Renten- und Krankenversicherungen fehlen, dienen Kinder zur Sicherung der Altersversorgung der Eltern. Viele Kinder erhöhen zudem die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Familienmitglied eine gutbezahlte Arbeit bekommt. Zu guter Letzt werden viele Kinder auch aus nationalen, traditionellen und religiösen Gründen Reichtum betrachtet105. Hier spielt das „generative Verhalten“ eine wichtige Rolle.

3.1.1 Generatives Verhalten

Die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung der verschiedenen Staaten erklärt sich aus dem jeweiligen generativem Verhalten, d. i. die Gesamtheit der wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und kulturellen, psychologischen und rechtlichen Handlungs- und Verhaltensbedingungen, einschließlich der Ziele und Wertvorstellungen der Menschen eines Kulturkreises106. Da es sich hierbei um ein äußerst komplexes und dynamisches Gefüge von mitwirkenden Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen handelt, wäre es völlig verfehlt, einen bestimmten Kulturkreis per se als besonders fertil zu klassifizieren, wie die zwei folgenden Beispiele nahe legen:

So entsprach es der lange verbreiteten und noch immer gern transportierten Vorstellung, in islamischen Ländern werde die Fruchtbarkeit nicht sinken. Allerdings liefert gerade das Land mit den meisten Muslimen, nämlich Indonesien, seit den 70er Jahren und mehr noch in jüngster Zeit, ein erfreuliches Gegenbeispiel, da es hier gelungen war, die Fruchtbarkeitsrate binnen 20 Jahren beinahe zu halbieren.

Beispiel Indonesien107:

Jahr Bevölkerungszahl Stelle der bev.reichsten Staaten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau108

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dieser Erfolg führte dazu, die Ideologie von hoher Fruchtbarkeit als Ausdruck eines bestimmbaren Kulturkreises auf den arabischen Teil der islamischen Länder eingegrenzt. Hier, so meinte man nunmehr, werde die Fruchtbarkeit nie sinken. Allerdings fegte dann das Beispiel Tunesien auch diese Auffassung vom Tisch109.

Beispiel Tunesien

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Größe der Bevölkerung (in Mio. Personen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass die „Bevölkerungsexplosion“ durch gezielte

Maßnahmen, unabhängig vom Hintergrund der traditionellen Kultur, sehr wohl in den Griff zu bekommen ist. Tunesien wie auch Indonesien haben - zumindest in den urbanen Regionen - massive Anstrengungen zur weitreichenden Modernisierung, verbunden mit der Aufwertung der Rolle der Frau und der Schaffung von Arbeitsplätzen, unternommen - allerdings für den hohen Preis enormer Umweltbelastungen.

Was aber, so könnte man provokant fragen, haben die Frauen mit dem Bevölkerungswachstum zu tun?

3.1.2 Die Lage der Frauen

Frauen machen den größten Anteil (70 %)derjenigen aus, die in Armut leben oder in anderer Weise ökonomisch und sozial benachteiligt sind110. So sind etwa zwei Drittel aller Analphabeten, 800 Millionen, Frauen111. Die weitreichende Benachteiligung von Frauen führt auch dazu, dass Frauen in der Dritten Welt häufiger erkranken und seltener eine Behandlung erfahren als Männer. Für die Bevölkerungsproblematik spielt dieser Umstand eine fundamentale Rolle:

Die ungleichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen begrenzen insbesondere die Kontrolle von Frauen über ihre eigene Sexualität und damit den möglichen Schutz vor ungewollten Schwangerschaften oder sexuell übertragbaren Krankheiten.

Der mangelnde Zugang zu Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, einschließlich der Familienplanung, hat zur Folge, dass ein Drittel aller Schwangerschaften - rund 80 Millionen - ungewollt oder zeitlich ungelegen sind. Auf diese Weise kommt es jährlich zu schätzungsweise 50 Millionen Abtreibungen, 20 Millionen davon unter extrem unsicheren Bedingungen. Etwa 200.000 Frauen sterben jährlich infolge einer unfachgerecht durchgeführten Abtreibung. Viele Frauen leiden unter lebenslangen Verletzungen. Jede vierte Abtreibung wird bei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren vorgenommen.112

Allein schon die Geburt stellt für Frauen in Entwicklungsländern ein erhebliches Todesrisiko dar: Jedes Jahr sterben mehr als 500.000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Nur 53 Prozent der Geburten in Entwicklungsländern werden von Fachpersonal betreut.

Ein besonders grausamer Ausdruck traditioneller männlicher Herrschaftsverhältnisse ist die Genitalverstümmelung, die vor allem in Afrika und Westasien praktiziert wird. Weltweit sind rund 130 Millionen Frauen Opfer dieses Eingriffs, der zumeist unter primitivsten Bedingungen (wie in urbanen Regionen Äthiopiens mit rostigen Rasierklingen113) durchgeführt wird. Viel Frauen sterben oder leiden ein Leben lang an den Folgen dieses Eingriffs.

Zwei Millionen Mädchen im Alter zwischen fünf und 15 Jahren fallen jedes Jahr der Prostitution anheim. Schätzungsweise 5.000 Frauen werden jährlich Opfer so genannter "Ehrenmorde"114

3.1.2.1 Die Kosten der Ungleichstellung der Geschlechter

Die Arbeitsleistung von Frauen in EL wird häufig unterbewertet, vor allem weil sie meist im informellen Sektor arbeiten. Im Allgemeinen erfüllen sie eine reproduktive, produktive und unbezahlte gemeinschaftliche Management-Rolle, während von den Männern eher eine (bezahlte und mit Status versehene) gemeinschaftliche politische Rolle wahrgenommen wird.

Spätestens seit der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking wurde endlich die Tatsache ins Bewusstsein gerückt, dass die Verbesserung der Lebensgrundlagen der Frauen essentiell für jeden Versuch der Armutsbekämpfung sei. Frauen sind die Schlüsselpersonen im Umgang mit natürlichen Ressourcen115.

So zeigte sich am Beispiel einiger asiatischen Länder, dass deren wirtschaftlicher Aufschwung zwischen 1970 und 1990 wesentlich mit der kleineren Familiengröße und den dadurch finanziell möglich gewordenen Investitionen in die Ausbildung und Gesundheit von Mädchen zusammen hing.116

Das Beispiel Bangladesch:

Ein besonders krasses Beispiel für die Folgen der Benachteiligung der Frau in der Gesellschaft bietet Bangladesch. In diesem Land leben etwa 780 Einwohner pro Quadratkilometer. Unter der Voraussetzung, dass der derzeitige Bevölkerungszuwachs anhält, rechnet man mit der Verdoppelung der Einwohnerzahl bis 2020 auf 150 Millionen Menschen. Für Satorius herrscht in Bangladesch die Vision von einer Menschheit, "die in ihrer eigenen Reproduktionen zu Grunde gehen wird".117

Tabelle Bangladesch118

Größe der Bevölkerung (in Mio. Personen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jährliches Wachstum der Bevölkerung: 1,8 Prozent

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)

Männer Frauen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Rolle der Frau in Bangladesch beurteilt Coiplet als jene eines Unwillkommenen, der, sobald zur Einsatzreife gelangt, möglichst rasch von der Familie als Gebärmaschine abgestoßen wird, wofür zudem noch eine "Entsorgungsgebühr an den Abnehmern" im Form einer Mitgift geleistet werde. Erst mal verheiratet, habe die Frau mit der Intensivproduktion männliche Nachkommen und damit späterer Familienversorger zu beginnen119.

Die Minderschätzung der Frau in Bangladesch sei so groß, dass Frauen oftmals chronisch unterernährt seien, weil sie in der Familie als Letzte zu essen bekommen. Dadurch bringen sie dann auch unterernährte Babys zur Welt, die, so geschwächt, einer hohen Sterblichkeit unterliegen, weshalb die Frau noch mehr angetrieben werde zu gebären.120Der Teufelskreis Frauen- Unterernährung, Kindersterblichkeit und Geburtenvielfalt wird damit auf tragische Weise offensichtlich.

Dass es gerade in Bangladesch auch anders ginge, wenn der Frau nur mehr Rechte - und damit auch Möglichkeiten - überlassen werden würden, bewies das Projekt der Grameen-Bank, eine private Bank für Kleinkredite, die 1992 bereits mehr als eine Million Frauen als Kleinsparer hatte und jeden Monat mehr als 10 Millionen Dollar ein weiterer Frauen verlieh: Dadurch wurde den Frauen eine Starthilfe für den erster kleiner Schritt gewährt, um sie aus ihrer Funktion als Gebärmaschine zu lösen und zu Selbständigkeit zu führen. In der Regel investierten die Frauen in Vieh, dessen Fleisch sie später gewinnbringend verkauften. Beachtlicherweise liegt bei weiblichen Kreditnehmern die Kapitalrückflussquote bei 98 %, während sie bei Männern nur 30 % liegt. Die Ausfälle bezahlt letztlich der Staat mit Entwicklungsgeldern...121

Hier zeigt sich eindeutig, wo investiert werden muss, um den „Gebärmaschinen-Mechanismus“ zu stoppen: die Förderung von Frauen. Eine we4sentliche Voraussetzung dafür ist freilich der Bereich der Gesundheit der Frauen und Kinder, was mittlerweile in der Entwicklungsdebatte als Motivationsargument ersten Ranges für Familienplanung gilt. Würde eine Frau keine Geburten vor dem 20. und nach dem 35. Geburtstag sowie längere Pausen zwischen den Schwangerschaften bei maximal 4 Geburten haben, so hätte sie länger Zeit für eine Ausbildung bzw. für ein Gewerbe. Zudem wäre ihr Körper weniger belastet, ihre Überlebenschancen stiegen an. Damit würden aber auch die Überlebenschancen ihrer Babys steigen.

Derzeit sterben in Angola 198 und in Afghanistan 154 Säuglinge im ersten Jahr, in Österreich nur 4,8. Würden mehr Kinder überleben, würde dies - paradoxerweise - das Bevölkerungswachstum bremsen, weil dadurch Eltern auf "Nachwuchs auf Vorrat" verzichten würden. Mit einer deutlichen Veränderungen der durchschnittlichen Fruchtbarkeitsrate rechnet Berg, wenn zumindest 90 Prozent der Geborenen überleben122.

3.1.3 Ideologisch-religiöse Einflüsse

Nach dem Ende der Kolonialzeit herrschte unter den Ländern der Dritten Welt ein weitgehend einhelliger Widerstand gegen die Geburtenkontrolle, der primär nationalistisch begründet war. Kinderbeschränkung galt als Neokolonialismus! Diese Position änderte sich jedoch mit der Einsicht der Problematik der Überbevölkerung in den meisten Ländern. Heute vertreten nur noch Länder mit radikal-religiös geprägten Führungen - wie vormals Afghanistan oder der Vatikan - eine restriktive Haltung gegenüber der Empfängnisverhütung.

Eine signifikante Diskrepanz zwischen der offiziellen Regierungspolitik und der tatsächlichen Praxis herrscht dort, wo starke muslimische oder katholische Einflüsse herrschen, wie am Beispiel von Ruanda noch dargestellt wird.

Die verschiedenen Weltreligionen vertreten eine durchaus differenzierte Haltung gegenüber der Geburtenregelung. Im Islam ist Geburtenregelung grundsätzlich erlaubt. So hat sich etwa in Pakistan der Rat der südislamischen Führerschaft öffentlich zu Familienplanung bekannt.

Im Buddhismus ist Geburtenregelung nicht ausdrücklich verboten, Hinduismus und Konfuzianismus vertreten gegenüber der Geburtenkontrolle eine eher indifferente Haltung.123 Das überwiegend muslimischere Indonesien hatte in den siebziger Jahren noch ein Wachstum von 2,32 Prozent, das es auf unter zwei Prozent im Jahr 1991 drücken konnte. Das dazu von der Regierung umgesetzte, umfangreiche Geburtenkontroll-Programme war sogar von katholischen Priestern des Landes begrüßt worden. Immerhin hat Indonesien einen Anteil von zehn Prozent Christen.124

Wenig Hoffnung auf einen Wandel des hohen Wachstums von 2,3% hat dagegen Ruanda. Hier benutzen nur zwölf Prozent der Frauen im Lande Empfängnisverhütungsmittel. In Simbabwe liegt dagegen der regelmäßige Gebrauch von Verhütungsmitteln bei 43 Prozent. Der Grund für den zögerlichen Einsatz solcher Mittel in Ruanda ist der große Einfluss der katholischen Kirche. Hier erkennen zwar die Bischöfe die demografischen Probleme Ruandas ausdrücklich an, lehnen aber gleichzeitig alle Empfängnisverhütungsmittel explizit ab und erlauben nur die so genannten „natürlichen Methoden“. Der Grund dieser Autorität der katholischen Kirche in Ruanda: Sie ist im Land die größte Religionsgemeinschaft und hat einen hohen Einfluss im Schulwesen wie auch in der Gesundheitsversorgung, die zu 36 Prozent katholisch geführt wird. Darum scheut auch die Regierung den Konflikt mit der Kirche, soweit es um diese Thematik geht.125

3.1.3.1 Die Position der christlichen Kirchen

Im Hochmittelalter war Abtreibung mit Strafe bedroht, wurde aber praktiziert. Empfängnisverhütung war teilweise gelegentlich verboten, Verstöße wurden auch verfolgt.126 Ein Wandel innerhalb des Konsenses der europäischen Gesellschaft vollzog sich im 19. Jh. angesichts der Überbevölkerung als soziographische Konsequenz der Industrialisierung und des medizinischen Fortschritts. Als durch die Unabhängigkeit der Kolonien dieses Bevölkerungsventils verschlossen wurde, erschienen Familienplanung politisch als vertretbar und nötig. In Amsterdam wurde 1878 die erste Klinik für ambulante Beratung und Behandlung zur Geburtenkontrolle eingerichtet. In Amerika und England bildeten sich ebenfalls um diese Zeit Gesellschaften zur Verbreitung von Kenntnissen zu Familienplanung und Empfängnisverhütung unter der Devise „Qualität statt Quantität“.

Die Regierungen etlicher europäischer Länder vertraten jedoch noch bis weit ins 20. Jh. hinein eine "positiver Bevölkerungspolitik" im Namen von nationaler Stärke. Dabei wurde der Sieg "in der Wiege" über feindliche Nachbarn proklamiert. Die Auszeichnung von kinderreichen Müttern in der NS-Zeit war ein Ausdruck dieser Haltung, deren Änderung nach dem Krieg um so mehr opportun wurde.

Infolge der technisch-medizinischen Fortschritte im Bereich der Geburtenregelung und -betreuung, die mit der aufkeimenden Ideologie des generativen Verhaltens einherging, und insofern der zunehmenden „Verfügbarkeit über das Entstehen von neuem Leben" sahen sich die christlichen Kirchen zur Bestimmung ihrer ethischen Position gegenüber der Empfängnisverhütung veranlasst:

Martin Luther hatte sich gegen die Geburtenregelung positioniert, wogegen die protestantischen Kirchen der Gegenwart unter dem Eindruck gewandelter Verhältnisse differenzierte Positionen vertreten. Grundsätzlich wird insofern für die Erlaubnis der Empfängnisverhütung argumentiert, als die „Liebeseinigung“ als ein vom „Schöpferdienst“ unabhängiger Akt von eigenständigem Wert sei.

Die anglikanische Kirche sprach sich auf der Lambeth-Konferenz 1908 noch gegen jede Empfängnisverhütung aus. Diese Position wurde erst 1958 aufgegeben, als Familienplanung mit „ästhetisch und medizinisch einwandfreien Mitteln" explizit erlaubt wurde.127

Die katholische Kirche

In der Enzyklika Casti connubii von 1930 bezeichnete Pius XI. alle Geburtenregelung als Sünde: "Jeder Gebrauch der Ehe, bei dessen Vollzug der Akt durch die Willkür des Menschen seiner natürlichen Kraft zur Weckung neuen Lebens beraubt wird, verstößt gegen das Gesetz Gottes und der Natur, und die solches tun, beflecken ihr Gewissen mit schwerer Schuld." Kein noch so schwerwiegender Grund könne eine Verhütung rechtfertigen. Wenn für ein Paar kein weiteres Kind verantwortbar sei und die Beachtung der unfruchtbarer Tage keine Sicherheit leisten könne, sei Enthaltsamkeit zu üben. Damit folgte der Vatikan den seit dem frühen Mittelalter forcierten Grundsatz „Wachset und mehret euch!“ (Genesis 1,28).

Zwei Generationen später, 1968, bekräftigt Papst Paul VI. mit der Enzyklika Humanae vitae das Verbot mechanische chemische Verhütungsmittel neuerlich, und dies entgegen dem Rat der Kommission von Fachleuten, die er selbst berufen hatte. Als einzig zulässige Verhütungsmethode wurde die Beachtung der Ausschlusszeiten empfohlen. Argumentiert wurde mit der Auffassung, dass der Geschlechtsakte ein Zeugungsakt sei. Damit wurde an der Meinung von Aristoteles und Thomas von Aquin festgehalten, wonach mit dem Zeugungsakt nach göttlichem Willen neues Leben gesät werde.128

Die Enzyklika stieß vor allem bei deutschen Bischöfen und Theologen auf heftige Kritik. Demnach verfechte der Vatikan einen seltsamen Biologismus, der die transzendentale Dimension der menschlichen Natur außer Acht lasse und als Maßstab für moralisches Handeln vorweggenommen werde.

Diese Diskussion schlief ein, bis Johannes Paul II. sie im November 1988 aus Anlass des 20. Jahrestages der Enzyklika Humanae vitae neu entfachte und sich anschickte, die Aussagen in der Enzyklika zu verbindlichen, von Gott geoffenbarten Glaubenswahrheiten zu erklären.

Dieses Vorgehen erntete u.a. die Kritik des Bonner Moraltheologen Franz Böckles, eines von 163 Theologen, die die „Kölner Erklärungen wieder die Entmündigung - für offene Katholizität" unterzeichnet hatten. Böckle hatte die Erklärung des Papstes als einen „unerhörten Vorgang“ verurteilt, dessen Grundlagen aus den Offenbarungsquellen durch nichts zu belegen seien.129

Die Widersprüchlichkeit seiner Argumentation stellte der Vatikan letztlich sogar selbst unter Beweis, indem er die natürliche Familienplanung forcierte. Dazu entstand 1988 sogar eine besondere Abteilung zur Verbreitung der Billings-muscus-Methode, welche die wegen ihrer Unzuverlässigkeit diskreditierten Knaus-Ogino-Methode zur Ermittlung unfruchtbarer Tage der Frau ablösen sollte. Benannt war die Methode nach dem australischen katholischen Ehepaar Billings. Der Nachteil dieser Methode liegt darin, dass eine Frau eine viermonatige Übungszeit absolvieren muss und dass auch danach noch subjektive Fehleinschätzungen zur Schwangerschaft führen können. Erfahrene Gynäkologen halten diese Methode überhaupt für ebenso unzuverlässig wie die Knaus-Ogino-Methode130.

Gründe für die Blockierung des Papstes:

Hans Küng meint, der gegenwärtige Papst fühlte sich wie seine Vorgänger an eine Lehre der Kirche gebunden, die er für absolut verbindlich, wenn nicht gar für unfehlbar haltet. Dieses

Unfehlbarkeitsdogma komme auch in der „Enzyklika Veritatis splendor" deutlich zum Ausdruck.

Gemäß der Enzyklika Humanae vitae aus dem Jahre 1968 stehe nach römischer Auffassung fest, dass die sittliche Unerlaubtheit der Empfängnisverhütung eine „als definitiv zu betrachten die Lehrer“ sei, wie Küng argumentiert, in der Papst und Bischöfe - zumindest offiziell - „eins sind“. Insofern gelte die Lehre von der sittlichen Unerlaubtheit der Empfängnisverhütung nach römische Auffassung als unrevidierbar, weil sie Teil einer quasi-unfehlbaren Lehre sei.

Hierin liege nach Küng das Dilemma des Papstes: Entweder hält er an der Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit fest. Denn sei aber auch das Verbot der Empfängnisverhütung nicht zu revidieren. Oder er revidiert das Verbot der Empfängnisverhütung und leistet damit einen Beitrag zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Situation. In diesem Fall müsse er dann aber auch den Anspruch auf päpstliche Unfehlbarkeit revidieren.131

3.2 Unterentwicklung

Im Zuge der Darstellung der komplexen Ursachen der Überbevölkerung wurden bereits vereinzelte Elemente des zentralen Faktors Unterentwicklung angesprochen, darunter etwa der Hunger. Wenn auch eine nähere Darstellung der Prozesse und Dynamiken im Bereich der Unterentwicklung den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, so kann zumindest nicht nachdrücklich genug der krasse Wohlstandsunterschied zwischen den Industrieländern und den sog. Entwicklungsländern verdeutlicht werden:

So beträgt das Durchschnittseinkommen jener 15% der Menschen, die in Industriestaaten leben, etwa 6000 Dollar pro Jahr und Kopf. Demgegenüber muss fast die Hälfte der Erdbevölkerung mit weniger als 2 Dollar pro Tag leben. Nimmt man die verfügbaren Ressourcen als Vergleichsgrundlage, so wird deutlich, dass nur 20 % der Menschen über 86% des gesamten Reichtums verfügen.132

Als eine besonders krasse Folge dieser ungerechten Wohlstandsverteilung soll zumindest auf ein Thema kurz eingegangen werden, dass eng mit der Bevölkerungsproblematik verknüpft ist:

3.2.1 Verbreitung von Krankheiten in Entwicklungsländer

Insofern kann von der privaten Forschung kein Beitrag für die Armutsbekämpfung erwartet werden. Das zeigt sich übrigens auch im Bereich der Arzneimittel-Forschung. Von den 1223 Medikamenten, die in zwei Jahrzehnten auf den Weltmarkt kamen, eignen sich nur 13 zur Therapie von Tropenkrankheiten133, denn von solchem Übel sind überwiegend nur wenig zahlungskräftige Patienten betroffen.

1977 hatte die WHO das hochgesteckte Ziel verkündet, Gesundheit für alle bis zum Jahr 2000 zu ermöglichen. Mittlerweile gilt dieses Projekt als gescheitert, unter anderem auch wegen der neu entdeckten Krankheit Aids.

- Heute gibt es mehr Tuberkulose-Kranke als 1882, dem Jahr der Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums durch Robert Koch
- Malaria ist in mehr als 90 Ländern der Erde verbreitet; jährlich kommt es zu etwa 200 Millionen Erkrankungen und 2 Millionen Toten, davon 75 Prozent Kinder unter fünf Jahren.
- Durchfallerkrankungen betreffen jährlich weltweit 1,5 Milliarden Menschen. An den Folgen solcher Krankheiten sterben stündlich 1000 Kinder, 3,2 Millionen im Jahr.
- Cholera breitet sich zunehmend aus.
- Mit Geschlechtskrankheiten stecken sich an die 200 Millionen Menschen pro Jahr an.

Diese hohe Zahl wird auch als Ausdruck von sozialen Konflikten betrachtet, insb. auch der schwachen Position der Abhängigkeit der Frauen.

- Mit Hepatitis B sind weltweite 2 Milliarden infiziert, 25 Millionen sind chronisch erkrankten, und an die 2 Millionen sterben jährlich an den Folgen, davon 25 Prozent durch Leberkrebs, dem häufigsten Krebstod in Schwarzafrika und Asien.134

- Am meisten verbreitet sind Infektionskrankheiten als Ausdruck von Elend und mangelnder Versorgung mit sauberem Wasser:

1,2 Milliarden Menschen müssen schmutziges Wasser trinken, für 2,2 Milliarden gibt es keine sanitären Einrichtungen. Deren Abwässer fließen ungeklärt in nahe Gewässer, die wiederum zum Waschen, Bewässerung und Kochen genutzt werden. Durch das verseuchte Wasser werden Krankheiten wie Cholera, Typhus oder Kinderlähmung übertragen.

Eine wesentliche Verantwortung für diese Lage trifft die Schuldenpolitik gegenüber den Entwicklungsländern und deren Auswirkungen auf das nationale Sozialsystem. Infolge der hohen Rückzahlungsquoten für alte Schulden bleiben den Staaten immer weniger freie Budgetmittel für soziale Programme. Neue Kredite werden von Institutionen wie der Weltbank nur unter solchen Auflagen vergeben, dass die Länder ihre nicht-produktiven Kosten wie soziale Dienste und Gesundheitsfürsorge kürzen. Infolge dieser Strategie sind die Gesundheitsausgaben in Entwicklungsländern auf unter fünf Dollar pro Jahr und Bürger gefallen.

Zur Beseitigung der schwerwiegendsten Probleme in Afrika würden nach WHO-Schätzungen Kosten idHv 50 Milliarden Euro anfallen, was einem Drittel der Summe der jährlichen Gesundheitsausgaben in Deutschland entspricht135. Hierin zeigt sich die Fragwürdigkeit von Gesundheitsausgaben für die Lebensverlängerung von Koma-Patienten oder anderen teuren Therapien bei geringer Heilungsaussicht, während den meisten Menschen eine Minimalversorgung im Wert von wenigen Euro pro Jahr - und damit zumeist deren Überlebenschance - verwehrt bleibt.

3.2.2 Die grassierende Seuche AIDS

Die Absichten der WHO sind, wie erwähnt, auch durch die Wiederkehr von als besiegt geglaubten Krankheiten und insb. das Auftauchen neuer Krankheiten unterwandert worden. Besonders hilflos steht man der Verbreitung des HI-Virus gegenüber. Jede Minute stecken sich mehr als zehn Menschen mit dem HI-Virus an. Nach Schätzungen des Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) sind gegenwärtig weltweit über 36 Millionen Menschen HIV-infiziert.

Am schlimmsten davon betroffen sind die Entwicklungsländer, in denen 95 Prozent der HIV- Infizierten leben, mehr als zwei Drittel davon allein in Afrika136. Aids ist inzwischen bereits zur Todesursache Nummer eins in Afrika und die vierthäufigste Todesursache weltweit geworden. 4 Millionen Afrikaner haben sich allein 1999 neu mit dem tödlichen Virus infiziert. Auf diesem Kontinent leben zwar nur 13 Prozent der Weltbevölkerung, jedoch finden sich dort 69 Prozent der HIV/AIDS-Fälle.137

Die enormen Folgeprobleme der Aids-Seuche resultieren aus den Kosten für Krankenbetreuung. In zahlreichen Krankenstationen Afrikas sind die meisten Betten von Aids-Patienten belegt - ohne jedoch auf eine wirksame Behandlung hoffen zu können: Eine moderne Aids-Therapie ist mit Kosten von über 5.000 € pro Patient und Jahr in Entwicklungsländern unerreichbar138.

Ein weiterer Kostenfaktor ist der Entgang der Arbeitskraft der Patienten, denn dabei handelt es sich zumeist um Menschen im produktivsten Alter: Etwa die Hälfte der HIV/AIDS-Patienten sind jünger als 25 Jahre. Nach Berechnungen der UN habe sich das Bruttosozialprodukt der Afrikanischen Länder infolge dieser Belastung pro Kopf schätzungsweise um 0,5 Prozent jährlich gesenkt.139

Die Verbreitung des Aids-Virus hängt wiederum eng mit der Überbevölkerung, dem

Kinderreichtum und auch mit dem mangelhaften Einsatz von Kondomen zusammen, denn über 90 Prozent der Kinder unter 15 Jahren, die sich mit der Immunschwächekrankheit infizieren, stecken sich bei ihren Müttern an140.

3.2.2.1 Best Practice Thailand

Das die Ausbreitung von HIV/AIDS durch ein gemeinsames Handeln von Regierung, Nichtregierungsorganisationen, Medien und Gemeinschaften erfolgreich gebremst werden kann, bewies Thailand. Dort herrscht eine lange Tradition der Prostitution, außerdem war die Bereitschaft zu riskantem Sexualverhalten (Sex ohne Kondom) stark verbreitet. Dazu wurde eine umfangreiche Kampagne zur Stoppung riskanter Verhaltensweisen und Förderung von verantwortungsvollem Verhalten - wie etwa den Gebrauch von Kondomen - vom Premierministers, den wichtigsten Ministerien, den Provinzgouverneuren, der Geschäftswelt und auch den religiösen Führern unterstützt. Die Zahlen belegen, dass im Laufe der Kampagne die Bereitschaft zu riskantem Verhalten abgenommen hat141

3.3 Grenzen der Entwicklung: der Rebound-Effekt

Mag auch offensichtlich sein, dass nur eine umfassende Entwicklung der Menschen in der Dritten Welt zur Abflachung der Bevölkerungswachstumskurve beitragen kann, so stellt sich doch auch die Frage nach dem jeweiligen Konsumniveau, das dabei erreicht werden sollte. Hält man sich die Umweltschäden vor Augen, die durch die Industrialisierung Europas verursacht wurden, so lässt sich annähernd nachvollziehen, welche ökologischen Kosten eine weiterreichende Entwicklung dieser Länder verursachen würden.

Zwar verfügen die gegenwärtigen Industriestaaten über die finanziellen und technologischen Mittel, die durch Wirtschaftswachstum verursachten, gestiegenen Umweltbelastungen in Form von aufgrund von höherer Ressourcennutzung und Abfallproduktion mittels effizienterem Ressourcenverbrauch wieder zu senken. Allerdings hat die Erfahrung mit vergangenen Technologie- und damit verbundenen Einsparungsschüben bewiesen, dass die bewirkten Einsparungen durch den „Rebound-Effekt“ fast immer überkompensiert wurden.

Der Rebound-Effekt

Der technische Fortschritt stellt für sich allein keine Lösung von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen dar: Unter Konkurrenzbedingungen führt die Steigerung der Ressourcenproduktivität häufig zu fallenden Preisen, wodurch eine erhöhte Nachfrage induziert wird, die über Produktionssteigerungen zu weiteren Preisreduktionen führt, usw.. Außerdem steigert auch das häufig mit dem technischen Fortschritt einhergehende Bevölkerungswachstum die Nachfrage zusätzlich.

Die Technikgeschichte zeigt, dass solche kontraproduktiven Rückkopplungsprozesse („Rebound-Effekte“) durch erhöhte Nachfrage in der Gesamtbilanz zu einem höheren Ressourcenverbrauch führen - trotz oder gerade wegen der erreichten Effizienzsteigerung142. Als aktuelles Beispiel dient die Informationstechnologie, von der man mehr Ökoeffizienz, weniger Verkehr durch mehr Telearbeit oder weniger Papierverbrauch erhoffte. Tatsächlich führt diese Technologie zu mehr Strom- und Papierverbrauch, weil mehr Geräte eingesetzt und insofern auch mehr gedruckt wird. Wegen der kurzen Lebenszyklen von Computern fällt auch noch mehr Müll an, und auch der Verkehr ist aufgrund des neuen Web-Shoppings und dem dadurch angestiegenen Lieferverkehr stärker geworden143.

Um den Rebound-Effekt zu verhindern, muss durch geeignete gesellschaftliche Rahmenbedingungen des Wirtschaftens diesen Verhaltensweisen entgegengewirkt werden. Nur gekoppelt mit solchen Rahmenbedingungen - etwa durch die Steuerung über Kosten und Preise - kann technischer Fortschritt die Knappheitssituationen nachhaltig lösen.144

4 Globale Zusammenhänge: Verantwortung des Nordens

Die Ursachen der Verarmung der Dritten Welt sind oft, lange und in kontroversieller Weise diskutiert worden. Einige strukturelle Zusammenhänge zwischen dem Hunger im Süden und dem Überfluss im Norden wurden bereits angesprochen. Freilich würde eine hinreichende Betrachtung dieser Zusammenhänge den gg. Rahmen sprengen, weshalb hier nur einige wesentlichen Punkte zusammengefasst oder wiederholt und unterstrichen werden sollen.

4.1 Relativität des Problems: Naturverbrauch durch den Norden

Wenn man vom Bedrohungsszenario einer zerstörten Natur infolge der galoppierenden Überbevölkerung spricht, so wird dabei übersehen, dass gegenwärtig ein Mensch im Norden einen 30 bis 40-fachen Mehrverbrauch an Natur verursacht als ein Mensch im Süden145. Dieser Umstand ist insbesondere für die oben gestellte Frage nach dem jeweiligen Konsumniveau relevant, bis zu dem sich die Weltbevölkerung entwickeln sollte oder könnte.

Tatsächlich besteht die Option der Beseitigung der Armut durch industrielle Entwicklungen nicht mehr. Hätten nämlich alle Menschen einen skandinavischen Lebensstandard, dann könnte die Erde nur 500 Millionen Einwohner tragen.146

Hätten dagegen alle Menschen den Lebensstandard der Inder, dann könnten problemlos 10 Milliarden Menschen ernährt werden.

Wenn in China die Motorisierung und damit der Ölverbrauch pro Kopf so hoch wäre wie in den USA, dann würde allein China 80 Millionen Barrel Öl pro Tag brauchen. Auf der ganzen Welt werden aber nur 66 Millionen Barrel am Tag gefördert147.

Diese Begrenzung durch den Ressourcenverbrauch lässt sich auch nicht durch den "normalen" technischen Fortschritt auflösen. Auf die Problematik des Rebound-Effekts wurde bereits hingewiesen. So sank zwischen 1973 und 1996 die Energieintensität des Sozialprodukts in den OECD-Ländern zwar um 31 Prozent, doch gleichzeitig stieg der absolute Energieverbrauch um 23 Prozent. Auch die Müllproduktion wächst nach OECD-Angaben trotz aller Anstrengungen zur Müllvermeidung, und trotz sinkenden Pro-Kopf-Wasserkonsums steigt der Gesamtverbrauch. Stets sind die Wachstumseffekte größer als die Effizienzgewinne.148

4.2 Globale Wirtschaftsstrukturen zementieren die Verarmung

Existiert einerseits jene Ressourcengrenze, wonach die Entwicklungsländer den Standard der Industrieländer gar nicht aufholen können, so herrschen andererseits ökonomische und politische Interessen und Strukturen, die einer solche Entwicklung auch entgegenstehen. Dazu zählt der allgemeine Verfall der Rohstoffpreise und die Verschlechterung der Terms of Trade: 1989 kostete ein halbes Kilo Kaffee noch 4 €, drei Jahre später weniger als 3 €, heute bekommt man Kaffee bereits für 2 €. Die Bedeutung dieses Preisverfalls wird erst angesichts der Tatsache bewusst, dass nach Erdöl Kaffee der wichtigste Rohstoff ist, der dem Norden verkauft wird. Insofern belaufen sich die Verluste für die Exportländer infolge dieses Preisverfalls auf mehreren Milliarden Dollar pro Jahr. Zudem herrschen seitens der EL zum Teil extrem hohe Abhängigkeit bis zu 99 % vom Rohstoffexport.

Diese Preise kommen keineswegs durch faire und transparente Marktbedingungen im Sinne Adam Smith’ zustande, sondern sind Ausdruck der Verzerrung des Weltmarkts durch Interventionen und Subventionen der Industrieländer, die einem fairen Wettbewerb nur spotten. So zahlen EL um vieles höhere Kreditzinsen wegen des hohen Kreditrisikos, das wiederum durch die vom Norden auferlegten Marktstrukturen bedingt ist. Handelsbarrieren durch hohe Zölle und "nicht-tarifäre Handelshemmnisse" behindern den Absatz ihrer Güter, wodurch dem Süden jährlich Einnahmen idHv 500 Milliarden Dollar entgehen149.

Besonders belastend für die EL ist die Schuldenkrise: Durch leichtfertige Kreditvergaben in der Zeit der Ölkrise (70er-Jahre) für Prestigeprojekte explodierten die Schulden bis Ende 1991 auf 1500 Milliarden Dollar. Der Schuldendienst der EL belief sich 1990 auf 143 Mrd. US $. und belastet viele Ländern mit bis zu 30 % ihres BNP150.

Schrumpfende Exporterlöse drückten aufs nationale Einkommen, wodurch die Investitionsneigung nach unten tendiert und Kapital außer Landes geschafft wird. Der Druck zum Sparen durch den Schuldendienst wird zuerst im Sozialbereich - bei Schulen und Krankenhäusern - spürbaren. Dieser verursachte Rückgang der Einschulungsrate und der Volksgesundheit führt zu einer sinkenden Qualifikation des Humankapital, während die Kindersterblichkeit wächst, Unterernährung grassiert und die armutsbedingte Umweltzerstörung grassiert.

5 Lösungsansätze gegen Überbevölkerung

5.1 Rigide Geburtenkontrolle und ihre Nachteile

Was lässt sich gegen die Überbevölkerung unternehmen? Die traditionelle Bevölkerungspolitik, wie sie in Indien und China lange Jahre praktiziert wurde, war in eindimensionaler Weise rein statistisch orientiert, zog insofern die Bedürfnisse der Betroffenen überhaupt nicht in Betracht - und musste so zwangsläufig scheitern.

5.1.1 Beispiel Indien

Größe der Bevölkerung (in Mio. Personen)151

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jährliches Wachstum der Bevölkerung: 1,8 Prozent

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Indien versuchte seit 1951, eine Reduktion der Geburtenraten durch rigide Mitteln zu bewirken. Besonders unter Indira Ghandi Mitte des siebziger wurden Massensterilisistrierungskampagnen durchgeführt. Methoden wie z. B. Zwangsoperationen nach dem dritten Kind führten jedoch zu einer nachhaltigen Erschütterung des Vertrauens der Bevölkerung in jeder Form von Familienplanung.

Später bediente man sich eher der Methode des Überredens, doch nach wie vor war die Sterilisation die bevorzugte Maßnahme durch die staatliche Familienplanung. Diese wurde jedoch nur von Paaren praktiziert, die bereits genug Kinder zu haben glaubten. dies war auch der Grund für die geringen Auswirkungen der Erfolgsmeldungen über die steigende Zahl der Sterilisationen in Indien.

Die indischen Zwangsmaßnahmen waren völlig verfehlt und hatten letztlich sogar das Gegenteil bewirkt. Heute gilt Indien aus demografischer Sicht als das kritischste Land der Erde. Die Geburtenrate pro Frau sank von 1951 bis heute nur von 6,5 auf 3,3. Berg errechnete, dass die indische Bevölkerung erst auf etwa 2 Milliarden wachsen werde, bevor sie sich stabilisiert152.

Mittlerweile hat Indien die bürokratische, auf Zielvorgaben und Plansolls ausgerichtete Familienplanungspolitik durch einen neuen Ansatz ersetzt, der sich an der Nachfrage und dem individuellen Bedarf im Bereich der reproduktiven Gesundheit orientiert. Dies schließt umfangreiche Dienstleistungen, darunter eine größere Auswahl an Verhütungsmethoden, mit ein153.

5.1.2 Beispiel China

Die Volksrepublik China ist mit 1,264 Milliarden Menschen auf einer Fläche von 9,56 Millionen km², was etwa der Fläche Europas entspricht, einstweilen noch das bevölkerungsreichste Land der Erde. Bis 1950 wurde von der chinesischen Führung in Anlehnung an die Marx’sche Lehre eine Bevölkerungspolitik abgelehnt. Erst dann propagierte Mao Zedong ein Konzept der Familienplanung, das allerdings erst Anfang der 70er-Jahre mit der ,,Zwei Kind Politik" konkret umgesetzt wurde. Darin sah man vor, die Familien zu sanktionieren, die ab diesem Zeitpunkt mehr als zwei Kinder bekamen.

Da diese ,,Zwei Kind Politik" keine einschlägigen Ergebnisse lieferte, ging Chinas Regierung 1979 in die ,,Ein Kind Politik" über. Seit 1990 wurden die Maßnahmen zur Durchsetzung dieser Politik verschärft. Ein restriktives Verwaltungssystem führt genaue Kontrollen durch, für die Überschreitung der Geburtenpläne werden Strafsummen eingehoben, Frauen werden zum Teil gewaltsam zu Abtreibungen gezwungen, und den Eltern eines zweiten Kindes droht der Verlust des Arbeitsplatzes u.a. Besonders im ländlichen Bereich führten diese Maßnahmen häufig zu Landflucht und zur Unterschlagung von Kindermeldungen154. Schützungsweise dürfte die Geburt von etwa 20 Millionen Mädchen verschwiegen worden sein155.

Vermochte auch China durch diese rigide Politik die Vermehrung der Bevölkerung um mindestens 200 Millionen zusätzlicher Menschen verhindern, so sucht dennoch die Regierung nach besseren Strategien der Bevölkerungskontrolle. So wird derzeit in China ein vom UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) unterstütztes Pilotprogramm in 32 Landkreisen durchgeführt. Für die Laufzeit des Programms sollen alle Geburtenquoten und Zielmarken fallen-gelassen werden. So soll erreicht werden, dass Familienplanung nicht mehr auf Vorgaben und Quoten, sondern auf die freiwillige Mitarbeit der Frauen und Männer ausgerichtet wird156.

5.2 Bildung, Entwicklung, Frauenförderung

Das Versagen der restriktiver Methoden der Bevölkerungskontrolle macht deutlich, dass nur die Verbesserung der Lebensqualität der in den betreffenden Gesellschaft lebenden Menschen zur Stabilisierung des Bevölkerungswachstums beiträgt157.

Statistiken zeigen, dass in Ländern, in denen der Anteil an Frauen, die eine Schule besucht haben, steigt, die durchschnittlichen Kinderzahlen meist stark zurückgehen. Die Zusammenhänge, die hinter den Statistiken stehen, sind jedoch komplex. Letztlich ist es eine Vielzahl von Faktoren, die zur Stabilisierung der Bevölkerungszahl beitragen, wie etwa:

- das Vorhandensein von Familienplanungsdiensten

- die Fähigkeit zu lesen als entscheidenden Voraussetzungen dafür, dass Frauen Zugang zu Informationen bekommen - auch über Verhütung und Familienplanung.

- das Angebot von Beratung und Verhütungsmittel,.

- der Zugang zu modernen Massenmedien, weil dadurch in informationsarmen Gesellschaften ein positiver Einfluss auf das Rollenbild von Frauen (und Männern) und ihre erwünschte Familiengröße erwirkt werden kann

- angemessene Erwerbsmöglichkeiten: Alternative Zukunftsperspektiven sind für Frauen wahrscheinlich einer der Hauptgründe, sich gegen eine große Familie zu entscheiden. Die Möglichkeit, eigenes Einkommen zu erwirtschaften, stärkt wiederum die Position von Frauen in der Familie158. (Dies ist übrigens auch eine weiteres Argument gegen Gentechnologie im Agrarbereich als Mittel zur Hungerbekämpfung: Weil Gensaaten nur zur Ertragssteigerung im Cash Crops- Sektor ind insofern zur Einkommenssteigerung des Mannes beitragen, kann es dadurch gleichzeitig zu einer Schlechterstellung der Frau und insofern zur Schwächung der familiären Ernährung kommen, weil letzteres ein typischer Frauenbereich ist.159)

5.2.1 Positives Beispiel Thailands

Am Beispiel von Thailand zeigte sich, dass nur die Kombination von Verhütung und Entwicklung als wirksame Strategie zur dauerhaften Reduktion des Menschenzuwachses sinnvoll ist160. Die folgenden Zahlen161 sind ein Beweis für den Achtungserfolg der thailändischen Bevölkerungspolitik.

Größe der Bevölkerung (in Mio. Personen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Jährliches Wachstum der Bevölkerung 1,0 Prozent

Durchschnittliche Kinderzahl je Frau

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (in Jahren)

Männer Frauen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Säuglingssterblichkeit: 22

Das Erfolgsgeheimnis des Landes liegt darin, von Anfang an der Bevölkerung mehrere

Verhütungsmittel zur Auswahl bereitzustellen, die auch entsprechend verfügbar sind. Weiters dürfen auch Hebammen und Krankenschwestern Spiralen legen und Verhütungsspritzen geben, und auf dem Land werden Dorfbewohner angelernt, um die Pille in ihrer Gemeinde gegen geringe Gebühr zu verkaufen. Dies war aber nur die eine Seite. Gleichzeitig erreichten sehr viele thailändische Fraueneinen hohen Bildungsstand. Diese Reduktion der Analphabeten ging einher mit der parallelen Steigerung des Pro-Kopf-Einkommens der Thais162.

5.3 Internationale Hilfe: Ziele und Probleme

Die Geburtenzahl in Entwicklungsländern würde umgehend um weitere 20 Prozent sinken, wenn der ungedeckte Bedarf an Familienplanung in Entwicklungsländern befriedigt würde, denn in den dort wächst die Nachfrage nach Verhütungsmitteln rapide.

Über 300 Millionen Paaren fehlt heute noch immer der Zugang zu adäquaten Familienplanungsdiensten. Mehr als 120 Millionen Frauen würden verhüten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Umfragen haben gezeigt, dass viele Frauen mehr Kinder bekommen, als sie sich wünschen. Am größten ist der Unterschied zwischen gewünschter und tatsächlicher Kinderzahl in Lateinamerika, am niedrigsten in afrikanischen Ländern südlich der Sahara163.

Das größte Problem bei der Erfüllung dieser erfreulichen Nachfrage ist die Finanzierung. 1996 wurden weltweit noch 172 Millionen US-Dollar für diesen Bereich der

Entwicklungszusammenarbeit aufgewendet, 1999 sind diese Ausgaben auf 131 Millionen USDollar gesunken (- 25 %). Dieser Rückgang steht im Widerspruch zu den Zielen des Kairoer Aktionsprogramms, auf die sich die Industrie- und Entwicklungsländer auf der Weltbevölkerungskonferenz 1994 geeinigt hatten. Laut Aktionsprogramm soll bis zum Jahr 2015 jeder Mensch freien Zugang zu einer Auswahl an Verhütungsmethoden haben.

In Äthiopien wenden nur zehn Prozent der Frauen eine Verhütungsmethode an. In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, greifen sogar nur sechs Prozent der Frauen im reproduktiven Alter auf ein Verhütungsmittel zurück - vor allem weil sie keinen Zugang dazu haben164.

6 Fazit: notwendige Maßnahmen

6.1 Politische Ebene:

6.1.1 Die Beschlüsse der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz 1994

Auf internationaler Ebene waren es vor allem die Weltbevölkerungskonferenzen, die sich mit der ggst. Problematik auseinandergesetzt haben. Hier stellte die Konferenz in Kairo 1994 einen entscheidenden Wendepunkt dar, als seit diesem Zeitpunkt Bevölkerungsprogramme, die sich an rein demographischen Zielen orientieren, endlich ausgedient haben. Bevölkerungspolitik setzt nun bei den konkreten Bedürfnissen der Individuen an - besonders bei denen der Frauen.

Zwischen den Konferenzteilnehmern herrschte einhellige Konsens über die Notwendigkeit eines Empowerments, also eines Machtzuwachses, für Frauen. Nur da, wo ihre soziale, politische und ökonomische Stellung verbessert werde, seien dauerhafte Erfolge in der Familienplanung zu erwarten. Frauen und Mädchen sollten auch deshalb Zugang zu Bildung, Einkommen, Gesundheitsdiensten und Verhütungsmitteln erhalten. Nicht eine Politik von oben, sondern die freie Entscheidung der Frauen soll der Welt weniger Kinder bescheren.

Ergänzend dazu wurde ein neues, umfassendes Konzept der ,,reproduktiven Gesundheit" entwickelt und folgende Ziele formuliert:

- Sexualberatung für Jugendliche,
- Schwangerschaftsfürsorge, Geburtshilfe und die Betreuung von Neugeborenen
- die Behandlung von Geschlechtskrankheiten, einschließlich HIV/AIDS,
- ,,sichere", d.h. fachgerecht durchgeführte Abtreibung ein, sofern sie legal ist.

Die Konferenz war teilweise überschattet von der unnachgiebigen Haltung des Vatikans und einiger islamisch und katholisch geprägter Staaten zu Fragen der Abtreibung. Auch die Sexualaufklärung von unverheirateten Jugendlichen war ein strittiger Punkt in Kairo165.

Seither hat über ein Drittel der Länder ihre Bevölkerungspolitik mit den Kairoer Beschlüssen in Einklang gebracht. Zwei Drittel aller Länder haben politische oder gesetzgeberische Maßnahmen eingeführt, um die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle von Frauen zu fördern. Fünfzehn afrikanische Länder haben die Genitalverstümmelung verboten.166Viele Länder bemühen sich zudem um eine Verbesserung der Qualität, des Umfangs und der Verfügbarkeit von Diensten zur Förderung der reproduktiven Gesundheit.

Bislang nur unzureichend umgesetzt wurden bislang Maßnahmen gegen Müttersterblichkeit: Jedes Jahr sterben über 585.000 Frauen an den Folgen von Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt - überwiegend in Entwicklungsländern. Auch die Bereitstellung von ausreichenden Informationen und Dienstleistungen für unverheiratete Jugendliche und junge Erwachsene war in vielen Ländern schwierig. Weitgehend im Argen liegt hingegen die Maßnahmen zur Vorbeugung gegen HIV-Infektionen und zur Behandlung von

HIV/AIDS-Patienten.

Das größte Hindernis bei der Umsetzung der Kairoer Beschlüsse besteht in dem Mangel an finanziellen Ressourcen. In Kairo wurde geschätzt, dass bis zum Jahre 2000 für die erfolgreiche Umsetzung eines Kernpakets von Maßnahmen im Bereich der Bevölkerungspolitik und der reproduktiven Gesundheit jährlich 17 Milliarden US-Dollar erforderlich sein werden. Davon sollten etwa zwei Drittel (11,3 Milliarden US $) die Entwicklungsländer selbst und ein Drittel (5,7 Milliarden US $) die Industrieländer übernehmen.

Für das Jahr 1997 stellten die Industrieländer insgesamt knapp zwei Milliarden US-Dollar zur Verfügung - nur etwa ein Drittel der vereinbarten Summe. In den Entwicklungsländern beliefen sich die Ausgaben auf rund 7,7 Milliarden Dollar. Für 1998 gibt es keine Anzeichen einer sichtbaren Verbesserung, so dass das Ziel für das Jahr 2000 bei weitem nicht erreicht wird.167

Neue Ziele bis 2005

Fünf Jahre nach Kairo, auf der Sondergeneralversammlung der Vereinten Nationen vom 30. Juni bis 2. Juli 1999, wurden weitere Maßnahmen zur Umsetzung der Kairoer Beschlüsse festgelegt.

- Die Analphabetenrate bei Frauen und Mädchen soll bis 2005 halbiert werden.

- Mindestens 60 Prozent der Gesundheitszentren sollen bis 2005 das größtmögliche Angebot an Familienplanungsmethoden, Geburtshilfe, Verhütung und Behandlung von Geschlechtskrankheiten anbieten.

- Bis 2005 sollen weltweit 80 Prozent der Geburten von geschultem Personal betreut werden.

- Die Kluft zwischen dem Anteil von Personen, die Verhütungsmittel benutzen, und dem Anteil derer, die sich entweder keine Kinder mehr wünschen oder einen größeren Abstand zwischen den Geburten erreichen wollen, soll bis 2005 halbiert werden.

- Zur Verringerung der HIV/AIDS-Infektionen sollen bis 2005 mindestens 90 Prozent der jungen Männer und Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren Zugang zu Präventionsmaßnahmen haben168.

Angesichts des seit der Bush-Administration herrschenden politischen Klimas, das einen klaren republikanischen Stil vorgibt und ökologische wie auch soziale Probleme gleichsam ignorier, gibt es wenige Anzeichen für eine Erfüllung dieser Vorhaben. Diese Diskrepanz zwischen dem Notewendigen und dem machtpolitisch Opportunen dürfte wohl seit dem 11.9.2001 noch weiter auseinander klaffen.

6.1.2 Internationale Armutsbekämpfung durch Marktreform

Weil nach der Ansicht von Joachim von Braun, dem Agrarökonom am Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) "alles, was den Entwicklungsländern Chancen einräumt, Einkommen in die armen Regionen transferiert und den Hunger reduziert, wenn die Deviseneinnahmen auch zu den Armen durchsickern"169, wäre die - illusorische - Umsetzung einer gerechteren und faireren Marktordnung die naheliegendste Maßnahme. Die völkerrechtlichen Arbeiten zu dieser Frage sind Legion, die unerfüllten Reformversprechungen ebenfalls.

6.1.3 Regionale Maßnahmen: umfassende soziale Entwicklung

In den Regionen bedürfte es einer umfassenden, nachhaltigen Entwicklung i.S. der Armutsbekämpfung, der Befriedigung der Grundbedürfnisse, des Schutzes der Umwelt und der politische Partizipation. Freilich ist das Wesen derEntwicklung„selbst ein guter Teil der Entwicklungsproblematik“170, wie Nohlen schreibt. Doch trotz aller Krisen der Entwicklungstheorien, wie sie zu Beginn der 90er nach dem Kollaps der sozialistischen Staaten beschworen wurden, sind die „Auswege aus der Armut“171Sehrwohl bekannt. Am Wissen hat es zumeist nicht gelegen...

6.2 Ethische Pflichten auf individueller Ebene

Die ethische Verantwortung für die Problematik der Überbevölkerung trifft keinesfalls nur die internationale Politik, die Entwicklungsexperten oder die jeweiligen Landespolitiker alleine. Vielmehr ist jeder Mensch insbesondere in den Industrieländern in hohem Maße indirekt für die gegenwärtige Situation und Entwicklung mitverantwortlich, als er ja auch von dieser eklatanten Zweiteilung der Welt in arm und reich profitiert bzw. durch seinen Konsum die ökologischen Belastungen mitverursacht.

6.2.1 Reduktion des Lebensstils im Westen

Der Lebensstil, wie er gegenwärtig im Westen gepflogen wird, ist schlicht und einfach nicht „nachhaltig“. Schröder fordert insofern die Durchsetzung der Erkenntnis in den Industriestaaten, dass Notwendigkeit des Wohlstandsverzichts und eine globale Umverteilung des Reichtums zur Erreichung eines sozialen Mindeststandards in den armen Ländern eine Grundvoraussetzung zur Lösung der Bevölkerungsproblematik sei.172

Von Seiten der Politik wäre zu fordern, dass Anreize für ein umweltverträgliches Konsumverhalten und für die Entwicklung einer effizienteren, sauberen Technologien geschaffen werden. Die einzige Sprache, die der Konsument letztlich wirklich versteht, ist jedoch jene des Preises. Insofern müssten die Kosten für Mobilität massiv erhöht werden. Dadurch würde zwangsläufig der gegenwärtige Konsum einbrechen.

Was für die Mobilität gilt, gilt auch für die Ernährung, weil der wachsender Fleischkonsum des Westens das Ressourcenproblem wesentlich verschärft. Für die Fleischgewinnung muss ein Vielfaches an Kalorien an pflanzlichen Futtermitteln produziert werden. Durch diese „Veredelungsverluste“ wird der Bedarf an Ackerland und Wasser wesentlich erhöht und auch die

Emission von klimaschädlichem Methangas gesteigert173. Mit anderen Worten: Es muss nicht immer Wienerschnitzel oder Hamburger sein...

6.2.2 Fair gehandelte Produkte, fairer Tourismus

Bescheidenheit wäre zwar notwendig, ist aber in der Ära des postmodernen Konsumrausches wenig attraktiv. Eine andere Maßnahme, die zwar weniger zum Erhalt der globalen Ressourcen, dafür um so mehr zur Lebensgrundlage von Bauern in Entwicklungsländern beiträgt ist „Fair Trade“, eine der effektivsten Formen von Entwicklungszusammenarbeit.

Durch direkten Marktzugang und deutlich über dem Weltmarktniveau liegende Preise für Kaffee, Tee, Kakao und Orangensaft kann die Situation der Produzenten in den Entwicklungsländern verbessert werden. Seit 1993 bemüht sich die gemeinnützige Initiative Trans Fair Österreich um die stärkere Verbreitung von fair gehandelten Produkten in Österreich.

Fair Trade ermöglicht heute beinahe 5 Millionen Menschen weltweit, ihre Existenz durch den Ertrag ihrer Arbeit zu sichern. Dadurch können Kleinbauernfamilien und Plantagenarbeiter den Kreislauf aus Armut und Abhängigkeit durchbrechen und ihre Lebenssituation dauerhaft und eigenverantwortlich verbessern. Zusätzliche Aufschläge ermöglichen den Betroffenen den Umstieg auf biologische Landwirtschaft und die Umsetzung von lokalen Sozialprojekten wie z.B. Schulen. Somit wird durch den Kauf solcher Produkte auch ein wertvoller Beitrag zum Schutz von Regenwäldern und zur Erhaltung natürlicher Ressourcen gelesitet.

Die Organisation Trans Fair Österreich zertifiziert fair gehandelte Produkte wie Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade, Orangensaft und andere mit dem Siegel "Fair Trade Certified". Die besiegelten Produkte unterliegen strengen sozialen und ökologischen Produktionskriterien, deren Einhaltung durch den Internationalen Dachverband Fair Trade Labelling Organisation (FLO) und unabhängige Wirtschaftsprüfer kontrolliert wird.

Die Chancen dieser Initiative liegen im stärker werdenden Trend, dass viele Konsumenten heute besonderen Wert auf die gesicherte Qualität und ethische Herstellung der Produkte legen. Marktforschungserhebung für den Fairen Handel in Österreich haben ein Marktpotenzial in der Größenordnung von etwa 40 Mio. €/Jahr aus, was einer Verzehnfachung der heutigen Umsätze entspräche.

Erst jüngst traten neue Markenartikelfirmen (Meinl, Pfanner) dem fairen Handel bei, werden neue Lizenzprodukte (Honig, Zucker, Kakao und Bananen) hergestellt und deren Verfügbarkeit ausgeweitet, sodass sie nun in über 2000 Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels zu finden sind.

Über den langfristigen Erfolg für Fair Trade entscheiden aber zu guter Letzt die Konsumenten bei ihrer täglichen Einkaufsentscheidung für ein Fair Trade Produkt und somit für einen persönlichen, aktiven Beitrag für eine faire Welt174.

Auf einem ähnlichen Konzept mit ähnlichen Zielen beruht der „faire Tourismus“. Konkrete Maßnahmen, wie die einzelne Reisende sowohl daheim als auch im Urlaub zur Verminderung der Armut und damit indirekt zur Eindämmung der Überbevölkerungsgefahr beitragen kann - ob durch die Wahl von durch Einheimische geführte Hotels, durch den Kauf von vor Ort produzierten Handwerksprodukten als Souvenirs anstelle von importierten Billigwaren aus Kunststoff etc. - wurden bereits detailliert von Friedl erörtert175. Anhand der dort darstellten Beispiele wie auch anhand der „fair gehandelten“ Produkte zeigt sich, wie einfach man als Konsument „helfen“ und zur Lösung eines ethischen Problems beitragen kann, dessen Auswirkungen zwar nur indirekt und nur langsam spürbar werden. Spätestens aber seit dem 11. September 2001 wurde mit lautem

Getöse ins Bewusstsein der Industrieländer katapultiert, wie eng verflochten die Wut der unterentwickelten und überbrodelnden Dritten Welt mit den sterilen Zentren westlicher Finanz- und Wirtschaftswelten ist.

Die hier geschilderten Probleme und die dringlichen und zuweilen so einfach zu setzenden Maßnahmen stehen jedoch im diametralen Gegensatz zum tatsächlichen Engagement, ja der Betroffenheit der Menschen im Westen. Denn der 11. September ist längst wieder vergessen, wie sich etwa am Erfolg der Wiener Ferienmesse vom 17. - 20. Jänner 2002 zeigte: Die Lust auf den nächsten Urlaub ins tropische Paradies zu den glücklichen Menschen lockte Tausende potentielle Touristen in die Wiener Stadthalle, wo mit keinem einzigen Wort auf die andere Seite des „globalen Dorfes“ oder auch nur auf die Tatsache aufmerksam gemacht wurde, dass das heurige Jahr von der UNO zum „Internationalen Jahr des Ökotourismus“ erklärt worden ist...

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1Coiplet, Bevölkerungswachstum, Web

2Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 1.

3Liesinger, Milliarde, 18 ff.

4Schmid, Bevölkerungsentwicklung, 37.

5Schmid, Bevölkerungsentwicklung, 38 f.

6Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

7Schmid, Bevölkerungsentwicklung, 39

8Kulpi, Weltbevölkerungsentwicklung, Web.

9Schmid, Bevölkerungsentwicklung, 41.

10Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

11Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

12Malthus, Principles, Web.

13Birg, Weltbevölkerung, 38 ff.

14Busche, Unvermögen, 158

15Clarc, Mythos, 15.

16Brundtland, Kehrseite, 174 f.

17Coiplet, Bevölkerungswachstum, Web.

18Coiplet, Bevölkerungswachstum, Web.

19Höhn, Übergewicht, 47 ff.

20Weltbank, Weltentwicklungsbericht 1997, 1999, zit. in: Nohlen, Bevölkerung, 95.

21Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

22Kulpi, Weltbevölkerungsentwicklung, Web.

23Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

24Satorius, Bangladesch, 27.

25Liesinger, Milliarde, 24 ff.

26Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

27Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2.

28Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

29Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2.

30Weltbank 2000, S. 292f.

31Klüver/Falkenmark, Für alle viel zu wenig, 111 f.

32Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

33Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2.

34Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2.

35LEISINGER 2000, S. 166f..

36LEISINGER 2000, S. 178ff.

37Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

38Rieder/Anwander, Risiken, Web.

39DSW, Ruanda, Web.

40Klein, Ruanda, 52 ff..

41Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2.

42LEISINGER 2000, S. 157ff.

43Engeln, Sonne, Web.

44Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

45Die Grünen, Gentechnologie, Web.

46DSW, Wald, Web.

47Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

48Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

49Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 3

50Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

51Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 3

52Fisseni, Treibhauseffekt, 743.

53Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

54Jung-Hüttl, Mehr Meer, 129.

55Strübel, Umweltflüchtlinge, 762.

56Krennerich, Migration, 519 f.

57Nuscheler, Migration, 25.

58So gibt es etwa in Timia, wo ich 1999 - 2000 meinen Forschungsaufenthalt über „Tourismusfolgen bei den Tuareg“ zugebracht hatte, keine elektrische Versorgung. Der einzige Telefonanschluss befindet sich im Nachbarort im Büro einer Entwicklungsagentur: ein generatorbetriebenes Satellittelefon. Die nächste Stadt ist 220 km entfernt.

59Nohlen, Urbanisierung, 776.

60Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevölkerung und Umwelt, 2

61Klüver, Mega-Metropolen, 167 f.

62Persönliche Beobachtungen.

63Maier-Mannhart, Kindersegen, 73.

64Nohlen/Sottoli, Armut, 63.

65Klein, Ruanda, 57.

66Maier-Mannhart, Kindersegen, 75.

67Weltladen, Gentechnik, Interview, Web.

68Vorholz, Tisch, Web

69Hinw. in Vorholz, Tisch, Web

70Sartorius Bangladesch, 33 f.

71Vorholz, Tisch, Web

72Vorholz, Tisch, Web

73Man kann wohl annehmen, dass es diese Pestizide zuvor aus den Industrieländern bezogen wurden

74Vorholz, Tisch, Web

75Vorholz, Tisch, Web

76Miersch, Moral der Gentechnik-Gegner, Die Welt, Web.

77Coiplet, Bevölkerungswachstum, Web.

78Rieder/Anwander, Risiken, Web.

79Hinw. in: Deutschen Forschungsgemeinschaft, Chancen, Web.

80Miersch, Moral der Gentechnik-Gegner, Die Welt, Web.

81Medicine-Worldwide, grüne Gentechnik, Web.

82Coiplet, Bevölkerungswachstum, Web.

83Die Grünen, Gentechnologie, Web.

84Die Grünen, Gentechnologie, Web.

85Wan-Ho, Erkrankungen, Web.

86Rieder/Anwander, Risiken, Web.

87Urban, Wüste, 90 f.

88Rieder/Anwander, Risiken, Web.

89Rieder/Anwander, Risiken, Web.

90Volker Hausmann in: Weltladen, Gentechnik, Interview, Web

91Die Grünen, Gentechnologie, Web.

92Rieder/Anwander, Risiken, Web.

93Die Grünen, Gentechnologie, Web.

94Thurau, Perspektiven, 97.

95Lampe, Chance Gentechnik, 102.

96Rieder/Anwander, Risiken, Web.

97Vorholz, Tisch, Web

98Urban, Wüste, 90 f.

99Die Grünen, Gentechnologie, Web.

100Klüver, Einleitung, 16.

101Urban, Wüste, 96.

102Die Grünen, Gentechnologie, Web.

103Miersch, Moral der Gentechnik-Gegner, Die Welt, Web.

104Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

105Voigt, Bevölkerungsgeographie, Web.

106Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

107World Population Data Sheet 2001", Population Reference Bureau 2001, in: DSW, Bevölkerungswachstum, Web.108DSW, Indonesien, Web.

109DSW, Tunesien, Web.

110Schmid, gender, 287.

111Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

112Berg, Geburtenkontrolle, 80.

113Brandner, Mit rostigen Messern, Die Presse, 5.1.01, III.

114DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

115Schmid, gender, 287.

116DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

117Satorius, Bangladesch, 23 f.

118DSW, Bangladesch, Web.

119Satorius, Bangladesch, 25.

120Satorius, Bangladesch, 31.

121Satorius, Bangladesch, 30.

122Berg, Geburtenkontrolle, 81 f.

123Schütze, Einwände, 63

124Schütze, Einwände, 67.

125Klein, Ruanda, 58.

126Schütze, Einwände, 63

127Schütze, Einwände, 64

128Schütze, Einwände, 64 f.

129Hinw. in: Schütze, Einwände, 65 f.

130Schütze, Einwände, 66.

131Küng, Verbot, 194 f.

132Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

133Ehrenstein, Gentechnik, Die Welt, Web.

134Graupner, Gesundheitskrise, 146 f.

135Graupner, Gesundheitskrise, 149 ff.

136DSW, AIDS, Web

137DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

138Diesfeld, Aids, 27.

139DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

140DSW, AIDS, Web

141DSW, AIDS, Web

142Rademacher, Herausforderung, Web.

143Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

144Rademacher, Herausforderung, Web.

145Brundtland, Kehrseite, 174 f.

146Uexküll, Mehr Rechte, 188.

147Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

148Vorholz, Planet, Die Zeit, Web.

149Klüver, Kreuz, 140 f.

150Nohlen, Schuldendienst, 661.

151DSW, Indien, Web.

152Berg, Geburtenkontrolle, 78 f.

153DSW, Weltbevölkerung, Web.

154Kulpi, Weltbevölkerungsentwicklung, Web.

155Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

156DSW, Weltbevölkerung, Web.

157Altvater/Mahnkopf, Grenzen, 246 ff.

158DSW, Bildung, Web.

159Rieder/Anwander, Risiken, Web.

160Klüver, Einleitung, 15.

161DSW, Thailand, Web.

162Berg, Geburtenkontrolle, 79.

163Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

164DSW, Verhütungskrise, Web.

165Meyer, Bevölkerungsentwicklung, Web.

166DSW, Weltbevölkerung, pdf, Web.

167DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

168DSW, Weltbevölkerungsbericht 2000, Web.

169Zit. in: Vorholz, Tisch, Web

170Nohlen, Entwicklung, 216.

171Senghaas, Gedächtnisschwund, 350 ff.

172Schröder, Vorwort, 11.

173Vorholz, Tisch, Web

174BmfAA, So fair, Web.

175Friedl, Tourismusethik, 190 ff.

Ende der Leseprobe aus 47 Seiten

Details

Titel
Bevölkerungswachstum als bioethisches Problem
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Veranstaltung
Angewandte Ethik
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
47
Katalognummer
V106392
ISBN (eBook)
9783640046713
Dateigröße
585 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bevölkerungswachstum, Problem, Angewandte, Ethik
Arbeit zitieren
Mag. Harald Friedl (Autor:in), 2001, Bevölkerungswachstum als bioethisches Problem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106392

Kommentare

  • Gast am 6.4.2003

    Malthus.

    Zum Malthus-Kapitel:

    Neben der Diskussion um Malthusianer und Positivisten sollte beachtet werden, aus welcher politischen Zeit und somit auch politischen Perspektive, anders ausgedrückt: für welchen politischen und moralischen Zweck Malthus sein "Bevölkerungsgesetz" aufgebaut hat.

    Politische Hintergründe und v.a. methodische Schwächen werden in H. Birgs Büchlein "Die Weltbevölkerung" (Becksche Reihe) sehr gut dargestellt. Weiter geht da der Artikel von Jim Mac Laughlin "The Evolution of modern Demography and the debate on Sustainable Development" aus der Zeitschrift "Antipode" (Antipode 31:3, 1999, pp. 324-333), der die Problematik und Herkunft der Ansichten von Malthusianern und Nachhaltigkeits-Verfechtern beleuchtet.

  • Gast am 25.2.2003

    Lob vom Verbündeten.

    schribe gerade selber eine Arbeit über: Ethische Betrachtungen der Gentechnik in der 3. Welt."
    Interesse und Zeit für allfällige Hilöfeleistungen?

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Titel: Bevölkerungswachstum als bioethisches Problem



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