Paarungssiebung
1. Allgemeines
2. Paarungssiebung
a) somatische Paarungssiebung
b) psychische Paarungssiebung
c) Paarungssiebung nach Rasse
d) Paarungssiebung nach Alter
e) Soziale Paarungssiebung
3. Fazit
4. Literatur
1. Allgemeines
Die Frage: „Wer heiratet wen?“ ist eine der zentralen Fragen in unserem Leben. Sie wird je nach Gesellschaft und Zeit unterschiedlich beantwortet. In unserer Gesellschaft ist die freie Partnerwahl selbstverständlich und sowohl durch die Menschenrechte als auch durch das Grundgesetz, in dem die freie Entfaltung der Persönlichkeit, zu der unzweifelhaft auch die Partnerwahl gehört, einen hohen Rang einnimmt, geschützt. Allerdings bedeutet das natürlich nicht, daß aus der Milliardenbevölkerung der Erde völlig beliebig einen Partner ausgewählt werden kann.
Tatsächlich steht den meisten Menschen nur eine sehr begrenzte Menge von Personen zur Verfügung, aus der sie ihren potentiellen Partner auswählen können.
Sie wird durch Faktoren eingegrenzt, auf die die meisten Personen keinen oder nur geringen Einfluß haben. Die meisten Personen begegnen in dem Zeitraum, in dem sie eine Paarbeziehung suchen, nur einer relativ kleinen Anzahl von passenden Personen. Diese Gruppe der potentiellen Kandidaten stellt keine Zufallsauswahl aus der gesamten Bevölkerung dar. Um eine andere Person als Partner in Betracht zu ziehen, muß es ein Minimum an Kontakt geben. Die Wahrscheinlichkeit, eine Beziehung zu einer anderen Person eingehen zu können, erhöht sich in dem Maße, in dem man Gelegenheit hat, sie kennenzulernen.
Allein aus diesen Gründen gibt es eine Vorauswahl der potentiellen Partner einer Bevölkerung. Diese Vorauswahl erfolgt meist nach soziodemographischen Merkmalen. Mit den Menschen die in der gleichen Gegend wohnen, die gleiche Ausbildung absolvieren, den gleichen oder ähnlichen Beruf haben und die die gleichen Hobbys haben, hat man mehr Kontakt, als mit dem Rest der Bevölkerung. (Klein, 1991, S. 33-35)
Auch der Volksmund versucht bei der Partnerwahl weiterzuhelfen und hat das Problem der Partnerwahl mit auf den ersten Blick widersprüchlichen Erfahrungen in Worte gefaßt: „Gleich und gleich gesellt sich gern“ und „Gegensätze ziehen sich an“.
Ebenfalls ist die Partnerwahl in der Wissenschaft ein oft untersuchter Gegenstand. Vor allem ist von Interesse, ob es Regelhaftigkeiten in der Partnerwahl gibt, und wenn es sie gibt, ob es aufgrund dieser Regelhaftigkeiten in der Partnerwahl zu einer Sortierung nach bestimmten sozialen, physischen oder psychischen Merkmalen in einer Bevölkerung kommt.
Solche Sortierungsvorgänge in einer Bevölkerung werden Siebungen genannt. Kommt es zu solchen Siebungsprozessen aufgrund Regelhaftigkeiten in der sexuellen Partnerwahl, so nennt man diese Paarungssiebung (assortative mating).
2. Paarungssiebung
Stimmen Mann und Frau die sich in einer sexuellen Partnerschaft befinden, in Deutschland ist dies meisten die Ehe und dort läßt sich eine Partnerschaft am leichtesten untersuchen, in einem oder mehreren Merkmalen überein, liegt positiver Partnersiebung oder Homogamie vor.
Unterscheiden sie sich in diesem Merkmal, so spricht man von negativer Paarungssiebung oder Heterogamie. Die Homogamie entspricht also der Gleichheitswahl, die Heterogamie dem Tauschprinzip.
Statistisch läßt sich das Ausmaß der Paarungssiebung für alle quantifizierbaren Merkmale als Partnerkorrelation ermitteln. Für alle übrigen Merkmale können Häufigkeitstabellen angelegt werden, die das Häufigkeitsverhältnis der Merkmalsverteilung bei den tatsächlichen Partnerschaften zu der erwarteten Merkmalsverteilung bei einer zufälligen Partnerschaft angeben. (Knussman, 1996, S.455)
Im folgenden sollen nun fünf Arten der Paarungssiebung näher betrachtet werden:
a) somatische Paarungssiebung
D.h. die Siebung aufgrund von körperlichen Merkmalen. Da in allen menschlichen Bevölkerungen die Heterosexualität überwiegt, liegt also Heterogamie hinsichtlich der Geschlechtszugehörigkeit vor. Alle folgenden Ausführungen beziehen sich auf Paarungssiebung in heterosexuellen Partnerschaften. (Knussman, 1996, S.456)
Homogamie wurde vor allem für die Größenvariation gefunden. Insbesondere für die Körpergröße und für damit zusammenhängenden Maße, wie Beinlänge, Armlänge und Gewicht.
Allerdings muß man beachten, daß die Partnerkorrelation in der Körpergröße nicht linear ist, sondern eine Schrankenregel besteht. In fast allen Partnerschaften ist der Mann größer als die Frau. Große Männer finden sich mit dem ganzen Größenspektrum der Frauen zusammen, während kleine Männer nur mit jeweils kleineren Frauen eine Partnerschaft eingehen. Die Größe des Mannes ist also eine Schranke für die Größe der Frau.
Wenn man nun eine erste Erklärung für dieses Phänomen sucht, so könnte man sagen, daß sich ein Mann immer nur eine Partnerin sucht, auf die er herabblicken kann und so ein Überlegenheitsstreben des Mannes zu Ausdruck kommt.
In der Literatur findet man als Erklärungsansatz den Ausdruckswert der Körperhöhe. Auch hier muß nicht zwingend ein Überlegenheitsstreben des Mannes zum tragen kommen, sondern es könnte sich auch die Einstellung der Frau niederschlagen, die in dem Wunsch nach mit dem Aufblicken verbundenen Gefühlen oder das Vermeiden einer in der sozialen Meinung negativ bewerteten Situation besteht. (Knussman, 1996, S.456)
Bei der Paarungssiebung nach Gewicht gibt es schwankende Untersuchungsbefunde. In einigen Untersuchungen ergab sich eine stärkere Homogamie aufgrund der Partnerwahl nach Gewicht, als für die Körperhöhe.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Textes "Paarungssiebung"?
Der Text behandelt das Thema der Paarungssiebung, also der Sortierungsprozesse in einer Bevölkerung aufgrund von Regelhaftigkeiten bei der Partnerwahl. Er untersucht, ob es in der Partnerwahl Regelmäßigkeiten gibt und ob diese zu einer Sortierung nach sozialen, physischen oder psychischen Merkmalen führen.
Was versteht man unter Paarungssiebung (assortative mating)?
Paarungssiebung (assortative mating) bezeichnet Sortierungsvorgänge in einer Bevölkerung, die aufgrund von Regelhaftigkeiten in der sexuellen Partnerwahl entstehen.
Was ist der Unterschied zwischen positiver und negativer Paarungssiebung?
Positive Paarungssiebung (Homogamie) liegt vor, wenn Partner in einem oder mehreren Merkmalen übereinstimmen. Negative Paarungssiebung (Heterogamie) liegt vor, wenn sie sich in diesem Merkmal unterscheiden.
Wie wird das Ausmaß der Paarungssiebung statistisch ermittelt?
Das Ausmaß der Paarungssiebung wird für quantifizierbare Merkmale als Partnerkorrelation ermittelt. Für übrige Merkmale werden Häufigkeitstabellen angelegt, die das Verhältnis der Merkmalsverteilung bei tatsächlichen Partnerschaften zu der erwarteten Verteilung bei zufälliger Partnerschaft angeben.
Welche Arten der Paarungssiebung werden im Text näher betrachtet?
Im Text wird insbesondere die somatische Paarungssiebung (Siebung aufgrund von körperlichen Merkmalen) näher betrachtet.
Was ist somatische Paarungssiebung?
Somatische Paarungssiebung ist die Siebung aufgrund von körperlichen Merkmalen wie Körpergröße und Gewicht.
Welche Beobachtungen gibt es bei der somatischen Paarungssiebung bezüglich der Körpergröße?
Es wurde Homogamie für die Größenvariation gefunden, insbesondere für Körpergröße und damit zusammenhängende Maße wie Beinlänge und Armlänge. Es besteht jedoch eine Schrankenregel: Männer sind in fast allen Partnerschaften größer als die Frauen.
Welche Faktoren grenzen die Partnerwahl ein?
Die Partnerwahl wird durch Faktoren wie Wohnort, Ausbildung, Beruf und Hobbys eingegrenzt. Man hat mehr Kontakt zu Menschen mit ähnlichen soziodemographischen Merkmalen.
Was sind die Erklärungsansätze für die Homogamie bei der Körpergröße?
Erklärungsansätze umfassen das Überlegenheitsstreben des Mannes oder die Einstellung der Frau, die mit dem Aufblicken verbundene Gefühle oder das Vermeiden einer negativ bewerteten Situation sucht.
Was ist das Problem bei der Untersuchung von Paarungssiebung nach Gewicht?
Ehepartner werden sich im Laufe der Jahre ähnlicher, insbesondere beim Gewicht, was die Untersuchung von Paarungssiebung erschwert.
- Quote paper
- Christian Fischer (Author), 1999, Partnerwahl und Ehe. Paarungssiebung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106407