Die Absteckung meines Arbeitsthemas lässt sich auf zwei zentrale Bereiche herunterbrechen: Geschlechtsidentität und Entwicklung. Beide Begriffe beschreiben Prozesse, die jede_r von uns in seinem_ihrem Leben durchläuft und die miteinander korrelieren. Dabei ist das Durchleben dieser Prozesse für die einen einfacher für andere jedoch schwieriger, denn „die meisten Menschen werden sich vordergründig niemals die Frage stellen, ob sie Junge oder Mädchen, Mann oder Frau sind“. Die Jugend ist eine Zeit der Veränderungen, in der es ums Loslassen, eigenständig werden und sich selbst finden geht. In diesem Prozess kommen unterschiedliche Aspekte zusammen, die für die Entwicklung bedeutsam sind und sie wechselseitig beeinflussen. Die Entwicklung der eigenen Geschlechtsidentität beginnt bereits in der frühen Kindheit unbewusst und zieht sich durch die weiteren Lebensabschnitte.
Man verändert sich selbst, versucht seine Rolle in der Gesellschaft zu finden, verliebt sich das erste Mal und findet heraus, was die eigenen Interessen und Vorlieben sind. Dieser Prozess der Selbstentdeckung kann für junge Heranwachsende mit Freude verbunden sein. Schließlich werden sie, idealerweise, zu der Person, die sie schon lange sein wollen, werden erwachsener – zu Mann oder Frau – und sind stolz auf ihre Veränderungen. Für andere Jugendliche hingegen, so auch für Trans*-Jugendliche, kann der Prozess schmerzhaft und verwirrend sein. Dann zum Beispiel, wenn die eigene empfundene Geschlechtsidentität auf unterschiedliche Weise nicht mit den Veränderungen des eigenen Körpers übereinstimmen will. „Insbesondere wenn die sekundären Geschlechtsmerkmale in der Jugend zunehmen, kommt es bei vielen zu einem zunehmenden Leiden unter ihren biologisch deutlicher werdenden Geschlechtsmerkmalen (Geschlechtsdysphorie)“.
Durch meine Arbeit bei SCHLAU Bielefeld, einem Antidiskriminierungs- und Aufklärungsprojekt von LGBTQI* Personen für Schulklassen, Jugendprojekte, Lehramtsstudierende und viele mehr, hatte ich mit einigen Erwachsenen und Jugendlichen mit Trans*-Hintergrund zu tun und habe mir, gerade vor dem Hintergrund der Aufklärungsarbeit die wir geleistet haben, die Frage gestellt, welchen Beitrag die Soziale Arbeit, in Hinblick auf das Aufbrechen des normativen binären Geschlechtersystems und der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Akzeptanz, leisten kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinition
- Abgrenzung verschiedener Trans*-Begriffe
- Problematik eindeutiger Definitionen
- Transidentität im Jugendalter
- Entwicklung der Geschlechtsidentität
- Frühkindliche Sozialisation in Bezug auf Geschlecht
- Auftrag der Sozialen Arbeit
- Tripelmandat der Sozialen Arbeit
- Arbeit gegen Stigmata und Stereotypen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Situation von Trans*-Kindern und -Jugendlichen in einer heteronormativen Gesellschaft und beleuchtet die sich daraus ergebenden Aufgaben für die Soziale Arbeit. Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Geschlechtsidentität im Jugendalter und den Herausforderungen, die sich für Trans*-Jugendliche ergeben, wenn die eigene Geschlechtsidentität nicht mit den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen übereinstimmt. Darüber hinaus wird untersucht, welchen Beitrag die Soziale Arbeit leisten kann, um Stigmatisierung und Diskriminierung von Trans*-Personen entgegenzuwirken und ein inklusives und akzeptierendes Umfeld zu schaffen.
- Entwicklung der Geschlechtsidentität im Jugendalter
- Die Problematik der heteronormativen Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf Trans*-Jugendliche
- Die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Bewältigung von Diskriminierung und Stigmatisierung
- Die Förderung von Inklusion und Akzeptanz gegenüber Trans*-Personen
- Die Bedeutung der Aufklärung und Sensibilisierung in Bezug auf Trans*-Themen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Trans*-Kinder und -Jugendliche in einer heteronormativen Gesellschaft ein und verdeutlicht die Relevanz der Arbeit im Hinblick auf die Aufgaben der Sozialen Arbeit. Kapitel 2 befasst sich mit der Begriffsdefinition von „Trans*“ und differenziert zwischen verschiedenen Begriffen wie Transsexualität, Transidentität und Transgender. Zudem wird die Problematik eindeutiger Definitionen angesprochen, die durch die selbstbestimmte Geschlechtsidentität jedes Einzelnen geprägt ist. Kapitel 3 konzentriert sich auf die Entwicklung der Geschlechtsidentität im Jugendalter und beleuchtet die Auswirkungen von frühkindlicher Sozialisation auf die Geschlechtsrollenentwicklung. Kapitel 4 untersucht den Auftrag der Sozialen Arbeit im Kontext von Trans*-Kindern und -Jugendlichen und thematisiert das Tripelmandat sowie die Bedeutung der Arbeit gegen Stigmata und Stereotypen.
Schlüsselwörter
Trans*, Transidentität, Geschlechtsidentität, Heteronormativität, Soziale Arbeit, Stigmatisierung, Diskriminierung, Inklusion, Akzeptanz, Aufklärung, Sensibilisierung, LGBTQI*.
- Arbeit zitieren
- Laura Linn (Autor:in), 2019, Trans*-Kinder und -Jugendliche in der Gesellschaft. Aufgaben für die Soziale Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1064806