Stellen Sie sich vor, Sie stehen am Scheideweg der modernen Medizin, konfrontiert mit einer Entscheidung, die das Potenzial hat, das Wesen des Lebens selbst zu verändern. Die Präimplantationsdiagnostik (PID), ein Begriff, der so viel Hoffnung wie Kontroverse birgt, steht im Zentrum dieser ethischen Debatte. Diese tiefgründige Analyse wagt sich in das Minenfeld der PID vor, entwirrt die komplexen Argumente und präsentiert einen umfassenden Überblick über die vielschichtigen Perspektiven, die diese Technologie umgeben. Von der Definition und den Methoden der PID über eine kritische Auseinandersetzung mit den Meinungen von Schlüsselfiguren wie Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Rau bis hin zu einer persönlichen Reflexion bietet dieses Buch eine unvoreingenommene Untersuchung der ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Implikationen. Tauchen Sie ein in die hitzigen Diskussionen um den Schutz des Embryos, die Würde des menschlichen Lebens und das Recht auf ein gesundes Kind. Entdecken Sie die Argumente der Befürworter, die das Potenzial der PID zur Verhinderung schwerer Erbkrankheiten hervorheben, und die Bedenken der Gegner, die vor einer möglichen Dammbruch-Situation und der Selektion von Leben warnen. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch die komplexen moralischen Dilemmata, die diese Technologie aufwirft, und bilden Sie sich Ihre eigene, fundierte Meinung zu einer der brisantesten Fragen unserer Zeit. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für Bioethik, Gentechnik, Familienplanung und die Zukunft der Medizin interessieren, und bietet wertvolle Einblicke für Wissenschaftler, Studierende, Politiker und alle, die sich mit den ethischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen wollen. Erforschen Sie die ethischen Grenzen der Wissenschaft, die Rolle der Religion in der öffentlichen Debatte und die Frage, wann Leben beginnt. Lassen Sie sich von den konträren Positionen herausfordern und entwickeln Sie ein tieferes Verständnis für die Tragweite der PID für unsere Gesellschaft. Eine unverzichtbare Lektüre für jeden, der sich mit den ethischen Implikationen der modernen Fortpflanzungsmedizin auseinandersetzen möchte.
Inhalt
Einleitung
1. Was ist PID?
1.1 Definition
1.2 Methode
1.3 Gesetze
1.4 Diskussionen
2. Meinungsvergleich
2.1 Meinung Rau
2.2 Meinung Schröder
2.3 Kritische Auseinandersetzung
3. Eigene Meinung
- Quellenverzeichnis
- Arbeitsprozessbericht
- Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Facharbeit
Einleitung
Ich habe mich für das Thema Präimplantationsdiagnostik entschieden, weil es sehr umstritten ist, und auch in der Politik und an Kirchentagen oder Landessynoden akut besprochen wird, Besonders beeindruckt hat mich die Tatsache, dass unsere Politiker parteiunabhängig ihre Meinung gesagt haben und es schien so, als hinterfragten sie auch ihre eigene Meinung immer wieder. Im Folgenden werde ich zuerst erklären was PID überhaupt ist, und ihre beiden möglichen Methoden kurz beschreiben. Um eine kritische Auseinandersetzung durchführen zu können werde ich eine Rede von Bundeskanzler Schröder und eine Rede vom Bundespräsidenten Rau analysieren und ihre Meinungen mit anderen unterstützen. Anschließend werde ich ihre Meinungen gegenüberstellen und kritisch reflektieren. Den Abschluss meiner Arbeit wird meine eigene Meinung darstellen.
Als Quelle dienten mir hauptsächlich Seiten aus dem Internet, wobei ich private Homepages und Meinungen versucht habe außen vor zu lassen.
1. Was ist PID?
1.1 Definition und Methode
Präimplantationsdiagnostik ist eine genetische Untersuchung an der befruchteten oder unbefruchteten Eizelle oder auch am frühen Embryo vor der Einnistung in die Gebärmutter, im so genannten Präimplantationsstadium. Ein "in vitro" (lateinisch: im Glas), also außerhalb des Körpers erzeugter Embryo wird vor der Einsetzung in den Mutterleib auf genetische Defekte untersucht(1). Diese Diagnose findet im sechsten bis zehnten Zellstadium statt(1). Direkt im Anschluss an die Untersuchung wird ein für gesund diagnostizierter Embryo in die Gebärmutter eingesetzt. Wird der untersuchte Embryo nicht für gesund befunden, wird er "entsorgt", also Definitionsabhängig getötet. Die Anwendung dieser Methode wird vor allem Paaren empfohlen die ein erhöhtes Risiko tragen, zum Beispiel durch eine Chromosomenstörung, ein Kind mit schweren erblichen Erkrankungen zu bekommen.
"PID ist daher eine Maßnahme, die in der Selektion von Menschen im Embryonalstadium besteht"(1).
Eine zweite Methode der PID stellt die Diagnostizierung des Embryos in vivo (lateinisch: im Leben), also im Mutterleib dar. Sie ist allerdings erlaubt und steht daher in der derzeitigen Diskussion nicht zur Frage.
1.2 Gesetze
1975- Festlegung der Grundprinzipien für Gentechnik, die auch heute noch Gültigkeit haben, Einstufung der gentechnischen Forschung und Anwendung entsprechend dem Gefährdungspotenzial.
1978- Einführung der "Genrichtlinien" in Deutschland, an die sich alle Forschungseinrichtungen zu halten hatten die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. Auch die pharmazeutische Industrie hat sich diesen Richtlinien freiwillig unterworfen.
1990- Ablösung des Vorherigen durch das deutsche Gentechnikgesetz, Erneuerung und Ergänzung derselben 1993.
Sommer 2000: Entwurf einer Biotechnologierichtlinie der den Richtlinien des Europäischen Parlaments über den Schutz biologischer Erfindungen dient. Aktuell:
„Der Deutsche Bundestag hat am Abend des 30. Januars 2002 beschlossen, zu Forschungszwecken unter strengen Voraussetzungen und Beschränkungen die Einfuhr embryonaler Stammzellen nach Deutschland zuzulassen. Der Entscheidung war eine viereinhalbstündige Debatte vorangegangen.“ (2).
1.3 Diskussionen
Das Thema PID wird zurzeit von allen Teilen der Gesellschaft diskutiert. Beim Kirchentag, in der Politik, in Schulen, und das nicht nur in Deutschland, sondern Weltweit. Diskussionsthemen haben medizinischen, aber vor allem ethischen Hintergrund. Ist das Untersuchen eines Embryos vor der Einpflanzung in den Mutterleib legitim? Und vor allem: Was wird mit dem Embryo gemacht wenn seine Gene nicht in Ordnung sind? Darf er „entsorgt“ werden, oder für medizinische Untersuchungen weiterverwendet werden?
Die Kirche spricht sich allgemein dagegen aus, sowohl der Papst, als auch die evangelischen Kirche. Aber auch, und gerade, in der Politik gibt es Meinungsunterschiede die nicht auf Parteizugehörigkeit, sondern schlicht eigener persönlicher Einstellung zum Leben, und wohl auch auf dem eigenen Glauben und Einstellungen zu Ethischen Grundsätzen basieren.
2. Meinungsvergleich
Um eine kritische Auseinandersetzung durchführen zu können, habe ich mich für die Meinungen von Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Rau entschieden. Gerhard Schröder stimmt der Präimplantationsdiagnostik unter bestimmten Vorraussetzungen zu, Johannes Rau ist dagegen, was er vor allem durch seine Religion begründet. Die Meinungen dieser Politiker werde ich mit Hilfe anderer offizieller Meinungen und Aussagen unterstützen.
2.1 Darstellung der Meinung des Bundeskanzlers Gerhard Schröder
Gerhard Schröder befürwortet die Forschung an menschlichen Genen grundsätzlich, wobei er dabei auf bestimmte Richtlinien wert legt die einzuhalten sind, und den Forschern und Ärzten eindeutige Grenzen setzten will. Er betont in seiner Rede vom 31.05.2001 die Wichtigkeit von Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“(3), weist jedoch darauf hin, dass das keine Antwort auf die Frage der ethischen Vertretbarkeit von der Forschung an Embryonen und somit auch PID ist, wobei an dieser Stelle die oft gefragte Frage auftritt: Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Diese Frage trat schön bei Diskussionen über Abtreibung auf, und ist beim Thema PID aktueller denn je.
Schröder stellt klar, dass er zwar religiös motivierte Meinungen gegen solche Eingriffe respektiert, aber er stellt dabei die ärztliche Pflicht in den Vordergrund etwas für schwerstkranke Menschen tun zu können, fragt sich, ob nicht auch und gerade dieser Wunsch zu respektieren ist. Er stellt „die Ethik des Heilens und Helfens“ der „Achtung der Schöpfung“ direkt gegenüber(4), und betont, dass beide den gleichen Respekt verdient haben.
Gerhard Schröder warnt in seiner Rede auch davor, „den Streit um die PID überzubewerten“(4), da kein Eingriff in die Erbsubstanz stattfindet.
Der Bundeskanzler fragt sich und seine Zuhörer, ob ein Verfahren dass im Mutterleib erlaubt ist, außerhalb des Mutterleibs verboten sein sollte. Seine Antwort: nein. Er befürchtet auch, dass Grenzen trotz Verbot überschritten würden, wenn sie nicht unter bestimmten Bedingungen geöffnet werden. Dabei möchte er vor allem verhindern, dass den Forschern pauschal „dunkle, unethische Motive“ unterstellt werden, schließlich retten sie Menschenleben, und ihr Ziel ist es nicht die gesetzten Grenzen zu überschreiten, sondern Forschung zu betreiben, wobei die Grenzen realistisch zu setzen sind (4).
2.2 Darstellung der Meinung des Bundespräsidenten Johannes Rau
Bundespräsident Rau vertritt die Gegenteilige Meinung. Er möchte die Gesetze so bestehen lassen, wie sie derzeit sind, möchte sich nicht den bereits vorangegangen Ländern anschließen, was er hauptsächlich mit seinem Glauben und natürlich seiner eigenen ethischen Überzeugung begründet. In seiner Rede vom 18.05.2001 (5) macht er seine Angst deutlich, Entwicklungen in Gang zu setzen, „deren Folgen wir weder überblicken noch beherrschen können. Er setzt das „menschliche Maß“ an erste Stelle, betont, dass es ohne Grenzen kein Maßgibt. Diese Grenzen gilt es zu setzen. Antworten will er in „den ethischen Grundsätzen für unser persönliches Leben und für das Zusammenleben von Menschen“ (5) finden. Die PID und das Forschen an Genen zählt er zu den Dingen, die „wir um keines […] willen tun dürfen“ (5). Er scheint den Befürwortern der PID vorzuwerfen, etwas ethisch nicht vertretbares dadurch zulässig werden zu lassen, dass es wirtschaftlichen Nutzen verspricht (Rede, Punkt VI), wobei er wohl auf Argumente anspielt, die die Erlaubnis der PID dadurch begründen, dass sie in anderen Ländern erlaubt ist. Rau befürchtet, dass wir durch das schnelle Voranschreiten der Forschung nicht mehr dazu kommen die Chancen und Risiken der Entwicklungen kritisch zu reflektieren. Den Beginn des menschlichen Lebens sieht er, so wie die Abgeordneten des Bundestags 1990 in der befruchteten Eizelle, einen anderen Zeitpunkt kann er sich nicht begründet denken. „Ab welchem anderen Zeitpunkt…“ und „warum genau ab diesem…“ (5). Die Gefahren bei der PID schätzt er zu hoch ein um riskiert zu werden, einen Vergleich mit Abtreibung lehnt er ab. Abtreibung rechtfertige kein geöffnetes Tor für „biologische Selektion“ (5). Er hebt hervor, dass es kein Recht auf ein eigenes Kind gibt, da Kinder ein Geschenk sind, und das auch bleiben sollten. Rau befürchtet auch, dass Eltern die ein behindertes Kind zur Welt bringen ihre Entscheidung vorgeworfen wird. Diese Selektion verurteilt er.
2.3 Kritische Auseinandersetzung
Bundeskanzler Schröder und Bundespräsident Rau vertreten in ihren Reden gegensätzliche, aber auch ähnliche Ansichten. Beide möchten Grenzen setzen, und beide befürchten mehr oder weniger, dass diese Grenzen überschritten werden.
Johannes Rau verlangt diese Grenzen allerdings strenger zu setzen als Schröder, Raus Ansichten vertreten die der Kirche, sowohl die der evangelischen, als auch der katholischen. Genau wie Rau warnt auch Bischof Wolfgang Huber „Heilungshoffnungen und Menschenwürde gegeneinander auszuspielen“ (6), auch er sieht eine Gefahr in der schnellen Voranschreitung der Forschung. Rau weist in seiner Rede darauf hin, dass die Menschenwürde schon ab der Verschmelzung von Ei und Samen gilt und zu vertreten ist, womit also auch ein Embryo unter Artikel I des Grundgesetzes fällt. Professor Dr. Ulrich Eibach unterstützt seine Meinung. Er wirft der Gesellschaft vor, dass dem Menschenleben „am Anfang des Lebens- noch nicht oder- am Ende des Lebens- nicht mehr der moralische Status zukommt“(7). Seine Anspielung betrifft also zum Beispiel die Sterbehilfe, aber vor allem die PID. Er bezeichnet das Leben als „von Gott zugesprochen“(7) und ist der Meinung, dass es nicht durch Menschen genommen werden sollte. Dem ist insofern nichts entgegenzusetzen, da ein Embryo, bei dem ein Gendefekt vorliegt, nicht in den Mutterleib eingesetzt wird, sondern entweder „entsorgt“ also getötet wird, oder zu weiteren Forschungszwecken genutzt wird, was aufs gleiche hinausläuft.
Rau gibt an der Beginn des menschlichen Lebens sei die Verschmelzung der Eizelle, der Mainzer Rechtsphilosoph Norbert Hoerster jedoch gibt „dem menschlichen Individuum erst mit der Geburt ein eigenes Recht auf Leben als Mensch im Sinne der Verfassung“(8), da er auch erst dann vom Mutterleib unabhängig ist, und vorher ein Teil der Mutter ist, über den sie Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen muss. Hat ein Paar also ein erhöhtes Risiko ein Kind mit einem Gendefekt zu zeugen, und möchten sie dieses Risiko nicht ohne eine gewisse Sicherheit eingehen, befürworten Hoerster, sowohl als auch Schröder, eine pränatale Untersuchung durchführen zu lassen. Schröder weist die Vorwürfe der Tötung eines nicht gesunden Embryos damit zurück, dass in Deutschland die künstliche Befruchtung erlaubt ist, bei der überzählige befruchtete Eizellen anfallen, mit denen auch etwas gemacht werden muss. Sie werden nicht mehr gebraucht, sie dürfen nicht weggeschmissen werden, aber ist ewige Konservierung nicht das gleiche wie Töten? Also hält Schröder es für vertretbar an ihnen begrenzt Forschung zu betreiben, was auch bei Embryos mit Gendefekt der Präimplantationsdiagnostik der Fall sein könnte.
Schröder möchte auch kranken Menschen und Eltern die Hoffnung geben, gesund zu werden, oder ein gesundes, genetisch nicht vorbelastetes Kind zur Welt zu bringen zu können. Folgen eines Verbots würden unter Umständen zu einem Tourismus in die Länder führen, in denen die PID erlaubt ist, wie es ihn auch schon wegen Abtreibungen, zum Beispiel in die Niederlande, gab. Das jedoch scheint mir kein gültiges Argument. Zu diesem Ergebnis kam auch Johannes Reiter bei der Sitzung der CDU/CSU Fraktion am 28. Mai 2001 in Berlin: „Dass im Ausland Die Gesetzgebung im Hinblick auf die PID und den Embryonenschutz insgesamt liberaler ist, darf den deutschen Gesetzgeber nicht davon abhalten, die von ihm als richtig erkannten Positionen weiterhin aufrecht zu erhalten.“(9)
3. Eigene Meinung
Die Debatten der Politiker haben mich beeindruckt, das ist mitunter der Grund aus dem ich dieses Thema für meine Facharbeit ausgewählt habe. Die Meinungen waren nicht mehr so Parteibeschränkt wie wir es vom deutschen Bundestag oft kennen. Jeder hat seine eigene Meinung vertreten, wobei jeder dem anderen zuzuhören schien, und sich auch nicht auf seiner Meinung versteifte. Eine Tatsache wundert mich jedoch ungemein: Warum ist die vorgeburtliche Untersuchung auf Gendefekte innerhalb des Mutterleibs nach der Verschmelzung der Eizelle erlaubt, nicht aber außerhalb? Wird bei der so genannten „in vivo“ Methode, also innerhalb des Körpers, ein Gendefekt des Embryos erkannt, können sich die Eltern schließlich auch zu einer Abtreibung entschließen, die dann ebenso Tötung wäre, wie die Entsorgung eines „ex vivo“ (lateinisch: außerhalb des Lebens), also außerhalb des Körpers untersuchten Embryos. Der Unterschied besteht darin, dass die Entscheidung dann für die Eltern schwieriger zu treffen ist, wobei das nicht heißt dass sie besser ist. Eine Abtreibung könnte schwere psychische Schäden hervorrufen, aber auch ein Leben mit einem behinderten Kind ist für Eltern eine Belastung. Aber kann man zwei Menschen den Wunsch nach einem „normalen“ Leben zum Vorwurf machen?
Wolfgang Löhr wirft den Befürwortern der PID vor, es ginge bei der PID darum „Behinderte zu verhindern“(11), aber auch wenn Behindertenverbände gegen die PID protestieren(10), frage ich mich was Menschen die jetzt ein behindertes Kind haben getan hätten, wenn sie noch einmal die Entscheidung hätten, ihr Kind zu bekommen, oder bei einer pränatalen Diagnose den Gendefekt zu erfahren und es gar nicht erst in den Körper einsetzen zu lassen, zu einem Zeitpunkt, an dem man noch keine Bindung zu dem Embryo empfindet, höchstens eine Hoffnung auf ein gesundes Kind. Oft fragen diese Verbände wie man die schwere des Lebens eines solchen Kindes einschätzen will, ob man den Tod, oder eben das gar nicht erst geboren werden, für den Embryo entscheiden darf. Dabei wird oft vergessen, dass es in dieser Sache nicht nur um das Kind geht, sondern auch um die Eltern, schließlich bleiben die Kinder nicht so klein wie sie am Anfang sind, sie werden Erwachsen, und bleiben oft doch wie Kinder, sind oft ihr Leben lang von den Eltern abhängig. Muss man eine so große und anhaltende Belastung aushalten? Ich denke nicht, dass die PID eine Lösung aller Probleme darstellen wird, und sie wird uns auch nicht von Krankheiten befreien, aber sie ist ein wichtiger wissenschaftlicher Schritt, dessen Art von Selektion nichts mit der des im zweiten Weltkrieg stattgefundenen zu tun hat, da sie keine Bevölkerungsgruppe selektiert, und schon gar nicht grundlos, und eben auch keinen fertigen Menschen aus dem Leben reißt und tötet.
Der Anfang des menschlichen Lebens ist schwer zu definieren. Rau sieht ihn in der Verschmelzung der Eizellen(5), Schröder definiert ihn eher mit der Einnistung in die Gebärmutter, da er vorher nicht lebensfähig ist. Auch in der Bibel findet man dazu keine passenden Antworten. Lediglich Aussagen die im Bezug zur PID äußerst schwammig sind. „Und se begab sich, als Elisabeth den GrußMarias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe […].“(Lukas 1, 41)(12). Anhand dieser Bibelstelle argumentieren manche Christen sei festzustellen, dass Gott dass ungeborene als Menschen ansieht, aber diese Aussage hinkt: Zum einen kommt diese Aussage noch nicht einmal von Gott, sondern von Lukas. Zum anderen muss das Kind schon einige Monate alt sein, da es „hüpft“, also zu fühlen sein muss. Es ist also kein Embryo mehr, sonder ein Fötus. Außerdem wäre ein Embryo zur damaligen Zeit überhaupt nicht festzustellen gewesen, also wohl auch nicht als menschliches Leben bezeichnet worden. Zumindest nicht in der Bibel erwähnt, da die Autoren der Bibel da wohl nicht an der Quelle waren.
„Seid fruchtbar und mehret euch“ (1. Mose 1,28) (12) soll zwar die Fortpflanzung in den Vordergrund stellen, aber das versucht ja auch niemand zu verhindern. Die PID widerspricht dieser Aufforderung Gottes nicht, sie versucht lediglich Menschen zu helfen die genau das eben nicht risikofrei können.
Für abwegig halte ich es auch, dem Menschen zu unterstellen Gott spielen zu wollen. Sollte es Gott sein, der dem Menschen und allem anderen das Leben gibt, so ist er es auch der das Leben gibt wenn Ärzte einen Embryo „ins Leben führen“, also in den Mutterleib einsetzen. Die PID ist keinesfalls eine Garantie für ein perfektes und gesundes Kind.
Sind diese Methoden nun also ethisch vertretbar? Können wir sie mit unserem Gewissen vereinbaren? Oder können wir es mit unserem Gewissen vereinbaren, die Forschung und die PID zu verbieten?
Die Antwort auf diese Probleme muss wohl jeder für sich selber finden, denn sie ist sehr stark glaubensabhängig. Fundamentalisten werden wohl gegen diese Methode sein, auch viele Christen, da das Leben als von Gott geschenkt angesehen wird, und nicht vom Menschen beeinflusst werden sollte.
Was die Politiker in dieser Debatte letztendlich entscheiden werden (der Import von Stammzellen ist ja nun von der Regierung erlaubt worden) müssen wir in einem demokratischen Land wie Deutschland akzeptieren, denn wir haben sie mit einer Mehrheit gewählt, und haben ihnen damit unser Vertrauen ausgesprochen, dass sie alle Entscheidungen im Sinne des deutschen Volkes fällen.
Quellenverzeichnis
Die Zitate sind in Klammern in der Arbeit angeführt und dem Internet entnommene Quellen sind als Anhang in der verwendeten Reihenfolge beigelegt.
(1) www.imabe.org, Stellungnahme der Ethikkommission zur Präimplantationsdiagnostik, Wien, am 10.04.2001
(2) www.bundesregierung.de, Rechtliche Rahmenbedingungen der Gentechnik, 07.07.2000
(3) www.rewi.hu-berlin.de/Datenschutz/Gesetze/gg.html, Auszug aus dem Grundgesetzbuch
(4) www.bundesregierung.de, Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder vor dem Bundestag zur Gentechnik, 31.05.2001
(5) www.bundesregierung.de, Rede von Bundespräsident Johannes Rau „Wird alles gut? Für einen Fortschritt nach menschlichem Maß“, 18.05.2001
(6) www.rp-online.de, „Evangelische Kirche bekräftigt Nein zu PID, 31.05.2001
(7) www.e-k-i-r.de, „Die Menschenwürde gilt absolut“ von Prof. Dr. Ulrich Eibach
(8) www.spiegel.de, „Wir sind besser als Gott“, 14.05.2001
(9) „Ethische Überlegung zum Status der Embryos, zur Präimplantationsdiagnostik und zur Forschung mit embryonalen Stammzellen (Prof. Dr. Johannes Reiter, Sitzung der CDU/CSU-Fraktion am 28. Mai 2001 in Berlin)
(10) www.aerztezeitung.de, Absage an Gentests, PID und Pränataldiagnostik, 22.03.2001
(11) taz Magazin Nr. 6438 vom 05.05.2001, Autor: Wolfgang Löhr
(12) Lutherbibel, Standardausgabe 1985
Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Facharbeit
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende schriftliche Arbeit selbständig verfasst, keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die Angegebenen benutzt und die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, in jedem Fall unter der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht habe. Das gleiche gilt auch für beiliegende Zeichnungen, Kartenskizzen und sonstige Darstellungen und Datenträger.
Mettmann, den 08. 04. 2002
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieser Facharbeit?
Die Facharbeit behandelt das Thema Präimplantationsdiagnostik (PID) und setzt sich kritisch mit verschiedenen Meinungen dazu auseinander, insbesondere in Bezug auf ethische und moralische Aspekte.
Was ist Präimplantationsdiagnostik (PID)?
PID ist eine genetische Untersuchung an der befruchteten oder unbefruchteten Eizelle oder am frühen Embryo vor der Einnistung in die Gebärmutter. Dabei wird der Embryo außerhalb des Körpers erzeugt und auf genetische Defekte untersucht.
Welche Gesetze werden im Zusammenhang mit PID erwähnt?
Die Facharbeit erwähnt Gesetze wie die Festlegung der Grundprinzipien für Gentechnik (1975), die Einführung der "Genrichtlinien" (1978), das deutsche Gentechnikgesetz (1990, Erneuerung 1993) und den Beschluss des Deutschen Bundestages zur Zulassung der Einfuhr embryonaler Stammzellen unter strengen Voraussetzungen (2002).
Welche Meinungen werden im Vergleich dargestellt?
Die Facharbeit stellt die Meinungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Johannes Rau gegenüber. Schröder befürwortet PID unter bestimmten Voraussetzungen, während Rau dagegen ist, hauptsächlich aus religiösen und ethischen Gründen.
Welche Argumente führt Gerhard Schröder für PID an?
Schröder betont die Wichtigkeit von Artikel 1 des Grundgesetzes ("Die Würde des Menschen ist unantastbar"), sieht aber auch die ärztliche Pflicht, etwas für schwerstkranke Menschen tun zu können. Er stellt die "Ethik des Heilens und Helfens" der "Achtung der Schöpfung" gegenüber und warnt davor, den Streit um PID zu überbewerten.
Welche Argumente führt Johannes Rau gegen PID an?
Rau äußert seine Angst vor Entwicklungen, "deren Folgen wir weder überblicken noch beherrschen können" und setzt das "menschliche Maß" an erste Stelle. Er betont, dass es ohne Grenzen kein Maß gibt und zählt PID zu den Dingen, die "wir um keines [...] willen tun dürfen." Er sieht den Beginn des menschlichen Lebens in der befruchteten Eizelle.
Welche Quellen werden in der Facharbeit verwendet?
Die Facharbeit stützt sich hauptsächlich auf Internetquellen, wobei private Homepages und Meinungen vermieden wurden. Zitate sind in Klammern angegeben, und die Internetquellen sind im Quellenverzeichnis aufgeführt.
Was ist die persönliche Meinung der Verfasserin zur PID?
Die Verfasserin zeigt sich beeindruckt von den Debatten der Politiker und stellt die Frage, warum die vorgeburtliche Untersuchung auf Gendefekte innerhalb des Mutterleibs erlaubt ist, nicht aber außerhalb. Sie hinterfragt, ob es ethisch vertretbar ist, die Forschung und PID zu verbieten und betont, dass die Antwort auf diese Fragen stark glaubensabhängig ist.
Welche ethischen Fragen werden im Zusammenhang mit PID aufgeworfen?
Die Facharbeit behandelt Fragen wie: Ist das Untersuchen eines Embryos vor der Einpflanzung in den Mutterleib legitim? Was wird mit dem Embryo gemacht, wenn seine Gene nicht in Ordnung sind? Darf er „entsorgt“ werden, oder für medizinische Untersuchungen weiterverwendet werden? Ab wann ist ein Mensch ein Mensch?
Welche Positionen vertreten die Kirchen zur PID?
Die Facharbeit erwähnt, dass die Kirchen sich allgemein gegen PID aussprechen, sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche.
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- Kathrin Haas (Author), 2002, Präimplataionsdiagnostik - Dürfen wir alles was wir können?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106593