Das Zusammentreffen der Michaeliten und Ludwig des Bayern in Pisa 1328. Politisches Asyl oder Mittel zum Zweck?


Hausarbeit, 2001

24 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


Das Zusammentreffen der Michaeliten und Ludwig des Bayern in Pisa 1328. Politisches Asyl oder Mittel zum Zweck?

Einleitung:

Anhand der folgenden Arbeit soll die Frage erörtert werden, ob es sich bei dem Treffen der Michaeliten und Ludwig dem Bayern um eine Zweckgemeinschaft oder um politisches Asyl des Kaisers handelte. Hierbei ist zunächst einmal wichtig auf die Entwicklung des Franziskanerordens seit seiner Gründung durch den Heiligen Franziskus einzugehen, um somit die verschiedenen Strömungen innerhalb des Ordens und deren Beziehung zu Ludwig aufzuzeigen. Dabei soll die Verbindung Ludwigs zu dem Orden der Minderbrüder in seinen verschiedenen Phasen veranschaulicht werden.

Es muss bereits hier, aus Verständnisgründen, deutlich auf den Unterschied zwischen den Michaeliten und den Spiritualen eingegangen werden. Diese beiden Gruppierungen ein und desselben christlichen Ordens sind in ihren Anschauungen so verschieden, dass einer möglichen Verwechslung von vornherein aus dem Wege gegangen werden soll, denn die Tatsache dass sie beide im späteren Verlauf nur als Fraticelli bezeichnet werden bedeutet nicht, dass man sie unter einen Hut stecken darf. Spricht der Text von Michaeliten, so sind stets Michael von Cesena und seine engsten Gefolgsleute, wie z.B. Wilhelm von Ockham, Bonagratia von Bergamo oder Franz von Ascoli gemeint. Was die Entwicklung des Franziskanerordens betrifft, erweist sich Duncan Nimmos Werk R eform and Division in the Medieval Franciscan Order als unverzichtbar aufgrund seiner Ausführlichkeit und Quellennähe. Als wichtigste Quellen gelten, vor allem zur Person des Franziskus von Assisi, die Analekten zur Geschichte des Franziskus von Assisi, herausgegeben von Heinrich Boehmer, welche einen anschaulichen Überblick über die wichtigsten Schriften vermitteln sowie die zahlreichen päpstl. Bullen, die den Verlauf der Auseinandersetzungen im Orden selbst und auch mit dem Papst umfangreich widerspiegeln. Die Bullen des Johannes XXII. sind von Jacqueline Tarrant im Rahmen der Monumenta Iuris Canonici herausgegeben worden. Ebenso notwendig wie Duncan Nimmos Werk für die Entwicklung des Franziskanerordens ist, behauptet sich die Chronik des zeitgenössischen Chronisten Villani, der ausführlich die Ereignisse in Italien während des Römerzugs von Ludwig dem Bayern schildert. Möchte man sich näher mit der Beziehung der Minoriten, und vor allem der der Michaeliten zu Ludwig vertraut machen, so kommt man nicht an den Dissertationen Marcours und Hofmanns vorbei. In erster Linie bei Letzterem wird in ausreichendem Umfang nicht nur auf Ludwig und die Michaeliten eingegangen, sondern auch auf Ludwigs Verbindungen zu den Spiritualen und dem deutschen Franzikanertum.

1. Die Situation des Franziskanerordens vor dem Jahre 1328

1.1 Entwicklung des Franziskanerordens im späten 13. Jhdt. und frühen 14. Jhdt. .

„ De divino officio et ieiunio, et quomodo fratres debeant ire per mundum “ 1.

Maßgebend für die Entwicklung des Franziskanerorden während der Jahr- hundertwende war der Konflikt zwischen den Spiritualen und der Ordens- gemeinschaft der Franziskaner2. Nach dem Tode des Franz von Assisi hat sich aus einer Gemeinschaft von Wanderpredigern ein mächtiger christlicher Orden entwickelt, der sich im Sinne eines Bettlerordens scharf von den anderen Orden der Kirche abhob. Als wesentlicher Unterschied muß hier heraus- gehoben werden, dass die Franziskaner dem Eigentum nicht nur „in speciali“, sondern auch „in communi“ entsagten3. Dies führte in den folgenden Jahren immer wieder zu Konflikten und kirchenrechtlichen Diskussionen mit der Kurie und innerhalb des Ordens und nahm Gestalt in Form des theoretischen Armutsstreit an, der über die Jahrhunderte hinaus stets Brennpunkt der Diskussionen war4. Die Streitigkeiten innerhalb des Ordens bezogen sich im Wesentlichen auf die Einhaltung der Bräuche, so wie sie von dem Ordensstifter hinterlassen wurden und in seinem Testament als unabdingbar erklärt wurden5.

Die Gemeinschaft der Franziskaner war der Anteil des Ordens der sich für eine Entwicklung mit deutlichen Abweichungen von den Prinzipien und Lehren des Franziskus aussprach. Sie gründeten Kirchen, ließen sich geographisch nieder und predigten das Seelenheil den ihnen zugänglichen Menschen innerhalb der Städte. Dies wurde ihnen nur durch päpstliche Privilegien ermöglicht und bedeutete, dass ihre vormalige Unabhängigkeit durch episkopale Visitation und päpstliche Kontrolle beeinträchtigt wurde. Weiterhin wurden Franziskaner- mönche zu Bischöfen ernannt, als Garanten und Erhalter für die vom Papst gegebenen Privilegien. Ein entscheidender Gegensatz zu den Lehren des Franziscus, der jegliche Autorität und Superiorität in Form von weltlichem Klerus zwischen seinen Brüdern ablehnte und in seinem Orden eine Glaubensgemeinschaft von besitzlosen und klassenlosen Wanderpredigern, die sich weder geographisch noch geistig niederlassen sollten, sah6.

Gegen Ende des 13. Jhdt. begann also ein großer Teil des Ordens Wurzeln zu schlagen und sich dem weltlichen Klerus zuzuwenden. Man kann behaupten der Orden wurde klerikal, gebildet, städtisch und konventionell7.

Entscheidend für die Manifestierung und Privilegierung des Ordens war die dritte Version der Regula Bullata8 , nach mehrfacher Überarbeitung schließlich 1223 von Franziskus erlassen, und deren Interpretationen durch die Päpste.

Als Ordensregel wurde sie im 13. Jhdt. mehrmals diskutiert und gab Anlaß zu einer Reihe päpstlicher Erklärungen. Die Möglichkeit die Gesetze dieser Regel oft zweideutig auszulegen und die Tatsache, dass sie nicht selten voneinander variierten führte zu Streitigkeiten und zum Einschreiten der Päpste. Zuerst war es Gregor IX., der zur Regula Bullata in seiner Bulle Quo elongati9 Stellung nahm. Papst Gregor legte der Gemeinschaft den Standpunkt zur Befolgung der Regel auf und erklärte das Testament des Franziskus als ungültig10. Papst Nikolaus III. bestätigte dies im Jahre 1279 in seiner Bulle Exiit qui seminat11 . So wurde der Orden im Verlauf des 13. Jhdt. immer enger an die weltliche Kirche gebunden, seine Anhänger nahmen bedeutende Stellungen an der Kurie ein und wurden im geistigen Sinne zu einer treibenden Kraft innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Allerdings entfernten sie sich durch diese Verweltlichung auch immer mehr von den Idealen ihres Ordensstifters.

Diese Ideale und das Leben nach dem Vorbild des Franziskus waren auf der anderen Seite der Spiritualen höchste Maxime. Frei von jeglicher Abhängigkeit und Verpflichtung gegenüber der Kirche ihr Leben in Anlehnung an Franziskus und somit an Christus und dessen Jünger in materieller Armut zu führen war ihre Forderung.

Im Verlauf des Konflikts der Spiritualen mit der Ordensgemeinschaft entstanden nun immer stärker abweichende Vorstellungen von der Lehre des Franziskus, so dass eine Annäherung nicht mehr zu erkennen war und der Weg zur Teilung des Ordens in ein gemäßigtes und ein radikales Lager geebnet war12. Von diesem Zeitpunkt an war der Streit der Spiritualen mit der Ordensgemeinschaft und dem heiligen Stuhl maßgebend für die abendländische Kirchengeschichte der folgenden Jahrzehnte und setzte sich von Pontifikat zu Pontifikat fort, um einen seiner Höhepunkte in der Zeit Johannes´ XXII. zu finden.

1.2 Der Konflikt mit Johannes XXII.

Bereits in den ersten Jahren nachdem der Franzose Jacques Duèse als Johannes XXII. 1316 den Stuhl Petri bestieg zeichnete sich sein drastisches Vorgehen gegen die Spiritualen des Franziskanerordens ab, welche durch dessen Vorgänger Colestin V. weitgehend in ihrer Autonomie unterstützt wurden. Diese päpstliche Unterstützung stellte die endgültige Teilung des Ordens in zwei separate Parteien dar. Johannes, als Siebzigjähriger sein Pontifikat beginnend und keineswegs durch sein Alter in seinem Arbeitseifer und seiner Tatkraft gehemmt, sah nun als einzige Möglichkeit den Orden wieder zu einigen die völlige Vernichtung einer der beiden Parteien13. Fast gleichzeitig mit dem Beginn seiner Amtszeit ließ er die Prozesse gegen die Spiritualen wieder aufnehmen. Als erste vertrieb er die Vertreter der Spiritualen aus Avignon, unter ihnen der damalige Führer der spiritualen Bewegung Umberto von Casale, den er der Obhut des Abtes von Gembloux unterstellte und der fortan in päpstlichen Bullen als „ vagabundus per mundum “ erwähnt wurde14.

Der Papst wurde aber auch durch den Generalminister des Ordens Michael von Cesena in seinem autoritären Vorgehen unterstützt. Bereits kurz nach seiner Wahl rief er die Spiritualen unter Strafandrohung zu Gehorsam gegenüber den Ordensoberen auf. Alle diejenigen, die sich freiwillig unterwarfen, ließ er unbestraft, solche die sich sträubten ließ er inhaftieren. Unter ihnen waren fünfundzwanzig Brüder, die er dem Inquisitor der Provence, Michael Monachus, übergab. Im Verhör beteuerten sie, das die Regel der Franziskus mit dem Evangelium so gleichzusetzen sei, dass nicht einmal der Papst sie ändern könne15. Die Brüder, die trotz der Verhöre durch die Inquisition ihre Auffassung nicht wiederriefen wurden am 7. Mai 1318 in Marseille öffentlich verbrannt. Ging es im Konflikt der Spiritualen im 13. und beginnenden 14. Jhdt. noch um die paupertas evangelica, also um die Gleichsetzung des Heiligen Franziskus mit Christus selbst und die seiner Regel mit dem Evangelium, so entwickelte sich dieser Streit um die evangelische Armut zum sogenannten theoretischen Armutsstreit.

Der Beginn dieses Streits liegt in einer auf den ersten Blick scheinbar bedeutungsarmen Tatsache. Als der Inquisitor der Provence, der Dominikaner Johannes von Belna, 1321 einen Beguinen festnahm, bekannte dieser während des Verhörs, „ quod Christus et apostoli eius, viam perfectionis sequentes, nihil habuerunt jure proprietatis et dominii in specali nec etiam in communi16.

Diesen Satz erklärte der franziskanische Theologe Berengar Talon als durchaus legitim. Dies führte zu Streitigkeiten zwischen dem Franziskaner und dem dominikanischen Inquisitor, wie sie damals öfter zwischen diesen beiden Ordens im Zusammenhang des Armutsstreit geführt wurden. Aber dieser Vorfall blieb nicht wie andere unbeachtet. Ganz im Gegenteil, denn der Papst schaltete sich ein, um den Konflikt nun endgültig zu lösen17. Wurde Anfang 1322 auf dem Kapitel zu Perugia noch durch die Franziskaner auf die Bulle Nikolaus`III. Exiit qui seminat hingewiesen, die jegliche Diskussion der Armutsfrage aufgrund der komplizierten innerlichen Situation des Ordens untersagt hatte, so hob am 26. März 1322 Johannes durch die Bulle Quia nonnumquam18 das Verbot auf und legte den Grundstein für jede weitere Diskussion. Nun, eine öffentlich Diskussion nicht mehr scheuend, rief Michael von Cesena ein Ordenskapitel für den 1. Juni 1322 in Perugia ein, welches sich durch eine öffentliche Erklärung am 4. Juni zu den Aussagen des Beguinen und des Berenger Talon bekannte und die Armut Christi auf Erden verteidigte, so wie sie durch dir Kirche bejaht wurde durch19 die Entkräftung der Bulle Exiit qui seminat. Diese öffentliche Erklärung wurde in einem Schreiben erfasst und an alle Christen adressiert. Der Papst fühlte sich durch dieses Schreiben und dessen Form in seiner Lehrautorität beeinträchtigt da ihm der Anschein erweckt wurde der Minoritenorden stünde in Fragen der evangelischen Armut über ihm20.

Darauf reagierte Johannes am 8. Dezember 1322 mit der Bulle Ad conditorem canonum21 , in der er den Unterschied zwischen dem Recht der Nutzung und dem Eigentumsrecht rein rechtlich gesehen aufgehoben hat und als verbale Auslegungssache bezeichnete. Dieser Unterschied zwischen dem sogenannten Nießbrauch und dem Eigentum war bis dahin Grundlage der Argumentation der Kommunität sofern es einer Distinktion zwischen ihnen und den Spiritualen bedurfte. Während die Spiritualen die völlige Armut nach dem Vorbild des Franziskus von Assisi forderten verwies die Kommunität bei Fragen nach dem Eigentümer ihrer Kirchen und Güter immer stets auf den Papst, der als Verwalter derer auch der Eigentümer war, so dass der Orden nur Nutznießer war. Durch seine Bulle vom 8. Dezember hob der Papst nun die Verwaltung der Ordensgüter durch die Kirche auf und machte die Kommunität formaliter zum Eigentümer. Da nun der Besitz weltlicher Güter gegen jegliche Gesinnung des Ordens war brachte Johannes das Armutsideal wesentlich in Gefahr. Der Konflikt mit dem Papst hat sich jetzt nicht nur, wie zuvor angenommen, gegen einen Flügel des Ordens gerichtet, sondern weitete sich auch immer stärker auf die Kommunität aus, so dass diese sich auf die Seite der Spiritualen gedrängt sah22. Während sich die Spiritualen bereits für die Verteidigung des Armutsideal entschieden hatten und zum Kampf gegen den Papst versuchte die Kommunität dieser Entscheidung auszuweichen.

Die folgenden Jahre waren gezeichnet durch Schlichtungsversuche der Führer des Ordens sowie deren Generalministers Michael von Cesena, und beriefen sich zu einem großen Teil auf die bereits genannten päpstlichen Bullen von 1279 und 132223.

Der Generalminister des Ordens Michael von Cesena hat in den Jahren vor 1328 beständig versucht die Spiritualen zum Gehorsam zu zwingen und schrak wie bekannt wurde auch nicht vor der Inquisition zurück. Er handelte stets nach den päpstlichen Beschlüssen, was sehr deutlich wird im strikten Erfüllen der Forderungen der Bulle quorundam exigit24 aus dem Jahre 1317, die das Spiritualentum ausdrücklich verbot. Diese Bemühungen setzte er bis zum Anfang des Jahres 1328 fort. Es gab also bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei persönlichen Streit zwischen ihm und dem Papst25. Da aber in den Jahren bis 1328 kein wesentlicher Fortschritt im Streit um das Armutsideal für den Papst zu erkennen war ergriff dieser die Initiative, indem er Michael aufforderte mehrere Provinzialminister, die größtenteils zu dem Flügel der Spiritualen gehörten, ihres Amtes zu entheben. Wie auch in den vergangenen Jahren kam in diesem Fall Michael der Forderungen des Papstes nach. Als der Papst ihm weiterhin auferlegte er dürfe sich ohne Erlaubnis des Papstes nicht aus Avignon entfernen, war einem offenen Konflikt nicht mehr aus dem Wege zu gehen.

Der Papst untersagte Michael im Frühling des besagten Jahres am Generalkapitel seines Orden teilzunehmen und beabsichtigte durch das Intervenieren zweier päpstl. Kardinallegaten das Kapitel zur Absetzung Michaels zu zwingen. Dies gelang ihnen allerdings nicht. Noch bevor Michael ein weiteres Kapitel nach Paris berufen konnte kam es zu einem offenen Konflikt an der Kurie, in dem der Papst Michael für seine Haltung im Streit um das Armutsideal verurteilte und ihn als Häretiker beschimpfte unter Berufung auf die Manifeste von Perugia. Dies geschah in einem öffentlichen Konsistorium am 9. April 1328. Michael sah sich durch diesen päpstl. Angriff zu einer Grundsatzentscheidung gezwungen. Sollte er dem Papst nachgeben, so hätte er alle Auseinandersetzungen und Entscheidungen seit dem Kapitel von Perugia für nichtig erklären müssen. Entschieden verteidigte er das Franziskanische Armutsideal als „gesunde katholische Lehre“26. Daraufhin verschärfte der Papst das „Ausgangsverbot“ Michaels unter Androhung der Exkommunikation. Michael erkannte die Gefahr eines offenen Konflikts in Avignion und verfasste, unter den Augen mehrerer Zeugen seines Ordens und Wilhelm von Ockhams, am 13. April eine Appellation gegen alle möglichen Maßnahmen des Papstes, welche er aus Gründen der Sicherheit vorerst nicht veröffentlichen sollte. Sechs Wochen später floh Michael in Anbetracht der angespannten Lage mit seinen führenden Ordensvertretern Bonagatia von Bergamo, Franziskus von Ascoli und Wilhelm von Ockham aus Avignion, wahrscheinlich mit Hilfe genuesischen Ghibellinen27.

2. Ludwigs Verbindungen zum Orden der Minoritenbrüder in den Jahren vor 1328

In der Lebensbeschreibung Ludwigs, als Vita Ludovici von einem bayrischen Minoriten verfasst, wird er als sehr fromm und streng gläubig beschrieben, ständig um sein persönliches Seelenheil besorgt28. Zum einen dieser tiefe Glaube an die Erlösung seiner Seele und zum anderen die Tradition, in der die bayrischen Herzöge standen lässt auf eine starke Verbindung zwischen ihm und den Franziskanern schließen. Den Bestand einer traditionellen Freundschaft zwischen den Minoriten und den bayrischen Herzögen zeigt mehrmals die „Chronik der bayrischen Herzöge“ auf29. Wir können demnach behaupten, dass Ludwig keineswegs Abneigung für den Spiritualismus empfand, sondern eher von dessen Mystik angezogen war30. Weiterhin unterstützten ihn die Minoriten zu Zeiten als das Interdikt über dem Reich lag, da es ihnen selbst in Ländern, die mit jenem belegt waren, erlaubt war den Gottesdienst innerhalb der Kommunität durchzuführen und an ihm sogar Fremde teilnehmen zu lassen31. Ein erster handfester Beweis für Ludwigs Verbindungen zu den Spiritualen besteht seit dem Jahre 1325, denn ab diesem Zeitpunkt befand sich der „ vagabundus per mundum “ am Hofe Ludwigs. Jener Umbertino von Casale floh Anfang 1325, als er zuvor in Avignion inhaftiert wurde, wo er sich wegen seiner Stellung zur Constitution „ Cum inter nonullus “ vor dem Papst rechtfertigen musste32.

Von einer bedingungslosen Freundschaft zwischen dem König und dem Minoritenorden kann allerdings nicht gesprochen werden. Nachdem am 8. November 1323 Papst Johannes XXII. die Anklagen gegen Ludwig veröffentlichen und verbreiten ließ antwortete der König darauf in der Nürnberger Appellation vom 18. Dezember 1323. Der Ton dieser Appellation war scharf gegen den Papst gerichtet und stellte einen vehementen Protest Ludwigs gegen die päpstl. Prozesse dar. Diese Appellation enthielt ebenfalls ein sogenanntes Minoritenkapitel, in welchem Ludwig sich der Meinung des Weltklerus in der Frage der Armut annimmt und sich minoritenfeindlich äußert.

Die Tatsache, dass als Zeugen dieser Nürnberger Appellation hauptsächlich weltlicher Klerus fungieren sollte, lässt Ludwigs plötzliche Feindseligkeit gegen die Minoriten als ein Propagandamittel deuten, denn eine ehrliche Feindseligkeit war aufgrund der vorangegangenen Beziehungen nicht begründet. Ludwig ließ die Nürnberger Appellation allerdings nicht veröffentlichen, sondern schwächte deren Wortlaut gegen den Papst deutlich ab und strich auch das Minoritenkapitel. Diese abgeschwächte Form ließ er nun hauptsächlich von weltlichen Würdenträgern bezeugen und veröffentlichte sie als Frankfurter Appellation33 am 22. Mai 1324.

Bereits zu diesen Zeiten, denen der ersten Prozesse gegen Ludwig, wird immer wieder die Unterstützung der deutschen Franziskaner deutlich, welche sich regelmäßig an der Verfassung von Verteidigungsschriften und Rechtstexten beteiligten. Eine wichtige Rolle in den Jahren vor 1328 spielt hier der Provinzial der deutschen Minoriten Heinrich von Thalheim34, von dem angenommen werden kann, dass er am Hofe Ludwigs verkehrt habe und diesen während den päpstl. Prozessen unterstützt hat. Von nun an ist deutlich zu erkennen, dass die Minoriten aktiv am Kampfe Ludwigs mit dem Papst teilnahmen. Es steht also außer Frage, dass bereits vor dem Treffen Ludwigs mit den Michaeliten35 in Pisa der Minoritenorden eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung zwischen dem rex romanorum und dem Heiligen Stuhl einnahmen. Im Jahre 1327 war es sogar der Ordensgeneral Michael von Cesena persönlich, der das Volk in Italien für die Sache Ludwigs zu gewinnen suchte und somit eine Verbindung zwischen seinem Orden und dem König öffentlich aussprach. Eine Zusammenarbeit der Michaeliten mit Ludwig vor diesem Zeitpunkt scheint eher unwahrscheinlich, da die Michaeliten stets um einen Ausgleich mit dem Papst bemüht waren.

3. Ludwigs Weg nach Pisa und das Treffen mit den Michaeliten

3.1 Ludwigs Weg nach Pisa und die Ereignisse des Römerzugs

Im Jahre 1327, in welchem Ludwig der Bayer bereits exkommuniziert war und die Verhandlungen mit der Kurie vergeblich gewesen waren, betrat er zum ersten Mal italienischen Boden, um in Trient ein Parlament abzuhalten. Trotz des Gedankens danach wieder in das Reich zurückzukehren ließ er sich von den Ghibellinen und deren Geldgebern dazu bereden seiner Italienpolitik Gestalt zu geben, indem er nun aktiv als rex romanorum die politischen Verhältnisse in Italien zu regulieren suchte um von dort aus gegen das avignonesische Papsttum und das Königshaus in Neapel vorzugehen. In Trient sammelten sich nach und nach die bedeutendsten ghibellinischen Führer mit den Vertretern Ludwigs, um zunächst einmal die Oberitalienischen Verhältnisse zu klären36.

Am 14. März desselben Jahres brach Ludwig nach Bergamo und Como auf wo er auf das Hauptheer aus dem Reich, geführt von Königin Margarethe, treffen sollte. Die Königin traf am 3. Mai mit Verstärkung ein und das Heer des Wittelsbachers wuchs auf 4000 Reiter an. Nach einem längeren Aufenthalt in Como wacht er sich am 16. Mai über Monza auf den Weg nach Mailand. Am darauffolgenden Tag zog er feierlich in Mailand ein. Kurz darauf traf auch Cangrande della Scala in der Stadt ein. Am Pfingstsonntag dem 31. Mai wurde Ludwig vom Bischof von Arezzo, der von Johannes XXII. abgesetzt wurde, und Guido Tarlati in der Kathedrale von Mailand, Sant` Ambrogio, zum König von Italien gekrönt37.

Ludwigs Romzug führte ihn bis August und Oktober 1327 weiter in die Toskana und nach Pisa. Nach gescheiterten Verhandlungen ließ der Wittelsbacher mit Hilfe des Ghibellinenführers der Toskana, Castruccio Castracarne, die Stadt belagern. Nach der Kapitulation der guelfischen Stadtoberhäupter und der Flucht des Erzbischofs der Stadt38 zogen die königlichen Truppen und deren ghibellinische Anhänger in die Stadt ein. Nach einem kurzen Aufenthalt in Lucca, bei dem Ludwig den Ghibellinen Castruccio zum Herzog der Stadt ernannte, kehrte er nach Pisa zurück, um dort letzte Vorbereitungen für den Einzug in Rom zu treffen. Diese Vorbereitungen nahmen eine ganzen Monat in Anspruch, vermutlich wegen organisatorischen Schwierigkeiten39. Schließlich brach Ludwig am 15. Dezember von Pisa aus auf, um sich kurz darauf mit seinen Verbündeten aus Lucca zu vereinen. Nach weiteren kurzen Aufenthalten in Castiglione della Pescaia und Viterbo, wo er feierlich empfangen wurde, eilte Ludwig weiter Richtung Rom.

Am 7. Januar 1328 zog Ludwig unter dem Jubel der Bürger Roms in die Stadt ein.

Für den 11. Januar setzte berief er ein Parlament auf das Kapitol, auf welchem die römische Bürgerschaft Ludwig zum Senator und Stadtkapitän auf ein Jahr ernannte. Der Bischof von Aleria unterbreitete dem Volk von Rom den Willen Ludwigs die Kaiserkrone von diesem anzunehmen40. Die Krönung wurde für Sonntag den 17. Januar festgelegt. Zuerst wurde Ludwig durch die Bischöfe von Aleria und Castello geweiht und gesalbt. Danach empfing er durch die Hand Sciarra Colonnas die Kaiserkrone. Nach den üblichen Zeremonien, der Messe und einigen Ritterschlägen begab sich Ludwig zurück zum päpstlichen Lateranpalast, wo er wohnte41.

In der folgenden Zeit wendete sich Ludwig der militärischen Situation zu, welche sich als weitaus bedeutender für den Italienzug erweisen sollte als die Situation an der Kurie. Zum einen verlor Ludwig durch den Fall der Stadt Pistoia seinen mächtigsten Verbündeten in der Toskana Castruccio Castracane. Dies bedeutete einen enormen Verlust an Einfluss in Ober- und Mittelitalien. Dazu kommt noch, dass Ludwigs Verbündeter im Süden, König Friedrich von Sizilien, durch einen Wirtschaftsboykott in seiner Rüstung gehemmt wurde und somit die von Ludwig erwartete Unterstützung in Form seiner Flotte nicht leisten konnte.

Durch diese militärischen Missstände und den ständigen Mangel an Geld und Truppen waren Ludwig die Hände gebunden und eine Unterwerfung der Florentiner und Guelfen schien auf lang Sicht nicht möglich.

Gehemmt in seiner militärischen Tatkraft widmeten sich Ludwig und der kaiserliche Hof nun der Propaganda gegen Johannes XXII. und eröffneten den Prozess gegen ihn. Am 18. April 1328 setzte Ludwig als Vogt und Beschützer der Kirche in einer feierlichen Versammlung auf dem Petersplatz mit der Konstitution „ Gloriosus Deus “ den Papst ab42 unter dem Vorwurf er habe sich der Ketzerei schuldig gemacht. Die Wahl eines Gegenpapstes stand nun kurz bevor. Ein klerikaler Ausschuss unter dem Vorsitzt des Marsilius von Padua43 ernannte am 12. Mai, dem Himmelfahrtstage des Jahres 1328, den Minoritenbruder Peter von Corvaro zum Gegenpapst. Dieser trug von nun an den Namen Nikolaus V.44.

Nach einem kurzen Aufenthalt des Kaisers in Tivoli kehrte er am 21. Mai nach Rom zurück und ließ sich am Pfingsttag dem 22. Mai erneut, nun aber durch die Hand des Gegenpastes, die Kaiserkrone auf den Kopf setzten. Nach längerer Zeit, die sich auch weiterhin durch eine schlechte Versorgungs- lage auszeichnete, begann Ludwig einige kleinere Militäraktionen in der Umgebung von Rom durchzuführen. Im Zuge dieser Militäraktionen kam es zu einem Streit innerhalb Ludwigs Truppen zwischen den Ober- und Niederdeutschen. Ludwig schickte die Niederdeutschen nach Rom zurück und verweilte mit den Oberdeutschen in Tivoli, um auf die Unterstützung aus Sizilien zu warten, welche allerdings nie eintraf. Bedingt durch die denkbar schwere wirtschaftliche Lage und die Streitigkeiten im Lager des Kaisers wurde die Situation für Ludwig und den Gegenpapst in Rom immer bedrohlicher45. Am 3. August schickte der Kaiser ein Vorauskommando mit 1300 Reitern nach Viterbo und folgte diesem am nächsten Tag.

Der Rückzug aus Rom führte Ludwig über Sutri nach Viterbo. Von dort aus brach er nach Todi auf, wo er am 19. August unter dem Jubel der Bürger einzog. Nach mehreren Vorbereitungen für einen Angriff auf Florenz und Neapel und der Rückkehr nach Viterbo wurden Ludwigs Pläne durch den Tod des Castruccio Castracarne durchkreuzt46. Dies bedeutete einen enormen Machtverlust für Ludwig. Daraufhin zog der Kaiser mit seinem Heer weiter von Corneto nach Grosetto, um die Stadt zu belagern. Mittlerweile konnte Ludwig mit der Unterstützung der sizilianischen Flotte rechnen, welche zur gleichen Zeit die Stadt Talamone angriff und einnahm. Nur kurze Zeit später wurde Ludwig durch eine pisanische Gesandtschaft über plötzliche Unruhen in der Stadt informiert. Daraufhin brach er die Belagerung ab und machte sich am 18. September auf den Weg nach Pisa47.

3.2 Die Minoriten als Begleiter Ludwigs auf dem Römerzug

Durch die bereits angedeutete Bindung Ludwigs an den deutschen Minoritenorden liegt auf der Hand, dass der König nicht nur mit seinen Truppen nach Italien zog, sondern auch einen großen Teil an Geistlichen, vor allem Minoritenbrüder, mit auf seine Reise nahm. So ergeben sich aus der Chronik des Villani Anzeichen, dass sich bereits auf dem Parlament von Trient mehrere Minoriten und andere Geistliche sowie Bischöfe um Ludwig versammelt haben. Sie waren beteiligt an der Verfassung von 16 Anklageartikeln gegen Johannes XXII., in der er als Häretiker und des Heiligen Stuhls unwürdig bezeichnet wurde: „... papa Giovanni ventiduesimo essere eretico e non degno papa...“48.

Weiterhin waren in Trient anwesend Marsilius von Padua und womöglich auch der „ vagabundus per mundum “, jener Umbertino von Casale, der 1325 an den Hof Ludwigs geflohen war. Dieser hielt sich später ebenfalls mit Ludwig zusammen in Rom auf49. Gerade durch das Mitwirken des Staatstheoretikers Marsilius von Padua und des Spiritualen Umbertino von Casale wird Ludwigs Neigung zum Spiritualentum deutlich. Es ist demnach erkennbar, dass Ludwig, abgesehen vom Anteil der deutschen Minoriten, die sich oft von ihrem Ordensgeneral und den Michaeliten distanzierten, von dieser Seite die meiste Unterstützung erfahren hat. In Trient wurde der lange Zeit ruhende Kampf zwischen Ludwig und dem Papst wieder aufgenommen.

So liegt es auf der Hand, dass in der Folgezeit des Römerzugs die Minoriten bedeutenden Einfluss auf Ludwig nahmen. Mit Ludwig zogen auch die Minoriten 1328 in Rom ein. Vom zeitgenössischen Chronisten Mussatus wird überliefert, dass neben Umbertino von Casale und Marsilius von Padua sich noch weitere Minoriten aus der römischen Niederlassung dem Bayer anschlossen, unter ihnen der spätere Gegenpapst Nikolaus V.. Wohingegen sich die restlichen Anhänger des Ordens auf Befehl ihrer Oberen aus der Stadt entfernten als Ludwig einzog. Der Ordensgeneral Michael von Cesena befand sich nicht ihn Rom, da er kurz zuvor vom Papst nach Avignon gerufen worden war. Durch die unterschiedlichen Reaktionen der römischen Minoriten auf den Einzug Ludwigs kann man deutlich eine Spaltung innerhalb des Ordens erkennen. Die Anhänger des Michael von Cesena waren bis zuletzt um einen Ausgleich mit dem Papst bemüht, obwohl Michael bereits vor seiner Abreise aus Rom in der Stadt für die Sache Ludwigs geworben hatte50.

Ein Höhepunkt für den Einfluss der Minoriten auf Ludwigs Römerzug stellt die Wahl des Gegenpapstes da. Am 12. Mai wurde also der Minoritenbruder Peter von Corbara zum Gegenpapst ernannt. Von diesem wird berichtet, dass er sich bereits in Zeiten, da sich der Orden noch im Einvernehmen mit dem Heiligen Stuhl befand, gegen seine Oberen widersetzte. Er gehörte zu denjenigen, die trotz des Befehls der Ordensführung Rom zu verlassen dort blieben. Dies und sein weiteres Verhalten als Papst deuten auf einen spiritualistisch geprägten Geist des Minoritenbruders hin. Hier wird also wieder Ludwigs starke Neigung zum Spiritualentum deutlich, was nicht bedeutet, dass Ludwig den Michaeliten des Ordens abneigend oder gar feindlich gesinnt war. Verbindungen jener Gruppe des Ordens zu Ludwig lassen sich auf dessen Vizekanzler Heinrich von Thalheim zurückführen, welcher, weder Spirituale noch Michaelit, eine Art Vermittlerrolle spielte51.

Wir können nun sagen, dass während des Römerzugs Ludwig einerseits von den deutschen Franziskanern und andererseits von den Spiritualen aus dem Reich und aus Italien die größte Unterstützung erhielt, wohingegen sich die Oberen des Ordens um ihren Führer Michael von Cesena noch zurückhaltend verhielten. Dies sollte sich allerdings im Jahre 1328 ändern.

3.3 Das Treffen der Michaeliten und Ludwig des Bayern „ O Imperator, defende me gladio, et ego defendam te verbo “ .

Vierzehn Tage nach seiner52 Flucht vom 26. Mai 1328 aus Avignon erreichte Michael mit seinen Ordensbrüdern Wilhelm von Ockham, Bonagratia von Bergamo und anderen Minoriten am 9. Juni die Stadt Pisa53. Zu dieser Zeit war Michael bereits vom Papst seines Amtes enthoben. Dieser hatte am 7. Juni den Ordensgeneral abgesetzt. Noch am selben Tage seiner Ankunft richtete Michael einen Brief en seinen Orden, in dem er den Papst als Häretiker bezeichnete und jegliche Unterstützung für den Papst als Begünstigung der Häresie verurteilte. In diesem Schreiben werden unter Berufung auf die Konstitution „ ad conditorem canonum “ die Verfehlungen des Papstes aufgezeigt und er wird, unter Nennung der betreffenden Namen, als Förderer der Häretiker bezeichnet. Der Appellation Michaels ist eine weitere angefügt, die sich an die gesamte christliche Gemeinde, ecclesia universalis, richtet, weiterhin ausdrücklich auch im Namen Wilhelm von Ockhams und Bonagratia von Bergamos verfasst. Aus dieser Flut an Ereignissen in den ersten Tagen nach seiner Flucht und der Ankunft in Pisa lässt sich erkennen, dass Michael nach dem endgültigen Bruch mit dem Heiligen Stuhl und der Absetzung seiner Person von dem Amt des Ordensgenerals der Minoriten bemüht war seine Brüder auf seine Seite zu ziehen, indem er sich nun rastlos dem theoretischen Armutsstreit widmete. Aber in diesem Unterfangen zeigten sich mehrere Probleme für Michael auf. Zum einen das späte Einlenken gegen die Konstitutionen des Papst ließ ihn unglaubwürdig erscheinen, versuchte er doch in der ganzen Zeit sich ihm zu nähern, um eine Aussöhnung zu erreichen, zum anderen war es die plötzliche Nähe zu den Spiritualen, die für Michael innerhalb der Kommunität zur Gefahr werden konnte. Michael und seine Begleiter waren also in einer äußerst zwiespältigen Situation, in der es galt nicht die Glaubwürdigkeit gegenüber dem Orden zu verlieren54.

Drei Tage nach Abbruch der Belagerung von Grosetto und der Nachricht über mögliche Unruhen in Pisa erreichte Ludwig am 21. September 1328 die Stadt. Allerdings ohne seinen Gegenpapst Nikolaus V., welche zuweilen noch in Rom verharrte. Begleitet wurde er von seiner Frau und König Peter von Sizilien. Die Söhne des verstorbenen Castruccio Castracarne, nicht wenig beteiligt an den Unruhen in der Stadt, verließen diese bereits vor der Ankunft des Kaisers und zogen sich nach Lucca zurück55. Ludwigs Absichten hatten vorerst nichts gemein mit den Michaeliten. Wohlwissend, dass sich Michael und seine Anhänger in Pisa aufhielten kam es in den ersten Tagen und Wochen nicht zu einer erwähnenswerten Begegnung, die etwa von historischer Bedeutung sein konnte. Vielmehr widmete sich Ludwig anderen Dingen nach seiner Ankunft, nämlich politischen und militärischen Unternehmungen. Von der ursprünglichen Absicht die Stadt Genua anzugreifen sah der Kaiser bald ab, aufgrund einer Erkrankung Peters von Sizilien. Als Bestätigung dieser These dient die Tatsache, dass die sizilianische Flotte noch am selben Tag Richtung Heimat auslief. Nach Abhaltung eines Parlament Ende des Monats und der Neukonstituierung der Stadtherrschaft war es Ludwigs Nächstes gegen die Söhne Castracarnes vorzugehen. Um diesem Vorhaben Gestalt zu geben machte sich der Bayer auf den Weg in luccesisches Gebiet, um dort für klare Verhältnisse zu sorgen. Von den Herren des Gebiets wurde er großzügig empfangen und reich beschenkt. Es kam also nicht zu Auseinandersetzungen, was Ludwig in seinem Begehren sich das Gebiet um Lucca und die Stadt selbst Untertan zu machen bestärkte. So geschah es auch und das Herzogtum Lucca, welches die Stadt und die umliegenden Gebiete umfasste, wurde aufgelöst und dem Reich unterstellt. Daraufhin kehrte Ludwig am 15. Oktober 1328 nach Pisa zurück. In Pisa eintreffend machte eine erneute Finanz- und Wirtschaftskrise dem Kaiser schwer zu schaffen, so musste er gegen Ende Oktober ca. 800 seiner Reiter ziehen lassen, weil er sie nicht mehr bezahlen konnte56. Diese Krise im Lager des Kaisers ließ keine militärischen Operationen mehr zu. Ludwig hatte zu viele Rückschläge hinnehmen müssen, um weiterhin seine Stärke und seinen Machtanspruch als rex romanorum und als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen in Italien zu stärken, da ihm nun auch das wichtigste Mittel dazu fehlte, nämlich ein schlagkräftiges Heer, wie es doch in der Tradition der deutschen Kaiser immer ein Garant für die Erfüllung kaiserlicher Ansprüche war57: „ exercitus facit imperatorem “ 58.

Aufgrund dieser misslichen Lage ließ Ludwig von dem Vorhaben Florenz anzugreifen ebenfalls ab und verbrachte die folgenden Wintermonate bis Mitte 1329 mit seinem Gefolge in Pisa. Zurückgeworfen in seinem militärischen Unternehmungsgeist wendete sich Ludwig gegen Ende des Jahres 1328 wieder dem theologisch-juristischen Kampf gegen Johannes XXII.. Nun gewinnen auch die Michaeliten immer entscheidenderen Einfluss auf die Politik des Kaisers. Im Dezember 1328 erwies sich als erstes Ergebnis der Zusammenarbeit des Kaisers mit Michael und seinen Gefolgsleuten die Konstitution „ gloriosus deus “, in welcher die Absetzung Johannes XXII. verfügt wurde unter dem Vorwurf der Ketzerei. Anhand dieser Konstitution zeigt sich besonders deutlich der Einfluss Michaels auf den Kaiser, denn dieser hatte bereits eine erste Fassung der Konstitution unter der Feder des Marsilius von Padua erstellen lassen. In den Augen Michaels genügte es aber nicht den Papst nur aus der Position des Kaisers abzusetzen, sondern Ludwig musste diesem als Beschützer des Glaubens entgegentreten. Michael sah in dem Kaiser den Bewahren des rechten Glaubens und nicht nur den Bewahrer der Reichsrechte, wie dies Marsilius sah. Hier trafen also zwei völlig unterschiedliche Positionen aufeinander, zum einen der Staatstheoretiker Marsilius, der stets um die juristische Auseinandersetzung in Fragen des Reichsrechts bemüht war und zum anderen Michael, der schon allein durch seine Ordenszugehörigkeit weniger um den juristischen sondern den theologischen Streit mit Johann bemüht war59. Dies konnte für Ludwig gleichzeitig zum Vorteil aber auch zum Nachteil werden. In der Auseinandersetzung mit Johann wurde er nun von jemandem unterstützt, der sich in theologischen Fragen ebenso gut auskannte wie in den Vorgehensweisen der Kurie. Entscheidender Risikofaktor war allerdings, dass der Konflikt mit dem Papst nun in eine andere Bahn gelenkt wurde, nämlich von einem Streit um die Legitimität der Reichsrechte zu einem Streit um kirchenrechtliche Fragen, wie zum Beispiel dem Vorwurf der Häresie an die Person des Papstes.

Die Konstitution wurde nach Überarbeitung durch Michael neu veröffentlicht und zurückdatiert am früheren Datum des 12. Dezember 1328 veröffentlicht60. Es werden die Häresien des Papstes aufgezählt und die Aussage getroffen der Papst habe aufgrund ebendieser seinen Anspruch auf den Heiligen Stuhl verloren. Diese Konstitution kommt nicht wirklich einer förmlichen Absetzung nach, vielmehr wird davon ausgegangen der Papst habe sich durch seine Verfehlungen selbst abgesetzt und Ludwig habe dies nur konstatiert. Grundlage für die Vorwürfe der Häresie an den Papst war das Verhalten Johanns in der Diskussion um den theoretischen Armutsstreit61. Durch diese scharfe Wendung im Kurs des Bayern gegenüber dem Papst wird deutlich, das Michael nun den Platz einnimmt, den zuvor Marsilius von Padua eingenommen hatte62. Womöglich nicht nur durch die Tatsache, dass er in Ludwig jemanden fand, der den gleichen Feind hatte, sondern auch die Sorge um seine eigene Position drängten ihn in die Offensive, denn zu diesem Zeitpunkt bekannte sich bereits der Großteil seines Ordens in Italien zum Papst.

Das Eintreffen des Gegenpapstes in Pisa konnte hier keinen entscheidenden Einfluss mehr auf den Lauf der Dinge nehmen, denn schon die Tatsache dass er erst am 3. Januar 1329 in Pisa ankam zeigte wie weit sich Ludwig bereits von ihm entfernt hatte. Nach dessen Ankunft führte er im Auftrag des Kaisers noch einige Ernennungen durch, unter anderem die des Minoritenbruders Dondinus zum Bischof von Cremino, und erließ eine weitere Anklageschrift gegen Papst Johannes XXII., König Robert von Neapel, die Stadt Florenz und deren Verbündete63. Er musste sich jedoch gänzlich der Politik des Bayern unterordnen.

Nach einem gescheiterten Versuch sich der Stadt Florenz durch Verrat mächtig zu machen verließ Ludwig aufgrund der ausweglosen finanziellen und wirtschaftlichen Lage die Stadt Pisa am 11. April 1329. Bezeichnend für die politischen Veränderungen seit seiner Ankunft in der Stadt ist die Tatsache, dass Ludwig seinen Gegenpapst dort zurückließ und gemeinsam mit den Michaeliten nach Norden in die Lombardei zog.

4. Zusammenfassung

Am Beginn dieser Arbeit wird die Frage gestellt, ob es sich bei dem Treffen zwischen den Michaeliten und Ludwig dem Bayer um politisches Asyl gehandelt hat oder um Mittel zum Zweck. Um diese Frage zu beantworten darf man nicht nur das Treffen und die daraus folgenden Ergebnisse zum Gegenstand seiner Betrachtung machen, man muss weit ausholen, um dieser Sache auf den Grund zu gehen. Dabei sind von äußerst wichtiger Bedeutung die Verbindungen, die Ludwig bereits vor dem Treffen in Pisa mit Anhängern des Ordens der Minoritenbrüder hatte. Weiterhin ist es unbedingt nötig die verschieden Gruppierungen innerhalb des Ordens voneinander zu trennen und deren Verbindung zu Ludwig, unabhängig voneinander, zu erläutern. Man kann behaupten, dass es sich beiderseits um eine Zweckehe handelte.

Ludwig hatte bereits in den Jahren vor dem Italienzug starke Verbindungen zu den Minoriten, allerdings beschränkten diese sich hauptsächlich auf die deutschen Franziskaner und die Spiritualen. Die deutschen Franziskaner, allein schon aus geogrphischen Gründen weit weniger durch die Kurie beeinflusst als ihre italienischen oder französischen Ordensbrüder, wurden durch das im Reich herrschende Interdikt stärker an Ludwig gebunden, da dieser sich um die Aufrechterhaltung des Gottesdienstes bemühte und in gewisser weise die Franziskaner durch seine Frömmigkeit beeindruckte. Seine Verbindung zu den Spiritualen ist auf ähnliche Gründe zurückzuführen. Deren tiefer Glaube an das Seelenheil, die Erlösung und vor allem der Verzicht auf jeglichen Besitz, sei es Eigentum oder Nießbrauch, fanden in Ludwig einen Befürworter. Aber auch die Tatsache, das die Spiritualen, spätestens seit der Flucht des Umbertino von Casale, im Streit mit dem Papst lagen machte sie zu Leidensgenossen. Bereits an dem Beispiel der Nürnberger Appellation und dem, in ihr enthaltenen Minoritenkapitel, wird deutlich, dass Ludwig keinesfalls hundertprozentig loyal gegenüber dem Orden war. Auch wenn es nicht zur Veröffentlichung dieses Kapitels kam, konnte man doch erkennen, dass Ludwig sich gegen die Minoriten an der Kurie wandte und vor allem gegen ihre Haltung zum theoretischen Armutsstreit.

Auch im Verlauf des Römerzugs waren diese Verhältnisse im Lager Ludwigs vorerst gleich geblieben. Er zog zusammen mit deutschen Minoriten und Spiritualen in Trient ein und danach weiter nach Italien. Zu diesem Zeitpunkt war Michael von Cesena noch um einen Ausgleich mit dem Papst bemüht und scheute eine Verbindung mit Ludwig auch aufgrund dessen Nähe zu den Spiritualen, von welchen Michael stets seinen Orden abzugrenzen suchte.

Erst als der theoretische Armutsstreit mit dem Papst soweit eskalierte, dass Michael fliehen musste, sah er sich genötigt Zuflucht bei Ludwig zu suchen. Es war seine einzige Möglichkeit dem Einfluss der Kurie zu entgehen. Hätte er eine andere Möglichkeit gehabt, hätte er sich kaum so weit in die Nähe der Spiritualen begeben, was ihn letztlich seine Glaubwürdigkeit und den Zuspruch seines Ordens kostete. Michael konnte unter Ludwig seinen kirchenrechtlichen Kampf gegen die Person des Papstes fortführen, was die plötzliche Veränderung in der Politik des Bayern beweist. Für Ludwig stellte es einen letzten Versuch dar dem Papst auf italienischem Boden die Stirn zu bieten. Es war für beide Parteien eine günstige Gelegenheit aus der Zusammenarbeit mit dem Anderen einen Nutzen zu ziehen.

Dass Ludwig sich den Michaeliten nie so näherte wie den Spiritualen und dass man keineswegs von bedingungsloser Loyalität sprechen konnte wird deutlich anhand der Ausgleichversuche mit Johannes XXII. 1331, bei denen er sich in der Minoritenfrage folgendermaßen aüßerte: „ ...umb die Parfuzzen und umb Marsili sult ihr sprechen, das wir die gern in unser richtigung wellen nehmen, und mit uns bringen zehorsam dem stuel. Wollten sie des nicht volgen, so wellen wir uns ir entzauzzen und sie furbaz nicht mehr schirmen. “

Literaturverzeichnis:

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Pauler, Roland: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, Darmstadt 1997.

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[...]


1 H. Boehmer, 3 ed. C. Andresen: Analekten zur Geschichte des Franziskus von Assisi, Tübingen 1961, S. 21.

2 Nimmo, Duncan: Reform and Divison in the Medieval Franciscan Order, Rom 1987, S. 51.,

3 Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 351f. .

4 auf den theoretischen Armutsstreit soll hier nicht weiter eingegangen werden. Vgl. dazu aber Kapitel 1.2 Im Konflikt mit Johannes XXII. .

5 Testamentum, in: H. Boehmer, 3 ed. C. Andresen, Analekten zur Geschichte des Franziscus von Assisi, Tübingen 1961, S. 24-27.

6 Nimmo, Duncan: Reform and Division in the Medieval Franciscan Order, Rom 1987, S. 54.: “Settling in geographically was liable to mean settling down spiritually”.

7 Ebd. S. 55.

8 In H. Boehmer, 3 ed. C. Andresen: Annalekten zur Geschichte des Franziskus von Assisi, Tübingen 1961, S. 20-24.

9 Grundmann, H.: Die Bulle „ Quo elongati “ Papst Gregors IX., in AFH 54, 1961, S. 3-25.

10 Vgl. H. Boehmer, 3 ed. C. Andresen: Annalekten zur Geschichte des Franziskus von Assisi, Tübingen 1961, S. 23f.: im Testament des Franziskus, wird die Regel und ihre Befolgung als unwiderruflich erklärt: „Et generalis minister, et omnes alli ministri et custodes per obedientiam teneantur, in istis verbis non addere vel minuere. Et semper hoc scriptum habeant secum iuxta regulam. Et in omnibus capitulis que faciunt, quando legunt regulam, legant et ista verba “

11 Potth. II, S. 1746, Nr. 21628.

12 Als radikal ist hier das reaktionäre Verhalten der Spiritualen gemeint, im Sinne des Zurückgreifens auf die Lehren des Franziskus von Assisi.

13 Nimmo, Duncan: Reform and Division in the Medieval Franciscan Order, Rom 1987, S. 135 .

14 Ebd. S. 135 .

15 Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 362f. . Vgl. Horst, Ulrich: Evangelische Armut und päpstliches Lehramt: Minoritentheologen im Konflikt mit Papst Johannes XXII. (1316-34), Stuttagrt-Berlin-Köln 1996, S. ??? .

16 Vgl. Kapitel 1.1, S. 1.

17 Miehtke, Jürgen: S. 366. Vgl. Hofmann, Fritz: Der Anteil der Minoriten am Kampf Ludwigs des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 63. Vgl. Marcour, Eduard: Anteil der Minoriten am Kampfe zwischen König Ludwig IV. von Baiern und Papst Johann XXII. bis zum Jahre 1328, Diss. Emmerich 1874, S. 1ff. .

18 Monumenta Iuris Canonici, series B, Corpus Collectionum, vol. 6 : Extrauagentes Iohannis XXII., ed Jacqueline Tarrant, Vatikan 1983, S.217-222.

19 Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 370f. . Vgl. Marcour, Eduard: Anteil der Minoriten am Kampfe zwischen König Ludwig IV. von Baiern und Papst Johann XXII. bis zum Jahre 1328, Diss. Emmerich 1874, S. 9.

20 Hofmann, Fritz:Anteil der Minoriten am Kampf Ludwigs des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 63: “3) Das Schreiben des Generalkapitels (datiert Perusii, 1322, pridie non. Junii) beginnt: ‘Universis Christi fidelibus...’.”.

21 Monumenta Iuris Canonici, series B, Corpus Colletionum, Vol. 6: Extrauagantes Iohannis XXII., ed. Jacqueline Tarrant, Vatikan 1983, S.228-254.

22 Hofmann, Fritz: S. 65.

23 Unter Verweisung auf die entsprechende Literatur möchte ich mich an dieser Stelle dem Jahre 1328 zuwenden, welches den endgültigen Bruch mit dem Papst bedeutete. Vgl. Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 375-414. Vgl. Hofmann, Fritz: Der Anteil der Minoriten am Kampf Ludwig des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 65-76. Vgl. Marcour, Eduard: Anteil der Minoriten am Kampfe zwischen König Ludwig IV.von Baiern und Papst Johann XXII. bis zum Jahre 1328, Diss. Emmerich 1874, S. 9-19. Vgl. Horst, Ulrich: Evangelische Armut und päpstliches Lehramt: Minoritentheologen im Konflikt mit Papst Johannes XXII. (1316-1334), Stuttgart-Berlin-Köln 1996, „4. die Verteidigungsrede des bonagratia...“

24 Monumenta Iuris Canonici, series B, Corpus Collectionum, vol. 6: Extrauagentes Iohannis XXII., ed. Jacqueline Tarrant, Vatikan 1983, S.163-181: „ Declaratio super quibusdam dubiis in regula fratrum minorum. “ .

25 Hofmann, Fritz: S. 72.

26 Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 415.

27 Ebd. S. 416, beachte Anmerkung 272.

28 Vita Ludovici: Böhmer, Johann: Fontes Rerum Germanum I, S.148-161. Es wird berichtet, dass Ludwig viermal ihm Jahr das Abendmahl nahm.

29 MGH, Sciptores Rerum Germanicarum, Cronicae Bavaricae Saeculi XIV, hg. Leidinger, Georg: “Bayrische Chroniken”, Hannover und Leipzig1918.

30 Hofmann, Fritz: Anteil der Minoriten am Kampf Ludwig des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 45f..

31 Berthold, Otto (Hsg.): Kaiser, Volk und Avignon: Ausgewählte Quellen zur antikurialen Bewegung in Deutschland in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Darmstadt 1960, S.195: „ Nec de hoc fratres Minores pre ceteris ordinibus multum curabant... “ ; Die Franziskaner kümmerten sich weniger um das Verbot des Gottesdienstes als alle anderen Orden.

32 Monumenta Iuris Canonici, series B, Corpus Collectionum , vol. 6: Extrauagantes Iohannis XXII., ed. Jacqueline Tarrant, Vatikan 1983, S. 255-257.

33 Schwalm, J.(Hsg.): Die Appellationen König Ludwigs des Bayern von 1324, Weimar 1906, S.10-31, in MGH Const. V., Nr. 824 und Nr. 836. Vgl. dazu Miethke, Jürgen: Kaiser und Papst im Konflikt, Düsseldorf 1988, S. 38-41.

34 Heinrich von Thalheim wird später von Benedikt XII. als Ludwigs „Bundesgenosse“ bezeichnet. Vgl. Marcour, Eduard: Anteil der Minoriten am Kampfe zwischen König Ludwig IV. von Baiern und Papst Johann XXII. bis zum Jahre 1328, Emmerich 1874, S. 35f.

35 An dieser Stelle soll zum erstenmal von Michaeliten gesprochen werden, um einer Verwechslung mit den Spiritualen aus dem Wege zu gehen, welche sich doch deutlich in ihren Wesenszügen von den Michaeliten (Anhänger des Michael von Cesena) unterscheiden.

36 Hier sei erwähnt der Streit um das Reichsvikariat in Padua zwischen Heinrich von Kärnten auf der einen und dem mächtigen Ghibellinenführer Cangrande della Scala auf der anderen Seite. Vgl. Berg, Martin: Der Italienzug Ludwigs des Bayern, in: QIFAB 67 (1987), S. 147ff.

37 Pauler, Roland: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, Darmstadt 1997, S. 148. Vgl. dazu Berg, Martin: S. 156.

38 Berg, Martin: S. 163 Nr. 81.

39 Ebd. S. 165

40 Villani, Giovanni: Croniche, Triest 1857, in Biblioteca classica italiana: Secolo XIV, 21, S. 50.

41 Miethke, Jürgen: Kaiser und Papst im Konflikt, Düsseldorf 1988, S. 41-44.

42 MGH Const. 6, Nr. 436, Kap. 3: „ Iste nimirum vere dicitur misticus antichristus, quoniam ipse fervens secundum operationem Sathane in omne seditione, iniquitate, issensione, que secundum apostolum antichristi adventum precedent,... “ ; Verfassung geht auf Marsilius von Padua zurück. Vgl. dazu Berg, Martin: Der Italienzug Ludwig des Bayern, in : QIFAB 67 (1987), S. 172f. Vgl. dazu ebenfalls Pauler, Roland: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, Darmstadt 1997, S. 157f.

43 Marsilius von Padua: italienischer Staatstheortiker, der durch seine Schrift defensor pacis, in der er sich gegen den Einfluss der Kirche in weltlichen Dingen aussprach, in Konflikt mit der Kurie geriet und somit an den Hofe Ludwigs flüchtete. Dies geschah noch vor dem Beginn des Italienzugs. Marsilius wurde von Ludwig zum Vikar in geistlichen Angelegenheiten ernannt (vicarius in spiritualibus). M. war weder Anhänger eines geistlichen Ordens noch der Gruppe der Michaeliten .

44 Vgl. Miethke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S.419f. Vgl. Miethke, Jürgen: Kaiser und Papst im Konflikt, Düsseldorf 1988, S. 41-44.

45 Pauler, Roland: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, Darmstadt 1997, S. 159ff.

46 Berg, Martin: Der Italienzug Ludwig des Bayern, in: QIFAB 67 (1987), S.178.

47 Villani, Giovanni: Croniche, Trient 1857, in Biblioteca classica italiana: Secolo XIV, 21, S. 96.

48 Villani, Giovanni: X, 18.

49 Marcour, Eduard: Anteil der Minoriten am Kampfe zwischen König Ludwig IV. von Baiern und Papst Johann XXII. bis zum Jahre 1328, Diss. Emmerich 1874, S. 42f.

50 Vgl. dazu Hofmann, Fritz: Anteil der Minoriten am Kampf Ludwig des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 76f. : „ Nach dem Gesagten ist deutlich, dass die Voraussetzungen für ein Zusammengehen Ludwigs des Bayern mit den Michaeliten andere sind als für ein Zusammenwirken Ludwigs mit den Spiritualen. Waren die Spiritualen diejenigen, denen die Sympathien vieler Zeitgenossen und auch Ludwigs gehörten, so suchten die Michaeliten sich gerade von diesen zu distanzieren. “

51 Ebd. S. 78.

52 Ausspruch des Wilhelm von Ockham bei einer Begegnung mit dem Kaiser. De scriptoribus ecclesiasticis, Catalogus scriptorum ecclesiasticorum, ed. M. Freher, in Trithemius,J.: Opera historica, Frankfurt 1601, I, S. 313.

53 Hofmann, Fritz: Anteil der Minoriten am Kampf Ludwig des Bayern gegen Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 84.

54 Hofmann, Fritz: S. 84f.

55 Berg, Martin: Der Italienzug Ludwig des Bayern, in QIAFB 67 (1987), S. 179f.

56 Berg, Martin: Der Italienzug Ludwig des Bayern, in QIFAB 67 (1987), S. 179-182.

57 Hier sei eingegangen auf die Heerkaiseridee, die bereits in Zeiten Friedrichs II. von großer Bedeutung war für die Erlangung der Kaiserwürde. Bei Ludwig dem Bayer hatte sie ähnliche, allerdings nicht so starke Ausprägungen. Ihn betreffend sei erwähnt die Schlacht bei Mühldorf 1322. Vgl. dazu Thomas, Heinz: Ludwig der Bayer, Graz u.a. 1993: „ Die Schlacht bei Gammelsdorf und die Heeskaiserideologie. “

58 „Das Heer macht den Kaiser“, so formulierte der heilige Hieronymus die Heerkaiserideologie.

59 Hofmann, Fritz: Anteil der Minoriten am Kampf Ludwigs des Bayern und Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S. 86f.

60 MGH, Const. VI, S. 350ff.: “Publicatio depositionis a papatu altera …” .

61 Mietke, Jürgen: Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, Berlin 1969, S. 421f.

62 Hofmann, Fritz: Anteil der Minoriten am Kamps Ludwig des Bayern mit Johann XXII. unter besonderer Berücksichtigung des Wilhelm von Ockham, Diss. Münster 1959, S.87.

63 Pauler, R.: Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert, Darmstadt 1997, S. 161.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das Zusammentreffen der Michaeliten und Ludwig des Bayern in Pisa 1328. Politisches Asyl oder Mittel zum Zweck?
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
2.3
Autor
Jahr
2001
Seiten
24
Katalognummer
V106796
ISBN (eBook)
9783640050710
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Man sollte die Verbindung Ludwigs mit den deutschen Franziskanern auf keinen Fallüberbewerten, wie dies in Teilen der Arbeit getan wurde.(Deckblatt und Inhaltsangabe fehlen)
Schlagworte
Zusammentreffen, Michaeliten, Ludwig, Bayern, Pisa, Politisches, Asyl, Mittel, Zweck
Arbeit zitieren
Patrik Ruhstorfer (Autor:in), 2001, Das Zusammentreffen der Michaeliten und Ludwig des Bayern in Pisa 1328. Politisches Asyl oder Mittel zum Zweck?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106796

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