Von Galileo Galilei bis zur Parapsychologie - die Geschichte der wissenschaftlichen Zensur


Hausarbeit (Hauptseminar), 1999

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 - EINLEITUNG

2 - „UND SIE BEWEGT SICH DOCH!“ - DIE GESCHICHTE GALILEOS
2.1 - GESCHICHTLICHER HINTERGRUND - ITALIEN IM 17. JAHRHUNDERT
2.2 - DAS LEBEN DES GALILEO GALILEI
2.3 - SEINE LEHRE VON DER KIRCHE ABGELEHNT
2.4 -GALILEIS GESCHICHTLICHE BEDEUTUNG

3 - DIE PARAPSYCHOLOGIE: IST SIE EINE WISSENSCHAFT?

4 - FAZIT

5 - LITERATURANGABE

1 - Einleitung

Ist die Geschichte Galileos schon sehr alt? Ja, sie ist über drei Jahrhunderte alt. Aber man kann die Frage auch anders beantworten: Nein, es passieren viele ähnliche Geschichten in unseren Tagen, nur die Täter der Zensur haben ihre Gesichter verändert. Sie sehen anders aus, haben die „Masken“ ausgetauscht, haben andere Vorgehensweisen. In der Zeit Galileos hieß der Täter Kirche. Heute kann man nicht so genau auf die Täter verweisen. Aber die wissenschaftliche Zensur ist immer noch da. Die Begründungen von der inneren Ideologie unserer Zeit sind aber anders.

In diesem Zusammenhang wird in dieser Arbeit einen Überblick der Schwierigkeiten gezeigt, die man erlebt, um ein neues Konzept festzulegen. Dieses Konzept bringt, gleichzeitig, den Ausbruch eines neuen Wissens bzw. einer neuen Ideologie und die Drohung der alten Ordnung der Dinge. Trotz der Überzeugungskraft, die das Konzept haben kann, bezeichnet er auch den Anfang eines Konflikts. Der Widerstreit ist unvermeidlich. Die Geschichte zeigt, was für Konsequenzen die Welt schon im Namen eines Prinzips erlitten hat, wie die französische Revolution oder die russische Revolution. Obwohl die Werten einer Gesellschaft im ständigen Wandel sind, erhebt man Barrieren, als ob die Werte oder Konzepte immer gleich blieben. Dies sollte uns zumindest zum nachdenken bringen, was eine Wissenschaft ist.

Diese Arbeit wird aber nicht über einen so drastischen Fall berichten. Es berichtet schon über eine Revolution, aber eine die die Wissenschaft anbelangt. Die Grenzen, was ein Vorstoß gegen die akzeptierten Gesetze sein soll, sind nach wie vor strittig. Die Meinungen schwanken hin und her. Man muß fast immer einen kleinen „Krieg“ führen, bis die Menschen akzeptieren, daß die Grenzen des Existierendes nicht so fest sein sollen, und daß was neues kommen kann. Diese Arbeit erzählt das berühmte Beispiel von Galileo Galilei, von dem nicht nur seine Ideen und Bücher, sondern auch seine Lehre verboten wurden, und den heutigen Versuch einer neuen Wissensschaft sich durchzusetzen, nämlich die Geschichte der Parapsychologie, deren Hintergrund, Begründungen und Ergebnisse.

Die Geschichte Galileos ist eine Geschichte der Unterdrückung jedes neuen Konzepts (oder neuen Sichtweise eines bereits akzeptierten Konzepts), der um einen Platz in der Gesellschaft kämpfen muß. Obwohl es meistens schwierig ist, gibt diese Geschichte jedem eine Hoffnung, daß seine Ideen bzw. Werke auf irgendeine Weise die Widerstände überwinden und sich durchsetzen können. Man spricht bis heute von Galileo...

2 - „Und sie bewegt sich doch!“ - Die Geschichte Galileos

2.1 - Geschichtlicher Hintergrund - Italien im 17. Jahrhundert

Italien war eine „verspätete“ Nation. Ihre politische und staatliche Einheit ist erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Wirklichkeit geworden. Die Städte Venedig, Genua, San Marino und Lucca hatten ein republikanisches Staatswesen. Die bedeutendste Republik war Venedig (Anfang des 17. Jahrhunderts). Das republikanische Staatswesen war eigentlich keine demokratische Staatsform im heutigen Sinne. Die politische Macht wurde von männlichen Vertretern der Patrizier und zahlreichen Adelsfamilien ausgeübt. Im 17. Jahrhundert brachte Italien kulturelle Leistungen in Architektur und Musik von hohem Rang vor. Im Gegensatz dazu waren die politischen Verhältnisse schlechter, da sich die Handelswege wegen der Türkengefahr immer mehr in Richtung der Atlantikküste verlagerten. Italien verlor dadurch auch den Anschluß an neue ökonomische Entwicklungen wie z.B. Manufakturwesen. Das Land kehrte somit zwangsläufig zu einer feudalen, agrarisch geprägten Lebensweise zurück.

Italien blieb von der Reformation gänzlich unberührt, sie wurde neben Spanien zum Kernland der Gegenreformation. Die Gegenreformation wurde von den Päpsten Pius V. (1566 - 72), Gregor XIII. (1572 - 85) und Sixtus V. (1585 - 90) durchgesetzt. Ihre Ziele waren nicht nur geistige und religiöse Erneuerungsbewegungen durchzusetzen, sondern auch die alten Machtpositionen zu erhalten. Die kirchliche Obrigkeit hatte zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahezu in allen italienischen Staaten einen dominierenden Einfluß gewonnen. Dieser Einfluß war nicht nur auf das religiöse und geistige Leben ausgerichtet, sondern erstreckte sich auch auf den politisch-gesellschaftlichen Bereich. Die Inquisition hat das förmliche Rechtsverfahren gegen Ketzerei und Ungläubige nicht so systematisch durchgeführt wie in Spanien vom Philipp II.

Im wissenschaftlichen Bereich hielt man Mitte des 16 Jahrhunderts die Erde für den Mittelpunkt des Universums. Die Planeten, so nahm man an, würden sich auf vollkommenen Kreisbahnen bewegen, begründet mit den aristotelischen Studien. Diesen Vorstellungen fehlte zwar jeder wissenschaftliche Nachweis, aber sie galten als feststehende Tatsachen. Ja, die Wissenschaft mit ihren „geheimnisvollen Vorstellungen“ war untrennbar mit der Religion verknüpft.

2.2 - Das Leben des Galileo Galilei

So sah es in der Welt aus, als Galilei 1564 in Pisa als Sohn einer geachteten Familie geboren wurde. Sein Vater wünschte, daß er Medizin studierte, den wißbegierigen Jungen faszinierte jedoch die Mathematik. Er erhielt 1589 einen Lehrstuhl für Mathematik in Pisa. Es wird berichtet, daß er seinen Studenten die irrtümliche aristotelische Lehrmeinung anschaulich widerlegte - nach der die Fallgeschwindigkeit dem Gewicht eines Körpers proportional sei - indem er zwei unterschiedlich schwere Gegenstände gleichzeitig vom schiefen Turm herunterfallen ließ. Galileis Vertrag wurde 1592 nicht verlängert, möglicherweise weil er im Widerspruch zu Gelehrten stand, welche die aristotelische Lehrmeinung vertraten. Im gleichen Jahr wurde ihm der Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Padua übertragen, den er bis 1610 behielt.

In Padua erfand Galilei ein Proportionalzirkel zur praktischen Lösung mathematischer Probleme. Er wandte sich immer mehr von der spekulativen Physik ab und führte sorgfältige Messungen durch, entdeckte die Gesetze fallender Körper und der parabolischen Bahn von Geschossen, untersuchte die Pendelbewegungen und forschte auf dem Gebiet der Mechanik. Für Astronomie entwickelte Galilei die Theorie von Nikolaus Kopernikus weiter - der 1543 ein Buch veröffentlicht hat, nach der sich die Erde um die Sonne dreht, was später durch den englischen Physiker Sir Isaac Newton bewiesen wurde. Das ptolemäische herrschende Weltbild ging davon aus, daß die Sonne und die Planeten um die im Mittelpunkt stehende Erde kreisten. Als ihn 1609 Beschreibungen der ersten niederländischen Teleskope erreichten, konstruierte er sein eigenes Gerät, mit wesentlichen Verbesserungen, und führte es dem Dogen1 von Venedig vor. Da es für die Marine und die Seefahrt großen Nutzen brachte, wurde Galileis Gehalt verdoppelt und ihm eine lebenslange Anstellung als Professor zugesichert. Seine Vorlesungen wurden von sehr vielen Hörern besucht.

Er verwendete das neu erfundene Fernrohr zur astronomischen Beobachtung und erforschte damit die Sonnenflecken, Gebirge und Meer auf dem Mond, die vier größten Jupitermonde sowie die Venusphasen. Er stellte fest und gab bekannt, daß es unzählig mehr Fixsterne gibt, als man vermutet hat. Alles was er beobachtete, beschrieb er in seinem ersten Buch mit dem Titel Sidereus nuncius (Der Sternbote). 1611 wurde er nach Rom gerufen, wo er dem jesuitischen Collegium Romanun die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit darlegte.

Galileis Entdeckungen standen im Widerspruch zur aristotelischen Auffassung, nach dem im All nur vollkommen kugelförmige Körper existieren. Auf dem Hintergrund seiner Auseinandersetzung mit den Professoren von Florenz und Pisa über Hydrostatik veröffentlichte er 1612 ein Buch über schwimmende Körper. 1613 veröffentlichte er eine Arbeit über Sonnenflecken und sagte den Sieg der kopernikanischen Theorie voraus. Ein Pisaer Professor teilte den Medici (der herrschenden Familie in Florenz und Galileis Auftraggeber) in Galileis Abwesenheit mit, daß der Glaube an eine sich bewegende Erde ketzerisch sei. Galilei schrieb einen langen, offenen Brief über die Unanwendbarkeit biblischer Texte bei wissenschaftlichen Argumenten und hielt daran fest, daß kein Wissenschaftlicher Standpunkt je zum Gegenstand des Glaubens gemacht werden sollte. Die Bibel wurde zur religiösen Unterweisung der Gläubigen geschrieben und nicht um die Physik oder andere Naturwissenschaften zu lehren, meinte er.

2.3 - Seine Lehre von der Kirche abgelehnt

Durch derartige Forschung aber sah die Kirche ihr kosmologisch-religiöses Weltbild und damit ihre Machtposition gefährdet. 1616 verbot sie die Lehre des Kopernikus. Die katholische Kirche bediente sich zwar der kopernikanischen Astronomie zur Bestimmung von Daten, beispielsweise für das Osterfest, eine offizielle Anerkennung der Ansichten des Kopernikus war allerdings unterblieben. Die Kirchenhierarchie unterstützte die Theorie des Aristoteles, die Erde sei der Mittelpunkt des Universums. Die neuen Vorstellungen Galileis waren daher ein Angriff auf ihren Ruf und ihre Macht. Das kopernikanische Weltsystem wurde zwar von unabhängigen Wissenschaftlern in ganz Europa bestätigt, doch sie gaben sich damit zufrieden, in ihren akademischen Zirkeln darüber zu sprechen. Deshalb blieben sie von der katholischen Kirche unbehelligt. Galilei schrieb nicht in Latein, sondern in der italienischen Volkssprache und machte dadurch die Öffentlichkeit auf seine Entdeckungen aufmerksam. Die Geistlichkeit war davon überzeugt, daß er sich nicht nur gegen sie, sondern auch gegen Gottes Wort wandte. Das Weltbild sei für sie von solch vollkommener Ordnung und Schönheit gewesen, daß ein anderes Modell dem nicht nachkommen könne.

Am 19. Februar 1616 legte man katholischen Theologen zwei Behauptungen vor:

1. „Die Sonne ist das Zentrum der Welt“;
2. „Die Erde ist nicht Zentrum der Welt“2.

Am 24. Februar erklärten sie diese Vorstellungen für närrisch und völlig ketzerisch. Galilei wurde befohlen, solche Theorien weder zu vertreten noch zu lehren.

Galilei war damit zum Schweigen gebracht worden. Nicht nur, daß die katholische Kirche gegen ihn war - auch seine Freunde hatten ihm nicht helfen können. Selbst einige Astronomen waren anderer Ansicht als Galilei. Sie hielten es für unmöglich, die Wirklichkeit durch ein Teleskop vergrößern zu können, und bezeichneten die Entdeckungen als Betrug.

Galilei konzentrierte sich daher nur noch auf die Forschung. Wäre 1623 nicht ein anderer Papst gewählt worden, hätte man vielleicht nie wieder etwas von ihm gehört. Der neue Papst, Urban VII., war jedoch ein Intellektueller und ein Unterstützer Galileis. Er hatte, keine Einwände dagegen, daß Galilei ein neues Buch schrieb. Galilei wurde sogar eine Audienz beim Papst gewährt. Angesichts der Aufgeschlossenheit, machte sich Galilei ans Werk.

Sein Dialogüber die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme wurde 1632 zunächst mit katholischer Druckerlaubnis veröffentlicht. Die Begeisterung des Papstes währte allerdings nicht lange. Im Alter von 70 Jahren wurde Galilei ein zweites Mal vor die Inquisition zitiert. Die Anklage wegen des Verdachts der Ketzerei erforderte, zunächst einmal festzustellen, wie er zu der kirchlichen Erlaubnis gekommen war, das Buch zu drucken. In Verbindung damit wurde Galilei bezichtigt, in betrügerischer Weise das frühere Verbot, die kopernikanischen Vorstellungen zu lehren, verschwiegen zu haben. Da der Dialog astronomische Systeme miteinander verglich, auch das des Kopernikus, beschuldigte man ihn, gegen das Verbot verstoßen zu haben.

Galilei wurde schuldig gesprochen. Weil er bereits ein kranker Mann war und man ihm bei einer Weigerung mit Folter drohte, widerrief er seine Behauptungen. Kniend schwor er: „Ich (schwöre) den genannten Irrtümern und Ketzereien (ab)... und schwöre, daß ich in Zukunft nie mehr etwas sagen oder versichern will..., das Anlaß zu einem ähnlichen Verdacht wider mich geben kann“3. Interessanterweise soll er der Legende nach beim Aufstehen auf die Erde gestampft und gemurmelt haben: „ Eppur si muove “ (Und sie bewegt sich doch!). Man verurteilte ihn zu Arrest und zu Bußübungen bis zu seinem Lebensende - er starb neun Jahre später. Das Urteil gegen Galilei konnte in jeder Universität öffentlich eingesehen werden.

Doch trotz Kontrolle schafft er ein wissenschaftliches Werk über Mechanik und die Fallgesetze zu schreiben, Discorsi e dimostrazioni matematiche (Unterredung und mathematische Demonstrationen), welches er durch seinen Schüler Andrea über die Grenzen nach Amsterdam schafft. Erst dann erkennt Andrea, der zuerst den Widerruf Galileis verurteilt hat, daß Galilei auch auf dem Gebiet der Ethik seiner Zeit voraus war. Galilei hatte durch den Widerruf überlebt und so seine wissenschaftliche Arbeit weiterführen konnte. Das Buch wurde 1638 in Leiden veröffentlicht und eröffnete einen Weg, der zu Newton führte - zum universellen Gravitationsgesetz, das die Keplerschen Planetengesetze mit Galileis mathematischer Physik verband. Galilei erblindete vor der Veröffentlichung des Buches und starb am 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz.

2.4 -Galileis geschichtliche Bedeutung

„ Die Wissenschaft stünde vor dem Nichts und müsse vor allem von vorne anfangen. Als Wissenschaftler haben wir uns nicht zu fragen, wohin die Wahrheit uns führen mag. “ 4

Diese Sätze werden dem Galilei zugeschrieben, der versuchte den traditionellen Kleriker und Wissenschaftlern seiner Zeit seine neuen Entdeckungen zu zeigen. Man darf nicht vergessen, wenn man auf die Unterdrückung der Wissenschaft durch die Religion verweist, daß Galileis Entdeckung auch von den etablierten Forschern seiner Tage nicht akzeptiert wurde.

Galilei vertrat die Ansicht, daß die Schöpfung von Gesetzen gelenkt wird, die die Menschen durch Studium ergründen können. Dieser Auffassung widersetzte sich die katholische Kirche. Ihnen, die in Galileos Zeit an der Macht waren, ging es um die Harmonie der Welt, um die innere Logik des herrschenden Weltbildes. Alles was dieser Harmonie nicht entsprach, wurde lieber vergessen.

„Die Bibel lehrt den Weg in den Himmel, nicht den Weg der Himmel“5, sagte Galileo.

Das, was sich in Galileis Tagen abspielte, wurde als Konfrontation der empirischen Wissenschaft mit dem blinden Dogmatismus bezeichnet. Es dauerte etwa 350 Jahre, bis die Kirche ihren Prozeß gegen Galilei einer Revision unterzog.

Das Verbot seiner Werke wurde 1822 aufgehoben. Aber erst 1979 brachte Papst Johannes Paul II. die Angelegenheit wieder zur Sprache und räumte ein, daß Galilei „von Männern und Einrichtungen der Kirche viel zu leiden (hatte)“6.

Was sollte man aus dieser Geschichte lernen? Ein Christ sollte sich darüber im klaren sein, daß die Bibel kein wissenschaftliches Lehrbuch ist. Er muß nicht versuchen, jede „Unstimmigkeit“ zu klären, wenn zwischen der Bibel und der Wissenschaft anscheinend ein Widerspruch besteht. Schließlich stützt sich der christliche Glaube nicht auf wissenschaftliche Autorität, sondern auf „das Wort über Christus“ (Römer 10,17)7. Zudem unterliegt die Wissenschaft einem ständigen Wechsel. Eine Theorie, die der Bibel zu widersprechen scheint und heute populär ist, kann sich morgen schon als Irrtum erweisen und verworfen werden.

Galilei war einer der ersten Italiener, die sich für die Darstellung ihrer Forschungsergebnisse ihrer Muttersprache bedienten. Andere Wissenschaftler benutzten Latein als Sprache der Wissenschaft. Sie wollten damit verhindern, daß das einfache Volk von ihren Lehren etwas mitbekam und ggf. zu fragen begann. Galilei war jedoch offener gegenüber dem Volk. Er versuchte die Menschen zu überzeugen und sie zum eigenen Denken anzuregen. Er veröffentlichte seine Forschungsergebnisse in Form von leicht verständlichen Dialogen.

Galileis historische Leistung besteht auch in seinem Einsatz für wissenschaftliches und unabhängiges Denken sowie in seinem Kampf gegen Autorität und Dogma. Seine wissenschaftliche Methodenlehre sowie sein Ansatz eines mathematischen Denkens der Naturwissenschaften übte einen großen Einfluß auf die neuzeitlichen Naturwissenschaften aus.

Galileis größte wissenschaftliche Leistung bestand darin, daß er die Physik mit exakten Messungen, anstatt mit metaphysischen Prinzipien und formaler Logik begründete. Von größerem Einfluß waren die Sternbotschaft und der Dialog, die neue Perspektiven in der Astronomie eröffneten. Nach der vollständigen Veröffentlichung der Gerichtsdokumente vom Prozeß gegen Galilei in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die gesamte Verantwortung für Galileis Verurteilung der katholischen Kirche zugeschrieben. Dies verschleiert die Rolle der Philosophieprofessoren, die vor den Theologen Galileis Wissenschaft mit Ketzerei in Verbindung brachten. Eine Untersuchung zur Verurteilung des Astronomen, welche die Aufhebung des Urteils forderte, wurde 1979 von Papst Johannes Paul II. eröffnet. Im Oktober 1992 gestand eine päpstliche Kommission den Irrtum des Vatikans ein, und Galileo Galilei wurde offiziell rehabilitiert.

In dem folgenden Diagram werden Galileis unterschiedlichen Vorstellungen im Gegensatz zur bereits akzeptierten „aristotelischen“ Wissenschaft seiner Zeit kurz skizziert:

Wissenschaft und Weltbild8

Alte ARISTOTELISCHE Wissenschaft GALILEIS neue Wissenschaft

FÜR WENN?

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DIE WELT

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DAS BUCH DER NATUR

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ERKENNTNISMETHODE

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ZUSAMMENFASSUNG

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3 - Die Parapsychologie: ist sie eine Wissenschaft?

Für die Parapsychologie gibt es verschiedenen Definitionen:

1. Para - etwas, das über das gewöhnliche hinaus, oder neben ihm hergeht;
2. Die Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen;
3. Sozialwissenschaft, die sich als Teilgebiet der Psychologie versteht;
4. Beschäftigt sich mit Vorgänge von der offiziellen Wissenschaft, die noch nicht anerkannt wurden;
5. Allgemeine und umfassende Bezeichnung für ein Teilgebiet der Psychologie, das sich mit übersinnlichen und unerklärbaren Vorgängen beschäftigt. Beispiele: Telepathie, Hellsehen, Bewegung von Gegenständen ohne Berührung derselben.9

Parapsychologie ist der Versuch, mit einer akademisch-wissenschaftlichen Methode Vorgänge zu untersuchen, die mit bisher bekannten und anerkannten naturwissenschaftlichen Vorgehensweisen nicht zu vereinbaren sind. Die Erkenntnisse, die hier gewonnen werden, müssen subjektiv nachweisbar und experimentell wiederholbar sein. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Forschung haben bis jetzt noch keinen schlüssigen Beweis einer übernatürlichen Ursache der untersuchten Phänomene erbracht.

Die Mehrzahl der konventionellen Wissenschaftlern meinen, daß die Parapsychologen keine Wissenschaft betreiben, da sie sich mit Dingen abgebe, die es nicht gibt. Oder daß die parapsychologische Forschung nur ein Versuch abergläubischen Vorstellungen und Täuschungen ein wissenschaftlicher Mantel zu decken, indem man Methoden verwendet, die von legitimer Wissenschaft sind.

Wir müssen hier viele aktuelle Vorstellungen bzw. wissenschaftlichen Ideologien in Betracht ziehen, warum die heutigen Wissenschaftler diese „Vorurteile“ haben. In unserer Zeit betreibt die Wissenschaft alles was beweisbar, „tastbar“ ist. Es ist eine materialistische Zeit in diesem Sinne. Alles was man nicht sehen oder beweisen kann, existiert einfach nicht. Wenn man ganz genau beobachtet, ist es heute nicht anders als in der Galileos Zeit. Damals wollte die Kirche nur daran glauben, was sie bereits diktiert hatte. Die aktuellen Forscher wollen auch nur akzeptieren, was in der Grenze des Beweisbares ist. Die Gegner der Weltseele im 17. und 18. Jahrhundert fürchteten besonders, daß sie durch die Annahme einer solchen Theorien in den Verruf des Spinozismus kommen, indem man eine solche Weltseele, die alle Einzelseelen umfaßt, mit Gott selbst verwechseln konnte. Heute fürchten sie Probleme zu akzeptieren, die sie nicht erklären können.

Die Geschichte zeigt, daß jene Probleme, die heute in der Parapsychologie behandelt werden, alte Menschheitsfrage sind und immer lebendig waren, obwohl sie nie beantwortet worden sind.

Tatsächlich konnte dann die Parapsychologie bis heute kein einziges stichhaltiges, wiederholbares Experiment vorweisen, das die Annahme von Phänomenen, die nicht auf konventionell-natürliche Weise erklärbar sind, rechtfertigen würde. Es ist keine andere Wissenschaftsdisziplin bekannt, für die Vergleichbares gilt: daß sie nach über 100jähriger Existenz noch immer keine Belege vorbringen kann, die einen eigenen Forschungszweig rechtfertigen würden.

Sie besteht aber in der Ansicht, daß die paranormalen Phänomene in Wirklichkeit die physische Welt durch den Sinn organisiert sind, durch die Kraft des Geistes, obwohl wir fast keine bewußte Kontrolle darüber besitzen. Was für das Paranormale gilt, gilt ebenso für die normale Welt, weil das Paranormale einen Sonderfall des Normalen darstellt. „Der Geist herrscht über die Materie“10 - das ist die Grundlage von allem. Und das ist genau das was heute nicht als akzeptabel gilt.

Beispiele für diese unbekannte und ungeklärte Sachen gibt es viele. Die englische Abkürzung „JOTT“ steht für „Just one of those things“11. Das sagt man vor allem dann häufig, wenn ein kleiner, merkwürdiger, unerklärter Vorfall geschieht; der Vorfall ist zu unwichtig, viel Zeit darauf zu verschwenden, eine Erklärung zu suchen; daher stellt man sich nicht vor, wo und wie eine Erklärung zu finden wäre. Man sagt „das ist einer von diesen gewissen Fällen“, und damit ist der Vorfall vergessen, ausgelöscht, aus dem Gedächtnis gestrichen. Genau genommen ist Jott eine Diskontinuität, das heißt, eine Unterbrechung in der Wirklichkeitsstruktur, oder wenn man dies vorzieht, eine Unterbrechung in der historischen Abfolge bzw. im Naturgesetz; am häufigsten tritt es als Ortsveränderung auf, indem ein Gegenstand von einem Platz zu einem anderen verschleppt wird, oder verschwindet.

Ein gutes Beispiel gab es in den USA, wo ein Mann, der Mason hieß, die Pflege eines Jungen übernahm, der mit Tausenden Warzen bedeckt war, da er dachte, den leidenden Patienten durch Hypnose heilen zu können. Es gelang ihm so auch, zuerst die Arme und dann die Beine des Jungen von den Warzen zu befreien, auf diesen Hautpartien erwies sich der Heilerfolg als permanent. Nach dieser Heilung der Haut der Gliedmaßen, aber noch bevor er versuchte, den Rücken des Jungen rein zu bekommen, teilte ein Kollege Mason mit, daß es sich nicht um Warzen handle, sondern um eine unheilbare genetische Krankheit, und daß somit die Hypnosebehandlung keinen Erfolg gehabt haben sollte. Mason sagte später, er habe irgendwie gefühlt, Unrecht getan, eine Art Sakrileg gegenüber der Wissenschaft begangen zu haben. Über die Natur der Krankheit aufgeklärt, hatte Mason jetzt wirklich keinen Erfolg mehr mit seiner Hypnosetherapie; alle seine Bestrebungen waren fortan vergeblich. Die Wissenschaft hatte ihren Stab mißbilligend geschwungen und damit seine Zaubermacht zerstört.12

Hierbei müssen wir zwei Systeme in Betracht ziehen:

1. Die medizinische Wissenschaft, wo die Kausalitätsmechanik von Ursache und Wirkung besteht und Anwendung findet, und
2. Die Kunst von Geistheilern und anderen Praktikern des Unbekannten, wo das Kausalprinzip belanglos bleibt und durch Willkür ersetzt ist.

Die häufigste Frage ist, ob diese außersinnlichen Wahrnehmungen ein legitimes Thema für eine wissenschaftliche Untersuchung sind. Wenn ja, welches Ziel verfolgt man damit? Viele Psychologen halten die außersinnlichen Wahrnehmungen für einen legitimen Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung aber wenig denken, daß das bisher gewonnene Beweismaterial ausreichen würde, um sie als Tatsachen zu betrachten. Manche haben nichts gegen die Parapsychologie als Wissenschaft, zögern aber, die Ergebnisse dieser Forschung zu akzeptieren.

Was das Ziel anbelangt, müßten alle Forscher dies selbst wissen und antworten können. Es ist der Wissenstrieb jedes Entdeckers, der fest an seinem Glauben arbeitet, gegen alle, manchmal lebenslang, wie Galileo Galilei. Galileis lebenslanger Kampf, um die wissenschaftliche

Untersuchung von der Beschränkung durch philosophische und theologische Behinderung zu befreien, gewann nicht nur wissenschaftliche, sondern darüber hinaus auch historische Bedeutung.

Schließlich muß die neue Wissenschaft den Mut aufbringen, sich in unbekannte, bisher unbedachte Gebiete vorzuwagen, so wie es die venezianischen Seeleute seit hunderten von Jahren getan haben. Obwohl die Menschheit den Erfindern und Entdeckern alles zu verdanken hat, hatten diese selbst immer ein schlechtes Image. Erfinder und Entdecker sind Rebellen, die das Bestehende nicht als unveränderlich oder gar vollkommen ansehen. Um den gegenwärtigen Zustand zum Besseren zu verändern, entwickeln sie Ideen, kritischer Phantasie und logischem Denken, Entschlossenheit und unglaublichem Fleiß mit übermenschlicher Ausdauer. Der genaue Gegensatz eines Erfinders wird hier dann der Bürokrat genannt. Er hängt an Regeln, benötigt Vorschriften, will in seiner Umgebung so wenig wie möglich anecken, hält sich an den gemeinen Zweck der Dinge.

Der Erfinder hingegen ist anarchisch. Sein Denken kümmert sich kaum um Gesetze. Um sein Denken nicht zu belasten, nimmt er Normen oft nicht wahr, zweifelt Vorschriften an. Der Bürokrat vermag seine schöpferische Fähigkeit nur zu nutzen, um nicht aufzufallen. Er sieht sich vom schöpferischen Menschen bedroht, legitimiert sein Dasein jedoch nur durch ihn. Um sich und die von ihm vertretene und ihn bezahlende Autorität nicht zu gefährden, muß er den anarchischen Menschen abwehren, verleumden, entmündigen, einsperren und betrügen. Der Konflikt zwischen Obrigkeit und Wissenschaft, zwischen staatlicher Ordnung und wissenschaftlicher Freiheit bewegt sich permanent im Zustand der Äquivalenz. Wie weit darf die Forschung gehen? Darf alles, was machbar ist, realisiert werden?

Ich bewundere die Forscher der Parapsychologie sehr, da sie den Mut haben, Rätsel zu erforschen, die andere einfach vernachlässigen, weil es vielleicht „zu schwierig ist“, oder sie nicht wissen wo und wie eine Antwort zu finden ist.

Eine Wissenschaft ist, meiner Meinung nach, eine die wirklich keine Angst hat, die Grenze zu überschreiten, um die Wahrheit zu entdecken. Wenn andere Wissenschaftler sagen, daß die Parapsychologen keine Wissenschaft treiben, frage ich mich, warum sie nicht versuchen alle unbeantwortete Fragen zu lösen? Die paranormalen Phänomene dürften eigentlich gar nicht existieren, wenn die von der Wissenschaft gegenwärtig akzeptierten Gesetze als ausreichend zur Erklärung der gesamten Wirklichkeit betrachtet werden. Diese Phänomene legen daher den Verdacht nahe, daß im Weltbild der anderen Wissenschaften ein entscheidender Punkt übersehen wurde. Daran arbeitet die Parapsychologie, und diese Bemühung muß anerkannt werden.

Die Menschheit hat immer mehr Aufgaben zu berücksichtigen. Wir müssen nicht nur sicherstellen, daß die Planeten in ihrer Bahn bleiben, daß Äpfel immer abwärts fallen, daß Gebirge sich nicht bewegen, sondern heutzutage müssen wir auch darauf achten, daß wenn man in der Erde gräbt oder den Himmel untersucht, die entsprechenden Entdeckungen gemacht werden.

Das Ablehnungsproblem von fachfremden Wissenschaftlern, die Parapsychologie als Wissenschaft zu akzeptieren, liegt auch daran, daß die rätselhaften Erscheinungen starken Zweifel aufkommen lassen, ob sie überhaupt mit bisher bekannten wissenschaftlichen Prinzipien erklärbar sind.

Dann müßte die Parapsychologie ganz andere Vorgehensweisen finden, oder vielleicht nicht versuchen, mit den bereits bekannten wissenschaftlichen Mitteln Dingen nachzuweisen, die nichts mehr mit der materialistischen Welt zu tun haben. Die heutige Wissenschaft ist materialistisch und die Parapsychologie hat eine andere Forschungsrichtung, besonders mit ihrem Charakter als eine wissenschaftliche Revolution, die im Laufe der Jahre immer mehr verstärkt werden sollte.

Die Parapsychologie darf sich nicht schrecken lassen aber sich auch nicht mit der Sammlung und Häufung von Tatsachen begnügen. Sie muß die Tatsachen durch Begriffe und Hypothesen verbinden. Neue Tatsachen führen zu neuen Hypothesen, neue Hypothesen führen zur Entdeckung neuer Tatsachen. Dies ist der Weg der Wissenschaft. Aber wer Wissenschaft treibt, müßte auch liberal und offen sein, weil niemand garantieren kann, wie ein bestimmtes Forschungsvorhaben ausgehen wird. Diese Unsicherheit gehört grundlegend zur wissenschaftlichen Arbeit. Nimmt ein Forscher das Risiko auf sich, ein neues Grenzgebiet zu untersuchen, weil er meint, daß ein Erfolg wertvolle neue Erkenntnisse verspricht, so würde er dabei die Unterstützung seiner Kollegen gewinnen. Leider zeigt die Geschichte der Wissenschaft, daß deren Reaktionen genau gegenteilig ausfallen können.. Und das Risiko ist noch stärker bei der Parapsychologie. Wer endgültige Resultate erwartet, ist davor gewarnt, zuviel zu erwarten. Die Parapsychologie ist ein Prozeß, den man nicht mit endgültigen Aussagen beschreiben kann. Sie stellt ein Bestreben dar, dem Ziel immer näher zu kommen, die Natur des Menschen und seine Stellung in der Welt besser zu begreifen.

Jeder Forscher, der auf einem Wissenschaftsgebiet eigene Resultate veröffentlicht hat, weiß, daß er leichtfertige Betrugsbeschuldigungen nicht völlig widerlegen könnte. Warum verlangt man dies von Parapsychologen?

Leider gibt es auch Parapsychologen, die selbst daran zweifeln, ob die Parapsychologie sich lohnt. Die Kritik innerhalb der Parapsychologie hat in der letzten beiden Jahrzehnte ständig zugenommen. Sie hat hauptsächlich 3 Aufgaben: Tatsachen konstatieren, interpretieren und werten. Tatsachen konstatieren können Apparate, Foto, Film, Meßgeräte, Veränderungen im elektromagnetischen Feld festzustellen. Tatsachen interpretieren sind menschliche Leistungen. Es ist in erster Linie eine Verstandsache, abhängig von der Größe der Intelligenz und Wissens. Tatsachen werten ist eine Sache des geistigen Fühlens, abhängig nicht nur vom Intellekt, sondern von der Intuition und Erfahrungen. Wenn es schon bei der Konstatation und mehr noch bei der Interpretation oft schwer ist, mit andern zum gleichen Urteil zu kommen, dann gilt dies noch viel mehr bei der Wertung. Deshalb denken viele, daß die Parapsychologie ihre Zukunft als Wissenschaftsdisziplin bereits hinter sich hat und zu einem Phänomen der Wissenschaftsgeschichte werden wird.

Das kann man nur als Angst oder Unzufriedenheit dieser Wissenschaftlern erklären. Sie sind daran gewöhnt, daß die Wissenschaft Ergebnisse bringt und daß die sie mit tastbaren Tatsachen arbeitet. Sie sind nicht stark genug in einem Bereich zu arbeiten, wo man viele Tatsachen hat, die man nicht genau nachweisen kann. Aus diesem Grund liegt zwischen der Parapsychologie und anderen Wissenschaftsbereichen immer noch ein Graben. Das Problem besteht auch darin, daß die Mehrheit der Bevölkerung eine ganz „normales“ Leben hat. Die meisten von uns haben keine paranormale Begabung und empfangen keine sinnvollen Botschaften.

Sogar die Parapsychological Association in den USA drückt sich ganz vorsichtig aus:

- paranormalen Phänomenen, falls sie überhaupt existieren, sind weder kontrollierbar noch erlernbar noch in der Praxis auf irgendeine Weise anwendbar;
- die Hellseher usw. verfügen über keine paranormalen Fähigkeiten, ihre Trefferquoten entsprechen einem Zufall;
- große Effekte wie Materialisationen usw. sind nicht existent oder lassen sich zumindest nicht überzeugend nachweisen.13

Dies ist ein Angstbeweis, wo sogar die entsprechende Gesellschaft, die für Parapsychologie arbeiten sollte, sich der materialistischen Gesellschaft unterordnet. Sie muß wahrscheinlich um ihren Status als „Association“ kämpfen, sobald die andere denken, daß sie einfach nicht existieren sollte, da sie nichts wichtiges tut.

Diese Gesellschaft hatte früher immer Geldprobleme, da sie von anderen Institutionen keine Unterstützung bekam. Die parapsychologische Arbeit wird von verschiedenen Seiten unterstützt, aber nicht mit öffentlichen Mittel. Manche Wissenschaftler, die in anderen Fächern reguläre akademische Positionen hatten und sich für parapsychologische Probleme interessierten, haben einzelne Forschungsprojekte in ihrer Freizeit durchgeführt. Diese Wissenschaftler konnten vielleicht Studenten als Versuchspersonen gewinnen. Verliefen die Versuche erfolgreich und wurden veröffentlicht, veranlaßte dieser Erfolg einige wohlhabende Privatleute dazu, Geldmittel zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Weise wurde die Forschung früher und auch heute noch gefördert.

Die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft war die größte wissenschaftliche Organisation in Amerika. Diese Gesellschaft ist eine Dachorganisation, die kleinere wissenschaftlichen Gesellschaften verschiedener Forschungsgebiete als Mitglieder aufnimmt. Die parapsychologische Gesellschaft hat in den 60er Jahren viermal einen Antrag für die Aufnahme in die Amerikanische Gesellschaft gestellt. Obwohl sie alle schriftlich Anforderungen für die Aufnahme erfüllte, wurde ihr Antrag trotzdem dreimal abgelehnt. Der vierte Antrag aus dem Jahre 1969 gelangte zur Abstimmung und wurde angenommen. Dieser Erfolg könnte einen weiteren Schritt zur Aufnahme der Parapsychologie in die wissenschaftlich Gemeinschaft bedeuten, was aber den Mißkredit der Parapsychologie nicht ganz auslöschen konnte.

Weil sie immer noch diesen Mißkredit hat, kann niemand offiziell sich beruflich Parapsychologe nennen. Die Parapsychologie bildet ein Bild verschiedener wissenschaftlichen Berufe. So wie es aussieht, muß man keine formellen Voraussetzungen erfüllen um auf diesem Gebiet arbeiten zu können. Von den heute aktiven Parapsychologen haben die meisten eine Ausbildung in Botanik, Biologie, Mathematik, Physik, Medizin, Psychologie oder Philosophie absolviert, um nur die häufigsten Fächer zu nennen. Das macht noch schwieriger den Versuch, die Parapsychologie die richtige Anerkennung als eine seriöse Wissenschaft zu erteilen, da sie auch nicht als Beruf angesehen wird. Leider steht die Parapsychologie erst am Anfang, was die Eingliederung in ein reguläres Universitätsstudium betrifft, und es wird sicher noch eine Zeit dauern, bis sie wie andere Studienfächer reguläre Pflichtkurse anbieten kann und bis Studenten mit parapsychologischen Arbeiten einen akademischen Grad erwerben können.

Nur zwei Universitäten in Europa haben derzeit einen Lehrstuhl für Parapsychologie: die Universität Edinburgh (Schottland) und Universität Freiburg.

Das eigentliche Ziel jeder Forschung ist, daß man immer weiter vorankommt. Dazu braucht man weitere Wissenschaftler, die nicht nur durch Interesse gewonnen werden sollten aber auch, und ganz wichtig, durch Studium.

Hoffentlich dauert die Akzeptanz der Parapsychologie in Universitäten nicht so lange wie bei der Geschichte Galileos. Ich bin persönlich der Meinung, daß die grundlegenden Aussagen der Parapsychologie eines Tages als Fakten akzeptiert werden. Wenn dies geschieht, muß die Wissenschaft erkennen, daß der Mensch Fähigkeiten besitzt, die vorher als nicht-existent oder nur als bedeutungslos angesehen wurden. Und das sollte nicht 350 Jahre dauern! Aber die heutigen Parapsychologen müssen erkennen, daß sie eine schwierige Aufgabe vor sich haben und daß sie vielleicht, bis zu ihrem Lebensende, die erwünschte Ergebnisse nicht erreichen können. Aber irgendwann könnte man dies erreichen und deswegen müssen sie hart arbeiten und die Möglichkeiten für Beweise öffnen, wie Galileo vor 370 Jahre getan hat.

4 - Fazit

Wie bereits gesagt, versucht die Parapsychologie einen wissenschaftlichen Status zu erheben. Aus diesem Grund nimmt sie nur Fälle auf, die den Minimalanspüchen einer wissenschaftlichen Untersuchung zu genügen scheinen. Aber manche Ergebnisse können nicht als wissenschaftliches Faktum gesehen werden. Dies erreicht man vielleicht durch weitere Forschung - oder auch nicht. Die Bedeutung solcher Forschungsarbeit liegt darin, daß man ein Gebiet zugänglich gemacht hat, das vorher nur der Religion und dem Aberglauben zugerechnet wurde - beide Gebiete, die für die Forschung unzugänglich sind. Die Stellung eines Forschungsgebietes wirkt immer ganz unterschiedlich auf die Wissenschaftler. Galileo hatte auch keinen Erfolg mit anderen Wissenschaftlern. Das Idealziel eines Forschers ist dann erreicht, wenn auch fachfremde Wissenschaftler zur gleichen Einschätzung gelangen. Dieses Ziel kann niemals völlig erreicht werden, aber der Gegensatz in der Beurteilung kann zumindest verringert werden.

In dem Fall sind aber zwei verschiedene Wissenschaften zu betrachten, die gewöhnliche Wissenschaft und außerordentliche Wissenschaft: die erste spielt sich nur innerhalb festgelegter Grenzen ab. Sie strebt eine Vertiefung von Detailkenntnissen innerhalb eines akzeptierten Rahmens an und setzt neuen wissenschaftlichen Phänomenen, die dieses System gefährden würden, Widerstand entgegen. Umgekehrt befaßt sich die außerordentliche Wissenschaft mit neuen Kenntnissen oder neuen Betrachtungsweisen bereits bekannter Tatsachen, die eine entscheidende Veränderung erfordern.

Im Fall Galileos wollte er was Reales durch ein Fernrohr beweisen, daß nicht mit der „geistigen“ Welt der Religion übereinstimmte. Er revolutionierte die Grundlagen.

Das ist die Tatsache: die Parapsychologie, sowie Galileo in seiner Zeit, stimmt nicht mit der aktuelle wissenschaftliche Ideologie überein und deshalb wird sie immer abgelehnt. Aber sie ist eigentlich auch ein revolutionärer Übergangspunkt der Wissenschaft, wo alle denken müssen, daß es nicht nur um das Materielle geht, sondern daß andere Bereiche des Lebens auch erforscht werden können. Die Probleme, die von der Parapsychologie behandelt werden, haben gemeinsam, daß sie sich alle mit unerklärlichen Phänomenen im Bereich menschlichen Erlebens und Verhaltens befassen.

Aber genau dies betreibt die Wissenschaft: Probleme zu lösen!! Versuchen, alles was unerklärlich ist, zu erklären!

Ich vertrete die Ansicht, daß die Parapsychologie eine Wissenschaft ist, und sogar mehr Willenskraft hat als andere Forschungsrichtungen, weil sie den Mut hat, Dinge zu untersuchen, die total untergeordnet angesehen werden.

Die Parapsychologie verspricht, durch die Untersuchung dieser übriggebliebenen Probleme unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse entscheidend zu vermehren. Man braucht nur daran zu denken, wie die Untersuchung Galileos astronomischer Phänomene neue Perspektiven für die weitere Forschung dieses Gebietes eröffnet hat oder wie die der statischen Elektrizität die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die physikalische Wirklichkeit immens erweitert hat. Wie würde sich die parapsychologische Forschung in den kommenden Jahrhunderten auf unsere weiteren Erkenntnisse über den Menschen auswirken? Welche Bedeutung hätte unser verändertes Verständnis vom Wesen der Menschen? Es wird sich bestimmt viel verändern. Aber das ist und war immer der Weg der Wissenschaft, die im ständigen Wandel ist. Zum Glück ist es ein ständiger Wandel und Wachstum! Aus dem Grund haben wir heute Elektrizität, sanitäre Versorgung, Computer usw.

Manche sagen, daß die Parapsychologie noch in ihrer Anfangsphase ist. Wenn wir es genau betrachten möchten, sollte die Entwicklung jeder Wissenschaft beinhalten:

1. Eine Periode der Verwirrung;
2. Beginn der reifen Wissenschaft mit dem Auftauchen eines Paradigmas, das sich aus einfachen Theorien herausschält;
3. Eine Periode normaler Wissenschaft, in der das Paradigma erforscht und weiter verfeinert wird;
4. Eine Krise, in der zunehmend unerklärlichen Anomalien auftauchen;
5. Bildung eines neuen Paradigmas;
6. Revolutionärer Kampf zwischen altem und neuem Paradigma;
7. Sieg des neuen Paradigmas und Rückkehr zur normalen Wissenschaft.

Ähnlich wie die Theorien von Galileo nach Jahrhunderten doch noch Akzeptanz fanden, können wir noch die Hoffnung haben, daß die Parapsychologie noch nicht in der „Siegsphase“ ist, aber bald daran kommt und daß die Menschen keine Angst mehr vor dem Neuen haben.

5 - Literaturangabe

- Barrington M. A., Mary Rose und Mulacz, Peter. Alles bloßin der Vorstellung - Wenn ja, in wessen Vorstellung? (http://www.t0.or.at/~psi/programm/mindsinn.htm).
- Galilei wegen Ketzerei verurteilt. (http://www.sachsen-info.de/stab/t4/st_4_8IA.htm).
- Haas, Rainer. Galileo Galilei. (http://haas.purespace.de/ast6.htm). 1998.
- Junker, Reinhard. Inwiefern ist die Kontroverse um „ Schöpfung/ Evolution “ mit dem
„ Fall Galilei “ vergleichbar? Studiengemeinschaft Wort und Wissen. Februar, 1991.
- Neue Wissenschaft: Zeitschrift für Grenzgebiete des Seelenlebens. 1965/66. München: Francke.
- Parapsychologie. (http://www.gwup.org/br_parapsy.htm). GWUP Broschüre. Januar, 1998.
- Parapsychologie - Definitionen. (http://www.t0.or.at/~psi/definiti.htm)
- Pratt, J. Gaither. PSI-Forschung heute: Entwicklung der Parapsychologie seit 1960. Freiburg im Breisgau: Aurum-Verlag, 1976.
- Resch, Andreas (Hrsg). Probleme der Parapsychologie: Gesammelte Aufsätze. 2. Auflage. München: Schöningh, 1971.
- Simoncelli, Paolo. Storia de una censura - „ Vita di Galileo “ e Concilio Vaticano II. Milano: FrancoAncelli Storia, 1992.
- Vande Laar, Jürgen. Unerwartete Widerstände. (http://ourworld.compuserve.com/homepages/JuergenvandeLaar/Galilei6.htm).

[...]


1 Staatsoberhaupt in den ehemaligen Republiken Venedig und Genua.

2 Galilei wegen Ketzerei verurteilt. S. 2.

3 Galilei wegen Ketzerei verurteilt. S. 2.

4 Vande Laar, Jürgen. S. 1-2

5 Galilei wegen Ketzerei verurteilt. S. 1.

6 Galilei wegen Ketzerei verurteilt. S. 2.

7 Galilei wegen Ketzerei verurteilt. S. 3.

8 Vande Laar, Jürgen. S. 3.

9 Parapsychologie - Definitionen. S. 1.

10 Barrington, Mary Rose und Mulacz, Peter. S. 20.

11 Barrington, Mary Rose und Mulacz, Peter. S. 9.

12 Barrington, Mary Rose und Mulacz, Peter. S. 6.

13 GWUP Broschüre. S. 1.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Von Galileo Galilei bis zur Parapsychologie - die Geschichte der wissenschaftlichen Zensur
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Veranstaltung
Hauptseminar Zensur und Tabu
Note
2
Autor
Jahr
1999
Seiten
21
Katalognummer
V106821
ISBN (eBook)
9783640050963
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Galileo, Galilei, Parapsychologie, Geschichte, Zensur, Hauptseminar, Zensur, Tabu
Arbeit zitieren
Glauce Maia (Autor:in), 1999, Von Galileo Galilei bis zur Parapsychologie - die Geschichte der wissenschaftlichen Zensur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106821

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