Die USA befinden sich im Krieg – Wirtschaftskrieg. Die USA verfolgen in diesem Krieg das Ziel, mit einem weltweiten Engagement die Staatengemeinschaft der Verfechter eines freien Marktes zu vergrössern. Auf die militärische Strategie umgemünzt ist dieses Engagement flexibel und selektiv. Seit dem Ende des Kalten Krieges sieht sich die USA neuen Herausforderungen gegenüber: Für die USA bedeutet die neue Weltordnung das Ende einer bipolaren Ära. Die neue Ära hält aus US-Sicht nicht minder gefährliche Probleme bereit. Wird in der Geopolitik also alles unilateral?
Die sicherheitspolitischen und militärstrategischen Überlegungen sind aus der nationalen Strategie abzuleiten und orientiert sich am US-amerikanischen Interesse an offenen Märkten, ökonomischem Wachstum und an der Förderung von Demokratie. Darüber hinaus bleibt die eigene Verteidigungskapazität und die sicherheitspolitische Kooperation mit Partnern ein wichtriger Eckpfeiler der US-amerikanischen Sicherheitspolitik.
Die Erfolg der nationalen Strategie ist heute durch andere Kräfte bedroht als noch vor wenigen Jahren. An neue Bedrohungslagen müssen sich die USA anpassen. Fragen zur Einschätzung einer Bedrohungslage und Aussagen über die Qualität künftiger Bedrohungen werden in einem historischen Abriss hergeleitet. Doch worin besteht die neue militärstrategische Doktrin der USA eigentlich, die spätestens seit 9/11 unverkennbar zu installieren versucht wird?
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Herren der Welt
Kapitalistischer Frieden mit Amerika an der Spitze
Die andere Seite
Nationale Strategie
Militärische Strategie (National Military Strategy 1995)
Engagements während Fiedenszeiten
Konfliktprävention
In Kriegszeiten
Zwischenbilanz: Unilateralismus der USA
Eine neue Doktrin?
Anhang
Literatur
Einleitung
Die globalen Aktivitäten der Amerikaner, deren wichtigste Triebfeder der Kapitalismus ist, führten sie in die Hegemonie. Die USA haben aber im Laufe ihrer Geschichte verschiedene aussenpolitische Strategien verfolgt, die als jeweilige Antworten auf die US-amerikanische Wahrnehmung der Weltlage zu verstehen sind. Wichtige Weichen wurden während und nach dem Zweiten Weltkrieg gestellt und bis heute verfolgen die USA eine Weltmission ohne territoriale Eroberung (Pax Americana):
1) Wirtschaftlich: Absicherung auf dem Weltfinanzmarkt (inklusive Rohstoffe)
2) Militärisch: Unverwundbarkeit
3) Politisch: Überlegenheit des eigenen Gesellschaftsmodells
Die Herren der Welt
Für die USA war der Zweiten Weltkrieges ein Krieg mit zwei Fronten. Europa war der eine Kriegsschauplatz, Asien der andere – und an beiden Fronten war die USA kämpferisch involviert. Während man allerdings in Europa mit vielen Verbündeten um eine Befreiung Europas vom Nazi-Regime kämpfte (was ein sehr vages Kriegsziel war), war der Streit um Südostasien klar durch wirtschaftliche Interessen der Open Door Policy motiviert.
Die USA waren im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen Deutschland nachlässig und stark auf einen Sieg bedacht, während langfristige Absichten im Hintergrund standen. Die Sowjetunion verfolgte eine andere Strategie: Sie schlug sich bis nach Berlin vor und setzte sich dort fest. Die USA sahen in einer kommenden subjektiven Rückbetrachtung der Versäumnisse und Eingeständnisse, die sie der Sowjetunion während des Krieges und in der Nachkriegszeit gemacht hatten, ein künftiges Problem.
Interessant ist in diesem Zusammenhang vor allem der Ausgang des Krieges in Asien. Die Strategie besagte nämlich einen Einbezug der Sowjetunion in den Krieg gegen Japan, was sich schon im Krieg gegen Deutschland bewährte. Die überraschend kriegsbeendende Wirkung der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki wendeten die weitere Zusammenarbeit ab. Ein ganz wichtiges Instrument zur Durchsetzung US-amerikanischer Interessen ist der US-Dollar. Die Vereinigten Staaten kämpfen seit dem Beschluss, eine aktive Weltpolitik zu verfolgen, für ihren Dollar als Leit- und Reservewährung, womit sie im globalen Finanzsystems Einfluss und Kontrolle ausüben können-
Die USA waren die eigentlichen Sieger des Zweiten Weltkrieges. Sie entwickelten sich zur grössten Wirtschaftsmacht der Nachkriegszeit und produzierten jetzt mehr als 60 Prozent der weltweiten Industriegüter, erwirtschafteten die Hälfte des weltweiten Bruttosozialproduktes
und besaßen zwei Drittel der globalen Goldreserven. Diese Vormachtstellung wurde durch zwei Faktoren begünstigt. Erstens hatten sie keine zerstörte Infrastruktur (wie bspw. Grossbritannien, Frankreich oder Deutschland). Zweitens beklagten sie viel weniger Kriegsverluste als die anderen Nationen. Drittens verhielt sich der Staat in dieser Zeit wirtschaftlich ausgezeichnet und führte seine Wirtschaft durch Investitionen und die finanzierte Wiedereingliederung der Soldaten (beispielsweise öffentliche Finanzierung eines Collegestudiums für Kriegsveteranen) in die Arbeitswelt an die Spitze.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehrere Wege der strategischen Ausrichtungen diskutiert: Zurück zum republikanischen Isolationismus (wie vor der Weltwirtschaftskrise) und damit zur „Business Civilization“ oder Vollbeschäftigung durch Wirtschaftsplanung und weltweiter Frieden durch die Vereinten Nationen als New Deal. Beide Szenarien hätten eine massive Umverteilung von Macht und Mitteln zur Folge gehabt. So wurde ein dritter Weg gewählt: das imperiale Wachstumsmodell; d.h. wirtschaftliche Expansion ohne territoriale Eroberung.
Amerika entwickelte sich zum politisch, militärisch und wirtschaftlich machtvollsten Global Player. Das Nuklearwaffenmonopol erlaubte ihnen sogar ihre Truppen von 12 Mio. auf 1.5 Mio. Soldaten abzubauen. Die in der Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs sehr reich und mächtig gewordenen Industriellen lenkten die polit-strategischen Überlegungen in kapitalistische Bahnen. Der Währungsfonds und die Weltbank waren dafür geeignete und von den USA beherrschte Institutionen, denn die Expansionsbemühungen scheiterten nach dem Zweiten Weltkrieg an den finanzschwachen Absatzmärkten. Die Asymmetrie verunmöglichte den freien Welthandel. Europa befand sich am Boden und konnte nicht noch mehr ausgeschröpft werden.
Also erpresste man mit den zu vergebenden Krediten viele Länder, unter anderem auch Russland, die sich dem amerikanischen Einfluss aber je länger je mehr entzogen. Die Rede ist vom Marshall Plan oder ERP European Recovery Plan wie der Wiederaufbau Europas offiziell hiess. So flossen die investierten Dollars wieder zurück in die eigenen Staatskassen mit dem Vorteil, dass die Kreditnehmer in der Schuld standen. Aber nicht nur die Finanzkraft bekräftigte die Hegemonie der USA, respektive die Abhängigkeit der europäischen Staaten, auch die militärische Stärke: In dieser Zeit entstand der Brüsselpakt, die militärische Zusammenarbeit von Frankreich, England, den Benelux-Staaten und Amerika. Daraus entstand die spätere NATO. Die dritte Ebene der Hegemonie war die Politik: Durch den Umstand, dass man den freien Weltmarkt (noch) nicht fördern konnte, wollten die USA
zumindest die besten Voraussetzungen dafür schaffen, indem sie mit ihrem Gesellschaftsmodell missionierten.
Kapitalistischer Frieden mit Amerika an der Spitze
Entscheidender Wandel in der Nachkriegspolitik war die Beurteilung der Weltpolitik durch den Nationalen Sicherheitsrat (NSC 68). Dieser Bericht bildete die Grundlagen für die US- Aussenpolitik der nächsten Jahrzehnte. Paul Johnson: "NSC 68 repräsentierte einen historischen Widerruf der traditionellen US-Politik gegenüber der Welt“. Die Truman- Doktrin wurde über Europa hinaus auf Asien ausgeweitet und infolge des verlorenen Nuklearwaffenmonopols wurde eine neue Militärstrategie notwendig.
Der Koreakrieg war der erste grosse Zusammenstoss zwischen dem kommunistischen Osten und dem kapitalistischen Westen. Die USA erlitten erhebliche Verluste. Denn als China in den Krieg mit 200'000 Freiwilligen eingriff, wurde der Einsatz von Atombomben verworfen, da dies womöglich einen Grosskrieg heraufbeschworen hätte, dem die USA militärisch nicht gewappnet gewesen wäre. Es zeigte sich erstmalig, dass die Nuklearbomben vor allem politische Waffen waren, wenig geeignet für den tatsächlichen Einsatz. Die in diesem Krieg gewonnenen Einsichten prägten die US-amerikanische Weltmachtpolitik nachhaltig:
- Die USA beerbten die europäischen Kolonialreiche
- Einengung der politischen Handlungsfelder der Verbündeten in Europa (durch Einbezug von Deutschland)
- aggressive Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion und China (beide galten undifferenziert als kommunistischer Block
- Einmischung bei den Klientenstaaten gestützt auf wirtschaftliche, geheimdienstliche und militärische Faktoren
Die USA verstanden die Situation allerdings nicht als unmittelbar bevorstehende Konfrontation. Vielmehr anerkannten sie die Sowjetunion als Weltmacht, erkannten somit den bipolaren Charakter der Weltpolitik und nutzten die sich daraus ergebenden Möglichkeiten, um die Vorherrschaft in der westlichen Welt zu etablieren und auszubauen.
Die andere Seite
Die einzig wahrgenommene Gefahr war die andere Weltmacht. Das ausgeglichene und im Raketenbereich sogar führende Militärarsenal der Sowjetunion veranlasste erst Eisenhower
und dann auch Kennedy die Bestände an konventionellen und vor allem auch Nuklearwaffenarsenale massiv, in bisher unbekanntem Umfang aufzustocken und somit das Wettrüsten zumindest anzuheizen. Zudem wurden mehrere Militärbündnisse geschlossen:
NATO Nordatlantischer Verteidigungspakt
SEATO asiatischer Verteidigungspakt
CENTO Pakt im Nahen Osten
ANZUS Pakt mit Neuseeland und Australien
Im Kalten Krieg wurde einer der rückblickend wohl schwerwiegendsten und bis heute wirksamer Fehler der Amerikaner begangen: Obschon die sowjetische Gegenseite mitsamt seinem Territorium und seinen verbündeten oder teilweise unterworfenen Staaten akzeptiert wurde, wurde umso heftiger um die Parteilichkeit der dritten Welt gekämpft. Die wirtschaftlich und sozial ärmsten Länder wurden stark destabilisiert, da ihnen nicht wirtschaftliche Hilfe geboten wurde. Im Gegenteil: Sie wurden im Sinne der Bipolarität von der jeweiligen Seite militärisch aufgerüstet.
Im Zuge des globalen Wettrüstens sah sich die Supermacht Amerika mit dem atomaren Erstschlagproblem konfrontiert. Der US-Verteidigungsminister McNamara verkündete als Antwort auf diese neue Ausgangslage im Jahre 1965, dass künftig alle militär-strategischen Überlegungen auf der sog. MAD-Doktrin fussen müssen. (MAD = Mutual Assured Destruction). Der MAD-Doktrin zufolge war das strategische Ziel im Falle eines nuklearen Angriffs, den Gegner mit einem Gegenschlag noch zu zerstören. Das Rezept hiess also: Die Möglichkeit zur Vergeltung schreckt den Gegner vor einem Erstschlag ab.
Die USA konnten sich trotz mehrerer Aufeinanderstösse und zum Teil prestigeträchtigen Niederlagen (Koreakrieg, Vietnamkrieg) jedoch auf der Bühne der Weltpolitik behaupten und haben ihre Vormachtstellung bis heute ausgebaut. Die Sowjetunion zerbrach mit dem Fall der Mauer und Russland tut sich noch heute schwer, einen einflussreichen Platz auf dem Feld der globalen Politik zu finden.
Nationale Strategie
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema des Textes?
Der Text analysiert die US-amerikanische Aussenpolitik und ihre Entwicklung von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges, mit Fokus auf die strategischen und wirtschaftlichen Interessen der USA im globalen Kontext.
Welche drei Hauptziele verfolgten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg (Pax Americana)?
Die USA strebten nach 1) wirtschaftlicher Absicherung auf dem Weltfinanzmarkt, 2) militärischer Unverwundbarkeit und 3) politischer Überlegenheit ihres Gesellschaftsmodells.
Welche Rolle spielte der Zweite Weltkrieg für die USA?
Die USA sahen im Zweiten Weltkrieg zwei Fronten (Europa und Asien) und verfolgten in beiden unterschiedliche Interessen. In Asien war die Open Door Policy ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.
Warum wird die Sowjetunion im Text kritisch betrachtet?
Der Text kritisiert die USA für vermeintliche Versäumnisse und Eingeständnisse gegenüber der Sowjetunion während und nach dem Krieg, welche als zukünftiges Problem wahrgenommen wurden.
Welche Bedeutung hat der US-Dollar im globalen Kontext laut dem Text?
Der US-Dollar wird als ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung US-amerikanischer Interessen betrachtet, da er als Leit- und Reservewährung im globalen Finanzsystem Einfluss und Kontrolle ermöglicht.
Welche Faktoren begünstigten die Vormachtstellung der USA nach dem Zweiten Weltkrieg?
Die USA profitierten von einer unzerstörten Infrastruktur, geringeren Kriegsverlusten im Vergleich zu anderen Nationen und einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik des Staates.
Welche strategischen Ausrichtungen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg für die USA diskutiert?
Es wurden drei Wege diskutiert: 1) Rückkehr zum republikanischen Isolationismus, 2) Vollbeschäftigung durch Wirtschaftsplanung und Frieden durch die Vereinten Nationen und 3) das imperiale Wachstumsmodell (wirtschaftliche Expansion ohne territoriale Eroberung).
Was war der Marshallplan (ERP) und welche Rolle spielte er?
Der Marshallplan (European Recovery Program) war ein Wiederaufbauprogramm für Europa, das von den USA initiiert wurde. Er diente dazu, die europäische Wirtschaft wiederaufzubauen und gleichzeitig die Abhängigkeit der europäischen Staaten von den USA zu erhöhen.
Was war die Bedeutung von NSC 68?
NSC 68 war ein Bericht des Nationalen Sicherheitsrates, der die Grundlage für die US-Aussenpolitik der nächsten Jahrzehnte bildete. Er markierte einen historischen Widerruf der traditionellen US-Politik gegenüber der Welt.
Welche Lehren zogen die USA aus dem Koreakrieg?
Die USA erkannten, dass Atomwaffen vor allem politische Waffen sind und dass eine aggressive Eindämmungspolitik gegenüber der Sowjetunion und China notwendig ist.
Welche Militärbündnisse wurden im Kalten Krieg geschlossen?
Es wurden unter anderem NATO, SEATO, CENTO und ANZUS geschlossen.
Was war die MAD-Doktrin?
Die MAD-Doktrin (Mutual Assured Destruction) war eine militärstrategische Überlegung, die besagte, dass im Falle eines nuklearen Angriffs das strategische Ziel darin bestand, den Gegner mit einem Gegenschlag noch zu zerstören, um so einen Erstschlag abzuschrecken.
Welche Herausforderungen sehen die USA seit dem Ende des Kalten Krieges?
Die USA sehen sich mit dem Ende der bipolaren Ära und dem Beginn einer multipolaren Weltordnung konfrontiert und befinden sich in einem Wirtschaftskrieg.
- Quote paper
- lic. phil Mathias Grimm (Author), 2002, Die Strategie der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106852