Schon hält man "Globalisierung" nur noch für einem Mythos, für eine zeitbedingte Interpretation der Wirklichkeit. Historiker dekonstruieren fleißig mit. Globalisierung, so ist zu hören, habe schon seit Jahrhunderten stattgefunden. Es sei ein langer Prozeß der von der Moderne zu unrecht beansprucht und nun "instrumentalisiert" und "mystifiziert" wird. Müssen wir also unsere Vorstellungen von der "Globalisierung" als einzigartigem Charakter unserer Gegenwart fallenlassen? Haben wir ein Langzeitphänomen zu einem neuzeitlichen Mythos aufgeblasen? Was soll denn eigentlich so neu sein an der "Globalisierung"?
Ich möchte in meiner Arbeit untersuchen, welche Erkenntnisse die Historiker in die aktuelle Globalisierungsdebatte einbringen können. Es soll untersucht werden was Historiker unter "Globalisierung" verstehen und ob die "Globalisierung" aus historischer Perspektive zeitlich relativiert oder aber als ein neuzeitliches Phänomen bestätigt wird. Ich möchte die Einstellung der Historiker dabei weniger aus ihren wissenschaftlichen Schriften und Erzählungen zur Geschichte entnehmen (obwohl auch dies interessant ist und im letzten Teil meiner Arbeit kurz behandelt werden soll), sondern ich werde versuchen der geschichtswissenschaftliche Einstellung zur "Globalisierung" durch die Beobachtung aktueller Forschungsansätze auf die Spur zu kommen.
Ich möchte zeigen welche Ansätze die Historiker nutzen, um über eine nationalstaatliche Interaktionsgeschichte hinaus auch historische Beziehungen und Interaktionen mit, bzw. zu asiatischen oder südamerikanischen Gesellschaften adäquat erzählen zu können. Die Diskussion um die Zugriffsmöglichkeiten auf das Phänomens "Globalisierung", so mein Ansatz, offenbaren äußerst viel über das Phänomen selbst. Daher werde ich, nachdem ich den Terminus "Globalisierung" und die damit verbundenen Vorstellungen und Probleme umrissen habe, darstellen, wie die Geschichtswissenschaft selbst von der ""Globalisierung" beeinflußt wurde und welche Ansätze "reanimiert" bzw. neu entwickelt wurden, um auf diese Entwicklungen zu reagieren. Zum Ende soll dann dargestellt werden, wie Historiker die Globalisierung erzählen und was uns die Geschichtswissenschaft mit ihrer Forschung, letztlich aber auch durch ihre eigene Methodik und Herangehensweise über "Globalisierung" lehrt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die "Globalisierung"- eine Begriffserfassung.
- 2. "Globalisierung" und die Reaktion der Geschichtswissenschaft...
- 2.1 Warum die alte Weltgeschichte sterben mußte und eine Neue geboren wurde.
- 3. Von Weltgeschichte zur "global-history"..
- 3.1 Eine Aufgabe von (Welt-) historischer Größe..
- 4. Wie schreibt man Geschichte im Zeitalter der Globalisierung?.
- 4.1 Interdisziplinärer Zugang
- 4.2 Weltgeschichte über den Kulturen...........
- 4.3 Geschichtswissenschaftliche Methoden/ Ansätze zur Weltgeschichte.
- 4.3.1 Weltgeschichte in Form eines Vergleichs von Nationen und Zivilisationen …………………..\n
- 4.3.2 Weltgeschichte als Geschichte der Transfers, der Beziehungen und Begegnungen
- 4.3.3 "global-history", eine Geschichte der Weltgesellschaft oder eines Weltsystems ......
- 5. Die "Globalisierung" aus historischer Perspektive.
- 5.1 Globalisierung: Neuer Wein in alten Schläuchen?.
- 5.2 Das 19. Jahrhundert als Beginn wirklich globaler Interaktionen?.
- 5.3 Die neue Qualität - Globalisierung als Phänomen des späten 20 Jahrhunderts ...................
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie die Geschichtswissenschaft auf den Begriff und das Phänomen der Globalisierung reagiert. Das Ziel ist es, die historischen Erkenntnisse zur Globalisierung zu untersuchen und zu analysieren, ob sie zeitlich relativiert oder als neuzeitliches Phänomen bestätigt werden können. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der aktuellen Forschungsansätze in der Geschichtswissenschaft und deren Beitrag zur Globalisierungsdebatte.
- Die Entwicklung des Begriffs "Globalisierung" und seine verschiedenen Definitionen
- Die Reaktion der Geschichtswissenschaft auf die "Globalisierung" und die Entstehung neuer Forschungsansätze
- Die Bedeutung von Weltgeschichte und "global-history" in der heutigen Zeit
- Die Rolle des Nationalstaates in der Globalisierung
- Methoden und Ansätze zur Analyse globaler Prozesse in der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Globalisierung ein und stellt die Kontroverse um den Begriff und seine vielschichtigen Interpretationen dar. Sie hebt die Bedeutung der historischen Perspektive für die Globalisierungsdebatte hervor und formuliert die Forschungsfrage der Arbeit.
Kapitel 1 beschäftigt sich mit der begrifflichen Einordnung von "Globalisierung". Es werden verschiedene Definitionen und Perspektiven auf das Phänomen aus ökonomischer, politikwissenschaftlicher und soziologischer Sicht dargestellt. Die Komplexität des Begriffs und die Schwierigkeiten bei der Definition werden aufgezeigt.
Kapitel 2 beleuchtet die Reaktion der Geschichtswissenschaft auf die "Globalisierung". Es werden die Gründe für die Transformation der Weltgeschichte und die Entstehung neuer Forschungsansätze wie "global-history" diskutiert. Die These, dass die Geschichtswissenschaft stark von den realgeschichtlichen Entwicklungen der Moderne beeinflusst wurde, wird aufgestellt.
Kapitel 3 geht näher auf die neuen Programme "Weltgeschichte" und "global-history" ein und untersucht die Bedeutung von Interdisziplinarität und neuen Methoden, um die Vergangenheit in einem globalen Kontext zu erzählen.
Kapitel 4 präsentiert verschiedene Ansätze der Geschichtswissenschaft zur Analyse von globalen Prozessen. Es werden die Methode des Vergleichs von Nationen und Zivilisationen, die Betrachtung von Transfers und Beziehungen sowie die Perspektive der "global-history" als Geschichte der Weltgesellschaft oder eines Weltsystems behandelt.
Kapitel 5 widmet sich der "Globalisierung" aus historischer Perspektive. Es werden die Frage nach der Aktualität von Globalisierungsprozessen und die Rolle des 19. Jahrhunderts als Beginn globaler Interaktionen untersucht. Die "neue Qualität" der Globalisierung im späten 20. Jahrhundert wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Globalisierung, Geschichtswissenschaft, Weltgeschichte, "global-history", Interdisziplinarität, Forschungsansätze, Methoden, Transfers, Beziehungen, Begegnungen, Weltgesellschaft, Weltsystem, Nationalstaat, Moderne, zeitliche Relativierung, neuzeitliches Phänomen.
- Quote paper
- Götz Kolle (Author), 2003, Globalisierung aus historischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10698