Konfliktverhalten im Kindergarten


Hausarbeit, 2001

26 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Konflikte
1. leichte Konflikte
2. mittlere Konflikte
3. schwere Konflikte

III. Konfliktthemen
1. Konflikte zwischen den Kindern
2. Konflikte zwischen Kind und Erzieherin
3. Schwierigkeitsgrade

IV. Konfliktlösung
1. Theorie
2. Schwierigkeitsgrade
3. beste und schlechteste Lösungen
4. Zwischenbilanz
5. Gruppen- und Alleinlösung
a) Alleinlösung
b) Gruppenlösung
c) Ergebnis

V. Konfliktvorbeugung
1. allgemein
2. Gruppen- und Individualvorbeugung
3. beste und schlechteste Vorbeugungsmaßnahme

VI. Schulungen
1. Teilnahme
2. Bereitschaft
3. Erwartungen
4. Was will ich lernen?
5. eine mögliche Schulung

VII. Vorinformation zur Schulung am 24.08.2001 „Konflikte im Kindergarten“

VIII. Protokoll der Schulung vom 24.08.2001 „Konflikte im Kindergarten“

IX. Endergebnis

Literaturverzeichnis

Deißler, Hans Herbert

Alltagsprobleme im Kindergarten - Hilfe für ihre Bewältigung

5. Auflage, Freiburg im Breisgau, 1982

Grünberg, L.; Hauser, P.

Erziehen als Beruf - Eine Praxis- und Methodenlehre

1. Auflage, Köln, München, 1988

Haug-Schnabel, Gabriele

Aggressionen im Kindergarten - Verständnis und Bewältigung

1. Auflage, Freiburg, Basel, Wien, 1996

Kägi, Dr. Christian

Mut zum Konflikt

1. Auflage, München, 1993

I. Einleitung

Konflikte treten in allen Altersgruppen auf. Ich habe mich dazu entschlossen Kindergarten- und Hortkinder im Alter von 0 Jah- ren bis ins Grundschulalter auf ihr Konfliktverhalten zu untersu- chen.

Dazu habe ich 5 Kindergärtnerinnen aus verschiedenen Regionen Brandenburgs und Einrichtungen zum Thema „Konflikte und Konfliktlösung“ zu befragt.

Ich habe zwei Kindergärtnerinnen aus Cottbus befragt, die in einer Kita arbeiten, die sich als sozialpädagogische, familienbegleitende Einrichtung sieht und Experimentierfreude, Mut zum Risiko, Flexibilität, vernetztes Denken etc. fördert. Die Kinder dort sind im Alter von 6 Wochen bis 9 Jahre.

Eine weitere, von mir befragte, Erzieherin hat eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin abgeschlossen arbeitet und zur Zeit in Frankfurt/Oder im Krankenhaus als Kindergärtnerin. Sie beschäftigt sich im Krankenhaus mit den kranken Kindern, um den Krankenschwestern die Arbeit zu erleichtern und die Kinder von ihrer Krankheit abzulenken. Zuvor hat sie jahrelang in einem regulären Kindergarten und in einer Kita in Frank-

furt/Oder gearbeitet. Sie arbeitete im Kindergarten mit Kindern im Alter von 1 bis 6 Jahre und in der Kita mit Kindern von 0 bis 12. Für meine Befragung bezog sie sich jedoch auf die Kindergartenkinder zwischen 1 und 6. Die letzten zwei Kindergärtnerinnen haben eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin in Frankfurt/Oder gemacht. Sie haben im Rahmen dieser Ausbildung in verschiedenen Kinder- gärten in Frankfurt/Oder gearbeitet. Eine der Beiden hat nach Beendigung der Ausbildung in einem Kindergarten in Seelow im Landkreis Märkisch Oderland gearbeitet. Sie haben beide Kinder im Alter von 0 bis 7 betreut.

Für meine Seminararbeit habe ich zwei der Befragten per Fragebogen und die anderen drei persönlich befragt.

Ich wollte herausfinden, was die Einzelnen unter einem Konflikt im Kindergartenalter verstehen und in welche Schwierigkeits- grade diese Konflikte eingeteilt werden, welche Themen bei Kindern im Kindergartenalter zu Konflikten. Wie die Konflikte gelöst werden und wie weitere Konflikte vorgebeugt werden ist der wichtigste und interessanteste Aspekt meiner Befragung. Ich wollte weiterhin wissen, ob die Befragten an einer Schulung zum Thema Konfliktlösung teilgenommen haben und was sie von einer solchen Schulung erwarten würden.

Ich werde versuchen in dieser Arbeit die Antworten die ich be- kommen habe zusammenzufassen und zu systematisieren.

II. Konflikte

Im Bereich der sozialen Beziehungen sind Konflikte unabwend- bar. Sie k ö nnen aber nicht nur Beziehungen scheitern lassen, sondern auch kl ä rend und vertiefend wirken. Die Erzieherin sollte deshalb versuchen Konflikte in den Erziehungsprozess einbeziehen1.

Bei einem Konflikt stehen zwei oder mehrere Ansichten, Mei- nungen, Verhaltensweisen, Auffassungen und Ideen einander entgegen. Diese Gegens ä tzlichkeiten k ö nnen auf mehr als eine Person verteilt sein, ebenso k ö nnen sie innerhalb derselben Per- son als Zwiespalt auftreten. Der Konflikt kann auch unterschied- liche Interessen, Wertvorstellungen, Handlungsweisen oder Richtungen betreffen2. Dies ist eine der vielen Definitionen, die es für den Begriff Konflikt gibt. In meiner Betrachtung von Konflikten im Kindergarten wollte ich jedoch keine Standartde- finition nutzten, sondern herausfinden, was die Erzieherinnen selbst unter einem Konflikt verstehen. Ich werde jedoch den in- neren Konflikt nicht in meine Untersuchung einbeziehen, weil es nicht sehr einfach ist sich in die Psyche eines Kleinkindes einzudenken.

Ich habe die Erzieherinnen darum gebeten eine eigene Definiti-

on abzugeben. Daraus ergaben sich folgende Erklärungen. Ein Konflikt:

- sind zwei verschiedene Meinungen, die durch Worte und Handlungen, aufeinander prallen.
- ist eine Störung, welche die gesamte Kommunikation be- trifft, sich also nicht nur auf die sprachliche Ebene bezieht.
- ist ein Problem zwischen zwei oder mehr Parteien, das ge- löst werden muss.
- ist eine Auseinandersetzung mit Worten und körperlichem Einsatz.
- sind Meinungsverschiedenheiten.

Im Kern sind sich die Aussagen sehr ähnlich. Die meisten Be- fragten waren der Meinung, dass mindestens zwei verschiedene Parteien beteiligt sind, dass er durch verschiedene Meinungen hervorgerufen wird, und dass Worte und/oder Handlungen dabei benutzt werden die Meinungen kund zutun. Es ist zu erkennen, dass die Aussagen auf eine gemeinsame Definition hinauslau- fen:

Ein Konflikt ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen mindestens zwei Parteien die in Worten und/oder Handlungen Ausdruck findet.

Um den großen Bereich der Konflikte etwas übersichtlicher zu gestalten habe ich die Erzieherinnen gebeten die im Kindergar- ten auftretenden Konflikte in drei Schwierigkeitsgrade einzutei- len.

1. leichte Konflikte

Nach den Aussagen der Befragten treten leichte Konflikte am häufigsten auf. Leichte Konflikte sind dabei kleinere Streiterei- en, die häufig von den Kindern selbst gelöst werden, gewaltlose Auseinandersetzungen kleinerer Art, „normale“ oder „alltägli- che“ Streitereien. Kurze Streitereien um Kleinigkeiten, sich in die Wolle kriegen, sprachliche Auseinandersetzungen und klei- nere Meinungsverschiedenheiten zählen hier dazu.

2. mittlere Konflikte

Mittlere Konflikte enthalten schon die ersten Ansätze von Ge- walt. Auseinandersetzungen mit Schubsen, Stoßen, Kratzen etc. zählen dazu. Eine grobe Wortwahl und eine laute Stimme be- gleiten mittlere Konflikte sehr oft. Eine eigene Lösung des Kon- fliktes durch die Kinder ist nun nur noch selten möglich und die Erzieherin versucht durch ihr Eingreifen den Konflikt zu schlichten.

3. schwere Konflikte

Grobe Auseinandersetzungen, körperliche Übergriffe, Rum- schreien, Schubsen und Prügeln sind manchmal Teil eines schweren Konfliktes. In diesem Stadium steigt das Verletzungs- risiko und die Kinder können oft nicht mehr loslassen. Beleidi- gungen und das Ausschließen andere Kinder können auch Teil eines schweren Konfliktes sein. Oft endet ein solcher Konflikt mit den Tränen eines der beteiligten Kinder. Für die Erzieherin- nen ist es in diesem Stadium schwer die Kinder wieder zu beru- higen.

Diese Einteilung in leichte, mittlere und schwere Konflikte wer- de ich im weiteren Verlauf meiner Untersuchung immer wieder heranziehen, um so die Komplexität des Themas etwas zu ver- einfachen. Die Unterscheidung zwischen leichten und schweren Konflikten ist oft einfach. Lediglich die Grenze zu den mittleren Konflikten verschwimmt oft. Dadurch können sich verschiedene Aussagen in den angrenzenden Schwierigkeitsgraden wiederho- len.

III. Konfliktthemen

Im Kindergartenalter sind die Themen, die zu Konflikten führen, für manche Erwachsene eher unverständlich. Doch in der Welt eines 4-Jährigen ist ein rotes Feuerwehrauto viel wichtiger, als eine Krise im Nahen Osten.

Konflikte können innerhalb der Gruppe, also unter den Kindern, auftreten, aber genauso haben die Kinder auch Konflikte mit ih- ren Erzieherinnen. Die Konflikte mit den Erzieherinnen haben aber meist anders gelagerte Themen, als die Streitereien unter den Kindern.

1. Konflikte zwischen den Kindern

Häufige Konfliktthemen sind:

- Spielzeug
- Die Stellung innerhalb der Gruppe
- Süßigkeiten
- Platzverteilung
- Wer spielt mit wem?
- Familie ( z.B. Scheidung der Eltern, Beleidigung von Fa- milienmitgliedern...)
- Kleidung
- Bastel- und Malarbeiten

Die leichteren Konflikte drehen sich meist um bestimmtes Spielzeug, Süßigkeiten, Stifte oder Farbe oder anderes Bastelmaterialien. Spielzeug (z.B. Aufkleber, Bücher, Videos, Videospiele, CDs...) und die Frage „Wer sitzt wo?“ kann Thema eines mittleren Konfliktes sein.

Die schweren Konflikte beschäftigen sich dann schon oft mit bestimmten Stellungsfragen (z.B. „Wer spielt mit wem?“ oder „Wer führt die Gruppe an?“), Beleidigungen der Familie und Probleme aus dem Elternhaus, aber auch das profane Thema Spielzeug kann schwere Konflikte hervorrufen.

2. Konflikte zwischen Kind und Erzieherin

Themen sind hier oft:

- Kind möchte nicht bleiben
- Kind will nicht nach Hause gehen
- Gewalt Anderen gegenüber
- aufräumen
- Essen
- nicht an Beschäftigungen teilnehmen wollen
- mit der Durchführung von Beschäftigungen nicht einver- standen sein
- Platzwahl
- Spielzeugwahl (z.B. mitbringen von Spielsachen)

3. Schwierigkeitsgrade

Die leichten Konflikte haben meist mit den Beschäftigungen zu tun, die die Kinder nicht machen wollen oder anders machen wollen, mit der Platzwahl, dem Essen (überhaupt etwas essen, Zeitpunkt des Essens), Spielmaterialien und Spielsachen. Auch bei den mittleren Konflikten spielt das Essen eine Rolle, obwohl es da öfter um die Manieren beim Essen, das Kosten und Süßigkeiten geht. Außerdem führen mitgebrachte und ande- re Spielsachen (auch die Suche danach) oft zu mittleren Konflik- ten.

Wenn ein Kind überhaupt nicht mit der Betreuerin klarkommt, Gewalt anderen gegenüber anwendet oder unbedingt mit dem Kopf durch die Wand will handelt es sich um einen schweren Konflikt mit einer Erzieherin.

IV. Konfliktlösung

1. Theorie

Theoretisch sollte man beim L ö sen eines Konfliktes von Kindern folgendem methodischen Vorgehen folgen:

1. Den Konflikt identifizieren und definieren.
2. Alternative L ö sungsm ö glichkeiten diskutieren und entwi- ckeln.
3. Alle Alternativen kritisch bewerten und ihre Konsequenzen durchdenken.
4. F ü r die beste annehmbare L ö sung entscheiden.
5. Wege zur Ausf ü hrung der L ö sung besprechen.
6. Nach einiger Zeit die vereinbarte L ö sung kritisch bewer- ten.

Um einen Konflikt zu schlichten sollten immer die Gedanken des Ausgleichens, des Vers ö hnens und der Ann ä herung vorherr- schen.3 Diese Ansätze sind sehr theoretisch und in einem Kon- flikt zwischen zwei 2- oder 3-Jährigen sehr schwer zu realisieren. Die praktischen Vorschläge und Beispiele der befragten Er- zieherinnen weichen deshalb von den theoretischen Überlegun- gen ab.

2. Schwierigkeitsgrade

Bei leichten Konflikten versuchen die Erzieherinnen die Kinder anzusprechen, mit ihnen zu reden und zu erklären was sich falsch gemacht haben oder hätten besser machen können. Sie versuchen manchmal für die Streithähne eine alternative Situati- on zu schaffen, eine neue Situation für die gesamte Gruppe zu schaffen oder Ruhe in die Situation zu bringen. Der Vergleich zu den Eltern hilft den Kindern auch den Konflikt zu lösen. Meistens ist es jedoch so, dass sich die Kinder selbst einigen und die Erzieherin den Konflikt gar nicht mitbekommt oder nicht eingreifen braucht.

Die Probleme ansprechen und mit den Kindern über den Kon- flikt reden sollten die Erzieherinnen auch bei mittleren Konflik- ten. Auch hier versuchen sie nach einem Ersatz für den Streit- punkt zu suchen. Die Kinder werden wieder auf Regeln hinge- wiesen, die es einzuhalten gilt oder entwickeln im Gespräch neue Regeln, um in Zukunft solche Streitereien zu vermeiden. Manchmal werden die Kinder auch zur Seite genommen und/oder getrennt.

Um einen schweren Konflikt zu schlichten sprechen die meisten Erzieherinnen mit einer energischeren Stimme. Dabei müssen sie natürlich darauf achten, dass sie selbst nicht ausflippen und sich unter Kontrolle halten. Sie suchen auch hier das Gespräch mit den Kindern und wenn es die Lage verlangt ebenfalls mit den Eltern. Häufig werden die Kinder in eine „Auszeit“ ge- schickt und getrennt. Das Streitobjekt wird entfernt und eine Ablenkung gesucht. Verhaltensmaßnahmen werden erneut festgelegt und verdeutlicht. Für den Fall, dass der Konflikt gehäuft auftritt und nicht gelöst werden kann, besteht die Möglichkeit sich externe Hilfe, z.B. von Psychologen, zu holen.

Im Allgemeinen sollte die Erzieherin, wenn sie sich dazu ent- scheidet in einen Konflikt einzugreifen, beherrscht, aber ent- schieden eingreifen und ihre eigenen Handlungen kontrollie- ren.4 Das Kind und seine Wut sollte angesprochen werden ( „ Warum bist Du w ü tend? “ , „ H ä tte es eine andere M ö glichkeit gegeben, au ß er den Streit? “ 5 ), nach M ö glichkeit sollte die Er- zieherin das Kind ber ü hren und aus dem Verletzungsbereich entfernen. Durch das Festhalten und zusprechen beruhigt sie das Kind. Die Erzieherin sollte Gespr ä chsbereitschaft signali- sieren, aber das Kind erst austoben lassen, wenn es sich nicht gleich beruhigen kann.6

3. beste und schlechteste Lösungen

Nach eigenen Aussagen der Kindergärtnerinnen ist die beste Lö- sung die Kinder die Probleme allein lösen zu lassen. Die besten Möglichkeiten für die Erzieherinnen zu Handeln ist das Anspre- chen der Kinder und das Führen von Gesprächen. Die schlechtesten Lösungsansätze wären das Kind vor allen an- deren zu kritisieren, Wertungen abzugeben, die Kinder auszu- schimpfen ohne zu ergründen wie es zu dem Konflikt kam und ohne zu begründen warum eine bestimmte Bestrafung erfolgt. Ungerechtes Behandeln, unnötiges Eingreifen und Verbote sind nach Meinung der Erzieherinnen ebenfalls schlechte Möglich- keiten einen Konflikt zu lösen. Wenn die Erzieherin selbst aus- flippt, die eigenen Probleme in den Konflikt trägt oder zu langes Rumdiskutiert wird der Konflikt ebenfalls nicht gelöst.

4. Zwischenbilanz

Um einen Konflikt zu lösen scheint es die erfolgversprechendste Methode zu sein mit den Kindern zu sprechen und gemeinsam Kompromisse zu erarbeiten.

Die befragten Erzieherinnen nannten öfter die Variante den

Kindern eine Alternative zu bieten und vom Konflikt abzulen- ken. Persönlich bin ich von dieser Möglichkeit nicht sehr begeistert. Das Ablenken und Alternativen anbieten beendet den

Konflikt vielleicht für den Moment, doch die Ursache des Prob- lems ist damit nicht behoben. Die L ö sung durch eine sogenannte Problembeseitigung entspricht der Symptombek ä mpfung in der Schulmedizin7 . Das Fieber wäre dann verschwunden, aber Virus würde den Körper immer noch befallen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder ausbrechen und könnte die Lage dann sogar verschlimmern. Dies muss natürlich alles nicht geschehen und im Kindergartenbereich sind die meisten Konflikte nicht so in- tensiv, dass sehr tiefgreifende Konsequenzen zu erwarten sind, trotzdem solle man dieses Verhalten nicht verinnerlichen, weil es sonst auch in allen anderen Lebenssituationen angewendet wird. Immerhin ist es die bessere Variante den Konflikt zu lösen, als vor ihm wegzurennen.

5. Gruppen- und Alleinlösung

Ein Konflikt kann allein zwischen der Erzieherin und dem Streitpaar gelöst werden oder in der gesamten Gruppe diskutiert werden. Natürlich wird diese Entscheidung in jeden Fall indivi- duell getroffen, aber die befragten Erzieherinnen haben da Krite- rien, um diese Entscheidung zu erleichtern. Kriterien sind dabei:

- Wie oft tritt der Konflikt auf?
- Wie oft streitet sich das Kind?
- Wie schwer ist der Konflikt?
- Wollen die Kinder Hilfe bei ihrem Konflikt? Wollen sie, dass die anderen Kinder von ihrem Konflikt erfahren?
- Entwicklungsstand des Kindes
- Bedeutung des Konfliktes

Meist entscheiden die Erzieherinnen selbst, ob sie einen Konflikt in der Gruppe lösen oder allein. Doch wenn die Kinder schon alt und reif genug sind, um mitzuentscheiden, dann wird ihnen diese Möglichkeit eröffnet.

Dies wird aus verschiedenen Gründen so gemacht. Die Kinder sind meist 10 Stunden am Tag zusammen und sollten deshalb die Möglichkeit haben ihre eigene Privatsphäre zu wahren und

Entscheidungen selbst zu treffen. Dadurch lernen sie in einer Gruppe zu leben und sich anderen Kindern anzupassen.

a) Alleinlösung

Nach den Aussagen der Erzieherinnen werden leichte und mitt- lere Konflikte am häufigsten nur von den Streitpaaren und der Erzieherin (wenn sie überhaupt eingreift bzw. eingreifen muss) gelöst.

Eine Alleinlösung ist von Vorteil, da man sich individueller mit der Situation der Kinder auseinandersetzen kann. Andere Kinder können nicht über die Streitparteien tratschen und die Privat- sphäre der Kinder wird gewahrt. Durch ein Gespräch mit der Er- zieherin gewinnt das Kind mehr Vertrauen zu ihr. Und außer- dem werden die anderen Kinder nicht aus ihren Beschäftigungen gerissen, um sich mit dem Konflikt eines Anderen zu beschäfti- gen.

Natürlich hat die Alleinlösung mit dem Betreuer auch Nachteile. Das Kind oder die Kinder bekommt dadurch, wenn auch nur kurz, eine gewisse Sonderstellung. Diese Sonderstellung könn- ten sie selbst negativ interpretieren und sich deshalb von den anderen Kindern abgrenzen wollen. Es könnte sich als etwas Besseres fühlen und den anderen Kinder gegenüber so verhalten. Die Sonderstellung könnte aber auch von anderen Kindern ge- sehen werden, die das Konfliktkind dann ausschließen oder är- gern, was zu weiteren Konflikten führen kann. Durch die isolier- te Behandlung und Lösung des Problems können die anderen Kinder nicht davon profitieren, auch dies kann als Nachteil einer Alleinlösung gesehen werden.

b) Gruppenlösung

Ein Konflikt kann auch in einer Gruppe gelöst werden. Dabei haben alle in der Gruppe die Möglichkeit ihr Meinung zu äußern und Lösungsvorschläge zu bringen. Für eine Lösung in der Gruppe entscheiden sich die Erzieherinnen, wenn das Thema die ganze Gruppe angeht oder der Konflikt bereits in der gesamten Gruppe existiert.

Da mehrere von einer Lösung in der Gruppe lernen können ist diese vorteilhaft. Sie bietet die Möglichkeit eines Erfahrungs- austausches und die Möglichkeit der Vorbeugung. Die Erziehe- rin kann diesen Konflikt als Beispiel nehmen und gemeinsam mit den Kindern Lösungswege und Regeln für die Zukunft erar- beiten. Die Kinder halten sich dann eher an die Regeln, da sie sie selbst aufgestellt haben. Durch die Kritik der anderen Kinder bessert sich ein Kind meist schneller, als wenn Eltern oder Leh- rer den Zeigefinger erheben, auch dieses Ergebnis ist durch eine Gruppendiskussion zu erreichen. Außerdem lernen die Kinder miteinander in einer Gruppe umzugehen.

Die Konfliktkinder können von den Anderen jedoch als Streit- hahn, Heulsuse oder anderes abgestempelt werden oder sogar ganz aus der Gruppe ausgeschlossen werden. Bei einer Alleinlö- sung würde dies etwas diskreter ablaufen. Schüchterne Kinder könnten in einer Gruppenlösung untergehen, sich nicht zu Wort melden oder nicht zu Wort kommen. Eine Diskussion in der

Gruppe kann außerdem dazu führen, dass Kinder nicht die Wahrheit sagen, um in der Gruppe einen Status zu erreichen o- der nicht zu verlieren, was dann zu verfälschten Ergebnissen und Lösungen führen kann.

c) Ergebnis

Es kann keine Entscheidung zwischen der Alleinlösung und ei- ner Gruppenlösung geben, da Beides Vor- und Nachteile hat. In der jeweiligen Situation ist zu entscheiden, welche Möglichkeit die Beste ist. Meist wird den Erzieherinnen diese Entscheidung aus der Hand genommen werden, weil die Kinder den Konflikt eher oder genauso mitbekommen, wie sie selbst. Und da gerade körperliche Übergriffe meist eine große Anziehungskraft auf außenstehende haben wird in schweren Konflikten eine Lösung unter den Augen der Gruppe vorherrschen, wobei die Erzieherin da die Möglichkeit hat die Mitarbeit der anderen Kinder bei der

Lösungsfindung zu unterbinden.

V. Konfliktvorbeugung

Manche Konflikte kann man einfach nicht verhindern, auch wenn man sie kommen sieht. Doch viele Konflikte kann man von vornherein versuchen auszuschalten.

1. allgemein

Im Kindergartenbereich sind die Möglichkeiten da breit gefä- chert:

- Gleichbehandlung aller Kinder
- neue Kinder einbeziehen
- gerecht sein
- Regelmäßigkeit, Absprechen einhalten, Regeln konse- quent befolgen (auch die Erzieherinnen selbst)
- friedliches Miteinander und Zusammenleben fördern
- ein friedliches Klima schaffen8
- auf die Interessen und Neigungen der Kinder eingehen
- Einbeziehung aller in die Auswertung von Konflikten und gemeinsames Erarbeiten neuer Regeln
- bekannte Streitpunkte (z.B. bestimmte Spielzeuge) entfer- nen
- Vertrauen unter den Kindern wecken
- pauschalen Verurteilungen entgegentreten9

Viele der aufgezählten Vorbeugungsmaßnahmen sollten selbst- verständlich Bestandteil der Zielsetzung jeder Erzieherin sein, auch ohne dadurch nur Konflikte vorbeugen zu wollen. Ein friedliches Gruppenklima und Zusammenleben sollte zum Woh- le der Kinder Alltag in einem Kindergarten sein und nicht nur, um der Erzieherin weniger Arbeit durch weniger Konflikte zu bescheren.

2. Gruppen- und Individualvorbeugung

Auch die Vorbeugungsmaßnahmen können sich zwischen Gruppenvorbeugung und individueller Vorbeugung unterschie- den. Gleichbehandlung aller Kinder und die Einbeziehung aller Kin- der in die Auswertung eines aufgetretenen Konfliktes wird si- cherlich eher in der gesamten Gruppe angewendet werden. Ge- nauso wie die gemeinsame Erarbeitung neuer Regeln. Beim Eintritt der Kinder in den Kindergarten nach Besonderhei- ten des Kindes zu fragen, sich Zeit für jedes einzelne Kind und dessen Probleme zu nehmen und es individuell zu unterstützen ist in der Gruppe eher schwierig und eher der Individualvorbeu- gung zuzuordnen. Auch sollte die Erzieherin das heutige, bzw. derzeitige, Befinden des Kindes feststellen und sich dementspre- chend darauf einstellen10 . Individuell kann bei einem Kind ein Konflikt vorgebeugt werden, in dem die Erzieherin regelmäßige Gespräche mit den Eltern führt und gesonderte Gespräche einbe- ruft, wenn sich bei dem Kind Konflikte häufen. Eine Vorbeugungsmaßnahme, die sowohl individuell, als auch in der Gruppe angewendet werden kann und freizügig genutzt werden sollte, ist das Loben. Gelobt werden kann richtiges, den Regeln entsprechendes Verhalten genauso wie Verhalten, welches zwar regelwidrig aber trotzdem richtig war.

3. beste und schlechteste Vorbeugungsmaßnahme

Als beste Konfliktvorbeugungsmethoden haben sich nach Aussage der befragten Erzieherinnen das Loben (besonders nach der Auswertung von Konflikten), Gespräche mit den Kindern und das Ansprechen ihrer Probleme ergeben.

Als schlechteste Vorbeugungsmaßnahme wurden das Abstempeln von Kindern, Strafen und Verbote und zu strikte Regeln, ohne die Kinder mit einzubeziehen genannt.

VI. Schulungen

Da ich selbst an einigen Workshops teilgenommen habe, die sich mit der Lösung und Schlichtung von Konflikten beschäftigt haben hat es mich interessiert in wie weit die von mir befragten Erzieherinnen an einer Schulung teilgenommen haben, ob sie es tun würden und was sie von einer Schulung erwarten würden.

1. Teilnahme

Lediglich eine von mir befragte Erzieherin hat an einer Schu- lung teilgenommen. Die Weiterbildung war speziell für Erziehe- rinnen im Kita-Bereich gedacht und hatte das Thema „Konflikte und Gewalt unter Kindern“. Nach eigenen Angaben hat ihr diese Schulung etwas genutzt, da immer mehr Konflikte in Kindergär- ten und Horten auftreten. Zurückzuführen wäre dies auf die un- terschiedlichen sozialen Umfelder in denen die Kinder leben. Es würde somit nicht ausreichen in den Kita´s ein friedliches Mit- einander zu schaffen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern müss- te gefördert werden und deren Problembewusstsein in Bezug auf Konflikte im Kindergartenbereich geschärft werden.

2. Bereitschaft

Auch wenn lediglich eine Erzieherin an einer Schulung teilge- nommen hat haben alle die Bereitschaft gezeigt an einer Schu- lung teilzunehmen. Sie würden daran teilnehmen, wenn sie neue Verhaltensweisen und andere neue Dinge lernen würden. Es ist ihnen wichtig über Probleme zu reden und sich mit ihnen und den Mitmenschen auseinander zusetzten. Weiterhin glauben sie, dass man Probleme nicht totschweigen sollte und eine Schulung in diesem Bereich nicht nur für den beruflichen, sondern auch den privaten Bereich hilfreich sein würde.

3. Erwartungen

Bevor man zu einer Schulung mit dem Thema Konfliktlösung geht denkt man meist darüber nach, was dort geschehen könnte. Diese Erwartungen haben mich ebenfalls interessiert. Die Erzie- herinnen hatten auch alle sehr viele Erwartungen in Bezug auf eine Konfliktschulung.

Vor Beginn der Veranstaltung wünschen sich die Erzieherinnen:

- schriftliche Vorinformationen was der Inhalt der Schulung sein wird und wie der ungefähre Ablauf geplant ist

- die Schulung sollte speziell auf die Arbeit mit Kindern von 0 bis 6 ausgerichtet sein

Für den Verlauf der Veranstaltung wünschen sie sich:

- Übungen im Rollenspiele, um spezifische Situationen durch zu spielen

- Konkrete, praktische Beispiel wie in bestimmten Situatio- nen reagiert werden sollte

- Diskussionen und Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern

- erfahrenes Personal (erfahren in der Konfliktlösung und erfahren in der Vermittlung von Kenntnissen)

- intensive Hilfestellung

- schriftliche Materialien

Zur Nachbereitung der Schulung:

- schriftliche Materialien zum mit nach Hause nehmen, um

später noch Mal nach zulesen

- wenn möglich Buchempfehlungen

Es lässt sich feststellen, dass die Befragten großen Wert darauf legen am konkreten Beispiel zu lernen und so viel wie möglich praktische Beispiele zu bearbeiten. Dies ist sehr verständlich, da es ihnen im Beruf eher hilft, als eine theoretische Abhandlung über den Umgang mit streitenden Kindern.

Aus meiner eigenen Erfahrung erwarte ich ebenfalls viel Praxis, denn Theorie kann man sich notfalls auch anlesen und eine extra Schulung oder ein Workshop sollen gerade dazu eine Kontrast bilden.

4. Was will ich lernen?

Jeder würde eine Schulung zur Konfliktlösung mit anderen Hoffnungen besuchen und sich andere Dinge für die spätere Anwendung versprechen. Ich wollte gern ergründen welche

Hoffnungen die Erzieherinnen hegen würden. Ich bekam sehr unterschiedliche Antworten:

- Sie wollen verstehen , woher der Konflikt kommt.
- Was die Hintergründe eines Konfliktes sind.
- Sie wollen einen Konflikt durch das Kennen der Ursache besser lösen können. - Sie erhoffen sich Taktiken zu erlernen, um einen Konflikt zu lösen.
- Sie möchten nicht umsonst da gewesen sein (also Neues gelernt zu haben).
- Materialien zum Nachlesen
- Sie hoffe in den entsprechenden Situationen später nicht mehr hilflos zu sein.
- Sie würden gern besser auf bestimmte, auffällige Kinder einwirken können.

Das Verständnis für die Herkunft des Konfliktes lag vielen Erzieherinnen am Herzen. Oft handeln die Leute auf dem Bauch heraus, wenn sie einen Konflikt lösen. Man erfährt aber seltenst warum ein Konflikt überhaupt entsteht. Sobald ein Konflikt gelöst ist beschäftigen sich die Leute mit der Durchführen der erarbeiteten Verbesse- rungen oder Lösungsvorschläge, aber es wird nur selten über den Ursprung des Konfliktes gesprochen. Man ist „froh“ den Konflikt beseitigt zu haben und möchte sich selten noch weiter damit beschäftigen.

5. eine mögliche Schulung

Aus den gesammelten Antworten werde ich versuchen eine schriftliche Vorinformation für eine Konfliktschulung und ein „Scheinprotokoll“ einer Schulung zu entwickeln:

VII. Vorinformation zur Schulung am 24.08.2001

„Konflikte im Kindergarten“

Die Schulung „Konflikte im Kindergarten“ wird sich mit den alltäglichen und eher nicht alltäglichen Problemen in einem Kindergarten beschäftigen.

Ich möchte mich dabei voll und ganz auf Ihre Bedürfnisse einstellen und würde sie darum einige Vorüberlegungen bitten.

Bitte überlegen Sie sich zuvor, was Sie unter einem Konflikt im Bereich des Kindergartens verstehen. Wir werden in der Schulung diese Thema diskutieren

Überlegen sie sich bitte, welche Konflikte Ihnen persönlich die größten Schwierigkeiten be- reiten. Es muss sich dabei nicht, um sehr schwere oder eskalierte Konflikte handeln. Sie kön- nen auch alltägliche, immer wiederkehrende Konflikte zur Schulung mitbringen. In der Schulung werden wir versuchen die mitgebrachten Konflikte in Rollenspielen zu bear- beiten, um ihnen die Lösung in Zukunft zu erleichtern. Die Rollenspiele werden in kleineren Gruppen durchgeführt werden da so verschiedene Lösungsansätze aufgezeigt werden können.

Die Schulung wird um 10.00 beginnen und sollte nicht länger als bis 17.00 dauern. Bitte finden sie sich pünktlich im Raum 162 im Hauptgebäude der Europa Universität Viadrina in der Großen Scharrnstraße 59 ein.

Uns werden während der Dauer der Schulung weitere Räume zur Verfügung stehen, um die Rollenspiele in verschiedenen Räumlichkeiten durchzuführen. Dadurch können die Rollen- spiel so realistisch wie möglich gespielt werden ohne, dass die anderen Gruppen gestört wer- den.

Ich hoffe, dass sie zahlreich zu meiner Schulung und pünktlich erscheinen und jede Menge Ideen und Anregungen mitbringen.

VIII. Protokoll der Schulung vom 24.08.2001

„Konflikte im Kindergarten“

20 Teilnehmer

10.00 - 10.20 Begrüßungsrunde (Wer bin ich? Wo bin ich her? Was will ich hier?)

10.20 - 11.00 Was verstehen wir unter einem Konflikt?

- alle „präsentieren“ ihre Vorstellungen

- es wird über eine gemeinsame Definition diskutiert

(Ergebnis: Ein Konflikt ist das Resultat einer Meinungsverschiedenheit, das zwischen zwei oder mehr Parteien verbal und/oder körperlich ausge- drückt wird.)

- Problemsituationen, die mitgebracht werden sollten werden vorgestellt und erklärt

- es wird abgestimmt, welche Konfliktsituationen in die Rollenspielen durch gespielt werden sollen

11.00 - 11.35 Rollenspiel I

Situation: zwei Jungen im Alter von 4 und 5 Jahren streiten sich um einen Roller

Verteilung: 5 Gruppen mit je 1 Erzieherin, 2 Kindern und 1 Beobachter Ergebnisse:

1. Gruppe: - Kinder diskutieren laut, aber sachlich

- führen an warum sie den Roller haben wollen

- die Erzieherin braucht nicht eingreifen

2. Gruppe: - Kinder beginnen zu schupsen und brüllen sich an

- Kindergärtnerin unterbricht das Schupsen
- sie erfragt warum sie sich streiten
- will heraus finden warum jeder den Roller will
- bietet zweiten Roller an

3. Gruppe - Kinder streiten sich und schlagen sich um den Roller

- Erzieherin trennt die Streitenden
- Erzieherin nimmt Roller ganz aus dem Spiel

4. Gruppe - Kinder schreien sich an

- Erzieherin bittet um Ruhe
- erfragt warum Roller
- schlägt Fahrräder vor, davon sind mehr da

5. Gruppe - ein Kind nimmt den Roller an sich und rennt weg

- Erzieherin ruft beide wieder zusammen
- erfragt wer den Roller zu erst hatte
- teilt den Roller in Zeiten ein, erst der, der ihn zu erst hatte, dann der Andere

11.35 - 11.45 Auswertung der Rollenspiele in den Gruppen

11.45 - 12.10 Auswertung der Rollenspiele in der großen Gruppe

- die unterschiedlichen Verläufe werden dargestellt
- Diskussion über die Handlungsweisen und andere mögliche Reaktionen

12.10 - 12.25 Pause

12.25 - 13.00 Rollenspiel II

Situation: 2 Kinder machen sich über ein anderes Kind lustig und hänseln es Verteilung: 4 Gruppen mit je 1 Erzieherin, 3 Kindern und 1 Beobachter Ergebnisse:

1. Gruppe: - die 2 Kinder beleidigen das Kind sehr massiv

- das Opfer beginnt zu weinen und läuft weg
- Erzieherin tröstet das weinende Kind
- holt es zurück in die Gruppe
- alle Kinder werden zusammen gerufen
- das Opfer darf über die Täter lachen

2. Gruppe: - Opfer beleidigt zurück

- Erzieherin trennt die Kinder
- die Kinder werden alle in eine „Auszeit“ geschickt

3. Gruppe: - Opfer weint

- Erzieherin tröstet das weinende Kind
- erfragt, was los war, warum die Beleidigungen begonnen haben
- spricht dem Opfer Selbstbewusstsein zu

4. Gruppe: - Opfer beginnt die Täter zu schlagen

- Erzieherin geht dazwischen
- erklärt, dass Gewalt kein Mittel ist
- will klären wie es zu der Streiterei kam und warum beleidigt worden ist

13.00 - 13.10 Auswertung der Rollenspiele in den Gruppen

13.10 - 13.35 Auswertung der Rollenspiele in der großen Gruppe

- die unterschiedlichen Verläufe werden dargestellt
- Diskussion über die Handlungsweisen und andere mögliche Reaktionen

13.35 - 14.35 Mittagspause

14.35 - 15.05 Zweite Begrüßung

- Fragen, die offen waren können gestellt werden

- Diskussion unter den Teilnehmern

15.05 - 15.10 Pause

15.10 - 15.50 Rollenspiel III

Situation: zwei Gruppen stehen sich gegen über (3 Kinder gegen 2 Kinder) und streiten darüber wer in der Spielecke spielen darf

Verteilung: 3 Gruppen mit je 1 Erzieherin, 5 Kindern (1 Mal nur 4) und 1 Beobachter

Ergebnis:

1. Gruppe: - Kinder beginnen sich zu prügeln und an den Haaren zu ziehen

- die Situation eskaliert total
- die Erzieherin trennt die Kinder
- schimpft die Kinder mit ruhiger Stimme aus
- sperrt unter den Augen der Kinder die Ecke ab
- Streitkinder werden schlafen gelegt
- sollen darüber nachdenken, was sie falsch gemacht haben
- nach dem Schlafen gemeinsame Gesprächsrunde

2. Gruppe: - verbale Auseinandersetzung

- ein Kind geht petzten
- Erzieherin erklärt, dass petzten nicht sehr nett ist
- teilt die Ecke in verschiedene Zeiten ein
- jeder darf eine halbe Stunde in der Ecke spielen
- die Gruppe mit dem petztenden Kindes darf erst als zweiter

3. Gruppe: - Kinder haben kleiner Handgreiflichkeiten

- Erzieherin bildet einen Stuhlkreis
- diskutiert das Problem mit den Kindern aus (Warum kam es zum Streit?, Welche Alternativen hatten die Kinder in ihren Handlungen?)

15.50 - 16.00 Auswertung der Rollenspiele in den Gruppen

16.00 - 16.30 Auswertung der Rollenspiele in der großen Gruppe

- die unterschiedlichen Verläufe werden dargestellt
- Diskussion über die Handlungsweisen und andere mögliche Reaktionen

16.30 - 16.40 Pause

16.40 - 17.30 Verabschiedung

- Zusammenfassung des Tages
- abschließende Fragen
- Verabschiedung

IX. Endergebnis

Ich habe diese Untersuchung begonnen und hatte keine konkre- ten Vorstellung welches Ergebnis ich erwarten sollte. Ich hatte zwar gewisse Vorstellungen, wie man Konflikte unter Kindern lösen könnte, aber keine konkreten Nachweise. Sehr interessiert hat es mich was die Befragten selbst unter ei- nem Konflikt verstehen und in wie weit sich diese Vorstellungen von einander unterscheiden. Wie bereits festgestellt unterschei- den sich die Definitionen nicht großartig von einander. Ich fand dies etwas überraschend, da ich der Meinung war, dass die Men- schen die Grenzen zum Konflikt unterschiedlicher setzen. Ich war ebenfalls überrascht, dass die Meinungen im Bezug auf eine Schulung im Bereich der Konfliktlösung so nah nebenein- ander liegen. Dass Kindergärtnerinnen und Menschen, die im erzieherischen Bereich tätig sind an solchen Schulungen interes- siert sein sollten habe ich insgeheim vorausgesetzt. Ungewöhn- lich fand ich es, dass so viel nach Rollenspielen in einer solchen Schulung gefragt wurde. Ich persönlich lerne viel von Rollen- spielen, habe aber jedes Mal eine große Angst mich dabei zu blamieren und würde bei einer Schulung ohne Rollenspiele nicht explizit danach fragen und diese Erbitten. Es hat mir aber wieder gezeigt, dass Rollenspiele für den Lernprozeß bei praktischen Angelegenheiten sehr wichtig ist.

Weiterhin habe ich bei meiner Untersuchung eine Menge für den Umgang mit Kindern gelernt. Es ist schwierig Konflikte zwischen Kindern zu schlichten, besonders da man sich als Er- wachsener nicht so einfach in die Lage eines Kindes versetzen kann. Es ist deshalb schwierig eine Universallösung zu finden, die in jeder Konfliktsituation zu einer guten Lösung führt.

Das Ansprechen der Kinder und des Konfliktes ist eine häufig angewendete Möglichkeit einen Konflikt zu lösen. Ich hätte nicht geglaubt, dass dies eine so häufige Lösung ist. Ich hätte mit Kindern wahrscheinlich nicht so viel geredet, sondern sie

lediglich an bestehende Regeln erinnert und auf meine Autorität als Erwachsener vertraut.

Das Ansprechen des Konfliktes ist nicht bei allen Konflikten an- zuwenden. Schwere Konflikte und besonders solche, bei denen die Kinder tätlich werden bedürfen oft einer eher massiveren Maßnahme.

Einige der Lösungen finde ich persönlich eher unangebracht und kann es nicht glauben, dass eine solche Lösung zu einem guten und langanhaltenden Ergebnis führt (wie z.B. das Schaffen einer alternativen Situation). Sie scheinen aber trotzdem ihre Wirkung zu entfalten.

Im Ergebnis habe ich viel zum Umgang mit Kindern gelernt, was mir später bei meinen eigenen Kindern vielleicht helfen wird.

[...]


1 Hauser, EaB, S.153.

2 Kägi, MzK, S.13.

3 Hauser, EaB, S.294.

4 Deißler, AiK, S.95.

5 Haug, AiK, S.70f.

6 Haug, AiK, S.59..

7 Kägi, MzK, S.69.

8 Deißler, AiK, S.101.

9 Deißler, AiK, S.100.

10 Haug, AiK, S. 64.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Konfliktverhalten im Kindergarten
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Veranstaltung
Mediation
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2001
Seiten
26
Katalognummer
V106999
ISBN (eBook)
9783640052745
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Meinung der Korrektorin: Literaturverzeichnis ist etwas kurz, liegt daran, daß es eine empirische Arbeit ist, Überblick über den Gang der Untersuchung fehlt, Teil IV und V könnten genauer sein, Teile VI und VII originell und gelungen, die fiktive Schulung hätte noch Mal den Befragten vorgelegt werden können, leider viele Kommafehler
Schlagworte
Konfliktverhalten, Kindergarten, Mediation
Arbeit zitieren
Maria Bader (Autor:in), 2001, Konfliktverhalten im Kindergarten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106999

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