Analyse und Interpretation des Gedichtes -Verfall- von Georg Trakl


Hausarbeit, 2001

16 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Georg Trakl: Verfall

Dichter und Daten

Die Jahrhundertwende -

Eine Zeit des Umbruchs

Die Metrik des Gedichtes: Verfall

Interpretation

Vergleiche und Metaphern

Weitere stilistische Mittel

Schlußwort

Literaturverzeichnis

Georg Trakl: Verfall

Verfall

Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,

Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,

Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,

5 Entschwinden in die herbstlich klaren Weiten.

Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten

Träum ich nach ihren helleren Geschicken

Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken.

So folg ich über Wolken ihren Fahrten.

10 Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern.

Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen.

Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern,

Indes wie blasser Kinder Todesreigen

Um dunkle Brunnenränder, die verwittern,

15 Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen.[1]

Dichter und Daten

Am 3. Februar 1887 wurde Georg Trakl in Salzburg als viertes von sechs Kindern geboren. Sein Vater, Tobias Trakl, war Eisenhändler und mit seiner bereits zweiten Frau Maria Catharina Trakl, geborene Halik verheiratet. Seine Jugend verbrachte Georg Trakl mit seiner Familie in Salzburg. Dort besuchte er mit fünf Jahren zunächst die der katholischen Lehrerbildungsanstalt angeschlossene Übungsschule und weitere fünf Jahre später, im Herbst 1897

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

kam Trakl auf das

Staatsgymnasium. Dort mußte er

die vierte Klasse wiederholen, aber

schon zu dieser Zeit schieb der

junge Georg Trakl Gedichte und

war Mitglied des Dichter-Zirkels

„Apollo“. Am Ende der siebten

Klasse wurde Trakl wieder nicht

versetzt und verließ das

Gymnasium, woraufhin ihn sein

Vater für die Apothekerlaufbahn

bestimmte. Nach der Absolvierung

eines dreijährigen Praktikums in

der Apotheke „Zum weißen

Engel“ in Salzburg studierte er

Pharmazie an der Universität in

Wien. Im Herbst 1910 schloß er

sein Studium mit dem

Gesamtprädikat „genügend“ als

Magister der Pharmazie ab. Georg Trakl; Mai 1914[2]

Schließlich ließ er sich als Militärmedikamentenbeamter aktivieren, arbeitete jedoch nur ein halbes Jahr in der Apotheke des Garnisionsspitals in Innsbruck, dann hielt er die Anstrengungen dieses Dienstes nicht mehr aus und ließ sich in die Reserve versetzen. Daraufhin nahm ihn sein Freund Ludwig von Ficker, der Herausgeber des „Brenner“ - einer Halbmonatszeitschrift in der einige von Trakls Gedichten veröffentlicht wurden - bei sich auf.

Nach einem dramatischen Erlebnis nach der Schlacht bei Grodek im August 1914, wo er in seiner Verzweiflung versuchte sich selbst umzubringen wurde er im September in das Garnisonsspital in Krakau zur Beobachtung des Geisteszustandes eingewiesen. Am Abend des 3. Novembers 1914 starb Georg Trakl infolge einer Kokainvergiftung im Alter von 27 Jahren.[3]

Die Jahrhundertwende – eine Zeit des Umbruchs

„Die Lyrik Georg Trakls nimmt innerhalb der österreichischen Literatur eine besondere Stellung ein. In ihr sind alle künstlerischen Tendenzen vereinigt, die am Beginn des letzten Jahrhunderts zur Ausbildung einer österreichischen Moderne beigetragen haben.“[4] Seine Gedichte spiegeln die Stimmung unter den Menschen zur Zeit der Jahrhundertwende wider. Trakls frühe Werke weisen „eher zurück auf Trakls Herkommen vom Jugendstil. Für Jugendstil in der bildenden Kunst wie in der Dichtung ist charakteristisch die Darstellung der Natur fern von allen (hässlichen) Merkmalen der Gegenwart, d.h. in einem willkürlichen Ausschnitt als Park oder Garten [...].“[5]

„Wie eng verflochten Trakl mit der Kunst der Jahrhundertwende war, wird deutlich im Motiv des Gartens, einem Motiv, [...] das für einen Schlüssel zum Verständnis der historischen Entwicklung“[6] gehalten wird. In Gedichten und lyrischen Dramen des Jugendstils, zum Beispiel auch von Hofmansthal, soll das empfindsame Ich „durch Mauern und festverriegelte Tore vor der Häßlichkeit und Gemeinheit der Außenwelt bewahrt werden. [...] Auch in Trakls früheren Gedichten bis 1908 ist der Garten [...] der Schauplatz für ein Leben, das sich in den schönen Schein rettet; es sind ‚seltsam belebte, schimmernde Gärten‘, die zum Verweilen einladen. Doch bald verändert sich

[...] der ‚abendblaue‘, ‚dämmervolle‘ Garten in einen, in dem ‚Schuldige wandeln‘“[7] und der den genannten Verfall genauso enthält und ausstrahlt wie die Außenwelt.

[...]


[1] „Georg Trakl – Das dichterische Werk“; DtV 1972; 16. Auflage 2001; S.35

[2] „Georg Trakl – Die Dichtungen“, 11. Auflage; Otto Müller Verlag Salzburg 1938

[3] Vgl. „Georg Trakl – Die Dichtungen“, 11. Auflage; Otto Müller Verlag Salzburg 1938 S. 5-7; und „Georg Trakl – Das dichterische Werk“; DtV 1972; 16. Auflage 2001, S. 317-323.

[4] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985

[5] Franz Karl von Stockert; Lyrik des Expressionismus“; Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1999

[6] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985

[7] Alfred Doppler; „Die Lyrik Georg Trakls“; Böhlau Verlag 1985

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Analyse und Interpretation des Gedichtes -Verfall- von Georg Trakl
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die Literaturwissenschaft
Note
2,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V10700
ISBN (eBook)
9783638170574
Dateigröße
464 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Interpretation, Gedichtes, Georg, Trakl, Einführung, Literaturwissenschaft
Arbeit zitieren
Julia Kurz (Autor:in), 2001, Analyse und Interpretation des Gedichtes -Verfall- von Georg Trakl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10700

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