Das Elend der Welt


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

14 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. DAS ELEND DER WELT
1.1.Einleitung
1.2. Position und Perspektive
1.3. Ortseffekte
1.3.1. Physischer Raum und Sozialraum (Feld)
1.3.2. Über Amerika als verkehrte Utopie
1.4. Die Abdankung des Staates
1.4.1. Rechte und linke Hand des Staates
1.4.2. Die Schule der Subproletarier
1.4.3. Geschichte umschreiben
1.5. Abstieg und Niedergang
1.6. Die intern Ausgegrenzten
1.6.1. Der Wandel des Bildungssystems
1.6.2. Demokratisierung des Schulwesens
1.6.3. „entwertete“ Titel
1.6.4. „nicht fühlbare“ Ausgrenzungspolitik
1.7. Widersprüche des Erbes
1.7.1. Familie
1.8. Verstehen
1.8.1. „gewaltfreie“ Kommunikation
1.8.2. Eine geistige Übung
1.8.3. Eine realistische Konstruktion
1.8.4. Risiken der Niederschrift
1.8.5. Die Vorworte

1. DAS ELEND DER WELT

Zeugnisse und Diagnosen alltäglichen Leidens an der Gesellschaft

1.1.Einleitung

„ Wir legen hier Zeugnisse vor, die M ä nner und Frauen uns hinsichtlich ihrer Existenz und ihrer Schwierigkeiten zu existieren anvertraut haben. “ (Bourdieu et al. 1997, S.13)

„ Nicht bemitleiden, nicht auslachen, nicht verabscheuen, sondern verstehen “, (Bourdieu et al. 1997, S. 13), lautet die Ideologie der 18 Sozialforscher bezogen auf diese Studie, die Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre durchgeführt wurde.

Das Buch handelt vom alltäglich empfundenen Elend, welches in Frankreich, in einem westeuropäischen Sozialstaat von Massen erlebt wird.

Es geht um Arbeitslosigkeit, verwahrloste Wohngebiete, die Zuteilung ungleicher Chancen durch das Bildungssystem, den daraus resultierenden Ausschluss vieler vom Arbeitsmarkt und um den Rückzug des Staates aus dem Gebiet der Daseinsfürsorge und Daseinsvorsorge.

Menschen in den verschiedensten sozialen Rollen kommen zu Wort, die sonst öffentlich nicht zu Wort kommen.

1.2. Position und Perspektive

In diesem Kapitel bringt Bourdieu zum Ausdruck, dass Elend nicht im Sinne von „um Leben oder Tod“ verstanden wird, sondern dass es um das „ positionsbedingte Elend “ (Bourdieu et al. 1997, S. 19) geht, welches sich aus der Sicht derer ergibt, die es erfahren. Es handelt sich um das subjektiv empfundene Leid, welches anhand der Lebensgeschichten der Menschen rekonstruiert wird, worin der Habitus zum Ausdruck kommt und das nach Bourdieu nur verstehbar ist, wenn man die Position dieser Menschen im Raum einnimmt. Die dieses „ positionsbedingte Elend “ relativierende Sichtweise, dass es schlimmeres gibt, lässt nur einen eingeschränkten Blick auf das subjektiv erfahrene Leid zu (S. 17ff).

Die einzelnen Textabschnitte dieses Kapitels beschreiben die Folgen des Zusammenlebens von Menschen, die gezwungen sind, nebeneinander und somit miteinander zu leben, denen alleine eine schlechte ökonomische Lage gemeinsam ist.

In diesem Zusammenhang wurden die französischen Banlieus untersucht, jene aufgegebenen, nicht integrierten, Vorstädte und Siedlungen, welche einerseits aus kleinen Einfamilienhäusern, die meist von Arbeitern und Kleinbürgern bewohnt werden, andererseits aus aneinandergereihten „Betonbunkern“, in denen die Immigranten wohnen, bestehen (S. 21ff).

Es kommt zu Konflikten, die durch ein Aufeinanderprallen verschiedener Lebensstile und Interessen entstehen. Dieses Aufeinanderprallen wird durch die soziale Interaktion vor allem am Wohnort aber auch am Arbeitsplatz gefördert: „ Innerhalb jeder einzelnen dauerhaften Gruppe (Nachbarn eines Viertels oder Hauses, Arbeitskollegen usw.) als dem lebenspraktischen Horizont aller Erfahrungen werden die die unterschiedlichen Klassen, Ethnien und Generationen trennenden Gegens ä tze insbesondere im Bereich des Lebensstils, wahrgenommen und erlebt ... “ (S.18).

Es reicht nicht aus, die verschiedenen Standpunkte einzeln und getrennt zu erklären, erst durch das Nebeneinanderstellen der gegensätzlichen Positionen und Weltsichten wird verstehbar, wie unvereinbar die in der „sozialen Vernunft“ begründeten Standpunkte sind ( S.17).

Zu Wort kommen unter anderem Menschen, die Tür an Tür leben und sich in einem dauernden Nachbarschaftskonflikt befinden:

Die Stadtverwaltung hat in einer Arbeitersiedlung einige Häuser gekauft und sie zügig und unrenoviert an Einwandererfamilien mit Wohnungsnot vermietet. So auch einer algerischen Familie, die jetzt direkte Nachbarn einer französischen Kleinbürgerin sind. Diese empfindet ihr erreichtes Lebensziel, ein eigenes Häuschen zu besitzen, durch die Anwesenheit dieser Familie entwertet. Die Französin spricht davon, dass kein Konsens zustande kommt, dass keine gemeinsame Meinung herrscht. Sie empfindet das Spielen der Kinder als Lärm, das „Kommen und gehen“ Fremder als Belästigung (S. 43ff).

Es kommt zu einer „illegitimen Besetzung eines Raumes“, da die Einwanderer die Kapitalvoraussetzungen nicht erfüllen (S. 165).

„ Wollen sie sich nicht deplaziert f ü hlen, so m ü ssen diejenigen, die in einen Raum eindringen, die von seinen Bewohnern stillschweigend vorausgesetzten Bedingungen erf ü llen. “ (S. 165).

Geschildert wird auch sie Situation des Hausmeisters, der gezwungen ist, in der Siedlung zu wohnen, da er am Wohnort auch seine Arbeit verrichtet. Er ist permanent mit der Zerstörungswut der Jugendlichen konfrontiert und sieht, durch die Wahl von Le Pen, den letzten Ausweg, um Ordnung zu schaffen (S. 141ff).

Die grössten Probleme des Zusammenlebens ergeben sich durch Lärm, Schlägereien, Vandalismus und Verfall, welche zum Grossteil auf die Jugendlichen zurückzuführen sind, die anfangs in ihrer schulischen Karriere scheitern und folglich durch den Ausschluss vom Arbeitsmarkt in „ Entbehrung und Armut “ (S. 29) leben müssen (S. 29f).

1.3. Ortseffekte

Denjenigen, die am öftesten über die Probleme der Banlieus oder der Ghettos öffentlich sprechen, Journalisten, Medien, Politiker, ist die Wirklichkeit weitgehend unbekannt. Diese suchen die Ursachen der entstandenen Missstände am Platz der Beobachtung selbst. „ Und dennoch deutet alles darauf hin, dass das Wesentliche des vor Ort zu Erlebenden und zu Sehenden “ ( S. 159), die Wurzel des Übels ganz woanders hat.

1.3.1. Physischer Raum und Sozialraum (Feld)

Der physische Raum umfasst jene Bereiche, an denen sich eine Person oder ein Ding befinden kann.

Der Ort ist jener Platz beziehungsweise jene Position im physischen Raum, an dem sich eine Person oder ein Ding konkret befindet. Dieser eingenommene Raum lässt sich durch die Ausbreitung, im Hinblick auf die besetzte „ Oberfl ä che und das Volumen “ (S. 160), definieren.

Der Ort, also der eingenommene physische Raum, stigmatisiert, die sich an ihm befindenden Menschen, in positiver oder negativer Weise.

Die Position des Menschen im Sozialraum spiegelt sich in dem von ihm, dauerhaft oder vorübergehend, eingenommenen physischen Raum wider, den er im Gegensatz zu anderen innehat.

Der besetzte, angeeignete Raum funktioniert als „ Symbolisierung des Sozialraumes “ (S. 160). Deutlich wird dies am Beispiel des Obdachlosen, der ohne „Hab und Gut“ keine gesellschaftliche Existenz innehat (S. 161).

Soziale Räume werden von verschiedenen Klassen und Milieus besetzt, wobei die Menschen in den verschiedenen Feldern ungleiche Chancen bezüglich der „ Aneignung des Raumes “ (S. 163) haben. Diese Klassen und Milieus, die ständig um die Aneignung kämpfen und konkurrieren, grenzen sich durch Distinktion voneinander ab, was bedeutet, dass der Sozialraum nicht nur im physischen Raum, sondern auch in den Denkstrukturen der Menschen eingeschrieben ist (S. 163).

Es gibt Eigenschaften, welche bei der “ legitimen Besetzung eines Ortes “ (S., 165)

vorausgesetzt werden, die in diesen Denkstrukturen eingeschrieben sind. „Legitim“ bezieht sich auf die Anerkennung der sich schon in den Räumen befindenden Menschen. Die Fähigkeit, sich Raum legitim anzueignen, hängt vom Kapitalbesitz in seinen verschiedenen Formen ab (S. 165f).

Kapital ermöglicht es, sich begehrten Personen und Dingen zu nähern, unerwünschte fernzuhalten, „ Lokalisierungsprofite “ (S. 163), in Form von räumlicher Nähe zu GesundheitsBildungs- Kultureinrichtungen, sowie „ positions- oder rangspezifische Profite “ (S. 163) durch zum Beispiel einer angesehenen Wohnadresse, wahrzunehmen. Die Macht über den Raum ist somit zugleich Macht über die Zeit (S. 163f).

Das Eindringen in gewisse Räume erfordert nicht nur ökonomisches und kulturelles Kapital sondern auch soziales. Durch den „Club Effekt“ (S. 166) kommt es zu einer „ dauerhaften Ansammlung von Personen und Dingen, denen es gemein ist, nicht gemein zu sein “ (S. 166).

Somit kommt es zu einer Konzentration von, als positiv empfundenen, Gütern und ihren Besitzern an bestimmten Orten, welche in jeder Hinsicht jenen Orten gegenüberstehen, die von der armen Bevölkerung besiedelt werden (S. 161f).

Ist die Verfügbarkeit von Kapital gering, verstärkt für die Betroffenen „ ...der Mangel an Kapital ... die Erfahrung der Begrenztheit: er kettet an den Ort “ (S. 164).

Es entstehen also Räume, deren Inhaber eine strukturähnliche Position in ihren spezifischen Feldern innehaben (S. 161). So kann es zum Beispiel vorkommen, „dass sich Akteure ... wie junge Führungskräfte und mittlere Angestellte fortgeschrittenen Alters zu einem bestimmten Zeitpunkt ... in benachbarten Wohngebieten wiederfinden können“ (S. 165).

Die Kämpfe um den Raum können aber auch auf einer kollektiven Ebene betrachtet werden. Diese Kämpfe betreffen die staatliche Politik: Wohnungspolitik, sozialer Wohnungsbau, Entwicklung der öffentlichen Infrastruktur.

Der Staat verfügt über eine gewaltige „ Macht ü ber den Raum “ (S. 166). Die vom Staat durchgeführte „ politische Konstruktion des Raumes “, die „ Konstituierung homogener Gruppen auf r ä umlicher Basis “ (S. 167), ist zum Grossteil für die Situation in den Banlieus verantwortlich. (S. 166f).

1.3.2. Über Amerika als verkehrte Utopie

In diesem Kapitel geht es um die amerikanischen Ghettos, welche durch eine Abwesenheit gekennzeichnet sind, der „ Abwesenheit des Staates und all dessen, was damit zusammenh ä ngt “ (S. 159), und um die Abgrenzung französischer Banlieus von diesen, vor allem weil der, von den Medien und Politikern, öffentlich geführte Diskurs direkte Gleichheiten zu unterstellen versucht. Diese Unterstellung führt zu einer verstärkten, negativen Stigmatisierung dieser Gebiete, die aus den französischen Vorstädten verrufene Gegenden macht und verhindert eine gründliche Analyse der wirklichen Ursachen, die für das Entstehen der „Vorstadtprobleme“ verantwortlich sind. Ghetto und Vorstadt, beide Räume sind zwar Gebiete sozialer Exklusion, unterscheiden sich jedoch in ihrer sozialen Zusammensetzung und in der Intensität des Gefühls der Unsicherheit der darin lebenden Menschen (S. 169f).

Bourdieu spricht von einer „ urbanen Politik der geplanten Verwahrlosung “ (S. 171). Diese Verwahrlosung drückt sich aus durch die Abwesenheit des Staates (Polizei, Schule, Gesundheitsfürsorge, Vereine...) aber auch durch die Abwesenheit der Handelsökonomie in Form von Geschäften, Banken... (S. 171f).

Frankreich ist nicht Amerika, es könnten aber Bedingungen geschaffen werden, die eine Angleichung fördern, vor allem durch eine neoliberale Politik des Abbaus des öffentlichen Sektors (S. 178).

1.4. Die Abdankung des Staates

Bourdieu klagt den Staat sozusagen wegen „Unterlassung der Hilfeleistung“ an.

Der Staat hat sich aus vielen Gebieten der Daseinsfürsorge und der Daseinsvorsorge zurückgezogen. Der Rückzug des öffentlichen Dienstes, der mit Ineffizienz in Verbindung gebracht wird und die seit den 70er Jahren vollzogene Wohnungspolitik (Abschaffung direkter Unterstützung und Dienstleistungen und Abschaffung der öffentlichen Bauförderung durch Ersetzung der Baubeihilfen durch personenbezogene Mietbeihilfen), die nur auf eine Stärkung der Kaufkraft abzielt, haben, in einer Situation der Wirtschaftskrise, mit der damit einhergehenden Arbeitslosigkeit, das Entstehen der „Problemvorstädte“ begünstigt (S. 207ff).

1.4.1. Rechte und linke Hand des Staates

Als die „linke Hand des Staates“ bezeichnet Bourdieu jene Menschen und Institutionen, die für „das Soziale“ verantwortlich sind, dafür, „ die unertr ä glichsten Auswirkungen...der Marktlogik zu kompensieren “ (S. 210), ohne jedoch die nötigen Mittel zur Verfügung zu haben.

Polizisten, Richter, Sozialarbeiter, Streetworker, Lehrer, Erzieher, all diese „staatlichen Akteure“ erfahren dienstlich Widersprüche, welche in „ double bind Effekten “ (S. 210) zum Ausdruck kommen. Es handelt sich um Rollenkonlikte, da sie einerseits den Interessen der Betroffenen, andererseits den der Institution, verpflichtet sind, widersprüche zwischen Berufsideologie und Berufsrealität.

„ Sie durchleben die Widerspr ü chlichkeiten eines Staates, dessen rechte Hand nicht mehr wei ß , oder, gar noch schlimmer, nicht mehr will, was die linke in Form immer schmerzhafterer double binds tut “ (S. 210).

In diesen Berufen wurde eine gewisse Opferbereitschaft festgestellt, das Gefühl, über den Beruf hinaus, für die Betroffenen verantwortlich zu sein (S. 210, ANM).

Je aktiver und engagierter sie sind, umso mehr stellen sie das System und die damit verbundenen Hierarchien in Frage (S. 238).

Die widersprüchliche Situation des Strafrichters kommt darin zum Ausdruck, dass er durch die Massnahmen der Straferleichterung den Richterspruch abwandelt und reduziert. Dies führt dazu, dass er verdächtigt wird, das abzuschwächen, was der Richter des Gerichtshofes, der sich für eine Inhaftierung entschied, erlassen hat und somit die Autorität der Justiz in Frage zu stellen obwohl diese Massnahmen gesetzlich vorgeschrieben sind (S. 237ff).

Widersprüchlich ist auch die Situation des Streetworkers, der mit Drogenabhängigen arbeitet und auch ausserhalb der Dienstzeit vollen Einsatz zeigt.

Er verhindert Verhaftungen, holt die Betroffenen von der Polizeistation ab, unterstützt sie gegenüber Richtern und Staatsanwälten, besorgt ihnen Ersatzstoffe ohne Rezept, stellt gefälschte Lohnbescheinigungen aus.

Er stellt sich voll und ganz hinter „seine Schützlinge“ und somit, indem er „fälscht und mogelt“ (S. 241), gegen die Institution, die ihn nicht anerkennt, da er schwer einzuordnen ist, weil er die Nächte in Bars und auf der Strasse verbringt (S. 241ff).

„ Die Aufopferung f ü r die Institution, die M ü he die es kostet, um die positiven M ö glichkeiten umzusetzen, die sie bietet und um wirklich die Mission zu erf ü llen, mit der sie betraut ist, wird von der Institution bei weitem nicht belohnt “ (S. 238).

1.4.2. Die Schule der Subproletarier

Viele Probleme, die von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern erlebt werden, hängen mit der Schule und mit den von ihr ausgelösten Hoffnungen zusammen. Bourdieu sieht in der Schule die Ursache für die Schwierigkeiten vieler junger Menschen, welche alle charakteristischen Merkmale für das Subproletariat aufweisen.

Diese Merkmale wurden ihnen durch die Folgen eines verlängerten Schulaufenthaltes und somit durch das Fernbleiben vom Arbeitsmarkt eingeprägt. Sie sind gezeichnet durch eine, sich ständig wiederholende, „ Erfahrung des Scheiterns “ (S. 211), die mit der „ Unterbrechung des einfachen Reproduktionszyklus der Arbeiter “ (S. 212) beginnt. Dadurch entsteht eine Ablehnung der manuellen Arbeit, vor allem der Fabrikarbeit, eine Ablehnung der Lage der Arbeiter und somit eine Abneigung gegenüber der einzigen Zukunftsperspektive. Die „ Erfahrung des Scheiterns “ drückt sich auch in der Feststellung aus, mangels Kapital, unfähig zu sein, einen Bildungsabschluss zu erreichen und ohne Freizeitgestaltungsmöglichkeit und Zugang zu Konsumgütern, an verwahrlosten, heruntergekommenen Orten „festgekettet“ zu sein (S. 211ff).

Besonders betroffen sind die jungen Einwanderer, vor allem maghrebinischer Herkunft. Ihre Situation wird durch ihr „negatives symbolisches Kapital“ (S. 212) verschärft.

Ihre Eltern, selbst aus der Gesellschaft ausgeschlossen, können ihnen kein Gefühl der Daseinsberechtigung bieten und ihre Kinder schon gar nicht auf die Schule vorbereiten (sie sprechen oft selbst nicht französisch).

Sie sind sowohl durch Mittellosigkeit vom Heimatland abgeschnitten als auch in ihrem „ ...sozialen Wohnumfeld, das die Haushalte in Abh ä ngigkeit von verf ü gbaren Wohnungen und den Einkommen und nicht, wie in den Elendsquartieren, in Abh ä ngigkeit von Verwandtschaftsbeziehungen “ (S. 213) vergibt, isoliert.

Es gibt keine Sicherungsnetze, die in der Lage sind, soziale Abstürze aufzufangen (S. 212ff).

Viele Jugendliche sind in einer Gewaltspirale gefangen, deren Auslöser meist Mutproben sind, später zerstörerischer Vandalismus.

Dieses Verhältnis führt zu einer Herrschaft der Banden, die zum Teil schon in der Schule gebildet werden: „ Und denen, die dieser Herrschaft ausgeliefert sind, stehen nur zwei Auswege offen: Entweder resignierte Unterwerfung und R ü ckzug ins Leiden und den Ha ß , der die globalen und undifferenzierten Verurteilungen des rassistischen Essentialismus erzeugt, oder Wegzug, der die Degradierung und Stigmatisierung des verlassenen Ortes nur noch verdoppelt “ (S. 214).

1.4.3. Geschichte umschreiben

Bourdieu bringt zum Ausdruck, dass das entstandene Elend durch unbeabsichtigte Konsequenzen des Handelns entstanden ist. Nun geht es darum, die im Lauf der Geschichte gewachsenen Missstände zu dekonstruieren (S. 214).

Die Probleme der vergessenen Orte mit ihren Bewohnern sind eines der Hauptthemen des politischen Kampfes, welcher komplexe Erklärungen zerstört.

Die Front National ist sich der herrschenden Ängste und Sorgen bewusst und schlägt eine Strategie ein, die auf Rassismus beruht und reduziert das alltägliche Leiden auf ein Problem der Einwanderer. Im politischen Kampf wurde die Frage nach der Definition jener, die ein Recht auf die, an eine Staatsbürgerschaft geknüpften, Vorteile haben zentral. Diese Frage kann zu einem Solidaritätsbewusstsein der einheimischen Herrschenden mit den Beherrschten, gegen die Einwanderer führen (S. 215).

1.5. Abstieg und Niedergang

Die ersten zwei Textabschnitte dieses Kapitels („ Stammarbeitnehmer und befristet Besch ä ftigte “ (S. 307ff) und „ Der alte Arbeiter und die neue Fabrik “ (S. 321ff)) handeln von den Folgen, die mit dem steigenden Anteil von Leiharbeitern und Zeitarbeitern gegenüber dem der dauerhaft Beschäftigten einhergehen.

Die Interviews in den Peugeot- Werken zeigen, wie die Arbeiterschaft, durch technische, soziale und räumliche Modernisierung des Arbeitsplatzes in Gruppen aufgespaltet wurde (S. 307ff).

Dies führte zur Verschlechterung des Arbeitsklimas, zum Verlust des Klassenbewusstseins, zur Verhinderung der Entstehung von Solidarität und in weiterer Folge zu einer Schwächung der Gewerkschaften (S. 369ff).

Bevor im Jahr 1990 die wirtschaftliche Rezession die Automobilindustrie hart traf, wurden die befristet Beschäftigten von den dauerhaft Beschäftigten nicht als Konkurrenten angesehen, sondern als junge Menschen, welche die selben Erfahrungen machten wie ihre eigenen Kinder.

Die Erreichbarkeit eines Diploms, welches die Fahrkarte zur Erreichung einer Anstellung darstellt, stellt eine grössere Hürde dar, als es eine Generation zuvor der Fall war.

Es wurde als legitim angesehen, dass sich die Leiharbeiter von den Streiks fernhielten, da für sie die feste Anstellung auf dem Spiel stand.

Sie wurden von der angestellten Belegschaft als potentielle Anwärter einer Anstellung gesehen und sollten im Lauf der Zeit in die Gruppenkultur integriert und mit dem selben Kampfeswillen ausgestattet werden. Das heisst, dass ihnen eine gewisse Interessensidentität, im Hinblick auf eine kritische, widerständige Haltung gegenüber den Chefs, von der politisierten Arbeiterschaft unterstellt wurde (S. 307ff).

Als Folge der Wirtschaftskrise kam es zu einer ständigen Erhöhung der Taktgeschwindigkeit am Fliessband, welche die alten, angelernten Arbeiter nicht einhalten konnten. Für viele Angelernte stellten die Leiharbeiter die eigene Entwertung dar, da sie durch Leute ohne jegliche Ausbildung ersetzt wurden.

Ein Konkurrenzverhältnis entstand, die Arbeiterschaft spaltete sich in die Gruppe der Angelernten, die in der Fabrik sozialisiert wurden, die Gruppe der Übergangsarbeiter und in die Gruppe der Techniker, die sich selbst gar nicht als Arbeiter sehen, auf (S. 313ff).

Die gegenseitige Wahrnehmung diese Gruppen führt zu Missverständnissen, welche die Entstehung von Solidarität nahezu unmöglich machen.

Die Leiharbeiter sehen die Angelernten als Leute, die ohne Diplom, mit nichts, in der Fabrik eine Anstellung gefunden haben, als „ sorglose, gl ü ckliche Generation “ (S. 316). Diese wiederum nehmen die Übergangsarbeiter als Menschen wahr, welche die, in den Werkstätten etablierten, „ sozialen Codes “ (S. 317) nicht respektieren, nicht beachten, sie ablehnen.

Sie arbeiten mit Walkman, im T- shirt, nicht in blau und verweigern die Kommunikation. Diese Scheissegalhaltung gegenüber der Arbeit und gegenüber den Kollegen führt bei den Angelernten zur Frage, wie man ihnen einen solidarischen und organisierten Aktivismus, die Vorstellung der Ideologie vom „Adel der Industriearbeit“ nahe bringen soll (S. 316ff).

Diese Entstehung einer neuen Generation von Arbeitern, der Übergangsarbeiter, führte zu einer Zerstörung der damals vorherrschenden sozialen Beziehungen.

Man traf sich nach der Arbeit, in Vereinen und organisierte kollektiv gewerkschaftliche Aktionen.

Durch das neu entstandene Prämiensystem, individuelle anstatt kollektiver Prämien, ist das Vertrauen innerhalb der Belegschaft verlorengegangen. Durch Streiks, Ablehnung der Samstagarbeit und Abwesenheit von mehr als sieben Prozent im Jahr gehen ausserplanmässige Prämien verloren (S. 327ff)

Es herrscht also ein Arbeitsklima, das die Arbeiterschaft systematisch spaltet.

1.6. Die intern Ausgegrenzten

Darin geht es vor allem um die Missstände in (französischen) Gymnasien, das sogenannte „Übel der Schulen“.

2 unterschieliche Typen von Schulen:

- berufsbildende Gesamtschulen

Noteinrichtungen in den Vorstädten, die zahlenmäßig stark anwachsen und somit eine Art Sammelpot für Randgruppen darstellen.

- große Pasriser Gymnasien

Dies sind die im höchsten Maße behüteten Einrichtungen, die „guten“ Schulen.

Sie sind kaum geschichtlichen Veränderungen unterzogen worden und werden starr und gleichbleibend geführt.

Die Probleme und Ängste der Schüler beider Gruppen ähneln sich in keinster Weise.

1.6.1. Der Wandel des Bildungssystems

Der Wandel ist seit den 50ern erkennbar und bedeutet den Eintritt von Gesellschaftskategorien in das schulische Spiel.

Es gibt keine „natürliche Auslese“ mehr wie früher wo sich bestimmte (untere) Schichten praktisch selbst eliminiert haben. (z.B. Bauern-, Arbeiterkinder)

Die Aufteilung zwischen Grundschule und Sekundärbereich war damals die Widerspiegelung der gesellschaftlichen Hierarchie.

Der Wandel besteht vor allem darin, dass der Zugang für alle Schichten geöffnet wurde.

1.6.2. Demokratisierung des Schulwesens

Dies begann mit einer Initiative, die 1985 begann und sich „die Politik der 80%“ nannte. Ziel ist es, bis zum Jahr 2000 80% eines Jahrgangs zum Abitur zu bringen. (S576)

Dabei begann man die Illusion einer „befreienden“ Schule aufzubauen.

Doch die Erkenntnis kam bald, dass es nicht ausreicht in die Sekundärstufe zu gelangen um Erfolg zu haben.

Dieses Phänomen ist jenes, das als die „Krise des Schulwesens“ bezeichnet wird.

Durch die Öffnung des Zuganges für „neue“ Schichten zum Sekundär-oder Hochschulwesen entstehen allerdings Widersprüche und Konflikte.

Um dies zu rechtfertigen sagt man sich, dass diese Probleme (Dyskunktionen) der „zu bezahlende Preis“ für die Demokratisierung sind.

1.6.3. „entwertete“ Titel

Mit dem neuen Zugang von Kindern aus ökonomisch, kulturell am stärksten benachteiligter Familien ging eine Veränderung des Wertes der Zeugnisse und Diplome einher.

Es kam zu einer ökonomischen und symbolischen Entwertung der Titel, mit denen praktisch nichts anzufangen ist.

Daher handelt es sich um eine stigmatisierendere und totalere Ausgrenzung als die Frühere, „natürliche“ Ausgrenzung, da

- die Institution Schule zur Definition sozialer Identität beiträgt
- der Arbeitsmarkt immer qualifiziertere Arbeitskräfte verlang

„Somit erscheint die Schule oft als Köder oder Quelle einer immensen Enttäuschung.“ (S 530)

1.6.4. „nicht fühlbare“ Ausgrenzungspolitik

Dies gilt sowohl für den der sie ausübt, als auch für den den sie betrifft.

Der Prozess wird einfach über die Zeit verteilt, sodass es einfacher wird sich darüber hinwegzutäuschen. Die Konsequenzen tauchen dann erst später auf, die „vorläufig Geduldeten“ werden unterstützt, um die Minute der Wahrheit hinauszuzögern.

Die Wahrheit (Ausgrenzung) wird erst später (nach der Schule beim Versuch ins Arbeitsleben einzutreten) wahrgenommen und daher erscheint die Zeit der Schule für viele als eine tote Zeit.

Das Schulsystem bringt eine Art „chronisches Unbehagen“ hervor, das durch ein relatives, schulisches Versagen erzeugt wird.

(entspricht einer Aufrechterhaltung des Selbstbildes mittels eines Bluffs)

Dieser Ausgrenzung liegt ein Verschleiertes Differeinzierungsprinzip zugrunde:

- die aus gutem Hause stammenden Schüler bekommen von der Familie einen Plazierungssinn, Ratschläge, usw.

Dadurch sind sie in der Lage dies gezielt einzusetzen und dies vor allem in den guten Bildungseinrichtungen.

- Im Gegensatz dazu Schüler aus benachteiligen Familien.

Diese sind meist sich selbst überlassen und der Institution Schule oder dem Zufall überlassen.

Sie sind dazu verurteilt, ihr sowieso geringes kulturelles Kapital falsch einzusetzen.

Daraus folgt, dass die höchsten (vor allem politische und ökonomische Macht erzeugende) schulischen Einrichtungen sind genauso elitär und nur für gewisse Schichten zugänglich wie in der Vergangenheit.

Das Kunststück ist den Anschein einer Demokratisierung mit der Wirklichkeit der Reproduktion zu verbinden, was einer gesellschaftlichen Legitimation gleichkommt.

Daher ist die Schule ein Ort einer neuartigen Gewalt, für die die nicht dafür geschaffen sind.

„..., besteht der Widerspruch in einer Gesellschaftsordnung, die immer mehr dazu tendiert allen alles zu bieten, ( ) dies allerdings in der fiktiven Gestalt des Scheins, des Trugbildes oder der Nachahmung, als ob darin das einzige Mittel läge, einigen wenigen den wirklichen und legitimen Besitz dieser Exklusivgüter vorzubehalten. (S 533)

1.7. Widersprüche des Erbes

In ausdifferenzierten Gesellschaften ist die Frage die Erbfolge, d.h. die Eltern-Kind- Beziehung, von gro ß er Bedeutung.

Es gilt das Fortdauern (das Erbe) zu sichern, was hier als „Reproduktions Projekt“ bezeichnet wird.

Dies drückt sich aus, durch:

- das väterliche Erbe, das in unserer Gesellschaft die Abstammungslinie verkörpert;

→ das väterliche Projekt

- das Urteil der Bildungsinstitution

Früher war die Familie oder „das Wort des Vaters“ die einzige Institution des Erbes, heute wirkt auch die Schule dabei mit.

„Die Schule ist ein brutales und machtvolles Realitätsprinzip, was durch die verstärkte Konkurrenz oft zu Misserfolg und Enttäuschung führt.“ (S 651)

Für viele ist sie Ursprung des Leidens, weil der Arbeitsmarkt die Versprechungen und Garantien der Schule nicht hält.

1.7.1. Familie

Hier entsteht ein Spannungsfeld bezüglich des Erbes, weil Unstimmigkeiten, zwischen den Dispositionen des Erben und dem Schicksal das das Erbe bereithält, gibt.

Das Hauptproblem ist die Kluft zwischen dem was sie erreichen und den Erwartungen ihrer Eltern, die sie nicht erfüllen.

Diese Erwartungen (hauptsächlich des Vaters) können bis über die Grenzen der Realität gehen, der Erbe soll sozusagen zum Stellvertreter des Vaters werden.

Es wird ein unrealisierbares, ideales Ich verlangt.

Doch wie schon erwähnt, ist die Identifikation mit dem Vater nicht mehr allen für die Weitergabe des Erbes verantwortlich, sondern auch das Urteil der Schule. (schulischer Erfolg)

Die „Missratenen“, also schlechte Schüler haben also ihr Ziel verfehlt, das ihnen von den verbändelten Institutionen Familie&Schule vorgegeben wurde.

2 mögliche Reaktionen

- totale Selbst-Verzweiflung/Verantwortung
- symbolische Vernichtung des väterlichen „Projekts“

(Gegenposition zum Lebensstil der Familie)

Die Kinder und Jugendlichen werden also vor die Alternative gestellt, sich zu unterwerfen, oder sich durch verschiedenste Formen der Negierung aus der Zwickmühle zu befreien.

(dadurch sind Phänomene, wie Überbetonung der Männlichkeit, Gewalttätigkeit, usw. durchaus erklärbar)

„Die Institution Schule ist gefangen in ihrer meritokratischen Perspektive , die sich schlecht darauf vorbereitet, die Vielfalt der mentalen Strategien der Schüler wahrzunehmen und damit umzugehen, wodurch sie häufig Traumata hervorruft,...“ (S 654)

Die Familie ist daher am Ursprung der allgemeinsten Form gesellschaftlichen Leidens. Sie stellt Gebote auf, die den Möglichkeiten zur Umsetzung widersprechen. Sie ist in der Lage auf verschiedenste Weise auf Holzwege zu führen, oder besser gesagt: „sie gibt Königswege vor, die sich als Abstellgleise entpuppen“ (S 656)

Zwar steht die Familie am Ursprung, ist aber nicht die Quelle des Leidens.

Wirkliche Quelle sind strukturelle, grundsätzliche Faktoren, die sich tief im Inneren der Familie verwurzelt haben. (Globalisierung, usw.)

„Daher kommt es, dass in der Erzählung von höchst „persönlichen“ Problemen, von scheinbar eindeutiger subjektiver Spannungen und Widersprüchen, häufig grundlegende Strukturen der sozialen Welt und deren Widersprüche zum Ausdruck kommen.“ (S 656)

1.8. Verstehen

Das Abschlusskapitel enthält Erklärungen der Befragungstechniken in der Forschungsarbeit und soll so dem Leser die Konstruktions- und Verstehensarbeit, die diesem Werk zu Grunde liegt, näher bringen.

Ebenso enthalten ist eine Kritik an den bisher bekannten Techniken, denn diese weisen ein entscheidendes Manko auf.

Diese alten methodologischen Prinzipien (z.B. Standardisierung) können die unendliche Subtilität der Strategien, die die gesellschaftlichen Akteure in ihrem gewöhnlichen Alltagsleben anwenden, nicht (oder nur begrenzt) fassen.

Die realistischste Weise zur Erforschung von Kommunikationssituationen ist sich an die theoretischen und praktischen Probleme (der Interviewten) zu halten.

Denn obwohl die Befragungssituation frei von symbolischer Gewalt sein sollte, werden die Antworten doch immer beeinflusst.

Es geht vor allem „Verzerrungen“ zu erkennen und zu kontrollieren und die Effekte der gesellschaftlichen Struktur im Feld wahrzunehmen.

Die ist die Aufgabe des Forschers mit seinem „soziologischen Auge“.

Worauf dies hinausläuft ist eine Praxis, die reflektiert und methodologisch ist ohne eine Anwendung einer Methode zu sein. (S 780)

1.8.1. „gewaltfreie“ Kommunikation

Kurz gesagt: der Interviewer diktiert die Spielregeln;

Das Ziel ist es, die durch die Interviewbeziehung gegebene symbolische Gewalt zu verringern.

Bourdieu nennt dies „eine Beziehung des aktiven und methodischen Zuhörens“. (S 782) D.h. ein „natürliches“ Gespräch führen und dabei trotzdem eine „theoretische Linie“ zu verfolgen.

Dies war auch der Grund viele verschiedene Interviewer einzusetzen, denn diese hatten oftmals vertrauten Zugang (z.B. Nachbarschaft) zu den verschiedenen Kategorien der Interviewpartner. Es ging darum gesellschaftliche Kategorien zu überwinden.

Gesucht wurde eine Art „natürlicher Diskurs“, der so weit konstruiert ist um noch zur Erklärung zu dienen.

1.8.2. Eine geistige Übung

Diese Reduktion der Distanz sind allerdings Grenzen gesetzt.

„Verstehen und Erklären sind eine Einheit“ (S 786)

Unter Verstehen versteht man mehr als einen wohlwollenden Gemütszustand.

Über eine gewisse „Selbstvergessenheit“ (des Interviewers) soll ein Blick für die gewöhnlichen Umstände des täglichen Lebens entstehen.

Genau das ist die „geistige Übung“ die notwendig ist.

Voraussetzungen für das Gelingen eines solchen Interviews sind:

- enorme Vorkenntnisse über die Situation/Kategorie der zu Interviewten

( das Interview nur die Spitze des Eisberges)

- vor allem keine zeitlichen Zwänge, was eine lebensähnlichere Situation schafft

1.8.3. Eine realistische Konstruktion

Die Unterwerfung unter das Gegebene setzt einen Konstruktionsakt voraus, nämlich die praktische Beherrschung der gesellschaftlichen Logiken. (Kennen des Codes)

Es gilt aus den Worten eine Struktur, die zum Ausdruck gebracht wird, zu erkennen.

(vor allem „unsichtbare“ Strukturen aus dem gesellschaftlichen Raum)

Diese Gesprächsanalyse ist zwar auf eine gewisse Art konstruiert, aber „realistisch konstruiert“.

„Die realen Ursachen ihres Missbehagens und ihrer Unzufriedenheit, die so auf Umwegen zum Ausdruck kommt, können nur dann bewusst und damit auch explizit gemacht werden, wenn daran gearbeitet wird, die vergrabenen Dinge in jenen ans Tageslicht zu bringen, die diese Dinge erleben, aber nichts darüber wissen, andererseits jedoch mehr darüber wissen als irgend jemand sonst.“

Das Hauptziel der Feldforschung ist, unter dem Druck der Befragungssituation, angemessene Fragen bzw. Erwiderungen einzubringen.

Durch eine Zustimmungsbekundung muss der Befragte darin unterstützt werden, seine Wahrheit zu äußern, oder besser sich von ihr zu befreien.

1.8.4. Risiken der Niederschrift

Man muss sich im Klaren sein, dass jede Transkription gleichzeitig einer „Übersetzung“, oder Interpretation gleich kommt.

Im „Elend der Welt“ wurde eine phonetische Transkription der Interviews gewählt. Also eine wortwörtliche Niederschrift, allerdings :

- ausufernde Ausführungen, konfuse Sätze, HM’s und ÄH’s weglassen oder erleichtern;
- Unterbrechungen, Gefühlsregungen, Betonungen der Aussprache vermerken;

Dadurch erhält der Diskurs einen gewissen Charakter, es verhilft zur Konkretisierung und Symbolisierung des Interviews, was natürlich die Intensität und die emotionale Kraft erhöht.

1.8.5. Die Vorworte

Damit soll der Leser ein Instrument erhalten, durch das er in der Lage ist, die Verhältnisse nachzuvollziehen die sich in den Texten widerspiegeln, einfacher ausgedrückt, zu verstehen.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Elend der Welt
Hochschule
Johannes Kepler Universität Linz
Note
1
Autoren
Jahr
2002
Seiten
14
Katalognummer
V107034
ISBN (eBook)
9783640053094
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elend, Welt
Arbeit zitieren
Christian Schwarz (Autor:in)Max Kapl (Autor:in), 2002, Das Elend der Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107034

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Elend der Welt



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden