Die Open Source Bewegung


Seminararbeit, 1999

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Lizenzen
2.1. Public Domain
2.2. Die BSD License
2.3. Die GNU General Public License (GPL)
2.4. Die GNU Library General Public License (LGPL)
2.5. Weitere Lizenzen
2.6. Übersicht der einzelnen Lizenzen

3. Die Open Source Definition
3.1. Freie Weiterverbreitung
3.2. Quellcode
3.3. Auf dem Programm basierende Werke
3.4. Die Unversehrtheit des Originalcodes
3.5. Keine Diskriminierung von einzelnen Personen oder Gruppen
3.6. Keine Einschränkungen für bestimmte Anwendungsbereiche
3.7. Verbreitung der Lizenz
3.8. Die Lizenz darf nicht für ein best. Produkt gelten
3.9. Die Lizenz darf andere Software nicht beeinträchtigen

4. Open Source Projekte
4.1. GNU
4.2. Linux
4.3. Apache
4.4. Perl

5. Copyright - Copyleft

6. The Cathedral and the Bazaar

7. Die „Halloween Documents“

8. Schluss

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was bedeutet eigentlich „Open Source“?

Der Begriff „Open Source“ wurde am 3. Februar 1998 bei einer Brainstorming Session von Todd Anderson, John Hall, Chris Peterson, Eric S. Raymond und anderen Vertretern des Prinzips von freier Software ins Leben gerufen. Da das englische Wort „free“ eigentlich die Bedeutung von kostenlos trägt, dies aber bei weitem nicht alles ist, was freie Software ausmacht, sahen sie sich vor der Aufgabe stehen, einen neuen Begriff zu schaffen, der auch den Aspekt der Freiheit des Geistes und der Wissenschaft berücksichtigt. Aus „free“ wurde nun „open“

Die Vorgeschichte der Open Source Bewegung liegt schon in der Entwicklungszeit von UNIX und in der Hackerculture. Der endgültige Anstoß kam aber durch die Be- kanntgabe von Netscape 1998, den Quellcode des Navigators freizugeben.

Der zentrale Gedanke des Open Source Modells ist nun, dass wenn der Quellcode eines Programmes frei zugänglich und veränderbar ist, jeder, der sich dafür interes- siert, dazu beitragen kann, das Programm durch Veränderungen zu verbessern. Je mehr Menschen daran arbeiten, desto schneller können mögliche Fehler im Pro- gramm entdeckt und behoben werden.

Dies ist laut Eric S. Raymond die einzig wahre Art, ein Programm zu entwickeln, und der Erfolg von Linux gibt ihm da auch recht. Denn mittlerweile ist die Stabilität die- ses Betriebssystems auch der breiten Masse bekannt, und auch renommierte Soft- wie auch Hardwarehersteller (wie z.B. IBM) bieten Open Source Projekten ihre Un- terstützung an.

Diese Seminararbeit soll nun im Überblick die wichtigsten Aspekte der Open Source Bewegung vorstellen, wie z. B. die Lizenzen, die Definition, einige Projekte, sowie den wohl wichtigsten Aufsatz zu diesem Thema von Eric S. Raymond: „The Ca- thedral and the Bazaar“.

2. Lizenzen

Die verschiedenen Open Source Lizenzen, die den Rahmen des Modells bilden, haben - mit einigen Unterschieden im Detail - alle das gleiche Ziel: sowohl Pro- grammierer, als auch Anwender sollen die Möglichkeit haben, Software mit mög- lichst wenigen Einschränkungen bearbeiten zu dürfen. Damit soll die Weiterent- wicklung von Software gesichert, oder zumindest vereinfacht werden.

2.1. Public Domain

Im eigentlichen Sinne des Open Source Modells stellt es keine wirkliche Lizenz dar, sondern bedeutet, „dass der Anbieter auf jeglichen Einfluss auf sein Werk verzich- tet“ (Müller 9).

Grundsätzlich bedeutet dies, dass jeder alles damit machen kann.

2.2. Die BSD License

Diese Lizenz stammt von der Universität von Berkeley, wobei BSD für „Berkeley Software Distribution“ steht.

Der Unterschied zur Public Domain besteht hier darin, dass nun die Einschränkung hinzukommt, die es Programmierern und Anwendern vorschreibt, die ursprünglichen Autoren zu nennen.

Der wichtigste Aspekt der BSD License ist aber der, dass gegen die Programmierer keine Haftungsansprüche geltend gemacht werden dürfen.

2.3. Die GNU General Public License (GPL)

Der Ausdruck GNU ist ein rekursives Akronym und steht für „GNU is not Unix“.

Die GNU General Public License enthält die Grundzüge der BSD License in bezug auf die Haftungsansprüche, zusätzlich beinhaltet sie aber auch die Forderung, „dass alle Weiterentwicklungen und alle Programme, die in irgendeiner Form unter GPL lizenzierten Code enthalten, wiederum unter GPL veröffentlicht werden müssen“ (Müller 10).

Dieser Zusatz hat politische Hintergründe in bezug auf das Copyright. Denn laut GPL ist Copyright etwas unrechtes, da es denjenigen, die die Software lizenziert haben, Privilegien einräumt.

Ein zusätzlicher Bestandteil der GPL ist das Verbot, weitere Einschränkungen auf- zuerlegen.

2.4. Die GNU Library General Public License (LGPL)

Software, die zur Library General Public License gehört, ermöglicht eine Verbindung zwischen freien und kommerziellen Entwicklungen, da „Programme, die lediglich mit einer der LGPL unterliegenden Bibliothek verbunden werden, nicht als abgeleitete Arbeit im Sinne der GPL betrachtet werden“ (Müller 10).

Die entwickelte Software muss nun nicht der GPL, sondern nur der LGPL unterlie- gen. Dies, wie gesagt, fördert auch die Entwicklung von kommerzieller Software.

2.5. Weitere Lizenzen

Zu den wichtigsten oben genannten Lizenzen kommen noch weitere, so z.B. die QPL oder NPL, die den bereits beschriebenen sehr ähnlich sind.

Sie unterscheiden sich jedoch dadurch, dass Lizenzgebern und Nutzern verschiedene Bedingungen gewährt werden.

2.6. Übersicht der einzelnen Lizenzen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Nach: Müller 11)

3. Die Open Source Definition

Die Open Source Definition beruht auf den „Debian Free Software Guidelines“ von Bruce Perens. Entworfen wurde sie kurz nach der Brainstorming Session von Palo Alto Anfang 1998 von Todd Anderson, John „Maddog“ Hall, Linus Torvalds, Eric Raymond u.a. Will sich eine Software „Open Source“ nennen, dann müssen alle Anforderungen dieser Definition erfüllt werden.

3.1. Freie Weiterverbreitung

„Die Lizenz darf niemanden im Verkauf oder in der Weitergabe der Software als Teil einer aus verschiedenen Quellen zusammengesetzten Softwaredistribution ein- schränken. Die Lizenz darf keinerlei Lizenzgebühren oder andersartige Beiträge verlangen“ (Müller 12).

Durch dieses „Gesetz“ der freien Weiterverbreitung wird gesichert, dass auf lange Zeit gesehen der Nutzen nicht zur finanziellen Bereicherung herangezogen wird.

3.2. Quellcode

„Das Programm muss den Quellcode beinhalten und sowohl die Verbreitung als

Quellcode, als auch in kompilierter Form gestatten [...]. Der Quellcode muss in einer Form zur Verfügung gestellt werden, in der ein Programmierer ihn verändern kann“ (Müller 13).

Dies ist nötig, da man Programme nur durch Veränderungen weiterentwickeln kann. Die einfache Weiterentwicklung von Programmen ist ein wichtiges Ziel des Open Source Modells, deshalb muss nun auch der Quellcode einfach sein.

3.3. Auf dem Programm basierende Werke

„Die Lizenz muss die Veränderung des Programmes, auf dem Programm basieren- de Werke, sowie deren Verbreitung unter gleichen Lizenzbedingungen gestatten“ (Müller 13).

Damit eine Entwicklung schnell Fortschritte macht, muss es die Möglichkeit zu Experimenten und zur Weiterverbreitung geben.

3.4. Die Unversehrtheit des Originalcodes

Die Lizenz darf Verbreitung von modifiziertem Quellcode nur dann einschr ä n- ken, wenn sie die Verbreitung von sogenannten „ Patchdateien “ in Verbindung mit dem Originalcode gestattet, damit das Programm vor der Benutzung ver- ä ndert werden kann. Die Lizenz muss ausdr ü cklich die Verbreitung von Soft- ware erlauben, die mit ver ä ndertem Quellcode erstellt wurde (M ü ller 13).

Dieses „Gesetz“ unterstützt die Veränderungen, macht es den Benutzern aber auch ersichtlich, wer für das Produkt verantwortlich ist.

3.5. Keine Diskriminierung von einzelnen Personen oder Gruppen

„Die Lizenz darf keinerlei Personen oder Personengruppen diskriminieren“ (Müller 14).

Nur wenn alle die gleiche Chance haben zu dem Modell beizutragen, besteht auch die bestmögliche Chance zur erfolgreichen Weiterentwicklung.

3.6. Keine Einschränkungen für bestimmte Anwendungsbereiche

„Die Lizenz darf niemanden in der Benutzung der Programme in einem bestimmten Einsatzgebiet einschränken. Sie darf beispielsweise nicht die kommerzielle Nutzung oder die Benutzung in der Genforschung verbieten“ (Müller 14).

Damit soll verhindert werden, dass in Lizenzen plötzlich Klauseln gegen die kommerzielle Nutzung auftauchen.

3.7. Verbreitung der Lizenz

„Die zum Programm gehörigen Rechte müssen für jeden gelten, der das Programm erhalten hat, ohne dass eine weitere Lizenz beachtet werden muss“ (Müller 14).

Durch diesen Punkt wird gewährleistet, dass die Software wirklich frei ist, also keinerlei Einverständniserklärungen notwendig sind.

3.8. Die Lizenz darf nicht für ein bestimmtes Produkt gelten

„Die zum Programm gehörigen Rechte dürfen nicht davon abhängen, dass das Programm Teil einer bestimmten Softwaredistribution ist“ (Müller 15).

Hiermit wird sichergestellt, dass die Lizenz allgemeingültig ist für alle Produkte, die unter sie gestellt werden. Bei allen gelten die gleichen Rechte.

3.9. Die Lizenz darf andere Software nicht beeinträchtigen

„Die Lizenz darf keine andere Software einschränken, die zusammen mit der lizenzierten Software verbreitet wird“ (Müller 15).

Damit ist jedem, der Open Source Software benutzt, zugesichert, dass er sich seine eigene Software aussuchen kann.

4. Open Source Projekte

Der Erfolg des Open Source Modells lässt sich wohl am einfachsten und deutlichs- ten anhand einiger (in dem Fall der bekanntesten) Open Source Projekte darstellen.

4.1. GNU

Das GNU Projekt wurde 1984 von Richard Stallman, Mitarbeiter des MIT, ins Leben gerufen, um eine komplett freie Alternative des UNIX-Betriebssystems zu schaffen: das GNU-System. Kombiniert mit dem Linux Kernel entstand ein völlig freies Be- triebssystem.

Zur Unterstützung des GNU Projektes gründete Stallman 1985 die „Free Software Foundation“. Die Free Software Foundation sollte als „Koordinationsstelle und zur Erwirtschaftung von Einnahmen der im Rahmen des GNU - Projektes erstellten Software und Dokumentationen“ dienen (Müller 17). Unter GNU laufen auch die wichtigsten Lizenzen wie die GPL und die LGPL, und auch der Begriff des „Copyleft“ ist hier entstanden. Wichtige Entwicklungen innerhalb des GNU - Projektes sind z. B. der GNU C-Compiler gcc, sowie GNU Emacs, als führender Editor der UNIX Systeme.

4.2. Linux

Linux ist ein UNIX-ähnliches Betriebssystem, das von Linus Torvalds, einem Stu- denten der Universität von Helsinki, Anfang der 90er Jahre entwickelt wurde. Tor- valds orientierte sich bei der Entwicklung von Linux an Minix, einem kleinen UNIX System, und am 5. Oktober 1991 erschien dann die erste offizielle Version: Version 0.02. Ursprünglich bezog sich das Wort „Linux“ nur auf den Kernel, mittlerweile wird damit aber auch eine Sammlung von Software bezeichnet, die auf dem Linux Kernel läuft (The Linux Portal Site). Den Erfolg, den Linux aufweisen kann ist enorm. Die Zahl der Nutzer steigt kontinuierlich, denn sowohl der geringe Preis, als auch die große Stabilität sind Vorteile gegenüber kommerziellen Betriebssystemen wie z. B. Windows. Und auch die Zeitschrift „Wired“ bezeichnet Linux als „The Greatest Operating System That (N)Ever Was“ (Müller 23).

4.3. Apache

Apache ist der am weitesten verbreitete Webserver und damit auch eines der erfolg- reichsten Open Source Projekte. Im April 1995 wurde die erste offizielle Version des Apache Servers (Version 0.6.2.) veröffentlicht. Im Unterschied zu den meisten ande- ren Projekten freier Software gibt es bei Apache keinen eigentlich herausragenden Visionär, wie z.B. Linus Torvalds bei Linux, oder Larry Wall bei Perl. Der Apache Server wurde von der sog. Apache-Gruppe entwickelt. Der „Vorläufer“ war der „pub- lic domain HTTP deamon“, der von Rob McCool am National Center for Supercom- puting Applications der University of Illinois ausgearbeitet wurde (ABOUT APACHE) Nachdem er das NCSA verließ, bildete sich die Apache-Gruppe, die über Email und Mailing Lists nun daraus den ihren eigenen Server entwickelte, der den NCSA-httpd Server schon 1996 vom ersten Platz verdrängte (Müller 27). Ein Grund für den Er- folg von Apache ist die Stabilität in der Linie des Projekts. Während andere kom- merzielle Firmen oft ihre Linie wechseln und oftmals neue Prioritäten setzen, ist A- pache sich und seinen Nutzern immer treu geblieben.

1998 kündigte dann auch IBM ihre offizielle Unterstützung des Apache Projekts an. Es „liefert Apache im Rahmen ihres Web Sphere-Produktes aus“ (Müller 27):

4.4. Perl

Perl bedeutet „Practical Extraction and Report Language“ und „ist ein wichtiges Werkzeug für System- und Netzwerkadministratoren sowie zur CGI- Programmierung“ (Müller 27). Perl wurde 1986 von Larry Wall entwickelt und ist heute für Websites wie Yahoo, Amazon oder Excite ein unabkömmliches Mittel für die Gestaltung ihrer interaktiven Online-Dienste.

Ebenso wie bei den meisten Open Source Projekten gibt es auch bei Perl eine Mai- ling List, über die die etwa 100 Programmierer die Weiterentwicklung von Perl vo- rantreiben.

Müller geht aufgrund der Buchverkäufe von Perl aus dem O’Reilly Verlag davon aus, dass es in seiner Nutzungshäufigkeit Java in nichts nachsteht, denn die Schätzung der Perl-Anwender beläuft sich auf mehrere Millionen (28).

5. Copyright - Copyleft

Damit eine Software auch wirklich frei bleibt, muss festgelegt werden, dass niemand Einschränkungen irgendeiner Art hinzufügen darf, die die Freiheit der Programme schmälert.

Aus diesem Grund hat die GNU das Prinzip des Copyleft ins Leben gerufen.

Der eigentlich einfachste Weg, ein Programm zu freier Software zu machen, ist, es unter Public Domain zu stellen. Dies birgt aber die Gefahr, dass einige „unkooperative“ Menschen das ausnützen, um daraus ein proprietäres Programm zu machen. Hier kommt nun das Copyleft ins Spiel. Unter einer GNU Lizenz, sei es nun GPL oder LGPL wird garantiert, dass niemand Einschränkungen hinzufügen darf. Denn der zentrale Gedanke des Copyleft ist die Erlaubnis, das Programm zu benützen, es zu kopieren, es zu verändern und die veränderten Versionen auch weiter zu verbreiten. Dies muss für das Programm selbst, wie auch für auf ihm basierende Werke gelten, denn nur dann kann eine Software wirklich frei sein.

Das Copyleft ist auch ein sehr wichtiges Prinzip für Programmierer, die mit ihren Entwicklungen zum Modell der Open Source Bewegung beitragen wollen, aber in Firmen beschäftigt sind, die diese Entwicklungen gern zu kommerziellen Zwecken nutzen wollen. Denn die verbesserte Version muss nunmal auch wieder frei sein, und Firmen geben sie daher auch lieber frei, als sie „wegzuwerfen“.

Der Begriff Copyleft kommt von Richard Stallman. Er sagt, dass ein Freund in einem Brief schrieb: „ Copyleft-all rights reversed“ (Stallman „The GNU Project“), und dass das genau der richtige Ausdruck für dieses Konzept der Distribution sei, an dem er gerade arbeitete.

Denn schließlich ist Copyleft auch nur das umgedrehte Copyright, denn auch auf der Open Source Webpage findet sich unter Copyleft: „Proprietary software developers use copyright to take away the users‘ freedom; we use copyright to guarantee their freedom“ (Stallman „What is Copyleft?”).

6. The Cathedral and the Bazaar

„The Cathedral and the Bazaar“ ist der Titel des wohl wichtigsten Aufsatzes, der sich mit der Philosophie des Open Source Modells befasst. Der Autor Eric S. Ray- mond beschreibt in dem im Mai 1997 veröffentlichten Essay zwei verschieden Ent- wicklungsstile für Software: das „Cathedral-Modell“ der kommerziellen Welt und das „Bazaar-Modell“, aus dem heraus auch Linux entstand. Die Eckpfeiler des Bazaar- Modells lassen sich gut mit dem Motto von Linus Torvalds zusammenfassen: „re- lease early, release often, delegate everything you can, be open to the point of promiscuity“ (Raymond „Cathedral and Bazaar“ 1). Ein weiterer Bestandteil dieses Modells ist auch, dass möglichst viele Programmierer an der Entwicklung beteiligt sind, und dass es auch keine Rolle spielt, wenn sie über die ganze Welt verteilt sind, schließlich macht das Internet solche Entfernungen fast ungeschehen. Raymond, der auch selbst Programmierer ist, beschreibt anhand der Entwicklung von „Fetchmail“, welche „Regeln“ man befolgen muss, um ein erfolgreiches Pro- gramm zu schaffen. Für ihn war das auch ein Test für seine Bazaar-Theorie. Dieser Essay ist in elf Abschnitte gegliedert. Der erste, mit dem Titel „The Mail Must Get Through“, zeigt die nach Raymond einzig wahre Motivation zur Entwicklung eines Programmes auf: „ Every good work of software starts by scratching a develo- per’s personal itch“ (Raymond „Cathedral and Bazaar“ 2). Im weiteren Verlauf kommt er auch auf die Qualitäten eines guten Programmierers zu sprechen: „Good programmers know what to write. Great ones know what to rewrite (or reuse)“ (Raymond „Cathedral and Bazaar“ 3). Denn auch bei der Entwicklung von Linux hat sich Linus Torvalds an Minix orientiert. Raymond beschreibt auch wie wichtig die Nutzer für die Entstehung einer Software sind, schließlich sind sie auch potentielle Co-Entwickler, darum sollte man sie auch so behandeln, um am leichtesten Verbes- serungen zu erreichen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die schnelle Herausgabe eines Programmes, um so den Nutzern schnell die Möglichkeit zu geben, Fehler zu erkennen, ganz nach dem Motto: „release early. release often: And listen to your customers“ (Raymond „Cathedral and Bazaar“ 5). Auch das sog. „Linux Law“ arbei- tet nach dem Prinzip, dass je mehr Augen suchen, um so mehr Fehler gefunden werden. Raymond formuliert das so: „Given enough eyebulb, all bugs are shallow“ (“Cathedral and Bazaar” 6).

Am Ende dieses Artikels kommt der Autor nochmals auf die Motivation der Pro- grammierer zu sprechen. Er weist darauf hin, dass die Entwickler eine Art „volun- teers“ sind, die ihr geistiges Eigentum dem Wohl der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Doch der wichtigste Anstoß zur Entwicklung einer Software ist immer noch der Spass. Denn „Enjoyment tracks efficiency“ (Raymond „Cathedral and Bazaar“ 19).

7. Die „Halloween Documents“

Die „Halloween Documents“ sind ein internes Memorandum von Microsoft, das Eric S. Raymond von einem Mitarbeiter zugespielt wurden. Am 1. November veröffentlichte Raymond dieses dann im Internet. Der Inhalt dieses Memorandums bezieht sich ausschließlich auf das Phänomen des Open Source Modells und beschreibt mögliche Reaktionen von Microsoft, diesem Phänomen Einhalt zu gebieten, mit nicht immer ganz fairen Mitteln. Somit zog die Veröffentlichung dieser Dokumente auch eine erhebliche Aufregung in den Medien nach sich.

Microsoft hat in einer Stellungnahme die Authentizität dieses Memorandums bestätigt, hat es aber gleichzeitig als Arbeitsstudie abgetan, die nichts mit der Unternehmenspolitik zu tun hat. In Kreisen der Open Source Bewegung und auch in den Medien wurde dies allerdings angezweifelt, da angenommen werden kann, dass dieses Dokument auch für Personen in leitenden Positionen bestimmt war, bzw. da auch zwei Mitglieder des „Executive Committee“, dem Politbüro von Microsoft, daran beteiligt waren (Raymond „Halloween 1“).

An den „Halloween Documents“ lässt sich sehr gut sehen, dass Microsoft den Erfolg des Open Source Modells erkennt und, wie man dem folgenden Zitat entnehmen kann auch fürchtet:

OSS [ =Open Source Software, Anmerkung ] poses a direct, short-term revenue and platform threat to Microsoft, particularly in server space. Additionally, the intrinsic parallelism and free idea exchange in OSS has benefits that are not replicable with our current licensing model and therefore present a long term developer mindshare threat (Raymond „ Halloween 1 “ ).

Die Wege, die Microsoft einschlagen will, um das Open Source Modell zurück zu drängen, greifen an dem schwächsten Punkt des Modells an, den Protokollen.

Microsoft will diese ändern, um somit den Open Source Produkten den Zugang zum Markt zu versperren:

OSS projects have been able to gain a foothold in many server applications because of the wide utility of highly commoditized, simple protocols. By extending these protocols and developing new protocols, we can deny OSS projects entry into the market (Raymond „ Halloween 1 “ ).

Die Sperrung von freien Protokollen würde eine Stärkung der Monopolstellung von Microsoft bedeuten, was wiederum eine schlechtere Situation für die Verbraucher nach sich ziehen würde. Und dagegen protestiert die Open Source Bewegung ve- hement.

8. Schluss

Zum Abschluss dieser Seminararbeit möchte ich nun noch den Bogen zurück zum eigentlichen Thema des Proseminars spannen: den libertären Ideologien. Man muss in dem Modell der Open Source Bewegung nicht lange suchen, um auf derartige Ideologien zu stossen. Schon allein die Begriffe an sich, „Open Source“ und „Free Software“ haben diese Bedeutung in sich. Doch nicht nur der frei zugäng- liche Quellcode und der Aspekt der Kostenfreiheit sind libertär. Denn wie auch in anderen Bereichen der libertären Ideologien, stellt sich schließlich auch die Frage nach dem geistigen Eigentum.

Aber im Gegensatz zu beispielsweise den Romanen von Ayn Rand, in denen das geistige Eigentum durch Gesetze gewährleistet wird, existiert es in der Open Source Bewegung sozusagen gar nicht. Diese Thematik hat allerdings auch zu Streitpunkten zwischen Raymond und Stallman geführt. Die Problematik der Frage um das geistige Eigentum ist auch sehr gut ersichtlich an dem Kampf gegen das Copyright und die damit verbundene Schaffung des Begriffes „Copyleft“. Denn die Vertreter dieses Modells (und nicht nur sie) sind der Ansicht, dass lange Copyright- und Patentrechtslaufzeiten die Bildung von Monopolen begünstigen, und das steht nun gar nicht im Sinne des Open Source Gedanken.

Doch auch ein weiterer Aspekt zeigt den libertären Gedanken. Die Art, wie laut Raymond gute Programme entwickelt werden und wie es auch am Beispiel von Li- nux ersichtlich ist, nämlich durch Selbstorganisation. Es gibt nicht ein Unternehmen wie z. B. Microsoft unter dessen Richtlinien Software entwickelt wird, sondern Pro- grammierer aus aller Welt tragen ihre Ideen über das Internet zusammen.

Die Ideologie, die hinter dem Open Source Modell steht, wird sich aber, nach dem Wissenschaftler John Seely Brown nicht nur auf die Computerindustrie beschrän- ken, sondern wird auch in andere Bereiche eingehen, so z. B. in die Bildung, denn dieses Modell zeigt: „that learning is something we do with and from eachother (Brown).

9. Literaturverzeichnis

About Apache. Februar 1999. The Apache Software Foundation. 15. Februar 2000

<http://www.apache.org/ABOUT_APACHE.html>.

Brown, John Seely. “Open Source in the 21st Century”. Wide Open News.

03. Januar 2000. 25. Januar 2000 <http://www.wideopen.cpm/story/322.html>.

Linux Portal Site. First Linux. 07. Februar 2000

<http://www.linuxlinks.com/local/WhatisLinux.shtml>.

Müller, Martin. Open Source: kurz & gut. Köln: O’Reilly, 1999.

Raymond, Eric S. Halloween 1. 11. August 1998. 03. Februar 2000

<http://www.opensouce.org/halloween/halloween1.html>.

Raymond, Eric S. The Cathedral and the Bazaar. 15. Februar 2000

<http://www.tuxedo.org/~esr/writings/cathedral-bazaar/cathedral-bazaar.html>.

Stallman, Richard. The GNU Project. Free Software Foundation. 16. Februar 2000

<http://www.gnu.org/the-gnu-project.html>.

Stallman, Richard. What is Copyleft?. Free Software Foundation. 16. Februar 2000

<http://www.fsf.org/copyleft/copyleft.html>.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Open Source Bewegung
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Proseminar: Libertäre Ideologien
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
13
Katalognummer
V107042
ISBN (eBook)
9783640053179
Dateigröße
416 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Open, Source, Bewegung, Proseminar, Libertäre, Ideologien
Arbeit zitieren
Silke Mattle (Autor:in), 1999, Die Open Source Bewegung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107042

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Open Source Bewegung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden