Hauptmann, Gerhart - Bahnwärter Thiel


Referat / Aufsatz (Schule), 2002

7 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sprache und Stil

3. Inhalt

4. Aufbau

5. Charakterisierung der Hauptpersonen

6. Parallelen zu„Die Weber“

7. Biographie Hauptmanns

8. Quellenangaben

9. Erklärungen

1. Einleitung

DerBahnwärter Thielerschien in der Zeitschrift „Die Gesellschaft“ und machte Gerhart Hauptmann schlagartig bekannt. Es ist das einzige seiner erzählerischen Werke, die sich als Schulund Studienlektüre durchgesetzt hat.

2. Sprache, Stil und Zeit:

Naturalismus: (1880-1900)

Der Naturalismus ist eine Stiltendenz in Literatur und Kunst, die versucht, die Wirklichkeit genau abzubilden ohne subjektive Beimischung oder Stilisierung. Sie findet sich schon in der Antike (z.B. bei Homer "Odyssee") oder im Mittelalter. (z.B. Boccaccio, "Decamerone": Schilderung der Pest).

Quelle: (http://www.cwru.edu/artsci/modlang/german380/naturalismus.html)

Sein Werk ist eine novellistische Studie, weil:

- Hinneigung zum Drama erkennbar ist

- eine entscheidende Wende und einen möglicher tragischer Ausgang erkennbar ist

Sprache:
- Alltagssprache
- Kein Dialekt ist erkennbar
- Sekundenstil
- Gebrauch von Adjektiven
- Wortschatz aus der Natur

Stil:

Sekundenstil: Bei der Darstellung des Menschen in seiner Umgebung gibt es nichts Neben- sächliches. Der Sekundenstil besteht aus einer wirklichkeitskopierenden Technik. Sprechen und Gesten werden wie auf Filmaufnahmen festgehalten.

In den Dramen ist die Sprache bis ins Detail genau wiedergegeben: Dialekt, Fehler, unvollständige Sätze.

Quell: (http://home.datacomm.ch/marsteam/d/naturalismus.htm)

Sprach- und Stilführung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Königs Erläuterungen, S.57)

Zeit:

Wechsel von Präsens ins Präteritum

3. Inhalt

I. Bahnwärter Thiel, ein frommer, gewissenhafter, wortkarger und kräftiger Mann, der zuverläs- sig und fast ohne Unterbrechungen seit zehn Jahren seinen Dienst verrichtet, heiratet ein Jahr nach dem Tode seiner jungen, zarten Frau eine derbe und kräftige Kuhmagd. Seine erste Frau war im Kindbett gestorben. Der Sohn Tobias lebte und entwickelte sich kümmerlich, und als die neue Frau ihrerseits einen kräftigen und gesunden Sohn gebar, wird Tobias zunehmend von ihr geplagt und vernachlässigt. Thiel, den eine tiefe Verehrung an seine verstorbene Frau bindet, verfällt zugleich der triebhaften Kraft seiner neuen Frau und wird mehr und mehr von ihr abhän- gig.

II. An einem Junimorgen gegen 7 Uhr kommt Thiel aus dem Dienst und entdeckt an seinem Sohn Tobias die Spuren einer Züchtigung. Er sagt nichts. Den Nachmittag verbringt er - wie meistens - mit Tobias im Freien, gibt sich mit der Dorfjugend ab, am liebevollsten aber mit seinem Sohn. Am Abend, schon auf halbem Wege zur Bahnerhütte, bemerkt er, daß er sein Brot vergessen hat, kehrt um und wird Zeuge der Mißhandlung seines Sohnes durch die Frau. Er ist tief verstört, aber nicht in der Lage, das in ihm Aufsteigende ("Furchtbares"30) herauszulassen, die körperliche Ausstrahlung seiner Frau, ihre ihm "unbezwingbar, unentrinnbar" erscheinende Kraft läßt ihn stumm und ohnmächtig werden.

III. In seiner Wärterbude in der nächtlichen Waldeinsamkeit - an welcher nur hin und wieder das "schwarze schnaubende Ungetüm"(32+33) vorbeirast - versucht er das Geschehene zu verar- beiten.

Er verbringt eine unruhige Nacht in dieser, ganz dem Andenken seiner ersten Frau geweihten Hütte. Draußen tobt ein Gewitter, und aus seinem Inneren steigen Bilder vom gemarterten Tobias, von seiner toten Frau, die sich von ihm abwendet und etwas "Schlaffes, Blutiges, Blei- ches"(35) davontrug. Seine Seele ist voller Scham über die schmachvolle Duldung seines jetzigen Lebens. Er kann das Ende seines Dienstes kaum erwarten. Zuhause aber sind die quälenden Bilder beim Anblick seines rotwangigen Sohnes wieder verschwunden. Dies war ein Sonntag und in der nächsten Woche hatte Thiel wieder Tagdienst. Beim Bahnwärterhäuschen war ihm ein neues Stück Acker überlassen worden, und seine Frau beschließt, ihn am folgenden Tag umzugraben und Kartoffeln zu setzen. Ihm ist das Eindringen seiner Frau in seinen ureigenen Bereich sehr unrecht, aber er kann auch wieder nichts Rechtes einwenden, und zusammen geht die Familie los. Das Wetter ist schön, die Frau ist zufrieden und friedlich und vor allem Tobias hat viel Freude vor allem an den vorüberbrausenden Zügen.

Am Nachmittag tritt Thiel seinen Dienst an, während Lene die Kartoffeln setzt. Der "schlesische Zug" kommt pünktlich, gibt aber plötzlich Notsignale und bremst: Tobias ist unter seine Räder gekommen und wird zwar noch atmend, aber mit völlig zerbrochenen Gliedern auf eine Bahre gelegt. Thiel ist vor Entsetzen ganz stumpfsinnig, Lene jammert in einem fort und der Knabe wird zur nächsten Station getragen. Wie betäubt geht Thiel zurück an seine Arbeit, er hat wieder Visionen, stolpert die Gleise entlang und redet mit seiner unsichtbaren Frau, verspricht ihr, sich zu rächen, "...mit dem Beil"(44). Der zurückgebliebene Säugling meldet sich schreiend In ra- sender Wut beginnt Thiel ihn zu würgen, aber die Signalglocke reißt ihn aus seiner Raserei. Ein Zug, der Arbeiter transportiert, hält an und in feierlicher Stille wird der tote Tobias ausgeladen, dahinter folgt die völlig verheulte Lene. Aber sie erschrickt auch über das verstörte Aussehen ihres Mannes, der auch gleich darauf bewusstlos zusammenbricht. Man trägt den Bewusstlosen mühsam ins Dorf und in seine Wohnung und Lene - nun eine andere geworden- umsorgt ihn aufopferungsvoll. (48) Am nächsten Morgen findet man die Frau mit dem Beil erschlagen und dem Säugling den Hals durchgeschnitten. Thiel wird erst am darauf folgenden Tage gefunden, auf den Gleisen sitzend, wo sein Sohn überfahren wurde. Mit Gewalt muss er vom Gleis wegbe- fördert werden. Er wird in eine Irrenanstalt gebracht und noch bei der Einlieferung hält er das Mützchen seines Sohnes in den Händen.

Die erste, zarte Frau Minna des Bahnwärter Thiel stirbt bei der Geburt des schwächlichen Sohnes Tobias. In Gedanken hängt Thiel weiter an ihr. Um seinem Sohn eine Mutter zu geben, heiratet er die robuste Magd Lene, die nach der Geburt ihres eigenen Kindes den kleinen Tobias vernachlässigt und mißhandelt. Obwohl Thiel dies erfährt, schreitet er nicht dagegen ein, weil er Lene sexuell hörig ist. Er zieht sich mehr und mehr in sein „Heiligtum", das Bahnwärterhäu- schen, zurück, um dort in mystischer Andacht seiner ersten Frau zu gedenken. Als aber Lene ihn dort stört und Tobias - unbeaufsichtigt - vom Zug überfahren wird, bringt Thiel sie und ihren Sohn um. Er wird, völlig verwirrt, in eine Irrenanstalt eingeliefert.

4. Aufbau

Die Novelle hat eine nahezu „dramatische" Bauform. Sie gliedert sich in 3 Teile:

1.Exposition(¹

2.Peripetie(²

3.Katastrophe(³

1. Teil:
- knapper Anriß von Thiels Lebensumständen (Exposition)
- innere Spannungen und Bedrohungen trotz scheinbar gesicherter Existenz
- zunehmende Einsamkeit

2. Teil:
- deutlich erkennbare Anbahnung der Katastrophe (Peripetie)
- Verzweiflung Thiels
- Spannungskurve steigt
besonderer Moment:Geschenk des Ackers

3. Teil:
-doppelter Höhepunkt (Katastrophe)
-Zugunglück = Tod von Tobias -Doppelmord Thiels an Ehefrau und zweitem Kind

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Königs Erläuterungen, S.39)

5. Charakterisierung der Hauptpersonen

Minnas Eigenschaften:
- jung
- zart
- hatte es an der Seite Thiels nicht leicht

Lenes Eigenschaften:
- Derbe Konturen
- dickes und starkes Frauenzimmer
- Kuhmagd
- vulgär
- tüchtig
- Hat das Sagen im Hause Thiel
- herrschsüchtige Gemütsart
- Zanksüchtig und brutal an Leidenschaft
- Keine Entwicklung während der Novelle

Tobias` Eigenschaften:
- Spätentwickler
- Steht zwischen seiner Mutter und der Stiefmutter
- Wird von Stiefmutter immer mehr abgelehnt

Thiels Eigenschaften:
- Rothaarig
- Hühnenhaft
- Wetterbraun
- Ein Mann der wenigen Worte (berufsbedingt)
- Diszipliniert
- Gepflegt
- Unterste Verdienstskala

Die Entwicklung Thiels ist zwanghaft. Die äußeren Umstände lassen keinen Ausweg aus der Katastrophe zu. Thiels einzelne Wesenszustände auf seinem Weg zum Irrsinn werden jeweils schon vorher durch die Beschreibung von Natur und Umwelt angedeutet. Die vorbeirasenden Züge werden zum Schluß sogar als Dämonen beschrieben.

Weitere Personen:

Pfarrer:
- Ihm geht Thiels zweite Ehe zu rasch
- Er ist dem Pfarrer Kittelhaus ausDie Webersehr ähnlich. Ein Mann, der auf die Bebürfnisse der ihm anvertrauten Menschen kaum richtig eingeht. Anstelle von Trost und Anteilnahme hört Thiel aus seinem Munde wenig mehr als überflüssige Bedenken.

Koloniebewohner:
- Mit Kinder versteht Thiel sich gut.
- Mit Erwachsenen hat Thiel so seine Probleme.

6. Parallelen zu„Die Weber“

Aufgabenstellung: 1. Die Weber und Bahnwärter Thiel miteinander vergleichen. (Inhalt, Per- sonen,...)

2.Bahnwärter Thielwar ein früheres Werk von Gerhart Hauptmann. Was hat sich an seiner Sicht zwischenBahnwärter ThielundDie Weberverän- dert?

Aufgabe 1

Personen:

Wie oben schon erwähnt ist der Pfarrer eine Parallele zu„Die Weber“

Inhalt:

Die Weber:Der Held des Dramas ist das schlesische Webervolk. Die Handlung verzichtet be- wusst auf einen Zusammenhalten des Stoffes durch eine Einzelperson, gibt nur einzelne Ab- schnitte aus dem Wirklichen Leben - ohne eigentlichen Abschluss. So trägt das Drama natura- listische Züge.

Bahnwärter Thiel:Es wird von nur einer Familie erzählt, aber diese genauer als die inDie We- ber.

Allgemein:
-Die Weberist im Dialekt geschrieben, undBahnwärter Thielnicht.
-Die Weberist ein Drama, undBahnwärter Thieleine Novellistische Studie.
- In beiden Texten werden Orte genau beschrieben.

Aufgabe 2

Was hat sich an seiner Sicht geändert?

InBahnwärter Thielschreibt er noch von einer Person, die sich nicht wärt, die nichts gegen seine schlechte Situation macht. Erst am Schluß, nach einem tragischen Unfall, kommt der ganze angestaute Frust in ihm hoch, und es kommt zu einer Katastrophe. Am Ende hat er alles verloren. Seine Familie und die Freiheit.

InDie Weberschreibt er dagegen von Menschen die sich ihre schlechte Position nicht einfach so gefallen lassen, und sich dagegen wehren. Es endet am Schluss zwar auch in einer Katastrophe, aber sie haben sich es nicht bieten lassen unterdrückt zu werden. Am Ende wird ihre Position auch verbessert, und sie haben das geschafft was sie wollten.

So hat sich seine Ansicht in den 5 Jahren die zwischenBahnwärter ThielundDieWeberliegen geändert. Zuerst Ist da jemand der sich nicht wert, und alles endet in einer Katastrophe. Freiheit und Familie gehen verloren.

Später dann wehren sich die Personen gegen das Schlechte, und danach, zwar auch nach einer Katastrophe, ändert sich ihre Position zum Guten.

7. Biographie Hauptmanns

1862: Am 15. Nov. wird Gerhart Hauptmanns in Obersalzbrunn (Schlesien) geboren.

1868: Besuch der Dorfschule

1878: Landwirtschaftslehre (abgebrochen)

1882: Geschichtsstudium an der Uni Jena

1883: Mittelmeerreise (Rom)

1884: Bildungsreisen nach Dresden und Berlin

1885: Hochzeit mit Marie Thienemann und Umzug nach Erkner

1886 - 1888: Dichterverein„Durch"

1887:„Bahnwärter Thiel"entsteht

1892: Beendet dasWeber-Drama

1900: Umzug nach Agnetendorf, Haus „Wiesenstein"

1904: Scheidung seiner Ehe mit Marie Thienemann, Heirat mit Margarete Marschalk

1909: Vortragsreisen Hauptmanns nach Wien, Prag, Leipzig, Hamburg, München und Zürich

1912: Verleihung des Nobelpreises für Literatur

1932: Amerikareise, Überreichung des Goethe - Preises

1946: Am 6.Juni stirbt Hauptmann in seinem Haus in Agnetendorf.

Seine wichtigsten Werke:
- Bahnwärter Thiel (1887)
- Vor Sonnenaufgang (1889)
- Die Weber (1892)
- Der Biberpelz (1893)
- Rose Bernd (1903)
- Und Pippa tanzt (1906)
- Die Ratten (1911)
- u. v. a.

8. Quellenangaben

- „Bahnwärter Thiel", Cornelsen Verlag, Berlin, 1988

- „Bahnwärter Thiel", Reiner Poppe, Königs Erläuterungen und Materialien, C. Bange Verlag,

Hollfeld, 2001

- „Deutsche Literaturgeschichte“, Winklers Verlag, Darmstadt, 1997

- http://home.datacomm.ch/marsteam/d/naturalismus.htm

- http://www.cwru.edu/artsci/modlang/german380/naturalismus.html

- http://www.teachsam.de/deutsch/glossar_deu_k.htm(Erklärungen)

9. Erklärungen

(¹ Exposition

In der Dramentheorie allgemeine Bezeichnung für den ersten Teil der dramatischen Handlung, indem die Voraussetzungen der Handlung, die Verhältnisse und Zustände dargelegt werden, aus denen der eigentliche dramatische Konflikt entsteht; Gegenstandsbereiche: Informationen über Vorgeschichte, Hauptpersonen, Ort und Zeit des Geschehens.

(² Peripetie Handlungselement im Drama, das einen Umschwung in der Entwicklung auf ein gutes oder böses Ende bringt; dabei wird eine sich vorher angebahnte Entwicklung zunichte macht; in der Tragödie meist der Wendepunkt, an dem der tragische Held die Möglichkeit einer autonomen Entscheidung im Handeln ver- liert

(³ Katastrophe

Begriff aus der Dramaturgie: 1. in der Tragödie: schlimmer Ausgang eines Geschehens (Tragödie); häufig Tod mindestens einer der positiv angelegten tragischen Helden; bringt die Lösung des Konflikts

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Hauptmann, Gerhart - Bahnwärter Thiel
Autor
Jahr
2002
Seiten
7
Katalognummer
V107356
ISBN (eBook)
9783640056293
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hauptmann, Gerhart, Bahnwärter, Thiel
Arbeit zitieren
Michael Dieterich (Autor:in), 2002, Hauptmann, Gerhart - Bahnwärter Thiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107356

Kommentare

  • Michael Dieterich am 5.1.2003

    Hilfe.

    Ich hoffe, das ich mit diesem Referat jemandem Helfen kann.
    Wenn ihr fragen dazu habt, könnt ihr eunch auch gerne bei mir melden.

    MfG

    Michael Dieterich

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Titel: Hauptmann, Gerhart - Bahnwärter Thiel



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