Innovationspolitik in Frankreich und Deutschland. Programmgestaltung & Programmevaluation am Beispiel des Instruments der Technopole


Seminararbeit, 2002

35 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Vorgehen

2. Le technopôle, la technopole, Technologieparks & TGZ

3. Problemlösungsbedarfe & Problemlösungsstrategien
3.1 Technologie- & innovationspolitisch
3.1.1 Technologie- oder innovationspolitische Problemlage
3.1.2 Technopole als technologie- & innovationspolitisches Instrument
3.2 Regionalwirtschaftlich-raumordnungspolitische Perspektive
3.2.1 Regionalwirtschaftlich-raumordnungspolitische Problemlage
3.2.2 Technopole als Instrument regionaler wirtschaftlicher Entwicklung
3.3 Zusammenfassung - Technopole als Steuerungsinstrumente

4. Technopole als Steuerungsinstrument - ein ansatzweiser Vergleich
4.1 Verlagerung auf regionale Ebene in Zentral- und Bundesstaat
4.1.1 Frankreich
4.1.2 Bundesrepublik Deutschland
4.1.3 Vergleichende Zusammenfassung
4.2 Policy in der BRD & in Frankreich
4.2.1 Größenunterschiede & Wachstumspotenzial
4.2.2 FuE-Einrichtungen
4.3 Policy-Outcome - Evaluationen, Evaluationsprobleme & einzelne Ergebnisse
4.3.1 Evaluation
4.3.2 Praxis der Technopolen-Evaluation
4.3.3 Hinweise auf Effizienzunterschiede

5. Schlusswort

6. Literatur

7. Anmerkungen

1. Vorgehen

Französische Technologieparks - sogenannte Technopôles (m.) oder Technopoles (f.) - haben weltweite Bekanntheit erlangt: Sophia-Antipolis, Zirst de Meylan etc. Ihre bundesrepublikanischen Pendants, Technologieparks1und Technologie und Gründerzentren (TGZ) nicht unbedingt. Hier erreichen eher ganze Technologieregionen einen höheren Bekanntheitsgrad: Technologieregion Karlsruhe, Technologieregion Braunschweig etc. Warum diese Differenz? Haben wir es mit zwei gänzlich unterschiedlichen Konzepten zu tun? Soll mit Technologieparks in Frankreich X erreicht werden, in der Bundesrepublik hingegen Y? Sind Technopolen Folge politischer Programme, also ein Instrument mit dem Politik intentional gestalten kann, während Technologieregionen in einem langwierigen Prozess entstanden sind, gar folge der Siedlungsstruktur, und somit als politisches Steuerungs- instrument untauglich? (entsprechende Hinweise siehe Sternberg 2000; 182) Oder haben sich die Technopolen gar als erfolgreicher erwiesen? - letzteres scheint durchaus denkbar, geht doch Sturm davon aus, dass in der BRD die Technologieparkbewegung „abgeflaut“ sei. (Sturm 1991; 247f) Andererseits erfolgen bundesweit ca. ein Drittel aller TOU- Existenzgründungen in TGZ. (IHK-UTB 1997; 30) Ein Mitnahmeeffekt?

Wie bereits angeklungen, wird in dieser Arbeit ein hierarchisches Steuerungskonzept zugrunde gelegt: an das politische System wird eine Forderung herangetragen, auf eine spezifische Problemlage zu reagieren; zur Lösung dieses wird dann auf Technopole bzw. Technologiepark zurückgegriffen (s.u.). Weiter wird, wie unten zu zeigen sein wird, angenommen, dass sowohl das politische System Frankreichs, als auch jenes der Bundesrepublik mit weitestgehend ähnlichen Forderungen konfrontiert waren, das französische Instrument der Technopole also ein funktionales Äquivalent für das Instrument des Technologieparks in der BRD ist: Innovationspolitik2, einmal à la française, einmal bundesrepublikanisch. Ausgehend von diesen Überlegungen sind mehrere Fragen zu beantworten: Wenn es sich bei Technopolen und Technologieparks um funktionale Äquiva- lente handelt, nämlich jeweils um „Innovationspolitik“ (s.u.), unterscheiden sie sich in Abhängigkeit vom jeweiligen politischen System und warum?

Es gilt also zwei - möglicherweise unterschiedliche - Policies durch unterschiedliche Polities bei (weitestgehend) gleicher Politics (Forderung nach einer Innovationspolitik) zu „erklären“ („erklären“ soll hier v.a. als Indiziensuche und -sammlung verstanden werden, warum dieses oder jenes zu diesem oder jenem geführt hat). Und wenn sich nun die Instrumente unterscheiden, unterscheiden sie sich dann auch signifikant in ihrer Wirkung - sprich: welches politische System brachte ein effektiveres Programm auf den Weg?3

2. Le technopôle, la technopole, Technologieparks TGZ

Zunächst zu den Begriffen, wie sie im Rahmen dieser Arbeit verwendet werden. Vorwegzuschicken ist, dass sowohl für Frankreich wie für die BRD im Rahmen von Innovationspolitiken ein Strauß unterschiedlicher Begriffe kursiert. Beispielsweise wird unter- schieden zwischen „la technopole“ und „le technopôle“ - freilich mehr als eine Frage des Geschlechts -, „pôle technologique régional“, „pôle régional à vocation technologique“, „villes technopoles“, „Wissenschaftspark“, „Forschungspark“, „Technologiepark“, „Inno- vationszentrum“, „Technologie- und Gründerzentrum“, „Gründerzentrum“, „Gewerbepark“, „kleinen Technologie- und Gründerzentren niederländischer Prägung“ - die freilich von den großen „research parks“ Großbritanniens zu unterscheiden seien usw., usf. (vgl. Marcot 1990; 44; vgl. Feldmann 1999; 63; vgl. Pleschak 1995; 147ff; vgl. ferner Literaturliste) Die Differenzierungen, wie sie mit diesen Begriffen vorgenommen werden, sind für die hiesige Arbeit vielfach zu differenziert. In anderen Kontexten mag eine entsprechende begriffliche Differenzierung notwendig sein, an dieser Stelle wird jedoch versucht, allein mit den Begriffen Technologiepark, Technologie- und Gründerzentrum (TGZ), Technopole (f.) und Technopôle (m.) zu operieren. Dabei sind Technologieparks

„[...] Entwicklungsmaßnahme[n] zur Ansiedlung von Unternehmen, die sich mit der kommerziellen Anwendung von Hochtechnologie befassen und deren Tätigkeit FuE, Produktion, Vertrieb und Kundendienst einbezieht. [...] Der Technologiepark erfüllt die besonderen Standortanforderungen von Unternehmen der Hochtechnologie, jedoch ist die für Produktionszwecke angebotene Fläche kleiner als die Fläche, die nicht für die Produktion bestimmt ist. Der Schwerpunkt liegt auf der räumlichen Nähe von Unternehmen der Hochtechnologie mit ähnlichen Tätigkeitsgebieten. [...]“ (Pleschak 1995; 148)

Von Wissenschaftsparks (science park; Ziel: Ermöglichung von Synergien zwischen FuE- Einrichtungen) und (konventionellen) Gewerbeparks (commercial / business park: Technologieorientierung keine Zulassungsbedingung) können Technologieparks (technology park) durch eine stärkere Produktionsorientierung (Nullserien etc.) einerseits unterschieden werden, zugleich jedoch auch durch die Zielsetzung der gezielten Erzeugung von Synergien zwischen technologieorientierten Unternehmen (TOU). Um letzteres zu erreichen gilt Technologieorientierung als Zulassungsbedingung zu Technologieparks. Gegebenenfalls werden Kontakte zu FuE-Einrichtungen hergestellt (siehe TGZ) bzw. FuE-Einrichtungen im Technologiepark selbst oder seinem Umfeld (siehe Technolpo[ô]le) angesiedelt. (vgl. Pleschak 1995; 147ff)

Im Gegensatz hierzu kann ein Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) bzw. Innovationszentrum (innovation centre) definiert werden als:

„[...] eine Einrichtung, die die Anforderungen von vorwiegend neugegründeten Unternehmen erfüllt, die sich mit der Entwicklung und Vermarktung neuartiger technologischer Produkte und Verfahren befassen. [...] Zweck eines Innovationszentrums ist die Förderung der Gründung von Hochtechnologieunternehmen. [...] Innovationszentren sind besonders darauf ausgerichtet, KMU [kleine und mittlere Unternehmen, LN] zu fördern. In einigen Fällen können sie, z.B. durch Integrierung in einen Wissenschaftspark, Bestandteil einer größeren Einrichtung sein.“ (Pleschak 1995; 148f)

Den TGZ kommt dabei eine „Durchlauferhitzerfunktion“ zu, d.h. die Unternehmen müssen nach (i.d.R. 5 Jahren) das TGZ wieder verlassen. Dabei unterscheiden sich die einzelnen TGZ in erheblichem Ausmaß voneinander, sei es das die angebotenen Leistungen jeweils abhängig von der Strategie des jeweiligen TGZ-Managements sind, sei es allein die schiere Größe: im Schnitt werden in einem TGZ 20 Unternehmen gleichzeitig gefördert, die Spanne beträgt jedoch zwischen 10 und 100 Unternehmen. (vgl. Seeger 1997; 41 & 47; vgl. auch Kohn / Schulz 1985; 10)

In Anlehnung an France Technopoles definiert Feldmann „le technopôle“ als Technologiepark, in dem (1) eine Organisation existiert, die den Auftrag der Förderung eines innovativen Milieus hat, (2) die den Technologietransfer fördert und (3) Einrichtungen und Strukturen realisiert, die zu diesen Zielen beitragen. Teil einer Technopôle ist in der Regel auch ein TGZ (pépinière d’entreprises). Im Gegensatz zu le technopôle liegt der Akzent bei „la technopole“ auf einem lokalen Innovationssystem, das jedoch räumlich nicht so eindeutig abgegrenzt ist (z.B. die villes technopoles). (vgl. Feldmann 1999; 63)4

Ähnlich uneinheitlich wie TGZ sind auch die verschiedenen Technopolen.5So unterscheidet Bruhat zwei grundlegend verschiedene Modelle, ein „modèle polaire“ (vgl. „le technopôle“): Kern einer solchen Technopôle ist, dass räumlich ein Technologiepol quasi als Innovations- kern geschaffen wird; Sophia-Antipolis, deren Entwicklung zur Gänze exogen durch den Zentralstaat bestimmt war, sowie Zirst de Meylan, deren Entwicklung v.a. auf regionsinterne Aktivitäten zurückzuführen ist, werden diesem Modell zugerechnet. Davon unterschieden werden kann ein Agglomerationsmodell (vgl. „la technopole“), in dem kein Technologie-Pol als innovatorischer Kern für die Entwicklung einer Region gegründet wurde, sondern in dem alle vorhandenen FuE-Einrichtungen im Rahmen eines „globalen“ regionalen Entwicklungs- programms eingebunden werden. Die verschiedenen Technopolen können, so Bruhat, jeweils auf einem Kontinuum zwischen Pol- und Globalmodell verortet werden, wobei sie sich jeweils mehr oder weniger dem einen oder anderen Typ annähern. Zudem kann sich die Ausrichtung im Laufe der Zeit ändern. So wurde beispielsweise die Technopole Bordeaux ursprünglich nach dem Modell Sophia-Antipolis veranlagt, wandelte sich jedoch im Laufe der Zeit zu einer multipolaren Agglomeration, die eher dem Agglomerationsmodell entspricht. Die Metropole von Strasbourg in Illkirch war von Anfang an multipolar ausgelegt und die Technopôle de Haut-Rhin (Mulhouse und Trois Frontières) versteht sich als „zone d’activités privilégiée“. (vgl. Bruhat 1990; 169ff)

Insofern wird in Anlehnung an Benko davon ausgegangen, dass das bundesdeutsche Pendant französischer Technopolen eine Kombination aus TGZ und Technologiepark ist:

„Le technopôle [in der BRD, LN] a deux pôles: l’un, petit, consacré à l’émergence et au développement d’industries innovantes; l’autre, plus grand, attaché au développement et à la croissance de ces entreprises.“ (Benko 1991; 131; bezugnehmend auf Heidelberg)

Eberlein sieht hingegen TGZ selbst als das Pendant zu französischen Technopolen. Problematisch ist dies jedoch, da die französischen Technopolen wesentlich größere Projekte sind, als die TGZ und ihrerseits ein TGZ (pépinière d’entreprise) beinhalten: so befinden sich, worauf Eberlein selbst hinweist, in den 22 Technopolen Frankreichs insgesamt 62 Gründerzentren (in 44 davon haben sich 633 Unternehmen mit 2840 Arbeitsplätzen angesiedelt). Nichts desto trotz bedarf es m.E. dieser Differenzierung - Vorhandensein eines Technologieparks neben dem TGZ oder nicht - nicht notwendig, da mittlerweile in mehr als der Hälfte der Fälle deutscher TGZ auch Technologieparks geplant oder bereits eingerichtet sind. Zudem wurden ein Großteil der Unternehmen in französischen Technopolen in der Technopole selbst gegründet (z.B. Zirst de Meylan: 70%; Sophia-Antipolis: 60%). Des weiteren erweisen sich i.d. BRD die neugegründeten TOU nach ihrem Auszug aus dem TGZ als ausgesprochen immobil in ihrer Standortwahl, so dass knapp zwei Drittel in der TGZ- Stadt verbleiben. Insofern kann der Unterschied, ob ein Technologiepark vorhanden ist oder nicht, an dieser Stelle vernachlässigt werden.6(vgl. Seeger 1997; 47 & 134ff; vgl. Eberlein 1997a; 108; vgl. Feldmann 1999; 76 & 154)

In Anlehnung an Pleschak kann eine gemeinsame Definition, die sowohl Technologieparks, TGZ, Technopôlen und Technopolen umfasst, wie folgt erfolgen: im hier behandelten Realitätsausschnitt handelt es sich jeweils um ...

„[...] Initiativen, die durch räumliche Bündelung neuer technologieorientierter Unternehmen die Stimulierung von Investitionen in Aktivitäten auf dem Gebiet der Hochtechnologie, die Förderung des Technologietransfers zwischen Forschung und Industrie und die Schaffung von Arbeitsplätzen anstreben [...].“ (Pleschak 1995; 147)

Der sprachlichen Einfachheit halber wird, wenn im Folgenden von jener, auf endogenes Potenzial basierenden technologierorientierten Agglomerationsstrategie, in beiden Ländern die Rede ist, von „Technopole(n)“ gesprochen und nur bei Bedarf begrifflich weiter differenziert.

3. Problemlösungsbedarfe & Problemlösungsstrategien

Worin bestanden nun jene Problemlösungsbedarfe, die für eine Übernahme des Instruments Technopole in beiden Ländern (und darüber hinaus - CORDIS geht von ca. 800 TGZ europaweit aus (CORDIS, Apr. 2002)) sorgte? Zu trennen ist hier zunächst zwischen einer innovations- bzw. technologietransferorientierten Perspektive und einer Regionalentwicklungs- bzw. Wirtschaftsstrukturperspektive.

Im Folgenden wird jeweils die technologiepolitische bzw. regionalwirtschaftliche Problemlage und anschließend die Annahmen, die Technopolen als angemessene Intervention erscheinen lassen, kurz dargestellt.

3.1 Technologie innovationspolitisch

3.1.1 Technologie- oder innovationspolitische Problemlage

Seit den 60er-Jahren, und noch bis in die 80er-Jahre hinein, herrschte europaweit eine „mission oriented“ Technologiepolitik vor. Grundlage war die Vorstellung eines linearen Innovationsmodells. Gemäß diesem wurden im Rahmen technologiepolitischer Programme primär Großforschungsaufträge an (Groß-)Unternehmen und Forschungseinrichtungen verge- ben: Grundlagen- und angewandte Forschung produzieren Know-How, welches von Unternehmen aufgegriffen und zu Produkten und Verfahren weiterentwickelt wird, um schließlich über die Produkte diffundiert. So zumindest die Annahme. Diese Überlegung impliziert die Vorstellung voneinander getrennter Subsysteme: ein Forschungssystem, dass Inventionen bereitstellt, und ein Wirtschaftssystem, dass Inventionen zu Innovationen weiterentwickelt und es auf diesem Wege zu einer Diffusion7des Know-Hows kommt. (Maier / Tödtling 1996; 121ff; Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 10f; vgl. Seeger 1997; 36)

Dieses lineare Innovationsmodell wurde in mehrerlei Hinsicht kritisiert. So konnte einerseits festgestellt werden, dass Innovationen nicht in Wissenschaft und Forschung ihren Ausgangspunkt nehmen („science push“-These), sondern in Wünschen von Kunden, Liefer- anten und Technologieanwendern („market pull“-These bzw. „customer-driven improve- ments“). (vgl. Feldmann 1999; 16, 17ff, 52ff & 125) Insbesondere von Thomson et. al. wurde jedoch herausgearbeitet, dass weder Marktmechanismus noch hierarchische Strukturen geeignet sind, um eine schnelle und akkurate Allokation kommerziell oder sozial brisanter Informationen, wie sie insbesondere bei customer-driven improvements relevant sind, zu gewährleisten: Netzwerke und das hierin zirkulierende Sozialkapital (Vertrauen und persönliche Verbindlichkeit (personal commitment)) seien hierfür erheblich besser geeignet. (vgl. Bovaird 1993; 69; s.u.; zu Sozialkapitalkonzeptionen vgl. auch Gabriel / Kunz / Roßteutscher / Deth 2002; 19-36) Zudem wurden im Technologietransferprozess zahlreiche Feedbackschleifen zwischen Forschungs- und Wirtschaftssystem ausgemacht. Vermutet wurde ferner eine Umsetzungslücke bei der Realisierung inventionsbasierter Innovation. Hinzu kam die Vermutung einer „[...] Vereinnahmung von Fördermitteln, bestehend aus einer kleinen Interessengemeinschaft von Politikern und Großunternehmen [...].“ (Feldmann 1999; 19) Dennoch wurde weiterhin von Wissen und Information als einem Gut mit „Öffentlichkeitscharakter“ ausgegangen, da das optimale Investititionsniveau aus gesamt- wirtschaftlicher Sicht über dem aus einzelunternehmerischer Sicht liegt (Marktversagens- these), so dass der Kritik nicht mit einer Einstellung entsprechender Programme, sondern mit der Erweiterung um eine transferorientierte Technologiepolitik-Komponente begegnet wurde. Diese fußt auf der Vorstellung eines nicht-linearen Innovationsprozesses: thematisiert wird die Interaktion der beiden Subsysteme Forschungssystem-Wirtschaftssystem bzw. überführt diese in die Vorstellung eines „technologischen Systems“, in dem sich der Technologietransfer vollzieht. Elemente dieses technologischen Systems sind wissen- schaftliche, institutionelle (Ausbildungssystem, Finanzierungssystem, Technologietransfer- einrichtungen etc.), soziale und ökonomische Akteure, von deren Interaktionen die Herausbildung eines solchen abhängt. Dieses Interaktionssystem kann als Netzwerk aufgefasst werden, wobei diesen als regionale Netzwerke positive innovatorische Effekte - Agglomerationsvorteile im Sinne einer Kommunikationserleichterung durch persönliche Kontakte, gemeinsamem Lernen in kontinuierlichen Kontakten, Vertrauensbildung und Kontrolle durch die Interaktionspartner - zugemessen werden. Ferner wird angenommen, dass insbesondere kleine und junge TOU von derartigen regionalen Netzwerken profitieren, da sie weniger überregionale (u.U. internationale) Kontaktmöglichkeiten haben. Angenommen wird darüber hinaus, dass insbesondere das Innovationspotenzial von KMU noch nicht hinreichend genutzt wird und insbesondere bei KMU a priori eine höhere Kooperationsneigung als bei größeren Unternehmen anzutreffen ist: aufgrund größenbedingten Fehlens einzelner Funktionen sind KMU zu Kooperation gezwungen, was seinerseits - so die Vermutung - zu einer größeren Kooperationsbereitschaft führt. (vgl. Maier / Tödtling 1996; 121ff; vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 10f; vgl. Feldmann 1999; 16, 17ff, 52ff & 125; vgl. Seeger 1997; 36; vgl. Sternberg 1995; 204f) Insofern spricht Feldmann auch nicht mehr von Technologiepolitik, in der die Bereitstellung von Inventionen (gewissermaßen Erfindungen im Rahmen von Grundlagenforschung) im Vordergrund gedacht wird bzw. einer „mission oriented“ Technologiepolitik, sondern von Innovationspolitik oder diffusionsorientierten Technologiepolitik, in der der Technologie-/Innovationstransfer bzw. die Konversion von Invention zu Innovationen als zentraler Aspekt Beachtung findet: um gesamtwirtschaftlich die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen bedarf es des Know-How-Transfers von FuE-Einrichtungen in Unternehmen hinein und über das erstinnovierende Unternehmen hinaus in weitere. (vgl. Feldmann 1999; 15ff & 17ff)

Der innovationspolitische Steuerungsbedarf gilt für beide Länder gleichermaßen und auch das Instrument der Technopole wird in beiden Länder als Instrument zur Reaktion auf diesen Steuerungsbedarf gesehen. Ziele eines Technopols sind die Erleichterung der Gründung von TOU und - in Frankreich ausgeprägter als in der BRD - die Ansiedlung externer TOU, um zu einer Agglomeration und „spillovers“ für lokale Unternehmen zu kommen. (Feldmann 1999; 64ff)

3.1.2 Technopole als technologie- & innovationspolitisches Instrument

Unter technologiepolitischen Gesichtspunkten bietet sich das Instrument der Schaffung technologieorientierter Agglomerationen aus zweierlei Gründen an: Erstens ist basierend auf dem Transaktionskostenansatz (Coase, Williamson) davon auszugehen, dass Agglomera- tionen zu einer Senkung der Transaktionskosten zwischen den technologischen Akteuren führen, gegebenenfalls gar eine Optimierung hinsichtlich der Summe der Transaktionskosten vorgenommen werden kann. Angenommen wird im Rahmen des Transaktionskostenansatzes, dass Akteure nach individuellem Nutzen streben. Aufgrund begrenzter Rationalität, Informationsmängeln und Persönlichkeitsabhängigkeit des Verhaltens der Akteure (dies ist der zentrale Unterschied zur neoklassischen Theorie, in der eben von vollständiger Rationalität ausgegangen wird (s.u.)), entstehen jedoch verschiedene Kosten bei der Interaktion bzw. Kooperation mit anderen Akteuren, jeweils abhängig von der Spezifizität der Transaktion, unsicheren Umweltbedingungen und der Interaktionsgeschichte (Häufigkeit, Erfahrungen etc.). Folge sind (nach Picot) unterschiedliche Transaktionskosten im jeweiligen Interaktionssystem, nämlich (1) Anbahnungskosten der Kooperation, (2) Verein- barungskosten, (3) Kontrollkosten und (4) Anpassungskosten.8Da innovationsorientierte Kooperationen als besonders informationsintensiv gelten und Proximität (organisatorische und räumliche Nähe) Fehlerquellen vermindert, kann durch den Abbau organisatorischer Barrieren (z.B. durch ein spezifisches institutionelles Arrangement) und durch räumliche Nähe eine Reduktion der Transaktionskosten erwartet werden. (vgl. Feldmann 1999; 25ff; vgl. Bovaird 1993; 68f)

Zweitens kann auf Basis des Netzwerkansatzes dieses nicht nur für bilaterale Beziehungen zwischen zwei Akteuren angenommen werden, sondern ebenfalls für ein multiples Beziehungsgeflecht mehrerer bzw. vieler Akteure. Dabei, so die Vermutung, wächst in einem Netzwerk durch Proximität und lang andauernde Kontakte Vertrauen. Entsprechend dürften Kooperationsneigung und -aktivitäten wachsen. (Feldmann 1999; 34ff)

Eine Präzisierung erfuhr der Netzwerkansatz Mitte der 80er-Jahre durch die Groupe de Recherche Européen sur les Milieux Innovateurs (GREMI), die, auf diesem aufbauend, ihren Milieu-Ansatz entwickelte. Zentrale These ist, dass Innovationen in einem Netzwerk verschiedener Akteure bedürfen: erst durch vielfältige Verflechtung von Unternehmen, verschiedener Institutionen, staatlichen Körperschaften, Einzelpersonen, Kapitalgebern etc. werden Innovationen ermöglicht; durch eine mannigfaltige Verflechtung (auch lockerer Art) der verschiedenen Akteure entsteht ein mehr oder weniger innovatives Milieu. Dabei wird aufgrund größerer intraregionaler als interregionaler Mobilität des Humankapitals, aufgrund der Möglichkeit direkter und informeller Kontakte sowie infolge „[...] eines gemeinsamen kulturellen, psychologischen und politischen Hintergrundes und dementsprechenden „shared beliefs in products and technologies“ [...]“ (Seeger 1997; 25) die räumliche Nähe der Akteure im innovativen Milieu besonders betont. Kritisiert wurde die Milieutheorie vorwiegend wegen definitorischer Unklarheit bezüglich dessen, was denn nun unter einem „innovativen Milieu“ zu verstehen sei bzw. wie dies operationalisiert werden könne. Einigkeit herrscht zumindest darüber, dass (1) die Anzahl, Qualität (hier: Technologieorientiertheit) und Vielfalt der Akteure, (2) Anzahl, Qualität und Vielfalt ihrer Beziehungen, die sie mit dem Ziel der Erzeugung von Synergien9aufbauen, sowie (3) die Anzahl, Qualität und Vielfalt der Verflechtungen mit anderen Netzwerken, entscheidende Faktoren für das Entstehen eines innovativen Milieus sind. Im Fokus stehen ferner KMU und TOU-Neugründungen, wobei zu Technopolen - im Idealfall - nur für das Innovative System relevante zugelassen werden. Insofern hat dieses Instrument den Charakter von „öffentlichen Klubgüter“: die Bereitstellung von Infrastruktur ist kombiniert mit der Möglichkeit des systematischen Ausschlusses von ihrer Nutzung. (vgl. Feldmann 1999; 68; vgl. Seeger 1997; 24ff)

In Technopolen wird dieser Ansatz dadurch verfolgt, dass neben der schieren Agglomeration von Unternehmen, FuE-Einrichtungen, gegebenenfalls Universitäten etc. auch Servicedienstleistungen für die ansässigen Unternehmen angeboten werden. Letztere spielen insbesondere in den TGZ und den pépinières d’entreprise eine Rolle, in denen versucht wird, möglichst umfassend die gesamte Bandbreite gründungs- und entwicklungsspezifischer Probleme bei TOU-Gründungen anzugehen. Zu diesen zählen insbesondere (1) Management-, (2) Finanzierungs- und (3) Innovationsprobleme (v.a. im Sinne eines nicht effizienten TimeTo-Market-Prozesses (TTM)). (Seeger 1997; 30ff & 41)

3.2 Regionalwirtschaftlich-raumordnungspolitische Perspektive

3.2.1 Regionalwirtschaftlich-raumordnungspolitische Problemlage

Regionalwirtschaftlich dominierte in Europa bis in die 70er-Jahre eine Strategie, die darauf abzielte, bereits bestehende Unternehmen in wirtschaftlich schwachen Regionen anzusiedeln. Dieser Politik wurde aus zweierlei Gründen die Basis entzogen: erstens sank infolge der weltweiten Rezession 1973/74 das Ansiedlungspotenzial an Unternehmen; andererseits wurde zunehmend Kritik an der Effizienz dieses Instruments laut. Neues Ziel der Wirtschafts- förderung wurde zunehmend weniger die Förderung einzelner Unternehmen, als vielmehr die Förderung des Verhältnisses der Unternehmen untereinander. Basierend auf den bereits vorhandenen Betrieben sollte das „endogene Potenzial“ einer Region entwickelt werden. Dabei spielten die regionalen Gesichtpunkte bis Mitte der 80er-Jahre eine eher untergeordnete Rolle. Erst nach und nach wurden die Gefahren einer Erhöhung regionaler Disparitäten aufgrund besserer oder schlechterer (internationaler) Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Regionen erkannt und lokale Akteure begriffen indirekte Förderung - Qualifikations- und Beratungsleistungen sowie Gründerförderung und selektive Betriebsansiedlungen - zunehmend als Chance für die eigene Region. So kam es zu einer teilweisen Integration von Technologie- und Regionalpolitik. Diese Förderung setzt v.a. an KMU an (s.o.). (vgl. Feldmann 1999; 52ff; vgl. Seeger 1997; 36; vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 10ff)

Während in Frankreich bereits seit dem Ende des 2. Weltkrieg aufgrund industriellem Rück- stands und erheblicher regionaler Disparitäten, Raumordnungspolitik durchgängig eine Rolle gespielt hat10, entstand in der BRD - die durch eine „relativ ausgewogene, polyzentrische Siedlungs- und regionale Wirtschaftsstruktur“ (Neumann / Uterwedde 1994; 26ff) geprägt war - erst mit den Strukturanpassungskrisen der 60er- und 70er-Jahre ein erhebliches Nord- Süd-Gefälle, wobei v.a. NRW und das Saarland unter der Stahl- und Kohlekrise litten sowie die Küstenregion unter dem Niedergang der Werftindustrien. (Neumann / Uterwedde 1994; 15ff & 58ff) Frankreich unterscheidet sich dabei in zweierlei Aspekten von der BRD. So bildeten sich zum Zeitpunkt der ölkrisenbedingten Zunahme regionaler Disparitäten (begin- nend in der Bretagne) zugleich regional-kulturelle Identitäten immer stärker. (Wackermann 1993; 91ff & 95ff)

Maßgeblich nach dem Vorbild des Stanford Industrial Parks begannen Mitte der 70er-Jahre in ganz Europa verstärkt Technopol-Bemühungen.11Förderung setzte nun nicht mehr direkt bei einzelnen Unternehmen an, sondern indirekt, indem Infrastruktur bereit gestellt wurde. Zudem wird eben nicht nur eine Ansiedlung von TOU angestrebt, sondern - als wesentliches Erfolgskriterium von Technologieparks - eine Interface-Funktion angenommen, also eine Stimulierung innovationsfördernder Kontakte im Technologiepark. (vgl. Wolf 1994; vgl. Feldmann 1999; 66f) Das Topos „Innovationen“ rückte dabei auch ins Zentrum wirtschafts- wissenschaftlicher Theorien und behielt seine Stellung bis heute. Es wird vermutet, dass zwischen 30% und 90% des Wirtschaftswachstums westlicher Industrieländer auf technolo- gische Produkt- oder Prozessinnovationen (TPP)12zurückgeführt werden kann. (vgl. Maier / Tödtling 1996; 119ff; vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 9ff; vgl. Seeger 1997; 35f)

3.2.2 Technopole als Instrument regionaler wirtschaftlicher Entwicklung

Welche regionalen wirtschaftlichen Entwicklungsimpulse sind nun von Technopolen zu erwarten? Allein die Erkenntnis, dass Großunternehmen nicht die entscheidenden Innovatoren sind, würde nicht ausreichen, eine Neuorientierung der Technologiepolitik in Richtung Technopole zu rechtfertigen. Vielmehr bedarf es hierzu auch unter regionalwirtschaftlichem Gesichtspunkt entsprechender Kausalannahmen über die Wirkung dieses neuen Instruments, insbesondere, wo die Vorzüge des Setzens auf TOU im Gegensatz zu herkömmlichen Unternehmen liegen. (vgl. Seeger 1997; 1) Damit ist auch klar, dass hier nicht auf die neoklassische Theorie zurückgegriffen werden kann. Vertreter dieses Ansatzes gehen von einem langfristigen Ausgleich regionaler Disparitäten aus, wobei diese Theorie freilich keine Aussagen liefert, warum dem innerhalb einer Volkswirtschaft (wo keine Anpassung der Löhne nach unten stattfinden kann etc.) so sein sollte: die räumliche Dimension ist ein dieser Theorietradition externes Element. Es besteht schlicht kein Bedarf an spezifischer regionaler Förderung o.ä. (vgl. Feldmann 1999; 37) Genauso wenig bietet sie Hinweise, welche Unternehmen (Klein-, Mittel- oder Großbetriebe) ein über- oder unterdurchschnittliches Innovationspotenzial besitzen, womit sie zur Ableitung regionaler Entwicklungsstrategien nicht taugt. (vgl. Bovaird 1993; 67ff) Somit bildet die neoklassische Theorie den Kontrast zu regionalbezogenen Ansätzen.

Im Gegensatz zur neoklassischen Theorie werden als Ansätze, die eine regionale Komponente beinhalten, i.d.R. die Exportbasistheorie, die Theorie der Wachstumspole, der Milieuansatz, die Theorie der langen Wellen / Kondratieff-Zyklen, der Produkt-Lebenszyklus- Ansatz, der Potentialfaktoransatz und der Standortfaktoransatz genannt. Stichpunktartig zusammengefasst behaupten regionalwirtschaftliche Entwicklungstheorien die folgenden Zusammenhänge (ausführlicher siehe Anmerkung13): TOU sind was ihre Absatzmärkte betrifft überregional orientiert, was im Vergleich zu konventionellen Unternehmen einen höheren Einkommenszufluss in die Region des TOU erwarten lässt. Dies wiederum regt, nicht zuletzt ob zu erwartender Multiplikatoreffekte, das regionale Wirtschaftswachstum überproportional stark an. („Export-Basis-Theorie“) (vgl. Seeger 1997; 24 & 29; vgl. auch Feldmann 1999; 38f) Der auf Perroux zurückgehende Ansatz der Wachstumspole - erweitert um eine räumliche Dimension - behauptet, dass innovationsrelevante Informationen in Agglomerationen mit einer sektoralen Konzentration auf einzelne Branchen, ebenfalls über- proportionale Innovationsleistungen erwarten lässt. (Feldmann 1999; 41; vgl. auch Feldmann 1999; 39ff) Ähnlich wie im Milieu-Ansatz werden regionales Wachstum und regionale sektoriale Agglomerationen durch eingespielte Kontakte zwischen innovationsrelevanten Akteuren, gute Kontaktmöglichkeiten, erleichterte Arbeitskräftezirkulation zwischen den regionalen Unternehmen und den einhergehenden personengebundenen Wissenstransfer sowie regionales Sozialkapital erklärt (s.o.). (Feldmann 1999; 43f; vgl. auch Sternberg 1995; 199f; s.o.) Die Theorie der langen Wellen bzw. Weltkonjunkturwellen (Kondratieff(-zyklen)) erklärt Abweichungen im regionalen Wirtschaftswachstum mit dem frühzeitigen regionalen Vorhandensein von Basistechnologien.14(Seeger 1997; 23) Dieses Modell scheint den Hinweisen auf besonders expandierende TOU, „Gazellen à la SAP“ (Sternberg 2000; 209), zugrunde zu liegen, bzw. Verweisen auf das rasante Wachstum des Technopol-Vorbildes „Stanford Industrial Park“ im Silicon Valley.15(vgl. Kohn / Schulz 1985; 3; vgl. Feldmann 1999; 41; vgl. Altmann 1995; 52ff & 104ff)16 Anschließend an die Hypothese vom Produktlebenszyklus17 wird erwartet, dass eine Region sich besonders wachstumsstark erweist, wenn sie viele Betriebe beherbergt, deren Produkt noch in einem frühen Stadium ist, so dass der Produktionszenit in der „Reifephase“ noch nicht erreicht ist, die entsprechenden Betriebe ergo ein überproportionales Wachstum erwarten lassen. (vgl. Seeger 1997; 23f) Der Potenzialfaktoransatz macht vier Faktoren aus, die entscheidende Bedeutung für regionale Entwicklung erlangen: wirtschaftsgeographische Lage, Agglomerationsgrad, sektorale Wirtschaftsstruktur und Infrastruktur - wobei freilich nur letztere drei Faktoren intentional gestaltbar sind. (vgl. Feldmann 1999; 42f) Standortfaktoren - Telekommunikations- und Verkehrsanbindungen, innovationsrelevante strukturelle Charakteristika der bereits vorhan- denen Unternehmen und staatliche Politiken - wird ebenfalls eine große Bedeutung für regionale Entwicklung beigemessen (Standortfaktoransatz). (vgl. Feldmann 1999; 44ff) Insofern kann begründet die Vermutung geäußert werden, dass mit dem Instrument der Technopole auch regionalwirtschaftliche Ziele effektiv erreicht werden können.

3.3 Zusammenfassung - Technopole als Steuerungsinstrumente

Technopole können damit als Steuerungsinstrument18angesehen werden, das als Realtyp zwei Idealtypen19zuordenbar ist: Finanzierung und Strukturierung. Adressaten des Steuer- ungsinstruments Technopole sind hierbei TOU, die über finanzielle Anreize (Ansiedlungs- prämien (z.B. in Sophia-Antipolis), günstige Mietflächen (TGZ in der BRD), Service- und Beratungsleistungen etc.) zu einer Ansiedlung in der Technopole bewegt werden. Abgestellt wird also auf das Kosten-Nutzen-Kalkül der Unternehmen. Zugleich soll deren Innovationspotenzial durch Strukturierung erhöht werden (Kontakte zu FuE-Einrichtungen, anderen TOU, Beratungsleistungen etc.). Ziel ist eine Transaktionskostenreduktion zwischen FuE-Einrichtungen und TOU sowie Technologietransfer zwischen den Unternehmen. In diesem Sinne wird vom Technopol-Management eine entsprechende (Re-)Strukturierung des Umfeldes erwartet, was wiederum die Ansiedlung weiterer Unternehmen induzieren sollte. (vgl. hierzu Görlitz / Burth 1998; 28ff & 258ff)

4. Technopole als Steuerungsinstrument - ein ansatzweiser Vergleich

Mit Knoepfel / Varone / Bussmann / Mader lässt sich also feststellen, dass sowohl in Frank- reich wie auch in der Bundesrepublik ein Problem vorlag und ein Wirkungsmodell, dass regionale Entwicklungsstrategien als Lösungsansatz nahe legt. Die Kausalannahme lautet: Wenn endogene Entwicklungspotenziale genutzt werden, dann findet verstärkter Technologietransfer und regionale Entwicklung statt (Hypothese 1). Die Interventions- hypothese würde lauten: Wenn eine Technopol-Konzeption verwirklicht wird, dann wird aufgrund einer Senkung von Transaktionskosten (effektiv) endogene Entwicklung induziert (Hypothese 2). Als Handlungshypothese kann mit Sternberg20angenommen werden: Wenn regionale Entwicklung durch lokale Ebenen durchgeführt wird, dann erfolgt dies - aufgrund eines Informationsvorsprungs gegenüber anderen staatlichen Ebenen - effizienter als durch andere Ebenen (Bundesland oder Zentralstaat) (Hypothese 3). Die Steuerungsform wäre in diesem Falle also Delegation. (vgl. Görlitz / Burth 1998; 123ff; vgl. Knoepfel / Varone / Bussmann / Mader 1997; 79ff; vgl. Sternberg 1995; 215)

Hieran schließen sich im Prinzip zwei Fragenkomplexe an. Erstens: Kann eine Verlagerung der Entscheidungskompetenzen auf eine substaatliche Ebene beobachtet werden? Wie findet diese Verlagerung statt und führen länderspezifische Polities zu spezifischen Unterschieden in den Policies? Zweitens: Haben sich die Erwartungen bezüglich der Effizienz in beiden Ländern erfüllt? Sind etwaige Effizienzunterschiede auf die unterschiedliche Programme und Kompetenzen der subnationalen Ebenen zurückzuführen?

4.1 Verlagerung auf regionale Ebene in Zentral- und Bundesstaat

„Die Bundesrepublik Deutschland wie Frankreich können jeweils als idealtypische Ausprägung des von ihnen verkörperten Regierungs- und Verwaltungssystems gelten. Während das traditionelle Frankreich das Modell eines zentralistischen Systems darstellt, wird die Bundesrepublik Deutschland durch einen ausgeprägten Föderalismus charakterisiert.“ (Thedieck 1992; 15)

Es lässt sich also vermuten, dass eine Kompetenzenabtretung an subnationale Einheiten in Frankreich gemäß einer zentralstaatlichen Logik erfolgt - direktiv von oben herab -, in der Bundesrepublik gemäß einer föderalstaatlichen - also in einem Aushandlungsprozess zwischen Zentralstaat und Gliedstaaten.

4.1.1 Frankreich

Es stellt sich die Frage, wie Kompetenzen auf subnationale Ebenen verteilt werden können. In Betracht kommen prinzipiell zwei Alternativen: (a) Kompetenzzuweisung an bereits bestehende Ebenen oder (b) Einrichtung einer neuen Ebene. Wie sich zeigen wird, konnte auf eine bereits bestehende zurückgegriffen werden.

Als bestehende subnationale Ebenen hätte zurückgegriffen werden können auf Kommunen, Départements und die Régions. Gegen eine Zuweisung der entsprechenden Kompetenzen an die kommunale Ebene hätten - obgleich lokal Informationen vorhanden gewesen wären -, schlicht die Größenunterschiede der einzelnen Kommunen gesprochen: Bemühungen in Richtung einer Kommunalreform waren gescheitert (vgl. Thedieck 1992; 27), so dass es ca. 36000 ausgesprochen heterogene Gemeinden gibt und ein erheblicher Unterschied zu den Verhältnissen (nur 8500, relativ homogene Gemeinden) in der BRD besteht. (vgl. Thedieck 1992; 21; vgl. Wackermann 1993; 92) Die 96 Départements wären zwar homogenere

Einheiten gewesen, doch sind diese durch eine starke Rückbindung an das Innenministerium charakterisiert, v.a. auch was den Präfekten betraf, und immer noch vergleichsweise klein. Das sich nicht so sehr an lokalen Belangen, sondern an denen der oberen Behörden orientierten, die Initiierung endogener Entwicklung durch Départements also nicht wirklich erfolgversprechend gewesen wäre, mag man daran ermessen, dass mit den Dezentrali- sierungsgesetzen21unter Mitterand die Maßgabe verfolgt wurde „[...] die Gemeinde nicht mehr durch von Paris ernannte Beamte gängeln zu lassen; die bisherige Weisungsbefugnis wurde vielmehr ersetzt durch eine Rechtsaufsicht22der staatlichen Kontrolleure.“ (Thedieck 1992; 28) Es wurden Kompetenzen und Personal vom Amt des Präfekten auf die lokalen „Selbstverwaltungskörperschaften“ übertragen, deren Leitung in den Händen des gewählten Präsidenten des Regionalrats bzw. Generalrats liegt. (Thedieck 1992; 29 & 36) So wurden bereits 1955 im Rahmen der Bemühungen um eine Dezentralisierung der „schwerfälligen zentralen Verwaltungsstrukturen“ - bis in die 80er-Jahre stand dem nur eine „pouvoir péripherique“ entgegen, eine informelle dezentrale „Honoratiorenmacht“, die trotz starker Zentralisierung lokale Handlungsspielräume offen hielt (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 80; vgl. auch 77ff) - 21 Régions zur Investititionsförderung geschaffenen: (unter Pompidou kam Korsika als 22. Region hinzu)

„Gerade in der hier behandelten Hochphase zentralstaatlich-voluntaristischer Regional- und Raumordnungspolitik war klargeworden, dass diese zur Realisierung ihrer Ziele handlungsfähige Partner in den Gebietskörperschaften benötigte. Dem stand der ungebrochene Zentralismus der französischen Staats- und Verwaltungsstruktur ebenso entgegen wie die Tatsache, dass die beiden tradierten lokalen Gebietskörperschaften, die als Partner des Zentralstaates in Frage kamen, die Gemeinden und die Departements, nur eingeschränkt einen sinnvollen Rahmen für eine Politik regionaler Entwicklung und Raumordnung boten. Diese Politik benötigte größere Gebietseinheiten, und so hatte sich in der Nachkriegszeit folgerichtig die regionale, aus mehreren Departements bestehende Ebene immer stärker als Planungsgrundlage durchgesetzt (1954: 22 Programmregionen im Rahmen der Planification, 1959: 21 Verwaltungsregionen, 1964: regionale Ausschüsse für wirtschaftliche Entwicklung und Regionalpräfekten).“ (Neumann / Uterwedde 1994; 42)

Insofern konnte bei der flächendeckenden Durchsetzung des Instruments der Technopolen bereits auf eine ebenfalls wirtschaftspolitischen Zielen dienende Ebene zurückgegriffen werden. Der Dezentralisierungsprozess in Frankreich - weg von einem „auf Paris zugespitzten Elitestaat“ (Wackermann 1993; 94), in dem erhebliche wirtschaftliche (s.o.) und kulturelle Diskrepanzen bestanden - wurde in Frankreich zugleich durch Entstehung einer zunehmenden regionalen Identität unterstützt. Im Rahmen von Planverträgen sollten nun Impulse aus der Region selbst kommen. (Wackermann 1993; 91ff & 95ff) Die gesetzliche Grundlage der Planverträge bildet des Planvertragsgesetz vom 29. Juli 1982. (Auby / Auby 1996; 513)23Die Ausstattung der Régions mit Kompetenzen erfolgte nach ihrer Einrichtung dabei stufenweise in verschiedenen Dezentralisierungsgesetzen (1972, 1982/1983, 1986 und 1995) und ihnen kommt nunmehr die gleiche Qualität wie den Kommunen und Départements zu: im Prinzip kann von einer „Generalklausel bezüglich der Kompetenzen“ (clauses générales) gesprochen werden, de facto sind die Kompetenzen jedoch sehr beschränkt.24Die starken konkurrenziellen Beziehungen zwischen Régions, Départements und Kommunen führten dazu, dass entgegen der in den Dezentralisierungsgesetzen geforderten klaren Kompetenzverteilung,25diese in der Praxis verwischt wurde: „[...] etwas zugespitzt formuliert kann man sagen, dass jede lokale bzw. regionale Einheit ihre eigene direkte und indirekte Wirtschaftsförderpolitik betreibt.“ (Neumann / Uterwedde 1994; 101ff) Dabei kommt der Région mit den Regionalplanungsgesetzen (lois sur la planification) vom 2. März und 29. Juli 1982 die Aufgabe der Erstellung eines Regionalplanes zu, der anschließend in einem Gremium bestehend aus Vertretern des Conseil général, Département- und Régionsvertretern beraten und in einen zeitlich befristeten Planvertrag (contrat de plan) für die jeweilige Region überführt wird.26(vgl. Auby / Auby 1996; 103ff & 130ff & 511ff; Neumann / Uterwedde 1994; 97ff)

Gemäß der zentralstaatlichen Logik spielt die Délégation à l’aménagement du territoire et à l’action régionale (DATAR)27 als zentralstaatliche Raumordnungsbehörde im diesem Planungsprozess eine große Rolle, da sie für die Koordination zwischen der zentralstaatlichen und regionalen Ebenen zuständig ist. Hinzu kommt, dass der endgültig ausgearbeitete Planvertrag im CIAT auf seine Abstimmung mit nationalen Zielen bewertet und erst dann verabschiedet wird. (Neumann / Uterwedde 1994; 100)

Damit lassen sich zwei Technopol-Gründungsphasen unterscheiden, nämlich eine vorPlanifikationsphase (v.a. Sophia-Antipolis und Zirst de Meylan), in der AgendasettingProzesse maßgeblich über informelle Kontakte bzw. die von Neumann / Uterwedde beschriebene „Honoratiorenmacht“ erfolgten und eine formalisierte Phase ab Mitte der 80er- Jahre, in der das Instrument der Technopole gezielt über das Instrument der Planverträge durchgesetzt wurde. (vgl. Feldmann 1999; 79) Im Sinne der Honoratiorenmacht kann die Einrichtung von Sophia-Antipolis angesehen werden, bei der staatliche Intervention primär auf das Engagement Pierre Lafites hin erfolgte:

„[... es] ist darauf hinzuweisen, dass der Park zumindest in der Entstehungsphase das Werk einer einflussreichen Schlüsselperson war: Pierre Lafite.“ (Sternberg 1995; 212)

4.1.2 Bundesrepublik Deutschland

Das Grundgesetz (GG) räumt die maßgeblichen Kompetenzen, auch im Bereich der regionalen Wirtschaftsförderung, den Bundesländern zu (Art. 70 GG): konkurrierende Gesetz- gebung gibt es im Bereich des Bodenrechts (Art. 74 Abs. 1 Nr. 18 GG) und für den Bund eine Rahmensetzungskompetenz in den Bereichen Bodenverteilung, Raumordnung und Wasser- haushalt (Art. 75 Abs. 1 Nr. 4 GG). Erst mit dem Sachverständigenausschuss für Raumord- nung (SARO; ab 1955) und einem Verwaltungsabkommen zwischen Bund und Ländern (Dezember 1957) kam es zu Anfängen dessen, was als bundesweite Raumordnung bezeichnet werden kann. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 30) Als entsprechend einer bundesstaatlichen Ordnung eingerichtetes funktionales Äquivalent28 zur im zentralstaatlichen Kontext gegründeten DATAR (als Querschnittsbehörde) in Frankreich, sehen Neumann / Uterwedde das Bundesraumordnungsgesetz (als Instrumentarium zur horizontalen und vertikalen Koordination) von 1965. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 33ff) Obgleich die Raumordnungspolitik in der BRD in mehreren Schritten modifiziert wurde (insbesondere Einführung des Art. 91a GG (1969, geändert 1970)),29und weitere Koordinationsgremien geschaffen wurden (insb. Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO), aber auch im Hochschulbereich (als Technologiebereitstellung) etc.), so bleibt doch eines bis zuletzt gültig: die regionalen Wirtschaftsförderung bleibt Ländersache, soweit die Maßnahmen nicht zur Sicherung einheitlicher Lebensverhältnisse nach Art. 91a Abs. 1 GG notwendig sind. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 43; vgl. Thedieck 1992; 15ff)

Entsprechend gering fiel die Beteiligung des Bundes bei der Implementation des Instruments der Technopole aus: zwar führte das BMBF 1984 einen Modellversuch „Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen“, in dessen Rahmen die Gründung von 15 Technologieparks unterstützt wurde, durch (vgl. Kohn / Schulz 1985; 14; vgl. IHK-UTB 1997; 74), doch dominierten die Kommunen - zumal als die bedeutendsten TGZ-Träger. Das Engagement des Bundes blieb „vernachlässigbar gering“. (Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 19ff) So lässt sich eine relativ hohe Zahl von TGZ für Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Baden-Württemberg feststellen (vgl. Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 4; Abb.1.1), worin sich einerseits landespolitische und, was die Verteilung in den Bundesländern angeht, v.a. kommunalpolitische Entscheidungen wider- spiegeln. (vgl. Seeger 1997; 38; vgl. auch Kohn / Schulz 1985; 2) Erst nach der deutschen Vereinigung wurde die Bundesebene erneut aktiv, als im Rahmen des BMBF-Modellversuchs „Auf- und Ausbau von Technologie- und Gründerzentren in den neuen Bundesländern“ das Konzept der TGZ in die neuen Bundesländer übertragen werden sollte. (vgl. Pleschak 1995)

4.1.3 Vergleichende Zusammenfassung

In der BRD befinden sich TGZ i.d.R. in kommunaler Trägerschaft und der Bund war - mit Ausnahme der beiden BMBF-Modellversuche - nur am Rande beteiligt. Die Bundesländer übernehmen zumeist nur Investitionskosten und zu erwartende Anfangsverluste und das TGZ wird ansonsten durch die jeweilige Kommune aus ihren regulären Mitteln finanziert.30Damit liegt in Frankreich ein wesentlich stärkerer Einfluss des Zentralstaates vor: zwar stellt der Einfluss, den der Zentralstaat bei der Gründung von Sophia-Antipolis hatte, auch in Frankreich eine Ausnahme dar (vgl. Sternberg 1995; 212ff), andererseits kann durch die Planverträge gezielt Einfluss auf diesen spezifischen Politikbereich genommen werden. So berichtet beispielsweise Marcot, dass 1985 in den Planvertrag mit Sophia-Antipolis u.a. auch die Formulierung aufgenommen wurde, dass „[...] le potentiel d’enseignement y est encore embryonnaire, les liens entre la recherche et l’industrie y sont inexistants“ (Marcot 1990; 45), woraufhin sieben Entwicklungsachsen im Planvertrag festgehalten wurden: vier künftige Forschungsbereiche betreffend, zwei Transfermaßnahmenprogramme und ein Programm für Kommunikationsinfrastruktur. (vgl. Marcot 1990; 45) Dies kann übrigens im Sinne einer „Evaluationspraxis“ als positiv gesehen werden - so sich denn eine entsprechende Praxis auf breiter Front durchgesetzt haben sollte (was nicht in Erfahrung gebracht werden konnte) -, bedeutet dies doch eine Annäherung an das britische ROAME-System, als dessen großer Vorzug die Verwertung der Evaluationsergebnisse im Planungsprozess genannt wird (s.u.).

Zweitens, und im Anschluss an eben gesagtes, dürfte sich der Koordinationsaufwand zwischen den Technopol-Konzepten in Frankreich und Deutschland erheblich unterscheiden: während in Frankreich bei jeder Neuverhandlung der Planverträge auch die verschiedenen Einzelpläne des Planvertrages neu verhandelt werden müssen - für subnationale Ebenen und Technopol-Management bedeutet dies eine Auftragsverwaltungsaufgabe für den Zentralstaat -, fällt jener Aspekt in der BRD weg.31Koordinierung vollzieht sich auf kommunaler Ebene und die Effizienzkontrolle ist der jeweiligen Kommune, die gegebenenfalls für operative Verluste aufkommen muss, anheim gestellt. Zugleich scheint dies jedoch nicht zu einer Senkung des Anteils wirklicher TOU im Verhältnis zu konventionellen KMU in den TGZ zu führen: Seeger stellt zwar in der BRD in peripheren Regionen eine deutlichere Orientierung des TGZ-Managements an regionalwirtschaftliche Zielen fest, doch wirke sich dies nicht auf die Technologieorientierung der entsprechenden TGZ aus (s.u.). In Frankreich fällt zumindest Sophia-Antipolis als eine relativ „technologiearme“ Technopole auf, was freilich daran liegen mag, dass hier (im Vergleich mit Château-Gombert (regionalwirtschafts- und innovations- orientiert) und Zirst de Meylan (Akzent primär auf Technologietransfer und Innovations- förderung)) explizit regionalwirtschaftliche Ziele und weniger innovationsbezogene Ziele im Vordergrund stehen. (vgl. Feldmann 1999; 79) Insofern bleibt unklar, ob der erhebliche Koordinationsaufwand in Frankreich sich auch positiv im Sinne der Zielverwirklichung auswirkt, oder ob Kommunen aufgrund ihrer finanziellen Interessen und entsprechender Selbstkontrolle „vor Ort“, auch im Hinblick auf die innovationspolitische Zielsetzung, nicht effizienter arbeiten.

4.2 Policy in der BRD & in Frankreich

Hinsichtlich der Unterschiede zwischen französischen Technopolen und ihren bundesdeutschen Pendants fallen mehrere Unterschiede auf: erstens die schiere Größe französischer Technopolen. Zweitens ist die Ansiedlung öffentlicher FuE-Einrichtungen i.d.R. eng verknüpft mit der Gründung einer Technopole. Drittens fällt auf, dass die Varianz hinsichtlich beider Merkmale in Frankreich erheblich größer ist, als in der BRD: la technopole - z.B. als Gesamtagglomerationsentwicklung, wie in Bordeaux betrieben - erinnert weit eher an eine bundesdeutsche „Technologieregion“, während die räumlich begrenzte le technopôle, wie in Zirst de Meylan, der bundesdeutschen Kombination TGZ plus Technologiepark eher nahe kommt. Handelt es sich um zufällige Unterschiede, oder sind diese Unterschiede polity-bedingt?

4.2.1 Größenunterschiede & Wachstumspotenzial

Feldmann legt für die französischen Technopolen nahe, dass abhängig von der Gewichtung der beiden Ziele regionale Wirtschaftsentwicklung einerseits und Innovationsförderung andererseits ist.32 Entsprechend der unterschiedlichen Strategie, so seine Feststellung, unterscheiden sich auch die Entwicklungen von bspw. Zirst de Meylan und Sophia-Antipolis: in der Zirst stieg die Gesamtbeschäftigtenzahl aller anwesenden Unternehmen bis Mitte der 90er-Jahre nur auf ca. 5000, in Sophia-Antipolis hingegen auf gut 15000. Das stärkere Wachstum von Sophia-Antipolis war jedoch nur durch Abstriche bei der technologie- politischen Zielkomponente möglich. (Feldmann 1999; 78ff)33 Die Erklärung der unterschiedlichen Größe mit Hilfe der Strategie, scheint jedoch für die BRD nicht zuzutreffen: hier sieht das TGZ-Management in strukturschwachen Regionen durchaus auch die regionalwirtschaftliche Bedeutung im Vordergrund, während von den TGZ-Managements in strukturstarken Regionen eher der Technologietransfergedanke im Vordergrund steht, doch ohne dass dies zu unterschiedlichen Ansiedlungspraxen führt, in dem Sinne, als dass in strukturschwachen Gebieten auch nicht-so-sehr-technologieorientierte Unternehmen ange- siedelt würden. Insofern scheint hier ein systematischer Unterschied zu bestehen. An der Betreiberstruktur scheint es jedenfalls nicht zu liegen, dass die Varianz hinsichtlich Größe und Ausmaß der Technologieorientierung in Frankreich größer ist, als in der BRD. Diese sind in beiden Ländern sehr ähnlich.34

Insofern ist zu vermuten, dass dies polity-bedingt mit dem Programmzuschnitt zusammen- hängt. Wie oben ausgeführt, wurde Frankreich im Rahmen der Dezentralisierung in 22 Regionen aufgeteilt, wobei die originäre Aufgabe der Régions (zumindest bis 199535) die Investitionsförderung im Auftrag und finanziert durch den Zentralstaat war. Im Gegensatz dazu befinden sich die deutschen Technopolen in kommunaler Trägerschaft (einzelne Kommunen (z.B. Schwäbisch Gmünd); im Falle größerer Projekte Zweckverbände aus mehreren Gemeinden und Landkreisen (z.B. Technologiefabrik Karlsruhe)). Entsprechend der Polity unterscheiden sich die Budgets erheblich: während in der BRD i.d.R. die Länder Investitionskosten und Verluste aus der Anfangsphase übernehmen, darüber hinaus die Kommunen für Verluste aus dem Betrieb aufkommen müssen (Druck zu Kostenneutralität wird im Falle eines privatwirtschaftlichen Betriebs noch deutlicher36, wobei es dies in Frankreich schlicht nicht gibt37) und ein entsprechender Druck in Richtung kostendeckendem Betrieb besteht, können französische Technopolen teilweise mit relativ hohen jährlichen Zuschüssen aus öffentlichen Kassen rechnen. Sophia-Antipolis hat (jew. in 1992) ein Jahresbudget von ca. 7Mio. € (Zuschuss seitens des Conseil Général Alpes Maritimes), das vorwiegend für die Infrastruktur aufgewendet wird. Hinzu kommt durch den Zentralstaat ein Jahreszuschuss von gut 1,5Mio €. Im Gegensatz dazu gilt das Budget von ZIRST als sehr gering und wird vorwiegend durch die in der PROZIRST AG vertreten Banken aufgebracht; gesonderte zentralstaatliche Zuschüsse außerhalb sonstiger allgemeiner staatlicher Förderungen, beschränkten sich auf eine Einmalzahlung von ca. 100 000 € durch die DATAR. (Feldmann 1999; 89) Im Vergleich mit Sophia-Antipolis nehmen sich die laufenden Kosten für TGZ in der BRD gering aus: in den alten Bundesländern ergibt sich ein Mittelwert von ca. 500000 €, für die neuen Bundesländer ein Mittelwert von ca. 200000 €. (vgl. Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 54) Hinzu kommen gegebenenfalls Einmal- zahlungen, wie sie beispielsweise durch die Stadt Karlsruhe an die Technologiefabrik Mitte der 80er-Jahre zur Kompensation der Anfangsverluste (250000 €) und in 1997 für die Anbindung der Technologiefabrik an Glasfaserkabelnetz und das baden-württembergische Hochschul- und Forschungsnetz BelWü (weitere 250000 €). (vgl. IHK-UTB 1997; 29f & 131)

4.2.2 FuE-Einrichtungen

Als weiterer Unterschied der Technopolen in Frankreich im Vergleich zu jenen in der Bundesrepublik kann das grundsätzliche Vorhandensein von FuE-Einrichtungen bzw. Hoch- schulen angesehen werden. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass in der BRD die Initiative zur Gründung eines TGZ i.d.R. von der Kommune ausgeht, die entsprechend bei Land Fördermittel beantragt. Zugleich ist das jeweilige Bundesland (bei Hochschulen in Kooperation mit dem Zentralstaat) für Bau und Finanzierung von Hochschulen und anderen öffentlichen FuE-Einrichtungen zuständig. Infolgedessen wurde ein Teil der TGZ direkt an Hochschulen eingerichtet (z.B. Stuttgart-Pfaffenwaldring, Technologie Fabrik Karlsruhe), ein Teil der TGZ befinden sich jedoch an hochschulfernen Standorten. Im Gegensatz dazu konnte in acht der 22 französischen Régions bereits auf FuE-Einrichtungen, die im Zuge der Politik der Kompetenzregionen in diesen gegründet wurden, zurückgegriffen werden und heute sind in den 22 Technopolen ca. 1964 Forschungszentren, 58 Universitäten und 198 grandes écoles angesiedelt. (vgl. Eberlein 1997; 108f) Verbunden mit den Technopolen wird dabei stärker als in der BRD das Ziel der Nutzbarmachung des Wissens aus öffentlichen FuE-Einrichtungen. Dies ist primär auf eine stärkere Abschottung von öffentlicher und privater Forschung zurückzuführen. (vgl. Feldmann 1999; 76) Auch wenn Tödtling / Tödtling-Schönhofer die Bedeutung des Technologietransfers hin zu KMU in französischen Technopolen für gering halten ...

„Technologieparks und -zentren wird in Frankreich eine hohe Rolle in Bezug auf internationalen Technologietransfer zugemessen. Für den nationalen Technologietransfer mit kleinen und mittleren Unternehmen spielen sie keine Rolle. Zusammenfassend kommt man zu dem Ergebnis, dass in Frankreich das technologiepolitische Engagement hauptsächlich vom Staat ausgeht und die Regionen ihren Teil beitragen.“ (Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 22)

... kann dennoch davon ausgegangen werden, dass die französische Innovationspolitik konsistenter ist, als jene in der BRD: die Kompetenzverteilung im Föderalismus der Bundesrepublik verhindert eine Innovationspolitik „aus einem Guss“.

Doch führt die konsistentere Innovationspolitik in Frankreich auch zu einem „besseren“ Policy-Outcome?

4.3 Policy-Outcome - Evaluationen, Evaluationsprobleme & einzelne Ergebnisse

Ursprüngliches Ansinnen war, im Rahmen dieser Arbeit einen Effizienzvergleich des Einsatzes des Instruments „Technopole“ in beiden Ländern durchzuführen: Wer ist „besser“ und warum? Hiervon musste Abstand genommen werden. Ein derartiges Unterfangen würde voraussetzen, dass für beide Länder Daten vorliegen, die eine Einschätzung der Wirksamkeit der Technopole aufgrund der in 3.1.2 genannten Wirkungshypothesen erlaubt: wirkt sich Proximität tatsächlich im Sinne einer Senkung der Transaktionskosten aus? Führt eine Senkung der Transaktionskosten tatsächlich zu einem intensiveren Technologietransfer? etc. - Hier würde sich m.E. zudem ein quasiexperimentelles Evaluationsdesign anbieten, in dem eben diese Daten auch für TOU, die nicht in Technopolen angesiedelt sind, vorliegen und mit den Technopol-Unternehmen verglichen werden können. Hinzu käme die Notwendigkeit des Vorhandensein weiterer Daten, die eine Abschätzung der Effekte gemäß der in 3.2.2 (bzw. Anhang) genannten regionalwirtschaftlichen Effekte. Beides wurde jedoch - soweit mir die Evaluationen bekannt sind - nur in Ansätzen überprüft oder überhaupt Daten erhoben. (vgl. auch Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 15ff) Mit den geleisteten Evaluationen wurde kein systematischer Beitrag im Sinne einer Instrumententheorie geleistet, Steuerungs- wissen wurde nur bedingt hervorgebracht. (vgl. hierzu Görlitz / Burth 1998; 246ff) Diese eher pessimistische Einschätzung der Evaluationen, wie sie auch von Sternberg und Kuhlmann geteilt wird,38bedarf freilich der Begründung, wozu zunächst abzuklären ist, was Evaluation ist und leisten soll.

4.3.1 Evaluation

Mit Rossi / Freeman kann Evaluation zunächst definiert werden als:

„[...] the systematic application of social research procedures for assessing the conceptualization, design, implementation, and utility of social intervention programs.” (Rossi / Freeman 1989, zitiert nach Kuhlmann / Holland 1995; 14)

... wobei hier wissenschaftliche Methoden und Prozeduren eher in heuristischem Sinne als Analyseinstrument, denn im Sinne einer theoriegeleiteten Wissenschaft, zum Einsatz kommen, so zumindest Kuhlmann / Holland. (vgl. Kuhlmann / Holland 1995; 14) Das wissenschaftliche Selbstverständnis kann im Rahmen technopolbezogener Evaluationen vernachlässigt werden.39 Im Prinzip können ferner drei Funktionen von Evaluationen unterschieden werden: Kontroll- und Legitimationsfunktion sowie Korrekturen im Programm- ablauf („fine tuning“). (vgl. Dreher 1997; 32; ähnlich vgl. Kuhlmann 1992; 123) Zu unter- scheiden ist zwischen (1) Ex-Ante-Evaluationen, die primär dem Zweck der strategischen Abschätzung des Erfolgspotenzials eines Programms (Kuhlmann differenziert hier feiner in

(1a) strategische Ex-Ante-Evaluation (Prognosen über Wirkungen von Alternativen)40und

(1b) operationale Ex-Ante-Evaluation (Prognosen über Wirkungen der Programmgestaltung)) dienen, (2) Ex-Post-Evaluationen, in denen in erster Linie das Ausmaß der Zielerreichung im Fokus der Forschung steht und (3) (programm-)begleitenden Evaluationen, in denen der Eruierung des Ausmaßes der Erreichung von Zwischenzielen, externer Effekte etc. Priorität eingeräumt wird, um daraus Schlüsse für den weiteren Programmvollzug zu gewinnen. I.d.R. wird auch Monitoring41dem Typ der begleitenden Evaluation zugerechnet. (vgl. Dreher 1997; 34; vgl. Kuhlmann 1992; 124ff; zu neueren Unterfangen wie „Evaluation als Mediation“ siehe z.B. Weidner / Knoepfel 1997) Damit ist auch klar, dass mit dem Ansinnen eines Effizienz- vergleichs die Entscheidung für Ex-Post-Evaluationen des Instruments Technopole gefallen ist und die Kontrollfunktion von Evaluationen im Zentrum des Interesses steht.

Mit Kuhlmann / Holland lässt sich der Evaluationsprozess bzw. eine Evaluation anhand der folgenden Fragen untergliedern, die es zu beantworten gelte:
1.Wurden problemadäquate Lösungen gewählt (Prämissencheck)?
2.Wurde die Zielgruppe erreicht?
3.Welche Wirkungen - direkte und indirekte - wurden erzielt?
4.Wurden die Programmziele erreicht? Kam es zu Mitnahmeeffekten?
5.Wurde die Implementation effizient durchgeführt?

(vgl. Kuhlmann / Holland 1995; 16f)

Methodisch können verschiedene Zugänge bei der Beantwortung dieser Fragen gewählt werden, so z.B. qualitative oder quantitative Analysen, Einzelfall- oder (fall-)vergleichende Untersuchungen (letztere als Stichproben- oder Vollerhebung), Querschnitt- oder Längs- schnittuntersuchungen, Vorher-Nachher-Vergleiche oder Kontrollgruppenkonzepte. (vgl. Klöti / Widmer 1997; 185f; vgl. Kuhlmann 1992; 126) Welchem Forschungsdesign ist theoretisch der Vorzug zu geben, wenn es das Ziel ist, nomologisches (Steuerungs-) Wissen zu schaffen?

Als zentrale Schwäche qualitativer Evaluationen kann festgehalten werden, dass i.d.R. kaum Aussagen darüber möglich sind, inwieweit Erkenntnisse generalisiert werden können. Erkenntnisse im Sinne nomologischen (Steuerungs-) Wissens wird i.d.R. weder angestrebt, noch erzielt. Entsprechend problematisch sind auch Einzelfalluntersuchungen. So mag im Rahmen von Einzelfalluntersuchungen zwar die Zielerreichung im jeweiligen Einzelfall erfasst werden können, doch sind keine generalisierbaren Aussagen darüber möglich, ob Interventionen nur unter den Randbedingungen dieses einen Falls möglich sind, oder auch in anderen Fällen. Vorher-Nachher-Vergleiche sind ebenfalls höchst problematisch, da i.d.R. eine Vielzahl intervenierender Variablen in den Zusammenhang „Einsatz des Instruments Technopole“ (unabhängige Variable) und Zielerreichung (abhängige Variable) hineinspielen.

Insofern erweisen sich Kontrollgruppenansätze bzw. quasi-experimentelle Forschungs- designs als theoretisch vergleichsweise unproblematisch, kann mit solch einem Vorgehen zumindest der Effekt auf Versuchs- und Kontrollgruppe gleichermaßen einwirkender Drittvariablen kontrolliert werden. Andererseits sind die mit einem Kontrollgruppenkonzept verbundenen Anforderungen so hoch, dass ein derartiges Vorgehen eher selten mit begrenzten Mitteln und zeitlicher Limitierung vereinbar ist. Insofern herrscht - so Kuhlmann / Holland - Einigkeit unter Evaluationsforschern, dass die zuverlässigsten Aussagen mit einem Methoden-Mix erreicht werden können. (vgl. Kuhlmann / Holland 1997; 17ff; vgl. Kuhlmann 1992; 127; vgl. Klöti / Widmer 1997; 198)

„Gefordert ist damit die Konzipierung einer anspruchsvollen Evaluationsforschung, die zum analytischen Bindeglied zwischen der theoretischen Frage nach der Steuerbarkeit soziotechnischer Prozesse einerseits und dem transparenten Management technologiepolitischer Maßnahmen andererseits avancieren könnte. Hier besteht großer theoretischer und methodischer Klärungsbedarf.“ (Kuhlmann 1992; 128)

Ferner werden Möglichkeiten des Methodenmixes, oder verschiedene Typen der Triangula- tion42diskutiert. In Anlehnung an Denzin werden i.d.R. fünf Triangulationsarten unterschie- den: Datentriangulation (bei unzureichender Datenlage), Investigator-Triangulation (zur Ausschaltung beobachterspezifischer Verzerrungen), Methodentriangulation (gängig z.B. Umfrage plus Interview, quantitative plus qualitative Methoden etc.), Theorien-Triangulation (Zugriff auf die Daten auf Basis unterschiedlicher Theorien) und Multiple Triangulationen (Mix aus obigen Triangulationen). Der Forderung nach Triangulationen liegt die Annahme zugrunde, dass über die Annäherung an einen Realitätsausschnitt auf mehrerlei Weise mehr Wissen über diesen gewonnen werden kann, also nicht nur die Kontrolle von Messergebnis- sen im Sinne von Validität und Reliabilität. (vgl. Klöti / Widmer 1997; 210ff; vgl. Kromrey 1998; 508f) Inwieweit diese Verfahren tatsächlich ein Mehr an aufeinander bezogenem Wissen erbringen, darf hinterfragt werden - so mag zwar Körpergröße und Gewicht zum Konstrukt „Statur“ aggregiert werden können -, doch ob ein derartiges Aggregieren auch für sozialwissenschaftliche Erkenntnisse gelingen mag, muss jeweils im Einzelfall geklärt werden. Ob beispielsweise im Zuge einer quantifizierenden Untersuchung, in der ein Zusammenhang zweier Variablen festgestellt und der Kausalzusammenhang zwischen diesen an einzelnen Fällen qualitativ nachvollzogen wurde, zusätzliches nomologisches Wissen gewonnen werden kann, ist a priori nicht einzuschätzen. Inwiefern kann dieses Wissen wiederum auf alle in der quantitativen Untersuchung erfassten Fälle generalisiert werden? Inwieweit kann tatsächlich zusätzliches Wissen über den Realitätsausschnitt gewonnen werden? Auch wenn m.E. theoretische Unklarheiten bestehen, so mag Triangulation dennoch weitere Gründe im Sinne des Rationalitätspostulats erbringen, die für oder gegen eine Annahme sprechen. Insofern stellt Triangulation ein potenziell fruchtbares Vorgehen dar. (vgl. Druwe 1995; 21ff)

4.3.2 Praxis der Technopolen-Evaluation

Zunächst muss festgestellt werden, dass Technopolen in der BRD - jedoch primär mit dem Fokus auf die TGZ - wesentlich häufiger evaluiert wurden (u.a. Pleschak 1995 (TGZ in den neuen Bundesländern), Behrendt 1996, Sternberg et al. 1996, Seeger 1997, Pleschak / Werner 1998), als Technopolen in Frankreich (Bruhat 1990, Sternberg 1995, Bernardy de Sigoyer / Boisgontier 1996, Feldmann 1999). Insofern fehlen - jenseits des Prämissenchecks (s.o.) - v.a. bzgl. französischer Technopolen zuverlässige Erkenntnisse: die Analyse von Bruhat ist eine eher theoretische Abhandlung, in der qualitativ-impressionistisch vermeintliche Leis- tungen und Schwächen dargestellt werden. Bernardy de Sigoyer / Boisgontier führen eine Einzelanalyse der Zirst de Meylan durch, wobei sie ihre Urteile mit Aussagen des Manage- ments belegen, so dass unklar bleibt, inwieweit kollektive Überzeugungen Grundlage des Urteils sind (aus der manigfaltigen Behauptung von Synergien kann nicht notwendig auf die Existenz von Synergien geschlossen werden); dies mag u.U. mit einem „mediteranen Evaluationsansatz“ zusammenhängen, in dem die „[...] Einrichtungen selbst als auch deren Evaluierung als Prozess interpretiert [... werden. , LN] Die Ziele der Einrichtungen können sich, so die Argumentation, im Zeitablauf unvorhersehbar ändern, worauf sich die Evalu- ierung einzustellen habe.“ (Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 21) Sternberg hingegen analysiert ebenso wie Feldmann nur drei Metropolen (Sternberg: Sophia-Antipolis, Grenoble (als la technopole, in der sich le technopôle Zirst befindet) und Cité scientifique de Paris sud; Feldmann: Sophia-Antipolis, Château-Gombert und Zirst de Meylan). In Frankreich wurde 1984 ferner ein Comité national d’évaluation (CNE) ins Leben gerufen. Kuhlmann / Holland kommen denn auch zu dem Schluss, dass die Evaluationsforschung in Frankreich seit dem Ende der 80er-Jahre deutlich ausgebaut worden sei. (Kuhlmann / Holland 1995; 28) Jedoch konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, inwieweit auch Technopolen durch das CNE überprüft wurden, was u.U. an den nicht auf Öffentlichkeit ausgerichteten Report-Vorgaben liegt.43(vgl. Staropoli 1992; 58) Weiter konnten Hinweise auf zwei weitere Studien gefunden werden, die die Effekte von Technopolen zum Gegenstand hatten. Mit einer ersten Studie, in der per Fragebogen ein quantitativ-vergleichendes Profil der verschiedenen Technopolen erstellt werden sollte (zu Beginn der 90er-Jahre von France Technopoles im Auftrag der DATAR), „[...] stieß [France Technopoles, LN] damit aber offenbar auf den Widerstand der einzelnen Technopole, die aus Motiven der positiven Selbstdarstellung und der befürchteten Konkurrenz nur unzureichende Daten lieferten.“ (Eberlein 1997a; 107) 1993 wurde eine zweite Studie für France Technopoles erstellt, doch ...

„Auch diese Untersuchung krankt daran, dass sie auf Selbstdarstellungen der Betreiber beruht und damit einfach das in einer Region angesiedelte Potenzial an Forschung, Hochschule und High-Tech-Industrie dem institutionellen Träger als Synergieeffekt zurechnet. Mit diesen Zahlen lassen sich allenfalls die Ausgangsbedingungen für den erhofften synergetischen Prozess beschreiben. Über den Prozess selbst, der sich schwerlich durch rechnerische Operationen erfassen lässt, ist damit noch nichts gesagt.“ (Eberlein 1997a; 109)

Feldmann beklagt ebenfalls eine „spärliche Bereitstellung von Informationen“ seitens der Technologieparks, v.a. was Finanzen angeht. (Feldmann 1999; 89) Insofern ist die Datenlage für Frankreich als unzureichend zu beurteilen. Zudem konnte keine Evaluation ausfindig gemacht werden, die auf Französischer Seite nur die pépinières d’entreprises zum Gegenstand hatte. Insofern kann kein unmittelbarer Effizienz-Vergleich der Technopolen in Frankreich und der BRD bzw. TGZ versus pépinières d’entreprises durchgeführt werden.

Als weiteres generelles Problem gilt, dass die Programmziele bei Technopolen nicht so präzise bestimmt sind, als dass tatsächlich das Ausmaß der Zielerreichung im Sinne von „verifiable objectives“ gemessen werden könnte. (Kuhlmann / Holland 1995; 17)44So bemängelt Seeger stellvertretend für andere Evaluationsforscher:

„Die Ziele der TGZ sind zumeist nicht explizit, sondern überwiegend vage, vieldimensional und ohne quantitative Zielvorgaben formuliert. Dadurch wird die Möglichkeit einer nachträglichen, exakten empirischen Überprüfung der Zielerreichung von vornherein ausgeschlossen.“ (Seeger 1997; 40; vgl. auch Kuhlmann / Holland 1995; 3)

Die Datenlage ist ein weiteres Problem. So misst Sternberg einzelne (verfügbare) Größen, die zwar notwendige Bedingung für innovative Milieus sind, jedoch keine hinreichenden. (vgl. Sternberg 1995; 201) Insofern böte sich ein Kontrollgruppenkonzept an, in dem TOU in Technopolen mit jenen, die nicht in TOU angesiedelt sind. Dies wird jedoch nur vereinzelt durchgeführt (z.B. vergleicht Seeger an mehreren Stellen ihre Ergebnisse für aus TGZ ausgezogenen TOU mit Werten, wie sie für TOU allgemein gelten. Diese stellten jedoch Ausnahmefälle dar). Auch umfassende Studien, wie die von Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy (1996) liefern zwar gute Ergebnisse, was die Frage der Akzeptanz des Instruments der TGZ und die Technologieorientierung der TGZ-Unternehmen angeht (Zielgruppenerreichung), sowie deskriptive Ergebnisse, aber da nur TOU in TGZ befragt wurden, können auch nur TGZ-vergleichende Aussagen gemacht werden. Dies krankt freilich daran, dass eine systematische Typologisierung von TGZ hinsichtlich verschiedener zielerreichungsrelevanter Merkmale fehlt. So werden zwar TGZ in den alten Bundesländern mit jenen in den neuen Bundesländern verglichen, bestenfalls zentral gelegene mit peripher gelegenen TGZ - doch was unterscheidet TGZ in neuen Bundesländern so systematisch von jenen in den alten, das etwaige Performanzunterschiede erklären könnte (abgesehen, dass ein hauptamtlicher TGZ-Manager in den neuen Bundesländern der Regelfall ist)? Eine expliziter Rückbezug der Ergebnisse auf die Kausalannahmen - z.B. das stärkere Wachstum innovativer TOU im Vergleich mit weniger innovativen als Folge der Verortung im Produktzyklus (Feldmann 1999; 112; vgl. auch 115f & 119f) - ist eher selten.

Verschärft werden diese Probleme noch, wenn nach den Wirkungen des Instruments der Technopole geht.

„Wenngleich die Kostenseite i.d.R. verhältnismäßig leicht zu ermitteln ist, stellt einen die Evaluierung des Nutzens häufig vor unlösbare Probleme. Einerseits ermöglicht die Komplexität regionalwirtschaftlicher Effekte zumeist nicht eine eindeutige Zuweisung zwischen einer getroffenen Maßnahme und der Veränderung der Zielgröße, da das Ausmaß von Dritteinflüssen nicht abgrenzbar ist. Darüber hinaus ist eine monetäre Bewertung des Nutzens ein weiteres wesentliches Problem, an dem die Anwendung von Kosten-Nutzen-Analysen nicht selten scheitert.“ (Feldmann 1999; 71)

Ein Vergleich des Nutzens des Instruments Technologiepark mit anderen möglichen Strategien findet ergo kaum statt.

Als weiteres Problem kommt die zeitliche Verzögerung zwischen Policy und Effekten sowie die Komplexität von Ursache-Wirkungsmechanismen hinzu, so das die Effekte schwer quantifizierbar sind. (vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 32; Sternberg 2000; 217) Sollte das Evaluationsmodell für Technopolen nicht nur interne Effekte, sondern ebenfalls Diffusionsprozesse erfassen müssen, stellt sich ferner die Frage wie nominale Beschäftigungs- effekte und Effekte bezüglich einer Veränderung der Beschäftigungsstruktur gegeneinander aufzurechnen sind: mitunter seien hier strukturelle Effekte bedeutsamer als die rein quantitativen Beschäftigungseffekte. (vgl. Feldmann 1999; 71ff)

Insofern scheint ein Effizienzvergleich nicht möglich. Auch größere Anpassungen beim Vollzug des Programm aufgrund von Evaluationen, wie dies beispielsweise in GB mit dem ROAME-System bzw. in Kanada angestrebt wird (vgl. Kuhlmann / Holland 1995), konnten nicht belegt werden. Eine Ausnahme stellt für Frankreich die Planung von sieben Entwicklungsachsen für Sophia-Antipolis dar. Hier heißt es im Planvertrag von 1985 explizit: „le potentiel d’enseignement y est encore embryonnaire, les liens entre la recherche et l’industrie y sont inexistants.“ (Marcot 1990; 45; s.o.)

4.3.3 Hinweise auf Effizienzunterschiede

Den Evaluationsteil abschließen sollen Hinweise aus einer Gegenüberstellung der französischen und der bundesdeutschen Technopole: wer kann von wem lernen? Welche Indizien sprechen für die Vermutung, dass die eine oder andere Technopol-Konzeption sich im Hinblick verschiedene Aspekte doch als effektiver erweisen könnte?

a) Technologietransfer und räumliche Proximität: Für TGZ-Unternehmen, die mehr als 30km vom nächsten Hochschulstandort entfernt sind, konnte festgestellt werden, dass die Innovationsleistungen signifikant niedriger sind, als bei Unternehmen, die hochschulnäher gelegen sind, was nicht bedeutet, dass nicht auch in TGZ in peripher gelegenen Regionen TOU-Förderung erfolgreich gelingen kann. (Seeger 1997; 131; vgl. auch 132f) Sollte dies als Vorteil dafür gewertet werden, dass eine französische (le) technopôle-Strategie mit intensivem Hochschulbesatz à la Zirst de Meylan und Sophia-Antipolis positiv für die Entwicklung strukturschwacher Gebiete ist? Zumindest Seeger schreibt die geringere Innovativität der TOU in peripher gelegenen TGZ einer geringeren Anzahl von Gründern zu, die zuvor in FuE-Einrichtungen tätig waren (50% der Gründer in Großstädten waren zuvor in entsprechenden Einrichtungen tätig, jedoch nur 10% im Falle peripher gelegener TGZ). (vgl. Seeger 1997; 124ff) Dabei ist zu erwarten, dass sich die schiere Größe nicht positiv auswirkt, zumindest legen die Ergebnisse aus TGZ dies nahe. (Seeger 1997; 128) Entsprechend kommt Feldmann auch für Frankreich zu dem Ergebnis, dass die Rolle des Départements als „externer Inputgeber für den Innovationsprozess“ relativ bedeutend sei. (Feldmann 1999; 129ff) Andererseits gilt sowohl für die französischen wie bundesdeutschen Technopolen, dass eine Senkung der Transaktionskosten wenig Bedeutung bei der Entscheidung der Unternehmen zur Ansiedlung in der Technopole hatte. So spielten in Frankreich das Image der Technopole, „Lebensqualität“ und die vorhandene Infrastruktur eine bedeutende Rolle bei der Entscheidung für die Ansiedlung:

„[...] Die Tatsache, dass der Schwerpunkt dabei jedoch auf der generischen und nicht auf der technologischen Infrastruktur wie Universitäten und Forschungsinstituten liegt, entleert das Konzept des Technologieparks jedoch zumindest teilweise seines Sinnes, liegt doch das anvisierte Ziel solcher Objekte gegenüber einfachen Gewerbe- und Industrieparks in der KreierungtechnologischerExternalitäten. Innovationsorientierte Unternehmen sind also zum Teil stark agglomeriert an einigen Orten zu finden, weil sie von ähnlichen Standortfaktoren angezogen werden. Dies führt jedoch nicht notwendigerweise dazu, dass diese Unternehmen vielfältige Beziehungen untereinander unterhalten.“ (Feldmann 1999; 167; Hervorhebung im Original)

In den alten Bundesländern standen bei der Entscheidung zur Ansiedlung in einem TGZ die Verfügbarkeit von Mieträumen (von 79,9% der befragten Unternehmen genannt), Senkung der betrieblichen Fixkosten (77,7%) und die räumliche Flexibilität innerhalb des TGZ (60,6%) die größte Rolle; in den neuen Bundesländern standen hingegen die Verfügbarkeit von Mieträumen (88,6%), Informelle Kontakte zu anderen Unternehmen (53,3%) und die Senkung der betrieblichen Fixkosten (53,0%) im Vordergrund. Dabei sind die Unterschiede zwischen alten und neuen Bundesländern wohl nicht als stärkere Netzwerkorientierung der Unternehmen in den neuen Bundesländern zu interpretieren, sondern vielmehr als Hinweis auf einen Mangel an günstigen Mieträumlichkeiten: die informellen Kontakte zu anderen Unternehmen nannten in den alten Bundesländern ebenfalls 52,2% der Unternehmen als Pluspunkt bei der Ansiedlung im TGZ. FuE-Kontakte, sowie das Beratungsangebot spielen jeweils nur für gut ein Drittel der Unternehmen eine Rolle.45(vgl. Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 66ff) In TGZ geförderte Unternehmen weisen mehr Innovations- aktivitäten auf, als andere TOU. Zugleich ist jedoch im TGZ ein verstärkter Technologie- transfer aufgrund einer Senkung der Transaktionskosten kaum zu erwarten. (vgl. Seeger 1997; 122) Damit stellt sich die Frage, warum dem so ist, bzw. ob nur bestimmte Gründergruppen von TGZ-Angeboten Gebrauch machen.

Insgesamt scheint sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass der maßgebliche Anteil des Technologietransfers bereits personengebunden durch die Ausgründung und Einstellung von hochqualifizierten Mitarbeitern erfolgt ist. (vgl. Seeger 1997; 124ff; vgl. Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 200; vgl. Sternberg 2000; 184) Dabei legen die Befragungen der Gründer in der BRD nahe, dass TGZ eher wenig zur Gründung beitragen (in den alten Bundesländern gaben nur 5,6% der Befragten an, ohne TGZ hätten sie ihr Unternehmen auf keinen Fall gegründet, in den neuen Bundesländern waren dies nur 1,5%). (vgl. Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 61ff) Insofern scheinen Initiativen wie Exist - Existenzgründer aus Hochschulen - des BMBF eine plausible alternative Technologietransferinitiative zu sein.

b) Regionale Innovation und Strukturpolitik: Für Frankreich kommt Feldmann zu der Einschätzung, dass die Zirst de Meylan in wirtschaftsstarken Region Rhône-Alpes besser integriert ist, als Sophia-Antipolis im eher strukturschwachen Département Alpes-Maritimes. Daraus kann gefolgert werden, dass das von der Zirst de Meylan ausgehende regionale Innovationspotenzial (über Kunden-Zulieferer-Verflechtungen) größer ist, als bei Sophia- Antipolis. Andererseits ergibt sich für das Département Alpes-Maritimes aus seiner Technopole dennoch ein erheblicher Mehrwert: nur die Hälfte der vorhandenen Unternehmen hätte sich auch ohne Vorhandensein der Technopole in der Region niedergelassen. Heute gehört die traditionell auf Tourismus ausgerichtete Région Provence-Côte-d’Azur-Alpes, in der sich Sophia-Antipolis befindet, zu den innovativsten Regionen Frankreichs - den „Entwicklungspolen“ (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 52f)46-, doch unklar bleibt, inwieweit dies auf Sophia Antipolis zurückzuführen ist. Klar ist hingegen, dass die Zirst de Meylan keinen derartigen Magneten darstellt. Hier hätten sich ein Großteil der Unternehmen auch ohne die Technopole in der Region angesiedelt. (vgl. Feldmann 1999; 157 & 162f)

„Aus dieser Perspektive mag es auch nicht erstaunen, dass der Technologiepark Zirst de Meylan unter den untersuchten Technologieparks die geringste interne Dynamik, gemessen am Anteil technologieparkinterner Kontakte, aufweist [...].“ (Feldmann 1999; 170f)

Darüber hinaus wird mit räumlicher Proximität die Hoffnung aus Technologietransfer durch regionsinterne Mitarbeiterfluktuation (MA) verbunden. Liegen für die BRD nur Ergebnisse vor, dass über Ausgründungen aus neugegründeten TOU weitere (TO)Unternehmen - insg. 379 Unternehmen erfolgreich ausgezogen, daraus durch Ausgründungen weitere ca. 140 Unternehmen entstanden (Stand 3/94; >200 TGZ, jedoch nur 67 TGZ mit Auszügen; davon 50% aus den 15 erfolgreichsten TGZ) (vgl. Seeger 1997; 145ff) - entstanden sind, so liefert die Analyse der Französischen Technopolen Hinweise darauf, dass dies von einer lokalen Kultur abhängig sein dürfte: während in Sophia-Antipolis hohe MA-Fluktuationsraten festgestellt werden können, fehlt eine entsprechende Dynamik in der Zirst de Meylan weitestgehend. Feldmann legt hier eine lokal-kulturelle Erklärung nahe:

„Auf die Frage nach dem Anteil dieser Mitarbeiter reagierten die Gesprächspartner zum Teil irritiert, als ob es sich um etwas aus moralischer Sicht Verbotenes handele. Es ist durchaus denkbar, dass sich ein Kodex herausgebildet hat, demgemäß sich die Einstellung von Mitarbeitern aus anderen Unternehmen des Technologieparks verbietet.“ (Feldmann 1999; 139f)

Dies kann zumindest als Hinweis darauf gewertet werden, dass auch solche regionalen Faktoren Einfluss auf die Wirksamkeit des Instruments Technopole haben können.

c) Überlebensfähigkeit der Unternehmen: Auch wenn die Unternehmen die Förderung durch TGZ häufig als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ bezeichnen, konnte Seeger keinen Effekt der Förderung auf die Überlebensfähigkeit feststellen und insofern ist davon auszugehen, dass auch die Erwartungen an eine Diversifizierung der regionalen Wirtschaftsstruktur und Beschäftigungseffekte aufgrund des Instruments TGZ eher gering zu veranschlagen sind. (Seeger 1997; 100f & 147) Andererseits sieht sich die Technologiefabrik Karlsruhe hinsichtlich der Überlebensfähigkeit der Unternehmen als weit überdurchschnittlich erfolgreich: anstelle der im Bundesdurchschnitt üblichen Insolvenzrate von 24% betrage diese für die Technologiefabrik nur 5% (6 von 130 Unternehmen). (IHK-UTB 1997; 71) Ob dies nur an der Messung liegt - Seeger rechnet beispielsweise die Übernahmen der neugegründeten Unternehmen durch andere Unternehmen nicht zu den erfolgreichen Ausgründungen - bleibt unklar. Fest steht jedoch, dass TGZ-geförderte Unternehmen ein höheres Beschäftigungswachstum aufweisen, als TOU, die kein TGZ durchlaufen haben: im Schnitt wachsen die TOU im TGZ um 1,3 Beschäftigte im Jahr (MA/a), nach dem Auszu erhöht sich die Rate auf 1,5 MA/a. Während im Schnitt aller Unternehmen erst nach 10 Jahren ein Wachstum 2,2 MA/a erreicht wird, erreichen TGZ-geförderte TOU diese Zuwachsrate bereits nach 8,5 Jahren. Diese positiven Werte sind jedoch primär auf das starke Wachstum einzelner TOU zurückzuführen. (Seeger 1997; 103ff; zu Einkommenseffekten vgl. Seeger 1997; 150ff) Ferner bleibt unklar, wie ein Kausalbezug zwischen TGZ-Förderung und Beschäftigtenwachstum herzustellen ist. „Lernen“ die Unternehmer im TGZ Know-How, dass später zu einem positiveren Ergebnis führt? Führt Know-How, dass später einmal zu stärkerem Unternehmenswachstum führt gar erst zu einer höheren Neigung, in ein TGZ einzuziehen? Die IHK-Unternehmens- und Technologie-Beratung Karlsruhe GmbH jedenfalls nimmt für sich in Anspruch, in den ersten 13 Jahren ihres Bestehens „[...] mehr als 130 Unternehmensgründungen den Start in die eigene Existenz ermöglicht und so zur Schaffung von 2500 hochwertigen Arbeitsplätzen in der TechnologieRegion [... beigetragen zu haben, LN]. Hinzu kommen etwa 2000 weitere Arbeitsplätze bei Zulieferbetrieben.“ (IHK-UTB 1997; 2)

Insgesamt kann für alle TGZ-Unternehmen von einem Bruttobeschäftigungseffekt von ca. 22000 ausgegangen werden. (Sternberg / Behrendt / Seeger / Tamásy 1996; 129) Doch wie viele Arbeitsplätze wurden - als Nebeneffekt der Maßnahme - verdrängt? Und wie viele der Beschäftigungsverhältnisse wären auch ohne das Instrument der TGZ entstanden? Auch für die französischen Technopole liegen keine Ergebnisse vor, die hierüber Aufschluss brächten. Hier erwies es sich - von Ausnahmen wie der Zirst de Meylan und Sophia Antipolis abgesehen - gar als ausgesprochen schwierig überhaupt an Zahlen über alle in Technopolen angesiedelten Unternehmen und deren Beschäftigtenzahlen in Erfahrung zu bringen.

5. Schlusswort

Es wurde hier ein skeptisches Bild sowohl hinsichtlich der Evaluationspraxis als auch der Wirksamkeit von Technopolen als politisches Steuerungsinstrument gezeichnet. Mit Seeger kann festgehalten werden, dass für die BRD eine Förderung lokaler innovativen Milieus bislang kaum gelungen ist: die Effekte bleiben i.d.R. auf die Technopole selbst beschränkt. (vgl. Seeger 1997; 149f) Grundlegender noch, kommt sie zu der Einschätzung, dass „Eine generelle Überlegenheit der TOU gegenüber großen Unternehmen [...] nicht festgestellt werden [kann, LN]. Die Chancen von TOU liegen im Bereich inkrementaler Innovationen.“ (Seeger 1997; 34) Wenn dem so ist, dann könnte gefolgert werden, dass große Technopolen à la Sophia-Antipolis eventuell eine Alternative zu kleinen Technopolen wie jenen der BRD darstellen. Doch zeigt just jenes Beispiel, dass zwar das Potenzial für ein großes innovatives Milieu besteht - allein, in Sophia-Antipolis scheint dieses Potenzial brach zu liegen. Und selbst wenn ein innovatives Milieu besteht und auch Forschungsinstitute eng mit der regionalen Wirtschaft verflochten sind, wie in Grenoble, so scheint dies die Gefahr einer De- Industrialisierung nicht zu verhindern:

„En effet, le poids de l’appareil de recherche a conduit certains à s’alerter sur une „sous- industrialisation possible“ et de dénoncer le fait que Grenoble souffrirait „d’une hypertrophie de la matière grise“ [...]. Sa forte dépendance vis-à-vis des instances étatiques de recherche est assurément cruciale.“ (de Sigoyer / Boisgontier 1996; 13f)

Damit scheint ein anderer Ansatzpunkt, Technologietransfer und regionale Innovation zu erreichen, angeraten: Maßnahmen, die auf eine Intensivierung des personenbezogenen Technologietransfer abzielen - sprich Maßnahmen, die auf mehr Existenzgründungen durch Hochschulabsolventen hinwirken. Mit dem Exist-Programm des BMBF wurde bereits die Initiative ergriffen. Auch wenn die Erfolgsaussichten (noch) unklar sind, scheinen doch bereits große Hoffnungen damit verbunden zu werden. Von ursprünglich zwölf im Rahmen von Exist geförderten Projekten wurden den fünf erfolgreichsten Anschlussgelder durch das BMBF bewilligt. Und auch die sieben nicht so erfolgreichen Projekte werden weitergeführt: es sprang jeweils das entsprechende Bundesland als Financier ein. (Sternberg 2000; 203) Und selbst wenn sich die Hoffnung auf Unternehmensneugründungen durch Entrepreneur- ausbildung nicht erfüllen sollte, so könnte hierin in Anbetracht sich wandelnder Unternehmensstrukturen (projektbezogene Arbeiten etc.) auch ein Beitrag zur Ausbildung abhängig Beschäftigter gesehen werden. (vgl. Grüner 2002; 2ff)

Sollte sich hier eine neue „Mode“ in Sachen transferorientierter Technologiepolitik durchsetzen?

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7. Anmerkungen

dem Recht, Vorgänge a posteriori (binnen 15 Tagen muss z.B. Haushaltsbeschluss dem Präfekten vorgelegt werden, dann 30 Tage Zeit für Einigung im Falle von Bedenken) vor ein Verwaltungsgericht bzw. einen Rechnungshof zu bringen, wobei letzterer selbst mit Richtern besetzt ist, und innerhalb von 30 Tagen entscheidet bzw. Vorschläge unterbreitet. Als Repräsentant der Staatsverwaltung wurden dem Kommissar der Republik Ministerbefugnisse übertragen, nicht Rechte der Selbstverwaltungskörperschaften. (vgl. Thedieck 1992; 29 & 36)

[...]


1Für die BRD gilt es zwischen verschiedenen Ausprägungen der Technopole zu unterscheiden, wobei die Übergänge fließend sind und vielfach Mischformen anzutreffen sind. Während mit Gründerzentren (GZ) in der Regel allgemein Betriebsgründungen durch Bereitstellung von Gemeinschaftsleistungen (technologische und/oder betriebswirtschaftliche Beratung, Gebäude, Dienstleistungen etc.) gefördert werden sollen, steht bei Technologie- und Gründerzentren (TGZ) die Gründung technologieorientierter Unternehmen im Vordergrund. In Technologiezentren (TZ) bzw. Technologieparks (TS) steht die Ansiedlung junger High-Tech-Unternehmen im Vordergrund, wie sie bspw. von ehemaligen Mitarbeitern von Hochschulen, Forschungseinrichtungen oder -abteilungen gegründet wurden. Bei Forschungsparks (FP) liegt der Fokus nicht notwendig auf Neugründungen oder Ansiedlung junger Unternehmen, sondern vielmehr wird eine Anballung verschiedener Forschungseinrichtungen, -abteilungen und High-Tech-Unternehmen (so z.B. der Forschungspark Ulm oder der Parc International d’Activités de Valbonne im Rahmen der TP Sophia Antipolis). (vgl. u.a. Kohn / Schulz 1985; 9f)

2Innovationspolitik ist als weiter Begriff zu verstehen, der den Begriff der Technologiepolitik mit einschließt. (vgl. Feldmann 1999; 15)

3Generell hat sich bei der Politikanalyse die Erklärung mit unabhängigen Variablen auf fünf Dimensionen durchgesetzt: 1. Policy: Varianzen bzgl. Struktur und Inhalt der Verwaltungsprogramme - wenn auch die Implementationsforschung der 70er Jahre gezeigt hat, dass dieser Faktor nur einer unter mehreren ist. 2. Behördenarrangement: Als zentral hinsichtlich des Behördenarrangements wird die Konstellation der Behörden und ihre Ressourcenausstattung angenommen (Anzahl, Integrationsgrad, Zentralisierungsgrad, Politisierungsgrad, Kommunikations- und Interaktionsstrukturen etc.). 3. Verhältnis Behörden - Politikadressaten - weitere Betroffene, wobei diese eine Art assymetrisches Dreiecksverhältnis bilden 4. Situative Variablen, die von den beteiligten Akteuren nicht beeinflusst werden können 5. Gesellschaftsstrukturelle Variablen, wie spezifische kulturelle Einflüsse. Im Rahmen der Policyanalyse („Netzwerk als Steuerungsmodus“) wird dieses Netzwerk als erklärende Variable betrachtet bzw. im Rahmen der Netzwerkanalyse, in der es eben um die Erklärung von Netzwerkbildung und spezifischen Netzwerkausprägungen geht, zu dessen Strukturbeschreibung. (vgl. Knoepfel / Kissling-Näf / Bussmann 1997; 135ff & 139ff) An dieser Stelle kann jedoch nicht systematisch allen möglichen Einflussfaktoren auf allen fünf Dimensionen nachgegangen werden, da vielfach schlicht kaum Informationen vorliegen.

4Entsprechend siehe Marcot: „Le pôle technologique repose sur le principe d’une organisation spatiale développée dans le cadre d’une politique d’aménagement urbain et vise surtout à la création et / ou à la venue d’entreprises nouvelles. Il consiste en une organisation fonctionnelle des compétences scientifiques existant dans une région et dans un domaine technologique. […] À la différence de SophiaAntipolis, les pôles technologiques régionaux sont axés sur le développement du tissu économique locale. Ils répondent plus à un souci de créer et de diversifier localement des secteurs d’activités économiques.“ (Marcot 1990 ; 47)

5Technologieparks werden in Frankreich sowohl als Instrument von Regional- und Innovationspolitik eingesetzt, wobei die Gewichtung der Ziele je nach Technologiepark sehr unterschiedlich sein kann (vgl. Feldmann 1999; 75f): „Alle drei Technologieparks [Sophia-Antipolis, Zirst de Meylan und Château-Gombert, LN] verfolgen demnach regionalwirtschaftliche Zielsetzungen (regionale Beschäftigungserhöhung), wobei im Falle des Technologieparks Zirst de Meylan Regionalpolitik aufgrund der Wirtschaftsstärke des Départements nicht als ausgleichsbzw. verteilungsorientierte Regionalpolitik verstanden werden darf.“ (Feldmann 1999; 106) Entsprechendes lässt sich auch für die TGZ in der BRD feststellen: Seitens des TGZ-Managements in strukturschwachen Regionen wird überdurchschnittlich die regional-wirtschaftliche Zielperspektive ihres jeweiligen Zentrums betont. (Seeger 1997; 40)

6Entsprechend kommt auch Seeger zu dem Ergebnis, dass die Bereitstellung von Flächen der entscheidende Faktor für den Verbleib der

Auszüge in der Region ist - weder Kontakte zu anderen Akteuren, noch das Leistungsangebot des TGZ scheinen einen größeren Einfluss zu haben. (Seeger 1997; 136ff & 139)

7„Diffusion is the way in which TPP innovations spread, through market or non-market channels, from their first worldwide implementation to different countries and regions and to different industries/markets and firms. Without diffusion, a TPP innovation will have no economic impact.“ (OECD / EU Kommission / EUROSTAT 1999; 9)

8Ferner kann zwischen vier Kooperationsarten differenziert werden: (1) Kooperation nach Bereich (Unternehmensfunktion etc.); (2) nach Ziel (objekt- oder zielbezogen); (3) nach Art der Bindung (nicht-vertraglich bis vertraglich); (4) Richtung (horizontal oder vertikal) (Feldmann 1999; 23ff)

9Synergien bedeutet in diesem Falle eine Senkung der Transaktionskosten wie Sach-, Verhandlungs-, Anpassungs- und Kontrollkosten sowie Verhinderung von Doppelforschung durch in ein auf Vertrauen basierendes Netzwerk. (vgl. Seeger 1997; 25)

10Dominierte zunächst der Gedanke einer dezentralen Industrialisierung, so kommt es unter Mendès France 1954/55 zu einer Wende hin zu einer „umfassenden Politik regionaler Expansion“. (Neumann / Uterwedde 1994; 15ff)

11Vorbild entsprechender Technopol-Bemühungen war der 1958 gegründete Stanford Science Park bzw. Standford Industial Park, der den Entwicklungskern des heutigen Silicon Valley darstellt. In Europa wurde die Idee des Technopols zunächst mit Sophia-Antipolis (Gründung 1969, Inbetriebnahme 1972) und in den 70er-Jahren mit der Zirst de Meylan (Gründung 1972) und in Großbritannien (Cambridge, Edinburgh & Bristol) nachgeahmt. In Großbritannien wuchs die Anzahl entsprechender Einrichtungen auf 40 bis 50, auch wenn in den USA mittlerweile gut die Hälfte der Technologieparks als gescheitert gelten. Auch in den Niederlanden wurde die Zahl der Technologieparks deutlich aufgestockt und neben 45 existierenden befinden sich ca. 100 in Planung. Das erste TGZ wurde 1983 in Berlin eröffnet, gefolgt unter anderem von der „Technologiefabrik“ in Karlsruhe 1984. Dabei sind die in Europa verwirklichten Modelle erheblich kleiner, als ihr Vorbild in den USA. (vgl. Kohn / Schulz 1985; 2ff & 15; vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 16ff; vgl. Seeger 1997; 35ff; vgl. Champ / Rousier 1997; 54; vgl. Feldmann 1999; 78ff)

12Definition Technologische Innovation als Produkt- oder Prozessinnovation: „A technological product innovation is the impementation/ commercialisation of a product with improved performance characteristics such as to deliver objectively new or improved services to the consumer. A technological process innovation is the implementation/adoption of new or significantly improved production or delivery methods. It may involve changes in equipment, human resources, working methods or a combination of these.” (OECD / EU Kommission / EUROSTAT 1999; 9) Innovation kann in Anlehnung an Schumpeter definiert werden als diskontinuierliche Durchsetzung neuer Produktionsmittelkombinationen, und zwar als Produkt- und als Prozess- bzw. Verfahrensinnovation. (vgl. Meier / Tödtling 1996; 119f)

13Die Export-Basis-Theorie besagt, dass Exportaktivitäten, wobei „Export“ im Sinne von überregionalem Vertrieb zu verstehen ist, über den Zustrom von Einkommen in die entsprechende Region und dessen Multiplikatorwirkung,13 in besonderer Weise positiv für den wirtschaftlichen Wachstumsprozess der entsprechenden Region sind. Für den Export wiederum sind in besonderer Weise TOU verantwortlich, da diese i.d.R. forschungs- und entwicklungsintensive Nischenprodukte herstellen, die vielfach nur überregional abgesetzt werden können. (vgl. Seeger 1997; 24 & 29; vgl. auch Feldmann 1999; 38f) Der auf Perroux zurückgehende Ansatz der Wachstumspole fußte ursprünglich auf dem Gedanken eines sektoralen Wachstumspols, wurde aber um eine räumliche Dimension erweitert und die Wirkung von Agglomerationen hervorgehoben: „Die wesentliche Bedeutung metropolitaner Regionen im Innovationsprozess erklärt sich nicht nur aus einer besseren Infrastruktur, sondern aus den Kommunikationsmöglichkeiten zur Gewinnung innovationsrelevanter Informationen. Die Zirkulation von Information oder ein „information rich - environment“ ist von besonderer Bedeutung für den Innovationsprozess.“ (Feldmann 1999; 41; vgl. auch Feldmann 1999; 39ff) Starke Bezüge zum Ansatz der Wachstumspole besitzt der Milieu-Ansatz, allerdings stärker unter innovatorischem Gesichtspunkt und weniger auf sektorspezifischen Agglomerationen: „[...] versucht, die Theorie der Unternehmung nach Williamson mit regionalen Gesichtspunkten zu vereinen.“ (Feldmann 1999; 43) Erklärt werden sollen regionale Agglomerationen und dadurch induziertes Wachstum aus der Kontaktmöglichkeit für Unternehmen als wichtiger Standortwahlfaktor. Neben den Kontaktmöglichkeiten spielt das Funktionieren des regionalen Arbeitsmarktes (Zirkulation der Arbeitskräfte und damit personengebundener Wissenstransfer) eine Rolle. Hervorgehoben wird ferner die Bedeutung des Faktors Vertrauen, das erst in einem langwierigen historischen Prozess aufgebaut werden muss. (Feldmann 1999; 43f; vgl. auch Sternberg 1995; 199f; s.o.) Entsprechend einem auf diesen Weltkonjunkturwellen bzw. der Theorie der langen Wellen von Kondratieff basierendem Kausalmodell ist die regionale wirtschaftliche Entwicklung eine Folge des Vorhandenseins neuer Technologien in einer Region: jene Regionen sollten sich als besonders wachstumsstark erweisen, die in die frühzeitig in die entsprechenden Basistechnologien13investiert haben. (Seeger 1997; 23) Dieses Modell scheint den Hinweisen auf besonders expandierende TOU, „Gazellen à la SAP“ (Sternberg 2000; 209), zugrunde zu liegen, bzw. Verweisen auf das Vorbild des „Stanford Industrial Park“ im Silicon Valley, dessen Grundstein bereits in den 40er-Jahren gelegt wurde und dessen beschäftigungswirksame Entwicklung jedoch bis in die 70er-Jahre auf sich warten ließ. (vgl. Kohn / Schulz 1985; 3; vgl. Feldmann 1999; 41; vgl. Altmann 1995; 52ff & 104ff)13Die Hypothese vom Produktlebenszyklus geht davon aus, dass ein Produkt vier Phasen durchläuft: eine der Entwicklung und Markteinführung, eine Wachstumsphase, ein Reifestadium und anschließend eine Schrumpfungsphase. Dabei erreicht die Produktion in der Reifephase ihren Zenit. Kernannahme eines auf dem Produktlebenszyklus basierenden Modells zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung wäre, dass eine Region möglichst viele Unternehmen mit Produkten, die erst am Anfang ihres Produktlebenszyklus stehen, haben sollte, da diese das größte Wachstumspotenzial erwarten lassen. (vgl. Seeger 1997; 23f) Im Gegensatz dazu wird im Potenzialfaktoransatz (nach Biehl) vier Faktoren die entscheidende Bedeutung für regionale Entwicklung beigemessen: wirtschaftsgeorgraphische Lage, Agglomerationsgrad, sektorale Wirtschaftsstruktur und Infrastruktur. Dabei, so Feldmann, hat sich dieser Ansatz insbesondere bei der Erklärung der regionaler Unterschiede in Europa gut bewährt. (Feldmann 1999; 42f) Last but not least wird, was regionale Entwicklung angeht, Standortfaktoren eine große Bedeutung zugewiesen. Basis ist die Annahme, das spezifische Standortfaktoren für Unternehmen bei der Standortwahl entscheidend sind. Darunter fallen Telekommunikations- und Verkehrsanbindungen, innovationsrelevante strukturelle Charakteristika der bereits vorhandenen Unternehmen und staatliche Politiken. (Feldmann 1999; 44ff)

14Als Basistechnologien bzw. Basisinnovationen werden „[...] radikale Innovationen [die, LN] zur Entwicklung neuer Industrien führen und auch in andere Brachen ausstrahlen [...]“ (Maier / Tödtling 1996; 123) verstanden.

15Stand im Silicon Valley zunächst die Rüstungsforschung im Vordergrund, so enstanden die ersten Unternehmen im Basistechnologiebereich der integrierten Schaltkreise bereits um 1960, Mitte der 70er Jahre kam der Bereich der Personal Computers hinzu und noch in den 80er Jahren das Internet als künftige Boombranche. (vgl. Henton 2000; 46ff)

16Kondratieff machte insgesamt vier Weltkonjunkturzyklen aus: bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts basierend auf Textil- und Dampfmaschinen, Kohle und Eisentechnologie; gegen Mitte des 19. Jahrhunderts stagnierte die zweite, auf Eisenbahn, Tele- und Fotografie sowie Zement basierte Welle. Gegen 1900 erreichte ein auf Elektrik, elektrischer Energie, Chemie und Aluminium fußender Weltkonjunkturzyklus seinen Zenit, an den sich Mitte des 20. Jahrhunderts mit Luft- und Raumfahrt, Funk und Fernsehen, Kunststoffen, Kernkraft und Elektronik ein neuer Zyklus einstellte. Jeder dieser Zyklen hatte ein spezifisches räumliches Zentrum. (vgl. Altmann 1995; 53; Seeger 1997; 22f)

17Die vier „Lebensphasen“ eines Produktes: (1) Phase der Entwicklung und Markteinführung, (2) Wachstumsphase, (3) Reifestadium und

(4) anschließend eine Schrumpfungsphase (vgl. Seeger 1997; 23f)

18Gemeinhin werden Steuerungsinstrumente unterteilt in: (1) Regulierung als „rechtsförmige Regulierung von Adressatenverhalten“, (2) Finanzierung, abzielend auf Kosten-Nutzen-Kalküle der Adressaten, (3) Strukturierung als Variation des verhaltensleitenden Arrangements und (4) Informierung mit dem Ziel der Umstrukturierung von Verhaltendsdispositionen. (vgl. Görlitz / Burth 1998; 28ff)

19Zwar sollen Typologien gemeinhin wechselseitig exklusiv sein, jedoch wird an dieser Stelle - da es sich um eine Empirie-orientierte Arbeit handelt - das Kriterium vernachlässigt werden: es wird unterstellt, dass es sich bei Technopolen um eine Kombination der Steuerungsinstrumente Finanzierung und Strukturierung handelt. (vgl. Görlitz / Burth 1998; 28ff & 246ff)

20„Falls ein innovatives Milieu durch Maßnahmen der Technologiepolitik beeinflussbar ist, so ist dies in expliziter Form eher auf regionaler und lokaler Ebene als auf der nationalen Ebene machbar. [...] Die Regionen selbst haben die beste Kenntnis über die Anforderungen der regionsspezifischen Technologiepolitik, sofern sie auf die Initiierung eines innovativen Milieus abzielt. Die relativ bescheidenen FuE-Mittel können hier potenziell effizienter eingesetzt werden als in der nationalen Technologiepolitik.“ (Sternberg 1995; 215) Hierfür spricht auch, dass es in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg Versuche gegeben, die „schwerfälligen zentralen Verwaltungsstrukturen“ zu dezentralisieren. Unter anderem geht hierauf auch die Gründung von Regionen im Jahr 1955 zurück. (Thedieck 1992; 25 & 27)

21Dezentralisierung von Anfang der 80er-Jahre hatten sechs Kernpunkte: (1) Abschaffung der zentralstaatlichen Kontrolle der auf regionaler Ebene getroffener Entscheidungen und Überführung in eine Ex-Post-Kontrolle, (2) Exekutivfunktion auf Départementsebene auf den Conseil général übertragen, (3) Region als vollwerige Gebietskörperschaft den Départements und Kommunen gleichgestellt, (4) Nur der Zentralstaat verfügt über Weisungsrechte gegenüber den Gebietskörperschaften, diese untereinander jedoch nicht, (5) Blockweise Übertragung von Kompetenzen und Finanzmitteln an die Gebietskörperschaften und (6) Dotations globales de fonctionnement, d’équipement, de décentralisation: Übertragungen werden nicht einzeln, sondern als Globalzuweisungen vorgenommen. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 96) Für die Ausarbeitung der Planverträge sind die Präfekten der Région zuständig. Der Prozess der Dezentralisation mündete schließlich im Februar 1995 in das loi d’orientation pour l’aménagement et le développement du territoire, mit dem Wirtschafts- und Sozialpolitik eine lokale Dimension gegeben werden sollte. (vgl. Auby / Auby 1996; 103ff & 130ff & 511ff; Neumann / Uterwedde 1994; 97ff)

22Der Präfekt - neue Bezeichnung: „Kommissar der Republik“ - hat nur noch die Funktionen öffentliche Sicherheit und Ordnung (siehe Korsika) zu wahren und Rechtskontrolle der Selbstverwaltungskörperschaften zu übernehmen. Diese Rechtkontrolle konkretisiert sich in

23Kommunen und Départements gelten laut Verfassung als Gliederungen des Staates, andere Entitäten nicht: „Les collectivités territoriales de la République sont les communes, les départements, les territoires d’outre-mer. Toute autre collectivité territoriale est créée par la loi.“ (Artikel 72 der französischen Verfassung; zit. nach Auby / Auby 1996; 103)

24

Aufgaben der Gebietskörperschaften: Regionen: zuständig für die Entwicklung der lokalen Wirtschaft (Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen (Prime régionale à la création d’entreprise (PRCE) als Regionalhilfe zur Förderung neugegründeter Unternehmen), Beschäftigungsförderung (Prime régionale à l’emploi (PRE) zur Neuschaffung/Ausweitung/Umstellung von Arbeitsplätzen, sowie Zinsvergünstigungen bei langfristigen Krediten für Arbeitsplatzschaffung bzw. Innovationskredite, v.a. bzgl. KMU, Infrastrukturausstattung v.a. bzgl. Bildung und Forschung, Transport, Verkehr und Kommunikation (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 97), Wirtschafts- und Sozialplanung, ferner „Förderung der wirtschaftlichen, gesundheitlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung“. Departements: ausdrücklich Aufgabe übertragen worden, Pläne für Finanzierung von Baumaßnahmen etc. aufzustellen; Familienhilfe, Behindertenfragen und Infrastruktur (insb. regionaler Nahverkehr) und im Benehmen mit der Region Bodenpolitik; ländliche Raumordnung, Veterinärwesen; Sachaufwand im Erziehungsbereich. Gemeinde: Flächennutzungs- und Bebauungsangelegenheiten („Auf diesem Gebiet ist die Dezentralisierung weiter gegangen als in der Bundesrepublik Deutschland“) sowie Baugenehmigungswesen; kommunale öffentliche Dienste (Wasser, Strom, Sozialhilfe, öff. Transportwesen); Bürgermeister ist örtliche Polizeibehörde. (vgl. Thedieck 1992; 30f)

25„Les communes, les départements et les régions règlent par leurs délibérations les affaires de leur compétence. Ils concourrent avec l’État à l’administration et à l’aménagement du territoire, au développement économique, social, sanitaire, culturel et scientifique, ainsi qu’ à la protection de l’environnement et à l’amélioration du cadre de vie.“ (Code général des collectivités territoriale (C.C.T.), Art. L. 1111-2; zit. nach Auby / Auby 1996; 116)

26Die ersten Planvertragsgenerationen erstreckten sich über die Zeiträume 1984-1988, 1989-1993, 1994-1998, 1999-2003 (vgl. Auby / Auby 1996; 117) Die Verhandlungsführung haben der Präsident des Regionalrates und der zentralstaatliche Vertreter in der Region, d.h. der Kommissar der Republik (ehemals Präfekt) des für die Région zuständigen Départements. Das Ergebnis wird in einem Vertragsvorentwurf festgehalten. (Neumann / Uterwedde 1994; 100) Für die Ausarbeitung der Planverträge sind die Präfekten der Région zuständig. (vgl. Auby / Auby 1996; 103ff & 130ff & 511ff; Neumann / Uterwedde 1994; 97ff)

27Traditioneller Weise war in Frankreich für raumordnungspolitische Maßnahmen die während der V. Republik eingerichtete Délégation à l’aménagement du territoire et à l’action régionale (DATAR) zuständig. Obgleich stets einem größeren Ministerium zugeordnet (zur ministeriellen Zugehörigkeit der DATAR siehe Neumann / Uterwedde 1994; 84), entspricht die DATAR in etwa Raumordnungsministerien in anderen Ländern. (vgl. Wackermann 1993; 93) Diese hatte, um ihre raumordnungspolitische Koordinierungsaufgabe erfüllen zu können, sowohl eigene Finanzmittel als auch Zugriff auf spezifische raumordnungsrelevante Fonds etc. und zeichnete sich durch vergleichsweise effiziente Strukturen und Schlagkräftigkeit aus. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 81f & 84f)

28Obgleich andere Struktur, so doch gleiche Funktion (hier: Reaktion auf Handlungsdruck aufgrund von EWG-Beitritt und regional konzentrierten Branchenproblemen) (vgl. Neumann / Uterwedde 1995; 33ff)

29Bundesbaugesetz 1960, Stabilitäts- und Wachstumsgesetz 1965, Raumordnungsgesetz 1965, „Grundsätze der sektoralen Strukturpolitik“ 1966 etc. (vgl. Neumann / Uterwedde 1994; 43)

30Hier bestehen jedoch Unterschiede je nach Bundesland. So weisen Kohn / Schulz darauf hin, dass beispielsweise in Baden-Württemberg und Niedersachsen Regelungen bestünden, nach denen auch Betriebskosten (teilweise) durch das Land übernommen werden. (vgl. Kohn / Schulz 1985; 10f)

31Damit wird hier die Auffassung vertreten, dass sich im Sonderfall Technopole das Verhältnis im Koordinierungsaufwand zwischen BRD und Frankreich umkehrt, denn für Raumordnung allgemein kommen Neumann / Uterwedde zum umgekehrten Ergebnis: „Das Kernproblem der raumwirksamen Politiken auf allen Ebenen besteht darin, dass sie in ständigem Konflikt zu den Fachplanungen der Ressorts stehen. Substanziell kann die raumwirksame Planung nur den räumlichen Rahmen für die Fachplanungen und -verwaltungen setzen, sie kann nicht selbständig - auch nicht punktuell oder projektbezogen wie in Frankreich - regionale Wirtschafts- oder Infrastrukturpolitik betreiben. Diese ausgeprägte vertikale Differenzierung und horizontale Fragmentierung in der Bundesrepublik Deutschland steigert den - auch in Frankreich - ohnehin hohen Koordinierungs- und Konsensbedarf raumordnerischer Politik noch beträchtlich.“ (Neumann / Uterwedde 1994; 74)

32So wählt er für seinen komparativen Fallansatz gezielt drei Technopolen aus, die das Zielspektrum von regionalwirtschaftlicher Entwicklung (Sophia-Antipolis) über eine Gleichgewichtung regional- und technologiepolitischer Zielsetzungen (Château-Gombert) bis hin zu einer primär technologiepolitischen Zielperspektive (Zirst de Meylan) abdecken.

33Zudem unterscheiden sich die Ansiedlungskriterien und -bedingungen in den Französischen Technopolen mehr als in ihren deutschen Pendants: während von den 6000 MA der Unternehmen in Sophia-Antipolis etwa nur die Hälfte in High-Tech-Unternehmen beschäftigt sind (vgl. Marcot 1990; 46) und auch Produktion möglich ist, wird in der Zirst de Meylan bei Ansiedlungen wesentlich stärker auf Technologieorientierung geachtet und es ist auch nur Nullserienproduktion gestattet. (vgl. Feldmann 1999; 78ff)

34Für Frankreich die Beispiele Sophia-Antipolis, Château-Gombert und Zirst de Meylan: Seit 1988 obliegt das Parkmanagement z.B. in Sophia-Antipolis der Entwicklungsgesellschaft Société Anonyme d’Économie Mixte (SAEM), an denen Syndicat Mixte pour l’Aménagement du Plâteau de Valbonne (SYMIVAL) und die lokalen IHKs mit 51% und 49% beteiligt sind. Für das Management der Zirst de Meylan ist die PROZIRST AG zuständig, an der sowohl Banken als auch die lokalen IHKs beteiligt sind. Für die Auswahl neu hinzukommender TOU zuständig ist das sich aus Vertretern der Kommune, IHKs und der Vereinigung der in Zirst ansässigen Unternehmen zusammensetzende comité d’agrément. Im Falle von Château-Gombert ist die Betreibergesellschaft das Syndicat Mixte d’Équipement de Marseille, an der die Stadt Marseille und die lokalen IHKs zu gleichen Teilen beteiligt sind. (Feldmann 1999; 78ff) Für die Bundesrepublik das Beispiel Karlsruhe: Karlsruhe hatte zwei Ziele: Kompensierung der durch die Firma Singer weggefallenen Arbeitsplätze und Nutzung der Industriebrache. Konzertierte Aktion des Landes Baden-Württemberg, der Landeskreditbank Baden-Württemberg, Stadt Karlsruhe und IHK Karlsruhe. Initiative von 1982/83; Laufzeit bis 2013. Größenzuwachs: 84: 7000m2, 85: 15000m2, 87: 17800m2. (IHK-UTB 1997; 24ff) Acht Städte und zwei Landkreise der Region sind in einer Aktionsgemeinschaft zusammen. Die IHK-UTB wurde in Karlsruhe zu einer „Informationsdrehscheibe“ als Kern eines regionalen Netzwerks von Technologie, Technologietransfer, Forschungseinrichtungen und Firmen der Region ausgebaut. (IHK-UTB 1997; 33ff)

35Der Prozess der Dezentralisation mündete schließlich im Februar 1995 in das loi d’orientation pour l’aménagement et le développement du territoire, mit dem auch der Wirtschafts- und Sozialpolitik eine lokale Dimension gegeben werden sollte. (s.o.) (vgl. Auby / Auby 1996; 103ff & 130ff & 511ff)

36Kohn / Schulz gehen davon aus, dass sich je nach Betreiber die Ziele ändern - wobei sie in der Tat das Hauptaugenmerk des Trägers Kommune im Wirtschaftsstrukturwandel sehen: Kommunen (Î Wirtschaftsstruktur), Kreditinstitute (Î PR & Know-How), Großunternehmen (Î PR, Zulieferer, Outplacement), Immobiliengesellschaften (Î rentable Vermarktung schwer verkäuflicher Flächen und Gebäude). (vgl. Kohn / Schulz 1985; 10f) Vergleichsweise selten traten in den 60er-Jahren in den USA Kommunen als Träger von Technopolen auf. Träger sind dort in ca. 60% Immobilienfirmen, 21% Gemeinden oder lokale gemeinnützige Trägervereine, 16% Universitäten und 3% High-Tech-Unternehmen. Vor allem in den 70er-Jahren gab es groß angelegte Programme zur Förderung von Unternehmensgründungen im High-Tech-Bereich, so dass weitere 200 staatliche und kommunale GZ eröffnet wurden. (vgl. Tödtling / Tödtling-Schönhofer 1990; 16f)

37„Im Gegensatz etwa zu Großbritannien oder Deutschland geht kein einziges Technopol-Projekt auf die Initiative einer Bank oder eines privatwirtschaftlichen Unternehmens zurück.“ (Eberlein 1997; 110) „Insgesamt lassen sich die französischen Technopole charakterisieren als „öffentlich-lastige“ Infrastrukturoperationen der dezentralen Gebietskörperschaften, die am Schnittpunkt von Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung mit dem Ziel betrieben werden, öffentliche und private Investitionen anzuziehen und (qualitativ hochwertige) Arbeitsplätze zu schaffen. Im Vordergrund stehen im französischen Modell dabei stark institutionalisierte Strategien mit besonderer Betonung der raumund städteplanerischen, also der materiellen Komponente des Technologieparkkonzeptes.“ (Eberlein 1997; 112f)

38Wirtschaftswissenschaftler hätten, so Sternberg in 2000, zu lange den Faktor Raum ignoriert, Regionalwissenschaftler den Faktor Unternehmensgründungen: „Die heutige Situation, insbesondere in der regionalen Gründungsförderpolitik, ist das Resultat dieser Entwicklung. Erstens gibt es großen und wachsenden Handlungsbedarf im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation bestehender und der Entwicklung zukünftiger Gründerförderprogramme. Insbesondere gilt dies für empirisch gestützte Forschung, denn auch aufgrund einer fehlenden amtlichen Gründungsstatistik agiert die Politik im Nebel: Sie kennt die Zahl, die Bedürfnisse, die Antizipation der Förderprogramme und vieles mehr ihrer Klientel nur ungenügend. Zudem gibt es keine anerkannte Theorie der Unternehmensgründung, auf die sich eine Gründerförderpolitik konzeptionell stützen könnte.“ (Sternberg 2000; 182) Ähnlich sieht auch Kuhlmann die Lage für die Technologiepolitik im Allgemeinen: es herrsche „verunsicherter Aktionismus“ vor. (vgl. Kuhlmann 1992; 121)

39 Auch wenn sich hier Bezüge zum wissenschaftlichen Selbstverständnis des Forschers ergeben, bleibt dies an dieser Stelle unberücksichtigt: es mag der Hinweis genügen, dass auch Evaluationsprozesse soziale Prozesse sind und je nach Interaktion (Datenerhebung, Publikation von Zwischenergebnissen etc.) mehr oder weniger starke Einflüsse auf den Untersuchungsgegenstand ausgeübt werden. Doch herrscht in den hier betrachteten Evaluationen ein Selbstverständnis der Distanz zum Feld vor und eine intentionale Einflussnahme ist mit keiner der Evaluationen verbunden gewesen. Dem Evaluationsbericht zum BMBF-Modellversuch zur Übertragung des Konzepts der Technologie- und Gründerzentren in die neuen Bundesländer und den anderen Evaluationen kann entnommen werden, dass ein durch Distanz zum Feld gekennzeichnetes Selbstverständnis vorherrscht und sich insofern Einflüsse durch den Forscher relativieren. (vgl. Pleschak / Werner 1998; vgl. Pleschak 1995; vgl. Seeger 1997; vgl. Feldmann 1999; vgl. z.B. zu wissenschaftlichen Selbstverständnissen in der Begleitforschung von Modellversuchen in der beruflichen Bildung und den Implikationen Sloane 1998; 565ff)

40Insbesondere für strategische Ex-Ante-Evaluationen scheinen kaum Konzeptionen entwickelt worden zu sein. (vgl. Kuhlmann 1992; 127) Möglicherweise bieten hier Konzepte medialer Steuerung einen Ansatzpunkt. (siehe Diskussion im Seminar)

41Der Zweck von Monitoring wird gesehen in der Kontrolle von Abweichungen vom zielführenden Pfad durch Erhebung einzelner, möglichst einfach zu erhebender Kennzahlen mit Entscheidungsrelevanz. Spezifische Kausalannahmen liegen zwar dem Monitoring zugrunde, doch erfolgt i.d.R. keine systematische In-Beziehung-Setzung zu den durchgeführten Maßnahmen (siehe beispielsweise verschiedene Plan-Do-Check-Adapt (PDCA) - Verfahren): mit Evaluation werden hingegen Verfahren bezeichnet, in denen die Analyse der Wirkungszusammenhänge selbst eruiert werden sollen. (vgl. u.a. Kissling-Näf / Knoepfel 1997; 147f)

42Begriff in Anlehnung an die Dreiecksentfernungsmessung, in der ein Objekt von zwei verschiedenen Punkten aus anvisiert wird und aus Kenntnis des Abstandes der beiden Punkte und den Winkeln bei der Anpeilung des Objektes dessen Entfernung berechnet werden kann.

43Das CNE hatte bereits innerhalb der ersten drei Jahre 26 Universitäten und andere Einrichtungen evaluiert und auch die Nachfrage übersteige die Möglichkeiten. Jedoch ist im Statut vorgesehen, dass die Berichte an das jeweilige Ministerium und die evaluierte Einrichtung gehen. (vgl. Staropoli 1992; 207)

44Die Zielperspektive - gewissermaßen das Forschungsinteresse - bei Evaluationen unterscheidet sich in den verschiedenen Ländern z.T. erheblich: während beispielsweise in Großbritannien mit dem ROAME-System klar eine Verbesserung des Projekt- und Programmmanagements im Fokus steht - ähnlich auch in den USA -, liegt der Schwerpunkt bei Evaluationen in den Niederlanden eher auf der Ermöglichung parlamentarischer Kontrolle. (vgl. Kuhlmann / Holland 1995; 3f; vgl. Dreher 1997; 33; vgl. Kuhlmann 1992; 122) Was die Unklarheit der Programmziele anbetrifft, können insofern die in den USA und GB praktizierten Modelle als Beispiele herhalten.

45Leider haben Sternberg et al. keine Typen von Unternehmen gebildet - falls das denn möglich gewesen ist. Zumindest wäre interessant gewesen, zu wissen, ob die Erkenntnis des einen Vorteils mit der eines anderen zusammenhängt. Hängt die Nutzung bzw. das Erkennen spezifischer Vorzüge mit speziellen Merkmalen der Gründer zusammen? Kann hier korrigiert werden, um ggf. die Überlebensfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen?

46In Frankreich werden fünf verschieden Wirtschaftsregionen nach ihrem Innovationspotenzial unterschieden: (1) Entwicklungspole: Île de France, Rhône-Alpes und Provence-Côte-d’Azur-Alpes (PACA), (2) Regionen mit hohem endogenen Entwicklungspotenzial, die also v.a. über einen Kern hochqualifizierter Dienstleistungsbereiche verfügen: Languedoc-Roussillon, Midi-Pyrénées, Aquitaine und Alsace, (3) Dynamische Regionen, die hauptsächlichen Profiteure der Industriedezentralisierung der 60er-Jahre: Bretagne, Pays de la Loire, Region Centre (Einzugsbereich von Paris), (4) Passive Regionen mit strukturellen Schwächen: ca. die Hälfte der französischen Regionen und (5) Absteigende Regionen, die durch ein Vorherrschen von Krisenindustrien gekennzeichnet sind: Region Nord und Lothringen. (Neumann / Uterwedde 1994; 52f)

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Innovationspolitik in Frankreich und Deutschland. Programmgestaltung & Programmevaluation am Beispiel des Instruments der Technopole
Hochschule
Universität Stuttgart
Autor
Jahr
2002
Seiten
35
Katalognummer
V107365
ISBN (eBook)
9783640056385
Dateigröße
649 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Innovationspolitik, Frankreich, Deutschland, Programmgestaltung, Programmevaluation, Beispiel, Instruments, Technopole
Arbeit zitieren
Lars Neuberger (Autor:in), 2002, Innovationspolitik in Frankreich und Deutschland. Programmgestaltung & Programmevaluation am Beispiel des Instruments der Technopole, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107365

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