1968 in der DDR - Hat dieses Ereignis zur Herausbildung einer vergleichbaren Generation wie in der BRD geführt?


Seminararbeit, 2001

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung oder wie sinnvoll ist ein Ost-West-Vergleich?

2. Gab es in der DDR einen vergleichbaren Reformdruck?
2.1. Entstalinisierung und NÖSPL
2.2. Modernisierungsprobleme

3. Gab es im Osten vergleichbare Generationenkonflikte?
3.1. Ist das Generationsmodell auf die DDR überhaupt anwendbar?
3.2. Die Generation der 30er
3.3. Die Generation der 40er
3.4. Die „nachstalinistische Aufbaugeneration“

4. Welche sozialen Gruppen können verglichen werden?
4.1. Herausbildung eines akademischen Proletariats in der DDR
4.2. Wer waren die sozialen Akteure und welche Ziele verfolgten sie?

5. Gab es im Osten eine vergleichbare kulturelle Wende?
5.1. Kulturelle Wende oder Neuaufbau?
5.2 Der Einfluss angloamerikanischer Jugendsubkultur
5.3. Das 11. Plenum der SED als „Kahlschlag“

6. Resümee

7. Literatur

1. Einleitung oder wie sinnvoll ist ein Ost -West-Vergleich?

1968 war das Jahr des Prager Frühlings und des Pariser Mai. Gleichzeitig tobte der Vietnamkrieg, die Tet-Offensive des Vietcong und in den USA kämpften die Schwarzen um ihre Rechte. 1968 hat aus der Welt ein „globales Dorf“ gemacht, wie der Autor Wolfgang Kraushaar den kanadischen Medientheoretiker Marshall McLuhan zitiert.1 International gesehen war 1968 das Jahr des Aufbruchs und der Niederlagen zugleich. Für die Bundesrepublik war 1968 das Jahr der Niederlage nach dem Aufbruchsjahr 1967. Es scheiterte ein revolutionärer Anspruch, nämlich der, eine hochentwickelte bestehende Industriegesellschaft radikal umzuwälzen.

Dennoch hat dieses Jahr die Bundesrepublik nachhaltig beeinflusst und verändert. Als Beispiele seien hier nur die Emanzipation von den Eltern, die sexuelle Selbstbestimmung und die Demokratisierung von Institutionen genannt. So wurde also nach den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges und der Minderung sozialer Spannungen eine kulturelle und politische Modernisierung vorgenommen.

Nach der Auffassung von Heinz Bude hat sich die Bezeichnung 68er-Generation etwa Anfang der achtziger Jahre eingebürgert. Bis dahin war noch von der APO, von der Studentenbewegung oder von der antiautoritären Bewegung die Rede. Zur „Generation“ wurden sie erst als die Hausbesetzerbewegung 1981 auf die politische Bühne trat, welche sich „in Stil und Stimmung deutlich von den späten sechziger Jahren abhob und dessen Protagonisten mit den etablierten Achtundsechzigern nichts zu tun haben wollten.“2 Je mehr die Jahrgangsgemeinschaft zum definierenden Merkmal erhoben wurde, um so mehr Angehörige meldeten sich. Sie alle verbindet (nach dem klassischen Ansatz von Mannheim) nicht einfach eine zeitliche Lagerung, sondern ein spezifischer Erfahrungszusammenhang, ein „durchschlagendes Ereignis“, welches sie zu einer Erlebnisgemeinschaft (oder auch Erinnerungsgemeinschaft) werden lässt und damit zu einer Generation.

Der Forschungsstand zu 1968 im Westen erscheint mir sehr umfangreich, mit all seinen Ursachen, Idealen, Verläufen und Auswirkungen. Dagegen taucht die Frage nach einer adäquaten Generation im Osten, gemeint ist hier die DDR, wenn überhaupt, höchstens am Rande auf.

Hier nachzufragen halte ich nicht absurd, schließlich war die DDR während der Dauer ihrer Existenz kein hermetisch abgeschlossener Raum. Bis 1961 existierte immerhin ein „offenes“ Berlin und nach dem Mauerbau begann der Siegeszug der Westmedien in ostdeutschen Wohnzimmern. Synergieeffekte, um sie einmal so zu nennen, waren also durchaus vorhanden. Nicht zuletzt wurzelten die jeweils ersten beiden Generationen beider Staaten in den gleichen Traditionen und Erfahrungen.

Für Dorothee Wierling sind die gleichzeitigen Ost-68er nicht mehr als ein Produkt der neunziger Jahre, in denen die vergleichende, das heißt auch konkurrierende Geschichtsschreibung in Deutschland in Gang kam. Für sie gehörte die Mehrheit der DDR- Bürger, die sich für den Prager Frühling engagierten, zwar zu ähnlichen Jahrgängen wie die West-68er, dennoch „erfuhren sie sich nicht als politische Generation, wurden nicht als solche erkannt und später nicht nach 1968 oder einem anderen Stiftungsereignis benannt“.3

Diese Aussage soll kein vorweggenommenes Fazit sein, sondern nur die Problemlage verdeutlichen, mit der man es hier zu tun hat. Auch für Dorothee Wierling ist dieses „Nein“ keineswegs selbstverständlich, wie sie selbst zugibt.

In der folgenden Arbeit soll die Geschichte der 68er-Bewegung in der BRD, soweit es möglich ist, kaum vorkommen. Ganz aussparen kann man sie aber nicht, allein schon deswegen, weil nur vor ihrem Hintergrund manche Vergleiche mit der DDR erst plastisch werden.

In der DDR kam es Mitte bis Ende der 60er Jahre ebenfalls zu Protesten. Als Beispiel seien hier die Beatmusik und besonders die Ereignisse des Prager Frühlings genannt. Das ist bekannt. Doch ist daraus auch eine politische oder kulturelle Generation erwachsen? Welche Spuren hat das im Generationsbildungsprozess des Ostens hinterlassen?

Dietrich Mühlberg, Professor für Kulturgeschichte, hielt aus Anlass eines Kolloquiums 1998 in Berlin einen Vortrag zum Thema „Wann war 68 im Osten? Oder: Wer waren die 68er im Osten“.4 In diesem warf er mehrere Fragen auf, die sich im Zusammenhang eines solchen Vergleiches stellen müssten.

Wann hat es im Osten eine Situation mit ähnlichem Reformdruck gegeben, der eine vergleichbare Bewegung auslöste und zu einem nachhaltigen Wandel geführt hat? Hat es im Osten eine den opponierenden Studenten und Jungakademikern in der BRD vergleichbare soziale Gruppe gegeben, deren Interessenlage ähnlich erfolgreiche Aktionen zur Folge hatte? Ist im Osten ein vergleichbarer Generationenkonflikt aufzufinden, der von der bestimmenden Altersgruppe als ein prägendes Kollektivereignis wahrgenommen wurde und zum Wechsel der kulturell tonangebenden Generation geführt hat? Lässt sich im Osten Vergleichbares zu der 68er "Wende" finden, die das Selbstverständnis der westdeutschen Gesellschaft veränderte?5

In den folgenden Kapiteln soll diesen Fragen nachgegangen werden. Die zusammengetragenen Fakten können selbstverständlich keinen Anspruch auf exakte Vollkommenheit erheben. Ich meine jedoch, dass sich bei einer abschließenden Analyse eine hinreichend präzise Antwort auf die Frage nach einer vergleichbaren 68er-Generation im Osten finden lässt.

2. Gab es in der DDR einen vergleichbaren Reformdruck?

Der Reformdruck setzte im Westen bereits Anfang der 60 er Jahre ein. Nach den Jahren des „Wirtschaftswunders“ mehrten sich kritische Stimmen, dass die soziale Marktwirtschaft ganze Gruppen von den Segnungen des Wirtschaftswunders ausschließe und große gesellschaftliche Bereiche vernachlässige. So zum Beispiel das Schul- und Hochschulwesen, die wissenschaftliche Forschung und das Wohnungswesen. So sieht es wenigstens MÜHLBERG. Des weiteren zitiert er einen Artikel von Ralf Dahrendorf aus der ZEIT von 1965, in dem dieser nach den „Arbeiterkindern an unseren Universitäten“ fragt. MÜHLBERG stellt die Bildungsmisere als Hintergrund für die politische Protestbewegung heraus.

„Ihr Auslöser waren die Diskussion um die "Notstandsgesetze" und die Bildung der "großen Koalition". Dies vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise im Innern und international des immer anrüchigeren Vietnamkrieges der USA.“6

Werner Weidenfeld sieht in den 60er Jahren in der Bundesrepublik „die Inkubation für die zweite formative Phase der deutschen Politik“. Die „Vorbereitung des ostpolitischen Kurswechsels, Ausbau der Planungsinstrumente, Intensivierung der Daseinsvorsorge“.7

2.1. Entstalinisierung und NÖSPL

Nach Auffassung von MÜHLBERG scheint es in der DDR einen vergleichbaren Druck ebenfalls gegeben zu haben, wenn auch unter anderen Umständen. Seiner Meinung nach begannen die Reformdebatten systembedingt etwa 10 Jahre früher. Sie hängen mit dem Beginn der Entstalinisierung durch Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 zusammen.

Eine Milderung der Zentralisierung brachte er vorerst allerdings nicht mit sich, denn zunächst war die SED-Führung verunsichert, da mit der Entmythisierung Stalins der bisherige ideologisch-politische Bezugspunkt des Gesamtsystems ausfiel. Innerhalb der Parteiführung wurde aber seitdem über den weiteren politischen Kurs beim Aufbau des Sozialismus gerungen. Nach Ansicht von MÜHLBERG setzen sich dabei Walter Ulbricht und seine Leute gegen drei oppositionelle Strömungen durch.

„Einmal in der Führungsspitze selbst gegen Schirdewan, Wollweber, Ziller, Oelßner, Selbmann und andere (die eine stärkere Entstalinisierung der SED anstrebten und darum Ulbricht entthronen wollten). Zum anderen gegen kommunistische Intellektuelle, die gleichfalls für eine konsequentere Abkehr vom Stalinismus eintraten, dies aber mit dem Ideal eines "menschlichen Sozialismus" verbanden, wie Havemann oder Harich und die Gruppe um Janka, Loest und Just. Das waren mehrheitlich Kommunisten älterer Jahrgänge (der sogenannten "Weimarer Generation") mit einiger Resonanz bei jüngeren Leuten ihres Einflußbereichs . Anders sah es nur bei der dritten "oppositionellen Strömung" aus, bei Gruppen von Studierenden; sie forderten 1956 Diskussionsfreiheit, die Rücknahme der Pflicht zum marxistisch-leninistischen Grundstudium, die freie Entwicklung der Fachwissenschaften usw. Die Engagierten unter ihnen gingen meist "in den Westen", die große Mehrzahl blieb [...].“8

MÜHLBERG sieht vor allem in den Jahren bis zum Mauerbau die Phase revolutionärer Umwälzungen. Danach folgte für ihn eine etwas ruhigere Zeit der „inneren Besinnung“.

„Gerade die frühen 60er Jahre wurden zu einer wirklichen Reform phase. Freilich wurde hier eine `Reform von` oben versucht, und sie geriet zum Dauerstreit zwischen den Reformern um Ulbricht und der von Honecker angeführten `praktisch denkenden`, also skeptischen Parteibürokratie.“9

Die Leitbegriffe waren nun NÖSPL (Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung) und WTR (Wissenschaftlich-Technische Revolution). Ulbricht wollte Veränderungen am Wirtschaftsmechanismus. In diesem Ansatz unterschied er sich von den anderen Führern im Ostblock - auch zur Sowjetunion. Er propagierte einen eigenen Weg, der phasenweise sogar den nachrückenden Jungen Handlungsspielräume für selbstbestimmte Aktivitäten bot, was nicht selten wiederum zu Konflikten mit den autoritären Alten führte. Der Selbstmord von Erich Apel, einem der Schöpfer der NÖSPL sei hier als extremes Beispiel genannt.

MÜHLBERG sieht die DDR aber in den 60er Jahren in einer Stabilisierungsphase. Nach der Wirtschaftskrise 1960/61 kam sie nach dem Bau der Mauer gleichsam in ruhigeres „Fahrwasser“. Der Lebensstandard stetig spürbar und die Mehrheit der Bevölkerung richtete sich auf ein Leben in der DDR ein. Gleichzeitig war der Staat einem doppelten Reformdruck ausgesetzt: Sich einerseits vom übernommenen sowjetischen Modell zu lösen und andererseits die Gesellschaft auf die Anforderungen eines neuen Modernisierungsschubs auszurichten.

„Damit war auch die politische Situation im Osten deutlich anders als die im Westen. Die innere Opposition der Reformer fand sich nur in der Führungspartei selbst, die Fundamental-Opposition gegen den Sozialismus hatte als Folge von Repression in den 50ern geendet und verlor 1961 durch den Mauerbau ihr Hinterland völlig. Eine neue innere Opposition, die dann aber den Sozialismus eher als Lebensweise reformieren wollte, kam erst in den 70ern auf, nachdem Honecker in einer wirtschaftlichen und kulturellen Krise die von ihm selbst 1971 begonnene Liberalisierung beendet hatte und zu neuen repressiven Methoden übergegangen war.“10

Auch die Bildungssituation war anders als im Westen. Im Osten hatte die soziale Bildungsreform bereits zwischen 1946 und Mitte der 50er stattgefunden und massenhaft neue

Leute an die Hochschulen und auch in das "akademische Leben" gebracht. Darauf soll allerdings erst im übernächsten Kapitel näher eingegangen werden.

2.2. Modernisierungsprobleme

Wie eingangs erwähnt und auch im vorherigen Abschnitt beschrieben, war die Situation in DDR mit der im Westen nicht vergleichbar. Allerdings stand man im Osten ebenfalls vor dem Modernisierungsproblem des Übergangs von Industriegesellschaft zur Dienstleistungsgesellschaft. Nur waren die einsetzenden Reformen um einiges früher und bedingt durch die Entstalinisierung. Ulbricht versuchte einen eigenen Weg und ging auf Distanz zum sowjetischen Modell. Politisch spielte sich aber alles innerhalb der herrschenden Partei ab und die Dominanz der alten Generation sollte dadurch niemals untergraben werden. Wie beschrieben ergaben sich dadurch dennoch Gestaltungschancen für die nachrückenden Generationen aus den unteren Mittelschichten, die durch die ihnen gebotenen Aufstiegsmöglichkeiten immer mehr auch in politisch wichtige Positionen vorrückten.

Ulbricht holte einige von ihnen wie Erich Apel oder Günther Kleiber in die Führungsspitze. Ihre Generation hatte die Stufen einer wissenschaftlichen Ausbildung durchlaufen und sorgte nun innerhalb der SED für den Dissens zwischen Fachwissen und politischem Erfahrungswissen.

Das nach dem Mauerbau verfolgte Konzept der NÖSPL sollte die wirtschaftlichen Probleme nach dem Mauerbau lösen. Es waren die Versuche einer „Verwissenschaftlichung der Produktion und Ansätze der Etablierung ökonomischer Rationalität und Teilautonomie [...]11 “.

„Das System konnte aber nur funktionieren, wenn die Betriebe den ökonomischen Fragen Vorrang vor politischen Entscheidungen gaben. [...] Mit dem NÖSPL schien der Konflikt zwischen parteilichem Dogmatismus und Fachwissen zugunsten der ökonomischen Kompetenz entschieden zu sein. Doch sofort stellten sich Probleme ein, da der Einfluss des Parteiapparates schwand.“12

Auf dem 11. Plenum des ZK der SED setzte man daraufhin das politische Primat der Partei in der Wirtschaft wieder uneingeschränkt durch.

GÖSCHEL kommt dadurch zu der Ansicht einer offensichtlichen Diskrepanz zwischen objektiver und subjektiver Modernisierung.

„In der DDR haben sich technische, infrastrukturelle und ökonomische Modernisierungen vollzogen. Die Umsetzung dieser Modernisierungen aber in soziale Bewegungen, die im Konflikt um Anerkennung einen kulturellen Wandel bewirken, ist an der repressiven Durchsetzung von sozialer Homogenität gescheitert.“13

Gleichwohl sieht er Ansätze, objektive Modernisierung in subjektive umzusetzen und darin auch eine deutsch-deutsche Paralle. Sie blieben seiner Meinung nach aber Ansätze, denen der „Bewegungscharakter“ fehlte. Die Transformation durch Repression gab den Wandlungsansätzen zudem Formen, die denen des Westens widersprachen.

3. Gab es im Osten vergleichbare Generationenkonflikte?

3.1. Ist das Generationenmodell auf die DDR überhaupt anwendbar?

In seinem Aufsatz wirft MÜHLBERG die Frage auf, nach der tatsächlichen Anwendbarkeit des Generationenmodells auf die DDR. Ob es nach der Flakhelfer/Aufbaugeneration überhaupt noch andere Generationen im Mannheimschen Sinne gegeben hat. Als Grund führt er hier die bis zum Ende tonangebenden Führungseliten an und die damit einhergehende Konfliktunterdrückung.14

Er verneint seine eingangs gestellte Frage, weil ein ähnlicher Konflikt wie im Westen für die Jungen nicht erfolgreich ausgetragen wurde und zu einem Wechsel der tonangebenden Generation geführt hat. Im Gegenteil: Im repressiven System der DDR konnte sich die erste Generation bis zum Ende behaupten.

KOHLI spricht deswegen von einer „zunehmenden Schließung des Generationsprozesses.“15

Im Osten wurde eine vergleichbare kulturelle Revolution wie im Westen unterdrückt, „bis sie nach zwei Jahrzehnten - unter geänderten Bedingungen - mit diesmal vernichtender Sprengkraft ausbrach.“16 Die DDR war für ihn eine Gesellschaft, die dem modernen Modell der reinen Funktionsmacht nahe kam. „Dies ist vielleicht auch ein struktureller Grund für das beharrliche Festhalten der Führungseliten an ihren Machtpositionen, dass der DDR zunehmend den Charakter einer Gerontokratie verschaffte.“17

Unabhängig von der Frage nach der Anwendbarkeit des Generationenmodells auf die DDR, gibt es generell in der Soziologie eine Diskussion um das Erklärungsmodell mit generationsspezifischem Ansatz. Kernpunkte sind hierbei die zunehmende Individualisierung

- Ulrich Beck nannte es den „neuen Modus der Vergesellschaftung“18 - und der beschleunigte Umschlag der Generationen.

Speziell für die DDR aber benutzen nicht wenige Wissenschaftler den generationsgeleiteten Ansatz für die soziologische Analyse, so zum Beispiel GEULEN (1993)19, ZWAHR (1994)20 oder auch GÖSCHEL (1997).

LINDNER verfolgt ebenfalls diesen Ansatz. Die DDR war zwar ein „politisches System von Stringenz und Dauer“, aber deswegen noch lange kein monolithischer Block. Trotz der allgegenwärtigen Ideologisierung durch sämtliche politische und kulturelle Sozialisationsinstanzen, wurden die darüber vermittelten Inhalte in den sozialen Schichten und Gruppen unterschiedlich angenommen und verarbeitet.21

3.2. Die Generation der 30er

Im folgenden beziehe ich mich auf das Buch von Albrecht Göschel, „Kultureller Wandel in der DDR und den neuen Bundesländern“.

Als jeweils erste Generation der beiden Staaten gelten die Geburtsjahrgänge vom Ende der 20er bis Anfang der 30er Jahre. Beide standen laut Göschel unter der Dominanz der sogenannten „Weimarer Generation“, mit Geburtsdaten etwa um die Jahrhundertwende, welche in beiden Teilen die politische Elite stellte.

In seinem Vergleich kommt GÖSCHEL zu dem Ergebnis, dass die prägenden Kräfte der 30er-Jahre-Generation in der DDR dem proletarischen, in der BRD dem bürgerlichen Segment dieser Generation zuzuordnen ist.22

„Die gravierenden Unterschiede zwischen den beiden [...] Generationsschicksalen liegen [...] darin, dass der ostdeutsche Teil in ein politisches Kampfmodell, in eine „politisierte“ und in hohem Grade „militarisierte“ Gesellschaft als Kampfgemeinschaft integriert werden sollte, wie es dem Erleben der sozialistischen Fraktion der Weimarer Generation, nicht aber den realen Erfahrungen des proletarischen Segments der 30er-Jahre-Generation entsprach [...].“23

MÜHLBERG stimmt dem zu und ergänzt: „Ihr Aufbauerlebnis hatten sie im Osten nicht als umtriebige Unternehmer, sondern als "Rädchen und Schräubchen" einer Großorganisation.“

Während im sich Westen ein Konsens zwischen Gründer- und Aufbaugeneration24 herausbilden konnte und die 30er-Jahre-Generation Anerkennung finden und aus der Adoptiertenrolle (GÖSCHELl) heraustreten konnte, verschaffte das beharrliche Festhalten der alten Führungseliten der DDR zunehmend den Charakter einer Gerontokratie, wie KOHLI feststellte.25 Was wiederum MÜHLBERG zu der Frage führt, ob das Generationenmodell im Mannheimschen Sinne dann überhaupt auf die DDR anwendbar wäre.26

Nach GÖSCHEL kennzeichnen die ostdeutsche Generation der 30er Karrieremöglichkeiten und Aufstiegschancen, wie sie bis dahin für die Arbeiterschaft unvorstellbar waren. Allerdings war dieser Aufstieg bedingt durch einen Elitenaustausch, den die Gründergeneration vornahm. Ihre Positionen nahmen sie demnach nicht durch den Konkurrenzkampf mit anderen ein, sondern sie wurden ihnen von Partei - und Staatsapparat zur Verfügung gestellt. Mit Folgen wie MÜHLBERG feststellt:

„Aus ihnen rekrutierte sich bald der Parteiapparat der SED vornehmlich. Nur wenige von ihnen eroberten sich selbständige Positionen in der Wissenschaft, fast alle wurden sie zuverlässige Unteroffiziere aber keine 68er.“27

Kennzeichnend für die ostdeutsche 30er-Jahre-Generation scheinen also ihre überwiegende proletarische Herkunft, ein Gefühl der Überforderung, und der Demut und Abhängigkeit von den Autoritäten, die ihr den Aufstieg ermöglicht haben.28

3.3. Die Generation der 40er

Ähnlich wie andere macht auch GÖSCHEL in der 40er-Jahre-Generation der Bundesrepublik den nun massenweise, bedingt durch die Bildungsreform, auftretenden lohnabhängigen Wissenschaftler aus. Er steht damit im Gegensatz zu dem Typus des Unternehmers, den GÖSCHEL für die 30er-Jahre Generation charakterisiert. Die 40er sind also mehr durch Verwissenschaftlichung geprägt, als die sogenannte Flakhelfer-Generation, deren Werte mehr auf materiellem Kapital basierten.

Für die 40er-Jahre Generation in der DDR stellt GÖSCHEL ebenfalls eine solche Verwissenschaftlichung fest, wenn auch mit einer völlig anderen Charakterisierung. Staat, Partei und politische Eliten beriefen sich offiziell und symbolisch auf wissenschaftliche Vernunft und Planung, die SED begründete viele Sachen stets „wissenschaftlich“, und nahm für sich in Anspruch, genau das auf jenem revolutionären Weg erkämpft zu haben, was im Westen zu dieser Zeit so in den Vordergrund gerückt wurde. Für GÖSCHEL gelingt deswegen der ostdeutschen 40er-Jahre-Generation kein entsprechendes Konfliktszenario.

„Die Gründer, also wieder die Weimarer Generation, haben genau diese Symbole besetzt und können für sich in Anspruch nehmen, als Avantgarde bereits das zu realisieren, was das Generationsprogramm der 40er-Jahre-Generation sein könnte, die Verwissenschaftlichung der Gesellschaft.“29

Infolgedessen sieht er bei den zu dieser Zeit Jüngeren in den 60er Jahren in der DDR eine relativ große Zustimmung zu Staat und Sozialismus. Demnach zeigte für sie der Studentenprotest in der BRD an, dass man in einem fortschrittlichen System lebe, was es nicht zu revolutionieren, sondern nur technisch zu verbessern gelte. Daraus resultiert er für die 40er-Jahre-Generation nicht den abstrakten Wissenschaftler, sondern den „idealtypischen homo faber“, den wissenschaftlich für eine gerechte Gesellschaft arbeitenden Techniker.30

Deswegen kommt er zu dem Schluss:

„Auch in der DDR entstehen damit Bedingungen, die zu einem neuen Milieu führen müßten: zu dem des Wissenschaftlers, der kulturell oder in seiner kulturellen Definitionsmacht das dominierende Milieu der 50 Jahre, in der DDR die Arbeiterschaft, in der BRD das private Unternehmertum, ablöst. Die dafür notwendige ‚subjektive Modernisierung‘, die durch Autonomie von Lebensstilen zu erreichen ist, wird jedoch unter der zentralistischen ‚Erziehungsdiktatur‘ der DDR verhindert."31

GÖSCHEL sieht also die sich parallel mit den West-68ern formierende Generation in der DDR in den 40er Jahrgängen, denen aber kein entsprechendes Konfliktszenario gelingt. Sie versäumen den Schritt zum Handeln und bleiben, „ganz im Gegensatz zur westlichen, eine unpolitische Generation.“32

MÜHLBERG kommt zum gleichen Schluss. Die in den 40er Jahren Geborenen waren fast alle Jungpioniere, sie legten das Abitur zwischen 1958 und 1968 ab, waren Studierende zwischen 1963 und 1973. Sie bemerkten noch das Ende Ulbrichtscher Reformpolitik mit dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED 1965. Doch den "Kahlschlag" erlebten sie mehr als Beobachter, nicht als betroffene Künstler, Jugendfunktionäre, Medienleute usw. Ihre Aufbruchs- und Erfolgsphase war der politische Übergang von Ulbricht zu Honecker und die relative Liberalisierung 1971-1976.33

Insofern stimmt MÜHLBERG mit GÖSCHEL überein. Dennoch kommt diese 40er Generation für ihn für einen Vergleich nicht in Frage. Statt dessen sieht eine Art Zwischengeneration - die „nachstalinistische Aufbaugeneration“.

3.4. Die „nachstalinistische Aufbaugeneration“

Diesen Ansatz einer Generation habe ich relativ ausführlich beschrieben bei MÜHLBERG gefunden. Zwar ist er nicht der einzige der zu solch einer Feststellung kommt, aber er gründet darauf seine Ansicht, wonach es in der DDR doch so etwas wie eine vergleichbare 68er- Generation gegeben hat.

Bezogen auf die Untersuchung von GÖSCHEL verortet MÜHLBERG die sogenannte nachstalinistische Aufbaugeneration in den Geburtsjahrgängen von etwa 1932 bis 1940 (bei GÖSCHEL fallen diese in die 30er-Jahre-Generation). Ihre entscheidenden Erlebnisse waren der Krieg und das Kriegsende. Als sie die Schule beendeten war für sie der höhere Bildungsweg schon eine selbstverständliche Möglichkeit. Sie wurden besser ausgebildet als ihre Vorgänger „und verbanden mit der sozialistischen Utopie sowohl ihre wissenschaftlichen, künstlerischen, pädagogischen usw. Zielvorstellungen als auch den Anspruch auf Selbstverwirklichung.“34

Ihre politischen Prägungen sieht MÜHLBERG in Umwälzungen der 50er Jahre, dem 17. Juni, der Entstalinisierung und dem Aufbauprojekt der 60er Jahre. Zudem nutzte nach seiner Meinung keine andere Gruppe die offene Grenze, er nennt es „individuelle Ost-West- Alternative“, so stark wie sie.

„Vielleicht ist es auch wichtig geworden, dass ihre Jugendphase bereits von der amerikanischen Popularkultur beeinflusst war. Das hob sie mental von der militärisch geformten ersten Aufbaugeneration ab. Ihre politischen Konflikte trugen sie gerade mit diesen "Unteroffizieren" der HJGeneration aus, die nicht zur Generation ihrer Eltern gehörten (die waren mehrheitlich älter und gehörten zur "Weimarer" Generation).“35

Mit dieser HJ-/Flakhelfergeneration trug also die „nachstalinistische Aufbaugeneration“ ihre Konflikte aus. Mit jener Generation, welche durch ihre enormen Aufstiegschancen selbst zu einem sich mitdrehenden Rädchen im System geworden war.

Daraus schlussfolgert MÜHLBERG, in eben diesen Jahrgängen eine den 68ern im Westen vergleichbare Gruppe zu sehen, die allerdings keine Revolte veranstaltet hat, sondern eher die sozialistische „Bewältigung“ als ihre Aufgabe sah („... ihre Ideale waren die wissenschaftlichtechnische Revolution und das NÖSP“36 ). Polemisch ausgedrückt, war ihr Ziel war eine Reformierung des bestehenden real existierenden Sozialismus`. Auf diese spezielle Ausdrucksweise werde ich im folgenden Kapitel noch einmal zurückkommen.

4. Welche sozialen Gruppen können verglichen werden?

Diese Fragestellung bezieht sich auf die maßstabsetzenden Gruppen sozialer Akteure. Die 68er Bewegung im Westen wurde von der lernenden und studierenden Jugend der bürgerlichen Mittelschichten getragen. Hinzu kamen aufgrund der Bildungsreform zunehmend Jugendliche aus unterbürgerlichen Milieus und verstärkt auch Frauen. „Es bildete sich eine beträchtliche Gruppe "lohnabhängiger" Akademiker, denen der Zugang zur traditionellen akademischen Hierarchie häufig versperrt war“.37 Nach anfänglichen Jahren des Aufschwunges und einer gewissen Aufstiegsmobilität, wuchs bald das Missverhältnis zwischen festbesetzten Positionen in allen Bereichen und eines sich vermehrenden „qualifizierten Nachwuchses“, wie MÜHLBERG ihn nennt.

4.1. Herausbildung eines „akademischen Proletariats“ in der DDR

Auch in der DDR stiegen die Zahlen der Studierenden rapide an. Die Gründe hierfür liegen für MÜHLBERG auf der Hand. Die SED begriff sich demnach als Partei, die den wissenschaftlichen Sozialismus vertrat und alles stets „wissenschaftlich“ begründete. Ihr war klar, dass der Gesellschaftsaufbau gebildete Fachkräfte brauchte, zudem sah sie in der, in den 60er Jahren einsetzenden wissenschaftlich-technischen Revolution eine Chance für den Sozialismus.38 Ab 1958 wurde das Hochschulwesen reformiert, das Bildungssystem folgte ab 1959.

Ein Grund für den rasanten Anstieg der Anzahl an Studierenden sieht MÜHLBERG auch in dem auszugleichenden Verlust der bürgerlichen Bildungsschichten.

Zu einer ähnlichen Ansicht kommt KOHLI. Für die Geburtsjahrgänge 1929-31 und 1939-41 bot die DDR nach seiner Ansicht erheblich bessere Aufstiegschancen als die Bundesrepublik. Erst später für die jüngeren Kohorten kehrte sich das um. Zunehmend sahen sich die jüngeren Jahrgänge mit einer drastischen Verschlechterung ihrer Aufstiegschancen konfrontiert. Einen Anhaltspunkt sieht KOHLI am Anteil der Studienanfänger am jeweiligen Geburtsjahrgang.

„Bis 1970 lag er in der DDR höher als in der Bundesrepublik. Während er aber danach in der Bundesrepublik weiter stieg, wurde er in der DDR gedrosselt: von 17 Prozent im Jahre 1970 auf 11 Prozent im Jahre 1980. Die DDR dürfte fast das einzige Land gewesen sein, dass seinen Hochschulsektor in den letzten zwanzig Jahren in dieser Weise zurückfuhr. Dass sich der Hochschulzugang durch diese Verknappung noch besser als Selektions- und Disziplinierungsinstrument nutzen ließ, mag für das Regime ein willkommener Nebeneffekt gewesen sein, dürfte aber bei den Ausgeschlossenen zu wachsender Erbitterung geführt haben.“39

Für MÜHLBERG kam es damit auch im Osten (sogar zehn Jahre früher als im Westen) zur Herausbildung eines „akademischen Proletariats“. Doch im Gegensatz zum Westen mussten diese Vielen untereinander nicht um ihren Platz in der bürgerlichen Mittelschicht konkurrieren. Sie waren fast alle Aufsteiger aus den unterbürgerlichen Schichten und bekamen ihre Positionen zugewiesen. Anders als im Westen wurden sie mit ihrer Qualifikation dringend gebraucht. Genau diese Bildungs- und Aufstiegschancen sieht MÜHLBERG als Ursache, dass sich der größere Teil der Jugendlichen mit höherer Bildung mit dem Sozialismus arrangiert hat.40

Um seine These zu erhärten zitiert MÜHLBERG ein Buch aus jenen Tagen, mit durchaus imposanten Zahlen.

„Darin wird über gut 400 000 Absolventen der Diplomjahrgänge 1952 bis 1963 festgestellt, daß höchstens 3,8 Prozent in den Westen abgewandert sind. 15 Prozent wurden als Gegner des Systems vermutet, 10 Prozent als opportunistische Karrieristen eingeordnet. Blieben 280 000 mit dem Sozialismus "Arrangierte" (70 Prozent) und als Aktivisten des Systems wurden etwa fünf Prozent der Absolventen ausgemacht. (Richert 247)“41

Die für den Westen typischen Konflikte der nachwachsenden hochschulgebildeten Jahrgänge um angemessene Arbeitsplätze kann also von MÜHLBERG nicht festgestellt werden.42

Konflikte ergaben sich für ihn eher „aus der Diskrepanz zwischen der offiziell gelehrten marxistischen Bildung einerseits und der von ihnen erlebten realsozialistischen Praxis andererseits.“43

WIERLING sieht das ähnlich und beschreibt die Grundhaltung der DDR- Nachkriegsgeneration mit dem Begriff der Dankbarkeit. Seinen zentralen Gegenstand sieht sie im Nationalsozialismus. Diese zum Teil aggressive Befragung und öffentliche Auseinandersetzung mit der Elterngeneration wie im Westen fand in der DDR nicht statt. Die Gründe liegen für WIERLING einerseits in der staatlichen Faschismusinterpretation, die das Volk, und hier vor allem die Arbeiterklasse, pauschal entschuldete und den öffentlichen Antifaschismus als zentrales Element der Ideologie hervorhob. Andererseits bestand ihrer Meinung nach eine Art „familiärer Schweigepakt“, der das Fortbestehen der Familie als wichtigster Schutzzone vor den Zumutungen der Politik sichern sollte.44

Aus diesen Gründen speiste sich die Dankbarkeit der DDR-Nachkriegsgeneration, die sich als

„besonders erfolgreich bei denjenigen erwies, die am meisten beschenkt worden waren mit den auf den Opfern der Gründer basierenden Gaben: der studentischen Jugend. Sie sollte (und mehrheitlich wollte sie auch) sich der ihr gebrachten Opfer würdig erweisen, wenn sie diese schon nicht wirklich wieder gut machen konnte. Die dankbare Bindung an die Elterngeneration in Familie und Staat verstärkte die Wirkungen offener politischer Repression: 71 % derjenigen, die im Anschluß an Proteste gegen den Einmarsch in die ČSSR festgenommen wurden, waren junge Arbeiter und Lehrlinge, nur 7,6 % waren Studenten.“

Was uns zu der Frage nach den tatsächlichen sozialen Akteuren von 1968 in der DDR führt.

4.2. Wer waren die sozialen Akteure und welche Ideale verfolgten sie?

Festgestellt wurde also, dass der Anteil der Studenten an Protestaktionen verschwindend gering war, der Anteil an jungen Arbeitern jedoch mit 71 Prozent erstaunlich hoch. In der DDR stand das Jahr 1968 hauptsächlich für die Entwicklungen des Prager Frühlings und seine Niederschlagung durch den Einmarsch der Warschauer Paktstaaten im August desselben Jahres. Für WIERLING gehörte die übergroße Mehrheit, der für den Prager

Frühling Engagierten und in die Proteste gegen den Einmarsch Involvierten, ähnlichen Jahrgängen an wie die West-68er. „Dennoch erfuhren sie sich nicht als politische Generation, wurden nicht als solche erkannt und später nicht nach 1968 oder einem anderen Stiftungsereignis benannt.“45

Durch die repressive Politik,

„die diese Generation Mitte der 60er Jahre in ihrer Jugend traf und die ihnen auch die Niederlage von 1968 bescherte, konnte es in der DDR jedenfalls nicht zu jener fröhlichen Selbststiftung als Generation kommen, die die ‘68er im Westen auszeichnet.“46

Stattdessen sieht WIERLING politische Einzeltäter und kleine politische Gruppen mit unmittelbarer Kommunikation. Gleichzeitig sieht sie deutliche Hinweise, dass Enttäuschung und Disziplinierung zu einer weitergehenden Entpolitisierung der DDR-Intellektuellen beitrugen. Zudem war das politische Erleben Vieler äußerst individuell aufgrund der fehlenden Öffentlichkeit.

Was die hohe Zahl an jungen Arbeitern unter den Protestierenden betrifft, so lassen sich für mich genaue Ursachen und Schlüsse aus der mir vorliegenden Literatur nur sehr schwer ziehen. Ein Fakt könnte sein, dass sie nicht jenen Druck spürten, den Studierende hatten, nämlich Dankbarkeit und Angst vor Sanktionen, welche den Aufstieg behindert hätten. Dass sie in stärkerem Maße kritisch politisiert gewesen wären als die jungen Intellektuellen, verneint WIERLING47 in ihrem Aufsatz. Das korrespondiert mit den Beobachtungen ENGLERS, der hier eher eine relative Gleichheit bedingt durch eine gemeinsame Kommunikationsbasis sieht.

„Die seinerzeit eingeführte Verkopplung von Abitur und Facharbeiterausbildung trug ungewollt zur Überwindung der Isolierung bei, indem sie Abiturienten, Lehrlinge und junge Arbeiter zusammenführte.“48

In ihrem Artikel in der ZEIT kommt Anette SIMON ebenfalls zu dem Ergebnis, dass den sogenannten Ost-68ern jene Öffentlichkeit fehlte die für die westdeutsche Generation so bedeutsam war. Diejenigen die sie als Protagonisten der DDR-68er sieht, wurden in ihrer Mehrzahl über den Westen oder die Westmedien bekannt und hatten nach ihrer Meinung denn auch nur ein Leben zwischen Ost und West. Das heißt, sie wurden zum Teil ausgewiesen oder gingen freiwillig. So Wolf Biermann, Thomas Brasch oder Rudolf Bahro. Nach SIMON blieben viele von ihnen jedoch unerkannt, blieben in der DDR und versuchten den Weg durch die Institutionen.49

Einige traten dann im Herbst 1989 in Erscheinung, wie Jens Reich, Bärbel Bohley und Gerd Poppe. Ihre Ideale hätten im Frühling 1968 in Prag einen konkreten Bezugspunkt gefunden und im August desselben Jahres eine ebenso abrupte Niederlage. Dennoch seien diese Ideale nicht verschwunden, sondern erstickt und über die Jahre in kleinen Gruppen und Institutionen konserviert wurden.

„Lange teilten die linken Kritiker der DDR die Illusion ihrer Herrscher, eigentlich auf der richtigen Seite zu stehen, die bessere Gesellschaftsordnung zu haben, in der nur einige Überbaumerkmale beseitigt werden müssten.“

SIMON macht die Masse der von ihr so bezeichneten Achtundsechziger in ihrer Mehrzahl hauptsächlich in jungen Oberschülern und Studenten aus, deren Eltern nicht selten sogar Parteifunktionäre waren.

Die sozialen Akteure von 1968 in der DDR also als vornehmlich junge Intellektuelle, deren Bemühungen auf einen zu reformierenden Sozialismus abzielten? Diese Zielsetzung lässt sich in ähnlicher Form auch bei MÜHLBERGS „nachstalinistischer Aufbaugeneration“ finden, die ihre Aufgabe hauptsächlich in der „Bewältigung“ des Sozialismus und zum Teil im Zuge dessen, seine Reformierung sah.

SIMON sieht in diesen Bemühungen um einen besseren Sozialismus sogar ein Paradoxon:

„Die Achtundsechziger im Westen wollten eine Revolution. Sie bekamen einen modernisierten Kapitalismus. Die Achtundsechziger im Osten wollten Reformen und setzten letztendlich eine Revolution in Gang.“50

Damit taucht nach der Frage einer vergleichbaren Generation auch die Frage nach dem Wann einer vergleichbaren Krise bzw. Revolution auf. Ein Fakt, der sich bei erstaunlich vielen

Autoren so liest: Das Jahr 1989 als nachgeholtes 1968 der DDR. So zum Beispiel auch bei

KOHLI51. Auf diese Interpretation werde ich später noch einmal zu sprechen kommen.

5. Gab es im Osten eine vergleichbare kulturelle Wende?

Hierzu muss man sich die kulturelle Verfassung der ostdeutschen Gesellschaft gegen Ende der 50er Jahre vor Augen führen. Die akademisch gebildeten Eliten waren bereits in den Jahren nach dem Krieg geflohen, entlassen oder vertrieben worden. Etwas später wurden viele Wissenschaftler, Künstler und Publizisten aufgrund ihrer sogenannten bürgerlichen Einstellung verdrängt. Demnach waren, wie in vielen anderen Bereichen auch, die Aufsteiger aus den Unterschichten in der Wissenschaft ebenfalls unter sich. Hinzu kam eine Einengung durch den starken Einfluss der sowjetischen Kultur.

5.1. Kulturelle Wende oder Neuaufbau?

MÜHLBERG bezieht sich in seinem Vergleich wieder auf die „nachstalinistische Aufbaugeneration“. Während es für die West-68er darum ging, wie eine erstarrte Kultur aufgebrochen werden kann, „fragten die Ostdeutschen, wie eine Gesellschaft ohne eigene Kultur gestaltet werden könne. Die `nachstalinistische Aufbaugeneration` konnte gar keine Traditionsbestände einreißen. Das war längst mit großer Radikalität geschehen.“52

Für sie ging es also darum, Strukturen einer neuen Kultur zu flechten. Nach MÜHLBERGS Überzeugung bildeten die jungen Hochschulabsolventen bald ein eigenes, „wissenschaftlich- künstlerisches Milieu“, welches allerdings niemals eine Definitionsmacht gewann. Er sieht sie aber die Denkweise und den Lebensstil der neuen Intelligenz entscheidend prägen. Demnach bildeten sich kulturelle Szenen, von denen nachhaltige Anregungen für die Kultur der ostdeutschen Gesellschaft ausgingen.

„Was sie antrieb, war ihr eigenes Bedürfnis nach Vergewisserung. Die eigene Gesellschaft und ihr weiteres Umfeld boten dafür keine Vorbilder, unbefangen machten sie sich selbst zum Maßstab [...]. Sie inszenierten den Streit um neue Lebensformen und führten ihn mit Grundsatzartikeln, philosophischen Debatten, mit Gedichten, Romanen und Filmen, vor allem aber mit praktischen Entwürfen für alle Seiten des Alltagslebens - vom Städtebau bis zu den partnerschaftlichen Umgangsformen. Vielleicht sind diese unspektakulären Entwürfe doch verwandt mit den kulturellen Wandlungen, deren Beginn die Gründung der "Kommune 1" am

Neujahrstag 1967 markierte?“53

Ihren „Niedergang“ erlebte diese Kultur mit Ende der Ulbrichtschen Reformpolitik und dem 11. Plenum des ZK der SED 1965.

Wie gesagt, alle diese Feststellungen trifft MÜHLBERG für die „nachstalinistische Aufbaugeneration“. Die 40er Jahrgänge, zwar altersmäßig eher mit der 68er Generation im Westen verwandt, war zu diesem Zeitpunkt noch beim Abitur oder hatte das Studium gerade angefangen. Den „Kahlschlag“ erlebten sie noch nicht als betroffene Künstler, Jugendfunktionäre oder Medienleute. Ihre Aufbruchs- und Erfolgsphase ist vielmehr der Übergang von Ulbricht zu Honecker und die relative Liberalisierung zwischen 1971 und 1976. Danach macht MÜHLBERG einen Umschwung in die Langeweile aus, welcher der 40er-Generation das entscheidende gesellschaftliche Engagement austrieb.54

Um dies zu untermauern führt MÜHLBERG einen interessanten Vergleich an, der meiner Meinung nach in dieser Form wirklich noch genauer nachzuprüfen wäre. Er stellt Persönlichkeiten nebeneinander, die jeweils für die „nachstalinistische Aufbaugeneration“ (Jahrgänge 1930-39) und die 40er-Generation (1940-48) stehen.

„Für die Jahrgänge 1930 - 39 stehen Adolf Endler, Erik Neutsch, Alexander Schalck-Golodkowski, Brigitte Reimann, Maxi Wander, Ulrich Plenzdorf, Rudolf Bahro, Wolf Biermann, Jurek Becker, Manfred Krug, Helga Königsdorf, Jens Reich, Volker Braun. In Gesinnung, Anspruch und sozialem Engagement ließen sich einige verwandte Züge finden. Das dürfte bei typischen Vertretern der Jahrgänge 1940 - 48 nicht ganz so sein. Denn dafür stehen Namen wie Joachim Gauck, Monika Maron, Konrad Weiß, Rainer Eppelmann, Wolfgang Thierse, Ibrahim Böhme, Bärbel Bohley, Sabine Bergmann-Pohl und Gregor Gysi.“55

Auffällig ist die ungleiche Häufigkeit von Politikern und Künstlern. Die "nachstalinistische Aufbaugeneration" ist in der Politik wenig vertreten, die "Romantiker" der ersten DDR- Generation scheinen - nach langer Abstinenz - darin inzwischen stark zu sein. Bilanzierend wäre für MÜHLBERG festzustellen: Einen vergleichbaren kulturellen Umbruch hat es in der DDR 1968 so nicht gegeben. Allerdings lassen sich, zeitlich versetzt, durchaus Ansätze für eine neue kulturelle Ausrichtung finden, jedoch aus der Tatsache begründet, dass (bürgerliche) Traditionen weggebrochen waren und sich die Problematik eines Neuanfangs stellte.

5.2 Der Einfluss angloamerikanischer Jugendsubkultur

Die 60er Jahre in beiden deutschen Staaten waren geprägt von der Teilhabe an dieser Subkultur. Stichworte hierfür sind die Beatmusik, Sexualisierung der Körpersprache und lange Haare.

In der DDR ließ sich all das aber schwer ausleben. Während nun im Westen Segmente dieser Jugendkulturrevolution in die politische Revolte übergingen, war das im Osten nicht der Fall (WIERLING56 ). Hier kam es stattdessen zu einer feindseligen Politisierung von oben. Im Westen politisierten die Jugendlichen auch das Privateste, wo hingegen WIERLING die Ostdeutschen darum kämpfen sah, „das politisch anstößige, ihre musikalischen Leidenschaften, privat zu halten oder zu machen.“57 Für die politische Führung stand hinter dieser jugendlichen Renitenz stets der Klassenfeind.58

Es ist nicht das Thema dieser Arbeit auf Auswirkungen und Ausprägungen der angloamerikanischen Jugendsubkultur spezifischer einzugehen. Die unterdrückten Möglichkeiten diese Gefühlen auch in Taten umzusetzen haben zwar Proteste hervorgerufen (erinnert sei an die Demonstration am 31. Oktober 1965 auf dem Leipziger Leuschnerplatz), aber ob diese in einen kulturellen Umbruch mündeten oder als solcher bezeichnet werden können, bleibt zumindest für mich zweifelhaft. In jedem Fall fand ein Prozess der Modernisierung ostdeutscher Jugendkultur statt. Ihre Leitbilder fanden sie in der, insbesondere durch die Westmedien vermittelten Massenkultur. LINDNER spricht in diesem Zusammenhang von der ersten mediengeprägten Generation im Osten.59

5.3. Das 11. Plenum der SED als „Kahlschlag“

Mit dem 11. Plenum seines Zentralkomitees 1965 beendete die SED jegliches Projekt einer, bis dahin wenigsten in Ansätzen versuchten, kulturellen Öffnung. NEUBERT sieht es als endgültigen „Ausweg aus der Entstalinisierungsdebatte“.60 In deren Zuge sei es Anfang der 60er Jahre nach seiner Meinung zu einem von staatlicher Seite nicht forcierten „Tauwetter“ gekommen, dessen Phänomene von den gesellschaftspolitischen Instrumenten der SED nicht erreicht wurden.61 Mit dem Plenum sollte dem ein Riegel vorgeschoben werden.

ENGLER stellte fest, dass dieses Kulturplenum, die „Entpolitisierung der zweiten politischen Generation der DDR“ einleitete.62 Dies sollte sich dann 1968 zeigen. Zwar gab es auch zwischen den Ost-68ern und ihren Eltern Konflikte, „ein öffentlich und mit politischen Mitteln geführter Generationskampf entwickelte sich daraus jedoch nicht.“63 Nach seiner Meinung hatten die Widersprüche zwischen Staat und Gesellschaft den innergesellschaftlichen, familiären Konflikten jede Schärfe genommen.

„Mit dem 11. Plenum 1965 erfolgte in der DDR ein kulturpolitischer Rundumschlag, in dessen Folge sich die Jugendbewegung plötzlich mit Teilen ihrer Elterngeneration in einem Boot befanden, aber nicht als Protagonisten einer kulturellen Öffnung des Sozialismus, sondern als enttarnte Agenten antisozialistischer und prowestlicher Ideologien.“64

Vielleicht ließe sich bilanzieren, dass das 11. Plenum jeglichem Versuch von kultureller Selbstständigkeit die Öffentlichkeit verweigerte. So blieb nichts anderes, als ihn möglicherweise im Westen auszuleben oder - wie auch im Falle von politischer Willensbekundung - der Rückzug ins Private. Hier konnten sich zwar einige Bereiche in den vielzitierten Nischen entwickeln, gewannen aber keinen Einfluss auf die Politik und schützten den Einzelnen auch nur bedingt vor dem direkten Zugriff der Macht.

„Die Felder des Privaten konnten sich nicht zu intermediären Zusammenhängen mit den [...] Funktionen einer zivilen Gesellschaft entwickeln, sondern stellten Lebensbereiche dar, die sich von der Politik völlig abkoppelten.“65

Aufgrund dessen kommt GÖSCHEL zu dem Schluss, dass in der DDR kein Wertewandel stattgefunden hat, da dieser immer auf existierenden intermediären Systemen basiert, die es im Osten in dieser Form nicht gegeben hat. Es kam seiner Meinung nur zu eher oberflächlichen Einstellungs- und Orientierungsveränderungen, die aber auf traditionellen Normen und Werten basieren.

6. Resümee

Der Versuch einer Antwort auf die Frage, ob sich in der DDR eine vergleichbare 68er- Generation herausgebildet hat vielleicht gleich vorweg. Sie müsste lauten, diese Polemik sei mir gestattet: „Nein, aber “ .

Der von mir angedeutete Vergleich belegt, dass in beiden Gesellschaften sogenannte objektive Modernisierungsprozesse stattfanden, welche aber verschieden abliefen, „von anderen kollektiven Subjekten getragen oder vorangetrieben wurden und auch subjektiv unterschiedlich verarbeitet worden sind.“66 MÜHLBERG kommt zu dem Schluss, dass sich die nachrückenden Generationen nicht in dieser Weise mit eigenen Ansprüchen profilieren konnten wie das bei den 68ern im Westen der Fall war. Darüber hinaus sei mit ihnen kein ebensolch weitgreifender und deutlicher Neuansatz verbunden.

Die Ausgangspunkte waren in Ost und West oft die Gleichen. Doch in der DDR zeigte sich eine zunehmende Diskrepanz zwischen „objektiver“ und „subjektiver“ Modernisierung. In der Bundesrepublik dagegen bestand eine weitgehende Kongruenz zwischen beiden, brachten Berufsdifferenzierung, Qualifikations- und Bildungsanstieg auch eine entsprechende

Umsetzung in Werte, Normen und Mentalitäten mit sich. In der DDR war das nicht der Fall.

Die gegensätzlichen Rahmenbedingungen führten also nicht nur zu verschiedenen, sondern sogar zu gegensätzlichen Umsetzungen paralleler Entwicklungen, hat GÖSCHEL erkannt.

MÜHLBERG sieht dennoch in den Reformbemühungen der ersten Hälfte der 60er Jahre das Wirken einer „nachstalinistischen Aufbaugeneration“, die die Entsprechung der West-68er bilden, allerdings schon Mitte der 60er scheitern.

Für WIERLING sind die vermeintlichen Ost-68er, wie schon in der Einleitung erwähnt, nicht mehr als ein Produkt der neunziger Jahre, in denen die vergleichende, das heißt auch konkurrierende, Geschichtsschreibung in Deutschland in Gang kam. Für sie gehörte die Mehrheit der DDR-Bürger die sich für den Prager Frühling engagierten, zwar zu ähnlichen Jahrgängen wie die West-68er, dennoch „erfuhren sie sich nicht als politische Generation, wurden nicht als solche erkannt und später nicht nach 1968 oder einem anderen Stiftungsereignis benannt“.67

Als Grund wird immer wieder das repressive System der DDR angeführt. Es verhinderte die Entstehung intermediärer Systeme und sicherte so den alten Eliten die Macht. Politischen und kulturellen Gedanken fehlte die Öffentlichkeit. Auch dadurch bedingt war das politische Erleben Vieler lokal und sehr häufig sogar äußerst individuell.

Die Achtundsechziger im Osten interessierten sich politisch am meisten für das eigene Gesellschaftssystem, für den real existierenden Sozialismus und dessen Veränderung. Kapitalistische Verhältnisse wollten sie nicht einführen - die Fundamentalkritik der westdeutschen 68er schien sie darin zu bestätigen. WIERLING hat dazu festgestellt, dass von der bundesdeutschen Studentenbewegung nur ganz wenige Impulse aufgenommen wurden. „Sie schienen für die DDR keine Relevanz zu haben, denn sie sprachen vor allem Probleme an, die in der DDR als gelöst galten.“68 Als Beispiel sei hier die Aufarbeitung der NS- Vergangenheit genannt. Gleichwohl verbanden die Ost-68er mit den Westlinken eine „naive

Bewunderung“ (SIMON) und Solidarität. ENGLER beschreibt in seinem Buch „Die Ostdeutschen“ ostdeutsche 68er-Zeitzeugen aus (Ost-)Berlin mit Kontakten zur APO- Bewegung im Westteil der Stadt, die sich heimlich trafen und sogar für ihre Westkollegen Geld sammelten.

Auch wenn es solche Kontakte in der Berliner Szene gegeben haben mag, der politische Orientierungspunkt im Osten 1968 war Prag und der Versuch der Demokratisierung des Sozialismus. Einige Autoren, so zum Beispiel KOHLI, vertreten die These, dass die Unterdrückung der kulturellen Revolution 1968 die Ursache zu deren verstärktem Ausbruch zwanzig Jahre später war. Er baut seine Argumentation auf die fehlende generationelle Ablösung in der DDR, „dass also zu den Mängeln des institutionellen Systems und ihren Folgen für die allgemeinen Konsum- und Partizipationschancen noch eine spezifische Benachteiligung der folgenden Generationen trat [..].“69

1989 also als ein nachgeholtes 1968? Diese Frage bleibt spekulativ. Die Mitwirkung der 68er- Generation der DDR an der friedlichen Revolution müsste dazu noch näher untersucht werden. WIERLING verortet solch eine Frage in einem Konzept vergleichender deutscher Nachkriegsgeschichte, „das den Westen zur Meßlatte macht und den Osten selten in seiner Eigenständigkeit untersucht.“70

7. Literatur

Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1986

Bude, Heinz: Die biographische Relevanz der Generationen. In: Kohli, Martin & Szydlik, Marc (Hrsg.): Generationen in Familie und Gesellschaft. Opladen: Leske+Budrich 2000

Bude, Heinz: Das Ende einer tragischen Gesellschaft. In: Joas, Hans / Kohli, Martin (Hrsg.): Der Zusammenbruch der DDR. Soziologische Analysen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1993

Engler, Wolfgang: Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land. Berlin: AufbauVerlag, 1999

Geulen, Dieter: Typische Sozialisationsverläufe in der DDR. Einige qualitative Befunde über vier Generationen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 43 (1993) 26-27

Göschel, Albrecht: Kultureller Wandel in der DDR und den neuen Bundesländern. Ein Generationenmodell. Berlin: Deutsches Institut für Urbanistik, 1997

Huinink, Johannes / Mayer, Karl Ulrich: Lebensverläufe im Wandel der DDRGesellschaft. In: Joas, Hans / Kohli, Martin (Hrsg.): Der Zusammenbruch der DDR. Soziologische Analysen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1993

Kohli, Martin: Die DDR als Arbeitsgesellschaft? Arbeit, Lebenslauf und soziale

Differenzierung. In: Kaelble, Hartmut (Hrsg.): Sozialgeschichte der DDR. Stuttgart: KlettCotta, 1994.

Kraushaar, Wolfgang: 1968. Das Jahr, das alles verändert hat. München: Piper,1998

Linder, Bernd: Sozialisation und politische Kultur junger Ostdeutscher vor und nach der Wende - ein generationenspezifisches Analysemodell. In: Schlegel, Uta / Förster, Peter (Hrsg.): Ostdeutsche Jugendliche. Vom DDR-Bürger zum Bundesbürger. Opladen: Leske+Budrich, 1997

Mühlberg, Dietrich: Die 68er und wir, oder: Wer waren die 68er im Osten?. Unveröff. Ms,

Juni 1998

Neubert, Erhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2000

Simon, Anette: Kluge Kinder sterben früh. Die Achtundsechziger der DDR: Was verbindet, was trennt sie von jenen der Bundesrepublik. Die ZEIT, 06.06.1997. S.42

Wierling, Dorothee: Warum es in der DDR keine explizite 68er-Generation gegeben hat.

Leicht überarbeitete Fassung eines Vortrages beim Zentrum für Zeitgeschichtliche Forschung Potsdam. Mai 2000

Weidenfeld, Werner: Deutschland 1989: Konturen im Rückblick auf vierzig Jahre. In: Weidenfeld/Zimmermann (Hrsg.): Deutschland-Handbuch. Bonn 1989.

[...]


1 Kraushaar, Wolfgang: 1968. Das Jahr, das alles verändert hat. München: Piper,1998, S.319 oben

2 Bude, Heinz: Die biographische Relevanz der Generation. In: Kohli, Martin & Szydlik, Marc (Hrsg,): Generationen in Familie und Gesellschaft. Opladen: Leske+Budrich 2000. S.26 oben

3 Wierling, Dorothee: Warum es in der DDR keine explizite 68er-Generation gegeben hat. Leicht überarbeitete Fassung eines Vortrages beim Zentrum für Zeitgeschichtliche Forschung Potsdam. Mai 2000

4 Mühlberg, Dietrich: Die 68er und wir, oder: wer waren die 68er im Osten? Unveröff. Ms, Juni 1998

5 s.o.

6 s.o.

7 Weidenfeld, Werner: Deutschland 1989: Konturen im Rückblick auf vierzig Jahre, in: Weidenfeld/Zimmermann (Hrsg.), Deutschland-Handbuch, Bonn 1989. S. 22 unten

8 Mühlberg 1998

9 s.o.

10 Mühlberg 1998

11 Göschel 1997, S.12 Mitte

12 Neubert, Erhart: Geschichte der Opposition in der DDR 1949-1989. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 1997. S.147 Mitte

13 Göschel 1997, S.19 unten

14 Mühlberg 1998

15 Kohli, Martin: Die DDR als Arbeitsgesellschaft? Arbeit, Lebenslauf und soziale Differenzierung. In: Kaelble, Hartmut (Hrsg.): Sozialgeschichte der DDR. Stuttgart: Klett-Cotta, 1994. S.54 unten

16 s.o., S.54 unten

17 s.o., S.51 unten

18 Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1986. S.205 unten

19 Geulen, Dietrich: Typische Sozialisationsverläufe in der DDR. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 43 (1993) 26-27

20 Zwahr, Hartmut: Umbruch durch Aufbruch: Die DDR auf dem Höhepunkt der Staatskrise 1989. In: Hartmut Kaelble (Hrsg.): Sozialgeschichte der DDR, Stuttgart: Klett-Cotta, 1994.

21 Linder, Bernd: Sozialisation und politische Kultur junger Ostdeutscher vor und nach der Wende - ein

generationenspezifisches Analysemodell. In: Schlegel, Uta / Förster, Peter (Hrsg.): Ostdeutsche Jugendliche. Vom DDR-Bürger zum Bundesbürger. Opladen: Leske+Budrich, 1997. S.24 Mitte

22 Göschel 1997. S.304 Mitte

23 s.o., S. 304 unten

24 Hierzu sei angemerkt, dass sich die hier erwähnte sogenannte Aufbaugeneration auf die Jahrgänge 1922 bis 1931 bezieht. Deren prägende Erlebnisse sind aber NS-Zeit und Krieg. Heinz Bude spricht dagegen von der Hitlerjungen- oder Flakhelfer-Generation

25 Kohli 1994, S.51 unten

26 Mühlberg 1998

27 s.o.

28 Göschel 1997, S.306 oben

29 s.o., S.307 oben

30 s.o., S. 307 Mitte

31 Göschel 1997 S. 45

32 s.o., S.307

33 Mühlberg 1998

34 s.o.

35 Mühlberg 1998

36 s.o.

37 s.o.

38 s.o.

39 Kohli 1994, S.54

40 Mühlberg 1998

41 Richert, Ernst: Sozialistische Universität. Berlin 1967. In: Mühlberg 1998

42 Dietrich Mühlberg bezeichnet mit ihrer Anpassung und Eingliederung ins System die Flakhelfer-Generation

43 Mühlberg 1998

44 Wierling 2000

45 Wierling 2000

46 s.o.

47 s.o.

48 Engler, Wolfgang: Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land. Berlin: Aufbau-Verlag, 2000 S. 310

49 Simon, Anette: Kluge Kinder sterben früh. Die Achtundsechziger der DDR: Was verbindet, was trennt sie von jenen der Bundesrepublik. Die ZEIT, 06.06.1997. S.42

50 s.o.

51 Kohli 1994, S.54 Mitte

52 Mühlberg 1998

53 s.o.

54 s.o.

55 Mühlberg 1998

56 Wierling 2000

57 s.o.

58 Anfangs versuchten die SED und die FDJ diese „unsozialistischen“ Lebensäußerungen zu kompensieren und sozialistisch zu sozialisieren. Es wurden eigene Gruppen geschaffen die Beatelemente mit Tanz und Schlager verbinden sollte. Der Jugendsender DT 64 wurde gegründet, mit weitreichenden Lizenzen für Beatmusik. 1965 aber erklärte man den Beat zum Ausdruck westlicher Unmoral.

59 Lindner 1997, S.33 Mitte

60 Neubert 2000, S. 148 Mitte

61 Hier sei auf die steigende Bedeutung des Westfernsehens, insbesondere nach dem Mauerbau verwiesen. Die FDJ-Aktion „Ochsenkopf“, die Antennen von den Dächern entfernen sollte, entpuppte sich schon nach kurzer Zeit als Fehlschlag.

62 Engler 1999, S.309 Mitte

63 s.o., S. 308 unten

64 Burkhard Kleinert (Zeitzeuge), In: Engler 1999, S.308 unten

65 Göschel 1997, S.10 Mitte

66 Mühlberg 1998

67 Wierling, 2000

68 s.o.

69 Kohli 1994, S.55 oben

70 Wierling 2000

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
1968 in der DDR - Hat dieses Ereignis zur Herausbildung einer vergleichbaren Generation wie in der BRD geführt?
Hochschule
Universität Leipzig
Veranstaltung
Sozialisation und politische Kultur im Generationenvergleich
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
28
Katalognummer
V107400
ISBN (eBook)
9783640056736
Dateigröße
484 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ereignis, Herausbildung, Generation, Sozialisation, Kultur, Generationenvergleich
Arbeit zitieren
Markus Escher (Autor:in), 2001, 1968 in der DDR - Hat dieses Ereignis zur Herausbildung einer vergleichbaren Generation wie in der BRD geführt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/107400

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